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THEMA:   Jakobsweg - klitzekleine Vorsicht für Frauen geboten

 6 Antwort(en).

Michaela Zacharias begann die Diskussion am 15.10.02 (16:50) mit folgendem Beitrag:

Ich habe den Jakobsweg (Camino francés) in Spanien sehr genossen. Es waren unheimlich schöne Eindrücke von Natur und anderen Menschen: Die Spanier sind mir fast durchweg als sehr freundlich, hilfsbereit und interessiert aufgefallen, die anderen Pilger ebenfalls als sehr hilfsbereit, freundlich und interessant.

Meine Bedenken, alleine als Frau loszugehen, haben sich aber leider doch bestätigt: Ein Spanier hat mich aus seinem Auto angesprochen, woraufhin ich nur gesagt habe, ich verstehe ihn nicht und bin weitergegangen. 3m weiter hat er wieder angehalten und etwas gesagt. Ich dachte, es könne ja doch etwas Wichtiges sein (z.B. dass ich etwas verloren habe) und habe versucht, ihn trotz des Straßenlärms zu verstehen. Er hat mir aber leider dann einen Kuss per Luft zugeschickt und etwas gesagt wie "por favor". Nun war klar, was der Typ wollte. Ich habe klar "No." gesagt und bin wieder weitergegangen. Daraufhin hielt er erneut und ich habe nur den Kopf geschüttelt und "No!" gesagt.

Nun ist er erstmal gefahren, hat aber bei der nächsten Möglichkeit gewendet und mich von der anderen Straßenseite wieder aus dem Auto angsprochen. Noch ein "NO!" von mir. Daraufhin hat er wieder gewendet, ist aber vorbei gefahren.

30 Sekunden später habe ich meine Pilgerherberge (in Cacabelos) erreicht, ich kam vom Einkauf zurück und war nicht wegen meines Rucksacks als Pilgerin zu erkennen. Gut, ich bin Mitte 20, blonde Haare, blaue Augen. Aber ich hatte ihn vorher nicht angelächelt oder sonstwas, er hat einfach gehalten! In der Herberge fühlte ich mich sicher.

Als ich dann aus meinem Zimmer kam (ca. 2 Minuten später), stand ein Mann breitbeinig und mit verschränkten Armen im Eingang der Herberge. Ich war mir nicht sicher, ob er es war oder nicht und drehte mich deshalb 2x nach ihm um. Ich habe nun meinen Freund angerufen, da mich dieser Vorfall mehr als beunruhigt hat, ich hatte Angst. Und während wir telefonierten, sprach mich der Typ an: Er hatte die Herberge einfach betreten und mich nun weiter verfolgt! Ob ich nicht das Mädel von eben sei...

Als ich dann aber völlig verstört "NO! No quiero!!!" gesagt (geschrien ?) habe (mit Nachdruck mal wieder), hat er wohl Angst gehabt, andere könnten das mitbekommen und ist gegangen. Zum Glück für immer. Auch am nächsten Morgen hat er mich nicht abgefangen (ich bin mit einem anderen Pilger die ersten 10km gegangen, um dem Typen nicht ausgeliefert zu sein).

Vor der Reise hatte ich mich im Internet umgesehen, ob andere Frauen negative Erfahrungen gesammelt haben. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber nichts Negatives gesehen. Auch ehemalige Pilger haben mir erzählt, sie hätten noch nie etwas Negatives über den Weg von Frauen gehört. Darauf hatte ich mich verlassen.

Ich möchte mit diesem Beitrag niemanden davon abhalten, den Weg zu gehen, er gibt einem wirklich unheimlich viel (er KANN einem viel geben). Aber trotzdem sollte man nicht komplett unvorsichtig sein (zumindest in einem bestimmten Alter und mit einem bestimmten Aussehen nicht). Ich mag nicht daran denken, was passiert wäre, wenn mir dieselbe Sache auf freier Strecke passiert wäre, wo gerade kein anderer Pilger gewesen wäre...

Aber trotz dieses einen Vorfalls (der zum Glück wirklich der einzige blieb): Diese Reise war die "Qualen" (Schmerzen in den Gelenken, Blasen, das Gewicht des Rucksacks, ab und zu eine starke psychische Belastung) wirklich wert. Das einzig Traurige ist, dass es immer mehr Pilger gibt und man dadurch zum Teil keine Chance hat, alleine auf einem Weg zu sein.


WANDA antwortete am 16.10.02 (08:30):

Es ist lieb von Dir, dass Du uns so informierst, aber warum tust Du das ?
Doch nicht, weil Du uns wirklich warnen willst !
Ich glaube nicht, dass sich eine von uns Seniorinnen ganz allein auf den Weg macht, das ist ziemlich unwahrscheinlich.
und wenn, dann hat sie andere Probleme, als eine 25-jährige.
Trotzdem danke.


Dirgni antwortete am 16.10.02 (14:15):

<zumindest in einem bestimmten Alter und mit einem bestimmten Aussehen >
kann Dir das überall und auf jedem Weg passieren!

Damals sagte ich in so einer Situation "bitte, lassen Sie das; meine Mutti erlaubt das nicht". Und im allgemeinen ließen mich die Männer dann in Ruhe: mit so nem blöden unerfahrenen Kind, war die Sache uninteressant.


rolf antwortete am 16.10.02 (17:24):

Ich kenne den Asdruck so:
Laß das, ich haß das, meine Mutti will das nicht.


WANDA antwortete am 16.10.02 (22:13):

gegen einen Kuss aus der Luft hätte ich nichts einzuwenden und dass ein Auto meinetwegen wendet, wäre mal was anderes und überhaupt"por favor", das könnte ein gentleman sein !


Michaela Zacharias antwortete am 17.10.02 (14:51):

Senioren betrifft das nicht, das stimmt. Ich dachte aber, hier kämen bestimmt auch andere her (auch ich bin hier gelandet).

Aber warnen will ich wirklich: Immer wird gesagt wird, es könne einem nichts passieren, man hätte noch nie von solchen Problemen gehört. Deshalb IST es wichtig, andere darauf hinzuweisen.

Aber das mit dem Gentleman... vielleicht sollte man sich den Text richtig durchlesen und sich die Situation vorstellen. Und wenn der Typ einen bis in die Herberge verfolgt, die er offiziell gar nicht betreten darf, ist das nach 4 ausdrücklichen "NO!" langsam nicht mehr witzig. Der Typ war einfach unendlich schleimig und ich hatte eher den Eindruck, als wolle er mich für xxx bezahlen. Und als ich nicht wollte, machte er nicht den Eindruck, als sähe er keine andere Möglichkeit, das, was er wollte, doch noch zu erreichen.

Klar kann einem sowas immer und überall passieren, aber genau deshalb habe ich mich erkundigt, ob es solche Vorfälle dort gab. Mir wurde aber erzählt, die Spanier seien so stolz "auf das, was da abgeht", dass sie jeden sofort lünchen würden, der sich nicht astrein verhielte.


WANDA antwortete am 17.10.02 (22:57):

Für mich gibt es zwei Möglichkeiten, entweder Du bist so, wie Du Dich hier darstellst, dann entschuldige ---
oder Du hast was anderes im Sinn.
Es gibt so viel Widersprüche. Einmal ist es schon ziemlich ungewöhnlich, dass eine 25jährige hier hängenbleibt, noch viel unwahrscheinlich ist, dass sie ein Thema eröffnet!!
Ich hätte an Deinem guten Willen keinen Zweifel, wenn Du Dich in ein bestehendes Thema Jakobsweg eingeklickt hättest und vielleicht so argumentiert hättest: Frauen sollten vorsichtig sein, es gibt hin und wieder Belästigungen
Das hätte ja vollkommen genügt.
Hinzu kommt, dass so vieles sich widerspricht. Du bist allein unterwegs schreibst aber dann leider ist der Jakobsweg so überlaufen, dass man nicht mehr alleine gehen kann.
Du schreibst, dass Du vom Einkaufen kamst und nicht als Pilgerin zu erkennen warst - die Spanier verurteilen aber nur die, die Pilgerinnen belästigen.
Du rufst in der Not Deinen Freund an - was soll der, wenn er in Deutschland ist, bezw. was nutzt das?
Es ist auch unwahrscheinlich, dass eine 25 jährige mit Freund ganz allein auf dem Jakobsweg ist und warum erwähnst Du blaue Augen und blonde Haare.
All das macht mich misstrauisch !