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THEMA:   Taliban und die Menschenrechte

 7 Antwort(en).

Gerhard begann die Diskussion am 07.08.01 (09:38) mit folgendem Beitrag:

Heute 07.08.2001 in Bild " wer holt sie aus der Todeszelle?
4 deutsche in Afghanistan werden der Verbreitung
christlichen Gaubens angeklagt!
bei uns in Deutschland wird täglich betont "die PDS"
solle sich für dieses und jenes entschuldigen. viele
dieser Rufer sehen vor dem Schlafen erstmal unterm Bett nach ob dort nicht einer von der PDS liegt.
Aber niemand ruft nach denen sich zu entschuldigen die das Talibanregime halfen zu installieren. dieMenschenrechtsverletzungen durch
die Taliban sind doch wohl historisch mit das schlimmste.
was es gibt
nun kann man nicht um hin das es vor und während der
Besetzung Afghanistan durch die Russen, um die Menschenrechte besser bestellt war. Aber dem großen
Weltgendarm USA passte dies nicht , also mußte das
verändert werden UND HEUTE???????
Warum entschuldigt sich die USA nicht? Warum rufen
die ach so wachsamen Medien in Old Germay nicht nach
Entschuldigung.
warum sollen ein Paar friedliche deutsche Entwicklungs helfer nur weil sie Christlichen Glaubens sind elendig
krepieren damit ein Paar gewissen lose Politiker
sagen können wir haben den Kommunismus in Afghanistan
besiegtund die paar Menschenrechtsverletzungen na und?
Bin wahrlich kein Christ im eigentlichen Sinne
aber diese 4 haben mein ehrliches Mitleid!!!!!!!!!
Warum sollen sie einen Sinnlosen Tod haben!


Manfred Franz antwortete am 08.08.01 (07:06):

Jedes Land, jeder Staat kann die Regierungsform wählen, die ihm und seinen Bürgern passt. Jede, vor allem militärische, Einmischung von außen widerspricht diesem Selbstbestimmungsrecht. Das sollte auch die ehem. Sowjetunion respektieren. Sie tat es aber nicht. Afghanistan war da nur das letzte Glied einer langen Reihe. (Baltikum1941, Ungarn1956, CSSR1968).
Hier geht es aber wohl nicht um Kommunismus-, der es mit den Menschenrechtren auch nicht so ernst nahm-, sondern um das Schicksal einiger Menschen, die in das Land gekommen waren, um den Menschen dort aus bitterster materieller Not zu helfen. Ich glaube nicht, dass sie dabei missionarische Ziele verfolgten. Hoffentlich kann man das den mittelalterlichen Religionsgerichten diese Landes begreiflich machen!


Georg Segessenmann,alias Georg von antwortete am 08.08.01 (10:40):

Zu Manfreds "Jedes Land, jeder Staat kann die Regierungsform wählen, die ihm und seinen Bürgern passt".

Das mag einmal wahr gewesen sein. Heute aber kann eine Handvoll Narren oder Fanatiker sich die teuersten Waffen (die wir ihnen selber herstellen - um Arbeitsplätze zu erhalten! - und liefern!) beschaffen und damit ganze Völker terrorisieren. Für Entwicklungshelfer gibt es wohl nur noch einen Rat: Bleibt zuhause und lasst den Dingen in den fremden Ländern ihren Lauf. Dies tönt zwar recht egoistisch. Aber weiss wohl irgendwer auf dieser Welt noch einen besseren Rat?

Schorsch


Gerhard antwortete am 08.08.01 (19:53):

lieber Franz
Du hast unsofern Recht mt den Russen in Estland
ungarn, Tschechei -Afghanistan ich stime dem zu
aber warum wird nur immer der Russe für alles schlechte
in der welt verantwortlich gemacht?
der eine Darf alles der andere Nichts-hat nicht gerade
die USA in Somalia ( dort wurde sogar nach Regie eines
TV Senders krieg geführt) oder Kuweit ging es um die
Verteidigung demokratischer Rechte- siehe Irak
und was sucht die 7. US Flotte im Mittelmeer?
Jugoslawische Generäle werden zu recht vor einem
Tribunal gestellt , das hinter den Kulissen von der USA
gesteuert wird UNO ist nur vorgeschoben.
Wer stellt die US Generäle und deren Politiker vor ein
Gericht ? sicher nach UNO Charta sind alle Menschen
gleich nur US amerikanische Politiker und deren Vasallen
die sind gleicher.
Warum fordert in Europa Niemand : auch die USA soll sich
für ihre Kriege entschuldigen. Dazu sollte man Stellung nehmen.


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 09.08.01 (08:40):

Zu Gerhards Frage: "Warum fordert in Europa Niemand : auch die USA soll sich
für ihre Kriege entschuldigen. Dazu sollte man Stellung nehmen."

Vielleicht deshalb, weil ohne das Eingreifen der USA in "unseren" Weltkrieg wir wohl heute nicht in diesem freien Forum unsere Köpfe rauchen lassen könnten?

Schorsch

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/fr-georg.html )


Rosmarie Vancura antwortete am 09.08.01 (16:08):

Die Organisation "Shelter Now" ( Unterkunft sofort) ist seit 1979 in afghanischen Flüchtlingslager in Palästina ver-
treten. Nasch dem Abzug der Russen, ende der Achtziger ging sie auch nach Afghanistan direkt. Das Land ist in grosser Armut. 20 Jahre Krieg und eine verheerende Dürre haben dafür gesorgt. Es ist eine der grössten humanitären Krisen Weltweit, so die Vereinigten Nationen.

Die Talibans geben strenge Vorschriften heraus. Im Juli haben alle ausländischen Initiativen einen Brief bekommen, indem Verhaltensmassregeln herausgegeben wurden: Unzucht
(was immer man darunter versteht), Alkohol, laute Musik, Schweinefleisch, Verbreitung von gegen die Taliban gerichtetes Material und die christliche Missionierung.
Shelter Now(Braunschweig) bestätigt, dass die Inhaftierten Bibeln´und christl.Literatur bei sich hatten. Die Taliban behauptet dass diese in der Landessprache gehalten sind.Sollte dies stimmen, so haben diese Leute sträflich
leichtsinnig gehandelt.

Die Todesstrafe droht ihnen nicht. Ausländischen Helfern droht laut Dekret für das " Anhalten von Afghanen zu anderen Religionen" bis zu 30 Tage Haft und anschliessende Ausweisung.Was das Land braucht ist humanitäre Hilfe und nicht Bekehrung zum Christentum.


Manfred Franz antwortete am 12.08.01 (06:54):

Leichtsinnig haben die Helfer m.E. nach schon gehandelt. Sie wussten doch, was für Leute in dem Land das Sagen haben. Aber ich hoffe für sie, dass sie nochmal mit einem blauen Auge davon kommen.
Zu Gerhards Meinung: Es geht nicht um die "Russen"- so hatte ich das nicht gesagt. Es ging um die ehem. Sowjetunion und deren Machthaber, die sich das Recht heraus nahmen, mindestens allen Satellitenstaaten die Lebensweise und -Formen vorschreiben zu dürfen. Und auch andere Länder zu ihrem System zu bekehren.
Und zu Wolfgang: Sicher wäre es vernünftiger, Hilfen dort einzustellen, wo die Helfer nicht erwünscht sind oder die Mittel gar zur weiteren Kriegsführung genutzt werden. Unsere Gelder! Dass aber der Waffenschmied wieder einmal der Schuldige sein soll, wenn Konflikte entstehen- Sind das nun unmündige Kinder oder souveräne Staaten? Darüber hatten wir schon einmal heftig diskutiert.


Günter Paul antwortete am 12.08.01 (10:42):

Ich maße mir nicht an zu entscheiden, welche Regierungsform den noch weitgehend in Stammesverbänden lebenden Afghanen paßt. Bei Überwiegen der Landwirtschaft – 70 % der Wirtschaft - trotz reicher Bodenschätze kaum Industrie – wird die staatliche Einheit ausschließlich durch das Interesse der Großgrundbesitzer (zumeist zugleich Stammesführer) geprägt. Auch die Taliban rekrutieren sich aus der Jugend dieser Stammesaristokratie, die den islamischen Fundamentalismus für ihren Machterhalt mißbraucht. Afghanistan ist ein künstliches Staatsgebilde. Seine Grenzen wurden erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgehend von den kolonialen Interessen Großbritanniens willkürlich gezogen, teilweise mitbestimmt von den ebenfalls kolonialen Interessen Rußlands in Zentralasien.

Der Einmarsch sowjetischer Truppen 1979 und die vorherige Aufrüstung der Mudschaheddin (inclusive der Taliban-Milizen) durch die westlichen Großmächte waren Teil des Kalten Krieges. Es ging nicht um das Wohl oder den Willen der afghanischen Bevölkerung, sondern um Einfluß, Vormacht und Grenzen in dieser Region. Das Schlimme ist, daß jetzt Menschen, die, wie ich hoffe, der Bevölkerung uneigennützig helfen wollten, unter den Folgen dieser Politik leiden müssen. Die Großmächte sollten ihre Verantwortung dafür begreifen.

Die wichtigste Lehre aus den Vorgängen in und um Afghanistan besteht meines Erachtens darin, daß die Welt für eine wirtschaftliche und politische „Globalisierung“ noch längst nicht reif ist. Im Gegenteil: Die gegenwärtige Überstülpung spätkapitalistischer Marktprinzipien über die Entwicklungsländer verschärft die Probleme und damit die Konflikte, weil sie auf den Widerstand großer Teile ihrer Bevölkerung stößt und den Einfluß eigennütziger Politiker und religiöser Führer verstärkt – wie eben der Taliban.

Die gegenwärtige „Globalisierung“ ist keine objektive Notwendigkeit, sondern der ebenso verzweifelte wie vergebliche Versuch des späten Kapitalismus, die zusammenbrechenden Binnenmärkte in den großen wirtschaftlich hoch entwickelten Staaten durch einen weltumspannenden kapitalisitschen Markt zu ersetzen. Allerdings ist die in den kapitalistischen Metropolen schwindende Massenkaufkraft in anderen Teilen der Welt überhaupt nicht vorhanden. Die „Globalisierung“ ist eine der spätkapitalistischen Lebenslügen, für die die Menschheit bitter bezahlen muß. Mit „Internationalsimus“ hat sie nichts zu tun.

Hoffen wir auf eine glückliche Heimkehr der inhaftierten Ausländer und das Überleben der inhaftierten Afghanen.

Günter