Zur Seniorentreff Homepage
 Bücher suchen:





Neues ChatPartnersuche (Parship)FreundeLesenReisen LebensbereicheHilfe



Archivübersicht | Impressum

THEMA:   2004: Nobelpreis-TRÄGERIN..?

 23 Antwort(en).

iustitia begann die Diskussion am 07.10.04 (12:11) :

Literaturnobelpreis:
Kurz vor Bekanntgabe - verbreiten sich noch Gerüchte, die alles - für dieses Jahr - nicht mehr mit beeinflussen können:
*
https://portale.web.de/Schlagzeilen/Nobelpreise/?msg_id=5522713:

Stockholm - Bei der Vergabe des Literaturnobelpreises werden in diesem Jahr Schriftstellerinnen die besten Chancen eingeräumt. Unmittelbar vor der am Donnerstag (13.00) in Stockholm anstehenden Bekanntmachung durch die Schwedische Akademie galten vor allem die Kanadierin Margaret Atwood und die US-Autorin Joyce Carol Oates als aussichtsreichste Anwärterinnen.
Bei den Spekulationen immer wieder genannt wurden auch die in Algerien geborene und in Frankreich lebende Assia Djebar, die österreichische Lyrikerin Friederike Mayröcker und die Dänin Inger Christensen.
Seit der ersten Vergabe 1901 haben 89 Männer und 9 Frauen den begehrtesten Literaturpreis der Welt bekommen. Mayröcker wäre die erste deutschsprachige Preisträgerin seit Nelly Sachs (1891-1970), die 1966 ausgezeichnet wurde. 1999 erhielt als letzter deutscher Autor Günter Grass den Literaturnobelpreis. 2003 entschied sich die Schwedische Akademie für den Südafrikaner J.M. Coetzee.
(...)
*
Mit Ausnahme der Mayröckerin, überlebende Witwe des Knallpoeten Jingl (oder: Jongl, Jundl oder Jungl..- ach, JAeNeL? Konnte nie geklärt werden wg. albernen Lautschwindels...) - also alle genannten Damen, mit Ausnahme der F.M. - ja! Besonders die Christensen, wäre für ein kleines Land mal eine Sensation. Aus dem Dänischen wird nicht viel ins Englische übersetzt; und die Präsenz in dem anglo.-amerik. Ruam ist ausschlagagebend.
*
Tipps noch, so kurz vor der Bekanntgabe...?
Ich wünsch' mir einfach einen H o l l ä n d e r:
Mulish, 't Hart oder Nooteboom...
(Eine Holländerin ist wohl nicht so bekannt, z.B. Margriet de Moor..)
Leon de Winter - bitte nicht!
Also, wohl noch 50 Minuten.

Internet-Tipp: https://portale.web.de/Schlagzeilen/Nobelpreise/?msg_id=5522713


iustitia antwortete am 07.10.04 (13:42):

Also - die Elfriede, "die" Jelinek - wer das wohl wusste, es durch Gutachten mitbefördert hat...?
Ich habe nur einen Roman mal von ihr gekauft (ansonsten nur die Berichte über die Schauspiele zur Kenntnis genommen): "Die Klavierspielerin" - ich fand ihn banal.
Süskinds Schauspiel vom "Kontrabass" war viel witziger, erhellender - als Zeugnis, gequält worden zu sein von mütterlicher Penetranz.
*
Die Österreicher, na, sag ich: v i e l e Ö. - werden ja entsetzt sein -und vom Verfall der Werte sprechen, dass es nimmer schlimmer werden könne; außer wenn Thomas Bernhard den Preis erhalten "hätte" (dafür wäre der aber nicht aus dem Grab auferstanden; man könnte ihn auch nicht rufen).
Aber politisch, vom gesellschaftlichen Engagement her, vom Verständnis her, wie Gewalt, Unfrieden und Kapital und dessen Schäden entstehen - gehört die Jelinek natürlich in eine Reihe mit B. von Suttner; die dem Dynamit-Nobel die Ideen gab... - und den Nobelpreis selber erst annehmen wollte, als Aalfred Nobel schon tot war..
Also, ehrenvoll und süß und ertragreich ist es,
für sich und sein Vaterland den Nobelpreis anzunehmen.


Miriam antwortete am 07.10.04 (14:09):

Bin völlig überrascht über diese Wahl. Habe ihren Roman "Lust" nur zum Teil gelesen, sehr schwer dabei zu bleiben, wegen der vielen Obszönitäten.

Ja, Justitia, soll dies eine uns nicht ganz gut entzifferbare Ohrfeige sein?
Aber da du Thomas Bernhard erwähntst : den hätte ich gerne den Preis gegönnt. Vielleicht ist er aber zu früh gestorben.

Und viele andere mehr, hätte ich auf meinem Wunschzettel. Natürlich bringe ich nun meine grossen Lieblinge wieder: Cees Nooteboom, Javier Marias.


Miriam antwortete am 07.10.04 (16:53):

Marcel Reich-Ranicki freut sich über diese Nobel-Preisträgerin, da er Sympathie empfinde "für ihren Mut, ihre Radikalität, ihre Entschlossenheit und ihre Wut"

Elfriede Jelinek sagt dazu, dass sie den Nobelpreis nicht "als Blume im Knopfloch für Österreich" betrachte.

Näheres dazu unter:

Internet-Tipp: https://www.3sat.de/kulturzeit/themen/71308/index.html


Mechtild antwortete am 07.10.04 (17:17):

Elfriede Jelinek erhält den Literaturnobelpreis. Es gibt Kritiker und Befürworter von Jelinek.
Jelinek habe den Preis für den musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen erhalten, hieß es am Donnerstag in der Begründung der Schwedischen Akademie für Wissenschaften. Damit habe sie die Absurdität gesellschaftlicher Klischees und ihrer unterjochenden Macht offen gelegt. Gelobt wurde ihre "sprachliche Leidenschaft". Ich habe das bei ihr nicht gefunden.
Kennt jemand die kritischen Aussagen zu ihrem Werk? Ich habe bisher nur einen Roman von ihr versucht zu lesen, aber keinen Zugang zu ihr gefunden und werde es sicher nicht noch einmal versuchen. Es sei denn jemand kann mich neugierig auf E. Jelinek machen.


wanda antwortete am 07.10.04 (18:20):

ich freue mich einfach mit - bin aber auch sehr überrascht. Meine Tochter, die immer einen Etat für deutsche Literatur mitverwalten darf, hatte die Jelinek abgelehnt, weil zu brutal.
Cees Nooteboom, das ist auch einer meiner Favoriten.


OnkelC antwortete am 07.10.04 (18:20):

Also ich muss das erst einmal verdauen!
Übrigens wird dieses Thema auch unter Wissenschaft & Technik diskutiert. Nicht weil Literatur dahin gehört sondern weil wir das Thema Nobelpreis zusammen halten wollen.

Internet-Tipp: https://www.nobelpreis.org


Medea. antwortete am 07.10.04 (20:10):

Für mich war Elfriede Jelinek immer so etwas wie ein
enfant terrible.

Habe mal einen kleinen Ausschnitt aus einem ihrer Theaterstücke gesehen, war aber von der schonungslosen Sprache eher abgeschreckt.....

Dennoch: herzlichen Glückwunsch an diese ungewöhnliche Frau.


pilli antwortete am 07.10.04 (20:37):

lach Onkel C...

wer ist wir?:-(

ich bin begeistert, daß die Jelinek, den Nobelpreis 2004 für Literatur erhalten hat und daß eine frau, die mit leidenschaftlich provozierendem klartext und schonungsloser offenheit schreibt, ausgezeichnet wurde, daß macht mir mut darauf hoffen zu dürfen, daß nicht über den "Verfall der Werte" sondern über eine neue art von werten nachzudenken ist und endlich...endlich...längst angemodertes und zerfressenes radikal entsorgt wird.

ich gratuliere den Österreichern :-) aber ob die datt Weaner Madl so bejubeln werden?

:-)


pilli antwortete am 07.10.04 (22:54):

zur information eine auswahl von texten; dazu bitte den u.a. link zur hp von E. Jelinek anklicken

Internet-Tipp: https://ourworld.compuserve.com/homepages/elfriede/fLepus.htm


OnkelC antwortete am 07.10.04 (23:49):

@pilli
ja mit dem "wir" hab ich mich dann etwas ungeschickt ausgedrückt ! Ich wollte mich da auf keinen Fall als Moderator aufspielen !

Internet-Tipp: https://www.nobelpreis.org


claudiawien antwortete am 08.10.04 (07:36):

Ich bin ebenfalls begeistert von dieser sensationellen Entscheidung, Elfriede Jelinek den Literaturnobelpreis zu verleihen.
Gespannt bin ich allerdings auf die Reaktion jener (in der Regierung sitzenden) Partei, die im Zuge der Wiener Gemeinderatswahlen 1995 mit einem Plakat in den Wahlkampf zog, bei dem einem übel wurde:

"Lieben Sie Scholten, Jelinek, Häupl, Peymann, Pasterk ... oder Kunst und Kultur?"
(Text FPÖ-Plakat)

Scholten war Kunstminister, Häupl ist der Wiener SP-Bürgermeister, Pasterk war die Wiener Kulturstadträtin, Peymann ist bekannt und Jelinek ... galt als Nestbeschmutzerin.

Was die FPÖ wohl dazu sagen wird, dass sie der jetzigen Nobelpreisträgerin "Kunst und Kultur" absprach?

Vor Elfriede Jelinke bekam übrigens erst eine einzige deutschsprachige Autorin den Literaturnobelpreis - Nelly Sachs im Jahr 1966.


Enigma antwortete am 08.10.04 (10:47):

Ich gönne ihn ihr auch, den Preis.
Aber meine Favoritin wäre sie sicher nicht gewesen, noch nicht einml wegen der Obszönität ihrer Sprache (die findet sich wahrscheinlich vermehrt nur in "Lust"), sondern eher wegen ihrer radikal-feministischen Ideen, von denen ich nicht glaube, dass sie einen neuen und gangbaren Weg "zwischen den Geschlechtern" ermöglichen.


mart antwortete am 08.10.04 (11:00):

"Ein Preis für nicht angepasste Literatur – wie schön ist es, wenn so viel Widerstand und Überdruss auf so einhellige Zustimmung stößt."

Würdigung von Thomas Steinfeld in der Süddeutschen Zeitung, siehe Link:

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/wissen/schwerpunkt/504/40464/index.html/kultur/artikel/785/40745/article.html


claudiawien antwortete am 08.10.04 (14:45):

In der sehr lesenwerten online-Textsammlung, zu der pilli den Link hier hereingestellt hat, kann man sich überzeugen, was für einen glasklaren Blick Jelinek für Gesellschaftsphänomene (nicht nur österreichische!) hat. Ich finde, es ist ein Genuss, sie zu lesen.

mart, eine Frage: Von wem wird denn ein Preis für "angepasste" Literatur verliehen? Ahja, von der "Dr. Stefan Frank-Heftchenroman-Jury!" :-)


mart antwortete am 08.10.04 (15:46):

Ich bin gerade dabei "Die Kinder der Toten" nochmals zu lesen.

Claudiawien, diese Frage stell halt einmal Th. Steinfeld von der Süddeutschen Zeitung fragen;-))

Jelink ist sicher keine Angepasste, aber ich habe noch keine Stimmen gehört, die von einer Fehlentscheidung gesprochen haben.

Was soll also dein Stänkern?:-)


carla antwortete am 09.10.04 (08:46):

Hallo mart,
diese Meckerstimmen werden sich auf jeden Fall erstmal vornehm zurückhalten. Ich bin aber sicher,d aß hinter vorgehaltener Hand kräftig gelästert und mehr wird. Ich verstehe die Jelinek gut, die wohl nicht nur begeistert ist über diesen Preis.
Ich freue mich über diese Preisträgerin, weil ich sie für konsequent, in sich logisch und aufrüttelnd empfinde. Auch wenn sie durch ihre Krassheit nicht allzu viele Menschen erreichen dürfte.


OnkelC antwortete am 09.10.04 (10:59):

Ich find die Entscheidung schon gut. Sie beweist Mut und Kompetenz !
Wenn ich Jelinek jedoch mit Leuten wie Hemingway oder Neruda auf einer Liste sehe, wirds finster !

Internet-Tipp: https://www.nobelpreis.org


mart antwortete am 10.10.04 (01:14):

Hat jemand von euch "Die Kinder der Toten" gelesen?

Jelinek betrachtet es neben der "Lust" als ihr Hauptwerk.


mart antwortete am 10.10.04 (14:48):

oder irgendein anderes Werk?

oder stimmt es, was die Welt am Sonntag schreibt:"Kaum einer, der je ein Werk von Elfriede Jelinek gelesen hat, .."


Also doch ein weiblicher Musil, dessen höchstgelobter Roman "Der Mann ohne Eigenschaften"auch äußerst wenige Leser gefunden hat:-)


Medea. antwortete am 11.10.04 (07:57):

Nein,
gelesen habe ich von ihr überhaupt noch nichts ......,

allerdings viel ü b e r sie gehört bzw. gelesen. :-))

Bis auf einen Ausschnitt aus einem Theaterstück im TV, in dem es ziemlich vulgär zuging, ist sie mir fremd geblieben.

Dennoch freue ich mich mit ihr über den Nobelpreis -
die Juroren waren sich da ja wohl einig.


iustitia antwortete am 21.10.04 (08:33):

L’Osservatore Romano“ kritisiert Vergabe des Literaturnobelpreises

VATIKAN, 18. Oktober 2004 (ZENIT.org) – Die Vatikan-Zeitung “L’Osservatore Romano” hat die Verleihung des Literaturnobelpreises 2004 an die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek kritisiert. Die Zeitung bezog sich vor allem auf ihren Roman „Die Klavierspielerin“, der auch verfilmt wurde. Es handle sich um 300 Seiten „brutalen Leichtsinns, perverser Psychologie und destruktiver weiblicher Genealogie, die in jeder Form der Liebe nur das unheilbare Erbe des Bösen, der Sünde und der Gewalt aufzeigen will“, fasste der „Osservatore Romano“ zusammen. In den Arbeiten der Schriftstellerin spiegeln sich “Szenen roher Sexualität” wider, welche nichts zum Verständnis der Emanzipation der Frau beitragen. In ihren Werken werde Sexualität eng an „Pathologie, Macht und Gewalt“ geknüpft. In ihrem Werk sei die körperliche Vereinigung von Kälte, Traurigkeit, fehlender Kommunikation und Gewalt gekennzeichnet und nie von Zärtlichkeit oder Würde, heißt es in dem Artikel. In ihren Werken offenbare sich eine „verheerende Begehrlichkeit im Namen einer politischen und sozialen Anklage, die man auch als absoluter Nihilismus bezeichnen kann“. Elfriede Jelinek wurde am 20. Oktober 1946 als Tochter eines jüdischen Vaters und einer katholischen, aus Tschechien stammenden Mutter in Mürzzuschlag geboren. Sie ist unter anderem ausgebildete Musikerin.
ZENIT-Agentur ( ZG04101803 vom 2004-10-18)
*
Subaltern: Was der Papst sich ausdenken lässt von untergebenen Kreaturen, die ihn und sein Denken zu erreichen versuchen...
Ich wüsste nicht, dass das Nobelpreiskomitee (oder irgendeiner der daran beteiligten Literaten oder Gutachter) die Ernennung der christlich-weibischen Neurotikerin Anna Katharina Emmerick zur "Seligen" verrissen oder nur kommentiert hat.
Aber das leistet sich wohl der Heilige Geist, in Gestalt von zolibatären Alles-Verurteilern dessen, was ihnen fremd und gefährlich ist, ihnen unerfahrbar bleibt - was sie nicht verstehen und nachempfinden können, womit sie sich nicht beschäftigen können - trotz oder weg. des Gebots der Nächstenliebe.
*
Ich habe inzwischen den Film "Die Klavierspielerin" gesehen; ein Meisterwerk der Darstellung von zwanghaftem Neurotismus, eher bedrängend, mitleidig als pornografisch-voyeuristisch. Für Macker wird optisch-genital n i x geboten.
Aber der ganze Film ist von einer Sehnsucht nach Verständnis und Liebe getragen; schlimm, dass Priesterlein diese Dimension übersehen und nur von "Nihilismus" sprechen, es heißt, dass dort (am Seligen Ort) die einfachsten Begriffe und Ideen und analytischen Verfahren fehlen, Verständnis für Anormales als Voraussetzung von Behandlung, Heilung, Wiederherstellen von Gesundheit zu erfassen.
Ich v e r m u te sogar, dass im zolibatären Clinch - wo es ja keine kastrierten und oder sterilisierten Männlein gibt - ähnliche Brutalmethoden der Machenschaften, des Liebessuchzwanges und der Verzweiflungen herrschen - wie es Jelinek für die bürgerlichen Verhältnisse von geilem, forderndem Mann und verschreckter Frau beschreibt.
Feistling Krenns Priesterseminar - mit den "Bubenstücken" - in St. Pölten lädt ein zum Vergleich.

URL - Bischof Krenn. Was so ein Männerdarsteller verdrängen muss, weil er das für geistliche Aufgabe, vom Papst erwählt, hält...

Internet-Tipp: https://www.stjosef.at/bischof.k.krenn/bischof_krenn.jpg


Sofia204 antwortete am 21.10.04 (13:09):

Die Klavierspielerin ist mir jetzt Favorit,
exakte Klang-Sätze des Wohlstands..


Miriam antwortete am 21.10.04 (15:15):

@Justice,

"Die Klavierspielerin", zwar ein grosser Film, mit sehr grossen Schauspielern - überhaupt Schauspielerinen - aber trotz alledem: ich hatte Mühe mit der Szene, die sich im Toilettenvorraum abspielt. Warum ich das schreibe? Vielleicht um selber darüber nachzudenken.
Aber Hanecke konnte ja solche Szenen nicht aussparen, wenn er Jelinek verfilmt.

Ich denke, dass es eben darum geht: mal hinschauen bei Szenen bei denen wir gerne meist wegschauen. Nun, das bezieht sich eher auf die Szene mit den Glassplittern in der Manteltasche der Klavierschülerin. Aber dies besteht auch, diese Zwiespältigkeit: einerseits sein Wissen weitergeben, andererseits verhindern, dass das erworbene Wissen zur Geltung kommt.