Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   13. August 1961

 9 Antwort(en).

Gila begann die Diskussion am 12.08.01 (14:47) mit folgendem Beitrag:

13. August 1961, der 40. Jahrestag des Mauerbaus, ein unvergessliches und schmerzliches Kapitel deutscher Geschichte.

Ich habe keine Erinnerung an diesen Tag. Als 11-jähriger fehlte mir noch das politische Interesse und Verständnis, zumal wir damals noch keinen Fernseher hatten, durch den ich sicher einiges mitbekommen hätte. Da meine Familie keine Verwandten im Osten Deutschlands hatte, war ich auch nicht unmittelbar davon betroffen.

Hier im ST gibt es sicher viele, die sich an den 13. August noch genau erinnern können, weil sie ihn selbst erlebt haben, sei es im Osten oder im Westen Berlins. In den Zeitungen kann man in diesen Tagen viel über die historischen Fakten nachlesen. Mich aber interessieren die ganz persönlichen Eindrücke und Schicksale der Betroffenen. Darüber weiß ich so gut wie nichts.

Für viele wird es ein schmerzhaftes Erinnern sein, vielleicht zu schmerzlich, um davon zu erzählen. Aber vielleicht möchte der eine oder die andere mir von seinem persönlichen Erleben dieses Tages berichten. Ich würde mich sehr darüber freuen.

Liebe Grüße
Eure Gila


Georg Segessenmann antwortete am 13.08.01 (10:11):

Offenbar zu schmerzlich um Erinnerungen und alte Wunden aufzudecken. Dies lässt mich die Antwort-losigkeit auf Gilas Frage ahnen. Ich selber habe Jahrgang 1932, war also beim Bau der Mauer denkend reif. Trotzdem ich in der sicheren Schweiz lebte und lebe, erinnere ich mich noch ganz genau, welcher Schrei des Entsetzens und der Entrüstung durch die Welt ging. Fieberhafte Aktivitäten folgten auf dem Parkett der Politik. Aber die Formel "Gibst du mir die Wurst, lösch ich dir den Durst" liess keine folgenschweren sprich wirklich echten Lösungen zu. Einige Millionen mussten leiden - und einige wenige profitierten von der Mauer. Diejenigen aber, die damals als Vasallen der Machthaber die Mauer planen halfen, stehen und sitzen heute wieder in Ehren und Würden - wie übrigens auch die Reste jener, die den 2. Weltkrieg inszenierten und nach dem Ende einfach ihre braunen gegen weisse Hemden tauschen konnten!

Schorsch


Klaus Märker antwortete am 14.08.01 (14:33):

Hallo Gila und Schorsch,
was die Mauer angeht, hat wohl jeder so seine eigenen Gefühle.
Als sie 1961 gebaut wurde, ich war gerade mal 20 , war es für mich, als liefe ein böser Film ab. Ich bin im Angesicht der befestigten Grenze mit Todesstreifen aufgewachsen.
Der Mauerbau war für mich die konsequente Fortsetzung des Einriegelns eines Unrechtsstaates gegen die „kapitalistischen Einflüsse“.
Weil wir wegen der geringen Menge an Fernsehprogrammen auch „Ostfernsehen“ guckten, bekam man auf diese Weise schon mit, wie und warum dort so gehandelt werden mußte (und wurde).
Der Mauerbau war im DDR-Fernsehen, soweit ich mich erinnere, kein großes Thema, der Westen wurde wegen seiner Propaganda gegen die Mauer im „Schwarzen Kanal“ von „Schmuddel Ede“ eifrig beschimpft.
Als ich wenige Jahre später die Mauer erstmals real vor mir sah, war das Bild ein anders als in meinen Vorstellungen vorgegeben. Erst jetzt wurde mir klar, welche von Menschen gemachte Unsinnigkeit monumental und unüberwindbar für die Eingesperrten da vor mir stand.
Mit meinem Paß konnte ich nach Ostberlin einreisen und dort – trotz Führung – mich etwas umsehen.
Was ich dort zu sehen bekam, ließ mir bewußt werden, wie privilegiert ich als Westler doch war.
In dem Forumsthema „PDS Alptraum oder permanente Realität“ habe ich meine Meinung zu den derzeitig wieder tätigen roten Wendehälsen gesagt. Ich möchte dem jetzt nichts hinzufügen.
Schorsch, Du hast es m.E. realistisch dargestellt: >>Einige Millionen mussten leiden - und einige wenige profitierten von der Mauer.<<
Politsche Macht, gibt’s nur auf Kosten Dritter, die haben sie verloren und nun wollen sie wieder ran.

Herzliche Grüße
Klaus


Manfred Franz antwortete am 15.08.01 (23:50):

Die einigen Millionen ( immerhin 16 ), die wiegen wohl nicht so schwer bei den 66 Mill. "freien Bundesbürgern"? Wir regen uns über jeden "unschuldig" Inhaftierten auf, der, gerecht oder ungerecht, in die Fänge der Justiz geriet, aber 16 Mill. Deutsche, das sind nur ein "paar Millionen...."-Nicht weiter schlimm??? Diese Denkweise ist es, die die PDS sogar in einigen Gegenden Westdeutschlands Wählerstimmen fangen lässt. Und im Osten sowieso, bei denen, die mit der Unfreiheit in der DDR trotzdem ganz gut zurecht kamen.


Gila antwortete am 16.08.01 (21:28):

Lieber Schorsch,

danke, dass du als erster die ’Mauer des Schweigens’ durchbrochen hast. Obwohl nicht direkt involviert, warst du doch Zeitzeuge des damaligen Geschehens und kannst dich noch gut an den Tag und die Reaktionen erinnern. Wie oben bereits erwähnt, war ich noch zu jung, um das Ganze richtig mitzubekommen.
Ende der 70er Jahre waren mein Mann und ich zum ersten Mal in Westberlin und standen vor der Mauer, die wir nur aus dem Fernsehen und der Presse kannten. Wir waren an verschiedenen Stellen, am Brandenburger Tor und natürlich auch an der Bernauer Straße auf der Aussichtsplattform. Ich habe es nicht lange da oben ausgehalten. Zu zwiespältig waren meine Gefühle.
Zum einen war ich geschockt von diesem schrecklichen Mauerungetüm, dass wie eine lange, klaffende Wunde die Stadt in zwei Hälften schnitt. Es waren sogar zwei Mauern, mit dem Todesstreifen dazwischen. Auf der Westseite pulsierte das Leben, im Osten - Grabesstille. Die Häuser auf der anderen Seite der Bernauer Straße existierten nicht mehr. Weiter entfernt standen marode Wohnblöcke ohne Fenster zur Westseite. Ab und zu sah man ein paar Autos auf den Straßen, keine Fußgänger. Es war so ein deprimierender Anblick. Vor der Mauer die Kreuze für diejenigen, die bei ihrem Fluchtversuch ihr Leben verloren! Es will mir nicht in den Kopf, dass Menschen so grausam sein können und den Befehl zum Erschießen der eigenen Leute erteilen.
Zum anderen schämte ich mich zutiefst, dass ich da oben stand und mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu in den Osten starrte. Zufällig hatte ich den Blick eines jungen Soldaten in einem Wachtturm aufgefangen. Sein Blick war arrogant und gespielt gleichgültig. Mir wurde bewusst, dass wir uns wie die Besucher im Zoo verhielten. Wir standen vor den Gittern und betrachten die Insassen, nur mit dem Unterschied, dass es sich hier nicht um Tiere sondern um Menschen handelte. Der Soldat könnte vielleicht der Sohn einer Familie gewesen sein, die das Pech hatte, zur falschen Zeit auf der falschen Seite Deutschlands gewohnt zu haben. Ich bin kein zweites Mal auf eine Aussichtsplattform gestiegen.

Herzlichen Gruß
Gila


Gila antwortete am 16.08.01 (21:30):

Hallo Klaus,
auch dir danke ich herzlich für die Antwort. Du schreibst: >> Der Mauerbau war für mich die konsequente Fortsetzung des Einriegelns eines Unrechtsstaates gegen die „kapitalistischen Einflüsse“. Weil wir wegen der geringen Menge an Fernsehprogrammen auch „Ostfernsehen“ guckten, bekam man auf diese Weise schon mit, wie und warum dort so gehandelt werden musste (und wurde).<<
In den letzten Tagen habe ich mehrere Fernsehbeiträge und Kommentare in der Presse verfolgt, die den Mauerbau auch als folgerichtige Reaktion der Staatsführung auf die Massenflucht bezeichnen. Objektiv betrachtet hast du Recht mit deiner Feststellung; es war wohl so. Aber rein subjektiv gesehen, kommt mir diese logische Erklärung wie eine unterschwellige Billigung des Unrechts vor, als hätten wir im Nachhinein noch mitgeholfen, die Mauer zu bauen.
Am vergangenen Sonntag habe ich im ZDF den Beitrag „Heldentod – Der Tunnel und die Lüge“ gesehen. 1964 wurde die Flucht von 57 Ostberlinern durch einen Tunnel von den DDR-Grenzsoldaten entdeckt. Bei dem ausbrechenden Feuergefecht wurde der Unteroffizier Egon Schultz erschossen. In der DDR wurde er wie ein Volksheld gefeiert, den „Westberliner Banditen heimtückisch ermordeten“. Heute steht zweifelsfrei fest, dass er versehentlich von einem Kameraden erschossen wurde.
Was waren das für Menschen, die wider besseres Wissen (die pathologischen Untersuchungen wurden gefälscht bzw. unterschlagen) eine solche Propagandalüge in die Welt setzten? Hatten sie überhaupt keinen Anstand? Mir kam die Galle hoch, als ich Erich Honeckers Traueransprache hörte. Schämte er sich eigentlich nicht, die Mutter des Soldaten so zu belügen? Musste er ihre Trauer um den Sohn noch vertiefen durch Hassgefühle auf den vermeintlichen Mörder? Ich kann nicht glauben, dass sie den Tod ihres Sohnes so leichter ertragen konnte.
Was mich zusätzlich erschüttert hat, war die Aussage eines ehemaligen Tunnelbauers, dass der vermeintliche Todesschütze mit seiner Schuld nicht leben konnte, dem Alkohol verfiel und bis zu seinem frühen Tod in dem Glauben lebte, Egon Schultz erschossen zu haben.

Herzlichen Gruß
Gila


Gila antwortete am 16.08.01 (21:31):

Hallo Manfred,
zu deiner Antwort sollte Schorsch besser selber Stellung nehmen, aber ich denke, dass sein Ausdruck >>einige Millionen<< nicht abwertend gemeint war. Abwertend und menschenverachtend waren die wenigen Machthaber, die 16 Millionen Menschen für ihre eigennützigen Zwecke missbrauchten.

Herzlichen Gruß
Gila


Klaus Märker antwortete am 17.08.01 (00:27):

Guten Abend Gila,
ja ich glaube schon, daß der Westen an der Entwicklung in der "DDR" mit schuldig ist, und damit auch dem Bau der Mauer, wenn auch unbewußt . Unser Lebensstil, unsere Art mit unseren Freiheiten umzugehen und unsere zum Teil heftig verlogenen Serien im Fernsehen die „drüben“ wie Medizin geschluckt wurden, bildete eine Sehnsucht aus, die unsere Gesellschaft nicht erfüllen kann. Daß die DDR und sein System von Grund auf korrupt war, konnten diejenigen beurteilen, die durch Besuche dort und Gespräche mit den Bürgern der „DDR“ und dem Bild, daß offiziell durch das DDR –Fernsehen verbreitet wurde, sich ein Urteil bilden konnten.
Durch den ständigen Anblick der Grenzbefestigungen, konnte für mich als freier Bürger der Bundesrepublik nie das Gefühl aufkommen, daß dort in diesem Teil von Deutschland Menschen glücklich leben könnten. Wir sollten froh sein, daß die Mauer nicht mehr existiert.
Herzliche Grüße
Klaus


Wolfgang Mücke antwortete am 21.08.01 (23:25):

Hallo Gila,
die Beurteilung des Mauerbaues hängt vom Standpunkt des oder der Betroffenen oder Nichtbetroffenen ab.
Damit meine ich die Beurteilung der Begründung für diesen Mauerbau.
Da gibt es die unmittelbar Betroffenen, die "eingemauert" wurden und sich mit ihrem Schicksal mehr oder minder irgendwie engagieren mußten.
Dann gibt es die Verwandten - so wie meine Frau und ich - , die als Einzige im Westen (Westberlin) lebten und arbeiteten und ihre gesamte Familie - Eltern, Großeltern, Geschwistern, Neffen, Nichten etc. - in Ostberlin hatten.
Und dann gibt es die vielen Mitmenschen irgendwo weit im Westen, die zwar von den Gegebenheiten und Fakten keinerlei Ahnung oder Wissen vorweisen können, aber dumm daherschwätzen, wie unsere Politiker, je nach dem, wie es ihnen, den Politikern in den Kram paßt.
Das ist die Ausgangsposition, wenn man etwas sagen will und kann.
Ich erinnere mich an den 13. August 1961 noch so, als wäre alles gestern passiert. In der Nacht vom 12. zum 13. August, der 12. August war ein Sonnabend, brachte ich gegen 01.00 meine Mutter nach Hause, nach Pankow und wir benutzten den Übergang Bornholmer Straße.
Ganz egal, was behauptet wurde, zu dem Zeitpunkt, d.h. gegen 01.30h, war absolut nichts von besonderen Aktivitäten and er Grenze zu beobachten. Die Kontrolle Bornholmer Straße war auf der Ostseite war zu diesem nächtlichen Zeitpunkt lässig, außerdem kannte man sich vom Sehen (schließlich benuzte ich diesen Übergang in der Woche abends mehrmals), ohne daß sich die Grenzer anmerken lassen durften, daß man sich kannte.
Am Sonntag, dem 13.August mittags, kam ich von einem Besuch nach Hause und meine Frau empfing mich aufgeregt mit der Nachricht, daß die Grenze abgeriegelt sei.
Nun, das mußte ich mir ansehen! Ein Nachbar war ebenso neugierig, also setzten wir uns in meinen Wagen und fuhren in Richtung Osten. Am Übergang Heinrich-Heine-Straße, diesen kannte ich besonders gut, weil ich aus dienstlichen Gründen diesen Übergang tagsüber mindestens einmal am Tag benutzen mußte, war irgendwie Chaos, kein Mensch kümmerte sich um uns, als wir die Grenze passierten! Wir fuhren in Richtung Innenstadt und sahen über all Menschen mit Koffer herumlaufen, die nach Westberlin wollten und durch die Absperrungen überrascht wurden. Nur - an den Übergängen herrschte Chaos. Jedenfalls in den ersten Stunden des 13. August hätten sie die Übergänge ohne Probleme passieren können! Nur - wer wußte das schon?
Zu meiner Verblüffung sah ich am Brandenburger Tor Angehörige der Betriebskampftruppen stehen, jeder eine Kalaschnikow krampfhaft umklammert, der Blick starr in die Ferne gerichtet. Und mehrere dieser tapferen Kämpfer waren fast täglich meine Gesprächspartner bei meinen Besuchen bei den Dienststellen in Ostberlin!
Wie ich Tage später erfuhr - für mich und meine Kollegen waren die Übergänge passierbar, weil es im Interesse der Wirtschaft der DDR war - hatten die tapferen Kämpfer der Betriebskampfgruppen die Hosen gestrichen voll, hatten sie doch keine Munition für ihre Kalaschnikows und sie erwarteten ein Eingreifen der Amerikaner!!
Und damit sind wir nun bei den Gründen für den Mauerbau.
Bekannt und richtig ist, daß die SED-Regierung den Mauerbau bewerkstelligte. Angeordnet wurde der Mauerbau durch die Sowjets, die unbedint verhindert mußten, daß durch dieses offene Loch im eisernen Vorhang die Auswanderung/Flucht der Menschen nicht mehr tollerierbare Ausmaße angenommen hatte.
Angeheizt wurde diese täglich mehr und mehr anschwellende Fluchtbewegung durch Zeitungsartikel, besonders in der BILD-Zeitung. Diese Pressekampagne war unverantwortlich. Nur - wann und zu welchem Anlaß hätte sich die BILD-Zeitung je zurückgehalten?
Es ist bekannt, daß die Westmächte ca. 14 Tage vor der Abriegelung, vor dem Mauerbau, wärend eines Empfangs in der Sowjet-Botschaft in Ostberlin von den Sowjets unterrichtet wurden.
Bekannt ist auch, daß General Lucius D. Clay, ein erklärter Freund der Berliner, zu diesem Zeitpunkt in Berlin war und bestätigte, daß die totale Abriegelung auf Befehl der Sowjets erfolgte. Die DDR-Regierung hatte keine Chance etwas anderes zu tun.
Und die DDR-Regierung bestand nicht nur aus SED-Mitgliedern, sondern auch aus Parteimitgliedern der sogenannten "Blockparteien", als da waren die Ost-CDU, die LDPD, die NDPD, die Bauern-Partei etc., alle später als "Blockflöten" und "Wendehälse" treffend bezeichnet. Sie krochen ganz schnell unter die Fittiche der entsprechenden West-Partein, wie CDU, CSU und FDP. Natürlich haben alle diese Typen nur mitgemacht "... um Schlimmeres zur verhüten"! Kennen wir alles, haben die alten Nazis auch gesagt und mischten dann später tapfer in der Westpolitik mit - und wurden alle gut versorgt!

Unter diesem Aspekt sollte man auch den "Kampf" unserer tapferen Wessis gegen die böse PDS werten - aber, das wäre ein anderes Thema!

Nun, verehrte Gila, Sie wollten einen Bericht eines Zeitzeugen vom 13. August 1961, den haben Sie nun und mit einigen Hintergrundinformationen versehen.

Wie es dann weiter ging - das ist auch ein anderes Thema.

Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Mücke, Berliner, 70, derzeit in der Pfal lebend.


Gila antwortete am 05.09.01 (14:58):

Lieber Wolfgang,
vorweg meine Entschuldigung, dass ich erst heute auf Ihren Bericht reagiere. Leider hatte ich bisher nicht die Zeit und Ruhe dazu. Ich danke Ihnen sehr für Ihre persönliche Schilderung jener Tage. Das wollte ich tatsächlich wissen, wie ein unmittelbar Betroffener diese Zeit erlebt hat. Sie schreiben, dass Sie sich noch so genau erinnern, als sei es gestern gewesen. Ich denke, solch ein einschneidendes Geschehen wie am 13. August 1961 mit dem daraus resultierenden Leid für die vielen auseinandergerissenen Familien bleibt wohl lebenslänglich in lebhafter Erinnerung und verblasst niemals wie andere Erlebnisse.
Für uns „Westler“, die erstens keine Angehörigen in der DDR hatten, zweitens nicht in Berlin lebten und drittens damals noch Kinder waren, ist es in letzter Konsequenz auch gar nicht nachvollziehbar, was es bedeutet, von einem Tag auf den anderen von seiner Familie getrennt zu werden. Ich versuche mir vorzustellen, ich hätte am Abend meine Mutter nach Hause (in den Ostteil der Stadt) gebracht, und am nächsten Tag ist die Grenze abgeriegelt. Unvorstellbar!!!
Ich vermute - weil für Sie aus dienstlichen Gründen die Übergänge passierbar waren – dass Sie vielleicht die Gelegenheit hatten, Ihre Mutter ab und zu zu sehen. Was aber haben die Menschen gemacht, die dieses „Privileg“ nicht hatten?
Ich weiß, dass man als Westdeutscher eine Einreisegenehmigung für die DDR bekam, um Verwandte zu besuchen. Durften die Westberliner eigentlich auch nach Ostberlin? In der ersten Zeit wahrscheinlich nicht. Darüber bin ich gar nicht informiert.
Die politischen Gründe für den Mauerbau sind mir bekannt. Dazu gab es in den Tagen um den 40. Jahrestag auch mehrere informative Sendungen im Fernsehen, die Ihre Ausführungen bestätigen. Mich interessierte der menschliche Aspekt dabei, persönliche Erfahrungen und Erlebnisse. Mit Ihrem Beitrag haben Sie mir freundlicherweise einen Blick darauf geschenkt. Danke!
Für viele war das Erinnern wohl doch zu schmerzlich, um hier zu schreiben. Ich kann es verstehen und beschließe damit das Thema. Schorsch und Klaus danke ich auch nochmals für ihre ausführlichen Antworten auf meine Anfrage.

Einen herzlichen Gruß vom Niederrhein in die Pfalz
sendet Ihnen
Gila