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THEMA:   Die Lehre von Tschernobyl: Raus aus der Atomenergienutzung. Der Ausbau erneuerbarer Energien muss vorangetrieben werden.

 11 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 26.04.03 (12:57) mit folgendem Beitrag:

Das Kernkraftwerk Tschernobyl liegt im weißrussisch-ukrainischen Waldgebiet am Ufer des Flusses Prepjet (auch Pripyat geschrieben), der in den Dnjepr mündet. Vor 17 Jahren - in der Nacht vom 25. auf den 26. April 1986 - kam es dort zu einer atomaren Kettenreaktion und einer Explosion.

Wie viele Menschen sind direkt betroffen vom Unfall in Tschernobyl? - 350.400 Menschen wurden umgesiedelt. 4.500.413 leben immer noch in kontaminierten Gebieten. 858.646 sogenannte Liquidatoren gab es (1986/87 292.244, 1988/89 566.402)... Menschen, meistens zwangsverpflichtete Soldaten, die bei den Aufräumungsarbeiten unmittelbar in der "heissen Zone" eingesetzt waren und strahlendes Material bargen, viele davon heute strahlenkrank. 148.274 Invalide aufgrund der hohen Strahlenbelastung wurden im Jahr 2000 gezählt. - Wie viele Menschen sind also direkt betroffen? - Insgesamt 7.103.630 Menschen (Stand: 2000, 1.823.153 in Weissrussland, 2.091.000 in Russland, 3.189.477 in der Ukraine).

Quelle... UNITED NATIONS OFFICE FOR THE COORDINATION OF HUMANITARIAN AFFAIRS (OCHA):
The Human Consequences of the Chernobyl Nuclear Accident: A Strategy for Recovery
A Report Commissioned by UNDP and UNICEF with the support of UN-OCHA and WHO, 25 Jan 2002
https://www.reliefweb.int/library/documents/2002/undp_rus_25jan.pdf [PDF, Acrobat Reader erforderlich]

Auf die Gefahren und auf die immensen Kosten des Atomstroms kann es nur eine Antwort geben: Raus aus der Atomenergienutzung. Der Ausbau erneuerbarer Energien muss vorangetrieben werden.

Internet-Tipp: https://www.ecotrip.de/Aktuell/03_2002/aktuell_03_2002.html


Siegi antwortete am 26.04.03 (15:04):

Eine Zeitbombe auf der wir sitzen, jawohl. Unsere Atomkraftwerke liegen "humanerweise" etwas grenzweiter entfernt :-). So mancher Nachbarstaat jedoch baut die Dinger möglichst nah an seine Anrainer heran, ebenfalls wohl aus "humanitären" Gründen? Was ist eigentlich aus diesem Wasserstoff geworden, der so gewaltige Möglichkeiten in sich birgt? In Windkraft und Sonnenenergieforschung sollte zwar weiter "investiert" werden, obwohl sie uns in absehbarer Zeit wohl nicht diese gebrauchte Stromabdeckung bringen können.

Aber es ist wieder bezeichnend, dass gerade in Kriegszeiten derartige Forschungen(ganz nebenbei) enorme Sprünge nach vorne machen konnten. Wenns kracht dann fliessen die Gelder ganz hemmungslos. Man fördert, weil es der Gegner vermutlich ja auch tut, Erfindungen die rein oberflächlich gesehen gar nicht unbedingt Erfolgsversprechend sind. Nur durch diese, eigentlich Widersinnigkeit, gelang es ganz plötzlich, neue, gar nicht erahnte Möglichkeiten zu entdecken.
Aber dafür fehlt im Frieden das Geld. Würde man nur den rein militärischen Aspekt beiseitelassen, hätten diese Milliarden Rüstungs und Erhaltungskosten doch schon längst den Weg zu einer umwelt u. menschenverträglicheren Energiegewinnung gewiesen! Hierzu nötig ist eine geeinte Welt und weniger Muskelspiele der Wahnsinnigen.

Beste Grüsse


schorsch antwortete am 26.04.03 (18:22):

In der Schweiz wird am 18. Mai u.a. darüber abgestimmt, ob das Land weiterhin auf die Atomenergie setzen solle.
Merkwürdig: 8 von 10 Leserbriefen sind offenbar Anhänger der A-Werke!

Oder denken sie vielleicht: So lange ich noch lebe, wird wohl nix passieren - und nach mir sie Syntflut!


Felix antwortete am 26.04.03 (18:47):

Bei uns in der Schweiz ist die Frage eines Ausstiegs aus der Kernenergie hochaktuell.
Am 18. Mai stimmen wir ab über zwei Volksinitiativen:
Die erste Initiative:
"Strom ohne Atom - für eine Energiewende und die schrittweise Stilllegung der Atomkraftwerke."
Vorgesehen ist die stufenweise Stilllegung zwischen 2005 und 2014. Zuerst die älteren dann die neueren Anlagen.
Die zweite Initiative:
"Moratorium plus - für die Verlängerung des Atomkraftwerk-Baustopps und die Begrenzung des Atomrisikos."
Es geht um eine Verlängerung des Baustopps um 10 weitere Jahre. Ob ein AKW länger als 40 Jahre in Betrieb bleiben kann hängt von entsprechenden Sicherheitsüberprüfungen ab und hängt weiter von einem Volksentscheid ab.
Beide Initiativen werden vom Bundesrat und der Bundesversammlung (National- und Ständerat) zur Ablehnung empfohlen. Ebenso werden die Initiativen von den bürgerlichen Parteien und Wirtschaftskreisen abgelehnt. Dafür sind die Grünen und die Linke.
Es wird dem Volk auf die übliche Weise Angst gemacht: Energieknappheit, Verlust von Arbeitsplätzen, Verteuerung des Stromes, Auslandabhähigkeit etc.
Anderseits wird die Sicherheit unserer AKWs hervorgehoben und das Entsorgungsproblem verniedlicht ... man habe in der Schweiz alles im Griff!
Immerhin dürfen wir bei uns direkt mitentscheiden ... in welchen sogenannten Demokratien gibt es das sonst?


Barbara antwortete am 26.04.03 (23:10):

Die Nutzung der Atomkraft in Deutschland ist sicher...

Näheres siehe Link:

https://www.welt.de/daten/2002/08/06/0806h1348994.htx

Internet-Tipp: https://www.welt.de/daten/2002/08/06/0806h1348994.htx


Hanne antwortete am 27.04.03 (07:24):

@ Schorsch,

die Sündflut wird's dann erledigen. Atomreaktoren passen nicht auf 'ne Arche.


schorsch antwortete am 27.04.03 (10:00):

Da ich nur etwa 1 km von einem AKW entfernt wohne, brauche ich mich wegen dem Überleben bei einem GAU keine Sorgen zu machen. Mehr Sorgen müss(t)en sich jene machen, die weiter weg wohnen - und deshalb vielleicht "nur" ihr restliches Leben als Krüppel verbringen müssen.....


Barbara antwortete am 27.04.03 (10:21):

Schorsch,

ich denke, wir haben auch eine Verpflichtung unseren Kindern und zukünftigen Generationen gegenüber. Keine Generation vor uns hat ihren Nachkommen derart gefährliche Altlasten hinterlassen.

Mich belastet das.

Es gibt Alternativen. Sie würden sogar vielen Menschen Arbeitsplätze bringen, weil eine verantwortungsbewusste Energieversorgung durch regenerative Energiequellen dezentral erfolgen wird. Es würden sehr viele kleine Betriebe davon profitieren und nicht die multinationalen Energiekonzerne....

Da liegt wohl der Haken...


Simba antwortete am 27.04.03 (14:45):

Bei uns in Österreich baute man auch mal ein Atomkraftwerk, das jedoch nie in Betrieb genommen wurde, weil dies durch eine Volksabstimmung verhindert wurde. Wir haben jetzt selbst zwar kein Atomkraftwerk, jedoch sind andere rings um unser Land plaziert, und die radioaktiven Wolken werden wohl nicht um ein Visum ansuchen ob sie zu uns kommen dürfen- sollte wirklich mal was passieren. Das schlimmste davon ist das in Temelin, wo schon beim Probebetrieb eine Störung nach der anderen auftrat. Man hat bei uns demonstriert und Strassensperren errichtet - geholfen hat alles nix - die Atomlobby ist wohl mächtiger als wir...

Internet-Tipp: https://www.muettergegenatomgefahr.at/2aktion/update/archiv.php?select=all


Wolfgang antwortete am 29.04.03 (12:21):

Wie der Ausbau erneuerbarer Energien beispielhaft vorangetrieben wird, kann man in Bayern beobachten: In Hemau (das ist ein Ort im Landkreis Regensburg) wurde kürzlich der dritte Solarpark Bayerns eröffnet... Eine Anlage, die jährlich vier Megawatt Strom erzeugen und damit den Jahresverbrauch von 4.500 Menschen decken kann.

Lukrativ für Anleger ist die Anlage ausserdem noch. Rein privat per Fondsanteile (ab 5.000 Euro) finanziert, verzinst sich das eingesetzte Kapital mit 7 Prozent jährlich (bei einer Laufzeit von 20 Jahren).

Da sowohl die endlichen Öl-/Gas-Vorräte als auch die endlchen Atomvorräte ihr Produktionsmaximum in den nächsten Jahren erreichen werden, verschiebt sich die Wirtschaftlichkeit immer mehr zugunsten erneuerbarer Energien. Ein Ende der schmutzigen, nicht-nachhaltigen und gefährlichen Öl- / Gas- / Atomenergiebasis ist in Sicht. :-)


Wolfgang antwortete am 01.05.03 (17:52):

Das Zeitalter der billigen Energie aus fossilen und atomaren Quellen nähert sich dem Ende. Wenn die geförderte Menge von Öl/Gas/Uran unter die Menge neu gefundener förderbarer (also potentieller) Mengen sinkt (Ökonomen sprechen nach ihrem 'Erfinder' M. KING HUBBERT vom "Hubbert Peak"), steigt der Preis von Öl/Gas/Uran auf den Weltmärkten dramatisch an (s. Link). Die Preisbewegungen können für eine gewisse Zeit gedämpft werden oder kurzfristig sinken. Aber der Trend ist eindeutig: Energie aus Öl/Gas/Uran wird sehr teuer und für die meisten Menschen unbezahlbar werden.

The Global Hubbert Peak
Forecast of Future Global Oil Output
https://www.hubbertpeak.com/midpoint.htm

Genau um diesen Punkt - den "Hubbert Peak" - herum befinden wir uns gerade. Der Kampf um endliche billige Energieträger geht in die letzte Runde.

Es bewahrheitet sich, was kluge Leute vorausgesagt haben: Die Energiewirtschaft des "Westens" - die Basis seines relativen Wohlstandes und seiner technischen und damit militärischen Überlegenheit gegenüber traditionellen Gesellschaften der sogenannten "3. Welt" - ist nicht nachhaltig und vernichtet innerhalb der nächsten Jahrzehnte seine Basis.

Diese klugen Leute arbeiten seit vielen Jahren auch an Rezepten, wie dieser für den Westen tödlichen Gefahr begegnet werden kann... Es geht: Mit einem radikalen und schnellen weltweiten Umbau der unbrauchbar gewordenen nicht-nachhaltigen, ineffizienten, schmutzigen, unsicheren und gefährlichen Energiewirtschaft auf der Basis endlicher Energieträger hin zu einer nachhaltigen, effizienten, sauberen, sicheren und ungefährlichen Energiewirtschaft auf der Basis praktisch unendlich vorhandener Energieträger. - Eine Revolution erleben wir in diesen Tagen. Die eine Zeit ist noch nicht ganz gegangen und die andere Zeit ist noch nicht ganz gekommen. Eine spannende Zeit... Keine Zeit für Ewiggestrige und Ängstliche... :-)

Webtipp...

The Coming Global Oil Crisis - Hubbert Peak of Oil Production
https://www.hubbertpeak.com/

Internet-Tipp: https://www.hubbertpeak.com/midpoint.htm


henner antwortete am 01.05.03 (19:20):

@ Wolfgang Deine Voraussage :Energie aus Öl/Gas/Uran wird sehr teuer und für die meisten Menschen unbezahlbar werden:
,,könnte über kurz oder lang zutreffen,beunruhigt mich jedoch keinesfalls.Es sind nicht die fossilen Ressourcen die demnächst (in Jahrzehnten betrachtet)eine große Rolle spielen werden ,sondern nach meiner Ansicht wird es so bleiben wie es ist.Angebot und bezahlbare Nachfrage nach Energie werden sicherlich entscheidend sein bei der Entwicklung zukunftsträchtiger Energieangebote.Sobald es für einen eingesetzten ä oder $ bei Gas und Erdöl weniger Rendite gibt als bei anderen (Wasser,Gezeiten,Wind,Solar,Erdwärme, Kernfussion,Wasserstoff, u.a) Energieträgern,werden wir gar nicht so schnell uns wundern können ,wie diese ersetzt werden.Das nötige know how,die technischen Möglichkeiten,die erfordelichen Finanzen,alles wird reichlich vorhanden sein,wenns soweit ist.Unsere Nachfahren werden sich sehr schnell an die Vergangenheit von Erdöl undo Erdgas als Energieträger gewöhnen ,wie wir bei Holz,Holkohle,Torf,Braunkohle Uran,,,
Zur Kernenergie möchte ich mich hier nicht äußern,da Ihr meiner Ansicht nach -mit wohlwollender Unterstützung der Erdöl und Steinkohlelobby -in den letzten Jahrzehnten ein ungeheures Negativimmage verpasst wurde.Demgegenüber steckt die medienwirksame Warnung vor den Gefahren der militärischen Atomnutzung auch heute noch in den Kinderschuhen.