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THEMA:   Polen

 12 Antwort(en).

Fred Reinhardt begann die Diskussion am 11.05.03 (07:36) mit folgendem Beitrag:

Was wäre gewesen, wenn die ehemalige UDSSR Polen besetzt hätte. Polen jetzt als Besatzungsmacht im Irak wird als selbstverständlich hingenommen. Auch ohne Auftrag der UN.

Braucht die EU Polen oder Polen die EU. Zu welcher Allianz führt dies, nach einem Beitritt Polens und derzeitigen Mitgliedsstaaten. Eine 2 geteilte EU mit England, Spanien, Italien und Polen. Die Einen zahlen und die Anderen nehmen und bestimmen.

Warum wird nur die Bevölkerung der Neumitgliedsstaaten befragt ob sie zur EU wollen oder nicht. Warum wird die Bevölkerung der Mitgliedsstaaten nicht auch nach ihrer Meinung befragt, ob sie die Neumitglieder wollen.

Zerreisst dieses amerikanisch - europäische NATO Bündniss zum Schluss die Vereinigung Europas, zudem der neu NATO - Staat Polen, auch noch grosse nationale Geschichte schreiben will.

Wirklich nur Fragezeichen ?????????


schorsch antwortete am 11.05.03 (08:27):

Es wäre wirklich eine Zumutung, wenn man nun jedesmal, wenn ein neuer Staat in die EU aufgenommen werden möchte, in allen schon angeschlossenen Ländern eine Volksabstimmung darüber machen müsste, ob das neue Land genehm sei. Dafür sind ja die gewählten Volksvertreter der angeschlossenen Länder zuständig. Und das neue Land wird auch aufgenommen, wenn die "Alten" nicht zu 100 % zustimmen.

Natürlich ists stossend, dass ein EU-Kandidat sich bereits als Besatzungsmacht profilieren möchte, bevor er zur Union gehört. Und ich hoffe, die Vertreter der Union stellen das bei der Bewilligung des Aufnahmegesuches gebührend in Rechnung!


henner antwortete am 11.05.03 (10:42):

ich denke; die EU steht doch erst ganz klein am Anfang ihres Bestehens.Außer einer gemeinsamen Währung und einiger mehr oder weniger brauchbaren Brüsseler Vorschriften und Abkommen ist doch noch nicht viel erreicht.Da kann es natürlich auch mal zu Rückschritten,Hängern,Fehleinschätzungen,Unstimmigkeiten usw kommen.Die Hauptsache ist doch,daß es in dieser Richtung "Gemeinsamkeit"weitergeht.Die für die Europäer wirklich wichtigen zukunftsträchtigen Maßnahmen werden bis zum Ausreifen natürlich noch viel Zeit brauchen.(ich träum schon von einer gemeinsamen Sprache,einheitlichen Verkehrsregeln,Maaßen,Gewichten-auch in England-Rechtsprechung,technischen Normen,und und und..)Es gibt noch eine ungeheure Fülle zu klärender Themen ,aber auch ein Riesenpotential an Bereicherungen u.Erhöhung der Lebensqualität.
Was gegenwärtig in Sachen EU-Erweiterung diskutiert wird ist nur ein leichtes Vorgeplänkel auf die noch ausstehenden und zu klärenden (z.g.T. künstlich durch und für die Medien aufgeblähten)Probleme der kommenden Generationen.


Karl antwortete am 11.05.03 (11:19):

"Teile und herrsche", das war schon ein Wahlspruch der Römer und beschreibt eine Strategie, die über die Jahrtausende erfolgreich immer wieder angewandt wurde.

Die USA versuchen, dass "neue" gegen das "alte" Europa auszuspielen. Auf der anderen Seite mögen sich Polen und andere von diesem Spiel Vorteile versprechen. Es nötigt das "alte Europa" zu Zugeständnissen und vermehrtem Werben um die "Neuen". Langfristig bin ich aber davon überzeugt, dass die US-Strategie keinen Erfolg haben wird. Der Zusammenschluss Europas kann verzögert, aber nicht verhindert werden.

Die Vorteile, die Polen sich durch eine Integration in die EU versprechen kann, können auf Dauer nicht durch Dollars bezahlt werden.


Siegi antwortete am 11.05.03 (11:27):

Dieses Europa wächst in einer derartigen Geschwindigkeit, dass einem Angst und Bange werden könnte. Aus wirtschaftsmachtpolitischen Gründen presst man verschiedenste Kulturen zusammen. Des Menschen Geist, besonders der in unserem Land vorherrschende, unterscheidet sich auf frappierende Weise von dem, der in allen anderen EU-Ländern "noch" vorherrscht.

Dieses Europa besitzt keinerlei gedanklich verwachsenes Fundament, es dient nur einigen wenigen dazu, grössere Gewinne zu erwirtschaften. Es ist ein Europa der Bonzen, kein Europa der Menschen und wird daher zerbrechen.

Polen, gerade Polen wird sehr viel Unruhe ins Europa tragen.

Beste Grüsse


RoNa antwortete am 11.05.03 (11:53):

"Der Zusammenschluss Europas kann verzögert, aber nicht verhindert werden." (Karl)
Braucht das "neue Europa" dann eine "Leitkultur", da es doch längst multikulturell ist? (<-- eigentlich neues Thema)

"Europa ohne Identität?"
Lest 'mal Bassam Tibi.


Karl antwortete am 11.05.03 (12:40):

In der Synthese der verschiedenen Kulturen Europas, die doch gemeinsame Wurzeln haben, liegt die Stärke Europas und die Ursache dafür, dass ich gern hier lebe. Eine Leitkultur nein, denn lebendige Kulturen entwickeln sich ständig. Keine starren Vorgaben, kein Wesen, an dem alle genesen sollen, wollen wir.

Mir gefällt nicht das "noch" in Siegis Worten, denn es signalisiert, dass sie einige als höherentwickelt ansieht als andere. Diese Sicht teile ich nicht.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


RoNa antwortete am 11.05.03 (13:25):

@ Siegi,
ich denke, daß die herrschende Multikulturalität*) nicht aus "wirtschafts m a c h t politischen" Gründen entstanden ist.

*) vielleicht gibt's das Wort nicht, aber ich möchte hier ausdrücklich zwischen "Multikultur" und einem "multikulturellen Ist" unterscheiden.


Siegi antwortete am 11.05.03 (14:44):

@Alle,


Europa kann nicht aus einer Mischmasch-Kultur-Betonmischung erbaut werden, es braucht eine Richtschnur und einen Dirigenten. Eine Europahymne würde sich ja nett anhören, wenn jeder Musiker dieses Orchesters etwas anderes bläst, schlägt und fidelt.
Ich sehe leider keinerlei Möglichkeit für unser derzeitiges Deutschland, hier die tragende Rolle zu übernehmen. Aber es bedarf nunmal unseres Landes, ohne das kein gefestigtes Europa entstehen kann. Schon aus den Wurzeln der Geschichte heraus.

Das US-römische Reich ist bereits dem Untergang geweiht. Innerlich verseucht und sich nach Aussen hin verzettelnd, wird es von Tag zu Tag schwächer. Wer wird der Nachfolger sein? Ich sehe keinen, beim besten Willen nicht.

Was für eine Chance für ein starkes Europa, aber ich sehe leider keins.

Beste Grüsse


mechtild antwortete am 11.05.03 (15:18):

@Siegi
Dann sollte man als Richtschnur doch eine Königsfamilie nehmen. Die Familien sind auch alle miteinander verwandt und man würde gleichzeitig etwas gegen das Zeitungssterben tun. Zeitungen wie: „Das neue Blatt“ udgl. bekämen neue Abonenten. Das blaue Blut wird schon den richtigen Ton angeben und die Deutschen kämen so wieder zur Monarchie. Ab und zu würde jemand geadelt, damit frisches Blut in die Königsfamilie käme, doch Bürgerliche hätten sonst keinen Zugang. :-)))


Hanne antwortete am 11.05.03 (15:41):

"Eine Europahymne würde sich ja nett anhören, wenn jeder Musiker dieses Orchesters etwas anderes bläst, schlägt und fidelt." (Siegi)
Nach Hindemith ist längst wieder eine Musik-Revolution fällig. Und die wiederum gehört zum multikulturellen
"Europa international".

Mit "Dirigent" meinst Du hoffentlich nicht "Führer", der sein eigenes Leid-Thema (bezogen auf "Richtschnur") interpretieren läßt?


bernhard antwortete am 11.05.03 (15:53):

Die gefahr besteht, dass siegi genau das meint. Zählt man ihre äußerungen zusammen, bleibt dieser eindruck haften.


e k o antwortete am 12.05.03 (11:58):

Die Diskussion darüber, wie ein "Vereintes Europa" aussehen soll, läuft schon seit Jahrzehnten. Es gab ( und gibt wohl auch heute noch) unterschiedliche Meinungen darüber.

Je nachdem, wie sehr der jeweilige Nationalstolz ausgeprägt war ( und wohl immer noch ist) gibt es unterschiedliche Auffassungen. Die Deutschen tendierten mehr zu einem einheitlichen Europa ( ist wohl unser altes Sehnen nach Einheit und Gleichschaltung), die Franzosen hingegen hatten immer schon die Vision eines "Europa der Vaterländer"

Mir persönlich gefällt die französische Version besser, weil sie die nun mal vorhandene Unterschiedlichkeit der einzelnen Völker mehr berücksichtigt. Allerdings erschwert dies dann auch den Zusammenhalt Europas, man denke nur an die Zerrissenheit in der Irakfrage.

Eine Volksbefragung in den bereits bestehenden Ländern der EU über einen Neueintritt halte ich für nicht erforderlich.

Wozu haben wir denn unsere demokratisch gewählten Regierungen ?