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THEMA:   Fabelhaft - vom Wolf und vom Lamm

 5 Antwort(en).

iustitia begann die Diskussion am 18.09.04 (18:30) :

Wolf und Lamm – heute?

Die alte Fabel von Äsop ist so grundlegend, dass kaum ein Lesebuch in der Schule darauf verzichten mag.

Äsop: Der Wolf und das Lamm

Zum gleichen Bach kamen ein Wolf und ein Lamm, um
dort zu trinken. Der Wolf stand oben am Wasser, das
Lamm ein Stück abwärts.
Der gierige Räuber suchte Streit: »Warum trübst du mir
das Wasser, das ich trinken will?« Das Lamm entgegnete
zitternd: »Wie kann das sein? Das Wasser fließt doch
von dir zu mir herab.«
Der Wolf gab sich nicht zufrieden: »Vor einem halben
Jahr hast du übel von mir geredet.«
»Da war ich noch nicht geboren«, versetzte das Lamm.
»Dann ist es eben dein Vater gewesen!«, schrie der
Wolf, und ohne weiter nach Gründen zu suchen, packte
er das Lamm und fraß es.
*

Das Thema taucht – natürlich - auch beim Aufklärer Lessing auf, der nicht alle Bosheiten, Dummheiten Frechheiten von Herrschaften auf dem Thron oder am Altar direkt aussprechen konnte. Aber er schrieb diese Fabel:

Gotthold Ephraim Lessing: Der Wolf und das Schaf

Der Durst trieb ein Schaf an den Fluss; eine gleiche Ursache
führte auf der andern Seite einen Wolf herzu.
Durch die Trennung des Wassers gesichert und durch
die Sicherheit höhnisch gemacht, rief das Schaf dem
Räuber hinüber: »Ich mache dir doch das Wasser nicht
trübe, Herr Wolf? Sieh mich recht an; habe ich dir nicht
vor sechs Wochen nachgeschimpft? Wenigstens wird es
mein Vater gewesen sein.« Der Wolf verstand die Spötterei;
er betrachtete die Breite des Flusses und knirschte
mit den Zähnen. »Es ist dein Glück«, antwortete er,
»dass wir Wölfe gewohnt sind, mit euch Schafen Geduld
zu haben«, und ging mit stolzen Schritten weiter.


Es gibt noch andere Fassungen dieses Thema; auch schreiben Schüler gerne Fabeln oder Parodien über diese Wolf-Lamm-Auseinandersetzungen.
*
Bevor ich einige Beispiel ins Netz stelle – frage ich hier:
Wer hat Lust, von diesen fabelhaften Figuren Wolf und Lamm in unserer Zeit zu erzählen?
Es könnte aber auch ein anderer Mitspieler, mit anderem Charakter einbezogen werden.

Internet-Tipp: https://www.go-7seas.de/images/lamm.jpg


iustitia antwortete am 19.09.04 (21:18):

Auf der website des Vegetarier-Bundes Deutschlands e.V.
fand ich diese Fabel von Achim Stößer:
Von Wölfen und Menschen

Eine Fabel

Der kleine schwarze Wolf streunte am Bach entlang. Der Wasserlauf war keine halbe Rute breit, und so sprang er ab und zu von einer Seite auf die andere, schnupperte hier an einer der Wegwarten, die am Ufer blühten, stieß da eine Schnirkelschnecke mit der Schnauze an, worauf diese erschrocken die Fühler einzog, und rieb dort seine Lefzen im taufeuchten Gras.

Das Bächlein rauschte, die Vögel zwitscherten und die Morgensonne schob sich über die kahlen Tannenwipfel.

Von Zeit zu Zeit blieb der kleine Wolf stehen, um traurig sein hüpfendes Spiegelbild im Bach zu betrachten, doch bald lenkte ein tanzender Falter ihn ab, und er sprang ihm nach, oder eine Schaumflocke trieb im Wasser, und er versuchte, mit einer Pfote nach ihr zu haschen.

Doch plötzlich, als er gerade um einen Felsen bog, erschrak er, sprang zurück und schob dann mit eingekniffenem Schwanz seine Nase um die Ecke.

Das kleine schwarze Schaf, das dort gelegen hatte, war nicht weniger erschrocken als er und aufgesprungen, als es ihn bemerkte; jetzt stand es reglos, nur ein wenig zitternd, da und blökte: „Komm nur, schwarzer Wolf, komm und zerreiß' mich!"

„Dich zerreißen?" erwiderte der kleine Wolf erstaunt. „Bist du von Sinnen?"
*
S. den Text weiter unter dieser URL.!
(Text zuerst in: Der Vegetarier 4/92, Seite 182f.)

Internet-Tipp: https://www.vegetarierbund.de/nv/dv/dv_1992_4__Von_Woelfen_und_Menschen,_Eine_Fabel.htm


Enigma antwortete am 20.09.04 (12:00):

Ich antworte mal mit einer Geschichte "Zwei Lämmer im Wolfspelz von Norman Liebold:

"In einem gar greulich düsteren Walde verirrte ein Lamm sich einst im Spiele. Es war ein lustiges Spiel gewesen, das die Schafe "Der Wolf jagt die Lämmer" nannten. Ein Lamm wurde ausgelost und als Wolf verkleidet, und die anderen versteckten sich. Das Lamm im Wolfspelz musste nun andere Lämmer suchen, und wenn es eines fand und fangen wollte, dann war dieses der Wolf, bis es seinerseits wieder ein Lamm gefunden und gefangen hatte. Und auf seiner lustigen Suche nach seinen Spielgefährten hatte unser Lämmchen plötzlich feststellen müssen, dass es mitten im dunklen Walde war und sich verirrt hatte. Es erschrak sich sehr und bekam ganz schreckliche Angst. Es irrte Stunden umher und langsam wurde es dunkel im Wald.
Es begab sich nun, daß auf der anderen Seite des Waldes ebenfalls eine Horde Schafe lebte. Und das Spiel "Der Wolf jagt die Lämmer" war zu jenen Zeiten sehr beliebt unter den Schafen des Landes. Und wie es das Schicksal wollte...."
ja, da wollt Ihr sicher wissen, wie die Geschichte weitergeht.
Bitte sehr, die URL folgt unten.
Mehr Hintergrundwissen zum Buch von Liebold ist zu finden unter:
www.nahtegal.de/buch/backgrounds/hintergrund/00-3_wolfsschaf.htm

Internet-Tipp: https://www.nahtegal.de/buch/leseproben/geschichten/zwei_laemmer.htm


iustitia antwortete am 21.09.04 (10:44):

Vom Fuchs und Hase
(Man könnte es nicht ganz so passend vom Wolf und dem Lamm erzählen.)

Ein Fuchs hatte Hunger. Am Fuß eines Hügels mit vielen Hasenverstecken lud er zum Schein friedlich einen Hasen zum Spaziergang ein. Weil der Hase Böses befürchtete, fing er an zu rennen. Der Fuchs wollte mithalten.
»Angenommen«, redete der Fuchs auf den Hasen ein, »es rennt einer hinter dir her und ist dir dicht auf den Fersen. Was machst du dann?«
»Das Nächstliegende«, entgegnete der Hase, »ich hole meine beiden Reservebeine aus dem Rucksack und schraube sie fest.«
»Nun ja«, redete der Fuchs unzufrieden weiter, »aber angenommen, der, der hinter dir herrennt, holt ebenfalls seine beiden Reservebeine aus seinem Rucksack und schraubt sie fest. Was machst du dann?«
»Das Nächstliegende«, entgegnete der Hase, »ich schraube ein Reservebein ab und verpacke es wieder im Rucksack. Das irritiert; und wer irritiert ist, stolpert; und wer stolpert, fängt keinen Hasen.«
»Nun ja«, redete der Fuchs, überlegte - und stolperte.
Und der Hase entkam.
(Als „Kindergeschichten“ aus Deutschland erfahren.)


iustitia antwortete am 27.09.04 (12:24):

Zur URL:

Wie der Wolf sich rausstaffiert - und firmiert - so dass da eine Kundin kommt...

Internet-Tipp: https://www.cartooncommerz.de/aussteller/dumm1.jpg


iustitia antwortete am 29.09.04 (13:06):

Franz Grillparzer
Der Räuber und der Wolf

Ein Wolf, ein grauses Scheusal der Natur,
Der Schrecken aller Schäfer auf der Flur,
Hielt, hingestreckt auf grüne Matte,
Ein Lamm, das er zerrissen hatte,
Und, ungerührt von herben Klagen
Der Mutter, er davongetragen,
In seiner Klau und fraß. Ein Räuber sah
Das blutge Paar. Raubgierig schrie er, ha!
Schmeckts, guter Freund? - Mit seinem Schwerte
Bohrt er den Wolfen hin zur Erde.
Da stöhnt der matt: Du bist so bös wie ich,
Und doch, du Brudermörder, tötest mich!
Der nimmt das Lamm. Mein Bruder, höre,
Spricht er, zu spät nun diese Lehre.
Kein arger Bösewicht ist des andren Freund,
Und selbst, Freund, merke dirs, sein ärgster Feind