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THEMA:   Die olympische Idee

 15 Antwort(en).

Enigma begann die Diskussion am 12.08.04 (09:11) :

Die olympische Idee

"Die olympische Idee ist untrennbar mit der Person Baron Pierre de Coubertin verbunden, der stets vorrangig Pädagoge war. In den Olympischen Spielen sah er weder einen Selbstzweck, noch bestand ihr wichtigster Sinn für ihn im Erbringen großer sportlicher Leistungen. Vielmehr betrachtete Coubertin sie als Mittel zur Verwirklichung seiner pädagogischen Ziele......"

..... diesen Artikel über die Idee des Baron de Coubertin kann man im Netz bei Interesse weiterlesen.
Ich hatte den Namen Coubertin natürlich auch schon oft im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen gelesen, wusste aber eigentlich so gut nichts von seinen genauen Vorstellungen.
Mutet ein solcher Ansatz in der heutigen Zeit schon etwas merkwürdig an? Sehr idealistisch, wo wir doch alle wissen, dass die Spiele auch ein Riesengeschäft sind?

Für mich haben sie jedenfalls nichts von ihrer Faszination verloren, und bald werde ich auch zu den gebannten Zuschauern gehören.

PS
Die armen Chinesinnen haben mir gestern schon leid getan: 8:0 von der deutschen Frauenfußballmannschaft besiegt. Das war ja eine regelrechte Demontage.

Internet-Tipp: https://www.olympiastatistik.de/geschichte/neuzeit.html


wanda antwortete am 12.08.04 (09:14):

PS. das habe ich auch so empfunden, aber leider gibt es ja beim Fußball keinen Ringrichter, der abbricht .......


schorsch antwortete am 12.08.04 (09:21):

Die ersten Olympischen Spiele fanden in der Antike statt. Sie waren nicht auf Leistung, sondern auf Schönheit ausgerichtet. Es kam also nicht drauf an, wer am schnellsten von Punkt A zu Punkt B rannte, sondern wie elegant, für das Auge wohltuend er das tat.

Man schaue doch mal, was daraus geworden ist: Ein Geschäft mit Sportlern, Sponsoren, Zuhältern, Stimmenkäufern...

Die Sportler sind nur mehr Nebensache, das Milliardengeschäft die Hauptsache.

Gestern wurde im Schweizer TV eine Sendung ausgestrahlt, wo mit versteckter Kamera Männer aufgenommen wurden, die ganz ungeniert Millionen verlangten für angebliche sichere Hilfe beim Stimmenfang für die Vergabe der Olympischen Spiele.

Vier Mitglieder des Komitees wurden fristlos wegen Korruption geschasst.

Diese Spiele sind zum Dreckgeschäft verkommen.....


Enigma antwortete am 12.08.04 (10:10):

Durch die Presse ging auch hier die Meldung über ein BBC-Journalistenteam, das Bestechlichkeit im Hinblick auf Stimmenkauf für die Londoner Bewerbung 2012 aufgedeckt hat.
Traurige Machenschaften und ein "Dreckgeschäft", da gebe ich Dir absolut recht, Schorsch.
Wenn man dann noch das ganze Doping-Thema einbezieht, könnte einem eigentlich die Lust am Zuschauen vergehen.
Aber ich werde wahrscheinlich trotzdem zusehen.
Und davon ausgehen, dass die Mehrzahl der Sportler doch ehrliche Leistungen aufweisen (hoffentlich!)
Gruss
Enigma


juergenschmidb antwortete am 12.08.04 (12:30):

ich habe vor Jahren im Merian gelesen, als ich mir mit einer Reisegruppe Plympia anschaute, dass die UR-olympischen Spiele keinesfalls idealistisch, fair und übermenschlich abgelaufen sind, es wurde sowohl bestochen, versucht Gegner zu schwächen, als auch andere Dinge versucht, die unfair waren.
Als ich das las, verschwand von mir der Hauch Nostalgie, den ich eigentlich suchte.
Der Artikel, sicher nicht leichtfertig geschrieben, entzauberte bei mir Olympia.
Also es hat sich gar nicht so viel verändert in der Neuzeit.
Dennoch interessiert mich Olympia viel mehr als Fussballereignisse oder Radsportveranstaltungen tour de...,
weil hier auch Universalsportler antreten, die mehrere Sportarten beherrschen, das sind m.E. die Titanen des Sports.
Olympia ist also eine Idee, wird sie dieser gerecht?


Miriam antwortete am 12.08.04 (21:23):

Ohne jemandem die Freude an Olympia nehmen zu wollen, möchte ich doch auch den Anfang einen kritischen und nachdenklichen Textes bringen, sowie den Internet Hinweis auf den ganzen Text. Hier kann man dann auch andere Texte die sich mit Olympia befassen, anklicken.

Der nun folgende Text ist von Nico Weber (Kulturzeit - 3SAT). Ihr wisst mitlerweile wohl, dass ich da ein permanenter Gast bin.

Der Lauf der Spiele - Teil 5.
Die ästhetische Globalisierungsmaschine
(Autor : Nico Weber)

Warten auf den Takt der Stoppuhren, Startpistolen, wogenden Applaus. Warten auf eine gigantische Illusionsmaschine, die die Welt in ein globales Dorf verwandelt.
Warten auf die Idylle jenseits der Bomben von Bagdad und des Bürgerkriegs im Sudan. Olympia ist eine Schöpfungsphantasie, die sich mit der "heiligen" Aura des antiken Vorbilds schmückt.

Dabei ging es hier auch um ganz profane Dinge wie Geld und Geschäfte, Marketing und Merchandising...

Internet-Tipp: https://www.3sat.de/kulturzeit/specials/68854/index.html


ricardo antwortete am 13.08.04 (16:38):

Ich erlaube mir hier die Beschreibung einiger Kämpfe in der Antike:

Pferderennen
Ab 680 v. Chr. war der Höhepunkt der antiken Olympischen Spiele das Rennen der Viergespanne. Nicht selten gingen vierzig und mehr Gespanne an den Start, von denen nur einige wenige am Ziel ankamen. Es wurde eben mit Haken und Ösen gekämpft. Beim Pferderennen (ab 648 v. Chr) mussten die Reiter ohne Steigbügel und Sattel reiten. Sieger waren dabei nicht die Reiter und Wagenlenker sondern die Pferdebesitzer.

Kampfsportarten
Kämpfer konnten in drei Disziplinen antreten, Faustkampf (ab 688 v. Chr.), All-Kampf (ab 648 v. Chr) und Waffenlauf (ab 520 v. Chr.). Im All-Kampf war im Gegensatz zum Faustkampf fast alles erlaubt - nur Beißen und Kratzen der Gegner war strengstens verboten. Beim Waffenlauf mussten in voller Rüstung zwei Stadionlängen zurückgelegt werden.

Beim Faustkampf waren die Hände mit scharfkantigen Lederriemen umwickelt, schwere Verletzungen waren die Folge.

Man sollte doch Freude an der Gegenwart haben und die Vergangenheit nicht verklären.
Es menschelt auch bei Olympia,aber die heutigen Spiele sind besser als manche Vergangenen, schauen wir lieber nicht zu genau zurück.
Das schmälert die Freude am hier und heute :-))))).


Enigma antwortete am 13.08.04 (19:07):

Danke für Eure Beiträge und die angegebenen Quellen.
Zur Zeit habe ich wenig Zeit, melde mich aber so bald ich kann.

Liebe Grüsse
Enigma


mart antwortete am 13.08.04 (21:12):

Erstmals dürfen in Olympia Frauen teilnehmen und zusehen:

Bei den Festen zu Ehren des Göttervaters Zeus, als die Athleten noch nackt um Ruhm und Ehre kämpften, durfte nur das ledige weibliche Geschlecht zusehen.
Verheiratete Frauen wurden unter Androhung der Todesstrafe ausgeschlossen.
Warum das wohl:-)))


„Pankratiasten((Allkämpfer) müssen verschiedene Methoden des Strangulierens beherrschen“, schreibt etwa der Grieche Philostrat von Lemnos um 200 n.Chr. in seiner Abhandlung „Über die Gymnastik“. „Sie greifen auch nach dem Knöchel eines Gegners, drehen ihm den Arm um, außerdem schlagen sie ihn und springen auf seinen Körper.“ Kein Wunder, dass es bei dem Spektakel zu Ehren des Göttervaters Zeus immer wieder zu tödlichen Unfällen kam.


Und natürlich gab es auch Korruption in Hülle und Fülle.

Neben Kaiser Nero:
Er gewann in drei musischen und drei sportlichen Wettbewerben. Beim Wagenrennen wurde der berüchtigte Diktator sogar zum Olympiasieger gekürt, obwohl er aus seinem Zehnspänner fiel und nicht einmal das Ziel erreichte.

Internet-Tipp: https://makeashorterlink.com/?A20332C09


ricardo antwortete am 14.08.04 (00:21):

Ich habe soeben die Eröffnungsfeier gesehen und war begeistert
Besonders gefreut hat mich das Erscheinen einer kleinen Afghanischen Mannschaft, Fahnenträgerin eine schöne Frau in prächtigen Gewändern.Ein Zeichen?
Und die Mannschaft des Irak, die ihr erstes Fußballspiel überraschend gewonnen hat.
Palästina zog ein und Israel, beide mit Beifall begrüßt.

Bitte jetzt nicht davon sprechen, angesichts des Elends hätte man andere Sorgen.

Ich erinnere mich gut, als die ersten Sportveranstaltiungen nach dem Krieg auch hoffen ließen. mindestens ebenso wie wieder geöffnete Theater oder Konzerte

Schon im Mittelalter kannte man den Trick, die letzte Kuh auf die Mauer der belagerten Stadt zu treiben um dem Feind zu zeigen.
Wir sind noch nicht am Ende!


Enigma antwortete am 14.08.04 (09:55):

Guten Morgen,

es schadet sicher nicht, bei solchen Riesenveranstaltungen auch die nachdenklichen Töne in Auge und Ohr zu behalten. Danke für den Artikel von Nico Weber, Miriam.
Danke auch für die Beiträge, die noch den Hintergrund oder die Vergangenheit der Spiele mehr erhellen. Es ist interessant, da auch noch immer Neues zu erfahren.
Was mich aber am meisten fasziniert, ist eben der Sport selbst, das Messen der besten Athleten der Welt untereinander.
Und - wie juergenschmidb schreibt - gibt es z.B. auch die Mehrkampfsportler. Unglaublich, was solche Leute leisten.
Nur das Doping müssen sie natürlich lassen....:-)))
Interessant auch der Beitrag und Link von mart zu "Frauen und Olympia". Vieles weiss man, aber eben nur in etwa...
Leider bin ich bei der Eröffnungsveranstaltung eingeschlafen, habe sie aber "auf Video" und kann sie noch einmal in Ruhe anschauen.
Aber, wie Ricardo auch schon gesagt hat, ist es auch toll anzusehen, wie die kleinsten Nationen, oft nur einige Menschen, freudig einmarschieren und manchmal gewinnen, manchmal aber auch getreu dem Motto "nur" dabei sind.
Warten wir es ab.
Ich habe ein paar Anekdötchen gefunden, ähnlich wie sie bei der "Tour" auch immer wieder im Beiprogramm erzählt werden.
Ein paar werde ich mal in Kürze präsentieren.

Gruss und ein schönes Wochenende.
Enigma


mart antwortete am 14.08.04 (11:05):

"Was es im antiken Olympia nicht gab, waren weiß gewandete Sonnenpriesterinnen und der Fackellauf mit der olympischen Flamme. Er ist eine auf die Berliner Olympiade von 1936 zurückgehende Erfindung der Nazis."


Aber warum sollte man bewährte Inszenierungen nicht übernehmen?:-)

Internet-Tipp: https://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=57637&IDC=29


marie2 antwortete am 14.08.04 (21:45):

Für Anti-Olympioniken ;-)))
ein kleiner Film von Bruno Bozetto.

Viel Spaß

Marie2

Internet-Tipp: https://www.infonegocio.com/xeron/bruno/olympics.html


Enigma antwortete am 15.08.04 (07:04):

...zumal die Inszenierung ja immer noch sehr wirkungsvoll ist. *g*

Der Bozetto-Film ist wirklich witzig, aber man muss Geduld haben; er lädt sehr lange...

Der längste Marathon
Beim Marathon im Jahre 1912 in Stockholm reicht beim Japaner Shizo Kanaguri die Kraft für die 42,195 Kolemeter nicht mehr aus. Bei einem Haus bittet er darum, sich ein paar Minuten ausruhen zu dürfen. Er schläft ein und wacht erst am nächsten Tafg auf. 1967 setzt der mittlerweile 76-jährige Uni-Professor in Stockholm seinen Lauf fort. Nach genau 54 Jahren, acht Monaten, sechs Tagen, 32 Minuten und 20,3 Sekunden erreicht er das Ziel.

Manchmal muss man eben einen langen Atem haben :-)))

Einen schönen Sonntag noch
Enigma


Miriam antwortete am 15.08.04 (08:45):

Liebe marie2,

in dieser Version (Bruno Bozetto) ist für mich Olympia auch zugänglich. Habe mir bis jetzt den Film mindestens fünf mal angeschaut - das erste mal allerdings ohne Ton! Habe den Film direkt auch meiner Familie weitergeschickt.
Einen schönen Dank!


Enigma antwortete am 16.08.04 (07:11):

Noch eine kleine Geschichte zu Olympia 2000:

"In Sidney 2000 legt die britische Judoka Debbie Allan bei der Wägezeremonie einen Striptease hin. Weil die Waage immer noch zu viel anzeigt, reisst sich die Europameisterin in der 52-kg-Klasse aus Verzweiflung auch noch die Unterwäsche vom Leib, nachdem sie schon ihre langen Haare abgeschnitten und 3 Stunden lang geschwitzt hatte. Alles hilft nichts: 50 Gramm zu viel bedeuten das Olympiaaus."

Was für ein Malheur....