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THEMA:   Abschaffung der Wehrpflicht - jetzt

 14 Antwort(en).

mechtild begann die Diskussion am 19.06.03 (23:28) mit folgendem Beitrag:

In den nächsten Wochen wollen Bundesregierung und Bundestag über die Zukunft der Wehrpflicht entscheiden.
für die allgemeine Wehrpflicht gibt es keinen sicherheitspolitischen Grund mehr. Es wird keinen konventionellen Krieg für Deutschland mehr geben. Sicherheitspolitische Fragen müssen in Zukunft auf Europäischer Ebene beantwortet werden. Deshalb benötigen wir eine Europäische Armee. Diese wird sehr viel kleiner sein als die nationalen Armeen. Deshalb wird die allgemeine Wehrpflicht dann nicht mehr erforderlich sein.
In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit ist es falsch Zivildienstleistende einzustellen. Der Wegfall der Zivildienstplätze würde neue Arbeitsplätze im Sozialen Bereich schaffen.


Karl antwortete am 20.06.03 (09:40):

Ich fände es besser, wenn die Wehrpflicht erhalten bliebe. Der Preis des Krieges muss in der eigenen Bevölkerung spürbar sein.

Söldner morden auf Befehl jeden. Werden sie getötet, denkt die Bevölkerung "selber schuld, warum mussten die auch zur Army gehen".

Eine Berufsarmee ist vielleicht besser und skrupelloser im Töten, aber ich würde mich als Bürger ausgelieferter fühlen.

Meine Meinung, Karl


Angelika antwortete am 20.06.03 (10:36):

Deiner Meinung kann ich mich nur anschliessen, Karl - wenn es "nur" Berufssoldaten gäbe wäre m.E. die Gefahr zu gross, dass sie noch eindeutiger und völlig unkontrollierbar von ganz bestimmten Strömungen unterwandert ist.


mechtild antwortete am 20.06.03 (16:34):

Ich habe bisher auch diese Meinung vertreten. Aber machen wir uns da nicht selbst was vor? Hat die Bundeswehr nicht bereits getrennte Bereiche? Hier ein Bereich in dem Wehrpflichtige ausgebildet werden und da die Berufsarmee, die wichtige und gefährliche Einssätze macht. Sind militärische Aufgaben heute noch von Laien durchzuführen? Aber die Berufssoldaten sind auch unsere Kinder. Sie haben sich den Job zwar selbst gesucht, aber die wenigsten können absehen, was es heißt Soldat zu sein.
Dann war da noch die Überlegung, der Wehrgerechtigkeit. Aus finanziellen Gründen werden immer weniger junge Männer zum Wehrdienst eingezogen. Viele verweigern den Kriegsdienst nicht, weil sie hoffen nicht eingezogen zu werden. Zivildienstleistende müssen meist ihren Dienst antreten.
Militärische Aufgaben müssen von hochqualifizierten Fachkräften durchgeführt werden. Es wird in Zukunft immer wichtiger werden unsere demokratischen Kräfte zu stärken, die das Militär kontrollieren. Allein durch das Beibehalten der Wehrpflicht ist die demokratische Kontrolle nicht mehr gewährleistet.


mulde antwortete am 20.06.03 (18:42):

Karl jedes Ding hat zwei Seiten
Dein Zitat
öö „Söldner morden auf Befehl jedenöö !
Vorbehaltlos stimmt!
Nur ein Wehrpflichtiger muss auf Befehl auch töten, tut er das nicht ist es Befehlsverweigerung!!!
Der Vorgesetzte, welcher den Befahl gab, wird den Wehrpflichtigen wie den Söldner
Nun töten lassen, weil sie den Befehl (ein Befehl ist immer ein Gedankengang eines
Menschlichen Gehirns) nicht ausgeführt haben.
Das Makabere da bei ist, der Befehlsgeber ist Berufssoldat, er wird für das töten entlohnt, wie der Söldner!!!
Nur der Wehrpflichtige er soll – muss es mit seinem Gewissen vereinbaren.
Wenn schon eine Armee -- dann eine Berufsarmee unter der Kontrolle des gesamten
Parlamentes.
Damit nicht gewissenlose Politiker die Armee wie zu Zeiten der Weimarer Republik
einen Reichskanzler absetzen könne „Ein Leutnant und 11 Mann“
Die Wehrpflicht entwickelt sich zum Anachronismus!
mulde


schorsch antwortete am 20.06.03 (21:42):

Könnten alle Heere in der gleichen Stunde abgeschafft werden, hätten wir - vielleicht - den Ewigen Frieden. Da aber jedes Land und jede Regierung verlangt, dass zuerst alle anderen die Armee abschaffen müssten, wird dieser "Ewige Friede" wohl erst dann erreicht werden können, wenn der letzte Mensch ausgerottet ist......


Felix antwortete am 24.06.03 (00:29):

In der Schweiz wurde das Stimmvolk vor einigen Jahren zur Abschaffung der Armee befragt. Leider waren es nur ca. 35% die dafür waren .... Ich war damals als Stabsoffizier im Range eines Hauptmanns auf weiter Flur allein mit meiner Meinung. Die Schweiz hat damals verpasst ... mit einem mutigen Beispiel vorauszugehen.
Schade!


e k o antwortete am 24.06.03 (14:17):

Als Angehörige einer Generation, für die dieses Thema nicht mehr persönlich zutrifft, haben wir es naturgemäß einfacher, uns dazu zu äußern.

Aber ich sehe das auch so, dass eine "Berufsarmee" keine Vorteile brächte. Mit aller Vorsicht wage ich da die Behauptung, dass sich in einer Berufsarmee vielerlei unterschiedliche Menschen treffen würden. Die ideale Einstellung, nämlich eine hohe Ethik, die wir uns möglicherweise dazu vorstellen, würden sicherlich nur
wenige mitbringen. Ansonsten kämen da viele zur Armee, die wir unter dem Sammelbegriff "verkrachte Existenzen" verstehen würden. Abenteurer usw.

Der Wunsch, alle Armeen dieser Welt abzuschaffen, wäre natürlich das Beste, was der Menschheit widerfahren könnte, aber das wird ein Wunschtraum bleiben.

Ich würde auch das Töten nicht so sehr in den Vordergrund stellen, es bekommt sonst zuviel Gewicht. Soldaten tun ganz sicher auch Dinge, bei denen es nicht aufs Töten von Menschen ankommt. Insofern halte ich auch die Aussage von Soldaten als "Mördern" doch als recht bedenklich.

Grundsätzlich: Menschen haben sich schon immer gegenseitig umgebracht - und sie werden es auch weiterhin tun, ob in einer Armee oder im so genannten "zivilen" Leben. Das wird man nicht abstellen können, sonst müsste man sie ausrotten. Und wer will das schon ?


mechtild antwortete am 24.06.03 (22:00):

Ich sehe in einer Berufsarmee auch Probleme. Struck will an der Wehrpflicht festhalten, stand heute in der Zeitung. Wehrpflicht halte ich jedoch nur dann für sinnvoll, wenn es auch eine Wehrgerechtigkeit gibt. Zur Zeit vergeuden die jungen Leute ihre Kraft damit, indem sie Tipps weitergeben, wie man am Besten um die Wehrpflicht herum kommt. Viele Väter helfen mit dummen Tipps fleißig mit. Das trägt sicher nicht dazu bei, dass aus den Jugendlichen verantwortungsvoller Staatbürger werden.
Soldaten sind keine Mörder, werden aber zum Töten ausgebildet. Junge Menschen werden Soldaten ohne zu wissen, auf was sie sich einlassen. Haben wir „Alten“ da nicht eine Verantwortung?
Reden nutzt da wenig. Zivildienst brachte manchen Jugendlichen zum Nachdenken und viele Hauptberufler im Sozialen Bereich zur Verzweiflung, beim Arbeiten mit den Zivis. Wenn aber Drückeberger 90% Chancen haben sich um den Wehrdienst zu drücken, bin ich dafür den Wehrdienst abzuschaffen, denn er trägt nichts dazu bei, dass unsere Jugendlichen erwachsenen werden.

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,254406,00.html


Gudrun antwortete am 24.06.03 (22:26):

*Zivildienst brachte manchen Jugendlichen zum Nachdenken und viele Hauptberufler im Sozialen Bereich zur Verzweiflung, beim Arbeiten mit den Zivis.*

@Mechthild

obigen Ausspruch von Dir kann ich nicht unbeantwortet lassen,weil es den Zivis gegenüber mehr als unfair ist!
Die meisten von ihnen haben ihre Aufgaben sehr gewissenhaft ausgeführt und sich mit den ihnen völlig unbekannten Arbeiten schnell vertraut gemacht. Ob in Behinderteneinrichtungen,Sozialstationen,Krankenhäusern,sie wurden schnell eine spürbare Hilfe !
Sie mussten natürlich von den *sozialen Hauptberuflern*-wie Du schreibst-richtig angeleitet werden!


dutchweepee antwortete am 28.06.03 (19:56):

Ich habe 3 jahre in der NVA (DDR) gedient und wohne jetzt in den Niederlanden. DIES BRINGT MICH IN EINEN ZWIESPALT.

Einerseits hat es mir weissgott nicht geschadet, bei einem gut funktionierendem Militär, den verantwortungsbewussten und disziplinierten Umgang mit hochwertiger Technik zu lernen. Diese Zeit war gut für mich und ich wünschte, jeder Mann müsste durch diese Schule gehen.

Andererseits verfolgen die Niederlande eine Heerespolitik unter dem Motto: "klein aber fein"
Nur die besten werden hier zum Dienst im immerhin "königlichen" Heer zugelassen, und geniessen auch ein entsprechend hohes Ansehen in der Bevölkerung.

Ein Bundeswehrsoldat wird bestenfalls belächelt, weil er es nicht geschafft hat sich zu drücken!


Ernst antwortete am 29.06.03 (13:05):

Nebenaspekt: Bei allgemeiner Wehrpflicht ergibt sich zwangsläufig eine stetige Kenntnisnahme militärischer Aktivitäten durchs „gemeine Volk“ - also Öffentlichkeit. Dies fehlt einer Berufsarmee. Sie ist dadurch besser zu lenken, aber auch zu mißbrauchen. Könnte das einer der Hintergründe für die Abschaffung der Wehrpflicht werden?


dutchweepee antwortete am 30.06.03 (04:39):

ERNST: ...kann es sein, dass wir langsam an verfolgungswahn leiden? die armee, die uns verteidigen soll, wird zum instrument der unterdrückung?

MAO (1959) "alle macht liegt in den gewehren!"


Ernst antwortete am 01.07.03 (00:46):

Kein Verfolgungswahn, dutchweepee! Bedenken, daß unsere Armee gegen eigene Landsleute eingesetzt werden könnte, hege ich nicht. Mein Einwurf zielt eher in die Richtung, daß Politiker eine Berufsarmee unbemerkter in Auslandseinsätzen verwenden könnten - z. B. in Afrika oder bei den nächsten Hurraaktionen von Mr. Bush und Kumpanen. Es gäbe weniger Proteste, weil weniger bekannt würde.

1945 schworen überlebende Landser, jedem „die „Pfoten abzuhacken, der je wieder eine Waffe in die Hand nimmt“. Inzwischen wuseln wir längst wieder frisch und frei mit fragwürdigem Erfolg in vielen Gegenden rum, wo wir eigentlich nichts zu suchen hätten. Und mir kann keiner erzählen, daß alle dabei getätigten Aktionen ausschließlich hehren ethischen Absichten untergeordnet seien.


dutchweepee antwortete am 01.07.03 (03:16):

ERNST ...prinzipiell hast du recht. aber schon jetzt wirst du nicht informiert, was die KSK in afghanistan anstellen und welche brücke ´"unsere" pioniere im kongo sprengen.

ich bevorzuge eine berufsarmee. WARUM? nur menschen, die mich verteidigen WOLLEN tun das auch. sie lernen ihr handwerk und stehen dazu. wir ...ja WIR ...bezahlen ein heidengeld für die unglaubliche militärtechnik und ich möchte, dass profis an den "knöppeln" sitzen.

eine berufsarmee ist besser lenkbar, als die amateure mit bart, die grad mehr schlecht als recht mit den halb kaputten LEOs rumgondeln.

KLEIN ABER FEIN ...wie in holland eben (um nochmals mit meinem neuen wohnsitz anzugeben)