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THEMA:   Wen interessiert noch die Wahrheit?

 22 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 04.05.03 (22:30) mit folgendem Beitrag:

Ein Krieg wurde "gewonnen" aus erlogenen Motiven. Massenvernichtungswaffen? Niemand will mehr davon wissen. Wen interessiert es noch. Jeder will bei den Siegern sein.

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,247269,00.html


Wolfgang antwortete am 04.05.03 (23:30):

Wir wussten doch von Anfang an, Karl, dass die BUSH-Bande einen imperialen Krieg führen will und zum Zwecke der Legitimierung ihres illegitimen und illegalen Krieges lügt, dass sich die Balken biegen. Wir haben uns doch - Du und ich und noch ein paar andere - hier in den ST-Foren die Finger wund geschrieben um aufzuklären über die offensichtlichen Kriegslügen. Heute muss ich sagen: Genützt hat es nichts. Nicht nur, dass wir BUSH's Mob nicht überzeugen konnten (das sind FanatikerInnen und wie alle FanatikerInnen völlig immun gegen die Wahrheit)... Wir konnten selbst bei KriegsgegnerInnen noch nicht einmal das Interesse am Schicksal der irakischen Menschen aufrechterhalten.

Eine bittere Erkenntnis: Der Krieg ist (wie so vieles angeblich "Schreckliche") für die westlichen Konsumenten ein medial gross inszenierter Event mit willkommenem Gruseleffekt geworden. Teil der Unterhaltungsindustrie, unterliegt die Kriegsberichtserstattung denselben äusserst kurzen Halbwertzeiten, wie andere Berichterstattungen über andere Events auch. Alles läuft nach Plan... Business as usual... Bis zum nächsten Krieg...

Gestern schrieb ein Mitdiskutant in einem anderen Thema, dass der Irak-Krieg besser ausgegangen sei, als er es anfangs befürchtete. Ich glaube, wenn ich diesen Mitdiskutanten fragen würde, er wüsste nicht, wie viele irakische Menschen von amerikanischen und britischen Söldnern getötet oder verletzt wurden. Ich vermute: Ihn und die Meisten interessiert das auch nicht mehr, hat sie nie interessiert... Sie machen sich nicht einmal die Mühe, etwas darüber in Erfahrung zu bringen. - Zwischen 2.197 und 2.670 irakische zivile (!) Menschen wurden nachweislich getötet (die Dunkelziffer ist hoch).* So "gut" ist der Krieg also ausgegangen... Gut für wen?

* Quelle... Iraq Body Count (Stand: 04.05.2003 23:00 Uhr)

Internet-Tipp: https://www.iraqbodycount.net/


Renate antwortete am 05.05.03 (09:41):

Ach nein, Karl und Wolfgang.

"Ich würde das nicht so pessimistisch sehen. Ich zumindest habe während der letzten Wochen sehr interessiert Eure engagierten Beiträge gelesen und die angegebenen Links. Ihr habt eine ungeheure Vorarbeit für meine eigene Meinungsbildung geleistet. Vielen Dank dafür. Und ich bin sicher, daß es anderen Surfern ähnlich gegangen ist. Vor allen Dingen habe ich zu schätzen gelernt, daß viele der hier geposteten Meinungen mit weiterführenden Artikeln unterlegt waren. Und in der Sache zwar mitunter scharf, aber immer fair vorgetragen waren.

Die Trauer um die Opfer und die Folgen für die Region und für die beteiligten blutjungen amerikanischen Soldaten wird uns allerdings noch eine Weile beschäftigen. Wenn man den heutigen Pressemeldungen glauben darf, wird die nächste Runde der "Terrorismusbekämpfung" gerade eingeläutet. Es wird noch viel mehr zu kommentieren und zu protestieren geben, fürchte ich.

Mit der Hoffnung, daß dieser Beitrag endlich klappt, und ich es fertigbringe, ihn richtig zu posten,

mit besten Grüßen,
Renate."


Ullika antwortete am 05.05.03 (10:05):

Ja, der Krieg ist gewonnen, wie bei den ungleichen Voraussetzungen nicht anders zu erwarten war. Wen interessiert das Leid der trauernden, verletzten, hungernden Menschen im Irak oder die unwiederbringlich zerstörten Kulturobjekte? Bush umschreibt sehr geschickt das Kriegsende und gibt es nicht offiziell bekannt, um nicht die Kriegsgefangenen entlassen zu müssen. Wo sind sie denn und wer fragt danach?


schorsch antwortete am 05.05.03 (10:29):

Statt einer Anwort möchte ich euch bitten, mal diese URL anzuklicken:

www.trial-ch.org

Es geht darum, ob und wie man Kriegsverbrecher, die sich als Retter der Nationen aufspielen, vor Gericht bringen kann.

Und dann wird sich wohl die eine oder der andere Deutsche fragen, wie das denn angehen solle, wenn im eigenen Lande noch Kriegsverbrecher aus dem letzten Weltkrieg unter uns ungestraft leben dürfen......

Internet-Tipp: https://www.trial-ch.org


Wolfgang antwortete am 05.05.03 (11:14):

Es haben sich viele empört und entrüstet gezeigt über diesen Krieg, nur leider verflog die (hauptsächlich moralisch-rechtlich begründete) Empörung und Entrüstung schon nach kurzer Zeit. Eine Erkenntnis kam nicht durch: Dass dieser Krieg notwendig gewesen ist fürs Funktionieren der westlichen industriellen Mega-Maschine, die ohne das Öl als ihrem wichtigsten Schmiermittel nicht auskommen kann.

Einer sprach es in einem anderen Thema offen aus (samt seinen zwangsläufig rassistischen Folgerungen): Es gehe "[...] der Westlichen Welt nur um das Einzigeine: Nämlich dass von anderen Völkern keine Massenvernichtungswaffen auf den Westen abgefeuert werden können, damit die westliche Welt möglichst schmerzlose Daseinsfreuden genießen kann!" - Den Blödsinn von den angeblichen Massenvernichtungswaffen kann man getrost weglassen (die befinden sich bekanntlich in den Händen der BUSH-Krieger selbst). Aber der letzte Teil ist richtig: "[...] damit die westliche Welt möglichst schmerzlose Daseinsfreuden genießen kann!"

Darum ging es und wird es gehen in den nächsten Kriegen ums Öl (sprich: um die zur Neige gehenden Ressourcen dieser Welt). Der Westen ist auf einem geistigen Tiefpunkt angelangt... 2.197 bzw. 2.670 irakische Leben für Öl... 2.197 bzw. 2.670 irakische Leben für Wohlstand... Dafür steht der Westen. Dass das Prinzip OK ist, da sind sich fast alle einig (wenn auch einige sich etwas pikiert zeigen über den Blutzoll). Die Kumpanei der westlichen Herrscher und der Mehrheit der westlichen Beherrschten aber ist ganz offensichtlich. "Luxus oder Krieg" hat DAVID RIEFF heute seinen Kommentar in der SZ überschrieben (s. Link) und kommt zu dem m. E. nach absurden Schluss, dies sei der letzte Krieg gewesen. Aber es muss heissen: Luxus UND Krieg, oder, noch besser, Luxus DURCH Krieg. Und deshalb wird dieser Krieg auch nicht der letzte Krieg gewesen sein, sondern der Auftakt zu einer lang andauernden Kriegssaison.

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/getArticleSZ.php?artikel=artikel38.php


mulde antwortete am 05.05.03 (12:37):

Karl!

In einem der von mir eröffneten Thema „Irak – schon ende?
Wahr diese Fragestellung das Grundmotiv.
Nun kann man dem Wolfgang nur Recht geben, der Krieg als solcher
Ist gewonnen.
Viele unsere Diskutanten haben sich nun zurückgelehnt
Im Gefühl eigentlich nicht betroffen zu sein, ist doch alles sooooo Weitweg.
Habe ein bischen mit diskutiert im Chat aber nun bitte hat ruhe zu sein.
Der Gedanke hat sich breit gemacht „Was geht’s uns an ! sollen die sich doch
Köpfe einrenen.
Sehr eigenartig so lange das noch in der Vorbereitung war und man nicht
wußte wo der Karren der Bush – Administration hinrollte hat man lieber mit der breiten Masse geheult..
nun wo die Sache gelaufen ist, und man nicht weiß, wie es im eigenen Land weitergeht.
Das sind die nun ach so, Meinungsfreudigen nicht mehr willens
Ihre Meinung hier kund zutun – das Ansehen könnte ja drunter leiden.
Wo wahr der Aufschrei bei den Plünderen und das man tatsächlich wertvolle
Kulturgüter in den USA bereits beschlagnahmt hatt.
Oder keiner nimmt zur Kenntnis ,Das laufend Lufblasen platzen wo mal wieder
Was im Wüstensand was gefunden wurde und trotz Mediengerechter Zubereitung
Immer noch keine Massenvernichtungswaffen gefunden wurden?
Niemand zeigt auch noch Interesse, das Die USA mit klarer Absicht die UN
Lächerlich machen nur sie haben das Sagen Bastaöö.!
ZU dem hat keiner mehr eine Meinung und eine eigene schon garnicht.
Ein Link zitieren ist bequemer und erspart den Muskelkater vom vielen denken.

Karl+ Wolfgang
Leider


pilli antwortete am 05.05.03 (13:12):

@ Mulde

zu deinem vorwurf

"Der Gedanke hat sich breit gemacht „Was geht’s uns an ! sollen die sich doch Köpfe einrenen"

meine frage:

woher ist dir ausser deinen eigenen auch nur ein gedanke eines oder einer anderen bekannt? wie kann das angehen?

dein vorwurf:

"das Ansehen könnte ja drunter leiden."

meine frage:

wen genau vermißt du, von dem du weißt, daß "Ansehen" prägt
die denkungsweise?

dein vorwurf:

"ZU dem hat keiner mehr eine Meinung und eine eigene schon garnicht."

meine frage:

warum das "keiner"?
du hast doch "eine"; nämlich die gerade mitgeteilte, oder?


dein Vorwurf:

"Ein Link zitieren ist bequemer und erspart den Muskelkater vom vielen denken."

meine meinung :-)

"bequem" ist es nicht, das ist eine nicht wahrhafte annahme. zu lesen; nicht nur dem link folgen, sondern abklärend analysieren unter miteinbeziehung vieler anderer möglichkeiten, wieder lesen und vergleichen...nein, das ist nicht bequem.

meine ich.:-)

der wahrheit sich annähern...das erlaubt die linkangabe.
es erspart zeit, die wiederum genutzt werden kann, anderen weitere ansichten anzubieten.

etwas zu erkennen , daß bei der vielfalt an informationen sicherlich nicht berücksichtigt werden kann,

ich sach mal danke! an die "gemeinten" :-) die, und das möchte ich dir Mulde zur überlegung anbieten, bestimmt nicht "eigenes" unter den tisch kehrten... und dafür ein "extra" danke!

:-)


Gudrun antwortete am 05.05.03 (13:29):

Mulde
ich sehe das etwas anders.
Entsetzt hat uns alle die Mordlust der ach so guten Amis,angeführt mit entsprechenden Parolen von ihrem Texashäuptling!
Ganz sicher denken sehr viele Menschen noch immer mit Schaudern an den angeblich siegreich beendeten Krieg---Krieg?
Es war ein Überfall des sehr viel Stärkeren!
die ganze Heuchelei,dass der Irak "befreit" werden sollte,ist doch nur Vorwand gewesen.
Und das haben wir ja zur Genüge diskutiert.
So wie mir wird es sicher den meisten gehen-wir sind erschüttert ob der vielen Rechtsbrüche,Anmassungen,Tod und Verwüstung die Mr. President befohlen hat.
Keiner weiss Rat,wie diesem Machtgierigen Verantwortungslosen Einhalt zu gebieten ist.

Nun hat ihn der Krieg soviele Dollars gekostet,dass in seinem eigenen Land sehr viel nicht nur soziale Einrichtungen ersatzlos gestrichen werden müssen,weil das nötige Geld fehlt!
Wenns stimmt,was berichtet wird,dass Kinder nicht mehr krankenversichert werden sollen,ist allein das schon ein Grund der die Amerikaner vielleicht aufrüttelt und sie nicht mehr blindlings glauben,was ihnen vorgegaukelt wird.
Ich sehe eigentlich hier die grösste Möglichkeit dem wahnwitzigen Tun des derzeitigen Presidenten Einhalt zu gebieten!
Hohnlächelnd setzt er sich über jegliche humanitäre Abmachungen hinweg-ich erinnere nur an die Flüchtlingslager!-
Er erlaubt sich,die Uno ins Abseits zu stellen,
ach,was soll ich alles aufzählen,Ihr wissts ja selber!

Ich darf gar nicht daran denken,was der sich alles noch erlauben wird,bis ihm sein frevlerisches Tun unmöglich gemacht wird!

Gudrun


Siegi antwortete am 05.05.03 (14:53):

@schorsch,


vielleicht sollten wir etwas weiter zurückblicken und jene Kriegsverbrecher des Dreissigjährigen aus ihren Löchern buddeln, sie nachträglich verurteilen, hängen und wieder zur Ruh bringen. Der Grossadmiral Nimitz(USA) gab selbst nach Nürnberg zu, mehr auf dem Kerbholz zu haben als ein Karl Dönitz, Grossadmiral der Deutschen. Er sagte das offen heraus, aber es juckte ganz einfach niemand! Dönitz bekam 10 Jahre Spandau.

Seine Bücher, es waren wohl 2, sind einfach über www.bol.de zu finden.

Moral und Moral, da heisst es gut aufzupassen!


Barbara antwortete am 05.05.03 (15:55):

Ich fühle mich einfach hilflos....
Ist unsere Meinung überhaupt irgendwo gefragt?

In sämtlichen Zeitungen wird dazu aufgerufen, nun doch endlich zur Normalität zurück zu finden, Gespräche mit den USA aufzunehmen... alles wieder in geordneten Bahnen laufen zu lassen. Da wird ruhig und sachlich erörtert, wer wo wie welche Aufgaben übernehmen könnte. Fragt dort irgend jemand nach den Toten, Verletzten, Verstümmelten, jetzt noch Sterbenden im Irak?

Das kann doch nicht wahr sein? Soll nun alles ganz normal weiter laufen, bis das nächste Land auf der Achse der Bösen bombardiert wird? Bush sagt ja laut und deutlich, dass der Irak nicht das letzte Ziel seiner Kriegspolitik war!

Meiner Meinung nach müssten Deutschland, Frankreich und andere Staaten, die sich gegen diesen Krieg ausgesprochen haben, unbedingt deutlich machen, dass sie diese Politik der USA aufs allerschärfste verurteilen und nicht bereit sind, auch nur einen einzigen Euro für die Beseitigung der Kriegsfolgen beizutragen.

Ich denke, Polen, Großbritannien, Spanien, die Niederlande u.a. dürften sich nicht ungestraft an Aufträgen zum Wiederaufbau des Iraks bereichern. Auf der einen Seite sind wir größten Zahlmeister bei der EU-Erweiterung... auf der anderen Seite verhalten diese Länder sich ausgesprochen unsolidarisch. Was schert sie die EU, wenn es um fette Aufträge für ihre Wirtschaft geht? Und das nehmen wir alles so einfach hin? Wir sind bemüht, alles wieder in ruhigen Bahnen verlaufen zu lassen?

Nein, das macht mich fassungslos und wütend.....


mulde antwortete am 05.05.03 (17:30):

Ist doch mehr als eigenartig:
Da nimmt man den Vorhang ab, der vor dem Spiegel hängt.
Schon schreit da jemand betroffen auf.
Der oder die andere verziehen, wie bei einer morgendlichen Gymnastik
Die Mundwinkel stellen dabei fest, man ist immer noch der alte.
Meine Welt hat sich doch eigentlich nicht geändert!
Eigentlich könnte ich wahrhaftig, meine Meinung kundtun.
Ein Kurzes Dehnen und strecken - man wird ja wieder munter!
Stellt sich ganz verwundert die Frage. Hab doch damals, vor Wochen
dazu etwas zu sagen gehabt, warum eigentlich heute nicht?
Siehe da auf einmal schreibt er/sie wieder und mit recht klugen Gedanken.
Er/sie stellt fest geändert hat sich im Krieg mit Irak nichts, da werden
Sogar alte Denkschablonen wieder hervorgeholt, drei Besatzungszonen
Sollen es richten, das kommt doch jeden deutschen irgendwie bekannt vor.
Man will dort sogar eine Regierung einrichten – wenn auch fest unter
Kontrolle der USA.
Bleibt immer noch die Frage warum nicht die UNO mit ihren Organisationen,
die sollen die „NUR“ die Spenden organisieren um das Land Irak wieder auf zubauen.
Oder anders die Völker der Welt sollen den Dreck wegräumen – den die US Politik
Dort zurücklassen wird.
In Afghanistan. Hat man versucht die verschiedensten Stämme an der Regierung
Zu beteiligen erfolg gleich null
Im Irak wird das gleiche Modell versucht – nur ist es jetzt schon abzusehen
bei den verschiedenen Völkerschaften und religiösen Einflüsse die ja historisch gewachsen
sind wird eine Zentralregierung Kaum zur Befriedung der Völker des Irak arbeiten können.
Hier liegt nun die Vermutung recht nahe, das eigentliche Kriegsziel die Macht über das Öl
ist erreicht.
Die staatlich und politische Zerrissenheit des Irak kommt der USA zur Nutzung ihrer Macht
am Öl nur entgegen.


Ursula J. antwortete am 05.05.03 (19:34):

Hallo mulde,

es stimmt nicht, dass alle zur Tagesordnung übergegangen sind. Viele schon, aber nicht alle.
Es ist diese Hilflosigkeit, die sich breit macht.
Es ist noch nicht einmal möglich sich an einer Demonstration oder Mahnwache zu beteidigen - weils gar keine mehr gibt.

Sag` was kann ich tun, außer reden oder hier schreiben (was mir nicht so liegt)? Ich wünschte ich hätte eine Möglichkeit. Diese Hilflosigkeit, sie nagt, glaub`s mir.


Barbara antwortete am 05.05.03 (20:07):

Noch einer, der nicht verstummt:

>>Die internationale Kritik am Kriegskurs der USA reißt nicht ab. Jetzt hat Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow der Bush-Regierung vorgeworfen, in der Irak-Frage ein "imperiales Gebaren" an den Tag gelegt zu haben. Ein demokratisches System sei mit totalitären Mitteln vorgegangen, wetterte er.

Hamburg - "Amerika hat das internationale Recht gebrochen, den Sicherheitsrat beiseite geschoben und die Weltmeinung nicht beachtet", sagte der 72-Jährige in Hamburg. Er warf den Amerikanern "imperiales Gebaren" vor. Es sei eine Utopie zu glauben, dass die ganze Welt nach dem Willen der USA regiert werden könne.
"Ein Land, das sich die Demokratie auf seine Fahnen geschrieben hat, greift jetzt zu totalitären Maßnahmen", so der ehemalige russische Präsident. "Wenn wir die Welt verändern wollen, dürfen wir das nicht nur den Politikern überlassen." Die ablehnende Haltung Russlands, Frankreichs und Deutschlands hingegen zeuge von sehr großem Verantwortungsbewusstsein.<<

https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,247465,00.html

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,247465,00.html


schorsch antwortete am 06.05.03 (08:50):

Das Schlimme an der Sache ist, dass 10 Falken 1000 Tauben terrorisieren können, keine 1000 Tauben aber die 10 Falken auffressen!


Wolfgang antwortete am 06.05.03 (11:48):

Wir werden nicht umhin können und weiter die zähe und oft frustrierende und manchmal aussichtslos scheinende "Maulwurfsarbeit" für eine Utopie leisten müssen. Nicht privat, jede(r) für sich... Das wäre vergebens. Die Arbeit muss geleistet mit anderen zusammen und für andere. Die Foren des ST sind eine Möglichkeit, eine Community aufzubauen, in der sich gegenseitig berichtet wird, und mitunter einer den anderen stärkt und vorm Verzweifeln oder Zynischwerden bewahrt.

Ich möchte ein Zitat bringen von dem vorgestern verstorbenen Politologen und Philosophen JOHANNES AGNOLI (einer meiner früheren Professoren, den ich sehr verehre):

"Nicht nur der Markt weitet sich aus, sondern auch die Aporie [die Ratlosigkeit, W. M.]: im Denken, im Tun, im Zusammenleben. Der Emanzipation stehen harte Bedingungen und schwere Zeiten bevor. Und die mühselige Arbeit des Maulwurfs. (...) Es wäre schlimm, die radikale Form der Verweigerung ohne utopischen Hintergrund als Rückzug aus der Gesellschaft zu verstehen, als Einkehr in die Geborgenheit des individuellen Gewissens, das sich im Lamentieren beruhigt. Die Verweigerung soll vielmehr in die gesellschaftliche
Wirklichkeit eintreten, dort als das klare, bewusste, aber allemal wirksame Nein gegen die falsche Entwicklung handeln. Maulwurfsarbeit ist das genaue Gegenteil der Privatisierung des Protests."


hl antwortete am 06.05.03 (13:52):

TV-Tipp WDR
Heute 5.5. 22.30 h - 45 min (Wiederholung: Mi. 10.15 h)

"Bomben-Stimmung" Die Deutschen und der Irak-Krieg

Geheimtreffen deutscher Rüstungsmanager in einem bayerischen Kloster. Mit dabei: der ehemalige Vier-Sterne-NATO-General Klaus Naumann, Befürworter eines US-Feldzuges gegen den Irak. Befragt zu den Folgen, wiegelt er ab. Alles halb so schlimm, sagt er. Der letzte Krieg hat maximal 1.500 Leben gekostet. Der nächste wird noch schneller, noch präziser. Nachtwache am Clemens-August-Krankenhaus in Bitburg.

Wenn der 53jährige Internist Dr. Detlef Enge-Bastien solche Worte hört, wird er trotz großer Übermüdung wütend. Denn er war während des letzten Golf-Krieges und danach zu humanitären Missionen im Irak. Mehr als 500.000 Kinder sind allein durch die Folgen des Krieges und des anschließenden Embargos im Land umgekommen.

Dave Ballock ist ehemaliger Elite-Soldat der US-Armee. Heute demonstriert er gegen den Irak-Krieg, steht mit einem Megafon vor der Stuttgarter US-Kommando-Zentrale EUCOM. Hört auf, Leute! - Das ist sein Fazit.

Kriegszeit in Deutschland: story-Autor Carl-A. Fechner begleitet Menschen aus gänzlich unterschiedlichem Umfeld vor und während des Irak-Kriegs. Prominente wie Jürgen Todenhöfer, der Trierer Bischof Reinhard Marx und Klaus Naumann, die ihre unterschiedlichen Positionen zum Krieg in der Öffentlichkeit vertreten, aber auch Menschen, die, was den Irak-Krieg betrifft, unentschieden sind und Mitglieder der "neuen" Friedensbewegung. Sie haben ihr Leben in völlig unterschiedlicher Weise dem "Widerstand" verschrieben. Entlang der täglichen Nachrichten entsteht eine "Chronologie von unten" zu den Gefühlen, Diskussionen und Aktionen in Deutschland.

https://www.wdr.de/tv/diestory/

Internet-Tipp: https://www.wdr.de/tv/diestory


Titus(WolfgangM.) antwortete am 07.05.03 (11:35):

@Mulde,

die Aussage, dass Bush den Krieg im Irak gewonnen hat, halte ich für falsch. Ich meine vielmehr, dass der Krieg dort noch gar nicht begonnen hat.

Man hat einen Pyrrhussieg errungen, sinnlos alles kurz und klein geschlagen, Zivilisten getötet, eine Infrastruktur zerstört, mehr nicht. Das irakische Volk wird sich wehren und wird wahrscheinlich Unterstützung aus dem moslemischen Ausland erhalten.

Die wirklichen Terrorgruppen, die alle mit Saddam Hussein verfeindet waren, könnten "Morgenluft" wittern und sich nun tatsächlich im Irak engagieren mit den Irakern gegen die amerikanischen, britischen und auch polnischen Besatzungstruppen, sofern die Polen tatsächlich so dämlich sind sich auf dieses Abenteur einzulassen.

Der Hauptfeind der Bush-Amerikaner sind sie selbst. Sie sind zu dumm oder zu arrogant zu versuchen, wie ein Moslem zu denken. Könnten sie dies, hätten sie den Krieg gar nicht erst angefangen.

Was wir tun können? Auf unsere Regierenden einzuwirken, sich von den Bush-Leuten fernzuhalten, den Kontakt mit dem wahren Amerika zu suchen.

Bush ist im Begriff die US-Wirtschaft zu ruinieren, das spricht sich langsam auch in den USA herum. Nach meiner Meinung ist Bush erledigt, er weiß es noch nicht und noch torkelt er siegestrunken umher - aber sicherlich nicht mehr lange.

Das ist meine Meinung - sie muß nicht richtig sein, aber ich hoffe, daß sie richtig ist.

Titus.


Barbara antwortete am 07.05.03 (22:46):

Der Krieg im Irak ist noch längst nicht zuende.
Nicht einmal der Krieg in Afghanistan ist zuende. Wir hören nur immer weniger davon, weil der Krieg gegen den Irak alles überdeckt hat:

>>Afghanistan, hinten am Hindukusch, ist auf der politischen Prioritätenliste da angekommen, wo der Irak in spätestens einem Jahr rangieren dürfte: ziemlich weit unten, ziemlich schnell vergessen. Wer unter solchen Umständen noch die Aufmerksamkeit auf die komplexen Probleme der Staatenbildung in Nachkriegszeiten lenken will, muss schon schwerere Geschütze auffahren. Also trat Lakhdar Brahimi, UN- Beauftragter für den afghanischen Wiederaufbau und ansonsten ein Mann der leisen Töne, mit einem lauten Warnruf vor den Weltsicherheitsrat:Gewalt und wachsende Unruhen bedrohten die Stabilität des Landes. Es bestehe die „reale Gefahr“ des Abbruchs des Friedensprozesses.
......
Brahimi listete die Bedrohungen auf.
Punkt 1: Ethnische Konflikte. Noch immer ringen in der Übergangsregierung die Paschtunen um Präsident Hamid Karsai mit den Tadschiken. Die halten ihre Machtposition vor allem über das von Mohammed Fahim geführte Verteidigungsministerium.

Punkt zwei: Stammesfehden und Kämpfe zwischen örtlichen Kommandeuren. Der Aufbau einer nationalen Armee kommt kaum voran, weil die regionalen Warlords ihre eigenen Truppen nicht eingliedern wollen.

Drittens beklagte Brahimi die Missachtung von Menschenrechten. „Belästigungen und Einschüchterungen“ von Bürgern seien mittlerweile an der Tagesordnung. Auch die Arbeit der internationalen Hilfsorganisationen wird systematisch behindert. Im Sicherheitsrat hieß es, mehrere Gruppen, darunter auch die UN selbst, würden aus Sicherheitsgründen die Reduzierung oder gar die Beendigung ihres Engagements in Afghanistan erwägen.

Als vierten Punkt warnte Brahimi vor den zunehmenden Aktivitäten von Gruppen, die „mit den Taliban in Verbindung stehen“. Tatsächlich hat sich eine Art Dreieck des Bösen herausgebildet aus Taliban, al-Qaida und der von Gulbuddin Hekmatjar geführten Hesb-i-Islami. Diese Gruppen haben in den vergangenen Wochen wieder verstärkt die noch mit etwa 8000 Mann in Afghanistan operierenden US-Truppen in Kämpfe verstrickt.

Vieles läuft schief in Afghanistan, und der Mythos der Befreier scheint sich aufzubrauchen. Erstmals seit dem Sturz der Taliban im Herbst 2001 kam es in dieser Woche in Kabul zu einer anti-amerikanischen Demonstration. Ein paar Hundert waren zusammengekommen, und sie riefen: „Tod für Bush, lang lebe der Islam.“<<

https://www.sueddeutsche.de/sz/politik/red-artikel4415/


Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/sz/politik/red-artikel4415/


Barbara antwortete am 09.05.03 (00:19):

Lt. Biowaffenkonvention ist nicht nur die Produktion und Lagerung von Biowaffen verboten sondern auch Waffen, mit denen Biokampfstoffe versprüht werden können. Die USA suchen verzweifelt nach derartigen Verstößen in Bagdad, dabei wären sie im eigenen Land längst fündig geworden:

>>Baltimore statt Bagdad

Während die Amerikaner im Irak weiter nach
biologischen Waffen suchen, sind Biowaffen-Experten
ausgerechnet in den USA auf einen interessanten Fund
gestoßen. Auf der Internet-Seite des US-Patentamts
ist unter der Nummer 6523478 und dem sperrigen Titel Rifle
launched non-lethal cargo dispenser eine Art Granate
aufgeführt, die sich auf Gewehre aufpflanzen
lässt. Dabei ließ die US-Armee ausdrücklich
die mögliche Verwendung von nicht-tödlichen
biologischen Stoffen festschreiben – und dies ist nach
Meinung des Biowaffen- Experten Jan van Aken ein
eindeutiger Verstoß gegen die Biowaffenkonvention.
„UN-Chefinspekteur Hans Blix hätte wohl eher
verbotene Waffen gefunden, wenn er bei Baltimore statt in
Bagdad gesucht hätte“, sagte er.
......
Die USA, die ein Dutzend Staaten verdächtigen,
biologische Waffen zu besitzen oder zu entwickeln, sind
selbst weltweiter Kritik ausgesetzt. Seit Jahren sperrt
sich Washington gegen Kontrollmechanismen, mit denen die
internationale Konvention gestärkt würde –
aus Furcht vor Industriespionage und der Offenlegung
eigener Biowaffenprogramme. für Edward Hammond vom
„Sun shine Project USA“ ist klar: „34 Jahre
nachdem die USA ihr Biowaffenprogramm offiziell beendet
haben, ist das Pentagon wieder zurück im
Geschäft.“<<

https://www.sueddeutsche.de/sz/politik/red-artikel4596/

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/sz/politik/red-artikel4596/


Barbara antwortete am 10.05.03 (22:53):

Ich lese gerade im Spiegel, dass Amerika sich vor Feinden schützen muss, die sich immer tiefer unter der Erde vergraben. Wer weiß, vielleicht buddeln sie bereits einen Tunnel durch den Atlantik?

Auf jeden Fall wird die Bush-Regierung Millionen US$ investieren, um den Bau von Mini-Atombomben zu beschleunigen. Diese sollen nicht nur der Abschreckung dienen, nein, sie sollen auch eingesetzt werden.... gegen Syrien, gegen den Iran und weitere Länder auf der Achse der Bösen. Ihre Vernichtungskraft soll bis zum Sechsfachen der Hiroshima-Bombe entfalten.

Ich frage mich wirklich: interessiert das noch irgend jemanden? Kann uns überhaupt noch eine Nachricht schocken, die uns aus den USA erreicht?

https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,248199,00.html

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,248199,00.html


mechtild antwortete am 11.05.03 (11:49):

@ Barbara,
man wird einfach immer sprachloser und hofft, dass die Ära Bush bald vorbei ist und danach wieder ein vernünftiger Präsident an die Macht kommt oder meine Ära hier auf Erden dann vorbei ist.


Barbara antwortete am 21.05.03 (13:48):

Wieder ein Stück näher am Abgrund:

Spiegel-online berichtet:

>>Die Falken in der US-Regierung haben einen weiteren Sieg errungen: Der Senat beschloss die Aufhebung des Verbots zur Entwicklung kleiner Atomwaffen, so genannter "Mini-Nukes". Die Opposition warnt bereits vor einem neuen weltweiten Rüstungswettlauf und dem ersten Nuklearwaffen-Einsatz seit Hiroschima.

Washington - Der Senat stimmte in der Nacht zum Mittwoch mit 51 zu 43 Stimmen für einen Antrag von US-Präsident George W. Bush, das Verbot zur Erforschung und Entwicklung von taktischen Atomwaffen aufzuheben. Die vor zehn Jahren eingeführte Sperre bezog sich auf Nuklearwaffen mit einer Brisanz von bis zu fünf Kilotonnen TNT. Dies entspricht etwa einem Drittel der Sprengkraft der Hiroschima-Bombe, die 1945 mehr als 100.000 Menschen tötete. Das US-Repräsentantenhaus soll heute einen ähnlichen Beschluss fassen.

Im Senat entwickelte sich zwischen Republikanern und der oppositionellen Demokratischen Partei ein heftiger Schlagabtausch. Die Demokraten warfen der Regierungspartei vor, einen neuen Rüstungswettlauf zu riskieren und die weltweite Verbreitung von Massenvernichtungswaffen zu befördern.<<

https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,249562,00.html

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,249562,00.html