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THEMA:   "homo criminalis"

 29 Antwort(en).

Juergen Oetting begann die Diskussion am 27.04.03 (10:43) mit folgendem Beitrag:

Hallo,

ich habe gerade einen Kommentar zur aktuellen Entwicklung im Strafvollzug ins Netz gestellt, vielleicht ist er auch hier von Interesse:

(Un-)Erwünschte Nebenwirkungen?

Über die Wiederkehr des "homo criminalis"
durch psychiatrische Prognosegutachten

https://de.geocities.com/oettingjuergen/Gutachten.html

Gruss
Jürgen Oetting


Karl antwortete am 27.04.03 (11:47):

Hallo Jürgen,

das ist ein schwieriges Thema. Den Link zu Deinem Text habe ich unten anklickbar angegeben.

Meine eigene Meinung zu diesem Thema ist eher fragender Natur. Zweierlei Dinge sind m.E. nicht von der Hand zu weisen:

1. Es gibt gravierende Verhaltensstörungen, die nicht nur auf (schlechte) Erfahrungen zurückzuführen sind, sondern eine organische Basis haben.

2. Gehirne sind enorm plastisch, d.h. es kann sehr viel gelernt, trainiert und verändert werden. Wo liegen die Grenzen für die Therapie eines Gewalttäters?

Angesichts der Verantwortung der Gutachter vor der Person des Betroffenen sowie der Gesellschaft bin ich froh, solche Gutachten nicht schreiben zu müssen. Ein Fehlurteil ist enorm belastend.

Mit freundlichen Grüßen

Karl

Internet-Tipp: https://de.geocities.com/oettingjuergen/Gutachten.html


Siegi antwortete am 27.04.03 (12:49):

@Jürgen, dieses Thema ist mir zu heiss, denn jeder der eine zu lasche Gerichtsbarkeit u. ein laxes Strafrecht anprangert, wird pauschal in die rechte Ecke gedrängt!

Beste Grüsse


Juergen Oetting antwortete am 27.04.03 (13:47):

Hallo Karl,

vielen Dank für deine Antwort und die Bearbeitung meines links.

Du hast recht, es ist ein schwieriges Thema und ich mag mich in meinem Text auch nicht festlegen - skizziere nur mögliche Entwicklungen. Irgendwie habe ich bei allen Alternativen ein mulmiges Gefühl.

Ich (54) arbeite als Suchtberater in einem Gefängnis des Regelvollzuges, das heisst: Dort sind solche Staftäter inhaftiert, die nicht länger als drei Jahre sitzen müssen - aber immer wieder kommen. Ich kenne etliche Leute, deren Haftzeit sich auf glatte 15 Jahre summiert hat. Anfangs ("hinter Gittern" arbeite ich erst seit zwei Jahren) sah ich die Gefangenen eher als Opfer der Verhältnisse, inzwischen (seit ich aus Akten und Erzählungen so viele Straftaten kenne), denke ich mehr an die Opfer der Delikte und werde gegenüber den Häftlingen/Klienten "härter". Aber insgesamt bin ich ratlos, weil ich mich mit einem reinen Verwahrvollzug (in dem ja keine Veränderung der Eingesperrten mehr erwatet wird) auch nicht so recht abfinden könnte.

Du schreibst dann:

>Es gibt gravierende Verhaltensstörungen,
>die nicht nur auf (schlechte) Erfahrungen
>zurückzuführen sind, sondern eine organische
>Basis haben.
Wenn sie eine nachweisbar organische Basis haben, dann sind es ja kaum noch Verhaltenstörungen, sondern geistige Behinderungen.

>Gehirne sind enorm plastisch,
>d.h. es kann sehr viel gelernt,
>trainiert und verändert werden.
Und das wird eben von den Psychiatern, die Persönlichkeitsstörungen dagnostizieren, abgestritten. "Persönlichkeitsstörung", das ist ja eine ganz "vernichtende" Diagnose - da geht dann ja kaum noch was. Veränderung wird nicht mehr erwartet.

>Wo liegen die Grenzen für
>die Therapie eines Gewalttäters?
Bei Persönlichkeitsstörungen sind die Grenzen ganz eng gezogen. Aber insgesamt haben ja Therapien keine so eindrucksvolle Erfolgsquote. Zum Therapiethema habe ich auch einen Text im Netz: https://de.geocities.com/oettingjuergen/Zwangstherapie.html

>Angesichts der Verantwortung der
>Gutachter vor der Person des
>Betroffenen sowie der Gesellschaft
>bin ich froh, solche Gutachten nicht
>schreiben zu müssen.
Ich würde mich auch nicht an eine "richtiges" Prognosegutachten (was zu erwartende Straftaten angeht) heranwagen (bin ja auch "glücklicherweise" kein Nervenarzt). Ich muss aber ständig prognostizieren, welche Wirkung eine Alkoholtherapie auf einen gefangenen Klienten hätte. Und das ist Stochern im Nebel...

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen

Internet-Tipp: https://de.geocities.com/oettingjuergen/Zwangstherapie.html


mechtild antwortete am 27.04.03 (15:10):

Ich glaube nicht, dass es „richtige“ Prognosen gibt. Eine Prognose wird unter Einbeziehung aller bekannten und den unbekannten Faktoren gestellt, damit der Mensch seine Zukunft planen kann. Der Therapeut muss an seinen Patienten glauben, sonst ist eine erfolgreiche Therapie gar nicht möglich. Ziele müssen auch immer hoch gesteckt werden. Wie die Erfolgsquoten sind hängt auch damit zusammen, welche Messkriterien ich benutze und was als Erfolg bewertet wird und was nicht. Therapeuten sehen das oft anders als Betroffene.
Bei Persönlichkeitsstörungen sind die Grenzen fließend. Wer definiert, wann eine Persönlichkeitsstörung behandelt werden muss und was toleriert werden muss. Wann ist ein Mensch eine Gefahr für die Gesellschaft, wann könnte er eine werden? für jeden Menschen ist ein soziales Netz wichtig und das soziale Netz kann viele Defizite des Individuums auffangen, bricht es zusammen wird auch mancher „Gesunde“ aus der Bahn geworfen und seine Zukunftsprognosen stimmen nicht mehr.
Wie Karl sagt ein schwieriges Thema und Therapie ist Einzelfallentscheidung. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Krimminalität sind ein anderes Thema.


Karl antwortete am 27.04.03 (17:49):

@ Siegi

dieses von Jürgen aufgebrachte Thema ist viel tiefschürfender als dass es in eine lineare Skala von rechts bis links zu zwängen wäre. Natürlich geht es einerseits um die Frage, wie mit Straffälligen umgegangen werden muss. Hinter so scheinbar simplen Fragen wie z.B. "Ab wann billigen wir jemandem strafmildernde Umstände zu?", stehen aber so grundsätzliche Probleme des Menschseins, wie "Wann geschieht etwas aus meinem freien Willen, wann ist es eine krankhafte Zwangshandlung?". Hier würden wir wohl die Trennung zwischen einem Verbrecher und einem Patienten ziehen (dass in beiden Fällen die Gesellschaft geschützt werden muss, stellt sicherlich niemand in Frage und das sollten wir deshalb nicht diskutieren).

Hier im ST gibt es bereits eine reichhaltige Diskussion zum Thema "freier Wille". Der folgende Google-Link verlinkt zu diesen Diskussionen im ST:

Internet-Tipp: https://www.google.de/search?q=freier+Wille&sitesearch=www.seniorentreff.de


Jürgen Oetting antwortete am 27.04.03 (18:02):

Hallo Mechthild,

du schreibst:
>Ich glaube nicht, dass es
>„richtige“ Prognosen gibt.
Meine Meinung. Ich wäre ja schon froh, wenn es halbwegs "wirklichkeitstüchtige" Prognosen gäbe - zweifle aber daran.

>Der Therapeut muss an
>seinen Patienten glauben,
>sonst ist eine erfolgreiche
>Therapie gar nicht möglich.
Und der Klient muss an seine Therapie und seinen Therapeuten glauben - das finde ich mindestens genau so wichtig. Das ist ja das Problem bei den Quasi-Zwangstherapien, über die ich in meinem anderne webtext schreibe. Beim Gutachten-Text geht es ja kaum um Therapeuten, denn die Psychiater, die das Prognosegutachten schreiben, kommen nur zum Begutachten in den Knast, treffen den Gefangenen ein- bis dreimal, lesen die Akten und fällen dann ein diagnostisches Urteil. Sonst haben sie mit den Gefangenen nichts zu tun.

>Bei Persönlichkeitsstörungen
>sind die Grenzen fließend. Wer
>definiert, wann eine
>Persönlichkeitsstörung behandelt
>werden muss und was toleriert werden
>muss.
In den speziellen Fällen, über die ich schrieb, definiert ganz eindeutig der nervenärztliche Gutachter. Wenn er schreibt: Keine Veränderungsaussichten, dann sitzt der Gefangene bis zum Ende seiner Strafe ohne jeden Urlaub die Zeit ab (für das, was danach passiert, ist ja die Justiz nicht mehr verantwortlich). Wenn er schreibt, dass therapeutische und/oder andere Massnahmen helfen werden, dann kommt der Gefangene nach Zweidritteln seiner Strafzeit raus, mit Bewährungsauflagen. Aber je mehr dissoziale Persönlichkeitsstörungen diagnostiziert werden, desto mehr Gefange müssen bis zum Ende absitzen - ihnen wird ja vorab das Scheitern der Resozialisierung prognostiziert.

Sonntägliche Grüsse
von Jürgen


Jürgen Oetting antwortete am 27.04.03 (18:08):

Hallo nochmal,

ich sehe gerade, dass Karl noch neu gepostet hat. Ja - es geht um den freien Willen, ein unbequemes Thema für das Strafrecht. Wir wissen nicht (und können nicht wissen), ob es ihn gibt. Wir müssen aber so tun, als gäbe es ihn, sonst wäre das Recht Makulatur. Und da liegt nun das von mir erörterte Problem: Wenn immer häufiger bei Gefangenen dissoziale Persönlichkeitsstörungen diagnostiziert werden, dann entzieht das dem strafrechtlichen Schuldprinzip den Boden.

So - jetzt habe ich aber für 'nen Sonntag genug gemailt.

Gruss
Jürgen


Siegi antwortete am 27.04.03 (20:42):

Ja @Karl,


es wird hier sicher einige Leute geben, die darüber diskutieren möchten, ich werde es aber aus dem einfachen Grund nicht tun: Ich empfinde kein Verlangen und
habe keinen Grund mich mit Verbrechern, naja, sagen wir mal Gewaltverbrechern zu beschäftigen. Es ist mir dabei nicht wichtig, ob sie nicht Zurechnungsfähig, Geisteskrank oder einen Heuschnupfen bei der Ausübung ihres Verbrechens hatten, sie gehören ganz einfach weggesperrt. Somit entfällt für mich auch jede weitere Veranlassung tiefer in die eigentlich, oben zur Debatte gestellte Thematik einzudringen. Eine vorzeitige Entlassung würde ich schon aus Prinzip nicht gutheissen. Jeder hat eben seine eigenen Ansichten zu den Dingen.

Nichts für ungut, beste Grüsse


WANDA antwortete am 28.04.03 (08:28):

Wer je in einer Psychiatrie gearbeitet hat, weiss, dass diese Ansichten ununterbrochen infrage gestellt werden.


schorsch antwortete am 28.04.03 (10:44):

Gebt einen Delinquenten in die Hände von zehn Psychiatern - und es werden zehn Gutachten entstehen, die z.T. einander diametral gegenüberstehen....

In den Knasts geben harte Jungs den Neulingen mit Genuss Tipps, wie sie sich bei jenem oder diesem Psychiater zu verhalten haben, damit das für den Delinquenten günstigste Gutachten herausschaut.....

Ich möchte nicht bösartig sein. Aber ich denke, dass unter 100 Psychiatern gerade mal 10 sind, die fähig sind, ein hieb- und stichfestes Gutachten zu schreiben......

Und eine weitere Behauptung: Wenn ein Psychiater Aufträge bekommen will, so dass er davon leben kann, dann müssen die Gutachten nach den Regeln des Auftraggebers stimmen, nach dem Motto "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing"......


Siegi antwortete am 28.04.03 (11:06):

@Wanda,

für mich stellt sich mehr die Frage, was wichtiger ist, Schutz und Allgemeinwohl der grossen Gemeinschaft, oder Glücksspiele, die weitere Opfer und Leid bringen können. Wie @Schorsch obig es schon andeutete, zuviele Unabwägsamkeiten versperren einen Weg, der für alle ein guter wäre. Je weiter und desto tiefer man nachgrübelt, wie man die wirklich Kranken von den Simulanten ausfiltern könnte, desto grösser wird in meinen Augen die Fehlerquote. Diese kriminell gewordenen "Minderheiten" sollte man in meinen Augen möglichst grob trennen, desto weniger Fehldiagnosen schleichen sich ein. Wie mans nämlich auch anpackt, es kommt immer zu ungerechtfertigten und falschen Beurteilungen, so oder so. Damit sollte man sich abfinden, finde ich. Es gilt die Gefahr für uns alle klein zu halten, nicht die Gefahr, einem Straftäter "unrecht" zu tun. Das steht in keinem gesunden Verhältnis mehr zueinander!
Beste Grüsse


mechtild antwortete am 28.04.03 (11:55):

Ich glaube keiner ist dagegen, das Verbrecher bestraft werden und die Allgemeinheit vor Ihnen geschützt wird. Es geht doch darum welche Gesetze brauchen wir, um Menschen vor Menschen zu schützen, die ein Verbrechen begehen könnten. Zu strenge Gesetze schützen die Bevölkerung nicht vor Gewaltverbrechen s. USA wo die Strafen wesentlich härter sind. Ein guter Strafvollzug bzw. eine Resozialisierung kann Verbrechen verhindern. Deshalb ist es notwendig mit Menschen, die auffällig werden zu arbeiten. Auch wenn wir jeden für immer wegschließen, der auffällig wird, wird man Gewaltverbrechen nicht verhindern, aber viele Unschuldige einsperren.
Der Schutz der Bevölkerung und die Sicherheit sollte uns schon ein paar EURO wert sein. Auch die Arbeit der Psychiater in den Gefängnissen gehört dazu.


Siegi antwortete am 28.04.03 (12:32):

@mechthild,


ich wäre genauso dafür, wenn es wirklich einen Sinn hätte, ein paar Euros mehr auszugeben. Hat es meiner Ansicht jedoch nicht. Mit Geld kann man nicht weiter oder besser ins Gehirn dieser Menschen eindringen! Wir verstricken uns nur noch mehr, ohne in dieser Frage auch nur an eine gute Lösung heranzukommen!

Die USA ist für mich kein Masstab. Nirgendwo auf der Welt leben in den Ballungsräumen derartig verschiedene Kulturen auf engstem Raum zusammen und nirgendwo ist der Unterschied zwischen arm und reich grösser als dort und nirgendwo -ich wüsste nicht wo- wird der Mensch mit derart blöder Fernsehkultur berieselt! Dort "züchtet" man Gewalt und irreales Denken!

Beste Grüsse


Antonius antwortete am 30.04.03 (10:10):

Eine Fiktion: Homo criminalis - eine Entlastungsbehauptung

Ich halte es für kriminell, einen Menschen, der Unrecht begangen hat, verhaltensgestört ist oder süchtig, oder phobisch - zum Außenseiter per Definition zu machen. Was soll die dumme Verallgemeinerung? Weil der Täter konditioniert sei? Weil er sich in einer Therapie nicht mehr verändern könne? Ja, gebe ich zu: weil er zum Opfer der gesellschaftlichen Verhältnisse gemacht wird - und zwar der Einstellung der in ihr (im Strafvollzug und der Therapie) Tätigen. Dort hilft solch eine diktatorische Tendenz gegen Mitleid, Einfühlen und Erfolgszuversicht - dem Vollzugsbeamten.
Die positive, menschenfreundliche Einstellung, mit der Eltern, Geschwistern, Verwandte, Lehrer und Nachbarn den Kindern begegnen, hat mehr Dynamik für die Entwicklung des Nachwuchses als
Ende des 18. Jh.s schon begannen angeblich wissenschaftliche Versuche, den kriminellen Typ aus des Kondition des Mannes herzuleiten. In Italien oder Deutschland waren dies Vorläufer der faschistischen Politik von Kriminellen in den Regierungen gegen Freiheitswillige, ob politisch oder religiös, die in den Widerstand oder aus dem Leben gedrängt wurde.
Entscheidend ist die Behandlung von Auffälligen, von Normbrechern (ob Drogensüchtigen, Verhaltensgestörten, Randalierern oder Leicht- oder Schwerverbrechern).
Würden diese Delinquenten, bei einigermaßen Aussicht auf Therapierbarkeit zusammen mit d e m Elternteil oder dem anderen Erwachsenen, der mitgemischt hat, eingesperrt (ja, zur "Therapie" oder "Mitvollzug" genannt), mit dem sie in ihrer Biografie den meisten Ärger hatten; ich glaube, es gäbe so etwas wie ein Chance auf Resozialisierung in dem Kreis, der versagt hat oder Mitverursacher war. Aber gerade strenge, normativ-drakonische Eltern wollen für ihre straffällig gewordenen Kindern nicht die Verantwortung übernehmen. Gerade solche "Verursacher" sprechen dann von angeborenem Fehlverhalten und exculpieren sich, meist mit richterlicher Genehmigung.
Ja, ich kenne ihn, den "VIR criminalis" - da braucht man sich nur die Statistik anzuschauen; fast 90% der geschlechtsspezifisch vergleichbaren Straftaten begehen Männer. Und Frauen oder Kinder die Opfer! Selbst Frauen als "Täterinnen" sind eher Opfer als Handelnde.
Ich befürworte z.B. den generellen Gen-Test bei Männern; er hätte Abschreckung zur Folge; und die Justitz hätte mehr Chancen, die schlimmsten Verbrechen gegen Leib, Leben und seelische Unversehrtheit schneller und eindeutiger aufzuklären. (Und wer sich gegen den kostlosen Test wehrt, müsste ihn - unter Zwang abgelegt - doppelt so hoch bezahlen.) Aber Männer werden das gegen Männer nicht entscheiden wollen. Und das Karlsruher Gericht würde ihn nicht durchgehen lassen... Als Grundrecht und Freiheit wessen...?
Und ein Charakterzeugnis wäre diese Zeichenfolgen des Gen-Codes ja nicht; er besagt nur - ähnlich wie ein Fingerabdruck - die Identität des Untersuchten mit den Körperspuren, die sichergestellt wurden. In keinem Fall kann damit eine Kriminalitätsursache begründet oder -prognose gewonnen werden. (S.o.)


Antonius antwortete am 30.04.03 (11:13):

Nach meinem Beitrag fiel mir Tucholskys Mustererzählung von "Täter" und "Opfer", "gut" und "böse" ein, nach dem Todesurteil an einem Kindermörder...

Kurt Tucholsky: Eine leere Zelle

Sobald sie ihn herausgeholt haben, ist das erste, was der Wärter tut: er öffnet das Fenster. In Gefängniszellen mufft es immer - aber die Luft in dieser Zelle ist besonders übel. Sauer ist die Luft, Schweiß der Todesangst haftet an den Wänden, und die letzten Gebete, Wünsche, vagen Bilder entfliehen durch das kleine vergitterte Fenster, während draußen die Armsünderglocke bimmelt. Die Tür bleibt offen kann vom Gang aus hineinsehen.
Es ist nicht viel im Raum: der Stuhl, das Bett, noch mit dem Abdruck eines Körpers, der nicht mehr zurückkehren wird; der Tisch, an dem er einen Fetzen Brief hat schreiben dürfen; die Wasserkanne, aus der er - wozu noch? - getrunken hat; der Kübel, in den sich die letzte Angst entleerte. Nun ist er nicht mehr da.
Alles steht still im Raum - Fenster und Tür sind offen, aber es wird nicht besser, zäh klebt es an den Wänden, geronnen steht die Luft. Es wird einem so eng, wenn man hier drinnen ist. Er hat noch Mensch gespielt, der da - hat geatmet, als ob das noch zu etwas nütze ge-wesen wäre er hat geweint, hat sich ganz in sich selbst zusammen-gezogen, in dieser Minute hätte er kein Kind zeugen können, denn alle Drüsen waren in äußerster Alarmbereitschaft, zur Abwehr gekrampft, wie mit Alaun injiziert. Bitter rann die Todesangst aus den Poren.
Ja, er hat das verdient, wie -? Er hat mein Kind zerfetzt, es war so ein süßes, blondes Kind, es sah genau aus wie sie, hatte ihre runde Nase, wir hatten uns so darauf gefreut, einen jungen zu haben, und nun war es ein junge geworden, und das Schwein ist darüber her-gefallen ... im Stadtpark, wo sich der Kleine in den Gebüschen ver-laufen hatte. Ich mag gar nicht sagen, was er mit dem Kind - Hund! Du Hund verfluchter! Recht ist dir geschehen, recht ... man müßte dir den -
Jus ist dir geschehn. Ist mein Kind lebendig -? Sind die Schmerzen der Mutter verweht? Sie wird ein andres Kind gebären - aber nicht dieses. Vielleicht einen Knaben - aber nicht diesen. Wenn sie sich über die neue Wiege beugt, wird sie weinen. Was ist denn geschehen?
Sie haben mich nicht einmal gerächt. Meinen niedrigsten Instinkt zu befriedigen und sinnlos zu befriedigen ... mir vielleicht noch einen Parkettplatz anzubieten, wenn er seinen Kopf in den Sack spuckt - was soll das? Ich mag es gar nicht sehn. Es ist etwas Unwiderrufliches durch ihn geschehen; ein Teil meiner selbst ist dahin - und nichts ist dadurch erreicht, als daß ein neuer Mord vollbracht wurde, mit allen Schrecken des ersten. Sichern? Ja. Uns Eltern sichern, daß nicht wieder ein kleiner Junge so gefunden wird wie ... Du Hund! Nein: Du Stückwerk Gottes.
Nun ist die Zelle leer, der Todesschweiß ist kaum noch zu spüren, die Kanne ist geleert, an die er seine Lippen gehalten hat, das Bett ist gemacht, der Kübel gesäubert. Die Zelle wartet. Auf den nächsten.
(1929)
*
Diese Text erschüttert mich immer wieder - durch seine einfache, human optimistische Aussage. Wir dürfen nicht willentlich einen Täter verurteilen, ihn hinrichten (oder heute: ihn abschreiben).


Siegi antwortete am 30.04.03 (15:34):

Todesstrafe - NEIN - zu einfach.

Es ist gnädig für einen Kindermörder mit dem Tod bestraft zu werden. Seine Mitgefangenen sind zumeist viel grausamer!
So muss man ihn isolieren, um ihn zu schützen! Vereinsamung bis zum Tod.

Beste Grüsse


Jürgen Oetting antwortete am 30.04.03 (15:42):

Antonius (anton@reyntjes.de) schrieb:

>Ich halte es für kriminell, einen Menschen,
>der Unrecht begangen hat, verhaltensgestört
>ist oder süchtig, oder phobisch - zum
>Außenseiter per Definition zu machen.
Ja. Mit derartigen Zuschreibungen ("Aussenseiter per Definition") sollte man vorsichtig sein. Sie "passieren" selbst, wenn man gegen sie argumentiert. In diesem ersten Satz des Antonius-Postings wimmelt es es von Zuschreibungen: "kriminell" ist eine Zuschreibung, "verhaltensgestört" ebenso, "süchtig" und "phobisch" natürlich auch. Und auch "Unrecht" ist eine gesellschaftliche Konstruktion. Es gibt eine ganze Schule der Kriminologie, die sich mit derartigen Zuschreibungen beschäftigt, sie firmiert unter "Labeling Aproach" (oder: "Etikettierungstheorie") - ist aber in der aktuellen kriminalpolitischen Diskussion gerade nicht "angesagt".

Gruss
Jürgen Oetting

Internet-Tipp: https://de.geocities.com/oettingjuergen/Gutachten.html


Antonius antwortete am 01.05.03 (08:25):

Fragender Gruß an Jürgen Oetting:

Als was möchtest du mich denn etikettieren? Als Etikettierer? Schwindler? Als - was? Ich habe allgemeinsprachlich formuliert, niemanden kriminalisiert, niemanden indiziert oder diagnostiziert oder therapiert, überhaupt kein Individuum angesprochen. Ich hätte "kriminell" (also in "...") schreiben sollen, dann wäre meine Diktion deutlicher gewesen.
Zum Etikettieren gehört mehr, ursächlich und in der Konsequenz von (meist zwangsläufigen, undurchsichtigen - okay!) Maßnahmen (Strafen, Unterwerfungen, Zwängen...).
Dieser begriffliche Stoff wird nicht nur in Soziologie- Vorlesungen, sondern auch in Übungen im Jura-Studium, ja, sogar (z.B. in NW in der Oberstufe, in Soziologie oder Erziehungswissenschaft richtlinienmäßig, LK oder GK, behandelt - mit hübschen Beispielen; die du auch wohl kennst.
Und diese Theorien (in der radikalen Fassung von Sack oder meist in der des Teufelskreis-Modells von Quensel (da sie sinnvoll sind in Diagnose und Therapie) kann man schon im Abitur vermitteln und/oder "abprüfen".
Ob diese Theorien nötig sind, die Bedeutung eines eher aphoristisch formulierten Satzes zu erfassen - s. "kriminell" - bezweifle ich.
Zu einem Begriff (wie zu allen bezweifelten) noch: Es ist Unsinn, den Begriff "süchtig" umgangssprachlich, ja sogar psychologisch in- oder dis-kriminieren zu wollen: Er hat seine Definition, die Mediziner kennen. Z.B. muss jeder Süchtige die Einsicht entwickeln, dass er "abhängig zu sein" selber vollziehen muss - auch gegenüber einem Arzt dem er vertraut. Wenn er nicht abhängig sein w i l l, nützt kein Therapie, kein guter Wille, keine Etikettierung - sondern nur das eigene Schachmatt-Erlebnis. Und jeder Abhängige kann das in seiner Umgangssprache leisten, wenn er gesunden will.
Was wolltest du eigentlich - nach deinem Etikettierungs-Vorwand an meinen Sätzchen - sonst noch (nicht) kritisieren? Ohne Vorwand?

Internet-Tipp: https://www.reyntjes.de


Antonius antwortete am 01.05.03 (08:31):

@ SIEGI....(kommt das von Sieg..?)
Todesstrafe? warum du die wohl forderst...? Im Vollbesitz der Gerechtigkeit, der Überheblichkeit und besseren Moral? ER, der Todesstrafenforderer, wäre ja ein Mitmörder wg. seiner Forderung! Und noch in voller Absicht, also vorsätzlich? Auch vielleicht als Richter oder (wie in den USA) als Geschworener - oder gar als Henker? Ja, irgendwieebendoch: JA-JA zur Todesstrafe? Ja, für solche wie - im Zweifelsfall aber auf Bewährung, wenn er - nach einer Aufklärung - in der Lage ist, die Bedingungen, die ihn zum Todestrafen-Töter machen, zu erkennen.
Es wäre Rache - als absolute, dröhende Moral verklärt! Ein voller Schluck aus der Pulle ICH-AG, i c h kann und will alles - an den ANDEREN praktizieren!
Welche Pädagogik ergibt sich aus diesem diktatorischen Verständnis? für den Umgang mit ANDEREN? Welche Menschenfreundlichkeit? Die ja auch wohl Folgen hat - für ANDERE...


Medea. antwortete am 01.05.03 (08:57):

Todesstrafe NEIN zu einfach

sooo steht es da und so habe ich es auch verstanden.
Wieso wird laut Antonius aus dem klaren NEIN ein Ja?


Jürgen Oetting antwortete am 01.05.03 (11:10):

Hallo Antonius,

was ich wollte? Zumindest dich nicht angreifen oder gar "labeln" - höchstens auf die gefährlichen Bedeutungsschleifen hinweisen, die bei jedem Sprachgebrauch entsehen können. Ist mir ja auch unterlaufen so'n Ding, sonst hättest du ja nicht irritiert gefragt.

Einen schönen 1. Mai
wünscht Jürgen

Internet-Tipp: https://de.geocities.com/oettingjuergen


Antonius antwortete am 01.05.03 (14:26):

@ SIEGI
und @ Medea

Ja, ich habe die Überschrift von SIEGI falsch erfasst, im nachfolgenden Text ist das nicht mehr drin - wie ich es gelesen hatte. Pardon!

Trotzdem, für die Diskussion: Aber warum Isolierung und "lebenslanges" Wegschließen; wohl nicht nur für 12 oder 15 Jahre gemeint?
Also beeinflussen, helfen, therapieren kann der Fachmann/frau einen solchen Verbrecher (Sexualmörder, Triebtäter...) nicht mehr..?


Medea. antwortete am 02.05.03 (15:50):

Ich bin seit ...zig Jahren Schöffin und habe dadurch viel mit kriminellen Drogenabhändigen oder Drogendealern zu tun. Um einer härteren Strafe zu entgehen, werden von Verteidigung und Angeklagtem jede Menge Versprechen gemacht , sich so schnell wie möglich in einen Entzug zu begeben, es sei der größte Wunsch, wieder clean zu werden, das Gericht möge doch bitte noch einmal eine Chance dazu geben, diesesmal sei es wirklich ernst ...
Der allerkleinste Prozentsatz schafft es dann wirklich, die weitaus größere Zahl sind die Abbrüche, das Abhauen aus der Klinik, aus der Therapie.
Der Resozialisierungsgedanke war vor ca. dreißig Jahren revoltionär, "Therapie statt Strafe", stationäre Drogen-Entwöhnungs-Behandlung - was wurde nicht alles unternommen. Inzwischen glaube ich längst nicht mehr an dieses Konzept.
Die vielen Verfahren immer in der gleichen oder ähnlichen Sache beweisen es mir - und die Beschaffung für das Geld der Drogen wird immer brutaler und gewalttätiger. Ich glaube, es müssen andere Wege beschritten werden, um dem "homo criminalis" beizukommen.


Antonius antwortete am 02.05.03 (21:32):

Ja, immer wieder: Es gibt immer wieder Enttäuschungen - und unterschiedliche Erfahrungen: Seit unserem Abitur vor 35 Jahren argumentieren ein Konabiturient (jetzt Vorsitzender Richter, an einem LG) und ich unterschiedlich:
Er hat oft die Leute vor dem Richtertisch, die sich dort immer wieder einfinden, besonders bei Abhängigkeit von neuen Drogen; unverbesserlich sozusagen; immer elender, immer isolierter, immer verlassener...
Ich verweise auf Untersuchungen und Erfahrungen in privaten psychosomatischen und psychiatrischen Kliniken, die natürlich teuer sind (bei Tagessätzen bis 350 ä) - und mit keiner Routine in den Landeskrankenhäusern verglichen werden können - und hohe Gesundungsraten haben, auch noch nach drei, vier Jahren. Deren Klientel ist natürlich auch eine soziale Auslese: Freiberufler, Akademiker, Lehrer, Wirtschaftsleute (die häufig zu Intervalltherapien kommen).
Das ist natürlich eine Zwei-Klassen-Medizin-Gesellschaft. Und wer sich das einmal in einem LKH oder auf der psychiatr. Station eines Stadtkrankenhauses angesehen hat, weiß, warum.. (Auch Schüler erzählten mir von Situationen und Zumutungen in LKH.s, denen sie sich durch Weglaufen entzogen haben. Und wieder versagt hatten...)
Aber wer einen Menschen abschreibt - ob als Mutter, Vater, Lehrer, Richter - der sorgt mit dafür, dass ein junger Mensch kein Vertrauen in sich und die Verlässlickeit der anderen entwickelt.


Siegi antwortete am 03.05.03 (01:37):

@Antonius,


ebenfalls pardon, ich war lange nicht in dieser Rubrik. Meine persönlichen Erfahrungen mit Psychotherapeuten lassen mich glauben, dass es besser ist auf Nummer Sicher zu gehen. Was jetzt aber widerum auch nicht heissen soll, dass ich für Mord generell Lebenslänglich fordern würde, denn es gibt ja die verschiedensten Motive für derartige Gewaltverbrechen. Es gibt Morde im Affekt, Mord aus Gier, Gewinn-, Hab- u. Eifersucht usw. usf., was nun widerum Sache der Gerichtsbarkeit ist. Eine kleine Anmerkung aber kann ich mir nicht verkneifen *g*. Jeder dieser verurteilten Personen ist sehr gut in der Lage sich sein Essen und Trinken selbst zu verdienen um den Staat zu entlasten. Um eine solche Möglichkeit zu schaffen, würden mich keinerlei Kosten und Aufwände reuen. Ein gesundender Körper bei schwerster Arbeit formt einen gesunden Geist. Das ist wohl eine Binsenweisheit!

Beste Grüsse


Antonius antwortete am 03.05.03 (11:36):

Ja, Erziehung - auch körperliche Arbeit tut Not..!
Wer in einer dieser teuren "weißen Kliniken", die ja meist mit den blauen Kranken (Alkoholiker oder workaholics) ihr dickes Geld verdienen, mitzieht - hat die Chance für ein neues Leben.
"Erziehung" - ja! Weil ich glaube, dass heute die Werbefuzzis (hauptsächlich in dem TV-Unsinn und ihren Ablegern) die Lebenschancen von Jugendlichen und ungefestigten Erwachsenen mit ihren Sprüchen und Bildern absolute Seelen-Krieg betreiben; und leider mehr Einflusss haben als die Kirchen mit ihrer Verkündigung und ihren Verheißungen.
So was hat z.B. der Prof. Opaschowski erforscht... Das System ALDI hat mehr Attraktion als "Kirchen" zu unserer Zeit überhaupt.


Antonius antwortete am 03.05.03 (11:49):

An Jürgen!In Deinem Aufsatz:

"Es gibt nur einen Ausweg, auch wenn er derzeit nicht sonderlich "angesagt" ist: Drogenfreigabe! Denn erst dann könnten "Gesundheits"-Politiker und Juristen "sehen", was sie auch schon jetzt wissen könnten - aber nicht wissen wollen. Dass man, wenn man Sucht und Kriminalität trennt, der Sucht (soweit möglich) therapeutisch begegnen kann. Und zwar nur dann! Dass unverschnittenes Heroin weniger gesundheitsschädlich ist als Alkohol, ganz einfach weil es vom Körper nicht aufwändig und schädigend verarbeitet werden muss (Leberschäden), denn es ist den körpereigenen Endorphinen chemisch identisch. Und dass fremdgefährdende Straftaten massenhaft im Alkoholrausch verübt werden, nie aber im Drogenrausch. Die Drogenkriminalität ist eine reine Beschaffungskriminalität, die Alkoholkriminalität ist reine Wirkungskriminalität. Was denn nun ist gefährlicher für die Gesellschaft?"

Nein - Drogenfreigabe nicht unter unseren heutigen Bedingungen. Unter Kontrolle, jein, da sie wiederum Probleme schafft! Wir haben in unserer Gesellschaft und unseren häufig veränderlichen Familien nicht Vorbedingungen, als Erfahrung und Hilfsmöglichkeiten für und mit allen Drogen; selbst bei Alkohol und Nikotin reicht es nicht, die Probleme nur zu vermindern. Und das Steuer-Geld, das abgeschöpft wird, fließt in andere Kanäle. -
Ein Mädchen (seltener ein Junge) kann von heute auf morgen -durch eine Liebesbeziehung völlig aus dem Rahmen der Familie und Freundschaften als Gruppenbeziehungen rausfallen. Wenn es hier Angebote (ob Kirche oder polit. Beratungen) Hilfe anbietet, ...gerne! Aber der Umgang mit den bisher "verbotenen" Drogen bedeutet - außer bei sog. 68er Eltern ode wenn ein netter Mensch als Onkel oder Tante da ist - ein Versteckspiel und Zwang und das Herausfallen aus dem familiären Kontext! Hier ist der soziale Rahmen fast immer gebrochen.
Die Drogen, die Du meinst, Jürgen, sind also nicht das primäre Unglück, aber der kulturelle Rahmen, der hier nicht mehr paßt und auf Generationen nicht passen wird.


Jürgen Oetting antwortete am 03.05.03 (12:28):

Hallo Medea,

>"Therapie statt Strafe", stationäre
>Drogen-Entwöhnungs- Behandlung -
>was wurde nicht alles unternommen.
>Inzwischen glaube ich längst nicht
>mehr an dieses Konzept.
Am Konzept "Therapie statt Strafe" habe ich (und ich habe täglich beruflich damit zu tun) auch ganz erhebliche Zweifel. Dazu habe ich ja den Artikel "Kritik der Zwangtherapie" geschrieben - siehe meine homepage. Da ist auch noch ein langer Text über einen Mann, der über 30 Jahre drogenabhängig (und somit automatisch kriminell) ist: "Forever young - Forever Junkie?" Da kann man schön lesen, wie es wirklich abgeht...

>Ich glaube, es müssen andere Wege
>beschritten werden, um dem "homo
>criminalis" beizukommen.
Ich meine ja, dass die Drogenabhängigen per Betäubungsmittelgesetz zu Kriminellen gemacht werden. Mein Vorschlag ist ja inzwischen hier bekannt: Drogenfreigabe. Dann gäbe es auf einen Schlag zehntausend "Kriminelle" weniger in Deutschland.

Ein schönes Wochenende
(mit weniger Regen als hier oben)
wünscht Jürgen Oetting

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Jürgen Oetting antwortete am 03.05.03 (12:45):

Hallo Antonius:


du meinst zu meiner Forderung nach Drogenfreigabe:

>Nein - Drogenfreigabe nicht
>unter unseren heutigen Bedingungen.
An irgendeiner Stelle muss man ja beginnen, Bedingungen zu ändern. Und die Bedingungen, unter denen die vielen (trotz Verbot) Drogenabhängigen leben müssen, sind höllisch - und es endet oft im Knast.

>Die Drogen, die Du meinst, Jürgen,
>sind also nicht das primäre Unglück
Sind Drogen nie - erst ihr Gebrauch macht sie entweder zu Genussmitteln oder Teufelszeug.

>aber der kulturelle Rahmen, der
>hier nicht mehr paßt und auf
>Generationen nicht passen wird.
Vermutlich nehmen so viele Menschen Rauschmittel, weil sie im kulturellen Rahmen nicht mehr klar kommen. Da wird dann die Diskussion zirkulär - und deshalb ist es egal, an welcher Stelle man mit Veränderungsversuchen ansetzt. Nur: Irgendwo sollte man beginnen!

Gruss
Jürgen Oetting

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