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THEMA:   Presse: Aus den Augen aus dem Sinn ?

 4 Antwort(en).

Klasus Märker begann die Diskussion am 14.08.01 (13:42) mit folgendem Beitrag:

Es ist geradezu auffällig, wie das Interesse der Medien auch unsere Empfindungen beeinflußt. Wie ich das meine? Nach der kurzen Zeit der aktuellen Phase der Berichterstattung eines Geschehens, läßt sie uns doch glauben, die Probleme seien Erledigt, alles sei wieder im Lot, oder läßt sie uns zumindest vergessen.

Berichte vom ätna sind out. Niemand berichtet mehr über die Schicksale derer, die durch die heiße Glut ihre habe verloren haben. – Das ist keine Nachricht mehr -
Wer berichtet jetzt noch von den alten Rentnern, die aufgrund der Fluten in Polen nunmehr völlig hilflos dastehen ? Noch sind mir die Bilder vor Augen, wie diese Menschen, zu alt um nochmals neu anzufangen, von den Presseleuten geradezu genüßlich vorgeführt wurden. Bombenanschläge in Spanien – zeigt einen Tag lang Bilder, weil der Vorgang bildlich nicht mehr hergibt –
Die Taliban sind drauf und dran wegen Glaubensfragen Menschen zu ermorden, ein gefundenes Fressen für die Presse.
X -fach am Tage, in allen Nachrichtensendungen der gleiche Filmbericht, doch wenn das Interesse der Medien abgeklungen ist, werden trotzdem Menschen von der Hand wilder Fanatiker gekillt worden sein. Dann aber berichtet die Presse schon über etwas anderes. Oder gerade wieder darüber...
Müssen Pressemedien so sein ? Haben sie sich etwa uns angepaßt ? Unseren Bedürfnissen ?


Georg Segessenmann antwortete am 14.08.01 (17:05):

Im Fernsehen folgt als Schluss eines reisserischen Beitrages manchmal der Spruch: "Wir bleiben dran". Das heisst wohl so viel wie: "Schwamm drüber!"

Schorsch


Johannes Michalowsky antwortete am 15.08.01 (12:03):

Der unvergessene Joachim Friedrichs hat einmal gesagt:

Mehr als eine Katastrophe pro Abend vertragen die Zuschauer nicht.

Da es genügend davon gibt, muß die eine der nächsten Platz machen.

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/my/)


Günter Paul antwortete am 18.08.01 (09:34):

Als ich 1947 das naturwissenschaftliche Studium aufnahm, habe ich auch in völlig fachfremde Vorlesungen hineingehört, unter anderem in die Journalistik. Dort erfuhr ich folgende Definition der Presse: Die Zeitung ist ein Unternehmen zum Verkauf von Inseratenraum, der durch den redaktionellen Teil absetzbar gemacht wird. - Dieser Satz hat mich damals tief beeindruckt und ich fand ihn immer wieder bestätigt. Heute sogar ausgeweitet auf alle Medien.

Ich glaube, den Medien geht es überhaupt nicht um Information und Meinungsbildung, sondern ausschließlich um das Geschäft mit der Werbung. Das macht dann auch verständlich, warum sie nicht am Thema „dran bleiben“. Es ist für sie nur insoweit interessant als es Abonnenten und Einschaltquoten bringt.

Prosit ! (Es möge nützen!)

Günter Paul


Manfred Franz antwortete am 20.08.01 (19:38):

Es ist leider so, dass man tatsächlich kaum irgendwo sachlich, umfassend und NUR informiert wird. Entweder wird man in einer ganz bestimmten Richtung beeinflusst (haben WIR über 40 Jahre lang erlebt), oder der finanzielle Ertrag der Medieneinrichtung ist wichtig und wird über die rein sachliche Information gestellt. Ich suche schon seit langem und immer noch, den Sender oder das Blatt, das NUR INFORMIERT und weiter gar Nichts.
Leider hat diese Profitmentalität auch schon auf viele der sog."unabhängigen" und "wissenschaftlichen" Institute übergegriffen, sodass man deren "Forschungsergebnissen" auch eher misstrauisch entgegen sehen sollte. Wichtig wäre vor Allem, zuerst den Auftraggeber zu nennen und zu kennen. Dann wüsste man schon etwas über den zu erwartenden Wahrheitswert.