Nun auch Jan Ulrich! Ist der Krieg gegen das Doping überhaupt zu gewinnen?

Wahrscheinlich nicht. So wie vor einiger Zeit die Fiktion des Amateursportes bei Olympia aufgegeben werden mußte, wird man eines Tages das Doping freigeben müssen, um Wettbewerbsgleichheit herzustellen. Die Alternative ist die Einstellung des Hochleistungsportes, und da glaubt ja wohl niemand dran.

Dann werden Wettbewerbe im Spitzensport auch zu Wettbewerben der pharmazeutischen Industrie werden. Kriminell wird das aber erst, wenn das Dopen ohne Wissen oder gegen den Willen der Gedopten erfolgt. Freiwilligkeit nach wirklich erschöpfender Aufklärung über die Gefahren medikamentöser Leistungssteigerung würde ich daher immer noch zur Pflicht machen.

Wenn der Sportler an die normale menschliche Leistungsgrenze gestossen ist und sich nach oben nichts mehr bewegt oder bewegen kann, wird es "langweilig" für den Zuschauer, also muss etwas her, was zu noch mehr: höher, weiter, schneller führt.

Da Sport inzwischen mit Geschäft und viel Geld verbunden ist, wird es sich überhaupt nicht vermeiden lassen, dass Doping eine grosse Rolle spielt und spielen wird.

Ich empfinde das als sehr bedauerlich. Die Idole purzeln einer nach dem anderen, aber nur, wenn sie erwischt werden. Sieger wird: wer sich nicht erwischen lässt, so ist das nun mal.

Ich glaube, im Fall Jan Ullrich handelt es sich hauptsächlich um ein ganz persönliches Problem. Er ist sich wahrscheinlich selbst der größte Feind und kann seine Schwierigkeiten nicht verarbeiten, hat dabei vielleicht auch keinen professionellen Ratgeber bzw. hört nicht auf den. Seine Erfolge in den letzten Jahren waren begrenzt und nun wurde er dieses Jahr nicht einmal für die Tour de France nominiert. Da hat er sich nicht in der Gewalt, fährt unter Alkohol, und nimmt offensichtlich bereits seit längerem Drogen oder etwas ähnliches. Das deutet doch auf eine gewisse Schwäche und Labilität hin, zumal ein sog. Doping gar keinen Sinn macht in seiner derzeitigen Situation. Es wird wohl für ihn das sportliche Aus bedeuten. Wäre besser gewesen, man hätte ihm nicht so viel Zucker in den Hintern geblasen ....

Eine Frage: warum wurde er getestet obwohl er derzeit nicht an Rennen beteiligt ist?
Weiß das jemand? Mich würde es sehr interessieren.

Gefeierter Tour de France Sieger war J.U. 1997, also vor 5 Jahren. Kann man heute noch nachweisen, daß er damals gedopt war?

Alle Sender haben gestern das Interwiev mit J.U. gebracht und ich muss sagen, ich war hin- und hergerissen zwischen Zorn, Ärger aber auch Mitleid.

Dieser Mann hat den Aufstieg seinerzeit einfach nicht verkraftet, hat sich selbst vermutlich völlig überschätzt und ich nun in ein tiefes Loch gefallen.

Er ist ja nicht der Einzige dem das passiert ist, wenn ich an J. Capriati denke. Sie hat es geschafft und ist in den Kreis der ersten Tennisspielerinnen zurück gekehrt, was sicher eine grosse persönliche Leistung ist.

Bleibt zu hoffen, dass Jan Ullrich es auch schafft.

Die Einsicht ist jedenfalls da, sehen wir mal, was er daraus macht.

Heute Nachmittag hatte ich mir die Schokoladenseite der Tour de France angesehen,
heute Abend in Arte die andere Seite der Medaille und zwar eine
Schilderung, wie es hinter den "Kulissen" aussieht. Das war meines
Erachtens erschreckend aber typisch für die heutige Zeit. Es geht nur ums
Geld und mit wahrem Sport hat das kaum noch etwas zu tun. Jetzt kann
ich auch verstehen, warum einige Sportler sich zum Doping verleiten
lassen. Mein Eindruck von diesem Doku war, dass da junge, ja blutjunge
Menschen für eine viel Geld bringende Show "verbraten" werden und dass
sie das auch so empfinden. Sie leiden, aber für wen und was?
Es wird sich nichts ändern - the show must go on.
Ich muss hinzufügen, dass ich heute zum erstenmal eine Reportage über Radsport gesehen habe.