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THEMA:   MENORCA Teil 1

 8 Antwort(en).

angelika begann die Diskussion am 11.09.02 (15:20) mit folgendem Beitrag:

Diesen Beitrag schreibe ich ganz schnell, denn es ist der Wunsch einer einzelnen Dame, die morgen bereits dorthin fliegt und ich wünsche ihr einen schönen Urlaub! :-)

Menorca liegt östlich von Mallorca und gehört somit zu den Balearen. Sie gehört zu den wohlhabeneren Regionen Spaniens, die sich auch ohne Tourismus sehr gut ernähren könnte - darauf sind die Menorquiner stolz und das lassen sie mit höflich-distanzierter Arroganz auch schon mal die Touristen fühlen, wenn diese denn zu sehr auf das "Königsrecht" des Kunden bestehen ...

Der Queso Manchego und Mahoreo wird hier in grosser Stückzahl produziert, entsprechend ist die Landwirtschaft. Lederindustrie, speziell Schuhfabrikation, hat Tradition, die Produkte gehen vor allem aufs Festland und sind weniger für touristischen Bedarf.

Die durchaus üppige Vegetation besteht zum grossen Teil aus Wacholder, der wiederum in Mahon bei GIN XORIGUER zu hervorragendem Elixier gebrannt und so gut wie nicht exportiert wird. Hier behält man gutes für sich ..

Die Briten hatten sehr lange eine sehr exponierte Stellung auf Menorca. Schon 1708 bis 1798 nehmen sie das Eiland mit kurzer Unterbrechung durch die Franzosen in Besitz. Das bleibt nicht ohne Einfluss - die Engländer fühlen sich heute noch sehr wohl hier. Eine kleine Pikaterie am Rande: Oberhalb des Hafens von Mahon steht eine hübsche, unübersehbare Villa, in der Lady hamilton und Lord Nelson einen Teil ihrer Romanze erlebten ...

Ohja der Hafen bzw die Bucht von Mahon ist UNBEDINGT eine Schiffsrundfahrt wert-es ist der grösste Naturhafen im Mittelmeer, ein Fjod, der sich fast 6km ins Land hineinzieht und der nach Vladivostok und Santiago de Cuba der grösste dieser Art ist - strategisch deshalb für die Engländer und den ollen Nelson enorm wichtig.

Am anderen Ende der Insel liegt die ehem. Hauptstadt CIUTADELLA. Den Ort kennen vom Namen her fast alle Amerikaner, denn der erste Flottenadmiral der US NAVY war ein Admiral Farragut, dessen Vater wiederum ein Schuster aus eben dieser Stadt und der nach Amerika ausgewandert war.

In der Mitte der Insel liegt der höchste Berg - ein MUSS für jeden besucher. Oben befindet sich ein Nonnenkloster, in dem man auch etwas speisen und trinken kann. Die Aussicht ist überwältigend. Tipp: Mit dem eigenen Auto oder Bike SO FRÜH WIE MÖGLICH oder aber kurz vor Sonnenuntergang - sonst sind einfach zu viele Busse da :-)

es folgt teil 2

Internet-Tipp: https://62.48.74.55/balearen360/menorca/


angelika antwortete am 11.09.02 (15:31):

ich häng den 2. Teil mal hier dran ...

Den Namen MENORCA hat die Insel den Römern zu verdanken - MALLORCA birgt das Wort für "die Grössere" in sich - MENORCA, die etwas kleinere Insel, heisst eben auch genau so - die Kleinere. Aus der Römerzeit finden sich rund um die Insel die Ruinen der römischen Wachtürme, wie man sie aus dem ganzen alten röm. Reich kennt. Die Türme stehen jeweils in Sichtweite voneinander, mit Lichtsignalen konnte man sich so über Meilen und Grenzen hinweg quasi "telegrafisch" verständigen.

Aber die Römer und zuvor die Phönizier waren nicht die ersten Siedler: Die ältesten Siedlungen sind aus prähistorischer Zeit und erinnern an Stone Hedge - es sind gigantische Altäre, die wahrscheinlich als Opferstätten benutzt wurden. Es sind die sog. "Taulas" bei denen neben der geheimnisvollen verwendung fast noch interessanter wäre, wie man diese riesigen Steinblöcke aufeinander gestapelt hat ...

Ausserdem interessant: die "Navetas de Rafal Rubí" - ein riesiges Gebilde aus Felsstein, das wie der umgedrehte Rumpf eines Schiffes anmutet und als Toten- und Kultstätte diente, etwa 1500 Jahre vor unserer Zeitrechnung.

In Torre d’en Gaumés befinden sich die Überreste eines der grössten Dörfer aus dieser Zeit.

Der hier angefügte Link ist m.E. der interessanteste und sachlichste. Man findet Infos über Menorca zu fast allen Themen

Internet-Tipp: https://www.menorca-menorca.de/index.htm


angelika antwortete am 11.09.02 (15:49):

und hier der 3. und letzte Teil:

Was mich am meisten beeindruckt hat, ist das Landschaftsbild: Über die Insel fegen so manche Stürme hinweg (die übrigens wunderschöne katalanische Namen haben .. XALOC für Scirocco zB.. das X wird auf Menorca wie SCH ausgesprochen ... Meine Mama war begeistert und schrieb von da an ihren Vornamen nur noch XARLOTTE :-))

Der Tramontana, ein kalter Sturm aus dem Nord-Osten, macht der Insel am meisten zu schaffen - alle alten Bäume neigen sich tief nach Südwesten und haben auf der Nordostseite keinen Mossbesatz ... es sind vor allem Oliven, Feigen, Johannesbrotbäume und Korkeichen.

Noch etwas bizarrer und exotischer wird die Landschaft durch die unendliche Zahl von kunstvoll aufgeschichteten Mauern, die ganz ohne Zement gebaut wurden. Die Insel ist "steinreich" und so müssen die Felder immer wieder abgesammelt werden. Die Mauern dienen aber auch als Windschutz, ähnlich wie die Knicks in Holstein.

Lohnenswert ist es, früh am Morgen - also so gegen 6h - in die Markthalle nach Mahon zu fahren. Dann ist dort schon ein toller Betrieb, man sieht die herrlichen Fische und all die wunderbaren Waren und vor allem kann man herrliche Ensaimadas oder Churros , so ganz frisch, essen und dazu einen Cafe con Leche :-) Übrigens in den Pappkartons, die man bei vielen Spaniern sieht, die die Insel verlassen - da sind frische Ensaimadas drin - die einzelne Dame hier aus dem Forum darf mir gerne welche mitbringen..zwinker.Es sind in Fett gebackene Teigschnecken aber leeekkkerrr

Wer Wurst mag: Es gibt eine scharfe Chorizo und dann eine Art Paprika-Mettwurst, die Sobrasada, so zusagen das kulinarische Symbol der Balearen Sie wird aus dem Fleisch der schwarzen Schweine mit Paprikapulver und Gewürzen in Naturdärme gefüllt. Es gibt verschiedene Sorten und Qualitäten. Die beste ist schwarz verpackt und mit dem Siegel Cerdo negro versehen. Man genießt sie pur, als Belag auf den süßen Enseimadas, sie würzt Eier, Blechkuchen, Suppen und Eintöpfe. Besonders lecker soll es sein, oben auch noch reife Feigen draufzulegen und etwas Essig drauf zu träufeln. Mir pesönlich hat sie angebraten auf bauernbrot dann doch besser geschmeckt.

Ausserdem gibts viele Tapas (Häppchen) aus Innereien - Nierchen, Kutteln usw. Versuche auch mal MEMBRILLA zu bekommen, das ist eine herrliche Quittenpaste - ja und dann Stockfisch! Aber der macht sich im Handgepäck so schlecht - zwinker -

Die einheimische Küche ist grossartig, Langusten in Fornells sind die besten aber teuer ... lecker sind die typischen Eintöpfe oder Miesmuscheln.

BON PROFIT und einen wunderschönen urlaub wünsche ich ...
Wer Fragen zur Insel hat - ich antworte gern.

Angelika


Die einzelne Dame antwortete am 11.09.02 (16:24):

Wahnsinn - vielen Dank für deine Mühe, Angelika, du hast mir so richtig Lust auf die Insel gemacht!
Deine Empfehlungen werde ich gleich mal ausdrucken.

Eigentlich wollten wir diesmal darauf verzichten, ein Auto zu mieten, aber nun überlege ich mir das noch mal.
Oder kann man dort gut mit öffentlichen Bussen fahren?


angelika antwortete am 11.09.02 (18:05):

Es gibt auch Linienbusse, na klar ! Aber die fahren nicht hoch zum Kloster :-) Naja vielleicht musst Du sonst doch einmal eine Tourstenrundfahrt buchen - so schön im Reisebus :-)

Es gäbe noch so viel zu erzählen - ich habe vor 23 Jahren zum ersten Mal auf der Insel gearbeitet - für 9 lange Monate. Danach war ich mit Abständen immer wieder einmal dort, zuletzt vor 2 Jahren zum JALEO - dem Reiterfest in Ciutadella. Die menorquinischen Pferde sind feurige Rappen und mittlerweile auch hier in D bekannt. Es gibt 2 Gestüte, die auch Pferdevorführungen machen.

Ich hab das jetzt alles mal aus dem Bauch geschrieben - nur die Links hab ich gesucht. Wer Spanien liebt, wem Mallorca zu deutsch und Ibiza zu poppig ist (obwohl beides nur Klischees sind - es gibt ünberall zauberhaften ursprung) dem muss menorca besonders gut gefallen!

Ich bin immer mal wieder zum Tauchen dort, weil es um Menorca herum das sauberste Wasser im Mittelmeer gibt. Die Cala Galdana ist auch wunderschön - überhaupt ..alles :-)
Solltest du mal zu den Cuevas de Xoroi kommen (dort ist eine Disco aber über Tag am nachmittag kann man dort auch nur etwas trinken)- das war die Stätte meines jugendlichen Wirkens, in der ich mich nächtelang ausgetobt habe bis zum frühen Morgen und dann mit pauli, meinem uuuuralten Seat 400, zurück nach Mahon und dort gleichauf den Markt zum Frühstück fuhr, bevor die Arbeit anfing (ich sag nur Vitalenegie oder so :-)) Die ganze Nacht schaff ichs mit dem Tanzen nicht mehr aber das mit dem Frühstück ging beim letzten Besuch noch .-)


DorisW antwortete am 16.09.02 (15:10):

Liebe Gruesse aus dem Internetcafe in Ciutadella senden euch...

"Die einzelne Dame" und Matthias


DorisW antwortete am 19.09.02 (22:20):

Melde mich zurück... in den nächsten Tagen werde ich euch ein paar von meinen Eindrücken schildern.
Jetzt will ich erst mal *lesen* :-)


DorisW antwortete am 20.09.02 (23:21):

So! Wie versprochen, möchte ich euch nun von Menorca erzählen.
Wir waren genau eine Woche da - von Donnerstag bis Donnerstag.
Nach einigen anderen Urlauben in diesem Jahr, die stark von Eigeninitiative geprägt waren, sprich Erkundung der Gegend und ihrer Sehenswürdigkeiten zu Fuß und per Leihwagen von morgens bis abends, wollten wir diesmal eigentlich nur ein paar Tage gemütlich abhängen und Strand und Pool genießen. Das haben wir auch volle zwei Tage lang durchgehalten. Wiener Schnitzel war angesagt, sprich Panieren mit Sonnenöl und Sand und langsames Knusprigbacken am Meeresstrand... So weit ganz nett.
Am dritten Tag (diesmal nur am hoteleigenen Swimmingpool) hatte ich genug von der Sonne. Der Körper rebellierte mit Übelkeit und Kopfschmerzen. Sonnenstich vermutlich. Typischer Touristenfehler, wer legt sich schon tagelang in der Mittagshitze an den Strand, wenn er nicht zu den ganz Hartgesottenen gehört!
Wie gesagt, der gequälte Körper begehrte auf, verlangte einen Tag lang im dunklen, kühlen Bett zu liegen und Balzac zu lesen, und bekam sein Recht.
Am vierten Tag hatten wir dann die Nase voll von der Rumhängerei, nahmen uns einen Leihwagen und machten die Insel unsicher.
Am fünften Tag nahmen wir darüber hinaus an einer Touristen-Inselrundfahrt teil (Hafenrundfahrt Mahon, Fornells, Monte Toro) und konnten am sechsten Tag dann noch mal so richtig das faule Leben in Form von Strandspaziergang und Schwimmen im Pool genießen.

Was habe ich nun über Menorca gelernt?
Auf der Rundfahrt habe ich mir einige Zahlen und Daten notiert, die ich euch nicht vorenthalten möchte:
- Menorca hat ca. 70.000 Einwohner, davon je 23.000 in der Hauptstadt Mahon und der früheren Hauptstadt Ciutadella
- 70% der Touristen sind Engländer
- 15% der Inselfläche sind bewaldet
- Die ganze Insel ist ein riesiges Freilichtmuseum - es gibt 2,5 prähistorische Monumente pro Quadratkilometer
- 30.000 Kühe stehen auf den Weiden oder in den Ställen (denn im Sommer ist es zu heiß für sie - es sind Schwarzbunte aus Norddeutschland!)
- Der Hafen der Hauptstadt Mahon gilt (nach Pearl Harbour) als zweitgrößter Naturhafen der Welt
- Durchschnittlich alle 30 Jahre kommt es vor, daß der seltene Schnee auch mal für kurze Zeit liegenbleibt
- Mindestens 15.000 km Mauern gibt es auf der Insel. Auf diese Mauern gehe ich im folgenden Beitrag näher ein.


DorisW antwortete am 20.09.02 (23:23):

Menorca ist unglaublich steinig. An Bewirtschaftung des Ackerlandes ist überhaupt nicht zu denken, bevor man nicht Tonnen und Abertonnen von Feldsteinen vom Boden geklaubt hat. Und wohin mit dem Zeug? Der Menorquiner setzt daraus Mauern auf. Mauern, Mauern und nochmals Mauern. Es sind größtenteils hüfthohe, manchmal aber auch mannshohe Bruchsteinmauern mit leicht schräger Seitenwand und einer Sohle von einem knappen Meter Breite. Wir waren fasziniert davon, wie kunstvoll diese Steinmauern aufgeschichtet werden. Trotz des unregelmäßigen Materials sehen sie alle ganz gerade und regelmäßig aus! Ein Mauerbauer bekommt übrigens 50 Euro pro laufendem Meter. Ja, und die Mauern dienen nicht nur der Verarbeitung der Steine, sondern auch dem Schutz vor Erosion. Angelika hat den Nordostwind, den Tramuntana, ja schon erwähnt, der bisweilen ganz heftig über die Insel bläst. Auch sahen wir viele Bäume inmitten von Kuhweiden, die ihren eigenen kleinen Mauerring zum Schutz vor dem Fleckvieh hatten. Ein ulkiger Anblick. Die Mauern beschränken sich aber nicht nur auf die Felder, sondern auch die allermeisten Grundstücke - auch "gute" Villengrundstücke - haben als Umrandung eine solche Bruchsteinmauer. Üblicherweise wird darauf ein halbrunder Abschluß betoniert und dieser weiß gestrichen, so daß die weißen Mauerkronen wie ein dichtes Netz die Siedlungen durchziehen.
Soviel zum Thema Mauern. Habe ich schon erwähnt, daß es auf Menorca viele Mauern gibt? Es gibt unglaublich viele :-)))
Sie sind uns beim Transfer vom Flughafen zum Hotel als erstes typisches Kennzeichen der Insel aufgefallen.

Was gibt es noch auf Menorca? Es gibt Kleinvieh. Kühe kenne ich schon aus Deutschland, die habe ich mir nicht näher betrachtet ;-)
Aber die einheimische Tierwelt hat mich fasziniert. Ich habe herrliche Schmetterlinge gesehen, z. B. den wunderschönen Schwalbenschwanz mit mindestens 10 cm Flügelspannweite (vielleicht war es aber auch der ihm sehr ähnliche Segelfalter). Abends gab es auf unserer Terrasse regelmäßigen Besuch von jeder Menge Viehzeug. Ein kleiner Laubfrosch kam zu Besuch. Eidechsen huschten vorbei. Schnecken huschten... nein, die huschten nicht vorbei. Große käferartige Viecher machten scharenweise Bruchlandungen auf dem Fliesenboden; das waren, glaube ich, Zikaden. Wußtet ihr übrigens, daß Zikaden zählen können? Und nicht nur das: sondern daß sie auch wissen, was eine Primzahl ist? Kein Scherz! Schaut selber unter dem angegebenen Link nach!

Internet-Tipp: https://www.mathezentrale.de/beitrag%2010/primzahl.htm