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THEMA:   Das Morden im Nahen Osten nimmt kein Ende

 29 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 10.06.03 (13:29) mit folgendem Beitrag:

Auf einer belebten Kreuzung in Gaza Stadt wurde das Auto des Hamas Führers Rantisi von zwei israelische Kampfhubschrauber mit mehreren Raketen angegriffen. Rantisi überlebte.

Eine unbeteiligte Frau und ihre Tochter wurden bei dem Angriff jedoch getötet, zwei Dutzend Passanten verletzt.

Die kriminelle israelische Regierung ist mit Schuld an der Spirale der Gewalt. Der Friedensprozess kann ihnen höchstens von außen (den USA, der EU?) aufgezwungen werden, ein eigenes Interesse daran scheint die israelische Regierung nicht zu haben.

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,252182,00.html


Tobias antwortete am 10.06.03 (14:44):

Hallo Karl, die USA gerade dort als Friedensengel, wenn man nur einige km entfernt selbst Besatzungsmacht spielt ? Aber die Weltöffentlichkeit will ja auch mal etwas positives aus den USA lesen.


Titus(WolfgangM.) antwortete am 10.06.03 (20:17):

Hallo Karl,

es ist natürlich ein Skandal, dass sich die Israelis nicht ganz einfach durch die palästinensischen Terrorkommandos abschlachten lassen, sondern zurückschlagen.

Frieden in Nahost? Eine Utopie, solange der Terror der Palästinenser nicht gestoppt wird.

Meine Meinung.

Titus.


Karl antwortete am 11.06.03 (07:11):

Lieber Titus,

der Anschlag der Israelis war nicht als Vergeltung gedacht, sondern als Sabotage des aufgezwungenen Friedensprozesses. Ich verstehe nicht, wie Du den Anschein erwecken kannst, den Tod von zufälligen Passanten billigend auf palästinensischer Seite in Kauf zu nehmen.

Es reicht nicht den palästinensischen Terror zu verurteilen, sondern auch der ebenso menschenverachtende Staatsterror der Israelis muss ein Ende haben, wenn wirklich die Hoffnung auf ein Ende von Gewalt und Gegengewalt keimen soll.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


Ruth antwortete am 11.06.03 (08:23):

Lieber Titus, hattest Du wirklich etwas anderes erwartet oder hier auch nur einen Satz darüber gelesen, dass die jüngsten Terroranschläge der Palästinenser verurteilt würden? für mich erübrigt sich jede weitere Stellungnahme.

Ruth


Karl antwortete am 11.06.03 (09:37):

Als Antwort an Ruth zitiere ich mich selbst:

"Es reicht nicht den palästinensischen Terror zu verurteilen, sondern auch der ebenso menschenverachtende Staatsterror der Israelis muss ein Ende haben, wenn wirklich die Hoffnung auf ein Ende von Gewalt und Gegengewalt keimen soll."

Es ist mir unverständliche wie christlich-fundamentalistische Kreise das gegenseitige Morden im Nahen Osten dadurch anheizen, dass sie nur durch eine sehr einseitige Brille die Verbrechen der Palästinenser sehen. Ich habe eine intensive christliche Erziehung genossen und weiß, dass solch ein Verhalten zutiefst unchristlich ist.

Jeder macht sich schuldig, der nur die Verbrechen der einen Seite anprangert und diejenigen der Gegenseite vergißt. Wer meine Texte liest (und versteht), erkennt dass ich mir dies nicht vorzuwerfen habe.


Wolfgang antwortete am 11.06.03 (10:22):

Ein tragfähiger Friedensprozess kann nicht zustande kommen so lange, wie die israelische Armee das Land der Palästinenser besetzt hält. Konkret: Unter dem Regime der SHARON-Krieger (die von den BUSH-Kriegern gesponsort werden) wird es keinen Friedensprozess geben.

Auch israelische jüdische Menschen stemmen sich gegen das für Israel verhängnisvolle SHARON-Regime. Eine der wichtigsten israelischen Widerstandsgruppen ist 'PEACE NOW!' Auf ihren wöchentlichen Veranstaltungen auf Jerusalems Paris Square werben sie für die Bedingung, die am Anfang eines Friedensprozesses stehen muss und die als Vorleistung von Israel gebracht werden muss: Die Räumung der von den israelischen Besatzern und von den sogenannten 'Siedlern' (das sind paramilitärisch ausgerüstete Faschisten) rechtswidrig besetzten palästinensischen Gebiete.

Internet-Tipp: https://www.peacenow.org.il/English.asp


Wolfgang antwortete am 11.06.03 (10:30):

Ich möchte auf die Seite von 'PEACE NOW!' und auf eine Rede (gehalten am 21.05.2003) der israelischen Jüdin MARY SCHWEITZER aufmerksam machen und einen Auszug daraus bringen:

Beendet die Besetzung [der Palästinensergebiete, W. M.] JETZT, um Israels willen, um der Menschlichkeit willen

Eine Rede von MARY SCHWEITZER, eine unermüdliche Aktivistin für Frieden und Koexistenz auf der wöchentlich stattfindenden 'Peace now rally' auf dem Jerusalemer Paris Square unter den Slogans: Stoppt die Zerstörung des israelischen Staates! Stoppt die Besetzung [der Palästinensergebiete, W. M.]! Stoppt den Hass!

Ich appelliere an alle Freunde Israels anzuerkennen, dass alles, was uns unsere Regierung erzählt, die Lösung nur gefunden werden kann im Treffen von Menschen und im Reden und im gemeinsamen Teilen und Tragen von Risiken. Die, die den Flammen des Hasses nachlaufen im Namen eines Landes oder einer Ideologie sind keine wirklichen Führer. Führer sind die, die vergangenes Unrecht zur Kenntnis nehmen und die Erkenntnis einer gemeinsamen Menschlichkeit pflegen. Führer sind die, die arbeitsfähige Kompromisse eingehen. Die Aufgabe ist zu gross und zu wichtig, als diese 'Führern' zu überlassen.

Der englische Originaltext ist hier zu lesen:

PEACE NOW!
End the occupation NOW, for Israel’s sake, for humanity’s sake
https://www.peacenow.org.il/English.asp?Redirect=4&CategoryID=5&ReportID=459

Internet-Tipp: https://www.peacenow.org.il/English.asp?Redirect=4&CategoryID=5&ReportID=459


Titus(WolfgangM.) antwortete am 11.06.03 (23:17):

@Karl,

Deine Meinung und Deine Beurteilung in allen Ehren:

Denke auch bitte daran, dass die Palästinenser ihren Plan Israel und alle seine Menschen zu vernichten "ins Meer zu treiben" nie aufgegeben haben. Keine auf Frieden ausgerichtete Palästinenser-Regierung wird auf die radikalen Palästinenser-Terrorgruppen einwirken können.

Das Treffen in Aqaba war ein Ansatz, hätte ein erster Schritt sein können. Sofort haben sich Hamas etc. distanziert und erklärt, dass der Kampf gegen Israel fortgeführt wird.

Und schon erfolgten wieder mehrere Überfälle, feige Mordanschläge in Israel mit Opfern.

Scharons Politik mag man generell kritisieren, aber sein Vorgehen, nämlich den Terror der Palästinenser zu bekämpfen, an den Häuptern, die man abschlägt, ist die einzige Möglichkeit sich zu wehren.

Da die Palästinenser keinen Frieden wollen, ist meine Sympathie für diese Verbrecher gleich null. Ich hoffe und wünsche, dass sich die Israelis nicht besiegen lassen und dieser tapfere Staat und seine Bürger überleben.

Wenn ein "Wolfgang" schreibt "das sind paramilitärisch ausgerüstete Faschisten" (er meint die israelischen Siedler), dann ist das schon ein starkes Stück, die Enkel der von unseren Faschisten ermordeten Grosseltern nun als Faschisten zu bezeichnen, wobei auffällt, dass besagter "Wolfgang" eventuell nicht genau weiss, was Faschisten sind.

Über dieses Thema, dass wir bereits vor gut zwei Jahren sehr kontrovers hier im ST behandelten, werden wir beide wohl nie zu einer gleichen Meinung kommen.

Und wenn Du schon christliche Verhaltensweisen anführst, dann erinnere Dich daran, dass in der Bibel steht:
"Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen".
Leider lesen die Palästinenser keine Bibel..

Es grüßt Dich

Titus - ein bekennder Anhänger Israels.


Wolfgang antwortete am 12.06.03 (01:19):

Du kannst mich ruhig direkt ansprechen, Titus, und musst nicht den Weg über den Webmaster nehmen. Ich weiss sehr wohl, was Faschisten sind. Ich habe diese Bezeichnung auch mit Bedacht für die sogenannten 'Siedler' verwendet.

Diese 'Siedler' sind bewaffnete Kriminelle und ihre 'Siedlungen' sind illegal. Sie betreiben sogenannte "ethnische Säuberungen". Sie sind jüdische Fundamentalisten und Rassisten. Sie sind das grösste Problem auf dem Weg hin zu einem Friedensprozess. Die 'Siedler' werden auf der ganzen Welt (vorzugsweise aus Russland) zusammengekauft. Ihnen wird vom SHARON-Regime vorgegaukelt, sie bekämen eine sichere und auskömmliche Zukunft in den besetzten Gebieten. Aber ihre 'Siedelei' verstösst gegen das Völkerrecht. Sie sind ein Spielball der Mächtigen im Kampf um die Vorherrschaft im Nahen Osten.

Umkommen werden sie alle, die zum Schwert greifen - Muslime, wie Juden, Palästinenser, wie Israelis. Die angeblichen 'Anhänger Israels' sollten endlich zur Kenntnis nehmen, in welche aussichtslose Lage das SHARON-Regime Israel gebracht hat. Dieser Staat ist dabei, an sich selbst zugrunde zu gehen.


juttam antwortete am 12.06.03 (02:08):

Ich stehe voll hinter Ruth und Titus..

NATUERLICH, kein woertchen (bei Themen Eroeffnung) ueber in die Luft
gesprengte Busse in Isarel.....etc.

NATUERLICH NICHT...denn augenscheinlich ist
man dort ja selber schuld dran!

Und wer heizt hier was an, Karl?

Man sollte meinen dass doch jeder bis jetzt mitbekommen hat, das Anschlaege von Palaestinensischer Seite immer dann zunehmen,
wenn ueber Waffenstillstand und Frieden gesprochen
wird!

Dazu kann ich sagen, dass ich einen der Hamas
Sprecher grade letzte Woche im TV gesehen habe
(Ted Koppel - Nightline -ABC - glaube ich), welcher auf
die Frage, ob und wieviel man denn Willens sei
zu Friedengespraechen beizutragen, (auf Seiten der
Hamas) immer wieder stoisch wiederholte:
wir tun was wir tun und wir hoeren nicht auf!

Ted Koppel (den man uebrigens waehrend des
Irak Krieges kaum von einem CNN "Talking Head"
unterscheiden konnte, das nur damit keiner denkt
Ted Koppel sei rechts-gerichtet) fragte seinen
Gespraechspartner mindestens 3X ob er denn auch
die Frage verstanden haette, die ihm gestellt wurd!

Die Antwort war immer wieder die Gleiche:
Wir hoeren nicht auf, wir machen weiter, es gibt keine
Alternativen oder Zugestaendnisse!

Nette Leute, die einem da leid tun sollen!

Auch in Bussen sitzen Muetter mit Kindern!


Karl antwortete am 12.06.03 (07:18):

Titus schreibt "Da die Palästinenser keinen Frieden wollen, ist meine Sympathie für diese Verbrecher gleich null."

Da ist er wieder dieser pauschalisierende Rassismus, der ganze Völker kriminalisiert und der in Deutschland im letzten Jahrhundert zum Holocaust geführt hat. Sollen jetzt die Palästinenser verfolgt und aus ihren Wohngebieten vertrieben werden? Reinigt ihr euer schlechtes Gewissen dadurch, dass nun den Israelis zugebilligt wird, was sich die Nazis einmal anmaßten?

Damit es ganz klar ist und ich denke, diejenigen die des Lesens wirklich mächtig sind, erkennen dies auch in meinen obigen Beiträgen: Die Selbstmordanschläge sind verabscheuungswürdige Verbrechen, aber die Verbrechen der Israelis verabscheue ich ebenso. Ich verabscheue auch diejenigen, die durch ihre einäugige Blindheit dazu beitragen, dass diese Spirale der Gewalt nicht enden kann und die der ethnischen Säuberung in Palästina das Wort reden.

Karl


Medea. antwortete am 12.06.03 (10:11):

Zu dem neuesten Blutbad in Jerusalem bekannte sich die Hamas. Am Ort des Busanschlags in der Nähe des ultra-orthodoxen Viertels Mea Schearim herrschte gegen 16 Uhr Hochbetrieb, so fiel der schwarzgekleidete falsche Jude auch niemandem auf, als er den Bus bestieg. Bei der Explosion bohrten sich hunderte Metallstücke in die Passagiere und es wurden über 90 weitere Menschen zum Teil lebensgefährlich verletzt - es wird wohl noch zu weiteren Todesopfern kommen. ... Der Anschlag wurde von Hamas-Gründer Scheich Jassin und seinem Sprecher Abu Schnab gelobt ...
Hamas-Sprecher Rantisi erklärte, daß die blutigen Anschläge seiner Islamisten nicht von tagespolitischen Entwicklungen abhängen, sondern Teil einer langfristigen Strategie sind. Er will die Gewalt fortsetzen, bis der letzte "Zionist" verschwunden ist. Deshalb verzeiht er Arafat auch nicht dessen grundsätzliche Verhandlungsbereitschaft gegenüber Israel. Israel wiederum kann auf Selbstverteidigung, also auch auf den unerbittlichen Kampf gegen den Terror, nicht verzichten. Die Israelis werden kein einziges Menschenleben für einen vermeintlichen "Frieden" opfern, während der Hamas kein Opfer oder menschenleben zu teuer ist, um an ihr Ziel zu gelangen: das ist nicht weniger als die Zerstörung Israels zur "Befreiung Palästinas".
(entnommen aus einem Artikel von Ulrich W. Sahm vom heutigen Tage)
Auch mit einem Wechsel in der Führungsspitze bei den Palästinensern oder den Israelis wird der Weg zu einem "Frieden" noch weit sein, so lange Hamas und andere terroristische Zellen das Sagen haben.
Wird mein kleines Hoffnungspflänzchen nun doch verdorren? :-((


Wolfgang antwortete am 12.06.03 (10:26):

Nicht nur gewaltbereite und gewalttätige Palästinenser stehen einer friedlichen Lösung im Wege. Wir haben ein grösseres Problem (weil sie über ein erhebliches militärisches Potential verfügen) mit gewaltbereiten und gewalttätigen Israelis - an ihrer Spitze die SHARON-Krieger.

Ohne Vorleistungen der Israelis - also vollständiger Rückzug aus den besetzten Gebieten und vollständige Räumung aller illegal errichteter Siedlungen - wird es keinen Friedensprozess geben. Das Morden wird mindestens so lange weitergehen, wie das SHARON-Regime an der Macht ist. Noch Schlimmeres ist zu befürchten: Die Geschehnisse können den Beteiligten über den Kopf wachsen. Der gesamte Nahe Osten ist ein Pulverfass. Der Krieg der BUSH-Krieger gegen Irak hat die Lage noch instabiler gemacht, als sie schon war. Ein Flächenbrand droht. Wir können glücklich sein, wenn sich das wechselseitige Morden auf Palästina und Israel begrenzen lässt.


Titus(WolfgangM.) antwortete am 12.06.03 (10:47):

@Karl,

Du hast Deine Meinung, das ist doch völlig in Ordnung. Ich würde nie auf die Idee kommen Dich deswegen zu kritisieren.

Gestattest Du dann bitte eine Frage:

Wie soll sich Israel angesichts der Pläne der Palästinenser (und ich bleibe hier aus gutem Grund bei der Verallgemeinerung) anders verhalten? Sie werden permanent angegriffen - sollen sie sich nicht wehren?

Der Vergleich mit der Ermordung der Juden durch uns Deutsche ist nicht anwendbar, meine ich. Die Juden haben die Deutschen nicht angegriffen, das, was wir damals taten, war tatsächlich Völkermord, ganz offen erklärte "Säuberung", "Endlösung". Diese furchtbaren Taten, die wir nie vergessen dürfen - diese furchtbaren Taten vergleiche ich nicht mit den Abwehreaktionen der Juden, des Staates Israel. Ich halte einen derartigen Vergleich für unzulässig.

Also, was können die Israelis tun? Sich nicht verteidigen und sich alle töten lassen?

Ich habe auch keine generelle Lösung anzubieten, ausser der, dass man sich im Westen (im sogenannten christlichen Teil der Welt) endlich darüber Gedanken macht, was man der islamischen Welt insgesamt an friedlichen Methoden zur Konfliktlösung anbieten kann. Dazu wäre erforderlich, dass man endlich versucht die Mentalität und Denkweise des Islam zu verstehen. Friedliche islamische Staaten, in denen alle Bürger und vor allen Frauen frei leben können, sind möglich - nur eben keine Demokratien nach westlichen Gedanken, westlichem Vorbild.

Gelingt das nicht, bestimmen weiterhin fanatische islamische Terroristen das Handeln, nicht nur im nahen Osten.

Gruss an Dich und an alle Mitdiskutanten und - vor allen Dingen und besonders - Mitdiskutantinnen.

Titus.


Wolfgang antwortete am 12.06.03 (11:14):

Eine ziemlich weltfremde Sichtweise: Hier die friedlichen christlichen jüdischen Westler, dort die unfriedlichen islamischen Ostler.

Friedliche Methoden zur Konfliktlösung sind dringend erforderlich. Vor allem der Westen (wo diese Phrase doch ständig lauthals verkündet wird), vor allem die Administrationen der USA und Israels - im Nahen Osten die Kriegstreiber par excellence -, sollten sie endlich praktizieren.


Medea. antwortete am 12.06.03 (14:57):

"Eine ziemlich weltfremde Sichtweise: hier die friedlichen jüdischen, christlichen Westler, dort die unzufriedenen islamischen Ostler" meint Wolfgang.
D a s ist aber nicht die Aussage von Titus. Es ist doch wohl unbestritten, daß (ich nenne es jetzt einmal sehr vereinfacht) die westliche Welt gegenüber der islamischen Welt von einem ganz anderen Menschenbild ausgeht - das sich in unserem Kulturkreis auch nur langsam gebildet hat - daß die Würde des Individuums unantastbar ist (wie es dann tatsächlich oft gehandhabt wird, steht auf einem anderen Blatt), im Islam aber der einzelne Mensch ziemlich unwichtig ist, da das wirkliche Leben ja erst nach dem Tode, besonders aber nach dem Märtyrertode im siebenten Himmel beginnt. Neulich las ich eine Aussage eines hier in Deutschland aufgewachsenen jungen Mannes, der sagte: Das höchste was man anstreben kann, ist, islamischer Märtyrer zu sein, denn der tut etwas, weil Allah es so will".
Ich frage mich, wer bestimmt denn, was Allah will?
Wenn wir "Westler" überhaupt verstehen wollen, was im Islam so anders ist, müssen wir auch mehr in diese andere Mentalität eintauchen wollen. Das geschieht mit Sicherheit nicht, indem man mal an den offenen Besuchstagen eine Moschee besucht oder dort einige Gespräche führt ....
Das gesamte Thema "Islam und der Westen" ist so emotionsgeladen, so verschachtelt, hinzukommt, daß für Muslime eigentlich keine kritische Auseinandersetzung mit Mohammed und dem Koran möglich ist (Salman Rushdie hat das schmerzhaft vor Jahren mit seinen "Satanischen Versen" erlebt). Wenn von der Hamas die Strategie "Alles oder nichts" Israel gegenüber vertreten und kein Spielraum für Friedensverhandlungen gelassen wird, wie soll dann der Westen verstehen, warum die beiden keine Lösung finden?
Schlußendlich: ich denke, so verrückt das auch klingen mag, wenn überhaupt, kann da nur die USA etwas erreichen.


schorsch antwortete am 12.06.03 (15:58):

Szenenwechsel - um einiges zu verdeutlichen:

In "Amerika" lebten vor der Invasion der Europäer Millionen von "Indianern". Sie galten damals nicht mehr als die Tiere der Prärie, die ebenfalls zu Millionen abgeknallt werden durften.

Die Geschichte wiederholt sich in Palästina/Israel:

Die "Ureinwohner" gelten als so minderwertig, dass man sie ausrotten muss. Dummerweise haben sie bessere Waffen und Möglichkeiten als weiland die "Indianer"......


sofia204 antwortete am 12.06.03 (16:51):

lieber schorsch,
das tut gut zu lesen,
ich denke so auch.
Deutlich und einfach wie die Wahrheit -
im Kleinen wie im Großen.

Eiswürfelchen für Dich !


Medea. antwortete am 12.06.03 (17:59):

Sehr eigenartig Schorsch - wenn überhaupt: wer will denn hier wen ausrotten?
Was für ein sonderbarer Vergleich mit dem ebenfalls zu verurteilenden Verhalten der Weißen den Indianern gegenüber, auch das war Völkermord, gar keine Frage.
"Aus den gestrigen Worten von Hamas-Sprecher Rantisi geht klar hervor, daß die blutigen Anschläge seiner Islamisten nicht von tagespolitischen Entwicklungen abhängen, sondern Teil einer langfristigen Strategie sind. Rantisi will die Gewalt fortsetzen, bis der letzte "Zionist" verschwunden ist." (Zitat des Journalisten Ulrich W. Salm aus Jerusalem vom heutigen Tage)
Jeder vernünftige Mensch muß die immer mehr ausufernde Gewalt - hüben wie drüben - verurteilen. Mit der Räumung von illegal errichteten Siedlungen ist doch ein erster Schritt getan - Abbas und Sharon sind beide willens, im Gespräch zu bleiben; torpediert werden diese Versuche leider von Hamas & Co.


bernhard antwortete am 13.06.03 (08:03):

Die Palästinenser sollen nicht ausgerottet werden. Es genügt, wenn sie Palästina verlassen und den Siedlern den gebührenden Platz geben. Wenn nicht, dann müssen eben die Bedingungen so geschaffen werden, dass jeder halbwegs Vernünftige freiwillig geht, es sei denn er will lebenslang vegetieren.


Wolfgang antwortete am 13.06.03 (12:05):

Es ist starker Tobak, der den Palästinensern zugemutet wird. Die BUSH-Krieger (und ihre Vasallen, die israelischen SHARON-Krieger) verlangen nichts weniger, als dass die Palästinenser ihren Kampf und damit ihre Identität aufgeben. Schorschs Vergleich mit den amerikanischen Indianern ist richtig... Ein ganzes Volk soll sich den Eindringlingen und Besatzern ergeben und ein "Leben" fristen, das es nicht wert wäre, Leben genannt zu werden. Die bislang illegale Besetzung palästinensischer Gebiete durch die israelische Armee soll legalisiert werden. Aus Unrecht soll Recht werden.

Immer mehr Menschen wehren sich gegen die Zumutungen des US- (und in seinem Gefolge des israelischen) Imperialismus. Die Aussichten, dieses Monster in einem lange dauerndem Kampf zu Fall zu bringen, sind nicht schlecht. :-)


Medea. antwortete am 13.06.03 (15:15):

"Die Bush-Krieger und ihre Vasallen, die israelischen Sharon-Krieger verlangen nichts weniger, als daß die Palästinenser ihren Kampf und damit ihre Identität aufgeben" sagt Wolfgang.
Was ist das für eine Identität, die sich lediglich durch Kampf, sprich Morden, ausdrücken kann?
Vielleicht mal ein kleiner Blick in Richtung Hamas: diese palästinensische Islamisten-Organisation entstand aus der ägyptischen Bewegung der Moslembrüder. Sie faßte vor allem im Gazastreifen Fuß und verbreitete dort u.a. die Lehre, daß im Reich des Islam kein Fremdkörper bestehen dürfe. Ihre "Verfassung" veröffentlichte die Hamas 1988 mit dem Aufruf zur Zerstörung Israels. Seit 1993 verübt die Hamas Selbstmordattentate. Allein der Osloer Friedensprozeß wurde von 114 solcher Anschläge begleitet. Seit Ausbruch der jüngsten Intifada spengten sich 73 weitere Selbstmordattentäter im Jahr 2000 in die Luft mit 250 toten Israelis. Neben anderen Terroranschlägen gab es über 200 Selbstmordattentate, denen mehr als 500 Israelis und Ausländer zum Opfer fielen. (Zahlen entnommen einem Bericht des Korrespondenten Ulrich W. Sahm)
Jetzt ruft die Hamas zur Ermordung Scharons auf.
Ich denke nicht, daß die Hamas in ihrer Radikalität das gesamte palästinensische Volk repräsentiert, aber sie schadet ihm unendlich auf dem mühsamen Weg in einen doch von allen gewünschten eigenen Staat.


Titus(WolfgangM.) antwortete am 13.06.03 (15:55):

Also, Wolfgang, die Wiederholung längst widerlegten Thesen werden auch nicht mehr glaubhaft durch ständiges Wiederholen. Und der Vergleich mit den Indianern hinkt nicht nur, er ist nach meiner Meinung schlichtweg falsch.

Medea listet Tatsachen auf, ich kann mir hierzu jeden Kommentar sparen, ich hätte es nicht besser darlegen können.

Mir kommt dabei noch folgende Überlegung in den Sinn:
Warum wollen die Palästinenser eigentlich einen eigenen Staat, der kaum lebensfähig sein dürfte? Die Gründe für eine Nichtlebensfähigkeit muss man wohl nicht extra aufführen.

Warum können die Palästinenser nicht in einem Staat Israel leben, mit allen Rechten und Pflichten als gleichberechtigte Bürger, mit freier Religionsausübung? Abwegig? Warum?

Stell´ Dir doch einmal vor die Türkei kommt in die EU (für mich eine Horrorvorstellung). Millionen Türken werden nach Deutschland und Frankreich einwandern. Plötzlich wollen die hier einen eigenen Staat.
Undenkbar? Warum?

Israel zu unterstellen, dass sie die Palästinenser vertreiben, aushungern etc. wollen, beleidigt die jüdische Intellegens. Nicht nur Scharon weiss, dass Israel selbst nur dann weiterhin existieren kann, wenn es einen palästinensischen Staat zulässt. Wie der auszusehen hat, das wissen die Palästinenser wahrscheinlich selbst nicht Also verhandeln. Wie das gegenwärtig aussieht, ist bekannt. Die Palästinenser blockieren mit Terror.

Vielleicht hätte Bush separat mit den palästinensischen Terrororganisationen direkt verhandeln sollen, um herauszufinden, was die tatsächlich wollen? Bleibt deren Ziel die Vernichtung Israels erübrigen sich jede weiteren Verhandlungen, oder aber deren Wünsche wären praktikabel, könnte ja sein. Vielleicht sind die nur gekränkt, weil sie nicht mit am Verhandlungstisch sitzen? Wer weiss das?

Bush mit Terroristen verhandeln? Wieso nicht? In seiner Staatengefolgschaft sind doch genügend Verbrecherregime, die seine Anerkennung finden, weil sie auf seiner Seite stehen, also warum dann nicht auch mit „richtigen“ Terroristen verhandeln? Um es lieben Friedens willen?

Ich habe keine Sorge, dass Israel bestehen bleiben wird, aber ich fürchte für die Menschen auf der Seite der Palästinenser, die sterben müssen, weil ihre eigenen Leute weiterhin einen aussichtslosen Terrorkampf gegen Israel führen. Und ich fürchte gleichzeitig für die Israelis, die noch dem Terror zum Opfer fallen.

Eine friedliche Lösung wird es erst dann geben, wenn sich die Masse der Palästinenser erhebt und den eigenen Fanatikern in den Arm fällt. Das, aber, wird nicht geschehen, solange Selbstmordattentäter als Helden gefeiert werden, die ein gutes Werk für ihren Gott tun.

Meine Überlegungen sind meine ureigenste Meinung und müssen deswegen auch nicht richtig sein. Das gebe ich beim Lesen zu bedenken. Bevor wieder Ausdrücke, wie „Rassismus“ etc. in Umlauf gebracht werden.

Titus.


Wolfgang antwortete am 13.06.03 (16:03):

Wer begreifen will, was den Arabern, speziell den Palästinensern, angetan wurde, muss seinen Blick etwas länger zurück richten, bis in das beginnende 20. Jahrhundert... Die Mandate über die ehemals zum Osmanischen Reich gehörenden Staaten in dieser Region werden 1920 aufgeteilt: Syrien und der Libanon fallen an Frankreich, Mesopotamien an England, Palästina bleibt (unter Völkerbundhoheit) britisches Protektorat.

Seit Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts betreiben europäische Zionisten (wie sie sich selbst nennen) das Projekt eines eigenen jüdischen Staates. Diese jüdischen fundamentalistischen Zionisten erobern (von Anfang an mit Waffengewalt) palästinensische Gebiete und säubern sie ethnisch, indem sie die arabische Bevölkerung vertreiben. Die britische Mandatsmacht schaut mehr oder weniger unbeteiligt oder gar wohlwollend zu.

Seit dieser Zeit kämpfen die Palästinenser gegen ihre Besatzer und Unterdrücker. Ich denke, dieser Kampf wird noch lange weiter gehen. Ich denke nicht, dass der bewaffnete Kampf der Palästinenser ihren Interessen schadet. Die Imperialisten - die USA und (ihr Vasall) Israel - haben jedenfalls grosse und zunehmende Probleme mit den kämpferischen Palästinensern.

Webtipp...

FLORIAN AUE ((vorgelegt März 1998 als Seminar-Hausarbeit im Fach Internationale Beziehungen bei Prof. Bassam Tibi
Georg-August-Universität Göttingen):
Britische Palästina-Politik im ersten Weltkrieg bis zum Völkerbund-Mandat 1922
https://www.gwdg.de/~faue/pol/pal%E4stina.htm

Internet-Tipp: https://www.gwdg.de/~faue/pol/pal%E4stina.htm


Wolfgang antwortete am 13.06.03 (16:16):

@Titus... In den Nahen Osten, nach Palästina, sind nicht die Palästinenser eingewandert, sondern seit Anfang des 20. Jahrhunderts europäische Juden, die sich Zionisten nannten und ihren eigenen jüdischen Staat dort errichten wollten. Die arabische Bevölkerung störte sie bei diesem Vorhaben. Seit dieser Zeit werden die Palästinenser aus ihren eigenen Gebieten vertrieben. Ausserdem werden sie von den Zionisten bis zum heutigen Tag als Menschen zweiter Klasse behandelt.

Übrigens... Ist Dir bekannt, dass es sogar eine UNO-Resolution gibt (es ist die United Nations General Assembly Resolution 3379, November 10, 1975), die den Zionismus als eine Form des Rassismus und der Rassendiskriminierung brandmarkt?


Titus(WolfgangM.) antwortete am 13.06.03 (17:23):

Also, Wolfgang, dass die Briten irgendwie "wohlwollend" der Zuwanderung von Juden nach Judäa, dem heiligen Land der Juden zugeschaut hätten, ist eine recht merkwürdige Aussage.

Britsische Kriegsschiffe versuchten die "Seelenverkäufer", schrottreife Schiffe, vollgeproft mit jüdischen Familien abzudrängen, zu rammen, um diese nicht nach Palästina zu lassen.

Die Geschichte ist bekannt, egal, was in irgendwelchen links steht.

Sorry, ich muss für heute Schluss machen. Die Arbeit ruft und ich kann nicht weghören.

Titus - aber bitte, diskutieren wir weiter.


Wolfgang antwortete am 24.06.03 (18:04):

Nur etwas zur Klarstellung, Titus... Als ich von der Unterstützung der Briten und deren wohlwollender Einwanderungspolitik gegenüber den europäischen Juden sprach, meinte ich das erste Drittel des 20. Jahrhunderts... Die erste Einwanderungswelle (die sogenannte Alija) begann Ende des 19. Jahrhunderts (gleichzeitig mit dem Aufkommen des Zionismus - der fundamentalistischen Bewegung zwecks Errichtung eines jüdischen Gottesstaates). In der sogenannten Balfour-Deklaration vom 02.11.1917 sicherte die britische Regierung den Zionisten ihre Unterstützung bei der Schaffung einer "jüdischen Heimstätte" in Palästina zu. Seit dieser Zeit wurde die dort heimische arabische Bevölkerung in britisch-zionistischer Gemeinschaftsarbeit vertrieben; heute würden wir sagen, das Gebiet wurde ethnisch "gesäubert". Seit dieser Zeit kämpfen die Araber um ihr gestohlenes Land.

Dein Einwand bezieht sich auf einen Vorfall im Jahre 1947. Damals war die massenhafte Einwanderung europäischer Juden (mit britischer Hilfe) so gut wie abgeschlossen. Die Sache mit der 'Exodus' war eine Episode. Aus der Sache schlugen die Zionisten eine Menge politisches Kapital. Der Autor des gleichnamigen Buches, ein schwer verdaulicher Schmachtfetzen, LEON URIS, starb übrigens letzten Samstag im Alter von 78 Jahren in seinem Haus auf New York's Shelter Island.

Webtipp...

hagalil.com
Israels Weg zur Unabhängigkeit - Die Affäre um das Flüchtlingsschiff Exodus
https://www.judentum.at/hagalil/israel/independence/unabhaengigkeit/exodus.htm

Internet-Tipp: https://www.judentum.at/hagalil/israel/independence/unabhaengigkeit/exodus.htm


Barbara antwortete am 29.06.03 (20:41):

In einer BBC-Sendung wurde berichtet, dass Israel über das weltweit sechstgrößte Atomwaffenarsenal und außerdem über biologische und chemische Kampfstoffe verfüge und was noch schlimmer ist: sie teilweise sogar bereits eingesetzt habe. Über diese Sendung hat sich die israelische Regierung derart empört, dass sie der BBC antisemitische Hetze im Stil der Nazi-Zeitung „Der Stürmer“ vorwarf. Daniel Seaman, Leiter des israelischen Presseamtes, erinnern die Vorwürfe an den schrecklichsten Antisemitismus....

Israel ist die einzige Regierung, die offenbar von niemandem kritisiert werden darf. Jede Kritik wird als Antisemitismus gebrandmarkt. Auf diese Weise stößt man die besten Freunde vor den Kopf....

https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,255172,00.html

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,255172,00.html


Wolfgang antwortete am 29.06.03 (22:35):

Israel hat ja aus diesem Grund kaum noch Freunde... Die BUSH-Bande vielleicht noch, die Israel benutzt als vorgeschobenen Stützpunkt im Kampf gegen die Araber ums arabische Öl... Das war's denn aber auch. Wer so offensichtlich die Gräueltaten an den europäischen Juden instrumentalisiert, verliert jegliche Reputation. Die BBC und antisemitisch... Ein absurder Vorwurf.

Die BBC berichtet seit Jahren über das Atomwaffenprogramm Israels. Dieses Atomwaffenprogramm gefährdet die Stabilität und die Sicherheit der ganzen Region.

Das zentrale Problem dieser Region hat einen Namen: Israel

Hier einige Links zu Berichten der BBC:

BBC - 21.10.1998
Book breaks Israel's nuclear taboo
By Middle East analyst, ROGER HARDY
https://news.bbc.co.uk/1/hi/world/middle_east/198048.stm

BBC - 23.08.2000
Israel 'may have 200 nuclear weapons'
https://news.bbc.co.uk/1/hi/world/middle_east/892941.stm

BBC - 16.03.2003
Israeli nuclear 'power' exposed
By OLENKA FRENKIEL
https://news.bbc.co.uk/2/hi/programmes/correspondent/2841377.stm