Impressum
Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"
THEMA: Induziert der Irakkrieg einen neuen Schub der europäischen Einigung?
25 Antwort(en).
Karl
begann die Diskussion am 03.04.03 (17:06) mit folgendem Beitrag:
Welche Lehren wird Europa aus dem Irakkrieg und seiner Zerrissenheit hierüber ziehen? Mit großer Aufmerksamkeit habe ich in den letzten Tagen Signale aus London wie aus Berlin registriert, die vermuten lassen, dass allen Seiten daran gelegen ist, das Projekt "Europa" nicht scheitern zu lassen. Es mag sein, dass die Differenzen", die derzeit zwischen den Regierungen der USA und Großbritanniens deutlich werden, vor allem von London aus taktischen Gründen offen ausgetragen werden. Bei einer dem Krieg kritisch gegenüberstehenden eigenen Bevölkerung macht es sich gut, wenn der Eindruck erweckt wird, Blair würde nicht kritiklos alles schlucken, was Bush oder US-Regierungsmitglieder verkünden.
England wird keinen Feldzug gegen den Iran oder gegen Syrien mitmachen (so zumindest die derzeitige Haltung). Blair möchte auch, dass die UN nach dem Krieg und nicht die Amerikaner die Macht im Irak übernimmt. Obwohl letzteres keineswegs notwendigerweise viel besser für die Iraker sein muss als die offene Besatzung durch die Amerikaner, wird Blair hart arbeiten müssen, um diesen Kurs gegen die Interessen der USA durchzusetzen. Hier ergeben sich auch neue Möglichkeiten für eine europäische Kooperation und ich vermute einmal, dass sich die Regierungschefs diese Chance nicht entgehen lassen werden, einmal Einigkeit gegen die USA zu demonstrieren.
Auch Blair muss erkannt haben, dass es ein politisches Gegengewicht gegen die erdrückende Übermacht der USA benötigt. Speziell in Zeiten, in denen nicht mehr naiv davon ausgegangen werden kann, die Amerikaner hätten das Wohl "aller" im Auge, sondern eher im Gegenteil mit brutaler Härte und Grausamkeit demonstriert wird, dass sogar das internationale Recht und die Menschlichkeit hinter den amerikanischen Weltmachtansprüchen zurücksteht, in diesen Zeiten ist es notwendig, dass sich Europa einigt.
Verantwortliche Politik kann nicht bedeuten, Europa als neuen Feind der USA aufzubauen. Der US-Administration muss aber klar gemacht werden, dass Partnerschaft zum gegenseitigen Nutzen nicht reduziert werden darf auf "gemeinsam Krieg zu führen". Wenn sich hierin die gemeinsamen Werte erschöpfen würden, sollten wir darauf verzichten. Der selbstverständliche Wunsch auf Freundschaft mit den USA muss deshalb einhergehen mit dem Verzicht auf Feindschaft zu anderen Kulturen und deren Unterjochung. Freundschaft zu den USA für Europa darf nicht bedeuten, sich mit einer gewissenlosen Administration zu verbünden, um den Rest der Welt zu schlagen. Freundschaft sollte bedeuten zu versuchen, die USA wieder an die gemeinsamen Werte zu erinnern, die sie gerade dabei sind zu vernichten.
Der zur Zeit tobende, grässliche Krieg hat hoffentlich allen vor Augen geführt, dass diejenigen, die sich gegen diesen Krieg sperrten, die wahren Freunde Amerikas waren. Dieser Krieg kommt die USA enorm teuer, nicht nur an Dollars und Menschenleben, sondern vor allem an Ansehen und damit langfristig an Einfluss. Diese Einsicht sollte den Europäern helfen sich zusammenzufinden.
Europa kann vorleben, wie ehemals verfeindete Völker eine stabile friedliche(re) Welt bauen können.
|
KlausD
antwortete am 03.04.03 (19:04):
Dein Wort in Gottes Ohr ,Karl!!
Europa muß sich einigen auf eine gemeinsame Friedenspolitik!
Europa muß zum friedlichen Pol in der Welt wachsen!
Europa kann -muß den USA nicht unbedingt friedlich verbündet bleiben.
Die Amerikaner haben innerhalb von 5 Jahren Europa zu räumen!
Wenn man das nicht konsequent durchsetzt,geht das Morden in der Welt weiter. Vor allem können wir dann der Welt nicht beweisen,daß wir es ernst meinen. Ca. 300 Millionen Amerikaner berauben die gesamte Welt! Wenn es nicht über scheinbar legale Wege geht (Wirtschaft...), werden Kriege angezettelt.
|
KlausD
antwortete am 03.04.03 (19:58):
"Das Geheimnis des außerodentlichen Menschen ist in den meisten Fällen nichts als Konsequenz." Buddha
|
Wolfgang
antwortete am 03.04.03 (22:03):
Heute das Treffen der NATO-Aussenminister (inklusive dem russischen Aussenminister) in Brüssel... Ich schaue selten TV; ich hätte es auch heute nicht tun sollen... Eine Gesellschaft, wie die in Frankensteins Runde. Ein bis gestern noch von den belgischen Behörden gesuchter mutmasslicher Kriegsverbrecher - COLIN POWELL - lächelt an und wird zurück gelächelt. Händedrücke. Smalltalk. Gepflegte Atmosphäre. Man sei sich einig im Ziel (den Irak zu befrieden, will heissen, den Irak auszubeuten), nur in den Mitteln gäbe es noch Unterschiede (ein wenig mehr Europa, ein wenig weniger Amerika, man wird sich einigen).
Niemand der anderen Frankensteins springt auf und schreit: Mörder!
Ich denke an das irakische Kind - Du erinnerst Dich, Karl, das, dem der halbe Kopf fehlte. Einer, der massgeblich an seinem Mord Verantwortung trägt, steht mitten im Raum und geniesst die Ehrerbietung.
Drum herum die Vasallen... Die, die schon immer dabei waren und die, die sich beeilen, dabei zu sein. Der französische Aussenminister - bislang einer der härtesten Kriegsgegner - ist voll auf US-Linie. Sein deutscher Kollege ziert sich noch, verspricht aber, gründlich nachzudenken.
Ich denke an das irakische Mädchen. Es ist leider nicht mehr unter uns und kriegt nicht mehr mit, wie sich die Leichenfledderer gerade einigen. Keiner hat Dein Bild hochgehalten, irakisches Mädchen! Nicht ein einziger! - What's next?", wird heute in amerikanischen Zeitungen spekuliert. "U.S. set sights on Iran, North Korea" - Ich empfehle Angelikas Thema eine Ecke weiter: "Die Geschichte wiederholt sich..."
Der Krieg ist (fast) tot! Es lebe der (nächste) Krieg!
|
Karl
antwortete am 03.04.03 (22:26):
Ich verstehe und teile Deinen Groll, Wolfgang. Ich frage mich auch, wie kann so schnell "Normalität" einkehren? Aber worum geht es in der Politik? Um Schadensbegrenzung und jetzt ganz konkret um die Verhinderung der nächsten sich bereits ankündigenden Kriege.
Es ist notwendig auch die USA in die Diplomatie (wieder) einzubinden. Eine Kriegsmaschine dieses Ausmaßes und mit dieser brutalen Skrupellosigkeit ins sprachlose Abseits zu stellen wäre eine Katastrophe. Die Amerikaner können und sollen nicht militärisch (welch perverse Idee wäre das), sie müssen diplomatisch und über das Denken besiegt werden.
Ich sehe zu dem Zusammenschluss der Europäer und zu der transatlantischen Diplomatie keine Alternative. Der Druck der Strasse hat etwas, davon bin ich fest überzeugt, in den Köpfen der Politiker bewegt. Krieg ist durch diesen Irakkrieg nicht wieder hoffähig geworden. Ich hoffe, dass die Kosten-Nutzenrechnung auch für die Skrupellosen zu dem Ergebnis kommt, dass sich Krieg nicht lohnt (Zweifel bleiben leider, die Rüstungsfirmen werden sich die Hände reiben). Es kommt darauf an, dass die Friedensbewegung stark und wachsam bleibt, sie muss noch stärker werden.
Wir dürfen den Krieg über der Keks- oder Schokoladensuppe nicht vergessen, aber es ist notwendig den politischen Dialog zu führen, auch mit den USA.
|
Wolfgang
antwortete am 03.04.03 (22:35):
So lange die BUSH-CHENEY-Öl-Gas-Junta an der Macht ist, und so lange die Mörder des irakischen Mädchens nicht nur frei herumlaufen, sondern weiter über die militärische Macht verfügen, so lange wird es Krieg geben.
Der Dialog muss mit dem besseren Amerika geführt werden - das sind die KriegsgegnerInnen, die derzeit einen schweren Stand haben. Ein Dialog mit den BUSH-Kriegern lehne ich ab. Sie gehören vor ein Gericht.
|
hl
antwortete am 03.04.03 (22:49):
Wollen wir, dass dieser Krieg endet? Ja, natürlich wollen wir das. Wollen wir dass sich etwas ändert im System? Nein, natürlich nicht.
Wir wollen doch nur unsere guten alten Verhältnisse zurück. Dafür spenden wir dann gerne etwas für die armen kriegsgeschädigten Opfer im Irak und gerne helfen wir beim Wiederaufbau mit (auch wenn derzeit noch mit Bomben und Raketen "abgebaut" wird).
Natürlich sind wir entsetzt und betroffen, die armen Kinder!
Aber wir müssen doch wieder zur Normalität zurückkehren. Lasst uns sprechen mit den Mördern und Terroristen. Wir wollen doch irgendwann einmal wieder mit ihnen an einem Tisch sitzen. Der Wiederaufbau muss doch geregelt werden, die Gelder sinnvoll verteilt werden und die Geschäfte wollen wir doch auch nicht aus den Augen verlieren. Kosten-Nutzen-Rechnung, ja das hat Priorität.
Lasst uns also über die Zeit nach dem Krieg sprechen...
******
Verzeih mir, kleines Mädchen im Irak
Verzeih mir ich habe in meiner warmen Wohnung gesessen am Fernseher die Bilder von deiner Stadt gesehen ich sah dich und deine Freundinnen noch lachend im Dreck vor eurer Hütte spielend ich weiss, morgen wird ein Wahnsinniger Bomben auf deine Stadt werfen, vielleicht hast du Glück und du wirst im Schlaf sterben vielleicht aber wirst du auch vor Angst schreiend auf die Straße laufen vor Schmerzen schreiend, weil .. nein, ich kann es mir nicht vorstellen verzeih mir ich habe an meinem PC gesessen leere Worte geschrieben, Bilder gemalt gegen den Krieg, für den Frieden es war sinnlos Vielleicht wird dein Tod den einen Sinn haben, dass wir alle ein bißchen gescheiter werden die Zeichen früher erkennen und den Mut haben etwas zu ändern Vielleicht.. Doch für dich, kleines Mädchen im Irak, wird es zu spät sein und ich bin mitschuldig daran
Verzeih mir
hl **********
"Dialog mit den BUSH-Kriegern lehne ich ab. Sie gehören vor ein Gericht." Ja!
|
Barbara
antwortete am 04.04.03 (00:20):
Heidi, Wolfgang,
ich muss Euch Recht geben: Die Bush-Krieger gehören geächtet, sie gehören vor den Internationalen Gerichtshof und nicht am Verhandlungstisch umschleimt, wo jeder vom dicken Geschäft des Wiederaufbaus ein Stückchen abbekommen möchte.
Mir dreht sich der Magen um, wenn ich diese Heuchelei sehe....
Während täglich ca. 1000 Bomben auf Millionenstädte und ihre Bewohner geworfen werden, trifft man sich beim kalten Buffet und regelt beim Smalltalk die Geschäfte. Sämtliche Volksvertreter sollten sich in Grund und Boden schämen.
Das Allerschlimmste daran ist jedoch, dass das Geschäft vorbildlich geregelt wird, so vorbildlich und gesittet, dass man sich gleich über das nächste Beuteland hermachen kann.... Es läuft ja alles bestens und wir helfen inzwischen kräftig mit....
Grauenhaft! Welcher Zukunft rennen wir entgegen?
Können wir uns vielleicht kurz einmal in die Köpfe unserer arabischen Mitmenschen denken? Was werden sie dabei empfinden? Ihr Leben und ihre Würde sind uns einen Dreck wert. Ihre Länder werden von der westlichen Welt ausgebeutet. Ihr Verderben sind die Ölvorkommen....
Auf diese Weise wird Hass gesät... denkt auch daran irgend jemand?
|
schorsch
antwortete am 04.04.03 (10:03):
@Karl: "...Dieser Krieg kommt die USA enorm teuer, nicht nur an Dollars und Menschenleben, sondern vor allem an Ansehen und damit langfristig an Einfluss. Diese Einsicht sollte den Europäern helfen sich zusammenzufinden...."
Glaubt da wirklich jemand, das kümmere Bush & Co.?
So lange noch in Amerika - und überall sonst - das Kapital mehr zählt als Menschenleben, so lange wird es Machtstreber geben, die mittels Kapital sich das Recht nehmen, über das Leben und das Sterben von Millionen zu bestimmen. Wetten, dass jene, die in Europa das (Kapital-)Sagen haben, nach diesem unseligen Krieg wieder die ersten sind, die ihren (Kapital-)Kollegen in Übersee die Hand drücken und den ehernen (Kapital-)Bund erneuern auf ewige Zeiten!?
|
Felix
antwortete am 04.04.03 (10:10):
Ich hatte die Absicht, an dieser Stelle meine Betroffenheit über das derzeitige Geschehen niederzuschreiben .... Es gelang mir nicht .... ein Würgen ... liess die Worte im Hals stecken ... Ich bin aufgewühlt und traurig ... und muss einsehen, dass ich ausser Protest nichts beitragen kann ...!
|
hl
antwortete am 04.04.03 (10:17):
Protest ist wichtig, Felix.
Der ganz normale Wahnsinn gerade im Nachrichtenticker zusammengefasst:
"US-Kongress billigt 80 Mrd Dollar für den Krieg" "UN hat Zusagen über 1,2 Mrd Dollar für den Wiederaufbau"
|
Barbara
antwortete am 04.04.03 (10:45):
Liebe Heidi,
ergänzt wurde die Nachricht über die genehmigten 80 Mrd.$ mit der Bemerkung, dass Staaten, die sich gegen den Irak-Krieg gestellt haben.... wie u.a. Deutschland.... auf keinen Fall vom dem Geld profitieren dürften...
Außerdem nahm ich in den Sieben-Uhr-Nachrichten meines Regional-Senders eine vollkommen andere Sprache als die der letzten Tage wahr:
die "Befreiung" des irakischen Volkes gehe weiter... Widerstand habe man kaum angetroffen... der Flughafen von Bagdad werde "gesichert"....
Das hört sich doch alles sehr positiv an... Da können wir ja aufatmen...
In den Zehn-Uhr-Nachrichten wurden allerdings recht knapp 320 getötete irakische Soldaten und Dutzende ziviler Toter erwähnt...
Ist das viel? Was ist ein Menschenleben wert... noch dazu das eines "Feindes"?
Verwundert hat mich auch die Meldung über ein Gespräch der Kanzler-Gattin Doris Schröder-Köpf mit Kindern: machmal sei ein Krieg einfach notwendig... dieses müsse Kindern klargemacht werden... nur nicht immer und nicht so häufig...
https://www.abendblatt.de/daten/2003/04/04/141593.html
Ist das wirklich so? Muss das Kindern klargemacht werden? Krieg ist manchmal einfach notwendig?
Ich spüre nur noch Fassungslosigkeit.....
Internet-Tipp: https://www.abendblatt.de/daten/2003/04/04/141593.html
|
Wolfgang
antwortete am 04.04.03 (12:16):
Zerstörung, Aufbau, Zerstörung, Aufbau... Kriege, Phasen zwischen den Kriegen, nicht wert diese friedlich zu nennen, Phasen zur Vorbereitung neuer Kriege... Das vorherrschende westliche wirtschaftliche System und seine politische (Un-)Ordnung braucht den Krieg, lebt vom Krieg, ist der Krieg selbst.
Die US-Army verhandelt gerade mit dem amerikanischen Rüstungsunternehmen Raytheon über eine Beschleunigung der Produktion. Die US-Army hatte bereits vor dem Irak-Krieg über 2000 der neuen Tactical Tomahawks bei Raytheon bestellt. Der Auftrag hat einen Umfang von rund zwei Milliarden Dollar; die Mordwerkzeuge sollten zwischen 2004 und 2009 an die Mörder geliefert werden. Jetzt soll die Produktion von 38 auf 50 im Monat erhöht werden. Der Bedarf ist gestiegen, Du verstehst, totes irakisches Kind.
Raytheon... das sind die, die mit verantwortlich sind für die vielen toten irakischen Kinder und Erwachsene, die per Cruise Missiles umgebracht wurden (Produktliste dieses Unternehmens des Todes s. Link).
Krieg ist gut für Raytheon et al. und auch für Raytheons et al. Regierung, für die BUSH-Krieger. Die planen schon den nächsten Krieg und nennen die Phase dazwischen "Frieden", wo "aufgebaut" werden müsse. Ausgerechnet die reden vom "Aufbau".
Und wieder gibt es Menschen, die dem Gerede der BUSH-Krieger glauben und ihnen auf den ausgelegten zuckersüssen Leim gehen. Obwohl sie doch zeitweise schon auf dem richtigen Weg waren. :-(
Internet-Tipp: https://www.raytheon.com/products/
|
missluka
antwortete am 05.04.03 (00:38):
@ Klaus.........Ihr habt der Welt schon so viel bewiesen, mehr wie Euch eines Tages lieb sein wird. Aber immer feste drauf.....jeder blamiert sich selbst, so gut er kann. Hoffentlich nehmen die Amerikaner die Truppen aus Deutschland.....es waehre Euch zu goennen. @ Heide......."Verzeih mir, armes, kleines Maedchen"... hoert sich an wie der Titel eines Kitschroma's......versuch's doch mal, "VIEL GLUECK". Versuch doch bitte nicht, das Unglueck anderer auszunuetzen.....mit Deinen gefuehlvollen Titteln (????)
Sonst finde ich, laueft doch alles ziemlich gut.......oder wooo schaut Ihr Fernseh'n??
Saddam ist und bleibt das gleiche Ekel.....und wir versuchen unser Bestes.....die Welt von Ihm zu befreien.
Wollen wir nicht ALLE eine bessere Welt???
|
missluka
antwortete am 05.04.03 (00:43):
Glaugt Ihr im Ernst, dass Ihr......mit Eurer quertreiberei, Euch zu "Einem vereinigten Europa" geholfen habt?? Ich befuerchte, da irrt Ihr. WER, denkt Ihr......will mit Euch vereinigt sein??? Frankreich und Deutschland.....ist noch lange kein vereinigtes Europa......sorry
|
Wolfgang
antwortete am 05.04.03 (13:00):
Nie wird so viel gelogen, wie im Kriege. WOLFRAM WETTE - Professor für Neueste Geschichte an der Universität Freiburg - drückt das so aus: "Kein Herrscher eines demokratischen Landes oder auch einer Diktatur will seinen Leuten gegenübertreten und bekennen, dass er einen unprovozierten Angriffskrieg führen will. Das war schon immer unpopulär [...] Weil es heute auch durch das Völkerrecht praktisch unmöglich ist, einen Angriffskrieg zu 'verkaufen', feiert der Begriff 'Verteidigung' immer wieder Urständ - dieses Wort ist einer der am meisten missbrauchten Begriffe in der gesamten politischen Sprache." (Quelle... "Bei Kriegen wird schon immer gelogen" - Interview mit dem Militärhistoriker WOLFRAM WETTE über Lügen als Kriegswaffe - ZDF - 02.03.2003)
Genau so ist es auch mit der Phrase von der "besseren Welt". Eine bessere Welt ist möglich. Es lohnt sich, dafür zu kämpfen. Wenn es aber eine friedliche Welt werden soll, dann müssen auch die Mittel des Kampfes dafür friedliche Mittel sein. Anderenfalls ist die Phrase von der "besseren Welt" nur eine Lüge, um das Abschlachten von (im aktuellen Fall irakischen) Menschen schön zu reden.
|
missluka
antwortete am 05.04.03 (16:28):
@ Wolfgang......anstatt so viele gutlautende Woerter zu schreiben.....denk doch lieber mal nach, dass Du Dich selber gerne hoerst, wissen wir schon. Versuch's mal.
|
bernhard
antwortete am 06.04.03 (09:26):
Von missluka solche Ratschläge zu hören, mutet seltsam an.
|
Wolfgang
antwortete am 07.04.03 (11:16):
Zum Thema "Europa"... Derzeit wird viel ideologischer Nebel verbreitet - von den BUSH-Kriegern sowieso, aber auch von den Kriegsgegnern. Einer dieser Nebelschwaden ist das Gerede von der "europäischen Einigung". Dabei sind, für alle deutlich sichtbar, die Länder Europas mehr oder weniger zerstritten. Als es darauf ankam dem imperium americanum die Stirn zu bieten, versagten die Europäer.
Ich meine: Die Idee "Europa" ist mausetot. Was bleibt sind ein paar rechts- und finanz- und währungstechnische Aktivitäten, der wirtschaftliche Handel untereinander, der Euro, der Versuch, wenigstens innerhalb Europa einigermassen friedlich miteinander auszukommen. Das ist nicht wenig, aber auch nicht sehr viel. Die Idee "Europa" wurde in den letzten Monaten endgültig zu Grabe getragen, vorrangig aus dem Grund, weil die Idee von Anfang an eine Ideologie war.
Europa wird auch künftig das bleiben, was es seit der Neuzeit war: Eine Ansammlung höchst unterschiedlicher Staaten, allerhöchstens ein Staatenbund (und auch der wackelt bedenklich), kein Bundesstaat und mit Sicherheit kein ernst zu nehmender Gegner der amerikanischen Imperatoren.
Das imperium americanum (zu dem auch Europa als Vasall gehört), also der Westen, wird von den Rändern her angegriffen. Die nicht-westlichen Völker werden das "amerikanische Zeitalter" beenden und das Erbe antreten - früher oder später (kein Mensch kann derzeit wissen, wann genau). Ich hoffe, es gelingt ihnen bald, bevor der Westen noch mehr Unheil anrichtet. :-)
|
mechtild
antwortete am 07.04.03 (13:53):
,@ Wolfgang Was verstehst Du unter der Idee Europa? „Was bleibt sind ein paar rechts- und finanz- und währungstechnische Aktivitäten, der wirtschaftliche Handel untereinander, der Euro, der Versuch, wenigstens innerhalb Europa einigermaßen friedlich miteinander auszukommen.“ Mehr will ich gar nicht. Natürlich wäre es mir lieber, wenn die Engländer diesen Krieg nicht unterstützt hätte. Aber die französische Regierung und die deutsche waren doch schon viel. Es ist noch ein langer Weg, bis die europäischen Staaten politisch gemeinsam agieren. Ob es allerdings immer wünschenswert ist weiss ich nicht. Ich finde „Europa“ schon okay als Gegengewicht zur USA. Sonst machen mir so große Einheiten Angst. Ich hoffe die Unterschiede zwischen den Regionen bleiben noch lange erhalten.
|
missluka
antwortete am 07.04.03 (15:45):
@ Wolfgang..........aha......"sonst machen mir so grosse Einheiten Angst" schreibst Du...................endlich mal ein wahres Wort. Neid der besitzlosen..... Der kleine gerne gross.......aber vereinigt seit Ihr noch lange nicht..........das wird wohl noch ein Traum bleiben mussen.
|
bernhard
antwortete am 08.04.03 (10:43):
Das Missluka-Virus. Designed um die USA noch unerträglicher zu machen?
|
missluka
antwortete am 08.04.03 (18:36):
@ bernhard.....Euch habe ich aber leider noch nicht angesteckt. Deinen Hass gibtst Du mal wieder sehr offen zur Kenntniss.
|
Wolfgang
antwortete am 11.04.03 (16:35):
"Was verstehst Du unter der Idee Europa?" fragst Du mich, Mechtild... Ich verstehe darunter mehr, als die Einigung Europas, also das Bestreben hin zu einem europäischen Staatenbund (der ja schon in wichtigen, wenn auch nicht allen Bereichen Realität geworden ist) oder gar zu einem Bundesstaat (der m. E. nach auf absehbare Zeit nicht kommen wird).
Unter der Idee "Europa" verstehe ich den Anspruch, der derzeit vorherrschenden nicht-freiheitlichen, unsozialen, gewalttätigen (US-)amerikanischen Kultur eine einheitliche europäische Kultur entgegenzusetzen... eine Kultur der Freiheit in allen (!) Bereichen (nicht nur im wirtschaftlichen Bereich), eine Kultur des sozialen Ausgleichs und der kollektiven sozialen Sicherheiten, eine Kultur der friedlichen Problemlösung im Innern und nach aussen. Unter der Idee "Europa" verstehe ich also das, was die französischen Revolutionäre des 18./19. Jahrhunderts mit dem Slogan "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" beschrieben.
In den USA - die ja einmal gegründet wurden unter dieser Idee - sind Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit im Laufe der Zeit völlig unter die Räder gekommen. In Europa ist es nicht ganz so schlimm. Die Mächtigen (nicht nur die in den USA, sondern auch die in Europa) haben allerdings nie sehr viel Engagement gezeigt, die Schlagworte Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit in die Tat umzusetzen. Soll diese Idee wieder leben, müssen die bislang noch Ohnmächtigen diese Aufgabe selbst in die Hand nehmen.
|
missluka
antwortete am 11.04.03 (17:07):
Darf ich darauf hinweisen, dass Deutschland und Frankreich, sich sehr unbeliebt gemacht haben ???? Wer will schon mit Quertreibern "vereinigt" sein ?????
|
Wolfgang
antwortete am 11.04.03 (17:52):
Hier ein Zitat (für diejenigen, die in diesem Forum diskutieren wollen... Also, Missluka: Bitte ab jetzt nicht mehr weiterlesen!). Das Zitat stammt aus einer Rede - gehalten kürzlich vom britischen Dramatiker HAROLD PINTER anlässlich der ihm verliehenen Ehrendoktorwürde der Università di Torino (Italien): "Viele Amerikaner sind, wie wir wissen, erschrocken von der Haltung ihrer Regierung, aber eben auch hilflos. So bleibt nur die Hoffnung Europa. Wenn allerdings Europa seine Solidarität, seine Intelligenz und seinen Mut nicht wiederfindet, um sich den USA zu widersetzen, dann fällt auch Europa unter die Definition von Alexander Herzen: 'Wir sind nicht die Ärzte. Wir sind die Krankheit.' "
Webtipp...
FREITAG 52 - 20.12.2002 Dokumentation: Harold Pinter Wie ein wildes Tier HYSTERISCH UND ARROGANT - Die Menschen in der Welt erleben einen permanenten und systematischen Terrorismus der Vereinigten Staaten https://www.freitag.de/2002/52/02520702.php
Internet-Tipp: https://www.freitag.de/2002/52/02520702.php
|
|