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THEMA:   Geeinzogen oder eingezogen?

 14 Antwort(en).

jo begann die Diskussion am 05.09.04 (13:52) :

... oder ähnliche Beispiele.

Ich habe bei einem Herunterladen gerade gelesen, daß da etwas gedownloadet wird. Ich dachte - wenn schon, dann müsste es doch wenigstens downgeloadet heißen, oder?

Oder sagt man z.B. gezurückkehrt, geankommen usw.?

Das hat nichts mit Orthographie zu tun, wohl aber mit der Barbarei, mit der mit der deutschen Sprache derzeit umgegangen wird.


Miriam antwortete am 05.09.04 (15:23):

Hallo Jo,

ich denke wir sollen jetzt an das Geeinmachte gehen!
So höre dir bitte meine Eindrücke an, von der Zeit als ich nach Deutschland geeinreist bin.

Ehrlich : man fühlt sich in der deutschen Sprache oft geeinsperrt - und so staune nicht, daß manche Regeln und Schreibweisen geeinstampft werden.
Oft hat man den Eindruck, daß hier manches schon geeintrocknet ist, dadurch auch dieses Gefühl geeinmauert und geeinklemmt zu sein!

Sag jetzt nicht ich hätte mich geeinmischt und hätte mir also den Ärger selber geeinhandelt.
Ich bin auch nicht geeinbildet und so würde ich eine Niederlage jederzeit geeinstehen, falls meine Vorstösse zur Erneuerung der deutschen Sprache geeinklagt würden.

In der Hoffnung du wirst von meinem Anliegen geansprochen,
verbleibe ich hochachtungsvoll

Miriam


Zacharias antwortete am 05.09.04 (15:51):

Das ist ja voll toll.
Aber ich würde es nie wagen, ein Fremdwort durch unser deutsches "ge" auseinander zu zerren.

Das kann man ja leicht bald inter-ge-veniert bzw. ge-interveniert haben. Was alles noch schlimmer macht (krächz).
Dann lieber umschreiben: ich habe davon einen Download gemacht.
Oder eindeutschen: ich habe das niedergeladen.


jo antwortete am 05.09.04 (16:02):

@Zachi

Nö, Downloaden ist kein Fremdwort, das soll sogar im Duden stehen, seit versucht wird, die Neuschreibung durchzusetzen.

@Miriam

Vielen Dank, wunderhübscher Beitrag!


Miriam antwortete am 05.09.04 (16:38):

Hallo Jo und Zacharias,

mein Beitrag ist eigentlich enstanden aus einem regelrechtem Ärger. Ärger, wegen der Art wie man hier in Deutschland die Sprache entfremdet, verhunzt, englische Wörter benutzt, auch wenn die deutsche Sprache eigene Ausdrücke bietet. Ich hatte auch Bedenken ein so wichtiges Thema wie hier von Jo angesprochen, mit einer Satire zu beantworten. Aber Ihr kennt mich mitlerweile ein bisschen, und wisst, dass hinter meinem Klamauk oft Ernstes gemeint ist.

Eigentlich fand ich deinen Vorschlag, Zacharias, mit "niedergeladen" sehr gut. Aber du Jo bringst ein anderes Kritemium, welches, denke ich eher zu akzeptieren ist : Download steht im Duden. Wenn nur die Fremdwörter benutzt würden die auch im Duden stehen, könnte man damit gut zurechtkommen.
Ich finde dieses Thema spannend und bin neugierig wie es sich entwickeln wird.


jo antwortete am 05.09.04 (17:02):

@Miriam

Du würdest Wörter aus dem Duden gelten lassen - nur ist Download auch dort überflüssig. Ich würde sagen - und tue es -, "runterladen" tut es, und wenn man es lieber etwas vornehmer hätte, dann "herunterladen".

Der Duden war da schließlich nicht konsequent - man hätte dann auch schon noch "uploaden" dazu nehmen müssen; nun muß man sich also notdürftig mit "hinaufladen" behelfen :-)


Miriam antwortete am 05.09.04 (18:33):

@Jo,

zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich keinen Duden besitze, werde dies schleunigst ändern.
Ich habe mich etwas an den französischen Regeln orientiert, da sind dann die Wörter die in den Larousse aufgenommen wurden, tatsächlich auch gut zu akzeptieren.

Auch in Frankreich gab es viele Diskussionen in Bezug auf Fremdwörter. Es wurde letzendlich dafür plädiert, die Tatsache, dass Sprache etwas Lebendiges ist zu akzeptieren -und dies bedeutet auch: Veränderung. Ich weiss, dass damals auch bewiesen wurde wie viele Ausdrücke eigentlich aus Fremdsprachen stammen, ohne dass es heute noch auffällt.

Nun ist das Problem in Frankreich etwas anders gelagert, denn da geht es oft auch um spezifische Wörter die in den Frankophonen Ländern geläufig sind (also nicht nur in den gewesenen Kolonien).

Ein Beispiel, welches so schön ist möchte ich hier erwähnen : "girafer" (als Verb) also sehr frei übertragen : giraffieren. Kommt aus Martinique, wenn ich mich richtig entsinne und bedeutet : wenn ein Schüler bei seinem Pultnachbar abschreibt. Dafür muss er seinen Hals wie eine Giraffe ausstrecken. Bedeutende Sprachwissenschaftler haben für die Aufnahme des Wortes in den Larousse plädiert.


rolf antwortete am 05.09.04 (18:40):

Jo,
ich finde auch, daß es unnötig ist, downladen (uploaden) zu verwenden, aber besonders schlimm deutsch und englisch zu vermischen.
Es geht doch gut mit herunter- und hochladen.


navallo antwortete am 05.09.04 (19:57):

Und wie nennt man dann das Download? Herunterlader oder Hochlader oder Herunterladung bzw. Hochladung? Sind diese Begriffe nicht vielleicht schon in der Elektrotechnik vergeben? Kann es nicht sein, daß das ein Grund ist, eine Anleihe aus einer anderen Sprache aufzunehmen?

Es ist gerade mal so 60-70 Jahre her, da regten sich die Sprachreinhalter mit der gleichen Vehemenz auch über den "Friseur" auf und wollten nur noch "Haarschneider" sagen. Genutzt hat es nichts. Wichtig ist doch wohl zuerst, daß man weiß, was gemeint ist. Gerade da wird aber viel mehr gesündigt. Der einzelne hat keinen Einfluß auf die Sprache und auch nicht eine eifernde Interessengruppe. Was kommt, das kommt. Wozu aufregen, wo doch Ärger eine der nutzlosesten Emotionen ist?


rolf antwortete am 06.09.04 (08:34):

Das Heruntergeladene ist entweder ein Programm, ein Text, ein Bild, allgemein eine Datei.
Bei Programm fällt mir ein, einige sprechen auch von Software-Programmen.


jo antwortete am 06.09.04 (09:40):

Zur Software:

Als der Begriff aufkam, wurde er definiert als alles, was zu einem Computer gehört und nicht Hardware ist - wobei man sich unter Hardware, ein etablierter Begriff der englischen Sprache (Langenscheidt: "machinery which makes up a computer" - Gerät, das einen Computer ausmacht), das vorstellte, was man als Maschine physisch sehen und anfassen kann. Demzufolge gehörten z.B. Bedienungsanleitungen, Räume und Raumausstattung und Klimaanlage ebenfalls zur Software. Das sieht man heute wohl nicht mehr so.

Zum Friseur:

Da hat es einmal - vor unserer Zeit - eine Verdeutschungswelle gegeben, die z.B. auch einen Begriff wie Stelldichein gebar, also doch ganz hübsch. Ein ironisches Gegenbeispiel für den Vierzylinder-Explosionsmotor ist der Viertopfzerknalltreibling. Der Kondukteur wurde durch den Schaffner ersetzt, und der Chauffeur durch den Fahrer usw.


marie2 antwortete am 06.09.04 (11:45):

Die Computerwelt ist international, da sind die Fachbegriffe halt englisch. Nicht alle Leute sprechen so gut englisch, dass sie damit problemlos klar kommen. M.E. ist es also unwichtig, ob ich gedownloadet oder downgeloadet habe, Hauptsache der Download klappt, und ich habe noch nie eine Seite entdeckt, auf der Herunterlade steht.
Es gibt andere Bereiche, wo mich diese "Verhunzung" stört.

Marie2


Joan antwortete am 06.09.04 (12:22):

Wie ist es nun mit" downloaden? "Entweder bleibt es englisch,dann müsste es doch hinten mit ed anstatt et geschrieben werden - oder--- ich lade ihn down bezw. habe gedownladen-bin gedownloaded---bin geladen.Grüsse.Joan


iustitia antwortete am 06.09.04 (13:15):

"Downloaden" bleibt natürlich schriftsprachlich ein Fremdwort. Es wird ja auch nicht deutsch ausgeschrieben: "daunlohden". (s. Duden. 23. Aufl. 2004. S. 302.
*
Der Duden normalisiert aber die Grammatik, da wird eingedeurscht, seit mehr als 100 Jahren: "downgeloadet".
Jede sagt seit zig Jahren "getalkt". (ich verwende das Wort allerdings sonst nicht.
Ode: Er hat "gegoogelt". Einfaches deutsches Partizip Perfekt Passiv.
Oder noch älter: Er "laborierte" an...; das ist nie lat. konjugiert worden. Das müsste von "laborare" so heißen:"laborabat".
Dass ein fremdes (neues) Wort, weil man es braucht oder weil es durch Werbung oder Religion (im Kirchenlatein) oder polit. Unsinn "translationiert" wird immer verdeutscht wird in der Deklination oder Konjugation - das könnte man - ohne in Ausschläge (Exitationen) über den ntürlich auch vorhabenden Sprach-Missbrauch zu geraten, akzeptieren (oder: akzepterieren oder lat. "accipere"?).
*
Gebeispielt:
"..und die Geschäftsleute bedenken nicht, dass Akten, vom lateinischen Acta hergeleitet, so viel heißt als Getanes, und dass also darin keineswegs eingeheftet werden dürfe, was man tun werde oder wolle". (1811 ge-schrieben oder "ge-schreibt" oder ver-gefasst"?)
Wie oft "ge"...? Ja, sogar einmal "Ge-"! Aber eben nur zweimal "ge-" als Vorsilbe für das PPA.
Aber, ja: Und dieser Satz wurde vom Herr Ver-ge-fasser nicht mir "dass" geschrieben, sondern wie es ihm einfach ge-fiel, mal so "s", mal mit zwei ss, mal scharf als ß, in seinen Manuskripten.
Einheitlich wurde es erst in seinem Verlag gedruckt, bei Cotta - weil es Herr Goethe ge-schrieben hat und es so wollte, dass es verlangsmäßig einheitlich war, was später - nach 1880 - nach Dudens Richtlinien ge-schah (oder: "ge-schuh"?).
*
"Die Gewalt einer Sprache ist nicht, dass sie das Fremde abweist, sondern dass sie es verschlingt." (Auch Goethe)
Man könnte also, indem man gutes und zukunftsfähiges Deutsch spricht oder schreibt, das Jammern über Fremdes oder Missbrauchtes in der Sprache ignorieren; einfachhin verbessern. - ABer ich kritisiere auch gerne Dummdeutsch!

Internet-Tipp: https://www.sielkamp.de/ling/photos/album/2002/Dezember/18122002/01%20Weihnachtsauffuehrung%20-%20Die%20Vorbereitungen%20auf%20die%20auslaendische%20Gesangsauffuehrung...Oh%20Tannenbaum%20auf%20deutsch,%20englisch%20und....JPG


Zacharias antwortete am 06.09.04 (14:58):

Haha, ich dachte, lange URLs werden nicht umgebrochen.