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THEMA:   Mörike und sein Zitronenfalter

 6 Antwort(en).

iustitia begann die Diskussion am 08.09.04 (14:18) :

Des Dichters Sehen und Sehnsucht: Was Mörike beobachtet, wahrnimmt und sich erwünscht…

Eduard Mörike schreibt, was er sieht am 9.4.1846: Zitronenfalter im April

Grausame Frühlingssonne,
Du weckst mich vor der Zeit,
Dem nur in Maienwonne
Die zarte Kost gedeiht!
Ist nicht ein liebes Mädchen hier,
Das auf der Rosenlippe mir
Ein Tröpfchen Honig beut,
So muß ich jämmerlich vergehn
Und wird der Mai mich nimmer sehn
In meinem gelben Kleid.
*
Gonepteryx rhamni (LINNAEUS, 1758), deutsch: Zitronenfalter

Ich suche noch mehr Bilder des Zitronenfalters:

https://www.hof-berggarten.de/images2/zitronenfalter.jpg

https://thm-ar1r2.search.vip.scd.yahoo.com/image/302083569

https://www.onlinekunst.de/gedichte/ingazitronenf.jpg
*
Eine biologische Beschreibung:

Der Zitronenfalter ist einer unserer bekanntesten, häufigsten und dennoch einer der außergewöhnlichsten Schmetterlinge in Deutschland. Während die meisten unserer Tagfalter nur sehr kurz leben, manche nur wenige Wochen, lebt der Zitronenfalter fast ein Jahr lang! Er legt dafür aber auch ein paar Ruhepausen in seiner Aktivität ein: Im Sommer, wenn es heiß ist, sucht er sich kühle Stellen im Wald auf und fliegt erst wieder, wenn die Temperaturen wieder etwas tiefer sind. Auch den Winter übersteht er als Schmetterling und ist deshalb einer der ersten Falter, welchen man bei uns im Jahr beobachten kann. An milden Tagen kann man ihn sogar schon im Februar fliegen sehen. Die Männchen sind leuchtend zitronengelb, die Weibchen blasser und grünlich, teilweise fast weiß, so daß sie häufig mit dem großen Kohlweißling verwechselt werden. Allerdings ist die Flügelform so charakteristisch, daß der Irrtum bei näherem Hinsehen sofort auffällt.
Flugzeit: Eine Generation, das ganze Jahr hindurch.
Futterpflanze der Raupe: Kreuzdorn, Faulbaum.
Auf der "Rote Liste" in der Bundesrepublik.
*
Mörike sieht diesen „zu frühen“ Falter, der sich noch nicht ernähren kann vom Nektar der Blumen, für die er eigentlich geeignet ist von der Evolution.
Dieses Exemplar ist – wenn er nicht Honig „gebeut“ (geboten) bekommt von einer süßen „Rosenlippe“ – nicht länger lebensfähig. So grausam…
Mörike schreibt nun unter dem parabelhaften Vorwand dieses Suchens, Nicht-Genährt-Werdens, des Vergehens eines flatternden Faltertieres mit seiner auffällig Leuchtfarbe - von sich selber: Ihm fehlt die Anerkennung, ihm fehlt die große Liebe, die ihm einmal gelang, an der er fast zerbrach…; ihm fehlen: persönliche Anerkennung, erotische Liebe, das soziale Glück des Dichters, der sich in seiner Zeit entfalten kann, weil er Verleger, Leser und freunde hat.
Vom lyrischen "Ich-will-Dichter-sein" gedrängnt, sucht Mörike im Zitronen-April unter einer grausamen Frühlingssonne - die den Poeten, der mit seinen Themen und seinen Texten vom Publikum und von einer Frau noch nicht anerkannt wird, nicht genährt wird, in seinen naturverbundenen, wir sagen heute: ökologischen und persönlichen und ästhetischen Voraussetzungen und Elementen.

Internet-Tipp: URL.: https://www.geocities.com/europeanbutterflies/Images/rhamni.JPG


iustitia antwortete am 08.09.04 (14:21):

Die angebene URL "klickt" nicht.
Diese aber wohl:

Internet-Tipp: https://www.geocities.com/europeanbutterflies/Images/rhamni.JPG


iustitia antwortete am 08.09.04 (21:26):

Der Zitronenfalter steht in Deutschland natürlich n i c h t auf der Roten Liste...! Da hab ich Blödsinn getippt.
Aus Entschuldigung - noch mehr Zitronenfalter...:

Dieses Forum
www.f27.parsimony.net

bietet Texte zum Eintragen, zum Diskutieren, zum Weiterscheiben:

Ich fand dieses Gedicht
- Text von JC am 14. August 2004 00:18:

Antonio der Zitronenfalter
hat genug von seinem Hausverwalter
er dreht sich um
und falttert davon
immer der Nase hinterher
am Meer entlang
den Möwen folgend
- so ungefähr
in seinen Flügeln brennt das Feuer
es drängt hinaus
weiter ins nächste Abenteuer
mutig und ohne Angst
in seinem Taumelflug
bekommt vom Sönnchen nie genug
mal bis nach Sizilien
das fänd er Spitze
während ich hier so sitze
die Füße im Meer
den Stift in der Hand
fliegt Antonio weiter übers Land
wild und verwegen
dem Süden entgegen
und rastet er mal kurz auf Deinem Fuß
sei so nett
bestell einen lieben Gruß

Internet-Tipp: https://www.f27.parsimony.net/forum66327/index.htm


pamina antwortete am 09.09.04 (01:30):

Noch ein Falter-(leider nicht Zitronen-) Gedicht - von Hermann Hesse

Flügelt ein kleiner, blauer Falter
vom Winde verweht.
Ein perlmutterner Schauer
glitzert, flimmert, vergeht.

So im Augenblicksblinken,
so im Vorübergehn
sah ich das Glück mir winken,
glitzern, flimmern, vergehn.


Miriam antwortete am 09.09.04 (08:05):

Wenn hier auch andere Zitronenfalter fliegen als der von Mörike, dann hätte ich auch noch einen, den man sich in den Hierarchien des Öffentlichen Dienstes seinerzeit erzählte:

Was ist der Unterschied zwischen einen Gruppenleiter und einen Zitronenfalter?
Nun, der Zitronenfalter faltet auch keine Zitronen!

Ob ich Gruppenleiterin war? Nein, ich wurde gefaltet, pardon, geleitet.


juergenschmidb antwortete am 09.09.04 (09:46):

Gehört höchstens als Senf zu Miriams Hinweis:
Ich war schon mal Gruppenleiter, scherzhaft auch Gruppenleider genannt, denn die schlimmsten Vorgesetzten sind die "Untergebenen".
Aber jetzt führts zu weit vom Thema weg, was ich bei anderen ja auch oft beklage, aber es juckte mich in den Fingern.


Miriam antwortete am 09.09.04 (10:00):

@juergenschmidb,

als gewesener Zitronenfalter, entschuldigung, Gruppenleiter, hättest du doch bemerken müssen, dass ich diesen schönen Spruch verhauen habe (war vor den Frühstück, unverzeilich!!).

Es muss nämlich heissen : "Was ist die GEMEINSAMKEIT zwischen einen Gruppenleiter und einen Zitronenfalter? Nun, der Zitronenfalter faltet auch keine Zitronen!".

In der ersten Version hatte ich fälschlich geschrieben: "der Unterschied.." .
Mir fehlte der Gruppenleiter, der dies direkt korrigiert hätte.