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THEMA:   Amerika - quo vadis?

 18 Antwort(en).

Ullika begann die Diskussion am 03.07.03 (10:38) mit folgendem Beitrag:

Ich lese gerade folgenden Artikel (rp-online.de):
Oklahoma City (rpo). Drakonische Strafe: Weil ein Amerikaner einen Polizisten angespuckt hat, ist er im US-Bundesstaat Oklahoma zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden.
Wie der US-Nachrichtensender CNN am Mittwoch (Ortszeit) berichtete, drohte dem 36-jährigen, der wegen häuslicher Gewalt festgenommen worden war, ein Jahr Gefängnis. Bei der Festnahme spuckte er einem Polizisten ins Gesicht. Weil auf diese Weise eine tödliche Krankheit übertragen werden kann, verhängte der Richter die Höchststrafe. Die Anwälte des Mannes wollen gegen das Strafmaß Berufung einlegen. Der Angreifer und die Polizisten wurden auf ansteckende Krankheiten untersucht. Das Ergebnis war negativ.


Angelika antwortete am 03.07.03 (11:57):

Liebe Ullika - was soll man von einem Gsetzgeber halten, der solche wie von Dir beschriebenen Strafen verhängt oder kleine 10jährige Jungs wie Schwerverbrecher in Ketten legt und einsperrt, weil sie ihrer kleinen Schwester beim Pipimachen helfen (erinnert ihr Euch an den Fall mit dem kleinen Schweizer-Amerikaner?) Dafür bekommen Leute, die ihren durchgefroreren kleinen Hund in der Mikrowelle wieder erwärmen wollen, horrende Summen an Schadensersatz (warum sagt ihnen der Hersteller das denn auch nicht!!!) und Luftwaffenpiloten, die riskante und unerlaubte Tiefflugmanöver in Italien fliegen und dabei eine Seilbahn mit vielen Menchen in den Tod reissen, mildernde Umstände ...


mechtild antwortete am 03.07.03 (13:26):

Es gibt Länder, die setzen ihre Steuergelder so für ihre Bürger/innen ein, dass es den BürgerInnen gut geht.


Felix antwortete am 03.07.03 (16:17):

Wer glaubt ... die USA sei ein Rechtsstaat ... hat unrecht.


Peter antwortete am 04.07.03 (10:21):

Was man hier offensichtlich gerne uebersieht, ist, dass es sich bei dem Mann um einen uberfuehrten Vergewaltiger und Einbrecher handelt, der zusaetzlich noch in einem haeuslichen Gewaltakt seiner Frau den Arm gebrochen hat und bei seiner Festnahme dann auf den police officer spuckte.
Also bitte die Nachrichten vollstaendig lesen!


Ullika antwortete am 04.07.03 (13:10):

... Und für diese Straftaten ein Jahr Gefängnis erhalten sollte und erst das Bespucken eines Polizisten zu einem weiteren Verfahren führte, das die Strafe auf lebenslänglich erhöhte. Oder kann ich nicht mehr lesen?


Ursula J. antwortete am 04.07.03 (13:18):

@Peter,

du willst doch nicht etwa mit den aufgeführten Straftaten die lebenslängliche Haftstrafe rechtfertigen?


Antonius antwortete am 04.07.03 (19:20):

Norman Mailer - heute in "phoenix" - nannte Amerika (Regierung, Kirchen...) korrupt.
Nur die Armee sei nicht korrupt; deshalb auch angesehen und leistungsfähig - was wohl zu weiteren Einsätzen führen wird.
Mailer wollte aber nicht den Begriff von "Nazi-USA" gelten lassen.


Wolfgang antwortete am 05.07.03 (11:53):

Die USA entfernen sich immer mehr von internationalen aber auch von ihren eigenen Rechtsstandards... Fakt ist: In ihrem jetzigen Zustand koennen die USA nicht mehr fuer sich den anspruchsvollen Titel "Rechtsstaat" beanspruchen. Zu viele Menschenrechte wurden unter der Herrschaft der faschistischen BUSH-CHENEY-Oel-Gas-Junta verletzt... Im Innern wie nach aussen wird der oberste BUSH-Krieger nicht muede, ihm unliebsamen Menschen zu drohen: Vorsicht! Wir kommen und holen Euch und, wenn es uns passt, toeten wir Euch!

Das Recht dient den BUSH-Kriegern und ihrem Mob nur noch als ausbeutbare Propagandaquelle.

BUSH et al. haben eine gewaltige religioes-nationale Welle erzeugt. Vor allem das Kleinbuergertum reitet auf dieser Welle und fuehlt sich als furchtbarer Richter Gott nahe. Die schrecklichsten Dinge, wie gesagt, sogar Morde, werden mit religioes-nationalistischen Phrasen schoen geredet.

Instinktiv wisse Bush, hat NORMAN MAILER unlaengst in der ZDF-Sendung 'aspekte' (s. Link) gesagt, "welche Knoepfe man bei den Amerikanern druecken muss". Zum Beispiel, dass man staendig vom "Boesen", das es zu bekaempfen gelte, sprechen muesse, um bei den religioesen Amerikanern "wie bei einer Klospuelung den Patriotismus durch das System zu jagen".

Webtipp...

ZDF - 16.05.2003
Norman Mailer ueber den "Heiligen Krieg" der USA
Hat George W. Bush einen "Bullshit-Detektor"?
https://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/16/0,1872,2046032,00.html

Internet-Tipp: https://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/16/0,1872,2046032,00.html


Karl antwortete am 05.07.03 (14:22):

Inzwischen zeigt sich deutlich: Die wahren Freunde Amerikas waren diejenigen, die vor diesem Kriegsverbrechen gewarnt haben. Die USA haben nicht nur ihren Ruf als Wahrer der Menschenrechte verspielt, sondern sie laufen Gefahr in einen langen Zermürbungskrieg hereingezogen zu werden. Vietnam lässt grüßen.


schorsch antwortete am 05.07.03 (17:24):

Keine Bange - wenn im Irak keine Lorbeeren mehr zu holen sind, kommt der Iran dran. Und wenn es auch dort nicht gelingt - es gibt ja noch soooo viele andere Schurkenstaaten.....


Antonius antwortete am 06.07.03 (11:08):

Und wenn die Amis Deutschland "fertiggezogen, äh, freigezogen" haben (von ihren Soldaten) - dann könnte ja auch das Deutschland, das Rumpsrumpselfeld gern noch mit der DDR verwechselt, mal zu Feindesland....
Aber wer passt da schon noch auf: der Papst und Schröder - nachdem er das vom Papst gehört hat!
Halten wir zusammen vom ST - und suchen uns schon mal ein Ausgleichsquartier, im Harz sollen noch so tolle Bunker sein, wo die V2 damals montiert wurde. Ein paar rechte Führer wird's ja schon noch geben...
*
Ernstlich, sozusagen: Aufpassen ja, und die kritischen amerikanischen Stimmen Unterstützen! In den 7oer Jahren wären unsere jungen, linken oder liberalen Schriftsteller (Böll, Grass, aus der Schweiz Frisch und alle anderen) damals nicht in Deuschland anerkannt worden, wenn sie nicht so viel Erfolg in Europa - bis in die UdSSR hinein, gehabt hätten.
Guten Sonntag!


Karin antwortete am 06.07.03 (15:45):

USA sind das alte Europa, die schwarze Bevölkerung , Indianer sowie andere Minderheiten können ein Lied davon singen. Hier gabe es eine Weiterentwicklung , eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit sowie eine Analyse,
warum es zu sovielen Kriegen in Europa gekommen ist.
Es gibt eine Bereitschaft Konflikte im Dialog zulösen.


dutchweepee antwortete am 07.07.03 (05:16):

ich würde einen Mann (ohne mit einer wimper zu zucken) für die vergewaltigung einer Frau zu lebenslanger haft verurteilen.

ich habe jedoch schon zu viele polizisten (im osten) bespucken müssen, um mehr als ein lächeln dafür übrig zu haben.

ZITAT ASTERIX: "die spinnen, die amerikaner!"


Wolfgang antwortete am 18.07.03 (13:16):

Der Wind hat sich gedreht in den USA... Seit einigen Wochen ist das deutlich spuebar. Wollten die BUSH-Krieger mit ihrem Terrorism Information Awareness (TIA) System noch einen ORWELLschen Ueberwachungsstaat implementieren, so hat ihnen jetzt das amerikanische Parlament erst einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht: Der US-Senat verbot jetzt dem Kriegsminister DONALD RUMSFELD, auch nur einen Cent seines gigantischen 369 Milliarden Dollar grossen Etats fuer die Entwicklung von TIA auszugeben.

Die Sache ist vorerst gestoppt. Ueber das rund 54 Millionen schwere Bespitzelungssystem wird nun in Gremien des Senats und des Kongresses verhandelt.

Webtipp...

Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA)
Terrorism Information Awareness (TIA) System
https://www.darpa.mil/iao/TIASystems.htm

Internet-Tipp: https://www.darpa.mil/iao/TIASystems.htm


Mart antwortete am 19.07.03 (10:29):

Ich möchte auf Ullikas Anfangsartikel zurückkommen. Es ging um für uns unverständliche Gerichtsurteile in den USA. Davon gibt es eine große Anzahl, die bei uns nur Kopfschütteln hervorrufen (siehe Angelikas Beispiel des 10 jährigen Bubens). Es fiel die Bemerkung, daran sieht man, dass die USA kein Rechtsstaat seien.

Dazu möchte ich sagen, dass der grundlegende Unterschied zwischen dem anglikanischen Recht und der europäischen Rechtssprechung noch nicht erwähnt wurde.

Die gemeinsame Grundlage der europäischen Rechtsordnungen ist das Römische Recht. Die Römer waren die ersten, die aus dem Recht eine Wissenschaft machten. Das römische Recht ist heute durch moderne Kodifikationen ersetzt. Diese Kodifikationen haben aber nicht völlig neues Recht geschaffen, sondern über weite Strecken nur die überlieferten römischen Rechtsregeln in einem systematisch aufgebauten Gesetzbuch zusammengefasst

Im Anglikanischen Recht werden dagegen einzelne Rechtsfälle durch das Heranziehen richterlicher Entscheidungen, die sogar Jahrhunderte zurückliegen konnten, nach Präjudizien entschieden. Die Gesetzkunde ist damit das Monopol einer Zunft mit einer Art Geheimwissen, das alle Nichtjuristen ausschließt. Es geht darum, die richtigen Präjudizfälle herauszufinden – derjenige Anwalt ist der beste, der die beste Übersicht über alle auch jahrhundertealte Gerichtsurteile hat. Es gibt keine Gesetzbücher, in der Art, wie wir das kennen, und in denen wir auch als Laien nachlesen können und in denen die Unterschiede zw. versch. Delikten (z.B. Körperverletzung, schwere Körperverletzung, Fahrlässigkeit, grobe Fahrlässigkeit etc). mit dem entsprechenden Strafandrohungen definiert sind.

Dazu kommt noch, dass Staatsanwälte, Richter in den USA m.Wissen nach keine Juristen sein müssen und außerdem noch auf Zeit gewählt werden.

Leider breitet sich dieses anachronistische anglikanische Recht mit der Vormachtsstellung der USA auf der Welt.


dirgni antwortete am 19.07.03 (13:40):

Hallo Mart,

gleich vorweg: meine Frage soll nicht provozieren, sondern ist ernst gemeint.

Zum ersten Mal ist mir der Unterschied zwischen den Rechtssystemen verständlich. Aber heißt das, wenn ein Richter vor zigzig Jahren ein falsches Urteil gefällt hat, dieses auch heute noch als Präjudizfall herangezogen werden kann?


Mart antwortete am 19.07.03 (14:19):

So viel ich weiß, ja! Müßte allerdings noch meine Kinder, die Jus studieren näher befragen. Ich werde dann antworten.


Medea. antwortete am 19.07.03 (15:49):

Dann wäre es ja auch nicht mehr verwunderlich, daß häufig für Europäer so unverständliche Urteile gefällt werden.