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THEMA:   Der neue Duden

 24 Antwort(en).

jo begann die Diskussion am 26.08.04 (09:15) :

Am 28. August erscheint die neue Auflage des Duden. Wenn man da sieht, was mit der deutschen Sprache geschieht, es dreht sich einem der Magen rum.

Kostprobe aus der Süddeutschen Zeitung - URL für den kompletten Beitrag mit, vorsichtig gesagt, weiteren Wunderlichkeiten (die Verlagsmitteilung ist zurückhaltender, vielleicht hat man dort ein schlechtes Gewissen?):

" . . .tummeln sich unter den mehr oder weniger neuen Wörtern jedoch auch viele Fremdwörter und Anleihen aus der Umgangssprache, die staunen lassen: So bladen wir nun zu einem Hotspot und casten uns einen Muggel für die Late-Night-Show. Und die Kante geben wir uns jetzt sprachlich abgesegnet mit Mojitos und Alcopops. Prost, auf die Rechtschreibreform!"

Wo, bitte, gibt es einen Lehrgang für die deutsche Sprache?

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/935/37898/


iustitia antwortete am 26.08.04 (11:10):

Na - klar -
wer den ST dazu benutzen will, mit ihn schaudernden Wörtern offenzulegen, dass es ihn nicht mehr interessiert, was in der Neusprache sich tummelt (ob vom Vatican oder aus dem Amerikanischen, ob Wirtschaft, Sport oder dem Künstlerisch-Produktiven oder dem Eigensprachlich-Virtuosen) -
der hat sich entschieden - und spreizt sich herr-schaftlich als Sprachnabel des Deutschen in vier Ländern ...
*
Duden nannte das 1880 (Orthographisches Wörterbuch. S. 135): "Tetraite" oder die "Retirade"; in der Ausgabe von 1929, natürlich nicht mehr persönlich von Konrad Duden, übersetzt:
"Rückzug", "Abort".
So gibt jeder (mask.) mit seinem Stallgeruch an. Das ist das Miefige an den Rechtschreib- und Gegenwartsverweigeren.


jo antwortete am 26.08.04 (13:47):

Danke für Deine Selbstdarstelung.


DorisW antwortete am 26.08.04 (15:36):

Lieber jo,

gerade wenn diese Wörter nicht alle zu deinem Wortschatz gehören, wirst du dich doch sicher freuen, sie samt ihrer korrekten Schreibweise im Zweifelsfall beim Nachschlagen im Duden zu finden :-)

Die Dudenredaktion denkt sich schließlich keine neuen Wörter aus, sondern dokumentiert den aktuellen Wortschatz (und das eher konservativ als überstürzt).

Wollen wir doch mal sehen, wie weit die genannten Beispiele schon in den Sprachgebrauch eingegangen sind, sofern du eine Google-Suche als Indiz gelten läßt (natürlich nur auf deutschsprachigen Seiten):

bladen: 5.700 Fundstellen
Hotspot: 148.000 Fundstellen
casten: 8.890 Fundstellen
Muggel: 14.000 Fundstellen
Late-Night-Show: 11.100 Fundstellen
Mojito: 46.100 Fundstellen
Alcopop: 6.520 Fundstellen

(sich) "die Kante geben": 1520 Fundstellen

So what?


DorisW antwortete am 26.08.04 (15:37):

P.S. Der "Lehrgang" is auffm Platz ;-)


schorsch antwortete am 26.08.04 (17:52):

Wenn man bedenkt, dass ale unsere Wörter vor X-tausend Jahren erstmals "erfunden" werden mussten, und dass unzählige Wörter in diesem Zeitraum von anderen Sprachen (abgeändert) übernommen wurden, dürfen wir uns nicht darüber wundern, dass dieser Wandlungsprozess noch heute nicht abgeschlossen ist.


jo antwortete am 26.08.04 (19:26):

@Schorsch

Klar, die Wandlung der Sprache ist aber keine Sache, die von Regierungskommissionen oder per Gesetz entschieden werden.


Tessy antwortete am 26.08.04 (21:12):


Ich hoffe daß auch "chillen" in den Duden Eingang gefunden hat.
Und das werde ich jetzt für den Rest des Abends tun :-)


hl antwortete am 26.08.04 (21:21):

:-)) dann viel Spass beim "chillen" , Tess ;-)


https://soeri.no-ip.com/stadtpark_-_einfach_nur_chillen/

Internet-Tipp: https://soeri.no-ip.com/stadtpark_-_einfach_nur_chillen/


marie2 antwortete am 27.08.04 (11:56):

@ Tessy

Chillst Du etwa mit einem Mojito während einer Late-Night-Show?? Oder ist die Show so stimulatend, dass Du hinterher chillen musst? :-)))

chill: entspannen, sich beruhigen, abkühlen

Marie2


Tessy antwortete am 27.08.04 (13:32):



:-))


Zacharias antwortete am 27.08.04 (14:18):

"hl antwortete"

Tatsächlich?
Ja, alle kommen wieder!


iustitia antwortete am 27.08.04 (15:51):

Was "Jo" macht, ist, einen ironischen Schlusssatz aus der SZ zu zitieren, der nicht von der Duden-Redaktion stammte.
Also nix von Vorschrift, von Gängelung des Sprachwandels, von Normierung. Nur die Schreibweise wird festgehalten bei den Neologismen - und kann auch verändert werden.
UND Jo will nicht mitmachen und "muss" (als Sprachdogmatiker?, als -leugner? Oder was sonst??) anderen, die die Gegenwartssprache und den verschärften Wandel beobachten, analysieren und auch kritisieren oder kritisch anwenden wollen und im Unterricht besprechen und bewerten wollen, mit Falschinformationen kommen. Das hält er für seine Pflicht. Und redet von Regierungskommssionen oder was von "per Gesetz".
No, nicht soooo - nur "per Jooooo"!


iustitia antwortete am 27.08.04 (16:21):

Rechtschreibreform
in Baylon
(ohne Ministerpräsidenten, ohne Verfassungsgericht, ohne Kultusminister, ohne BILD, ohne Jo, überhaupt ohne Deutsche):

Internet-Tipp: https://www.br-online.de/kultur/literatur/lesezeichen/20030525/img/rechtschreibreform2.jpg


hl antwortete am 27.08.04 (16:32):

>>Zacharias antwortete am 27.08.04 (14:18):
"hl antwortete"

Tatsächlich?
Ja, alle kommen wieder!<<

*g* .. und manche unter anderem Namen


webmaster antwortete am 27.08.04 (16:52):

... und sie irren, wenn sie glauben, das würde nicht bemerkt ;-)


pilli antwortete am 27.08.04 (17:09):

hihi...

:-)


Joan antwortete am 27.08.04 (18:44):

Aus einem Forum zur Deutschen Rechtschreibreform:
Im Sinne der Schonung der Gehirnaktivität der Lehrer,Schüler,Schriftsteller,Redaktoren,
Journalisten,Autoren,Lektoren,Editoren,Kulturschaffenden und sonstigen mit Wortschöpfungen sich Befassender bezw.solche Vermittelnder schlage ich als ultimative Form der deutschen Sprache vor was folgt:
Erster Schritt:
Wegfall der Grosschreibung.einer sofortigen einführung steht nichts im wege,zumal schon viele grafiker und werbeleute zur kleinschreibung übergegengen sind.
zweiter schritt
wegfall der dehnungen und schärfungen.dise masname eliminirt schon di gröste felerursache in der grundschule,den sin oder unsin unserer konsonantenverdoplung hat onehin nimand kapirt.
driter schrit
v und ph werden durch f ersetzt,z und sch durch s.das alfabet wird um swei buchstaben redusirt,sreibmasinen und computertastaturen fereinfachen sich,wertfole arbeitskräfte könen der wirtsaft sugefürt werden
firter srit.
q,c und ch werden durch k ersetzt, j und y durch i, pf durch f. ietst sind son seks bukstaben ausgesaltet.di sulseit kan sofort fon neun auf swei iare ferkürtst werden,anstat aktsig prosent rektsreibunterikt könen nütslikere fäker wi fisik,kemi,reknen mer geflegt werden
fünfter srit
wegfal fon ä,ö und ü seiken.ales uberflusige ist ausgemerst.di ortografi wider slikt und einfak.naturlik benotigt es einige seit,bis dise fereinfakung uberal riktig ferdaut ist.fileikt satsungsweiseein bis swei iare,anslisend


Joan antwortete am 27.08.04 (18:47):

fortsetsung
durfte als nakstes sil di vereinfakung der nok swirigeren und unsinigeren gramatik anfisirt werden.

.........


schorsch antwortete am 28.08.04 (09:53):

Das habe ich doch schon mal irgendwo gelesen. Könntest du bitte die Quelle angeben?


iustitia antwortete am 28.08.04 (12:17):

Schorsch -

unter dieser URL lässt sich der ganze, gute Witz lesen:
https://www.susa39.de/rechtschreibreform.jpg

Internet-Tipp: https://www.susa39.de/rechtschreibreform.jpg


Karl antwortete am 28.08.04 (12:25):

... und die große Ähnlichkeit zu der Reform des Englischen ist evident (ich hatte schon öfters darauf verwiesen):

Internet-Tipp: https://www.zum.de/Faecher/E/newengl.htm


iustitia antwortete am 04.09.04 (22:10):

"Schriftbilderwartung des Auges" ist wohl der sinnvollste Begriff, der aus der tollen Debatte um die Schriftreform bleiben wird. Ich fand ihn hier, bei Jessen:

ZEIT Nr. 37. vom 2. September 2004
Jens Jessen: Reduzierte Rechtschreibung

Zum ersten Mal in der erbitterten Debatte um die Rechtschreibreform hat sich ein Fensterchen mit Aussicht auf eine vernünftige Lösung geöffnet. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, lange wütende Gegnerin der Reform, hat einen Vorschlag zur Güte unterbreitet. Zu Recht nimmt sie an, dass die Reform weder durchgesetzt noch rückgängig gemacht werden kann. Sie schlägt deshalb den Kompromiss einer »reduzierten Reform« vor, nämlich »Übernahme von Teilen des neuen Regelwerks, die brauchbar sind; Erweiterung des Spielraums von Schreibnormen; Rückkehr zur hergebrachten Rechtschreibung, wo die neue fehlerhaft ist«.
In der Tat, so könnte es gehen; vorausgesetzt, die Anhänger der Reform ließen von ihrer Rechthaberei ab und die Gegner könnten ihre kleinbürgerlichen Beißreflexe unter Kontrolle halten. Der Vorschlag hat im Übrigen den Vorzug, in der Praxis erprobt worden zu sein. Die Schreibregeln der Nachrichtenagenturen oder die weiter gehenden Modifikationen, die Dieter E. Zimmer für den Hausgebrauch der ZEIT an der Reform vorgenommen hat, folgten schon Prinzipien, wie sie die Akademie jetzt formuliert hat.
Leider ist Eile geboten. Denn schon hat der neue Duden auf eigene Faust Hunderte von eigenmächtigen »Reduktionen« der Reform unternommen, die deren Ungereimtheiten nicht lösen, sondern um neue Ungereimtheiten und lange Listen von Ausnahmen vermehren. Denn so schlecht durchdacht waren die neuen Regeln nun wieder nicht, dass sie sich beliebig und überall dort durchbrechen ließen, wo sie die Schriftbilderwartung des Auges stören. Der »Spielraum von Schreibnormen«, den die Akademie anmahnt, muss für den einzelnen Schreiber gelten; der Spielraum ist nicht für den Duden gedacht, damit dieser wiederum seine Lieblingsvarianten durchzusetzen versucht.

Internet-Tipp: https://zeus.zeit.de/text/2004/37/Spitze_37


iustitia antwortete am 07.09.04 (11:13):

Zu Tessys Wunschfrage: "chillen"
Ja, der Duden 2004, S. 260, meint:

chillen: (ugs.) sich entspannen.
Chill-out-Roum: Erholungsraum für Raver.
*
Ich kannte beide Wörter nicht.

A chilling family s. URL:

Ansonsten ist der Dicke Heinz wohl der genialste Fachmann für Rechtschreibfragen; man müsste ihn auferstehen lassen. Aber er hatte wohl die falsche Religion - als Humorist.


Heinz Erhardt:
Rechtschreibung

Delfine schwimmen schnell und leis
(man schreibt sie mit "ph" - ich weiß;
doch schreibt man ja auch Tele"f"on,
und das bereits seit langem schon) -
sie schwimmen (wie gesagt, mit "f") -
sie schwimmen - vorn ihr alter Scheff
(wir schreiben schließlich auch "Schofför") -
sie schwimmen also durch das Meer.

Was heißt durchs "Meer"? - Sogar durch "Meere"!
Und manche altgediente Mähre,
wie überhaupt so manches Ferd,
(mit "V" wär es total verkehrt)
glaubt, es sei schnell wie ein Delphien!
(Das zweite "e" ist schlicht für ihn.)

Orthogravieh - das sieht man hier -
ist nicht ganz leicht für Mensch und Tier!

Internet-Tipp: https://www.onevoiceusa.org/archives/1999/journal/images/chillin.jpg


iustitia antwortete am 07.09.04 (11:33):

Und so hat "babelfish" die erste Strophe von H. Ehrhardts Gedicht übersetzt:

Heinz Erhardt:

Orthography Delfine swim fast and leis
(one writes them with "ph" -
knows I; but one writes also Tele"f"on,
and that already for a long time already) -
they swim ("f" as said, with;) -
they swim -
in front their old Scheff
(we write finally also "Schoffoer") -
they swim thus by the sea.

Internet-Tipp: https://www.baltica-welt.de/baltica/fotobook/herhardt3.jpg