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THEMA:   Deutsche Muslime wehren sich

 38 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 05.05.03 (13:19) mit folgendem Beitrag:

Den etablierten und an den in Deutschland vorherrschenden main stream angepassten islamischen Gemeinden laufen die jungen Muslime davon. Die sind frustriert angesichts der westlichen militärischen Übermacht und wegen der Verbrechen vor allem der USA, Grossbritanniens und Israels gegen das afghanische, irakische und palästinensische Volk. Sie fühlen sich gedemütigt von zunehmender (auch christlich begründeter) weltweiter Gewalt gegen Muslime und werden selbst zunehmend gewalttätiger.

Ein Alarmsignal: In den letzten Wochen haben junge Muslime in Bremen und in Berlin Busse entführt und Geiseln genommen... Die Sache ist bis jetzt immer glimpflich ausgegangen. Das muss nicht so bleiben.

Jetzt rufen die islamischen Gemeinden zum "Dschihad-un-Nafs" (das ist der Kampf gegen das Böse in einem selbst) auf. Sie wollen sich, um ihre Jugend nicht zu verlieren, deutlicher abgrenzen gegen die Mehrheitsgesellschaft. Sie wollen nicht mehr länger hinnehmen, dass die westliche Mehrheitsgesellschaft ihnen immer mehr Pflichten abverlangt, sie aber national und international diskriminiert werden und viele ihrer Glaubensbrüder und -schwestern sogar - wie in Afghanistan, Irak und Palästina - mit stillschweigender Duldung der Regierungen ihrer westlichen Heimatländer zum Abschuss freigegeben sind.

Trägt der in amerikanischen think tanks erdachte "Krieg der Kulturen" (S. P. HUNTINGTON) auch bei uns Früchte?


Medea. antwortete am 05.05.03 (18:59):

Ist der Islam reformierbar?
Die orthodoxe Lehre des Koran ist mit den Menschenrechten unvereinbar von Ibn Warraq, Publizist und Schriftsteller. Sein Buch "Why I am not a Muslim" erscheint demnächst in deutscher Sprache.

"Wir sind uns wohl alle darin einig, daß sich in den islamischen Gesellschaften eine echte Reformation vollzöge, sobald sie die wichtigsten Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 resoektieren würden wie die Gleichberechtigung der Frau und das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Glaubensfreiheit. Kann der Islam solche Reformen einführen und gleichzeitig islamisch bleiben?
Es gibt einige, wie ich meine, fehlgeleitete liberale Moslems, die die Quadratur des Kreise wollen. Diese Liberalen argumentieren häufig, der wahre Islam stehe im Einklang mit den menschrechten, sei im Grunde feministisch und egalitär, toleriere andere Religionen und Weltanschauungen und so weiter und so fort. Dann präsentieren sie ihre eigene, höchst kreative Auslegung der peinlichen, intoleranten, feindseligen und frauenfeinlichen Abschnitte des Koran. Aber im Interesse intellektueller Aufrichtigkeit müssen wir derartig sinnentstellende Verzerrungen des Heiligen Buchs von uns weisen, das zwear für ein gewisses Maß an Neuinterpreetation offen sein mag, jedoch nicht unendlich strapazierbar ist. Was immer für geistige Verrenkungen die liberalen Reformer auch anstellen, sie kommen nicht um die Tatsache herum, daß der orthodoxe Islam mit den Menschenrechten unvereinbar ist.
(Fortsetzung folgt)


Medea. antwortete am 05.05.03 (19:06):

Sicher gibt es gemäßigte Moslems, aber der Islam als solcher ist nicht gemäßigt: Der Koran als solcher ist eine faschistische Ideologie.
Es gibt keinen Unterschied zwischen dem Islam und dem islamischen Fundamentalismus, höchstens punktuell, nicht aber in seinem Wesen. Alle grundlegenden Aussagen des islamischen Fundamentalismus entstammen dem Koran, der Sunna und dem Hadith; der islamische Fundamentalismus ist ein totalitäres Konstrukt, das muslimische Juristen aus den grundlegenden Texten des Islam herleiten.
Es geht also darum, die Frage der Menschenrechte aus dem religiösen Umfeld herauszulösen und auf das Feld des Rechtsstaats zu übertragen und einen säkularen Staat anzustreben, in dem der Islam auf den Privatbereich verwiesen wird, wo er weiterhin für Millionen von Menschen Trost, Halt und Sinn bereithalten kann. Sind islamische Gesellschaften säkulierbar? Ich meine ja.
Erstens ist die Geschichte der Moslems durch eine De-facto-Trennung von Staat und Religionsgemeinschaft gekennzeichnet. Zweitens waren viele der mordernen Führer von Ländern mit einer islameischen Kultur weltlich in ihrer politischen Zielsetzung, so Staaatsmänner wie Mohammed Ali Jinnah in Pakistan, Nasser in Ägypten oder Sukarno in Indonesien. Leider haben Korruption, Inkompetenz, die Begünstigung von aufklärungsfeindlichen religiösen Gelehrten und vor allem wirtschaftliches Versagen dem wachsenden Einfluß islamischer Fundamentalisten Vorschub geleistet.
(Fortsetzung folgt)


Medea. antwortete am 05.05.03 (19:14):

Drittens zeigt sich ausgerechnet am Beispiel der Islamischen Republik Iran, daß islamische Gesellschaften säkularisierbar sind. Der Iran hat viele Errungenschaften westlicher Demokratien übernommen, die weder histrorisch noch dogmatisch etwas mit dem Islam zu tun haben wie allgemeine Wahlen, eine vergassungsgebende Versammlung, ein Parlament und sogar ein Grundgesetz nach dem Vorbild der französischen Verfassung von 1958.
Wie hat sich die Säkularisierung im christlichen Westen vollzogen? Die Bibelkritik bedeutete die Abkehr vom wörtlichen Verständnis der Bibel, religiöse Toleranz und religiöser Pluralismus führten zur Verbreitung von Toleranz und Pluralismus überhaupt. Nur eine Korankritik kann den Moslems dabei helfen, ihre heiligen Texte rationaler und mit größerer Objektivität zu interpretieren, nur so kann verhindert werden, daß sich junge Moslems von den weniger toleranten Suren aufhetzen lassen. Wir tun dem Islam keinen Gefallen, wenn wir ihn vor der Aufklärung schützen.
Wir könnten mit Hilfe einer weltlichen Ausbildung rationales Denken fördern. Das würde die Schließung von Koranschulen bedeuten, wo Kinder aus armen Familien nichts als die heiligen Verse auswendig lernen und in der Doktrin des Dschihad unterrichtet, kurzum zu Fanatikern erzogen werden. Das Versagen der pakistanischen Zentralregierung zum Beispiel, seinen Bürgern eine kostenlose Schulbildung und wirtschaftlichen Wohlstand zu gewähren, hat zu der großen Verbreitung von Koranschulen beigetragen.
(Fortsetzung folgt)


Medea. antwortete am 05.05.03 (19:20):

In Pakistan werden viele dieser religiösen Schulen von Saudi-Arabien finanziert. Der Westen muß den ideologischen und finanzierten Einfluß der Saudis reduzieren und Pakistan Unterstützen, damit allen Kindern eine freie und allgemeine Schulbildung zukommen kann, Jungen wie Mädchen. Der Western könnte seine Entwicklungshilfe an diese Bedingungen knüpfen.

Die islamsichen Gesellschaften werden sich nie weiterentwickeln, wenn sie weiterhin den Westen für ihreMisere verantwortlich machen. Es müssen Staatsmänner hat, die ihr Volk zur Demokratie führen, hin zu einem zivilen Staat mit einem einheitlichen Gesetzeskodex unabhängig von allen religiösen Institutionen, der die Freiheit und Ausübung von Religion garantiert und die Rechter aller Bürger, Männer wie Frauen, Moslems wie Nichtmoslems umfaßt, wie sie in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgelegt wurden."
Ibn Warraq geboren in British-Indien, Publizist und Schriftsteller.


Medea. antwortete am 05.05.03 (19:24):

In der dritten Zeile ganz oben muß es "respektieren"
heißen.


Poldi antwortete am 05.05.03 (19:40):

Es wird vergessen, daß der Islam eine Tochter des Christentums ist! (Koran lesen!) Er war u. A. seinerzeit eine Befreiung der Frau! Sie hatte plötzlich Rechte!
Im Islam gab es diverse Strömungen. Aus westlicher Sicht, positive, wie negative.
Ich erinnere an die Terroraktionen des Katholizismus, allerdings, heute unter den Teppich gekehrt!! Hexen- verbrennungen, Völkermord (Amerika, Afrika usw.) Selbst der Reformator Luther hielt die Sklaverei und den Antisemitismus für von Gott gegeben! Da lob ich mir die Naturreligionen! Menschenopfer sind zwar schlimm, aber Kriege über 1000 mal schlimmer (viel mehr unschuldige Tote!)


schorsch antwortete am 06.05.03 (08:47):

Weder die Bibel, noch der Koran, noch der Thalmud sind böse oder schlecht. Böse oder schlecht sind die, die Böses oder Schlechtes damit anfangen!


Wolfgang antwortete am 06.05.03 (10:07):

Zur Zeit sind es eben nicht Muslime, die die Welt terrorisieren, sondern die USA und Grossbritannien und Israel, die in unserem Namen und versehen mit dem ideologischen Rüstzeug amerikanischer jüdisch-christlicher think tanks Muslime jagen und Menschenrechte und das Völkerrecht mit Füssen treten.

Der fundamentalistische Islam ist ein politisches Gewächs, ebenfalls ersonnen in und gefördert von diesen think tanks und im Kampf gegen die UDSSR und um die Hoheit in den öl-/gasreichen Gebieten von den amerikanischen Imperatoren erfolgreich eingesetzt. Nicht vergessen: Die bislang härteste islamistische Gruppierung - die Taliban - waren das Werk der CIA.

Es ist zu billig, im Koran Stellen zu suchen, die einem nicht passen (das könnte man in allen anderen "heiligen" Büchern auch). Meine Frage war: Trägt der von amerikanischen think tanks ersonnene "Clash of Civilizations" (S. P. HUNTINGTON) - übersetzt: Krieg oder Zusammenprall oder Kampf der Kulturen - auch bei uns tödliche Früchte?


Wolfgang antwortete am 06.05.03 (10:09):

Webtipp...

FREITAG 39 - 21.09.2001
Abwehrzauber
KRIEG DER KULTUREN - Wie Samual P. Huntington trotz Dementierung seiner Thesen die gegenwärtige Politik beeinflusst
Von ULRIKE BAUREITHEL
https://www.freitag.de/2001/39/01391101.php

Internet-Tipp: https://www.freitag.de/2001/39/01391101.php


Titus(WolfgangM.) antwortete am 06.05.03 (10:55):

@Medea,

vielen Dank für diese Fleissarbeit zu einem für uns alle wichtigen Thema. Es ist an der Zeit, dass wir in Europa, Deutschland anfangen etwas zu tun.

Ich schrieb dieser Tage in einem anderen Beitrag:
"Ohne die USA müssen wir einen tragbaren Konsens mit der arabischen, islamischen Welt suchen. Jetzt - denn wenn erst die Türkei in der EU ist, könnten Schwierigkeiten auftreten."

Alle Versuche der islamischen Welt eine demokratische Struktur nach unseren, westlichen (christlich geprägten) Vorstellungen aufzuzwingen, muss scheitern.

Wir müssen hier bei uns im Land beginnen zu begreifen, dass nur behutsame und ehrliche Schritte zu unseren islamischen Mitbürgern hin zu einem Konsens führen können. Wir müssen auch bereit sein Vorleistungen zu bringen, damit auch unsere islamischen Mitbürger sich mit ihrer Religion voll integrieren können.

Wir müssen bereit sein eine "Vorherrschaft" der christlichen Religion gegenüber dem Islam aufzugeben. Wir sind - im strengen Sinn - ohnehin kein "christliches" Land mehr, wir müssen die Trennung von Kirche und Staat tatsächlich umsetzen.

Ein Dialog zwischen christlichen und islamischen Geistlichen hat schon vor längerer Zeit auch in Deutschland begonnen. Ich habe ein Video einer Sendung aufgehoben, ein Bericht über den Iman der Mannheimer Moschee im Dialog mit christlichen (evangelischen) Geistlichen. Das war vor gut zwei Jahren, ich zog falsche Schlüsse, brachte das auch im ST und wurde fürchterlich beschimpft. Gut, meine Einstellung war damals falsch, weil nicht durchdacht.

Kürzlich hörte ich von einem sehr alten Pfarrer, mit dem ich über die Entwicklung des Islam sprach, dass im alten Testament (fragt nicht, wo) vom "Tier" die Rede ist, das die Welt verschlingen wird. Und dieses Tier sei der Islam.

Nun, von derartigen Auslegungen müssen wir uns befreien, ebenso muss eine entsprechende Auslegung des Koran solche Aussagen gegenüber dem Christentum vermeiden.

Es ist doch so, dass nach dem Koran nur derjenige "ungläubig" ist, der gar keinen Glauben hat. Auch soll es im Koran ein Missionierungsverbot geben. Stimmt das? Ich weiss es nicht, wer weiss es?

Das Thema ist zu umfangreich um es in einem Kurzbeitrag abzuhandeln. Wir sollten hierüber diskutieren. Auch kontrovers.

Meint Titus.


Karl antwortete am 06.05.03 (17:31):

Lieber Titus,


müssen wir uns wirklich von solchen Aussagen befreien? Haben wir doch nicht nötig! Du schreibst "Kürzlich hörte ich von einem sehr alten Pfarrer, mit dem ich über die Entwicklung des Islam sprach, dass im alten Testament (fragt nicht, wo) vom "Tier" die Rede ist, das die Welt verschlingen wird. Und dieses Tier sei der Islam."

Ist diesem Pfarrer bekannt, dass der Islam wesentlich jünger als das Neue Testament ist? Zu Zeiten des Alten T. gab es noch keinen Islam. Ist dies simples Nichtwissen oder soll dies die abstruse Interpretation einer abstrusen Prophezeihung sein? Diese sind wie die nebulösen Aussagen eines Horoskops immer auf alles anwendbar.

Grüße, Karl


friedrich antwortete am 06.05.03 (17:45):

Also lieber TITUS, bitte Unterstütze nicht das Gefasel eines "alten" Pfarrers! ----- Im Alten Testament kann nichts vom ISLAM gestanden haben, da Mohammed mit seiner kriegerischen Gottesinterpretation ja erst 500 Jahre n a c h Christus --also n a c h Beendigung des Alten Testaments-- gelebt hat. ---- Da aber unbezweifelbar auch Mohammed den biblischen ABRAHAM als seinen Urvater ansah, ist davon auszugehen, dass Mohammed --genauso wie zuvor Jesus-- das Alte Testament seiner Vorfahren genauestens studiert hatte, bevor er (Mohammend) zu s e i n e r kriegerischen Auffassung von GOTT gelangte, und also diesen Gotteswillen völlig anders auslegte, als es Jesus Christus mit s e i n e r Nächstenliebepredigt tat ---- ! Aus der gemeinsamen familiären Abstammung von Judentum und Islam ist eigentlich unschwer abzuleiden, dass es sowohl für Juden als auch für Moslems ein a b s o l u t e s (!) "Missionierungsverbot" im Sinne der "Blutreinhaltung" gibt. ---- Also nur derjenige MENSCH, der jüdische oder islamische ELTERN hat, kann als vollwertiges Mitglied der (angeborenen !) Glaubensgemeinschaft anerkannt werden, alle anderen sind und bleiben bis zu ihrem Tode quasi "Ungläubige" ! ----- Lediglich das Christentum hat diesen familiären (mafiösen ?) Blutreinhaltungswahn n i c h t mitgemacht, weshalb von einem Christen das Missionieren "heidnischer" Menschen als "Gottesdienst" angesehen wird, ---- und somit aber die mitmenschliche Lehre des Jesus Christus schlimmstens missbraucht werden konnte, z.B. durch die in Wirklichkeit geldgierigen Kreuzzügler und später durch die goldgierigen span. Amerika-Eroberer . ----- Ob nun --religiös gesehen-- Jesus Christus o d e r Mohammed mit der Auslegung der Erkenntnisse des Alten Testaments r i c h t i g liegt oder nicht, hängt einzig vom zukünftigen Verhalten GOTTES ab ! ---- Wenn es diesen nicht gibt, dann ist die Menschheit auf sich selbst gestellt, um diesen Planeten bewohnbar zu machen und ihn und sich zu erhalten ! ----- Im übrigen gibt es ja nicht nur den ISLAM, sondern noch viele andere RELIGIONEN, die nahezu a l l e gottesfürchtig = friedliebend sind !


friedrich antwortete am 07.05.03 (09:55):

Hallo WOLFGANG, ich finde, wenn Du solche schwierigen Fragen diskutiert haben willst wie : " Meine Frage war: Trägt der von amerikanischen think tanks ersonnene "Clash of Civilizations" (S. P. HUNTINGTON) - übersetzt: Krieg oder Zusammenprall oder Kampf der Kulturen - auch bei uns tödliche Früchte?", dann müßtest Du mindestens selber zuerst D e i n e persönliche Meinung dazu abgegeben haben ! ----- Ich finde es unredlich, dass Du --wie ich meine o r i e n t i e r u n g s l o s-- pauschal auf den kapitalistischen Imperialismus des Westens schimpfst --und mich sogar einen menschenverachtenden Rassisten nennst--, ohne dass Du selber Deine eigenen ZUKUNFTS-Visionen für den offensichtlichen Lauf der Welt bekundest. ---- Die von Dir gestellte Frage kann man n u r tabulos offen diskutieren, d e n n die moderne westliche Gentechnik ( = KULTUR ! ) ist im Begriff, ein zwar unblutiges aber unbestreitbar "tödlich" wirkendes ZURÜCKFALLEN der armen Länderbevölkerung zu verursachen .--- Die Gentechnik, die für viele Jahrzehnte so t e u e r und technisch so kompliziert ist, dass es n u r wenigen Reichen der Gattung Mensch ermöglicht wird, mittels ihrer "Hilfe" geistig kreativer und körperlich fitter zu werden, als diejenigen "Zurückbleibenden", die sich nicht gentechnisch verbessern können aus Mangel an den erforderlichen GELD-MITTELN. ---- Mit Religion ( Gottvertrauen ) wird dieser evolutionäre Trend m.E. n i c h t zu regeln sein (menschenfreundlich) !


Felix antwortete am 07.05.03 (11:05):

Ideologien ... seien es nun religiöse oder politische ... waren und sind auch heute weltweit die Hauptursache für Konflikte.
Ideologien sind übernommene "Wahrheiten", die in der Regel nicht reflektiert werden können. Sie führen zu einer ethnozentristischen Denkweise, die Rassismus und Intoleranz zur Folge haben. Ich nehme nicht an, dass irgend jemand einen historischen Hinweis bedürfte!
Je absoluter, dogmatischer oder fundamentalistischer eine solche Denkweise auftritt, umso unverträglicher wird eine Koexistenz ... von friedlichem Zusammenleben kann man schon gar nicht reden.
Die Zeit der Aufklärung hat erst begonnen!


Titus(WolfgangM.) antwortete am 07.05.03 (11:11):

@Karl

danke für den Hinweis. Das Gespräch mit dem alten Pfarrer, das ich nicht fortführte, diente lediglich zur Darlegung, dass auch wir in der sogenannten christlichen Welt umdenken müssen. Ich meine, die jungen Geistlichen werden vielfach die Meinung des alten Mannes nicht teilen.

@Friedrich

das alte Testament soll Passagen enthalten, die die spätere Welt vor irgendwelchen Schrecken warnen. Heutige Auslegungen nehmen darauf Bezug. Dass das alte Testament um Jahrtausende älter ist, als der Islam weiß ich auch.

Ich denke, wir sollten uns vor Betrachtungen rückwärts gerichtet lösen. Wir können die Vergangenheit nicht ändern, wir können alte Denkweisen nicht nachvollziehen, weil wir uns nur unzureichend oder gar nicht in Lebenssituationen der Vergangenheit hineinversetzen können.

Wir leben heute, wir müssen uns an Situationen gewöhnen, die neu und teilweise unangenehmen sind. Wir müssen uns mit Techniken auseinandersetzen, die man akzeptieren muss, die aber man kaum begreift. Geht mir jedenfalls so. Man denke nur an unsere Computer, die wir Tag für Tag bedienen. Es gibt nur eine vernünftige Blickrichtung – nach vorne.

Zum Thema zurück:
Ich meine, wir sollten anfangen nach Möglichkeiten zu suchen, uns mit der uns fremden Welt des Islam zu verständigen. Die Suche muss nach meiner Meinung zunächst auf einen minimalen Konsens gerichtet sein. Wo kann man ansetzen, wo kann man Gemeinsamkeiten finden, die für uns und für die Muslime akzeptabel sind, ohne dass jeweilige Glaubensregeln beschädigt werden. Wir müssen mit dieser Welt zusammenleben, friedlich und in weitgehender Übereinstimmung, gegenseitiger Akzeptanz – sonst rutschen wir in eine tödliche Auseinandersetzung.

Ich halte es für erforderlich permanent die eigene Haltung zu überprüfen. Neue Erkenntnisse, neue persönliche Erfahrungen können oder müssen gegebenenfalls zum Umdenken führen.
Ist man auf einem falschen Weg, kehrt man um. Oder der eingeschlagene Weg wird bestätigt, durch neue Erkenntnisse erhärtet.

Der Begriff „Demokratie“, wie wir ihn verstehen, ist den Muslimen fremd, wird derzeit zwar noch im Koran abgelehnt, die Muslime werden jedoch aufgefordert sich in ihren Gastländern entsprechend den Landessitten und Gesetzen anzupassen – ohne ihren Glauben zu verleugnen.
Und das gibt es schon Schwierigkeiten, weil ohne klare Definitionen jeder Muslim quasi allein gelassen wird und – wie soll er sich genau und korrekt verhalten? Ich weiß das aus vielen Gesprächen, z.B. soll die Tochter Abitur machen, soll sie überhaupt ein Gymnasium besuchen? Diese Diskussionen hierüber, weitgehend in der Öffentlichkeit unbemerkt, gehen manchmal quer durch die Familien.

Es ist an uns auf unsere muslimischen Nachbarn zuzugehen, das Gespräch zu suchen. Im Kleinen müssen Verständigungen erfolgen, vielleicht zieht dann die Politik mit.

Das Thema ist umfangreich und wir sollten dieses Thema nicht „versanden“ lassen, sondern unsere Gedanken – vorwärts gerichtet! – einbringen. Möglichst ohne Streit und Verbalinjurienö

Ich hoffe auf eine Fortsetzung.

Viele Grüße Titus.


mechtild antwortete am 07.05.03 (12:22):

@Titus
ich meine nicht, dass wir gezwungen sind uns mit der fremden Welt des Islams auseinander zusetzen. Der Islam ist eine Religion, anders als beim Christentum ist man Moslem oder nicht, man kann nicht austreten. Da die Moslems keine Kirchesteuer zahlen haben sie auch nicht das Bedürfnis auszutreten. Nicht alle Moslems sind streng gläubig und halten sich an die Gesetze des Korans. Religion und Politik sind zwei Dinge. Jeder kann glauben, was er möchte wichtig sind die Menschenrechte und die gelten für alle Menschen unabhängig von der Religion.
Fundamentalisten haben bei uns keinen Platz und es gilt fundamentalistische Gruppen zu bekämpfen, auch wenn sie ihre Machenschaften mit dem Koran oder der Bibel begründen. Viele Moslems sehen das auch so.
Ich sehe nicht ein, jetzt auch noch den Koran lesen zu müssen, wenn ich die Bibel schon nicht mehr lese, es sei denn ich will etwas nachschlagen.
Religion ist Opium fürs Volk und um welche Religion es sich handelt ist dabe egal. Religion ist ein legales Rauschmittel und wer das braucht soll es nehmen, aber mich damit verschonen. Ich respektiere das, will es aber nicht probieren.


Titus(WolfgangM.) antwortete am 07.05.03 (13:01):

@Mechtild,

ich lese den Koran auch nicht und in der Bibel lese ich gerne mal zum Nachschlagen, wie Du. Nebenbei, ich habe eine Bibel von 1844 ,eine sogenannte "Hirschberger Bibel",
mit einer doch noch recht altertümlichen Sprache. Ist jedenfalls interessant darin zu lesen.

Was wir nicht wegdiskutieren können ist doch die Tatsache, das wir nun einmal mit der uns fremden Kultur der Muslime zusammenleben müssen. Verstärkt dann, wenn die Türkei in die EU aufgenommen wird.

Und die anderen moslemischen Länder gibt es auch noch. Je besser wir deren Welt verstehen, je leichter ist der Umgang mit ihnen, nicht zu vergessen sollte man auch die wirtschaftlichen Interessen, die wir in Deutschland und Europa haben.

Ob ein Muslim strenggläubig ist und seine vorgeschriebenen Gebet verrichtet oder nicht, eine Moschee besucht oder nicht - er lebt in seiner Kultur und die ist eben anders, als unsere. Und hier müssen wir Wege finden zum friedlichen Zusammen- und nicht Nebenherleben.

Und gerade hierzu sollten wir unsere Gedanken äussern - sie können von uns, wir von ihnen lernen.

Dass wir schnellstens den Radikalen den Kampf ansagen und nicht nur "beobachten", sollte sich von selbst verstehen. Eine Organisation "Milli Görös" hat hier nichts zu suchen und muß aufgelöst werden. Und unsere eigenen Radikalen müssen wir auch überzeugen - es geht kein Weg an einer Verständigung mit unseren islamischen Mitbürgern - es sind ja nicht nur Türken oder Deutsche türkischer Abstammung - vorbei.

Es wird dauern, von heute auf morgen lassen sich verhärtete Denkstrukturen und Einstellung (auf beiden Seiten) nicht beseitigen, da ist noch viel Überzeugungsarbeit notwendig.

Fangen wir in unserem eigenen Umfeld an - wo denn auch sonst?

Meint Titus - wieder einmal optimistisch.


Medea. antwortete am 07.05.03 (14:09):

Ohne ein Aufeinanderzugehen wird kaum ein weitgehend konfliktfreies, nachbarschaftliches Leben miteinander möglich sein - das gilt für beide Seiten. Natürlich ist es wichtig, die Sitten und Gebräuche - gerade bei so unterschiedlichen Kulturen - kennenzulernen. Das wird ja auch durch die vielerei Veranstaltungen in den Gemeinden, den Städten, den Ländern und dem Bund gefördert.
Fördern, aber auch Fordern, sollte die Devise sein.
Der Islam ist nicht nur durch die Anschläge des 11. September in Verruf geraten, auch die Schulen wissen von vielen Eltern zu berichten, die ihre Töchter nicht an weiterführendenSchulen (Gymnasien), an Klassenausflügen, am Schwimm- oder Sportunterricht teilnehmen lassen, weil sie eine sittliche Gefährdung der Mädchen befürchten. Dieses Verhalten steht in deutlichem Widerspruch zu unserem Grundgesetz und zu den menschenrechten und das ruft m.M. nach berechtigte Kritik auf den Plan.
Trotz des vielfachen guten Willens auf beiden Seiten gehört zu einer gelungenen Integration, daß der Intergrationswillige die Gesetze seines neuen Heimatlandes respektiert und annimmt. Und da scheint mir der Hase im Pfeffer zu liegen.
In einer Veranstaltung sagte Bassam Tibi, daß Kommunismus und Faschismus zu den Feinden der offenen Gesellschaft zu zählen sind und in diese Kategorie auch der Islamismus gehöre. Zu unterscheiden ist demnach zwischen dem Islam und dem Islamismus. Islamisten sprechen von einem Religionskrieg, demokratisch gesinnte Moslems lehnen ihn ab.


Felix antwortete am 07.05.03 (16:20):

Wer glaubt .. sich zu denen zählen zu können, die im Besitze der göttlichen Wahrheit sind, ist prinzipiell unfähig Andersgläubige oder Nichtgläubige als Gleichberechtigte Mitmenschen zu akzeptieren.

Vereinfacht ausgedrückt:

GLAUBEN MACHT INTOLERANT!

Nur die Befreiung von diesen geistigen Fesseln ermöglicht ein echtes Zusammenleben. Heute noch ... wie eh und je ... setzt man den jungen Menschen der Indoktrination aus. Zu wenige schaffen es ... trotzdem zu einer eigenen Meinung zu gelangen.

Mein Wunsch wäre es ... unter selbstverantwortlichen mündigen Menschen zu leben, die sich von keiner Seite dummhalten und knechten lassen.


Titus(WolfgangM.) antwortete am 07.05.03 (17:05):

@Medea,

also, verstehe ich Dich richtig, dass Du auch der Meinung bist man sollte die Dinge nicht laufen lassen, sondern Änderungen anstreben, anstossen - wie auch immer?

@Felix,

ja, und? Kein Einspruch. Deine Vorschläge die Dinge zu ändern wären vielleicht hilfreich? Lass´hören.

Titus.


Medea. antwortete am 07.05.03 (17:45):

Ja, Titus, ich sehe den Islam schon als eine Herausforderung der westlichen Welt an; auch wenn es politisch inkorrekt scheint, ist diese real und kann nicht verschwiegen werden. Wer versucht, aufzuklären, gerät unweigerlich in den Konflikt der Anfeindung oder der Lobpreisung des Islam - häufig fehlt jede realistische Einschätzung. Totalitäre Islamisten kommen nach Europa, um es zu islamisieren, der "normale" Moslem sucht hier nur ein materiell besseres Leben. Daher plädiere ich für Offenheit und tabufreie Diskussion bei diesem diffizielen Thema - ein richtiger Weg ist der ständige Dialog. Ich plädiere für eine strikte Trennung zwischen Religion und Staat auf der einen wie auf der anderen Seite. Religionsgesetze haben in einem freiheitlichen Staat keinen Platz - hier in Deutschland ist allein das Grundgesetz und die Menschenrechte verpflichtend.


Felix antwortete am 07.05.03 (21:17):

Hallo Titus ...

wenn es so leicht wäre, die Menschen von ihrer geistigen Abhängigkeit zu befreien, wäre dies schon längst geschehen. Es gab immer wieder Weise, die dies versucht haben ... leider mit mässigem Erfolg. Es ist nun einfach leichter, in der Herde mitzuziehen, sich in Demut vor dem imaginären Herrn zu beugen ... ohne darüber zu philosophieren.
Früher beinahe überall und heute in gewissen Glaubensgemeinschaften dürfte es sogar lebensgefährlich sein ... frei zu denken. Die Verteufelung funktioniert auch heute noch gut ... siehe z.B. die naive Denkweise eines Bush.

Du fragst nach möglichen Massnahmen:

1. Die saubere Trennung von Kirche und Staat.
2. Die Erschwerung einer lückenlosen z.T. vom Staatswesen Unterstützen Indoktrination der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen.
3. Die Reduktion der Medienpräsenz der Staatskirche und ihrer Organe.
4. Die Schulung der Lehrkräfte, um sie zu befähigen einen überkonfessionellen Ethikunterricht zu erteilen, um eine glaubensunabhängige Sozialisierung zu erreichen. Dazu braucht es nicht zwangsläufig Geschichten aus den mythologischen Schriften ... sondern konkrete Fallbeispiele aus dem Alltag.
Konfliktbewältigung, vertrauensfördernde Massnahmen, praktikable Umgangsformen, Aufbau der Eigenverantwortlichkeit, Gewissensbildung ohne Versündigungs - Ideen, gute Vorbilder , Anlaufstellen bei Konfliktfällen ... um nur einige Stichworte zu erwähnen.
5. Verzicht auf die Verbreitung enthnozentristischer Phrasen und Gedankengutes wie " Volk Gottes" "Wir sind das auserwählte Volk" "Gläubige und Ungläubige" "Wir gehören zu den Guten .... und nicht zur Achse des Bösen" etc.
6. Einschränkung oder Unterbindung von Manifestationen, Kulthandlungen, Propaganda, die darauf aus ist ... sich über andere zu erheben oder Bevölkerungsteile zu diffamieren oder sonstwie abzuwerten.

Dies ist keine vollständige Aufzählung der Möglichkeiten, in Richtung einer toleranteren und freieren Gesellschaft zu wirken.
Zur Zeit befürchte ich zwar, dass eher die Fundis das Sagen haben ... die Auswirkungen können wir täglich erleben.


friedrich antwortete am 08.05.03 (05:58):

Religionen sind Armuts- und Notfallkonzepte. Und der sog. "Heilige Krieg" ist eine Strategie für den akuten Notwehrfall. Solche Ausnahmefall-Denkweisen haben daher nur "BERECHTIGUNG" in kargen Notstandsgebieten; also n i c h t in Wohlstandsländern wie USA und Westeuropa. Durch eigenbrödlerisches egoistisches (religiöses) Gebahren würden die Muslime ihren in Deutschland erreichten Daseins-FORTSCHRITT in Form von verbesserter Lebensqualität und erhöhtem Sicherheitsstandard --im Vergleich zu ihren Glaubensanhängern in den armen Ländern-- wieder verspielen . ---- Menschenrechte hin Menschenrechte her, es besteht doch kein Zweifel, dass in den kapitalistischen Ländern ein permanenter und individueller Konkurrenz- und Klassenkampf tobt, in den auch die im Kapitalismus leben w o l l e n d e n Muslime unvermeidlich verwickelt sind, was aber niemals unter der weltfremden Fahne eines "Heiligen Krieges gegen Ungläubige" zulässig sein kann .


friedrich antwortete am 08.05.03 (07:29):

Hallo lieber TITUS, ich denke, Du bist in Deinen langatmigen Überlegungen nicht genug k o n s e q u e n t, denn "allen Recht getan ist eine Kunst, die niemand kann!" Wenn Du am 7.5.11:11 die richtige Überzeugung äußerst, dass : "Ich denke, wir sollten uns vor Betrachtungen rückwärts gerichtet lösen. Wir können die Vergangenheit nicht ändern, wir können alte Denkweisen nicht nachvollziehen, weil wir uns nur unzureichend oder gar nicht in Lebenssituationen der Vergangenheit hineinversetzen können", dann m u ß das doch folgerichtig = prinzipiell bedeuten, dass mit dem Studium von KORAN und BIBEL unbedingt aufgehört werden muß ! -- Solange jemand aber nicht soweit gehen will, bleibt er v e r a l t e t ( = abergläubisch ) ! ---- Ein zukunftsorientierter Mensch im Zeitalter von computerisierter WISSENSCHAFT kann sich nicht mehr als Geschöpf eines übernatürlichen Götterwesens verstandesmäßig verstehen.---- Die märchenhafte (?) Idee von einem "Gottesstaat" ist ja nicht spezifisch islamisch, denn auch das christliche VATER-UNSER betet seit Jahrhunderten weltfremd : "dein Reich komme, dein Wille geschehe im Himmel wie auf Erden !" ----- Doch dass die EVOLUTION das clevere Menschengehirn entstehen lassen hat, damit Milliarden Menschen in einer ideologisch determinierten Gleichheits-Solidarität quasi gedankenlos dahinvegetieren sollen, wage ich zu bezweifeln, denn dagegen spricht die Entstehung der Gentechnik, die nur für einen Bruchteil von Menschen bezahlbar ist. --- Viele brustkrebsverdächtige Frauen in der Bundesrepublik können sich ja schon nicht einmal mehr die diagnostisch hocheffiziente Kernspintomographie leisten, w e i l diese u n b e z a h l b a r ist. ----- WER kann (darf ? soll ? ) denn bei dieser evolutionären westlichen Wissenschaftsentwicklung noch großzügig Entwicklungshilfegelder für arme Wüstenvölker spenden ? --- nochzumal Deutschland mit seiner "Sozialstaat"-Utopie kurz vor der Einführung einer kargen Einheitsrente für jeden Alten, Arbeitsunfähigen und Arbeitlosen steht.


schorsch antwortete am 08.05.03 (08:36):

Schaut mal in unsere Zeitschriften. Da scheint es immer noch Zeitgenossen zu geben, die einen grossen Teil ihres Einkommens oder Vermögens übrig haben um damit fromme Bibelsprüche als Anzeige publizieren zu lassen. Offensichtlich sind sie der Meinung, dass da irgendwo im Himmel eine Bürokraft diese Insrate sammelt und sie ihrem Herrn im Moment der Himmelfahrt als Pluspunkte des Inserenten unter die Nase hält!


Wolfgang antwortete am 08.05.03 (11:58):

Die eine Kultur ist besser, die anderen sind allesamt schlechter... Selbstredend ist die bessere (christlich-jüdisch geprägte) Kultur die des westlichen weissen Mannes... Auf dieses primitive Denkschema kann man die Ideen von SAMUEL P. HUNTINGTON + Co. reduzieren. Der wäre ein Scharlatan im wissenschaftlichen Gewand geblieben, wären seine Ideen nicht hervorragend geeignet, die Vorherrschaft des weissen Mannes ideologisch zu verbrämen und als wissenschaftlich bewiesen abzusegnen.

Dabei ist HUNTINGTON's "Krieg der Kulturen" ein Werkzeug im Krieg um die Ressourcen der sogenannten "3. Welt"... Es ist der alte koloniale Rassismus, ein wenig aufgemotzt fürs imperium americanum. So wurde der "Krieg der Kulturen" offizielle Politik der USA und eine faschistische Junta setzte die tödlichen Ideen in tatsächliches Töten um.

Ein Kritiker dieses rassistischen Denkschemas ist der amerikanische Kulturanthropologe RICHARD SHWEDER. Der sagt:

"Es gab eine Zeit, in der man die Vorstellung, es gäbe nur einen einzigen Weg zu einem moralisch anständigen und rationalen Leben, und das sei der unsere, ganz einfach als obszön empfunden hätte. Aber die Dinge haben sich geändert... Denn trotz 100 Jahren Einspruch von anthropologischen Pluralisten ist ein geistiger Standpunkt wieder da, der an die 'Bürde des weissen Mannes' vom Ende des 19. Jahrhunderts erinnert: der kulturelle [westliche, W. M.] Fortschrittsglaube."


friedrich antwortete am 08.05.03 (21:17):

Ich erschrecke über mich selbst, denn ich hätte eigentlich nie gedacht, dass ich im Alter einmal zu einem "Rassisten" (entarten) würde ---- und fast auch noch zu einem Nationalisten ! ---- Aber wenn ich in meinem Alter so zurückblicke, wie es in dieser Welt zuging und zugeht, kann ich einfach nicht mehr daran glauben, dass sich in dieser Welt noch irgendwann einmal eine weltweite Humanität durchsetzen wird. ---- Ich fürchte, dass wir Menschen und die ganze Menschheit garnicht fähig dazu sind, den eigenwilligen Lauf der selbstherrlichen Evolution beeinflussen zu können in Richtung einer globalen Humanisierung .--- Ich denke, dass nicht ein von dem Mann namens HUNTINGTON ausgedachter "Krieg der Kulturen" begonnen hat, sondern ein automatisches Auseinandertriften der "Kulturen" aufgrund des ganz von selbst gekommenen wissenschaftlich-technischen Fortschritts in von der ungerechten Evolution speziell begünstigten Gebieten. ---- Möglicherweise braucht diese evolutionäre MACHT nun auch noch (menschliche) Söldner-Soldaten, um i h r ZIEL der Erschaffung besonders gesunder und langlebiger Menschentypen zu erreichen bei allmählichem Aussterben der nicht "a u s e r w ä h l t e n" Völker. ---- WOLFGANG, dieses westliche Leistungs-Enteilen als "weißrassig" oder gar als "christlich-jüdisch" zu bezeichnen, will i c h nicht zulassen, denn dann geriete man in die unerlaubte Versuchung, die religiösen Mythologien eines arischen Hitlers oder des jüdischen JAKOBS ( 1400 v.Chr.) irgendwie nachzuempfinden ---- ( und auch eines Mister Bush ). ---- Da es viele reiche Araber und Afrikaner und Japaner gibt, hätten ja im übrigen nicht nur die reichen Weißrassigen Zugang zu den modernen aber kostspieligen medizinisch-technischen Methoden zwecks Genverbesserung. ---- Ich bin eigentlich sehr gespannt, wielange DU es durchhältst, den Weltverbesserer noch zu spielen.


Wolfgang antwortete am 08.05.03 (22:00):

Ich verbessere ja noch nicht die Welt, Friedrich, nur indem ich beschreibe, wie diese sich (meiner Meinung nach) entwickeln kann und welche Kräfte in welche Richtungen ziehen. Allerdings hänge ich der Utopie an, dass eine bessere Welt möglich ist. Insofern bin ich Partei, zum Beispiel gegen jeglichen Rassismus (der gerade wieder, wie immer in wirtschaftlichen Krisen- oder Umbruchzeiten, fröhliche Urständ' feiert).

Der sogenannte wissenschaftlich-technische "Fortschritt" ist in der Tat zuvörderst auch ein westliches Herrschaftsmittel zur Unterdrückung und Ausbeutung anderer traditionellerer Kulturen. In vielen Beiträgen in den Foren des ST habe ich auf das janusköpfige Gesicht dieses "Fortschritts" hingewiesen. Wir müssen aufpassen: Mit der westlichen christlich-jüdisch motivierten Ideologie des "Fortschritts" wurden und werden die übelsten Schweinereien gerechtfertigt. Das Ganze ist aber kein religiöses Problem. Es ist ein politisches Problem... Der angeblich zwangsläufige "Krieg der Kulturen" passt hervorragend zu einer aggressiven, dynamischen, auf immerwährenden Wachstum angewiesene Wirtschaftsordnung, wie der Kapitalismus eine ist.

Wir werden sehen, wer letztendlich Gewinner und wer Verlierer sein wird.


Tessy antwortete am 08.05.03 (23:02):

Wolfgang........"es ist ein politisches Problem".......

Politik ist die Kunst,
verschiedene Meinungen unter einen Hut zu bringen,
der kein Helm ist!
H.H.Jahnn


Wolfgang antwortete am 08.05.03 (23:25):

Schön wär's, Tessy, aber leider ist es nicht so... Politik, so, wie wir sie aktuell vorfinden, ist überwiegend Kriegspolitik. In diesem Spiel geht auch nicht um Meinungen, sondern um Interessen und um die Durchsetzung derselben.


Barbara antwortete am 09.05.03 (00:05):

@ friedrich

Deine Befürchtung teile ich nicht, friedrich. Wann gab es denn bisher schon einmal einen derart lebendig praktizierten Austausch der unterschiedlich Kulturen, so wie er heute im täglichen Leben von uns allen stattfindet? Viele Freunde und Kollegen von uns und unseren Kindern sind ausländischer Herkunft, sind Muslime. Man diskutiert offen über unterschiedliche Ansichten, macht Urlaub in fremden Ländern, liest im Internet ausländische Presse... Warum sollte das Gute bei diesem Austausch auf Dauer keine Chance haben?

Sieh Dir allein den arabischen Sender Al-Dschasira an. Vor wenigen Jahren war es gar nicht denkbar, dass in arabischen Ländern derart offen berichtet und diskutiert werden konnte. Diese Berichterstattung trägt dazu bei, dass Berührungsängste der Menschen anderen Nationen gegenüber abgebaut werden. Die Menschen dort sind intelligent, wissbegierig und interessieren sich heute weit mehr für Hintergründe. Daneben bietet das Internet immens viele Möglichkeiten, die Menschen der ganzen Welt näher zueinander rücken zu lassen.

Ich erinnere mich an ein Computer-Problem, das einer meiner Söhne vor Jahren über das Internet lösen konnte: ein Japaner konnte ihm helfen. Ein derartiges Erlebnis baut doch Vorurteile anderen Menschen gegenüber ab!

Nein friedrich, den Weltuntergang sehe ich noch lange nicht....


schorsch antwortete am 09.05.03 (09:43):

Der Feind jeder Doktrin ist die Aufklärung....

Schorsch


friedrich antwortete am 09.05.03 (10:51):

Hallo WOLFGANG, Deine optimistischen Worte: "ich hänge der Utopie an, dass eine bessere Welt möglich ist", beeinhaltet mit dem von Dir verwendeten Begriff UTOPIE (!) schon den Keim von alle Wahrscheinlichkeit infrage stellenden ( = hinfällig machenden ) Zweifel.--- Ich fühle mich immer ziemlich mies, gegen einen Optimisten anzudiskutieren, und frage mich ständig, ob ich nicht besser aufhören sollte, meine (pessimistischeren) Einwände überhaupt noch zu äußern dh. der (jüngeren) Allgemeinheit zur Diskussion zu stellen ??? --- WOLFGANG, ich finde Deine geäußerte Grundauffassung, dass das Weltgeschehen kein religiöses Problem sei, sondern ein politisches Problem, n i c h t unwidersprochen hinnehmbar, denn die bisherige Weltgeschichte war m.E. überwiegend religiös geprägt (( wenn wahrscheinlich auch ( typisch menschlich !?) habgierig materialistisch motiviert )) . Der im Augenblick in der Debatte befindliche sog. Kampf der Kulturen ist m.E. ebenfalls wieder oder noch immer ein r e l i g i ö s gefärbter Vorgang. ---- Aber angesichts der vielen sicher sinnlosen Kriegstoten müßten sich a l l e sog. "Kulturen" doch endlich fragen, ob die Menschheit mit einem wie auch immer gearteten Gottesglauben überhaupt gut beraten ist und überleben kann ? --- Auch KARL MARXs Klassenkampfparole war ja eine Art von "Kampf der Kulturen", und bereits sogar mit der Forderung einer Abschaffung des fruchtlosen Gottvertrauens. --- Nach dem Ende der UTOPIE der Schaffung eines weltweiten Sozialismus scheint nun aber der sich deutlich abzeichnende wissenschaftlich-technische Fortschritt evolutionär ( = unabänderlich ) und vom menschlichen "Kultur"-Denken u n a b h ä n g i g ( ! ) dem veralteten Religionswahn der Menschen ein ENDE zu machen, ---- in Richtung der AUSLESE (-ZÜCHTUNG ?) einer neuen (verbesserten) Art von Mensch, wobei man wieder diskutieren könnte, ob sich hinter der sog. EVOLUTION nicht doch ein höheres Intelligenzwesen verbirgt, welches wir Menschen nur nicht sehen können. ---- So gesehen könnte Mister BUSH tatsächlich ein von diesem GEIST besetztes Menschlein sein. ---- Und WAS sind dann wir restlichen "Ungläubigen" ?


Medea. antwortete am 09.05.03 (12:28):

@ Friedrich

Ein aufschlußreiches Gespräch führte der "Spiegel" mit dem marokkanischen Schriftsteller Tahar Ben Jelloun, abgedruckt im Spiegel 18/2003 vom 28.4.2003. Es geht über die Folgen des Irak-Kriegs, die Verletzungen der arabischen Seele und die Gefahr eines Zusammenpralls der Kulturen.
Ben Jelloun sagt u.a. "Der arabische Nationalismus ist tot, aber der Fundamentalismus hat eine lange Blütezeit vor sich. Die Einheit der arabischen Welt ist ein Mythos. Ohne die logistische Unterstützung mehrerer arabischer Staaten hätten die USA ihren Krieg nicht führen können. Diese Heuchelei, dieser Zynismus stärkt die islamischen Extremisten. Die Religion, umgesetzt in politische Ideologie, ist das einzige Band, das die arabischen Völker heute zusammenhält. Das wird uns noch Alpträume bereiten."

(Ich weiß leider nicht, wie ich einen Link setzen kann, aber es ist ein lesenswertes Interview)


Wolfgang antwortete am 09.05.03 (12:41):

SPIEGEL 18/2003 - 28.04.2003
ISLAM-DEBATTE
"Der Islam neigt zum Totalitären"
Der marokkanische Schriftsteller Tahar Ben Jelloun über die Folgen des Irak-Kriegs, die Verletzungen der arabischen Seele und die Gefahr eines Zusammenpralls der Kulturen
https://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,246489,00.html

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,246489,00.html


Medea. antwortete am 09.05.03 (14:52):

Danke Wolfgang,

ich bin immer noch nicht so firm im Umgangmit dem PC, wie ich es gerne möchte.


friedrich antwortete am 09.05.03 (15:48):

Hallo MEDEA, ich denke, dass die USA auch ohne Unterstützung durch örtliche Regenten den Krieg geführt hätten, d e n n es geht doch der amerikanischen Weltanschauung erklärtermaßen um totale Ausschaltung von jedwedem "Terrorismus" gegen i h r USA-Territorium, wobei die maximale Entwaffnung aller nichtwestlicher Völker vorrangiges Ziel ist, weshalb unschwer für die nahe Zukunft weitere solcher Kriege voraussagbar sind. ----- Ben Jelloun interpretiert diese neue (vorbeugende) US-Selbstverteidigungsstrategie als "Heuchelei und Zynismus", was ich nicht so sehe, obwohl ich gut nachempfinden kann, dass sich ein ausgerechnet vom Glaubensfeind entwaffnetes Volk irgendwie schamlos "nackt" fühlt, was aber nicht zu ändern ist, erstrecht nicht bei einer kämpferisch veranlagten Religiosität, die letztlich in Richtung Friedensliebe überwunden werden muß, um den Terrorismus auszutrocknen . ---- Ich bedaure sehr, dass BUSH den unverzeihlichen Fehler gemacht hat, selber religöses Zeug zu reden, wo es doch gerade darum ginge, nichtreligiöse allgemeingültige Menschenrechtswerte auf der ganzen Erde zu installieren.


Wolfgang antwortete am 13.05.03 (09:54):

Als ob es bei den Angriffskriegen der Amerikaner (gegen Afghanistan und Irak) und dem Angriffskrieg der Russen (gegen Tschetschenien) um Menschenrechte gegangen wäre... Die Menschenrechte wurden durch diese Kriege in den Schmutz getreten. Warum? Weil es eben nicht ums Recht, sondern ums Öl geht - dem Schmiermittel schlechthin des westlichen 'way of life'.

Wen wundert's: Die in den Ölgebieten ansässige Bevölkerung, mehrheitlich Muslime, wehrt sich gegen die Besatzer. Gerade haben eindrucksvoll Terroristen in Snamenskoje (Tschetschenien) und in Riad (Saudi-Arabien) bewiesen, dass während dieser imperialistischen Kriege nicht nur die Verteidiger, sondern auch die Angreifer ihr Leben oder ihre Gesundheit verlieren können.