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THEMA:   "Grausamkeiten" gegen RentnerInnen

 50 Antwort(en).

Helga B. begann die Diskussion am 06.07.03 (11:00) mit folgendem Beitrag:

Mich würde einmal Eure Meinung über die zu erwartenden Kürzungen im Renten- und Gesundheitsbereich interessieren. Noch ist zwar alles nur angedacht und ändert sich täglich, aber gut wird es für uns nicht aussehen, fast so als sei es unsere Schuld, daß wir älter werden. Dabei sind m.E. diese evtl. künftigen Maßnahmen sowieso nicht die richtigen und "laufen" nach ein paar Jahren bestimmt ohnehin wieder an die Wand.
Was haltet Ihr von einer Unterschriftenliste an Ulla Schmidt & Co. Ich bin zwar nicht genug befähigt, um soetwas PC-mäßig zu initiieren, aber ich stelle es mir so ähnlich vor wie damals vor dem Irak-Krieg (auch wenn das Thema nicht so brisant ist).


Wolfgang antwortete am 06.07.03 (11:25):

Die angeblichen "Grausamkeiten" gegen RentnerInnen sind gar nicht so grausam gemessen an dem, was die derzeitige RentnerInnengeneration den ihnen folgenden Generationen hinterlassen wird... nämlich zerüttete Kranken-, Pflege- und Rentenversicherungen.

Wie heisst es so schön in der berühmt gewordenen Definition von Nachhaltigkeit (die bei jeder Sonntagsrede zitiert wird):

Nachhaltig ist eine Entwicklung, "die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen" (Quelle... Brundlandt-Bericht von 1987).

Warum spricht es eigentlich niemand deutlich aus: Die heutigen RentnerInnen fressen den kommenden Generationen, ihrem eigenen Nachwuchs, ohne Skrupel die Haare vom Kopf.


Ullika antwortete am 06.07.03 (12:05):

Das ist absolut richtig, aber es sollte dabei nicht unerwähnt bleiben, dass die heutigen RentnerInnen ihren Kindern ein nicht unbeachtliches Vermögen hinterlassen, wobei natürlich Ausnahmen die Regel bestätigen.


Gudrun antwortete am 06.07.03 (12:05):

Wolfgang


Das sehe ich doch etwas anders!

die heutigen RentnerInnen haben gearbeitet-Gottseidank war arbeit da!- und ihren Anteil am "Generationsvertrag im guten Glauben,das Alter gesichert zu wissen,geleistet!
Nicht jeder heutige rentner hat sich ein Haus bauen können und so eine zusätzliche Alterssicherung zu haben.
Es ist einfach nicht fair,uns damit zu belasten:
dass die Alten ihrem eigenen Nachwuchs die Haare vom Kopf fressen!
Wie alt magst Du wohl sein,dass Du quasi verlangst: wenn die Alten nur einen Funken Anstand im Leib hätten,würden sie ganz schnell ihrem Leben ein Ende machen,um ihrem Nachwuchs,für den sie ja Schulbildung,Studium etc.ermöglichten-ohne horrende Kindergeldzuwendungen wie heute!-ermöglichten.
Nicht selten auch sind es die Grosseltern,die ihre Enkel zeitweise betreuen,damit beide Elternteile arbeiten können!

Dass eine Lösung des grandiosen Problems gefunden werden muss,sehe ich auch!

Aber der Schrei: die Alten brauchen keine Operationen mehr,geben wir ihnen doch Placebos anstatt der notwendigen Medikamente,sie leben auf unsere Kosten.....

Die Misswirtschaft der Verantwortlichen den alten Menschen jetzt als Hypothek anzulasten,und ihnen Lebensrecht und medizinische Erfordernisse abzusprechen,ist ungeheuerlich!

Helga B.

ich finde Deine Überlegung gar nicht abwegig!
Wir haben doch den möglichen Wohlstand der Nachfolgegenerationen erarbeitet-oder?


Barbara antwortete am 06.07.03 (12:09):

Ich glaube, es ist längst erwiesen, dass nicht die Generation der Rentner zu den Bedürftigsten in unserem Land gehört... Trotzdem bekommen Rentner noch heute ermäßigte Fahrpreise und andere Vergünstigungen, obwohl das Nettoeinkommen des einzelnen oft weitaus höher ist als das in Familien mit Kindern. Das Bild vom armen Rentner ist schwer aus den Köpfen zu bekommen.

Wenn von allen Bevölkerungsschichten Opfer verlangt werden, warum dann nicht auch von den Rentnern? Wie viele von uns Unterstützen gern ihre Kinder und Enkelkinder finanziell... geht es jedoch um ein Aussetzen der Rentenanpassung um ein paar Euro, um Arbeitnehmer nicht noch weiter zu belasten, schreien alle auf.

Das dringendste Problem unserer Gesellschaft ist die drohende Verarmung von Familien mit Kindern... Wenn junge Leute sich keine Kinder mehr leisten können, werden auch noch so lange Unterschriftlisten von Rentnern nichts bewirken können. Wollen wir mit derartigen Aktionen zu einer noch höheren Verschuldung unseres Volkes beitragen... wohl wissend, dass wir als Rentner zur Schuldentilgung kaum mehr beitragen können?

Sicher gibt es auch noch heute Menschen, die von einer ganz geringen Rente leben müssen. Da ist der Staat gefordert, diese nicht in die Armut zu stürzen. Meiner Meinung nach wäre eine Grundrente für alle der richtige Weg, natürlich auf Kosten der Rentner, die enorm hohe Einkünfte haben. Natürlich werden die Betroffenen aufschreien, das sei ungerecht. Aber was ist schon gerecht?


Wolfgang antwortete am 06.07.03 (13:17):

@Gudrun... Du sprichst von der "Misswirtschaft der Verantwortlichen". Aber, m. E. nach gibt es gar keine Misswirtschaft. Wir haben es mit einem wirklichen Problem zu tun, das du zu Recht als grandios bezeichnest. Das Problem ist: Es gibt (vor allem durch den medizinischen Fortschritts) zu viele Alte, die zu alt werden. Es ist der doppelte gesellschaftliche Alterungsprozess, der die ältere Generation für die jüngeren Generationen zur Last werden lässt, eine Last, die sie nicht mehr lange werden tragen können.

In allen früheren Kulturen verzichteten die Alten zugunsten der Jungen. Nicht so in unserer modernen Welt... Das Lied "Mit 66 fängt das Leben an" gab dieser absurden Situation in der nicht-nachhaltigen Welt ihren treffenden (aber nichtsdestotrotz falschen) Slogan.

Keine Frage: Es gibt Versäumnisse. Man hätte unbedingt rechtzeitig die staatlichen Versicherungssysteme nachhaltig machen müssen. Das wird jetzt nachgeholt. Hoffentlich nicht schon wieder nur zu Ungunsten der Jungen.


mechtild antwortete am 06.07.03 (13:25):

@ Barbara
sicher dürfen die Rentner nicht dabei ausgenommen werden, wenn es Kürzungen in allen Bereichen gibt. Alterarmut ist auch zur Zeit nicht das größte Problem. Es sollte jedoch eine soziale Staffelung eingeführt werden, bei den Kürzungen der Rente..
Es gibt heute auch noch Rentner, meist Rentnerinnen, die wesentlich weniger als 400,- Euro Rente bekommen und ihnen keine Rentenanpassung zu geben halte ich für sozial unverantwortlich. Die prozentmalle Rentenerhöhung macht sich bei den niedrigen Renten eh kaum bemerkbar.
Wenn man Vorstandsgehälter begrenzen und Renten ab einer bestimmten Höhe einfrieren würde, würde die soziale Schieflage, die mit allen Kürzungen größer wird, ein wenig abgefedert.


hl antwortete am 06.07.03 (13:30):

Wenn ich die Geburtstagsliste von Jo noch richtig im Kopf habe, sind die, die jetzt aufschreien weder angesprochen noch betroffen.

Es werden die heute 50-55-jährigen sein, die sich einschränken müssen im Alter, weil für sie vermutlich kein Pflegepersonal mehr da sein wird, geschweige denn, das Geld für die Pflege oder für die Gesundheitserhaltungskosten. Es wird diese Generation sein, die arbeiten wird bis zum Umfallen, Frührente mit 60 gibt es nur noch mit grossen finanziellen Einbussen und das offizielle Rentenalter wird immer weiter angehoben werden.

Und das alles nicht, weil die "Politiker" so "grausam" sind, sondern weil es zwangsläufig und realistisch ist. Es gibt keine grosse Nachfolgegeneration, die in der Lage ist, unsere Rente und alles was damit verbunden ist bezahlen wird. Unsere Nachkommen werden genug damit zu tun haben, sich selbst zu erhalten und die Schäden zu begrenzen, die wir ihnen hinterlassen haben.

Kleiner Scherz aus meinem Arbeitsbereich: Sagt eine Kollegin zur anderen " Wir werden solange hier arbeiten, bis wir nicht mehr können und dürfen dann sofort anschliessend ein Bett hier belegen(sofern wir es bezahlen können). Wer dann noch halbwegs auf den Füssen ist, darf dann noch die Zimmernachbarin mitpflegen bis zur eigenen Bettlägerigkeit."

Grausamkeiten? - Nein, das ist Realismus pur!


Mart antwortete am 06.07.03 (14:26):

Das grundlegende Problem ist doch, daß zu wenig Kinder geboren wurden und werden. Die Ursachen sind dafür sind bekanntermaßen vielfältig; aber diejenigen, die Kinder großgezogen und ihnen eine gute Ausbildung ermöglicht haben, haben relativ zu Kinderlosen sehr viel mehr für die zukünftige Altersversorung getan. Da die staatliche Unterstützung für Kinder im Verhältnis zu den Kosten, die Eltern aufgewandt haben, viel geringer ist, subventionieren und subventionierten Eltern die Kinderlosen.

Ein anderer Aspekt:
Diejenigen, die ihren Verdienst nicht in die "Befriedigung ihrer Bedürfnisse" steckten, sondern in langfristige Anlagen, Immobilien etc. (für ihre "Altersvorsorge")werden diese wirklich für ihre Pflege im Heim aufwenden müssen; die anderen, die dem Konsum frönten werden von der Allgemeinheit erhalten.


Barbara antwortete am 06.07.03 (14:44):

@ mechtild

Da stimme ich voll mit Dir überein. Die prozentuale Erhöhung der Renten in den vergangenen Jahren erhöhte die Not der Empfänger von Kleinstrenten von Jahr zu Jahr, denn die Mieterhöhungen fraßen die Rentenerhöhung meistens auf. Ein weiteres Problem sprichst Du an: die ungleiche Höhe der Rente von Frauen und Männern...

In einem Artikel der Stuttgarter Zeitung vom 17.04.03 ist zu lesen:

>>Mit der Alterssicherung der Frauen steht es in Deutschland nicht zum Besten. Das belegen zwei Zahlen: Während die Durchschnittsrente der Männer bei 983 Euro liegt, erreichen die Frauen lediglich 456 Euro - nicht einmal die Hälfte. Der Grund ist schnell ausgemacht. Frauen arbeiten nicht nur vielfach in schlechter bezahlten Jobs. Sie haben zumeist auch deutlich weniger Erwerbsjahre und mehr Zeiten mit Teilzeitarbeit.<<

https://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/407633

Wenn die Durchschnittsrente (!) der Frauen 456 Euro beträgt... Mit wie viel oder besser wie wenig Geld müssen da die meisten Frauen auskommen?

Es ist demütigend für Menschen mit Minirenten, beim Sozialamt um Wohngeld zu bitten, weil sie ihre Miete nicht zahlen können. Außerdem befürchten viele, ihre Kinder könnten im Antragsfall zur Kasse gebeten werden.

Eine Grundrente oder Mindestrente könnte die Not dieser Menschen vermeiden.

Internet-Tipp: https://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/407633


Medea. antwortete am 06.07.03 (14:47):

"...Das nicht unbeachtliche Vermögen" , das heutige Rentner ihren Nchkommen hinterlassen, liebe Ullika, ist eher die Ausnahme, denn die Regel. Vielleicht hat es tatsächlich die Hälfte der jetzigen Renter und Rentnerinnen geschafft, solche Vermögen anzuhäufen - traurigerweise kenne ich meistens nur die andere Seite :-( dieser Leute. Da sind die Rentnerinnen mit Euro 800 in der Mehrheit noch gut dran.....
Dennoch bin ich ebenfalls für eine Nullrunde - die paar Euro, die sonst in der Geldbörse verschwinden, bewirken beim Einzelnen so gut wie nichts, wohl aber als Gesamtsumme, zum Wohle aller eingesetzt.
Eine Grausamkeit aber sehe ich darin, ab 75jährigen Menschen lebenswichtige Operationen mit Hinweis auf das Alter zu versagen ....


Medea. antwortete am 06.07.03 (14:55):

Noch vergessen zu erwähnen:
Bereits als Jungsozialisten sind wir vor Jahrzehnten für eine Grundrente eingetreten - und das ist inzwischen wohl an die dreißig Jahre her .....
Das hat auch nichts mit Gleichmacherei zu tun, die ich immer ablehnte, aber es wäre - speziell für die Frauen -
eine Möglichkeit, nicht die Sozialämter um Hilfe bitten zu müssen.


schorsch antwortete am 06.07.03 (18:36):

Unterschriftensammlung? Da würden ja die, die uns als lästige Überbleibsel rührseliger Zeiten betrachten, doch nur annehmen, die Hände diese Tattergreise seien von Freunden oder Verwandten geführt worden!

Könnte es sein, dass unsere Ansprüche an Renten nur Ersatz sind für die Geborgenheit, die frühere Generationen von Alten in ihrer Familie erleben durften?


Tobias antwortete am 06.07.03 (19:13):

Die Schere bei den Renten geht immer weiter auseinander. Wie wäre es denn , die Renten nicht mehr prozentual, sondern nur als Werterhöhung für alle Renten vorzunehmen. Jeder bekommt dann 10 oder 15 Euro mehr, wäre doch auch gerecht , ODER ????


Margret antwortete am 06.07.03 (19:46):

Eine Unterschriftenliste?? ja aber gern!!
Aber bitte dafür das unsere Enkelkinder und Urenkel gute Schulen mit ausreichend Fachlehrern haben, das die Vorschulkindergärten nicht abgeschafft werden, das es Schulen mit qualifizierter Übermittagsbeteuung gibt, das Schwimmbäder nicht geschlossen werden weil sie zu teuer sind, ( die kinder sollen sich doch bewegen).
Dafür verzichte ich gern auf eine Rentenerhöhung, denn wie heißt es so sschön "die Kinder sind unsere Zukunft".
Ich habe kein Vermögen zu vererben, das was ich für die kommenden Generationen wünsche ist eine gute Ausbildung damit sie sich ihr "Vermögen" selber schaffen können.
übrigens wie bekannt werden in Ländern mit guter Kinderbetreuung mehr Kinder geboren.


henner antwortete am 06.07.03 (19:59):

@ Tobias ,,,jedem die gleiche Menge an ä mehr in die Hand drücken, sieht zwar auf den ersten Blick ziemlich gerecht aus, würde aber bestimmt sofort alle diejenigen auf den Plan rufen, die sich von dieser Art Gerechtigkeit benachteiligt fühlen. Viel möchten gar nicht gerecht bzw gleichbehandelt werden, sondern bevorzugt, überproportional gut behandelt und versorgt werden aus den verschiedensten Gründen. Mancher bildet sich ein, im Leben mehr geleistet zu haben (einige haben das vielleicht sogar, andere hatten mehr Glück im Leben)und mehr Verdienste zu haben, und dafür natürlich besser gestellt werden zu müssen. Bei Deiner Version würde die Renetenschere zwar absolut gleich offen bleiben, prozentual gesehen sich jedoch ziemlich gegen Null schließen (aber natürlich niemals die Angleichung schaffen)


henner antwortete am 06.07.03 (20:10):

nur an schorsch,,Deine Bemerkung:,Ansprüche an Renten nur Ersatz sind für die Geborgenheit, die frühere Generationen von Alten ,,,,
bringt mir eine fatale Humoreske in Erinnerung
"Klein Fritzchen erheischt bei seinem Lehrer für heute Schulfrei-weil die Großmutter beerdigt wird-"
Darauf der Lehrer : Ich sah sie doch gestern noch am Fenster sitzen ! ??
Darauf Fritzchen: Naja gestorben ist sie schon vor drei Tagen, aber gestern gabs Rente, da haben wir sie nochmal ans Fenster gesetzt.


Wolfgang antwortete am 06.07.03 (21:40):

Man fasst es nicht: Da wird von "Grausamkeiten" gesprochen, begangen angeblich an der gerade aktuellen RentnerInnengeneration. Zur Einnerung: Gerade sind am 1. Juli die Renten im Westen um 1,04 Prozent und im Osten um 1,19 Prozent gestiegen.

Wenn man das dereinst der nächsten Rentnergeneration erzählen wird, wird denen angesichts ihrer Rentenkürzungen im zweistelligen Prozentbereich wohl nachträglich noch das Messer im Sack aufgehen, ob so viel Zynismus.


pilli antwortete am 06.07.03 (22:49):

trennen ist mal wieder angesagt...

"grausam" stelle ich mir lebenserhaltende kostenintensive behandlungen meines körpers vor, wenn mein geist nicht mehr klar genug sein sollte "ja" oder "nein" zu signalisieren.

niemals hörte ich in den letzten wochen, daß ich mich ab einem bestimmten alter in eine reihe zu stellen habe, damit ich "entsorgt" würde. das in der tat ist grausam!

die hier bereits genannte generation "der erben" na...irgendwas ist wohl in vielen familien
"hängengeblieben" vom "wirtschaftswunder" wenn wir uns so rechts und links mal im bekanntenkreis umschauen. das eigene häuschen, ein sparbuch...alles fremde begriffe?

nun, ich entscheide doch, ob und wie oft ich einen arztbesuch plane. ernsthafte erkrankungen...ich bin mir sehr sicher...werden auch in zukunft gesichert sein.

wenn aber, wie eine von "besten freundinnen", dieses privat-vergnügen...so lange ich sie kenne, und das sind 30 jahre (!)wöchentlich praktiziert, um mal eben zucker und blutdruck messen zu lassen...frau kann ja nicht vorsichtig genug sein...und immer ein paar schoko-kekse mitnimmt, damit freundlicher empfang auf jahre gesichert ist, dann sträuben sich mir die haare und anderes.

frau liest in den "für frau" geschichten und schwupps...wird die möglickeit des bestehens genau dieser krankheit überlegt und fix erfolgt mal eben wieder ein praxis-besuch "zur abklärung".

das "bekanntsein" beim doc...muß das sein? wohlgemerkt, ich meine nicht die ernsthaften erkrankungen. ich weiß auch, daß ich ein extremes beispiel biete aufgrund meiner sicher aussergewöhnlichen "gesundheit" (bis jetzt :-) kann morgen schon anders sein)

klar, krankenhausaufenthalte gab es...aber lange verweildauer? neee...:-) himmel, nicht mein ding. nach gallenoperation vor ca. 30 jahren unterschrieb ich einen zettel und nach vier tagen war pilli zuhause. knie op...nach 2 tagen nur visite, erfolgte meine frage, was ist ausser verbandwechsel noch angesagt? "heilen" war die antwort und ein paar übungen...ahja..wieder zettel unterschrieben und "heilen" zuhause war viiiel schöner...übrigens nach rücksprache mit der damaligen krankenkasse wurden taxifahrten zu nachuntersuchungen sofort bewilligt. "wenn nur andere auch so denken..." lautete oft der kommentar...hüft-op 10 tage und ohne kostenintensive reha in kurklinik...ist machbar...:-)

alle 3-5 jahre mal 2 tage zum "check" ins krankenhaus...das reichte bis zum heutigen "wohlgefühl" :-)

vorsorge-untersuchungen? ich glaube 2oder3x mal bisher; nachdem Mildred Scheel an darmkrebs erkrankte und verstarb...entstand der entschluss...macht mal alle aber ohne mich. was hörte ich oft? auch vorsorge-untersuchungen schützen nicht immer...

nun die kurze verweildauer nach operationen ist mittlerweile üblich, so falsch können meine vor vielen jahren getroffene entscheidungen also nicht gewesen sein.

neee, keine unterschrift von mir...ganz im gegenteil...anregen möchte ich...wirklich nur leistungen in anspruch zu nehmen, wenn es dringend erforderlich ist.

und das meiner "besten freundin" jetzt endlich mal "der zahn gezogen wird", daß zum leben der wöchentliche arztbesuch verhilft, das begrüße ich sehr :-)


Medea. antwortete am 07.07.03 (07:33):

Liebe Pilli,
Du hast klugerweise die notwendigen OP's bereits in jungen Jahren "abgehakt" ;-) , da ist wohl auch die Einstellung dazu noch eine "gesündere". :-) Und bei jungen Menschen sind die Heilchancen besser und es geht auch schneller voran.

Ein guter Freund von mir (73 Jahre) muß morgen unter's Messer wegen einer von ihm immer wieder aufgeschobenen Knie-OP - er läßt es auch ambulant machen, seine Frau bleibt dabei und nimmt ihn dann gleich wieder nach Hause mit....Das geht also.
Die meisten Hüftoperierten, die ich kenne, wurden zwischen
dem 60sten bis hinauf ins 80ste Lebensjahr vorgenommen - meine Mutter war wohl in den Siebzigern, meine Schwester, gerade jetzt gewesen, ist 63 Jahre alt.
Hier hätte ich gerne mal die Mediziner unter uns gehört, wozu die raten - in früheren Jahren, wenn es sich bereits abzuzeichnen beginnt - oder erst dann, wenn man/frau fast gar nicht mehr laufen kann ....


WANDA antwortete am 07.07.03 (08:53):

Wenn der Schmerz zum Dauerschmerz wird, dann nichts wie los. Humpeln oder falsche Belastung, bezw. Überbelastung eines Beines, geht immer auch auf die Wirbelsäule und richtet dort erneut Schäden an.
ich kann nur dazu raten, sich schnell zu einer OP zu entscheiden. (nur Arzt-Witwe) aber lange Erfahrung auf der Unfall-Chirurgie.


pilli antwortete am 07.07.03 (09:04):

liebe Medea.,

jeder tag mit schmerzen oder gar mit schmerzbetäubenden pillchen ist ein tag zuviel. es wird nicht besser...eingeschränkte lebensqualität?... wozu darauf verzichten?

gehen mit stock...viele monate?

die röntgenbilder sind sehr aussagekräftig und überzeugen dann oft :-)


Tobias antwortete am 07.07.03 (09:34):

Ja Henner, hier wird von " Grausamkeit " gegen Rentnerinnen geschrieben aber auf meien Vorschlag, trifft mich übrigens selbst, gehts nur du ein. Also kann es mit der " Grausamkeit" nicht soweit her sein.

Eine gute Woche ohne neuen " Grausamkeiten "wünscht Tobias


Wolfgang antwortete am 07.07.03 (11:30):

Die deutsche Krankheitsindustrie ist eine boomende Industrie. Nach dem Willen aller Beteiligten (auch dem der PatientInnen) sollte der Boom ruhig weitergehen. Aber er stösst an seine Grenzen, weil das Ganze finanziert werden muss.

2002 machten die gesetzlichen Krankenkassen einen Verlust von 3,4 Milliarden Euro. Laut Prognose von Gesundheitsministerin ULLA SCHMIDT werden die Ausgaben 2003 im Vergleich zum Vorjahr nochmals um 1,3 Prozent steigen werden... Dabei stagnieren die Einnahmen.

Nicht mehr Geld sollte in das System gepumpt werden, weniger Geld sollte es sein. Das kann natürlich nicht den individuellen Entscheidungen der PatientInnen überlassen werden. Jedenfalls so lange nicht, wie die Kassen nicht vollständig selbst bezahlt werden und Vollkaskokassen sind. Wer Ansprüche auf Höchstversorgung hat, die über eine klar definierte Mindestversorgung hinausgehen, soll gefälligst mit seinem eigenen Geld dafür aufkommen und nicht ständig nach noch mehr Staatsknete schreien.


Heinz-Dieter antwortete am 07.07.03 (17:10):

Ich habe ausnahmsweise sehr viele euerer Beträge gelesen.
Als wir vor ca 50 Jahren in das Berufsleben einstiegen, wurden wir nicht gefragt PFLICHTVERSICHERT ODER PRIVATVERSICHERT
Die Rentenkassen quollen damals über, also nichts wie rein.
Und jetzt abgewirschaftet teilweise durch Zahlung artfremder Leistungen.
Warum sollen wir das nicht Inanspruchnehmen, was uns zusteht.
Hat jemand von Euch sich einmal die Mühe gemacht nachzurechnen wieviel eingezahlt worden ist, wieviel Zinsen bis jetzt aufgelaufen sind und was einem zusteht??


Tobias antwortete am 07.07.03 (18:07):

Heinz-Dieter.
Rentenversicherung = Generationenvertrag.
Kinder bezahlen für ihre Eltern, da ist nichts mit Zinsen.
Deine Bemrkung wäre richtig wenn du bei einer privaten Versicherungsgesellschaft einbezahlt hättest.
Die Rentenkasse wurde nicht mit Milliardeneinlagen gegrünndet sondern vom Anfang an war dies ein Vertrag Eltern - Kinder. Wenn es keine Kinder mehr gibt, gibt es auch keine Rente mehr, es sei denn, dieses ganze System wird auf eine steurgestützte Rente umgestellt.


Barbara antwortete am 07.07.03 (19:16):

@ Heinz-Dieter

Unsere Rentenkassen standen auf gesunden Beinen.... bis zur Wiedervereinigung. In der ehemaligen DDR waren so gut wie alle berufstätig... auch die Frauen. Obwohl diese Mitbürger logischer Weise nie in unsere Rentenkasse eingezahlt haben, wurden und werden ihre Renten aus dem damals noch gesunden großen Topf gezahlt. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich es als das größte Geschenk ansehe, die Wiedervereinigung noch erleben zu dürfen... Die Finanzierung lief jedoch äußerst ungerecht... man stahl das Geld dazu aus den Sozialkassen der Arbeitnehmer. Das ist der Skandal, an dessen Folgen wir heute noch zu knabbern haben.

Verstärkt wird die Misere durch die Umkehr der Alterspyramide... aber das wurde ja bereits dargelegt.


Helga B. antwortete am 08.07.03 (08:09):

Danke für Eure zahlreichen Zuschriften. Das Meinungsbild hat mich mehr als überrascht. Leider kann ich nicht auf alles eingehen, daher nur dieses: Als DurchschnittsrenterIn ohne großes Vermögen (wie ich z.B.) hat man gerade genug Geld, um die täglichen Bedürfnisse abzudecken, und man wird in echte Bedrängnis kommen, wenn die Rentenkürzungen, die Kosten für Zahnersatz, Arztzuzahlungen etc. etc. auf einen zukommen. Mir macht das große Angst, denn ein bißchen möchte ich mir im Alter auch noch leisten können. Vielleicht verfügt Ihr alle über große Rücklagen, dann ist das natürlich etwas anderes. Helga B.


Medea. antwortete am 08.07.03 (08:30):

Hallo Helga -
Deine Sorgen kann ich gut nachvollziehen - Rücklagen habe ich auch keine bilden können als alleinerziehende Mutter mit Tochter im Studium - und eine Eigentumswohnung ist auch inmmer ein unerfüllbarer Traum geblieben ....
Aber was mit unseren nachfolgenden Generationen geschehen wird, sehe ich leider auch überdeutlich....
Die eine oder andere Nullrunde werden wir aushalten können, wenn es tatsächlich dazu dient, dem Kollaps im Krankenwesen entgegenzusteuern.


pilli antwortete am 08.07.03 (09:32):

@ HelgaB

Medea. nennt das argument; gilt auch für mich. neee...reichtümer is nicht...eigentumswohnung...wovon?...
irgendeinem depperle ständig wiederholen, daß "selbst ist die frau" kostet? keinen bock drauf...

nur, die kassen sind leer...das ist fakt! und ob nun unsere generation kräftig dazubeigetragen hat, ist zu diesem zeitpunkt unwichtig. fott is fott!

das ärzte auch unternehmer und kaufleute sind, die ihre dienste an den mann oder die frau bringen möchten ist doch okay...nur, muß ich alles kaufen, watt die mir anbieten?

die medizinische versorgung mit notwendigem wird gesichert sein und bleiben...aber nachdenken und mithelfen das steht jetzt als TOP 1 auf der liste!


Margret antwortete am 08.07.03 (10:32):

Laut Zeitung vom 26.6. überweist der Staat jedes Jahr 73 Milliarden an die Rentenkasse um die Ausgaben füe Fremdleistungen auszugleichen.
Nach Meinung des Finanzministers ist das ist viel zu viel.
Leider habe ich bisher noch nirgends gelesen wie hoch die Fremdleistungen wirklich sind.
Gruß Margret


Medea. antwortete am 08.07.03 (11:14):

Tut mir leid - ich stehe jetzt auf dem Schlauch.....
Was sind denn Fremdleistungen?
Der Staat überweist an die Rentenkasse - und die Rentenkasse bezahlt außer den Renten noch w a s davon???


Barbara antwortete am 08.07.03 (13:22):

Medea.

Ein Beispiel fällt mir gerade ein:

Die BfA (Bundesversicherungsanstalt für Angestellte) zahlt z.B. die Reha-Maßnahmen, die zur Erhaltung oder Wiederherstellung der Arbeitskraft ihrer Versicherten beiträgt...


Medea. antwortete am 08.07.03 (14:48):

Ja, liebe Barbara - danke -
aber die BfA zahlt doch n u r an Versicherte, die wieder in den Arbeitsprozeß - mehr oder weniger wieder hergestellt durch die Reha-Maßnahme - zurückgehen ...
nimmt denn die BfA diese Gelder aus der Rentenkasse ???


Barbara antwortete am 08.07.03 (15:48):

Medea.

Als gesetzliche Rentenversicherungsträger sind mir bekannt:

LVA - für Angestellte des Öffentlichen Dienstes
BfA - für sonstige Angestellte


rolf antwortete am 08.07.03 (15:53):

LVA = Landesversicherungsanstalt sind die Rentenversicherer der Arbeiter (gewerbliche Arbeitnehemer.
BfA = Bundesversicherungsanstalt für Angestellte ist der Rentenversicherer der Angestellten, nicht nur des öffentlichen Dienstes.
Bundesknappschaft ist die (Kranken- und) Rentenversicherung der Bergbauberufe


Heinz-Dieter antwortete am 08.07.03 (16:24):

Mir ist es bekannt, daß ein Generationenvertrag besteht seit der Zeit von H.v.Bismarck.
Die sich in den Jahren 1950 - 1975 angesammelten und hierdurch erzielten Überschüsse in der Rentenkasse sind doch angelegt worden. ODER ???
Die Rücklagen beliefen sich zeitweise auf 9- Monats-Rentenzahlungen. Es handelte sich da nicht um Klecker-Beträge sondern um Milliarden-DM.
Oder waren unsere Politiker doch so naiv oder sind wir es selber an einen Generationenvertag zu glauben, dessen Überschüsse in der Schublade aufbewahrt wurden ??


tobias antwortete am 08.07.03 (17:17):

Bei der Wiedervereinigung war dies die Portokasse !!


Margret antwortete am 09.07.03 (15:37):

@Medea
du fragst was Fremdleistungen sind. Nun immer wenn die Rentenkasse an jemanden zahlt ohne das derjenige eingezahlt hat.
Die insgesamt 50 Euro die ich zum Beispiel für die Erziehung meiner beiden Kinder monatlich zusätzlich zu meiner normalen Rente erhalte.
Die Rentner die aus Russland kamen und in die hiesige Kasse nicht eingezahlt haben, die Ostdeutschen die auch nicht eingezahlt haben.
Ich weiß nicht wer sonst noch dazu gehört - ich will damit den Menschen nicht ihre Rente streitig machen - nur muss eben dieser Betrag von der Allgemeinheit also von der Steuer bezahlt werden, und nicht von den Beträgen die von den Versicherten eingezahlt wurden.
Gruß Margret


Medea. antwortete am 09.07.03 (18:53):

Danke - ich wundere mich nämlich schon lange, wieso doch eigentlich eine früher so gut gefüllte Kasse seit einiger Zeit auf den Brustwarzen (wenn Ihr mir diesen Vergleich erlaubt) geht .... :-(


dutchweepee antwortete am 10.07.03 (02:36):

die OSTDEUTSCHEN sind sowieso an allem schuld!

denkt mal über eure adligen grundbesitzer nach, die endlich ihren grundbesitz im osten zurückbekommen haben.

da könnt ihr doch locker die einbußen in der rentenkasse hinnehmen *hämisch lach*


pilli antwortete am 10.07.03 (04:13):

nicht nur die "adligen" neee...geschellt an fast jeder türe haben sie als ich 91 in Prerow war und hätten am liebsten die leute am gleichen tag noch "rausgewippt".

ich hatte meinen vermieter vom ferienhäuschen gefragt, wieso ein caravan so nah an seinem grundstück abgestellt war. tja, und da waren sie nun die leute aus Essen und wollten rein ins "ehemalige" besitztum...war schon heftig!


Tobias antwortete am 10.07.03 (10:03):


Wenn unsere Enkel im Alter von 6 - 19 Jahren ein Durchschnittstaschengeld von 72,00 Euro im Monat zur Verfügung haben, frag ich mich, woher dieses viele Geld ?
Wenn die Grausamkeiten nur bei Rentnerinnen zu spüren sind, werden wohl die Rentner ihren Enkeln unter die Arme greifen.
Mir liegt es fern jemanden der wirklich in Not ist zu beleidigen, aber an dem Taschengeld der Kinder sieht man doch wie gut es uns geht. In vielen Länder dieser Erde ist dies ein Monatseinkommen für eine Grossfamilie.


dutchweepee antwortete am 11.07.03 (03:30):

PILLI ...ich´war jedes jahr in PREROW im ferienlager! es war wunderbar!


schorsch antwortete am 11.07.03 (08:17):

Auch ich bin einer von diesen einstigen Habenichtse, die heute die grösste Freude darin finden, die Enkel ein kleines bisschen zu verwöhnen. Und ich tus nicht mal des Kreislaufes wegen, den das Geld schliesslich haben muss, damit die Wirtschaft floriert.


henner antwortete am 11.07.03 (19:21):

@ pilli mit deinem Beitrag vom 10.07.03 (04:13): ,,da biste bestimmt eine von den sehr sehr wenigen, die als Altbundis die einmalige Gelegenheit dazu hatten persönlich ein solches "Gehabe" von Grundstücksbesitzern in ex und in spee vor Ort und nicht nur aus der Illustrierten zu erfahren. Diese Fälle gabs zu vielen tausenden. In der ExDDR wars üblich, daß leerstehende Häuschen an "willige und interessierte,vielleicht auch nichtbeziehungslose" Mitbürger
vergeben bzw relativ günstig verkauft wurden. Leerstand entstand zumeist durch :"Flucht aus der DDR mit Verrat derselben (Ostversion) bzw Flucht in die Freiheit (Westversion).Diese Häuser waren- da so eine Flucht oft Jahre vorher geplant wurde-zumeist in einem Zustand der für die späteren Besitzer jahrzehntelanges, mühevolles Sparen, Besorgen, Organisieren und Jedefreieminuteanpacken mit sich brachte. So war die Riesenenttäuschung nach der Wende für viele Menschen hier perfekt, als plötzlich die Alteigentümer bzw ihre Nachfahren mit-für hiesige Verhältnisse- unerhörten Forderungen vor der Tür standen und z.T das Recht und das nötige Kleingeld für Anwälte und die Unsicherheit und Unwissenheit der hiesigen Bevölkerung über Zuständigkeiten der Behörden usw., für sich gnadenlos ausnutzten. (wer kannte in der DDR schon die Befugnisse und Aufgaben eines Katasteramtes bzw Liegenschaftsamtes, aus eigenem Erleben weiß ich, daß brauchbare Grundbucheintragungen oft reiner Zufall waren)


pilli antwortete am 11.07.03 (22:00):

ja henner,

das und vieles andere habe ich innerhalb einiger weniger tage "miterlebt" und ich habe schon überlegt, das muß doch auch anderen "wessis" damals aufgefallen sein.

henner, ich habe gerade die beiträge zu einem anderen thema (Fremdleistungen) gelesen und bin ziemlich wütend. so wütend wie lange nicht mehr; und ich schäme mich heute abend genau so wie seinerzeit als ich diese verdammten geld-geilen "wessis" überall dort antraf, "wo es sich vermeintlich lohnte".

ich sah die düsteren häuser in Wismar, Rostock und Stralsund mit fensterscheiben deren zerbrochenes glas nur notdürftig mit zeitungspapier beklebt waren. ich bin in die häuser gegangen, deren haustüren offen standen. ich habe mir die treppengeländer angeschaut, die wände mit den deutlichen zeichen von schimmel und bin erschrocken, als plötzlich eine der wohnungstüren aufgemacht wurde. ich hätte niemals vermutet, daß hier menschen wohnen könnten.

entschuldigt habe ich mich bei dem nachfragenden hausbewohner mit der erklärung, daß mich die drei messingfarbenen schilder an der eingangstür neugierig gemacht haben.

mich hatte tatsächlich interessiert, wieso die Dresdner Bank eine Steuerberater-Gemeinschaft und eine Rechtsanwalts-Sozietät sich ein derartiges baufälliges haus ausgewählt haben um hier "demnächst" (das stand tatsächlich auf dem schild) "geschäfte" zu tätigen.

die schilder an sich haben mich zunächst nicht irritiert, nur daß sie ratz-fatz hingehängt wurden, das merkte ich schon gleich. "präsent" sein wenn auch erst "demnächst", keine zeit haben, dieses düstere haus vielleicht nur im eingangsbereich weiß zu tünchen, daß erschreckte mich.

auf meinem weg sah ich die namen der wohlbekannten kaufhaus-ketten. jou, dachte ich...da sind sie alle...C&A und ich weiß nicht, was sonst noch an tempeln des schlechten geschmacks. ich bin stehengeblieben und habe mir die "hütten" angeschaut...der verkauf fand mehr im freien statt, sehr wahrscheinlich um "erstmal" unmengen von ware präsentieren zu können. aber was für waren!!!

ich habe die kleider und pullover angeschaut; die preise verglichen und festgestellt, m.e. findet hier ein "über den tisch ziehen" par excellence statt. schlechter als schlussverkaufs-ware; farben und design konnte ich den trends vergangener jahre zuordnen. ich habe einige der frauen angesprochen und gemeint, daß sei aber sehr teuer, diese preise habe C&A im westen nicht. auch die moderichtung sei nun doch schon überholt. zu der zeit verstand ich nicht, daß sie mich nicht verstehen konnten. "uns gefällt`s" hörte ich oft.

Immbilienmakler, Hausverwalter, Notare...alle schilder trugen den hinweis auf westdeutsche niederlassungen...
sie waren alle da um den "aufbau-ost" zu "Unterstützen, diese geier!

ich dachte seinerzeit, watt wollen die hier alle makeln, verwalten und beurkunden? hier ist doch nix...ich könnte von diesen wenigen tagen seitenlang berichten. in den kneipen im urlaubsort traf ich sie an der theke und konnte zuhören watt sie nun alles planten und wie wichtig es sei, "von anfang an dabeizusein"

ich sah neben der straße die schilder der bauhaus-ketten und wußte schon,...was hier zum verkauf stehen wird,prägt das geschmacks-empfinden der menschen auf jahre.

tausende von wohnungs-türen, alle gleich eklig...egal...umsatz muß stimmen.

jou henner, ich habe es gesehen und bis heute nicht verstanden.


Margret antwortete am 12.07.03 (18:18):

@dutchweepee
"die Ostdeutschen sind sowieso an allem Schuld"
falls dein Satz sich auf meine Zeilen über die Fremdleistungen bezieht hast du sicher überlesen das ich auch einen Teil mleiner eigenen Rente erwähne.
Natürlich steht allen eine Rente zu aber die kosten müssen von der Allgemeinheit das heißt über Steuergelder finanziert werden.
@Pilli
das Wort Fremdleistungen stammt nicht von mir,und wie nach der Wende im Osten zuging habe ich bei meinen Besuchen dort mehr als einmal erfahren.
Gruß Margret


dutchweepee antwortete am 14.07.03 (03:20):

wenn ich einzweimal im jahr nach chemnitz fahre, um meine alten freunde zu besuchen, freue ich mich jedesmal, wenn ein weiteres haus rekonstruiert wurde. das war mit ostmieten nicht möglich. das verstehe ich auch. aber wenn den vielen kleinen "häuslebauern" der teppich, grund und boden unter dem arsch weggezogen wird .....dass ist unfair.

am schlimmsten war´n die zweitklassigen beamten bis 1995, die als "erste welle" in den osten geschickt wurden. all die leute, die in westerstede und ammergau keiner haben wollte, und die mit der "ostzulage" in der tasche den ossies den westen "erklärt" haben.


Medea. antwortete am 14.07.03 (07:56):

Entschiedener Widerspruch - soo kann ich das nicht stehenlassen, das wird meinen ehemaligen Kollegen nicht gerecht. Aus meiner Stadt sind mit guten Motiven Kollegen nach Rostock und Wismar gegangen (also bestimmt nicht wegen der Zulage :-( ), sie waren auch angesteckt und begeistert vom Aufbruch und wollten ihre langjährigen Erfahrungen und Hilfen einbringen in die "verlotterte" Verwaltung. Diesen Begriff habe ich jetzt gewählt, weil es einfach eine unrechte Behauptung von Dutchweepee ist. Derart einfach kannst Du es Dir nicht machen ...


dutchweepee antwortete am 14.07.03 (12:54):

MEDEA ...gut ..es war ungerecht, dieses pauschalurteil so hinzustellen ...bis chemnitz haben die guten leute jedenfalls nicht gereicht. glück für rostock!