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THEMA:   Witze in Zeiten des Krieges ...

 11 Antwort(en).

Angelika begann die Diskussion am 05.04.03 (13:57) mit folgendem Beitrag:

aus einer dpa-meldung:
«Was haben Saddam Hussein und Indianerbekämpfer General Custer gemeinsam? Beide wollen gern wissen, woher diese verdammten Tomahawks geflogen kommen.» Weltweit kursieren Witze und Satire über den umstrittenen Militäreinsatz am Golf. Harald Schmidt macht da keine Ausnahme. Er sicherte US-Präsident George W. Bush in seiner Show jüngst die Solidarität der Fußball-Bundesliga zu: «Eigentore heißen ab sofort 'Friendly Fire'.»

Nicht über Krieg und Leid wird gewitzelt, sondern über einzelne Personen und ihre Schwächen. Auch in den USA, wo die Mehrheit der Bevölkerung laut Umfragen hinter dem Kriegskurs steht, werden die Ereignisse satirisch begleitet: «Laut CNN gibt es bereits einen Plan für den Irak nach dem Krieg. Das Land wird in drei Zonen aufgeteilt: Benzin, Super und Bleifrei», heißt es auf der Internetseite der «Daily Times».

Zynisch nimmt der amerikanische Komödiant Jon Stewart die oft nicht wahrheitsgetreuen Nachrichten aus dem Pentagon aufs Korn: «Wir haben ihn, den 'rauchenden Colt'. Das ist der Beweis. Wir haben sie gefunden - die Massenvernichtungswaffen, die wir als Vorwand brauchten, um in den Irak einzumarschieren. Es gibt nur ein Problem - sie sind in Nordkorea!»

Humor könne Menschen zweifellos helfen, die etwas Unfassbares zu bewältigen haben, sagt der Zürcher Psychologe und Präsident der Internationalen Humorforschergesellschaft Prof. Willibald Ruch. Das gelte nicht nur für Kriegssituationen. «Humor zum Verarbeiten von Gräuel ist ein gängiges Mittel.»

Es gibt aber noch eine andere Komponente: «Natürlich steigert Schadenfreude den Lustgewinn beim Anhören eines Witzes», sagt Reiner Foerst. Schadenfreude über die Schwierigkeiten der Amerikaner im Irak herrscht auf der russischen Internetseite www.anektdote.ru vor: «Heute wurde im Irak-Krieg der erste Fall gemeldet, dass ein amerikanischer Luftwaffenpilot sich weigerte, britische Stellungen zu bombardieren.»

Das «Friendly Fire» ist auch Witz-Thema in der russischen Zeitung «Komsomolskaja Prawda»: «Lagebesprechung amerikanischer und britischer Piloten im Irak-Krieg. Die Amerikaner zu den Briten: "Ihr fliegt über gefährliches Gebiet, aber wir geben euch Feuerschutz." Daraufhin die Engländer: "Vielleicht sind unsere Chancen größer, wenn ihr das nicht tut."»

Die Pietät setze dem Witz eine Grenze, sagt Foerst. Dies gelte für alle Kriege und alles Leid. Mitunter werde die Grenze des guten Geschmacks jedoch nicht eingehalten. «Schnell vergreift sich ein Witzemacher im Ton, und schon wirkt das ekelhaft.» Es sei aber nichts dagegen einzuwenden, wenn jemand mit Niveau seine politische Meinung in Witzform vorträgt.

In Griechenland, wo viele Menschen den USA noch immer Unterstützung und Duldung ihrer Militär-Junta (1967-1974) vorwerfen, macht man aus seiner Haltung auch in Witzen keinen Hehl: «Ein Flugzeug mit Bush und (dem britischen Premier Tony) Blair an Bord stürzt ab. Wer überlebt das Unglück? Antwort: Die ganze Welt.»

Auch die Briten nehmen sich und ihr Engagement im Golf-Krieg in ihren Zeitungen auf die Schippe: «Britischer Soldat zu einem von Verteidigungsminister Geoff Hoon angestellten Vergleich zwischen den Hafenstädten Umm Kasr (Irak) und Southampton (Großbritannien): Er war entweder noch nie in Umm Kasr oder noch nie in Southampton.»

Das deutsche Satiremagazin «Titanic» nimmt US-amerikanischen Patriotismus aufs Korn. Nachdem eine Kongressabgeordnete in Washington die Überführung gefallener Weltkriegssoldaten in die USA anstieß, riefen die Satiriker ihre Leser zum Verschicken von Knochen von Soldaten nach Amerika auf: «Finden Sie keine Knochen, behelfen Sie sich doch bitte mit einigen Hühnchen-, Schweine-, oder Rinderknochen.» Die französische Zeitung «Le Monde» ihrerseits richtete sich direkt an den US-Präsidenten: «Geben Sie auf, und wir garantieren Ihnen freies Geleit und politisches Asyl in Afghanistan.»


Karl antwortete am 05.04.03 (14:42):

Humor kann helfen, seine Seele zu schützen. Allerdings bleibt mir bei der Brutalität dieses Krieges und der beschönigenden Berichtserstattung hierüber jedes Lachen im Halse stecken.


Wolfgang antwortete am 05.04.03 (16:11):

Ich habe damals viel gelacht im Kino während des Films "Good Morning, Vietnam".. Das ist ein Film im Comedy-Stil über einen durchgeknallten amerikanischen DJ, der täglich auf Sendung ist, um die Frontsoldaten aufzumuntern, damit die besser kämpfen können. Einer seiner Sprüche fand ich besonders lustig:

"Es wird heute heiss und feucht. Das ist zwar toll, wenn man mit einer Frau im Bett ist, aber Scheisse, wenn man im Dschungel sitzt." ;-)


schorsch antwortete am 05.04.03 (18:40):

Wie sonst wäre dieser Krieg noch geistig überlebbar, wenn nicht mit einer gehörigen Portion sarkastischen Humors?


Felix antwortete am 05.04.03 (21:13):

Der Galgenhumor kann ein psychohygienisches Pflaster für die verletzte Seele sein ... Wichtig ist aber der Kontext, der witzige Ton und vorallem das richtige Einschätzen der Zuhörer.
Da könnte ich als Basler viele Situationen aufzählen ... bei denen unser gefürchtete Sarkasmus den übrigen Schweizern und Deutschen in den falschen Hals gelang!

Harmloses Beispiel:

Eine Augenhintergrunduntersuchung machte notwendig, ein Kontrastmittel zu spritzen. Der Arzt fragte mich mit seinem auffälligen St.Gallerdialekt vorher zur Sicherheit, ob ich gegen irgend etwas allergisch sei. "Eigentlich nur gegen Rassisten und Ostschweizer", kam es spitzig von mir zurück!
Der Arzt liess seine Spritze beinahe fallen und fragte verdutzt " ... jää wiä meinet sie das?" Ich musste ihn zuerst beruhigen, damit er seine Arbeit weitermachen konnte.
Lustig ... fand er meinen typischen Basler Humor wahrscheinlich nicht ... lachte aber darüber ... etwas verkrampft so schien es mir.


schorsch antwortete am 06.04.03 (10:21):

Ja lieber Felix, das kommt halt davon, weil die Ostschweiz für Basler bereits in Zürich beginnt - oder Zürich sogar die Hauptstadt davon ist (;--))))


Angelika antwortete am 06.04.03 (11:39):

und wenn ich mich nicht irre, ist Basel für so manche Leute im Engadin bereits Deutschland ... der Röstiäquator und seine Tücken :-)

Ein Schweizer, ein Engländer und ein Amerikaner nehmen im Wald einen Jungen gefangen, den sie an einen Baum fesseln. Auf dessen Kopf legen sie ´nen Apfel und nehmen 30 Schritte Abstand.

Als Erster holt der Schweizer seine Armbrust hervor und zielt auf den Apfel. Die Pfeilspitze durchbohrt den Apfel. Mit mächtiger Stimme rühmt er sich:"I'm Wilhelm Tell!".
Der Engländer vollendet dasselbe mit seinem Pfeil und Bogen und ruft:"I'm Robin Hood!"
Nun tritt der Amerikaner hervor und spannt den Bogen. Er verfehlt jedoch den Apfel und trifft mitten in die Stirn des Jungen. Dazu meint er achselzuckend:"I'm sorry!"


RoNa antwortete am 06.04.03 (15:03):

Dazu meint er achselzuckend: exercise for war-, that's bushtel(l)


Felix antwortete am 06.04.03 (18:54):

Lieber Schorsch ...

es ist noch viel schlimmer ... die Ostschweiz beginnt schon auf der andern Seite der Birs ... in Birsfelden ... einem Vorort von Basel!

Und noch ein anderes persönliches Erlebnis, wie Galgenhumor nicht überall auf Verständnis stösst:

Meiner Frau geht es zur Zeit gesundheitlich alles andere als gut ... trotzdem hilft uns manchmal Humor über den bitteren Ernst der Lage.

Die Beschwerden begannen mit starken Unterleibsblutungen. Bei den Arztbesprechungen war ich meistens dabei und bemerkte dem ursprünglich aus Tschechien stammenden Gynäkologen gegenüber auf meine sarkastische Weise: " Sie ist halt ein Auslaufmodell!" Er erbleichte ... reagierte aber auch sichtbar erleichtert, als er sah, dass meine Frau herzhaft lachte!

Oder ... wenn wir schon bei den Ärzten sind:

Mein Hausarzt wusste, dass ich ein starker Raucher war und machte sich meiner Lunge wegen Sorgen.
"Treiben sie es nicht soweit, dass sie noch in der "Eisernen Lunge" (ehemals Tankrespirator für künstliche Beatmung)landen!" meinte er warnend. Schnippisch gab ich zur Antwort: " Wichtig ist mir nur, dass sie mit einem eingebauten Aschenbecher ausgerüstet ist!"
Witzig? .... frech? ... oder saublöd? ... Ich rauche sowieso schon lange nicht mehr!
Ich weiss nicht, wie ihr auf diesen eher ätzenden Humor reagiert? Vorallem bei echten Berlinern habe ich eine gewisse Seelenverwandtschaft gefunden.


Nuxel antwortete am 06.04.03 (20:06):

Hallo,Felix

reagieren?
ich denke,man muss nachempfinden können,was Deine Frau und Du bewältigen müssen,dann kann man auch den verzweifelten Versuch von *ätzendem Humor* ansatzweise verstehen.
So wird ein Gegengewicht geschaffen,um die dunkle Sorge nicht übermächtig werden zu lassen.

Ich grüsse Euch

Nuxel


schorsch antwortete am 07.04.03 (11:06):

Herzliche Grüsse an Deine Frau, lieber Felix. Du hast Recht mit Deiner Einstellung, dass man solche Ereignisse im Leben nur mit schwarzem Humor überstehen kann. Was würde es denn nützen, sich Die Haare zu raufen und/oder auf den Knien wehklagend herum zu rutschen! Wäre dem/der Leidenden denn damit auch nur ein bisschen die Schmerzen genommen?!

Ich denke oft an euch.....


Ullika antwortete am 09.04.03 (13:31):

Kofi Annan: "Mr. Rumsfeld, welchen Beweis haben Sie, dass der Irak Massenvernichtungswaffen besitzt?"

Donald Rumsfeld: "Wir haben die Quittungen aufgehoben."