Impressum

Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Weit ab vom Schuss

 10 Antwort(en).

Rosmarie begann die Diskussion am 08.04.03 (17:26) mit folgendem Beitrag:

Mein Zorn und meine Wut, aber auch mein Kummer sind zur Zeit nicht mehr zu überbieten.

Da sitzt ein Mr.president schön im Trockenen, betet jeden Tag zu Gott und glaubt zu den Erwählten zu gehören und schickt junge Landsleute in einen mörderischen Krieg. Ich möchte nicht wissen, wieviele dieser jungen Menschen später nicht mehr in ein normales Leben zurückfinden werden, weil sie die Bilder des Grauens in sich herumtragen müssen bis zu ihrem Tod. Jeder Tote, gleich auf welcher Seite wird Bush anklagen...vermutlich geht aber das an seinem A.....
vorbei, denn er ist überzeugt im Recht zu sein und Irak die Freiheit zu bringen.

Was mich umtreibt ist der Gedanke, wie Menschen sich ohne Strom und vor allem ohne Trinkwasser zurechtfinden müssen.
Bei jeder WC Spülung mit Trinkwasser! könnte ich heulen!!!!
Das Städtchen Umm Kasr ist seit Tagen ohne Wasser. Ist das die von Bush und Blair so hoch gelobte Freiheit?

Meine Frage an Euch: Glaubt Ihr, dass das irakische Volk
nach Kriegsende wieder in einen Normalzustand zurückgeführt werden kann? Ich befürchte, dass ähnliche Zustände wie s.Zt. im schönen Libanon einkehren werden. Kann ein Volk
das verzeihen was ihm zur Zeit angetan wird?


Karl antwortete am 08.04.03 (17:54):

Liebe RosemarieV,

ich empfinde ähnlich. Unglaublich ist auch wie einfach offenbar akzeptiert wird, dass Menschen auf Verdacht mitsamt ihrer Familie umgebracht werden dürfen. Da wird völlig zu Recht ein despotischer, unmenschlicher Diktator angeprangert, der sogar seine Familienangehörigen umgebracht haben soll, zugleich aber macht man wie selbstverständlich alles platt, was in Verdacht steht, ihm räumlich nahe zu sein.

Auch bei der "Suche" nach anderen Schergen des irakischen Systems, mit denen ich wahrlich keinerlei Sympathie empfinde, wird mit dem "Holzhammer" vorgegangen. Kurzerhand wird einmal das Wohnhaus von "Chemie-Ali" bombardiert. Pech, wenn man dort Putzfrau oder Klempner war oder Familienmitglied. Ist das rechtstaatlich? Ist im Krieg alles erlaubt? Nein, aber die Genfer Konvention wird verlacht.

Sippenhaft? Offensichtlich wird zur Zeit all das geadelt, was wir noch als spezifische Nazi-Untat in der Schule gelehrt bekamen. Alle Werte werden zur "Verteidigung unserer Werte" auf den Kopf gestellt. So kann das nicht funktionieren. Diese Werteverteidigung vernichtet vieles von dem, woran ich geglaubt habe.

Warum schreien so wenige auf? Die Masse, sie schweigt und das zu sehen deprimiert. Ja viele schweigen nicht mal, sondern schreien "hurra, hurra" und wollen zu den Siegern gehören. Schändlich aber menschlich?

Menschsein auf niedrigstem Niveau!


WANDA antwortete am 08.04.03 (17:56):

ich glaube nicht, dass ein Volk, also der einzelne Iraker dies je verzeihen kann, da setzt sich etwas fest, was man auch bei grösster Toleranz nicht abschütteln kann.
Meine Großeltern hatten eine verdrängte Wut auf die Polen, was wahrscheinlich aus dem ersten Weltkrieg resultierte. Obwohl sie das nie sagten oder direkte Bemerkungen machten, kam es immer wieder durch.


Herbert antwortete am 08.04.03 (18:22):

Ich verstehe Eure Argumente voll und ganz. Auch ich bin gegen Krieg, die Politik hat versagt oder nicht genug Geduld gehabt.
Auch mich packt der Zorn, wenn ich sehe, was ein Diktator alles anrichtet und zu verantworten hat, nicht nur dass er vergoldete Wasserhähne hat, die offensichtlich noch nie benutzt worden sind. Das Volk aber draußen hungert und durstet.
Alles das rechtfertigt jedoch nicht einen Angriff mit den Waffen des 21. Jahrhunderts.
Auf der anderen Seite graut es mir vor dem Gedanken, dass ein Angriff auf einen anderen Staat erfolgen könnte, bei dem chemische oder biologische Waffen eingesetzt werden würden. Dass ein Regime dazu in der Lage und Willens ist, wurde ja bewiesen, vor 15 Jahren als Kurden einfach per Giftgas aus dem Weg geräumt wurden. Alles unschuldige Menschen, sicherlich auch in der Mehrzahl Kinder und Frauen.
Alles hat seine zwei Seiten. Ich bin ratlos, wenn ich sehe, dass die sogenannte freie Welt nicht in der Lage ist, für ein friedfertiges Miteinander zu sorgen. Besonders betrübt mich, dass wir keinen Weg gefunden haben, einen Diktator zu entmachten, der mit Massenvernichtungsmittel "spielt".
Liegt der 11. September 2002 eigentlich schon so weit weg, dass wir vergessen haben, wozu Menschen, die wir als Terroristen bezeichen, unsagbares Leid über vollkommen Unbeteiligte gebracht haben.
Keiner von uns will, dass so etwas sich wiederholen kann.
Eine Garantie dafür gibt es aber leider nicht.
Deshalb bin ich traurig und wütend, zuerst über mich, zugleich.
Das meine Gedanken, aus meiner subjektiven Sicht, zu einseitiger Berichtserstattung und polarisierter Meinungsäußerung. Das Zusammenleben auf der Welt erfordert von allen Seite Toleranz und gegenseitiges Verständnis.


Karl antwortete am 08.04.03 (18:33):

Lieber Herbert,


im Irakkrieg, das werden die Zählungen am Ende ergeben, sind mindestens 10x soviele Menschen umgebracht worden, als am 11. September 2001. Zudem waren diese nun umgebrachten Menschen keineswegs schuldig an diesem ersten Terrorakt.

Auf den Terror vom 11. September ´wurde ein noch barbarischerer Akt oben drauf gesetzt, diesmal von den damaligen Opfern in "blinder"(?) Wut. Nein, nicht in blinder Wut. Ich glaube eher, der 11. September wurde benutzt um lange verfolgte Ziele zu erreichen.

Die US-Administration ist für mich kein zivilisierter Partner mehr, sondern ein Terrorregime. Das sehen viele Amerikaner ebenso. Diese meine Sicht hat nichts mit Antiamerikanismus zu tun. Ich kritisiere eine außer Rand und Band geratene, mörderische Regierung.


mulde antwortete am 08.04.03 (20:09):

Sehen wir oder einige den 11.Sept nicht zu blauäugig?
sicher er war ein Schreckenstag unbestritten.
Nur ich sehe das so - der Krieg im Irak war längst
beschlossene Sache man wußte in der Bushadministration
nur noch nicht der genauen Zeitraum und einen plausiblen
Grund.
Der jetzige Irakkrieg währe auch ohne diesen Schreckenstag
begonnen wurden.
Die Bush -Gruppe hat von anbeginn das amerikanische Volk
siehe die Wahlfarc in Florida und ihre Machenschaften
zum Kiotoprotokoll auch zum Internationalen Gerichtshof
die Menscheit betrogen.


Felix antwortete am 09.04.03 (00:45):

Wer weltweit das grösste Arsenal an Massenvernichtungswaffen besitzt ist ganz eindeutig die USA ... gegen wen eigentlich?
Ich bin heute so weit, dass ich diesem "Schurkenstaat" alles zutraue, wenn es um den Erhalt der Hegemonie gehen sollte.


Barbara antwortete am 09.04.03 (00:57):

Felix,

wie sollen die Amerikaner denn sonst ihre Waffenlager räumen, damit Platz für Nachschub frei wird?
Denk nur an die Rüstungsindustrie.... Wie soll denn die Sparte boomen, wenn es keine Kriege geben würde?

Kamen nicht etliche Gefährten der Bush-Bande aus der Rüstungsindustrie?


schorsch antwortete am 09.04.03 (10:08):

Gestern habe ich Bilder aus Basra gesehen. Da haben verzweifelte Menschen die Kanalisationen angebohrt um das Wasser bekommen, das sie zum Trinken benötigen....

Und dann sah ich noch Bilder, auf denen irakische Kinder mit schreckerfüllten Augen den "Befreier"-Panzern nachliefen und das einzige Wort riefen, das sie auf Englisch konnten: "Water!"


Wolfgang antwortete am 10.04.03 (09:08):

Die Gefahren für die Region und auch für die Welt gehen derzeit eindeutig von den BUSH-Kriegern in Washington aus... Sie überziehen aus eigennützigen vorwiegend wirtschaftlichen Motiven die Welt mit Angriffskriegen - also mit staatlichem Terror - und fördern so den gegnerischen Terror, den sie angeblich verhindern wollen (der ihnen aber in Wirklichkeit willkommener Vorwand ist).

ELIAS KHOURY - im Libanon geboren und Literat und zurzeit Gastprofessor für arabische und vergleichende Literaturwissenschaft an der New York University - prophezeit: "Viel Blut wird fliessen. Bürgerkriege und gewaltsame Unterdrückung werden die Tagesordnung bestimmen. ... Die Amerikaner spielen mit ethnischen und religiösen Gefühlen. Es scheint, als wüssten sie nicht um deren Gefährlichkeit. Das Spiel mit religiösen Gefühlen entfacht das Feuer in der Region." (Quelle... Amerika spielt mit religiösen Gefühlen (von ELIAS KHOURY), ZEIT 16/2003, 10.04.2003)

Webtipp...

Haus der Kulturen der Welt
Elias Khoury
https://www.hkw.de/de/culture_base/KhouryElias/c_index.html

Internet-Tipp: https://www.hkw.de/de/culture_base/KhouryElias/c_index.html


missluka antwortete am 10.04.03 (20:35):

@ Schorsch....ich sehe, man zeigt Euch nur das Beste vom Besten.
Sicher haben sich die Kinder jetzt mal ordentlich satt gegessen....wie lange nicht.....und Wasser haben sie AUCH bekommen. Vielleicht auch noch eine Kekssuppe?? ich kann mich erinnern.....die war besonders gut.