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THEMA:   Fehlkalkulation

 28 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 29.06.03 (13:52) mit folgendem Beitrag:

Die IG Metall hat sich böse verkalkuliert. In der gegenwärtigen Situation war die 35 Stundenwoche im Osten nicht durchsetzbar und der Streik wurde - ein einmaliger Vorgang in Deutschland - wegen erwiesenen Scheiterns abgebrochen. Die Diskussion um die Führung der Gewerkschaft ist damit neu entbrannt (s. Link).

Müssen diejenigen, die Arbeit haben, in Deutschland wieder mehr arbeiten? In Baden-Württemberg und anderswo wird z.B. die Lehrerarbeitszeit verlängert, wohl kaum in der Hoffnung, das Niveau zu heben, sondern eher, um Geld zu sparen und um weniger neue Lehrer einstellen zu müssen.

In Zeiten, in denen die Arbeit zunehmend knapp wird, wird die Lebensarbeitszeit verlängert. Viele Beamte müssen nun damit rechnen, erst ab dem 65 Lebensjahr pensioniert zu werden, der Vorruhestand wird erschwert.

Kommen durch solche Maßnahmen mehr Menschen in Arbeit? Wer verkalkuliert sich hier eigentlich?

für mich passt bei den krampfhaften Versuchen der Politiker aller Coleur vieles nicht zusammen, während sie versuchen, die sich aus der Bevölkerungs- und Automatisierungsdynamik ergebenden Probleme zu lösen.

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,255118,00.html


Hanskarl antwortete am 29.06.03 (16:43):

@Karl

>In Zeiten, in denen die Arbeit zunehmend knapp wird, wird die Lebensarbeitszeit verlängert.

Daß die Arbeit knapp wird, bestreite ich, die Schwarzarbeit wächst um 15 % pro Jahr. Es ist
schier unmöglich eine Haushaltshilfe oder Putzfrau legal anzustellen. Auch den Garten
herzurichten oder kleinere Reparaturen am Haus erledigen zu lassen ist, in unserer Region
nur per Schwarzarbeit möglich.

Ich bemühe mich seit einem halben Jahr unseren Teppichboden legal durch eine Unternehmen
neu verlegen zu lassen, ich erhielt bis heute noch nicht einmal ein Angebot.

Einem Bekannter, der vor einem Jahr mit 45 Jahren gegen seinen Willen von der Post nachhause
geschickt wurde und darob in arge Depressionen verfiel, riet sein Arzt sich dringend eine
Betätigung zu suchen - "Nachbarschaftshilfe".

Vor drei Tagen traf ich ihn. Er ist zu Reperaturdienst in seinem Ortsteil aufgestiegen - schwarz.
Wenn er seine Tätigkeit anmelden würde, sagte er, könne er nicht mehr existieren, da seine
Einkünfte zum Leben nicht reichen und seine Kunden ( Rechtsanwalt, Steuerberater, Arzt,
Unternehmer, Händler und sogar ein Mann vom Arbeitsamt ) blieben weg, wegen der dann
zu hohen Kosten.

Hier, lieber Karl, passt für mich vieles nicht zusammen.

Gruß Hanskarl


rolf antwortete am 29.06.03 (17:26):

Wieso werden immer feste Zahlen zur Schwarzarbeit angegeben?
Es sind doch nur Vermutungen, evtl. Hochrechnungen ohne gesicherte Basis.
Außerdem wird Schwarzarbeit unterschiedlich definiert, lt. IHK ist auch Schwarzarbeit, wenn sich jemand mit angemeldetem Gewerbe ohne Meisterbrief in einem Handwerk betätigt. Dies macht ein Großteil der "entdeckten" Schwarzarbeit aus, da sie leicht nachzuweisen ist. Wegen der Buchführung dieser "Schwarzarbeiter" ist sie auch wertmäßig leicht zu erfassen.
Im Umsatz ist dann auch das ordnungsgemäß beschaffte Material enthalten, das erhöht auch noch den "Wert" der Schwarzarbeit.
Die Baumärkte, aber auch Farben- und Tapetenhandel, machen einen großen Teil ihres Umsatzes mit Schwarzarbeitern.


Tobias antwortete am 29.06.03 (18:59):

Auch Firmen arbeiten " SCHWARZ " wenn sie Rechnungen teilen und für eine Hälfte Mehrwertsteuer berechnen und die andere Hälft " SCHWARZ " erhalten.
Desshalb jammern auch viele Handwerksbetriebe über angeblich zu wenig Arbeit denn das Finanzamt könnte hellhörig werden. ( Darüber war kürzlich einen Sendung im Fernsehen. )

Baumärkte machen ihren Umsatz nur mit Heimwerkern und Schwarzarbeitern. Wenn man Schwarzarbeit abschaffen will müsste man diese Märkte schliessen.


Ernst antwortete am 29.06.03 (22:44):

@Hanskarl

<<Daß die Arbeit knapp wird, bestreite ich, die Schwarzarbeit wächst um 15 % pro Jahr.>>

Wenn es gegenüber dem Vorjahr 15% mehr Schwarzarbeit gibt, ist für die Beurteilung des gesellschaftlichen Schadens entscheidend, wie groß der absolute Ausgangswert gewesen ist. Es ist ein riesiger Unterschied, ob 150 (gegenüber 1000) Stunden oder 15 Millionen (gegenüber zuvor 100 Mill) zustande kamen. Beide Beispiele belegen eine Steigerung um 15%! Berechnen wir in den fiktiven Beispielen eine durchschnittliche Schwarzarbeitstunde mit 20 ä, so stünde einer Steigerung des Geldwertschadens von 3000 ä/a im Fall 1 ein Schaden von 300 000 000 ä im Fall 2 gegenüber. Fazit: eine Prozentangabe (Relativzahl) kann niemals den Anstieg oder auch die Abnahme der absoluten Menge beweisen. (In Politikerreden wird es trotzdem versucht.)

Es ist eine zwangsläufige Folge des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts, daß die Menge an verfügbarer Arbeit ständig abnimmt. Computer und Industrieroboter vermögen zunehmend die Arbeit zahlreicher Menschen zu erledigen, die damit arbeitslos werden. Da sich Fortschritt nicht aufhalten läßt, wird auch in Zukunft immer weniger Arbeit zur Verfügung stehen. Alle Maßnahmen, die auf eine Verlängerung der Arbeitszeit abzielen, sind hinsichtlich der Schaffung von Arbeitsplätzen absolut kontraproduktiv; sie vermehren die Arbeitslosigkeit samt ihrer negativen Auswirkungen, wie Abbau von Sozialleistungen, schwindenden Steuereinnahmen, rückläufigem Wirtschaftswachstum ....
Der einzige vernünftige Ausweg wäre, vorhandene Arbeit gerechter zu verteilen, ohne gleichzeitig nach vollem Lohnausgleich zu schreien. Aber wer will das schon, solange es einem selbst noch gut geht?
Der Versuch zur Einführung einer 35-Stundenwoche im Osten hatte als Kardinalfehler, daß er mit vollem Lohnausgleich verknüpft wurde, zudem aber auch zur unpassendsten Zeit kam. Damit wurden sinnvolle Regelungen auf Jahre hinaus vertan.


Karl antwortete am 29.06.03 (23:33):

Ich persönlich glaube nicht, dass Schwarzarbeit das wesentliche Problem darstellt. Es mag sein, dass Schwarzarbeit die Situation verschärft, aber m.E. ist sie nicht der eigentliche Grund für die hohe Arbeitslosigkeit.

"Die Einsparung menschlicher Arbeitskraft durch den Einsatz der Computertechnologie ist - trotz politisch motivierter Gegenrede - evident. Die heutige Arbeitslosigkeit ist zumindest teilweise auf die progressive Automatisierung der Produktionsprozesse zurückzuführen. Der Anteil dieser strukturellen Arbeitslosigkeit wird zunehmen, trotz der langfristig drastischen Verkürzung der menschlichen Arbeitszeit.

Die heutige Situation ist nicht nur einfach eine Wiederholung der Erscheinungen während der ersten industriellen Revolution im 19. Jahrhundert, als z.B. die Weber durch die Konkurrenz der mechanischen Webstühle brotlos wurden. Jede der damaligen Maschinen bedeutete wenigstens auch einen Arbeitsplatz für denjenigen, der sie bedienen mußte. Heute ist die Entwicklung hingegen gerade die, daß Maschinen selbständig (automatisch) ihre Arbeit verrichten. Menschenleere Fabriken sind z.B. in der Automobilindustrie und in der chemischen Verfahrenstechnik schon heute keine Utopie mehr. Vor allem auch in der Computerentwicklung selbst werden immer mehr Computer eingesetzt. Das dynamische Wachstum dieser Branche verschleiert noch, daß pro Produktionseinheit immer weniger Mensch benötigt wird.

Früher wurde die Handarbeit mechanisiert, der Mensch blieb immer der 'Kopf' des Mensch-Maschine Systems. Heute wird auch die Kopfarbeit automatisiert; wird dadurch der Mensch funktionslos?

Es steht zu erwarten, daß die mehrheitliche Beschränkung der Menschen auf das Konsumieren, d.h. seine Verdrängung aus der Produktion, nicht ohne große Probleme für die menschliche Sinnsuche ablaufen wird."

Das obige schrieb ich 1981 in einem Aufsatz und davon bin ich heute erst recht überzeugt.

Wir stehen einem strukturellen Problem (eigentlichen mehreren solcher Probleme) gegenüber. Einfach nur weitermachen wie bisher, vielleicht hier was einsparen, dort was subventionieren, damit wird es nicht getan sein. Das System ändert sich und die Gesellschaft muss sich völlig neu positionieren.

Ein Stichwort ist gefallen: Die Arbeit muss gerechter verteilt werden. Was aber ist gerecht?

Nicht nur die Arbeit muss gerecht verteilt werden, sondern auch der Mehrwert, den die Maschinen schaffen. Es ist m. E. ein Unding, dass die Gehälter der Manager und die Gewinne der Eigentümer und diejenigen der Normalbürger immer weiter und unverhältnismäßig auseinander klaffen.

Wir entwicklen uns wieder zu einer Klassengesellschaft. Die Unterschiede zwischen "unten" und "oben" werden größer und das kann langfristig nicht gut gehen.

Der Anstieg der Produktivität sollte allen zugute kommen, nicht nur wenigen.

Internet-Tipp: https://www.zum.de/ki/


Barbara antwortete am 29.06.03 (23:40):

In der heutigen Sendung 19zehn auf 3sat wurde gesagt, dass es sich bei diesem Scheitern einer Streikmaßnahme nicht um einen bisher einmaligen Vorgang in der BRD handelt... in Bayern hat sich vor Jahren einmal ähnliches ereignet. Der Vorgang wurde damals nur nicht derart hochgespielt.

Obwohl sich 83% der Arbeitnehmer in den bestreikten Unternehmen für einen Streik ausgesprochen hatten, waren viele von ihnen nervlich der Durchführung nicht gewachsen. Ich denke, in den neuen Bundesländern haben die Menschen aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit weit mehr die Auswirkungen dieses drohenden Schicksals vor Augen. Auch sind sie die Horrorgeschichten der Arbeitgeber noch nicht so gewohnt, wie ihre KollegInnen im Westen. Auf jeden Fall waren sie dieser Panikmache nervlich nicht gewachsen und sind daher vor den Arbeitgebern eingeknickt.


Wolfgang antwortete am 30.06.03 (01:11):

"Wir entwicklen uns wieder zu einer Klassengesellschaft.", schreibst Du, Karl... Dem stimme ich zu, wenn ich auch der Meinung bin, dass unsere Gesellschaft nie aufgehört hatte, eine Klassengesellschaft zu sein. Aber, zugegeben, die Klassenunterschiede waren während des ganzen 20. Jahrhunderts nicht so deutlich sichtbar, wie sie im 19. Jahrhundert sichtbar waren.

In den 30er, 40er Jahren von deutschen Ökonomen erdacht, wurde der sogenannte Neoliberalismus zur vorherrschenden wirtschaftlichen Ideologie der herrschenden Klasse. Ursprünglich wollte man damit den Kapitalismus und seine Tendenz zur Selbstzerstörung etwas zähmen (die Phrase von der "Sozialen Marktwirtschaft" wurde von einigen Neoliberalen kolportiert und wegen ihrer Werbewirksamkeit von Politikern begierig aufgegriffen). Im Laufe der Zeit aber wurde das "Soziale" immer marginaler... Was blieb, war die "Marktwirtschaft", ein etwas verschämter Ausdruck für eine kapitalistische Wirtschaftsordnung - eine Wirtschaftsordnung, die für die laufend neu produzierte ungleiche Vermögens- und Einkommensverteilung verantwortlich ist.

Einfach gesagt: Etwas mehr Reiche wurden viel reicher und viel mehr Arme wurden (relativ) ärmer.

Ich sehe das auch so: Nachhaltig ist diese Wirtschaftsordnung nicht. Im Gegenteil: Alles deutet darauf hin, dass die Wirtschaft und damit die wirtschaftliche Krise den Verantwortlichen zunehmend aus dem Ruder läuft. Denn mittlerweile sieht es sogar der Blindeste: Wer soll all die Produkte nachfragen, die in immer grösseren Mengen und in immer kürzeren Zeitabständen produziert werden?

Die äusserst erfolgreiche kapitalistische Wirtschaftsordnung hat ein Problem: Sie erstickt an ihrer ständig wachsenden Produktivität und dem ständig wachsenden Warenberg. Ihr Erfolg ist zugleich ihre grösste Gefahr. Der Markt scheint wieder einmal ausser Stande, die von ihm erzeugten Probleme sozial verträglich zu lösen.


dutchweepee antwortete am 30.06.03 (04:21):

und wieder laufe ich gefahr "überholländer" genannt zu werden, aber ich bin deutscher, ostdeutscher, und wohne nur seit 3 1/2 jahren in holland.

das problem sind die flächentarifverträge!

versteht ihr das nicht? ein schlosserbetrieb in gelderland (bekannt für seine schweinezucht) zahlt halt nicht die selben löhne, wie ein betrieb der selben sorte in utrecht.

warum muss in deutschland immerzu das geld flächendeckend ausgezahlt werden? wer sich unterbezahlt fühlt, soll doch umziehen, oder wenn der betrieb ihn wirklich BRAUCHT bezahlt er auch mehr.

die gewerkschaftsbonzen fahren in ihren dicken daimlern durch die gegend und erzählen den "plöten ossies", dass sie streiken sollen. GELD GIBTS ABER NUR für ARBEIT!

könnt ihr euch vorstellen, dass es in holland fernsehwerbung der firmen gibt, um mitarbeiter zu finden? dass malerbetriebe ihren "zukünftigen angestellten" im radio die nutzung des betriebswagens offerieren, wenn sie denn zu ihnen wechseln?

vergesst die gewerkschaften ....die uhren ticken jetzt anders!


Barbara antwortete am 30.06.03 (09:07):

Vergessen hast Du bei Deinem Plädoyer für die Arbeitgeber, dutchweepee, dass sämtliche Rechte der Arbeitnehmer von den Gewerkschaften erkämpft wurden. Wie sähe wohl unsere Gesellschaft aus, wenn es keine Gewerkschaften gegeben hätte? Wieso konnte sich die Wirtschaftskraft Deutschlands derart stark entwickeln? Weil die Gewerkschaften stets die armen Unternehmer in den Ruin treiben wollten? Wohl kaum.

Gerade die Gewerkschaften sind maßgeblich an dem Gelingen unserer Konsenzgesellschaft beteiligt. In kaum einem Land wird derart wenig gestreikt, wie in Deutschland. Die meisten Arbeitgebervertreter sind heilfroh, dass es den Flächentarifvertrag gibt. Stell Dir nur vor, jeder kleine Verband und Arbeitnehmerkreis würde seine eigene Tarifpolitik durchsetzen wollen: heute kämpfen die Techniker, morgen die Polsterer, übermorgen die Lackierer.... Die Autoindustrie könnte kaum in Ruhe ihre Autos produzieren... Nein, das Gehacke in den Medien ist zum größten Teil Show. Die Arbeitgeber sind an einem Zerschlagen der Gewerkschaften gar nicht interessiert, weil sie das anschließende Chaos zu recht fürchten.

Das Arbeitsvolumen wird weiter abnehmen. Es ist ausgesprochen unsozial und gefährlich, immer mehr Menschen ins Abseits zu stellen und ihnen obendrein noch Schuldgefühle einzureden, dass ihr Unglück allein ihre Schuld sei. Eine Arbeitszeitverkürzung für alle auf etwa 32 Std. wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Warum haben es die Franzosen geschafft und wir nicht? Natürlich ist eine derartige Umstellung nicht bei vollem Lohnausgleich möglich. Anpacken muss man es jedoch erst einmal. Die Gefahr ist groß, dass sich anderenfalls jemand der frustrierten Menschen annimmt.... und Zorn kann einiges bewirken....

Thema: Konsumsteigerung.
Wir sind eine stark alternde Gesellschaft. Brauchen alte Menschen ständig neue Möbel, Kochtöpfe, Geschirr, etc? Es sieht doch so aus, als haben die Unternehmen noch gar nicht begriffen, was der prozentuale Rückgang des Anteils junger Menschen in einer Gesellschaft wirtschaftlich bedeutet... Man kann noch so viele Verkaufsaktionen mit irren Rabatten starten: der Konsum wird weiter zurück gehen.


schorsch antwortete am 30.06.03 (09:22):

Die unbeholfenen Versuche - wie z.B. Verlängerung der Lebenarbeitszeit - kommt mir vor wie die Bemühungen eines Chirurgen, der einem Patienten, der über einen leeren Magen klagt, die Hälfte des Magens wegoperiert!

Dazu ein kleiner Witz:

Klagt ein Patient, er könne seit Wochen nicht mehr den Darm entleeren.
Fragt der Arzt: "Wo arbeiten Sie denn?"
"Bei XY..."
"Dann nehmen Sie mal hier die 20 ä und gehen Sie was essen damit - nachher können Sie gewiss wieder....."


dutchweepee antwortete am 01.07.03 (02:27):

hey! BARBARA! ich halte kein plädoyer für kapitalisten.

ich stell mich mal ahnungslos und sage, dass dies nur in einem kleinem land wie holland funktionieren kann. in einem kleinem land mit <b>17 mio einwohnern</b>, mit <b>80.000 arbeitslosen</b>, mit <b>120.000 offenen stellen</b> (für die medien-werbung betrieben wird), in einem land, in dem sich die königin (vergleichbar etwa mit dem bundespräsidenten) zu beginn ihrer ansprache "zur lage der nation" hinsetzt und sagt: <b><font color="#ffcc33">"holland geht es gut!"</font></b> ...logisch! hat ja auch keine staatsverschuldung.

in den 80ern wurden die flächentarifverträge in holland aufgehoben, sowie die uitzendbureaus (private arbeitsvermittlungen) eingeführt, und DAS IST KEIN WITZ: ich garantiere jedem "willigen" arbeitslosen binnen 10 minuten einen job in holland, bei dem er mehr cash "auf der kralle" haben wird, als in deutschland.

die deutsche wirtschaft ist nicht flexibel ...sie ist verknöchert. <b>lasst den schröder mal machen!</b> ein kleiner "kick" in die kniekehle der gewerkschaftsbosse kann deutschland überhaupt nicht schaden!

P.S.: wundert ihr euch eigentlich nicht, dass zum beispiel us-amerikanische arbeiter keine 35 stunden woche haben und ein grösseres bruttosozialprodukt erzeugen, als die deutschen? wollen "die deutschen" kekse statt brot? ich hab in meinem ganzen leben keine münze ohne arbeit, ohne kreativität bekommen.


dutchweepee antwortete am 01.07.03 (02:34):

sorry! ...hab probiert, ob HTML funzt ...na gut! denkt euch einfach den fettdruck und die farben! zum inhalt steh ich. FREIER (ARBEITS)MARKT mit schutz für unterprivilegierte. keine hängematten mehr!


pilli antwortete am 01.07.03 (07:48):

@ dutchweepee

berichte doch mal von der finanziellen hilfeleistung an die leute mit kinderwunsch. der freund meines vaters, ein journalist aus Tilburg hatte "6"; söhne und töchter und jede menge enkelkinder, fast ein eigenes kleines dorf, wenn alle zusammenleben würden.

und von einigen der im umland wohnenden deutschen arbeitlosen, die diese möglichkeit nutzen, berichtete "Markt und Wirtschaft". nur, manchmal muß mann oder frau auch wollen :-)


Barbara antwortete am 01.07.03 (08:49):

@ dutchweepee

Soll ich Dich ernst nehmen? Irgendwie hinkt doch Deine Argumentation gewaltig....

Du sagst:
>>DAS IST KEIN WITZ: ich garantiere jedem "willigen" arbeitslosen binnen 10 minuten einen job in holland, bei dem er mehr cash "auf der kralle" haben wird, als in deutschland.<<

Vorher sagst Du, dass es in Holland 120.000 offene Stellen gibt. Wir haben mehr als 4,5 Mio Arbeitslose.... Hoffentlich klagen die Leute Deine Garantie nicht ein :-)

Und die Arbeitswelt Amerikas uns als vorbildlich vor Augen zu halten, wird wohl auch kaum klappen.... Übrigens esse ich lieber Brot als Kekse...


dutchweepee antwortete am 01.07.03 (15:13):

barbara ...warum wollen die deutschen eigentlich immer alles einklagen, oder fordern?

entscheidend ist doch nicht die anzahl der offenen stellen, sondern die anzahl der arbeitslosen in holland.
würde ich milchmädchenmäßig hochrechnen, so käme bei einer einwohnerzahl deutschlands von rund 80 mio, eine arbeitslosenzahl von 376.470 heraus ...ich denke, damit könnte deutschland genausogut leben wie holland ...oder?

zumal ich hier wirklich sagen kann: wer in holland keinen job hat, WILL auch nicht arbeiten!


Tobias antwortete am 01.07.03 (16:14):

Wie wäre es denn duchweepee, wenn du in deine alte Heimat zurück kehren würdest und dort deinen Landsleuten dein in Holland neu erworbenes Wissen lehrst.
Es ist doch schade, dass gerade die Leute die etwas vom Arbeitsmarkt verstehen sich dorthin absetzten wo es keine solchen Probleme gibt und von dort Belehrungen senden.
Nicht mal 30 km von der holländischen Grenze entfernt ist ein Gebiet mit sehr hoher Arbeitslosigkeit. Meinst du duchweepee diese Leute würden nicht dort arbeiten wenn sie könnten. Aber ich werde deinen Berich an das dortige Arbeitsamt weiterleiten damit den dortigen Beamten mal ein Licht aufgeht. Dann war deine Abwanderung nach Holland doch für etwas gut.
1954-56 war ich sehr oft in Holland, da aber waren bei mir die Mädchen Mittelpunkt und weniger die Politik. Damals hatte ich als Deutscher keine Probleme. Noch etwas, die Holländer kennen sogar Bayern, Wohnwagen an Wohnwagen Urlauber aus NL hier bei uns in Bayern und dies seit vieeeeeelen Jahren.


Tessy antwortete am 01.07.03 (16:29):

.......mal überlegen......

Wieviel Geld bzw.Arbeitsplätze würde das bringen wenn wir von den NLern Autobahngebühren verlangen, die jedes Jahr zu zigTausenden durch unsere Republik brettern, meist noch mit gefüllten Benzinkanistern um hier nicht tanken zu müssen...


Tessy antwortete am 01.07.03 (17:09):

......ich habe noch etwas vergessen:

;-))))


juttam antwortete am 02.07.03 (06:44):

so verkehrt ist dutch da nicht.

auch ich garantiere JEDEM einen job in Texas innerhalb der zeit es dauert von einer firma zur
ander zu fahren...nicht unbedingt mit mehr geld
in der Kralle, aber ehrliche Arbeit!

Lachhafterweise kann ich jedem Deutschen,
Arbeitserlaubnis oder nicht, noch viel schneller
einen Job verschaffen als vielen Amerikanern.

Aber wie Pilli sagt: Man/Frau muss aber auch wollen.

Tobias, wenn Dutch echt nach Deutschland zurueckkehren wuerde - in die Politik ginge - und
gleiche Meinung dort vertreten wuerde, haette man
ihn so schnell (wo keiner kuckte) wieder ueber die
Grenze nach Holland beforerde, so schnell koenntest
du nicht ins Taschentuch niessen.

Also lass doch die hochtrabendenden Themen
wie:
"Wie wäre es denn duchweepee, wenn du in deine alte Heimat zurück kehren würdest und dort deinen Landsleuten dein in Holland neu erworbenes Wissen lehrst."


dutchweepee antwortete am 02.07.03 (16:17):

Tessy ...wat war DAS denn? was meinst du, wieviele deutsche touries gerade die holländischen strassen verstopfen. ausserdem ist das benzin in deutschland billiger als in holland ...wir fahren sogar zum tanken über die grenze (mit nem kanister im kofferraum)

Tobias ...sorry, wenn das so belehrend klingt, was ich sage. ich erzähle nur, wie´s hier ist.
ausserdem wurden die flächentarifverträge in holland ende der 70er jahre abgeschafft. die uitzendbureaus gibts noch länger. das hätte sich doch bei den deutschen schon lange rumgesprochen haben können, wie man arbeitsplätze schafft und vermittelt?


Hanskarl antwortete am 02.07.03 (16:36):

@dutchweepee

ja, wir müssen es einfach mal zugeben, einige von uns, hier in Deutschland,
wollen nicht arbeiten - viele, der von mir o. g. Schwarzarbeiter, beziehen zu-
sätzlich noch "Sozialknete" und geben es manchmal auch noch mit "Stolz" zu.

Meine Kritik gilt ausdrücklich denjenigen, die die Gesetzte und Bestimmungen
für diesen Mißbrauch geschaffen haben und erst in zweiter Linie denjenigen
die ausnutzen, was gegeben ist.

Gruß Hanskarl


mechtild antwortete am 02.07.03 (20:04):

Sozialbetrug ist nicht okay. Doch solange der kleine Mann sich über seinen Nachbarn aufregt, der mit Schwarzarbeit um ein paar EURO „betrügt“., kann der „Große“ (z.B. AufsichtsratsmitgliederInnen, Gäste in verschiedenen Talkshows im öffentlichen Fernsehn) weiter abkassieren. DerDie BürgerIn wissen es ja nicht und können sich die Summen, die bezahlt werden eh nicht vorstellen und auch nicht, dass es von ihren Steuergeldern bezahlt wird.
Man muss Menschen nur ruhigstellen (mit Arbeit, Drogen usw.), dann hat man als VIP seine Ruhe.


DieterH antwortete am 02.07.03 (21:08):

Bei 4,5 Millionen Arbeitslose haben wir das Thema" die sind ja alle zu faul zum arbeiten" hoffentlich weg.
Manchmal denkt man die Politiker, die sich zu diesem Thema äußern sollten sich vorher besser sachkundig machen.
In Deutschland liegt die Arbeitsproduktivität pro Arbeitnehmer weitaus höher wie in anderen Ländern. Wäre das nicht so, dann wären fast alle Betriebe die Waren exportieren pleite. Wie ist es sonst möglich die relativ guten Löhne bei uns zu zahlen und trotzdem im Export wettbewerbsfähig zu sein.
Wer sich nur gelegentlich mit diesem Thema beschäftigt muß wissen, das es erst ab einem Wirtschaftswachstum von 2 % zusätzliche Arbeitsplätze gibt. Wir krebsen zur Zeit an der Nulllinie. Wenn ich also bei einem gleichen Arbeitsvolumen die Arbeitnehmer länger arbeiten lasse dann produziere ich zusätzliche Arbeitslose.
Das "Pferd" Schwarzarbeit wird immer wieder von Zeit zu Zeit durch das Dorf getrieben.
Vergessen wird dabei, die gesamten Hobbymärkte leben von den Eigenleistungen und von der sogenannten Schwarzarbeit.
Was ist überhaupt Schwarzarbeit? Es ist das Erbringen einer Leistung an einen Anderen gegen Bezahlung ohne das man als Selbständiger ein Gewerbe hat.
Wenn wir alles was an Werten in Eigenregie geschaffen wurde ansehen, dann kann man die "Eigenbastelei" die Familienhilfe und Nachbarschaftshilfe ja wohl nicht als Schwarzarbeit bezeichnen.
Es gibt über den Rest, der wirkliche Schwarzarbeit ist keine Zahlen. 15 % wie in einigen Beiträgen geschrieben ist da viel zu hoch.
Der Hinweis auf die Klassengesellschaft ist sehr gut.Der "olle Marx" hat es so definiert: Der eine hat Besitz an Produktionsmittel und der Andere nicht.
Wenn ich ein paar Aktien habe gehöre ich als Arbeitnehmer dann schon zu einer anderen Klasse? Natürlich nicht.
Spätestens wenn dieser besondere Aktionär zur Hauptversammlung seiner Firma geht und tausende von Aktionäre dort trifft von denen der Einzelne niemals ernst genommen wird, dann wird er feststellen was die Verfügungsgewalt über Produktionskapital bedeutet.
Die Argumente die gegen die Klassengesellschaft vorgebracht werden haben nur einen Sinn sie sollen die tatsächlichen Verhältnisse verkleistern.


schorsch antwortete am 03.07.03 (09:20):

Bravooooo! Es beginnt zu dämmern!


Wolfgang antwortete am 04.07.03 (02:17):

Manche machen es sich arg einfach, indem sie auf die hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland verweisen und sie gegenüberstellen einer angeblich viel niedrigeren Arbeitslosigkeit in z. B. den Niederlanden und den USA.

Ich möchte daran erinnern: Vor knapp über zehn Jahren wurden der deutschen Volkswirtschaft rund 18 Millionen Menschen (das sind etwa 2 Millionen Menschen mehr als die Niederlande EinwohnerInnen haben) von heute auf morgen zugeschlagen... Menschen, die ökonomisch gesehen nicht eine Mark mitbrachten, im Gegenteil, deren schlechtes Geld gegen gutes Geld aus dem Westen eingetauscht wurde. Innerhalb von 10 Jahren wurde die gigantische Summe von 1 Billion Mark (das sind 1.000 Milliarden Mark) vom Westen in den Osten transferiert, um die Menschen dort zu alimentieren.

Die Produktivität der Ost-Betriebe lag vor 10 Jahren auf Entwicklungslandniveau. Troptzdem wurden den Ost-ArbeiterInnen (aus politischen Gründen) enorm hohe Löhne gezahlt... Löhne, die sich die nicht sehr produktiven Ost-Betriebe überhaupt nicht leisten konnten.

Die Folge: Arbeitslosigkeit... Die Arbeitslosigkeit im Westen Deutschlands ist moderat (8,2 Prozent im Mai 2003), während sie im Osten sehr hoch ist (18,6 Prozent im Mai 2003).

Zum Vergleich: Die Arbeitslosenquote der USA lag im Juni 2003 bei 6,4 Prozent, also nicht weit unter der Westdeutschlands. Würde man gleiche statistische Randbedingungen zugrundelegen, wäre die Arbeitslosigkeit der USA höher als die Westdeutschlands.

Deutschland hat ein wirtschaftliches Problem, das stimmt... Eines, das andere Länder so nicht haben... Das deutsche wirtschaftliche Problem ist Ostdeutschland, konkret, 18 Millionen Menschen, denen man vorgemacht hat, dass sie ungeachtet ihrer anfangs desolaten Wirtschaft und jetzt immer noch weit unproduktiveren Wirtschaft den gleichen Lebensstandard, also die gleichen Löhne und die gleichen Arbeitszeiten und die gleichen Renten wie in Westdeutschland UND die gleiche Beschäftigungs- bzw. Arbeitslosenrate haben können.

Wie jede(r) sehen kann, hat die wirtschaftliche Wirklichkeit die politischen Ideologen in West und Ost eingeholt.


Medea. antwortete am 04.07.03 (10:43):

@ Wolfgang

Danke für diese sachliche Aufklärung. Wir neigen ja alle dazu, viel zu schnell zu vergessen, wie so manches entsteht - und dann nur noch den Ist-Zustand anzuprangern.


Barbara antwortete am 10.07.03 (00:51):

Kein Zeichen von Schadenfreude im Lager der Arbeitgeber... auch für sie ist eine schwache Gewerkschaft nicht von Vorteil.

Die Süddeutsche Zeitung schreibt:

>>Unglücklich über die Schwächung des Gegners

Die Metallarbeitgeber fürchten, eine gespaltene Gewerkschaft könne kein verlässlicher Tarifpartner mehr sein

....Regelrecht unglücklich über den Führungskampf bei der IG Metall ist Martin Kannegießer, Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall. „Wir hoffen, dass die IG Metall schnell wieder in der Lage ist, mit voller Konzentration Sachfragen zu diskutieren.“ Seit Monaten leide die Arbeitgeberseite darunter, dass viele Sachfragen in der IG Metall ständig bewusst oder unbewusst vor dem Hintergrund einer noch nicht gelösten Führungsfrage diskutiert und gewendet würden. Jede Analyse werde daraufhin überprüft, ob nicht personelle oder organisatorische Überlegungen dahinter stünden. „Das erschwert es natürlich außerordentlich, sachgerechte Lösungen zu finden. Es kann nicht in unserem Interesse liegen, die Gewerkschaften ein für alle Mal zu schwächen.“ Vor der deutschen Industrie lägen weiterhin erhebliche Umstrukturierungsaufgaben. „Es hat sich gezeigt, dass in allen großen Umstrukturierungsprozessen unseres Landes in den letzten Jahrzehnten Gewerkschaften eine wichtige Rolle gespielt haben.“ Die Arbeitgeber seien bereit, eine „gemeinsame Plattform“ mit den Gewerkschaften für die Aufgaben zu Zukunft zu finden.<<

https://www.sueddeutsche.de/sz/politik/red-artikel6773/

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/sz/politik/red-artikel6773/


dutchweepee antwortete am 10.07.03 (02:25):

manchmal bin ich echt unentschlossen!

WOLFGANG ...die 18 millionen "zugeschlagenen" deutschen hatten vorher arbeit und kaufen jetzt pril und persil und hanuta und shell und vw und...

ein witz:

was sagt ein arbeitsloser ostdeutscher akadamiker zu einem ostdeutschen akademiker der arbeit hat?

"noch ´ne currywurst bitte"

deutschland trägt zur zeit eine last, wie kein anderer europäischer staat. die deutsche "wieder"vereinigung war schwerer, als der dicke wiedervereinigungskanzler das versprochen hat. die reparationszahlungen an den judenstaat* wiegen immer noch schwer auf der tasche. deutschland muss nun plötzlich auch krieg führen, in gegegenden, die mit deutschland nix zu tun haben.

die niederlanden, GB, oder frankreich haben diese belastungen eher weniger.

*sorry ...israel wird in der NL-presse (fast) immer "joed staat" genannt und warum nennen wir die zionisten nicht beim namen, wenn sie schulen, kinder und lehrer mit panzern beschiessen?