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THEMA:   Deflationsgefahr für Deutschland: nur Gerede oder eine ernste Gefahr?

 7 Antwort(en).

Barbara begann die Diskussion am 25.05.03 (10:03) mit folgendem Beitrag:

Immer mehr Experten sehen eine ernste Gefahr für eine Deflation in Deutschland, doch unser Finanzminister wiegelt ab: alles nur Panikmache!

Sicher kann Panikmache eine Deflationsgefahr noch verstärken, da diese Verunsicherung zu weiterem Angstsparen und Konsumverzicht führen wird. Ist jedoch das Gegenteil, nämlich ein Augenverschließen vor dieser Gefahr die richtige Lösung?

In meinen Augen lähmen uns die Stabilitätskriterien der EU, eine vernünftige Geldpolitik zu betreiben. Als noch die Deutsche Bundesbank für ein Gegensteuern in unserem Lande verantwortlich war, konnten nationale Maßnahmen schnell greifen. Heute ist uns z.B. eine weitere Verschuldung bei Strafe von der EU untersagt. Deutschland selbst hat für diese strengen Richtlinien innerhalb der EU seinerzeit gesorgt.

Was müsste unser Finanzminister zur Gegensteuerung einer drohenden Deflation unternehmen? Würden die geforderten massiven Kürzungen im sozialen Bereich und ein Sparen im Gesundheitssektor den Konsum und die Wirtschaft in Deutschland nicht noch weiter drücken?

Dazu auch folgende Artikel:

Welt am Sonntag
Furcht vor Deflation lähmt deutsche Wirtschaft
https://www.wams.de/data/2003/05/25/102262.html

Süddeutsche Zeitung
Deflation...
..oder die stille Sehnsucht nach Inflation
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/608/11597/

Spiegel online
DEFLATIONSGEFAHR IN DEUTSCHLAND
"Wirklich dramatische Entwicklung"
https://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,250236,00.html

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,250236,00.html


mechtild antwortete am 25.05.03 (21:26):

@Barbara
Ich versuche mal mit wenig Sachkenntnis meine Meinung aus dem Bauch zu Deinem Thema zu sagen. Hoffe aber, dass die Fachleute noch Stellung dazu beziehen. Ich glaube nicht, dass die Deflation vor der Tür steht und dass man unsere Wirtschaft mit der in Japan vergleichen kann. Die Lebensbedingungen in Japan sind ganz anders als hier. Der wichtigste Unterschied ist die fehlende Sozialsysteme in Japan.
Was allerdings kaum vorhergesagt werden kann, ist die Macht der Medien. Es ist vollkommen neu, dass Medien die Politik so sehr bestimmen wie heute. Auch gibt es immer neue Gruppen, die das Lied, dass die Medien anstimmen in ihrer eigenen Tonart weitersingen.
Ich glaube, dass wir ganz schwer aufpassen müssen, dass nicht irgendwelche diffuse Gruppen mit bekannten rechten Methoden, aber unter positiv besetzten Namen wie: „Bürger, die Macht geht vom Volk aus, wir sind das Volk usw.“ Macht in unserem Staat bekommen.


Lisa1 antwortete am 25.05.03 (21:44):

@Barbara,

ich hoffe auch,dass die Fachleute noch Stellung dazu beziehen,
mir fehlt auch das Fachwissen :-(


Barbara antwortete am 26.05.03 (11:30):

Hier die ersehnte Meinung der Experten:

>>Allerdings beurteilen Ökonomen und Geldpolitiker die Gefahr einer anhaltenden Lähmung der Wirtschaft durch fallende Preise und eine sinkende Nachfrage unterschiedlich. Selbst in der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) gehen die Meinungen auseinander.

"Wer die Sorge vor einer Deflation wegwischt, ist in meinen Augen leichtfertig", sagte Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, dem Tagesspiegel am Sonntag. Der Euro werde weiter steigen und Druck auf die Preise ausüben. "Ich halte dies für eine wirklich dramatische Entwicklung, die tief greifende ökonomische und gesellschaftliche Folgen hat." Yves Mersch, EZB-Ratsmitglied und Luxemburgs Notenbankpräsident, erklärte in der Welt am Sonntag: "Es kann durchaus sein, dass Deutschland in den kommenden zwölf Monaten eine Deflation bekommt."

EZB-Chefvolkswirt Ottmar Issing sagte dagegen dem Sender n-tv, eine Deflationsgefahr sei real nicht vorhanden, die EZB habe aber alle Möglichkeiten, gegebenenfalls rasch mit Zinssenkungen zu reagieren. Der Experte fügte allerdings hinzu, er betrachte die "Spekulationen über Deflation mit großer Sorge, denn daraus können Entwicklungen resultieren, für die es bisher im Grunde noch gar keinen Anlass gibt".<<

https://www.frankfurter-rundschau.de/startseite/startseite/?sid=453f22ff1d4b27d0affffcf1543cfe11&cnt=219568

Die EZB hat also alles im Griff. Hoffentlich....


Medea. antwortete am 27.05.03 (08:09):

Ich war gestern bei Karstadt - die Tische biegen sich vor preiswerten Angeboten - Markenwaren sind herúntergesetzt um 28, 39, 48, 56 bis sage und schreibe 71 Prozent. Eigentlich doch genau der richtige Moment, um zuzugreifen und zu kaufen. Aber weder die Rolltreppen noch die Verkaufsstände waren überfüllt wie es häufig zu Ausverkaufszeiten zu sehen ist. Die Briefkästen sind voll von Prospekten von günstigsten Angeboten, dennoch halten sich die Kunden ziemlich zurück. Warum?


pilli antwortete am 27.05.03 (08:40):

vielleicht hat die EZB doch nicht alles so im griff?

:-)


Barbara antwortete am 27.05.03 (08:52):

Medea,

dabei ist die Frage, ob es sich wirklich um Sonderangebote handelt. Mit dieser dummen Rabatt-Strategie hat sich der Handel m.M.n. selbst geschadet. Die Preise wurden erst um 100% erhöht, um sie danach in teuren Werbeaktionen um 30 oder 40% zu senken. Der Konsument wurde/wird für sehr dumm gehalten. Beim Kauf frage ich mich nicht, wieviel Prozent ich spare, sondern ob die Ware ihren Preis wert ist. Und so verhalten sich verständlicher Weise die meisten Käufer.


pilli antwortete am 27.05.03 (09:53):

@ Barbara

bewusst einkaufende verhalten sich m.e. so wie du es beschreibst. und die ab und an mein herz fröhlich stimmenden "lustkäufe" orientieren sich , leider, :-) nicht immer an der höhe der eingeräumten rabatte.

sehr nachdenklich machen aber die in den tageszeitungen veröffentlichte anträge auf einleitung eines insolvenz-verfahrens. seit wochen lese ich diese seite des kölner-stadt-anzeigers mit regem interesse. und es sind die mir seit jahren bekannten "guten namen". da scheint es mir doch s, als seien diese hohen rabattierungen ein letzter verzweifelter versuch zu sein, zum einen, zu überleben und zum anderen, zu retten, was noch zu retten ist.

:-)