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THEMA: Große Koalition im Bund?
5 Antwort(en).
mechtild
begann die Diskussion am 04.06.03 (20:03) mit folgendem Beitrag:
Sozialreformen benötigen eine breite Mehrheit, die hat die Koalition nicht. Deshalb werden immer mehr Stimmen laut, die die große Koalition als Lösung vorschlagen. Es könnte eine Lösung sein, wenn die Parteien sich über die Zielrichtung einig wären. Zur Zeit sehe ich nur, dass die beiden großen Parteien versuchen sich ins rechte Licht zu rücken um bei der nächsten Bundestagswahl ein gutes Ergebnis zu erzielen. Wie steht Ihr zu einer große Koalation?
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RoNa
antwortete am 05.06.03 (07:22):
Nur nichts sagen! Bushi fragen.
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Karl
antwortete am 05.06.03 (07:50):
Angesichts der gewaltigen Probleme, die tiefe Einschnitte verlangen, ist in der Tat ein breiter gesellschaftlicher Konsenz wünschenswert, anders sind die notwendigen Massnahmen vielleicht nicht durchsetzbar. Große Koalitionen können viel bewegen, auch unbeabsichtigt. Sie stärken z.B. die außerpalamentarische Opposition. Die Vergangenheit in Deutschland zeigt, dass dies nicht nur zum Nachteil sein muss. Das Bewusstsein für Politik in der Bevölkerung kann verstärkt werden und Neues kann entstehen, z.B. wurden die Ursprünge der Grünen in der Apo-Zeit während der Ära Kiesinger gelegt - oder liege ich da falsch?
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e k o
antwortete am 05.06.03 (11:34):
Große Koalitionen sind der beste Nährboden für Kungeleien jedweder Art. Siehe Beispiel Österreich.
Ich halte nichts davon.
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schorsch
antwortete am 05.06.03 (15:23):
In der Schweiz sind "Grosse Qualitionen" seit Jahrhunderten gang und gäbe. Hätten wir sie nicht, wäre das "Experiment Vielvölkerstaat Schweiz" wohl längst gescheitert!
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Mart
antwortete am 05.06.03 (16:29):
Lange bevor die große Koalition zwischen den Konservativen und den Sozialisten in Österreich scheiterte, war sie sehr erfolgreich im Bewältigen der gewaltigen Probleme nach dem Krieg. Sie wurde allerdings von Leuten geführt, die integer waren, ein Teil war während des Kriegs im Exil oder inhaftiert, ein Teil von ihnen war - obwohl aus versch. weltanschaulichen und politischen Lagern - gemeinsam im KZ. Vor allem dort war für sie klar geworden, daß nur die Einbindung aller Kräfte (inkl. der Mitläufernazis) die Probleme der Nachkriegszeit erfolgreich bewältigen kann und daß der erbärmliche Streit zwischen den einzelnen Lagern zu den Problemen vor 1938 beigetragen hat.
Die Sozialpartnerschaft (zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern), die im Augenblick im Österreich im Sterben liegt, hat ebenfalls Wesentliches zum sozialen Frieden und einer berechenbaren Entwicklung beitragen.
Es stimmt allerdings, daß die gr. Koalition mit der Zeit pervertiert ist und die Macht im Staat unter sich aufgeteilt hat: Z.B. In welcher Schule stellt welche Partei den Direktor? Welches Parteibuch ist nötig um einen bestimmten Arbeitsplatz, Wohnung etc. zu bekommen? Oberste Leitung wird von einer best. Partei gestellt,... Stellvertreter von der anderen usw. Das heißt: Parteibuch hat Vorrang vor Leistung.
Trotzdem glaube ich, daß in schwierigen Zeiten (politisch und wirtschaftlich), in denen doch wesentliche Entscheidungen für die Zukunft getroffen werden müssen, eine möglichst große Einbindung aller Gruppierungen und die Zustimmung möglichst vieler letztendlich zielführender ist. Dazu braucht es aber integre, vorausschauende und überzeugende Menschen als Politiker, die das Allgemeinwohl über ihre persönlichen Vorteile stellen und Entscheidungen nicht nach Umfrageergebnissen treffen. Leider sehe ich im Augenblick in Österreich nur sehr wenige dafür geeignete Persönlichkeiten.
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