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THEMA:   Rechtrschreibtest...(nch H. Böll)

 15 Antwort(en).

iustitia begann die Diskussion am 20.08.04 (14:07) :

Nur so zum Spaß - oder zum Üben...?

In der Vorbereitung für eine Reform sind Rechtschreibtests in den letzten dreißig Jahren immer wieder durchgeführt und ausgewertet worden; auch für Schülerarbeitsmaterialien, auch für Lehrerhände mit standardisierten Fehler- und Notenfestlegungen.
An Dieter E. Zimmers „zehn Sätze“, die weder von Lehrern noch von Journalisten mehrheitlich richtig geschrieben wurden, sei hier erinnert, auch mit den Unterscheidungen nach alter oder neuer Rechtschreibung:
https://www.corrigere.de/Downloads-index-req-getit-lid-31.phtml
*
Ein Rechtschreibtest, der nicht im Internet steht (oder war ich zu „tumb“ (dumm), ihn zu finden (?) ist hier:
Heinrich Böll schrieb diesen Text 1984 als Diktat, das über einen Rundfunksender (das alte „Radio Luxemburg“) ausgestrahlt wurde und bei dem die Hörer ihre Diktattexte zur Korrektur einschicken konnten.
Das war noch Bildungsverständnis, aber auch nur als Werbung gedacht...
(Aus: H. B.... S. 165f.)
*

Heinrich Böll:
Vom deutschen Schmettern

Ausländern schwer begreiflich, wohl auch vielen Deutschen rätselhaft ist die Bezeichnung Schmetterling für den leichtflügeligen Sommerboten, der Heiterkeit erweckt, flatternd Vergänglichkeit, Schönheit und Anmut verkörpert.
Was hat der Schmetterling mit dem t...tonischen Gott Do..ar zu tun, dem großen Schme...erer, der im Zorn M...llnir, seinen Hammer, schwingt, grollend den Himmel verdüstert, Blitze schleudert, Donner rollen läßt? Mit diesem herrischen Raketengö…zen, nach dem die T..r-Raketen benannt sind?
Nichts hat der Schmetterling mit dem großen Schmetterer zu tun. Nichts. Es ist nichts Schmetterndes am Schmetterling. Er ist anderer Herkunft, hat in den verschiedenen Regionen und Dialekten zahlreiche Namen, heißt unter anderem S...tlicker, Ke...elböter, Florlör..en, Raupensch..ßer, Mü...lermaler, Mol..…envogel.
Er schmettert nicht, er mag den Schmetten, den R...m auf der Milch; sprachkundlich führt seine Verwandtschaft zu dem böhmischen Komponisten Sme..ana hin, dessen Name Sahne oder Rahm bedeutet.
Das bedrohlich gerollte R gehört nicht in des Schmetterlings Familie: Es ist eingebracht worden von faulen Zungen, die hinter dem Schmetten nicht noch einmal Atem holen mochten, das N zu einem R di...imilierten und so den Schmetterling in deutschen Schmetterve...uf brachten.
Das macht die Gewohnheit, wenn sie zur Macht der Gewohnheit wird. Wo doch uns rätselhaften Deutschen das Schmetterig-Schmetterhafte gar nicht mehr so sehr liegt, schon gar nicht Raketengeschmetter. Schlimmstenfalls möchten die Deutschen allerorten, wie die Bierstatist..k zeigt, einen schmettern, und, wenn sie dann einige zuviel geschmettert haben, ertönt das berühmt-berüchtigte ..deutsche Schmetterl...d oder L...dgeschmetter.
(Hier stehen mehr Pünktchen, als Buchstaben fehlen.)
*
Wer hilft, den Text vollständig und richtig zu schreiben..? Gibt es Alternativen bei Wörtern, z.B. bei Namen...?

Internet-Tipp: https://www.corrigere.de/Downloads-index-req-getit-lid-31.phtml


jo antwortete am 20.08.04 (14:19):

Es gab in den 60er jahren eine Niederschrift mit dem Titel: Ein Diktat, das niemand richtig schreiben kann. Ich hatte das einmal in meinen Unterlagen, aber leider nicht mehr gefunden. Ich hätte es den Reformeiferern gerne gezeigt.

Die Nachfolger haben da wohl Einiges übernommen, garniert mit dem Namen Böll.


Zacharias antwortete am 20.08.04 (15:09):

E i n e n Fehler in der K o r r e k t u r !! auf der oben zitierten URL habe ich zumindest gefunden.

Wer findet ihn auch?


schorsch antwortete am 20.08.04 (17:14):

Ich hab sogar zwei Fehler im Titel gefunden. Wer findet sie noch?

Rechtrschreibtest...(nch H. Böll


jo antwortete am 20.08.04 (17:32):

Na, wenn Du alles vorher verrätst...! :-)


iustitia antwortete am 20.08.04 (20:48):

(Hoffentlich ohne Tippfehler...:)
Dieter E. Zimmers "zehn Sätze" aus dem Jahre 1990:
Er schrieb zu diesen Diktatsätzen:

„Diesen Text haben wir einige Male diktiert. Das Experiment ging aus wie erwartet. Niemand konnte ihn fehlerfrei schreiben. Jene Versuchskaninchen, die nicht von Berufs wegen mit Texten umgehen, machten im Durchschnitt 44 Fehler; Deutschlehrer 39; und Berufskorrektoren auch noch 16. (Als der Autor, der diese Texte zusammengebaut hatte und mit ihren Tücken also vertraut war, sich den Text nach einigen Wochen selber diktieren ließ, machte er auch wieder11.) Je professioneller die Schreiber, um so weniger Fehler machen sie bei den Wortschreibungen. Im Bereich der Getrennt und Zusammenschreibung und der Groß und Kleinschreibung aber, diesen beiden Hauptproblemzonen der deutschen Orthographie, kapitulieren auch Profis vor der Willkür.“

Also, der Orthografie-Dekalog:

1. Irgend jemand fläzte sich auf dem Diwan neben dem Büfett [Buffet, ein anderer rekelte [räkelte] sich rhythmisch auf der Matratze, ein dritter planschte im Becken.

2. Man stand Schlange und kopf, lief Ski und eis, wollte rad und Auto fahren, und wer diät gelebt und hausgehalten hatte, hielt jetzt ho£

3. Auf gut deutsch heißt das, die libysche Firma hat Pleite gemacht, aber die selbständigen Mitarbeiter konnten ihre Schäfchen ins trockene bringen.

4. Alles mögliche deutet darauf hin, daß sich etwas Ähnliches wiederholen wird, obwohl alles Erdenkliche getan wird, etwas Derartiges zu verhindern und alles zu annullieren.

5. In einem nahe gelegenen Haus fand der Fotograf [Photograph] das nächstgelegene Telefon [Telephon], im Portemonnaie den numerierten Bon.

6. Im Zenit ihres Ruhms wagten sie die Prophezeiung, man werde trotz minuziöser [minutiöser] Prüfung weiter im dunkeln tappen und aufs Beste hoffen, und insoweit werde alles beim alten bleiben.

7. Auch wer aufs Ganze geht und überschwenglich sein Bestes tut, tut manchmal unrecht, hält es aber gern für Rechtens.

8. Er war statt dessen desperat bemüht, den zugrundeliegenden Konflikt also den Konflikt, der ihrem Dissens zugrunde liegt und allen angst macht zu entschärfen, und infolgedessen kam er mit allen ins reine.

9. Wie kein zweiter hat sich der Diskutant dafür stark gemacht, auch die weniger brillanten Reflexionen der Koryphäen ernst zu nehmen.

10. Daß es not tut, alles wieder instand zu setzen, darf ein einzelner nicht in Frage stellen.

(Also 1990 veröffentlicht, als noch nicht absehbar war, ob und wie eine Rechtschreibreform zustande käme, natürlich intendiert als Nachweis, wie unsinnig Unterscheidungen für adverbialen Klein- und nominale Großschreibung geworden war. In eckigen Klammern die schon damals möglichen Varianten.Aus: D.E.Z.: die Elektrifizierung der Sprache. Haffmanns TABU 1098. 1990. S. 116)


iustitia antwortete am 20.08.04 (20:53):

Rechtschreibreform - von einem Duden-Fachmann kommentiert:

Dr. Wermke gibt Gastkommentar für die Südwestpresse:

Warum eigentlich eine neue Rechtschreibung? Weil an der "klassischen" jahrzehntelang herumgenörgelt wurde. Zu viele Regeln, zu kompliziert, zu unsystematisch, zahllose Sonderfälle. Schwer lehr-, noch schwerer lernbar. Und überhaupt ...
Seit 1996 wird die neue Rechtschreibung unterrichtet. Sie hat die Zahl der Regeln reduziert, systematisiert, was zu systematisieren ging, enthält weniger Ausnahmen. Dafür gibt es mehr Schreibvarianten und mehr individuelle Entscheidungsfreiheit. Ein Bruch mit der Schreibtradition fand nicht statt. Zum "keiser im bot" kam es nicht, die "filosofie" blieb eine Ente. Für Schüler und Lehrer geht die Sache auf, hört man. Genörgelt wird weiter, heftiger denn je. Einige tönen, eine Rechtschreibung, die sich an Schülern und Vielschreibern orientiere, niemals zu akzeptieren.
Die haben aber auch schon früher für sich in Anspruch genommen, zu schreiben, wie sie wollten. Dem Rechtschreibunterricht nützt das nichts.
Den vielen Sekretärinnen und denjenigen, die sich mit ihren
Bewerbungsschreiben nicht blamieren wollen, auch nicht.

Was bewirkt die neue Rechtschreibung? Längst nicht, was ihre Kritiker heraufbeschwören. 98 % der neuen Rechtschreibung sind die alte. Das sieht jeder, dessen Tageszeitung nach den neuen Regeln gedruckt ist.
Am auffälligsten ist noch der Ersatz von ß durch ss. Ehrlich: Texte in neuer Orthografie sind nicht weniger verständlich als solche in herkömmlicher. Und Känguru ohne h hat nichts mit Sprachverhunzung zu tun.
Das Vorhalten von Fehlern ist unfein und hilft nicht weiter. Fehler wurden auch früher gemacht und sind im Zweifel nicht den neuen Regeln, sondern mangelnder Sorgfalt oder der Tatsache geschuldet, dass die Korrektoren wegrationalisiert worden sind. Das Chaos ist herbeigeredet.

Und jetzt? Die neue Rechtschreibung ist seit acht Jahren Alltag. Sie funktioniert da, wo sie funktionieren soll. Wer bei den alten Regeln bleiben will, darf das tun. Das Neue wird sich dennoch Bahn schaffen. Man nannte die Rechtschreibreform einmal eine "kleine Reform der Vernunft".
In der derzeitigen Debatte ist gerade sie neben dem nötigen Sachverstand zu vermissen. Vernünftig ist es, bei der Neuregelung zu bleiben, diese in ihrer weiteren Entwicklung sachkundig zu beobachten und behutsam dort anzupassen, wo es sich aus dem Schreibgebrauch ergibt. So hat es der Duden in der Vergangenheit gemacht. Das funktioniert auch in der Zukunft.

Dr. Matthias Wermke - Leiter der Dudenredaktion

(Aus: Südwestpresse vom 14.08.2004)


jo antwortete am 20.08.04 (21:29):

"behutsam dort anzupassen, wo es sich aus dem Schreibgebrauch ergibt" ... hm, und warum ist man nicht mit der klassischen Rechtschreibung so verfahren, statt zu einem Rundumschlag auszuholen?

Und wenn 98% der neuen Schreibung die alte Rechtschreibung ist - warum hat man dann die 2% nicht auch beibehalten?

"Die haben aber auch schon früher für sich in Anspruch genommen, zu schreiben, wie sie wollten. " - nein, stimmt nicht, sie haben sich bemüht, sich an die bestehenden Regeln zu halten - zugegebenermaßen nicht immer einfach - bei 98% Beibehaltung der Regeln aber kann das heute doch auch nicht einfacher geworden sein?


Zacharias antwortete am 21.08.04 (09:39):

Schorsch,
ich habe etwas anderes gemeint.

Wenn man den Link von iustitia anklickt, erhält man zuerst eine Seite mit vielen Rechtschreibfehlern. Dann kann man sich die Korrektur öffnen. Und dort habe ich einen Fehler gefunden. Einen Fehler in einer Korrektur - Unglaublich!


iustitia antwortete am 21.08.04 (11:14):

Hallo, Zacharias -
meinst Du im Satz 9 (nach der alten Rechtschreibung verfasst): "ernst zu nehmen...." (mit den Lücken, ohne Trennungsstrich)?
Das war damals (wäre heute auch noch) richtig, wie Du in alten "Dudens" nachlesen kannst. Z.B. Aufl. 20. S. 251: "ernst" in Verbindung mit Verben i m m e r getrennt.
*
Ja, es gab Ungereimtheiten, Unsinigkeiten seit dem ersten Duden der Nachkriegsjahre.
So wurde einmal versucht, "Kautsch" (für Couch)durchzusetzen; was da wohl gemeint war? Aber keiner wollte es "mitmachen".
*
Die wenigen Prozent, die reformiert wurden nach sinnvollen sprachlichen und pädagogischen Grundsätzen, betreffen sehr viele Wörter, bei "ss/ß", bei der Klein- oder Großschreibung.
*
Anredeformen ("Du/Sie/Ihnen" sollten wieder verpflichtend gemacht werden.
Und Beibehaltung der sinnvollen Zusammenschreibung, etwa bei "wohlbekannt" (also: wirklich bekannt) statt "wohl bekannt" (gemeint: vielleicht bekannt, als Vermutung).


Zacharias antwortete am 21.08.04 (13:41):

Nein, iustitia, das meinte ich nicht.


schorsch antwortete am 21.08.04 (13:51):

Zacharias, ich weiss schon - aber es juckte mich halt so arg (;--))))


iustitia antwortete am 22.08.04 (11:43):

Bölls Diktat:

Heinrich Böll:
Vom deutschen Schmettern

Ausländern schwer begreiflich, wohl auch vielen Deutschen rätselhaft ist die Bezeichnung Schmetterling für den leichtflügeligen Sommerboten, der Heiterkeit erweckt, flatternd Vergänglichkeit, Schönheit und Anmut verkörpert.
Was hat der Schmetterling mit dem teutonischen Gott Donar zu tun, dem großen Schmetterer, der im Zorn Mjöllnir, seinen Hammer, schwingt, grollend den Himmel verdüstert, Blitze schleudert, Donner rollen läßt? Mit diesem herrischen Raketengötzen, nach dem die Thor-Raketen benannt sind?
Nichts hat der Schmetterling mit dem großen Schmetterer zu tun. Nichts. Es ist nichts Schmetterndes am Schmetterling. Er ist anderer Herkunft, hat in den verschiedenen Regionen und Dialekten zahlreiche Namen, heißt unter anderem Smantlicker, Ketelböter, Florlörken, Raupenscheißer, Müllermaler, Molkenvogel.
Er schmettert nicht, er mag den Schmetten, den Rahm auf der Milch; sprachkundlich führt seine Verwandtschaft zu dem böhmischen Komponisten Smetana hin, dessen Name Sahne oder Rahm bedeutet.
Das bedrohlich gerollte R gehört nicht in des Schmetterlings Familie: Es ist eingebracht worden von faulen Zungen, die hinter dem Schmetten nicht noch einmal Atem holen mochten, das N zu einem R dissimilierten und so den Schmetterling in deutschen Schmetterverruf brachten.
Das macht die Gewohnheit, wenn sie zur Macht der Gewohnheit wird. Wo doch uns rätselhaften Deutschen das Schmetterig-Schmetterhafte gar nicht mehr so sehr liegt, schon gar nicht Raketengeschmetter. Schlimmstenfalls möchten die Deutschen allerorten, wie die Bierstatistik zeigt, einen schmettern, und, wenn sie dann einige zuviel geschmettert haben, ertönt das berühmt-berüchtigte deutsche Schmetterlied oder Liedgeschmetter.
*
Aus: H. B.: Die Fähigkeit zu trauern. Bornheim-Merten. 1986. S. 165f.


Medea. antwortete am 23.08.04 (09:51):

In meiner Familie wird dieses hübsche, luftige, anmutig schwebende Lebewesen
'Schmettsperling' genannt .....

Der Name ist aus der Kindersprache übrig geblieben. :-))


ricardo antwortete am 23.08.04 (11:14):

Buttervögelken sett dik
Qp mine Hand, op mine Hand,
I daun dik nischt tau Leide.
Et soll ik nischt tau Leid gescheihe.
Will mer dine bunten Flittchen seihe,
Bunte Flittchen meine Freude....


iustitia antwortete am 23.08.04 (21:36):

Zacharias - verrate mir doch mal den Fehler, den Du gefunden hast..