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THEMA: Die Welt in 25 Jahren
44 Antwort(en).
greisi
begann die Diskussion am 10.08.04 (14:43) :
Vor über 25 Jahren habe ich mich sehr für Zukunftsforschung interessiert, habe die Bücher von Hermann Kahn und anderen gelesen. Ich muss sagen, der geistige und physische Nähwert war doch gering. Wenige der getroffenen Zukunftsperspektiven wurden realisiert (teilweise zum Glück). Wichtiger noch die wirklich entscheidenden umwälzungen der letzten 2 Jahrzehnte in politischer, kultureller und technischer Hinsicht wurden von keinem auch nur annähernd in Betracht gezogen.
Man könnte nun einfach sagen: "1. Kommt es halt anders - 2. als man denkt"
Dennoch sind Spekulationen auf die Zukunft immer faszinierend und ausserdem notwendig. Denn jede nicht triviale Entscheidung die ich heute treffe hat etwas mit meiner Erwartung in die Zukunft zu tun und dazu brauche ich Ideen und Perspektiven.
So wenig irgend jemand nun wissen kann was die Zukunft bringt. So notwendig erscheint einem aber doch, dass es gewisse Entwicklungen geben muss, wie auch immer, aber zwingend notwendig.
Es würde mich interessieren was hier im ST für Zukunftsperspektiven in den Köpfen gären.
Meine Lieblingsidee ist die Überwindung des Krieges als politisch-wirtschaftliches Mittel.
Eine schöne Spielwiese mit Ideen für die Zukunft findet man unter folgender Adresse:
Internet-Tipp: https://www.aec.at/predictions/
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Ursula_J
antwortete am 10.08.04 (15:54):
Hallo greisi,
"Die gewünschte Seite ist zurzeit nicht verfügbar" wird bei mir angezeigt.
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rolf
antwortete am 10.08.04 (17:28):
Bei mir wird sie angezeigt, ist aber leider in Englisch.
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dirgni
antwortete am 10.08.04 (17:49):
Ich denke mal, ihr versäumt nicht viel. Ich hab da hineingeschnuppert, aber es sind keine Zukunftsvisionen sondern nur aktuelle Probleme, die ins Absurde gesteigert werden.
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Karl
antwortete am 10.08.04 (18:47):
Lieber greisi,
ich stimme dir zu.
1. Zukunftsprognosen liegen oft so herrlich falsch, dass es lustig ist.
2. Zukunftsprognosen sind unverzichtbar.
Mich faszinieren weiterhin noch immer diejenigen von Ray Kurzweil:
Kurzweil legt mit "Homo sapiens. Leben im 21. Jahrhundert. Was bleibt vom Menschen?" ein atemberaubendes Buch vor, das eigentlich jeder gelesen haben sollte, der hofft, noch einige Zeit in diesem Jahrhundert verweilen zu können. Wir leben in einer Übergangsphase, im Knie einer exponentiellen Explosion der Computerentwicklung, die uns ob ihrer Schnelligkeit "überfahren" wird. Aufbauend auf einer Verallgemeinerung des Moorschen Gesetzes, das die Verdopplung der Computerkapazitäten durch Technologieverbesserungen alle zwei Jahre voraussagt, prognostiziert Kurzweil, dass ein $1000 Computer bis zum Jahr 2020 die Rechenkapazität eines menschlichen Gehirn erreicht haben wird. Die Kommunikation mit dem Computer wird dann hauptsächlich mittels gesprochener Sprache ablaufen, immer mehr Computer werden zumindest am Telefon für normale Menschen gehalten. 2030 besitzt ein $1000 Rechner die Rechenkapazität von 1000 Menschen. Da gleichzeitig die Algorithmen zur Informationsverarbeitung im menschlichen Gehirn entschlüsselt worden sind und somit diese Algorithmen auf die Maschinen übertragen werden können, wird die maschinelle Intelligenz derjenigen aus Fleisch und Blut haushoch überlegen sein. Immerhin kann ein Computer auf alles Wissen im WWW in kürzester Zeit zugreifen. Menschen werden versuchen, dieses Handicap mittels implantierter Chips auszugleichen. Die virtuelle Realität wird viel realer sein als heute. Viele Menschen werden in ihr ganz versinken und nur ungern auftauchen. Mittels winziger Laserkanonen in Brillen oder Kontaktlinsen oder später über direkten Datenanschluss wird die Illusion in der virtuellen Welt vollkommen sein. Wir werden mit virtuellen Persönlichkeiten interagieren und uns von ihnen beraten lassen. Virtuelle Persönlichkeiten sind unsterblich (im Prinzip), da nicht mehr an Hardware gebunden. Ein Traum mancher Menschen wird es deshalb sein, die eigene Persönlichkeit als Software zu kopieren.
- Unabhängig davon, ob Ray Kurzweil mit allen seinen Prognosen recht behält (wohl eher unwahrscheinlich), bleibt genügend Stoff zum Nachdenken. Für mich war dieses Buch eine faszinierende Ferienlektüre, nicht zuletzt weil ich mich selbst schon 1981 bezüglich Künstlicher Intelligenz aus dem Fenster gelehnt habe: https://www.zum.de/ki/
Zum Autor: Ray Kurzweil ist einer der führenden amerikanischen Computerexperten. Er war maßgeblich an der Entwicklung von Texterkennungs- und Spracherkennungssoftware beteiligt. Er entwickelte das erste Vorlesegerät für Blinde und gründete mehrere erfolgreiche Softwarefirmen. Er weiß also wovon er spricht! Ende der 80er Jahre schrieb Kurzweil ein Buch über das Zeitalter intelligenter Maschinen und prognostizierte z.B. dass der Schachweltmeister in den späten 90igern von maschineller Intelligenz geschlagen werden würde. Auch mit den meisten seiner anderen Prognosen behielt er recht.
Internet-Tipp: https://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3548750265/derseniorentimin/
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schorsch
antwortete am 10.08.04 (19:18):
Am besten erstellt man Zukunftsprognosen ein paar Jahre danach - und/oder bastelt schon mal Aussreden, warum alles anders gekommen ist!
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jo
antwortete am 10.08.04 (19:26):
Mich beschäftigt eher die Frage, wie es hier, wo wir sind, in 1.000, 10.000, 100.000 usw. - immer eine Null dran - Jahren sein wird. Und wieviele Nullen werden es noch sein?
Wann werden die letzten Spuren unseres Daseins verschwunden sein - und was kommt dann?
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Karl
antwortete am 11.08.04 (08:57):
@ Jo,
deine Betrachtungsweise zeigt, wie kurz wir normalerweise springen, wenn wir "nur" an die nächsten 10 oder 100 Jahre denken. Als Biologe bin ich gewöhnt Millionen von Jahren "zurückzudenken". Wenn 1 Milliarde Jahre 1 m wäre (die Erde entstand wohl vor 4-6 Milliarden Jahren), dann würde sich die Kulturgeschichte des Menschen im miskroskopischen Mikrometerbereich abspielen. Wenn wir nur davon ausgehen würden, dass die Erde noch einmal 1% ihrer Lebenszeit vor sich hat, wären das noch einmal 40-60 Millionen Jahre. Was dies bei der derzeitigen Geschwindigkeit der kulturellen Evolution bedeuten würde, kann niemand ermessen. Alles was theoretisch an Technischem möglich ist, wird in dieser Zeitspanne realisiert werden. Die Frage ist also, wo liegen die theoretischen Grenzen der Machbarkeit oder wird - da Zerstörung so einfach ist - vorher alles beendet?
In der angegebenen Zeitleiste konnte die kulturelle Entwicklung der Menschheit nicht durch die dicke des roten Striches dargestellt werden. Sie wäre unsichtbar geblieben.
Internet-Tipp: " target="_new">
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schorsch
antwortete am 11.08.04 (10:05):
Ist es nicht merkwürdig und anmassend, dass der Mensch sich immer als Spitze der Evolution wähnt?
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jo
antwortete am 11.08.04 (14:02):
@Karl
Das finde ich wunderbar, daß Du mich verstanden hast. Wie sieht aber die Projektion Deiner Graphiken in die Zukunft aus? 1%, 40-60 Mio Jahre ist sicher zu gering.
Es befällt mich oft der Gedanke, wenn ich mich wo auch immer aufhalte - nehmen wir nur als Beispiel den Stachus in München - das ist so wie es ist, wunderbare Umgebung, Leben und Treiben, es ist unsere Gegenwart und Existenz. In dem Augenblick bin ich Krone der Schöpfung, denn alles gehört mir.
Und was ist an dieser Stelle ... na in, wieviel Jahren?
Ein anderer Gedanke: Die A8 wird derzeit bei uns ausgebaut, neue Brücken und Dämme, was so dazu gehört. Sehr massiv, wie sich das gehört - wie massiv eigentlich? Wann wird an jener Stelle die letzte Spur hinweggewischt sein?
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ricardo
antwortete am 11.08.04 (15:47):
Aaaaaber Die ganze Entwicklung der Erde oder was auch immer. sie würde garnicht sichtbar ohne den Menschen. Vielleicht ist alles doch ganz anders gewesen und die eigentliche Zeit trat mit dem Menschen in die Welt Ohne ihn wäre alles dunkel, ohne Geist, ohne Liebe, ohne das eigentlich Wesentliche. Licht ohne Auge? Töne ohne Ohr?
In der Bibel steht, daß für Gott tausend Jahre wie ein Tag sind, das könnte man beliebig ausbauen und die Relativität dieser Größe "Zeit" angreifen!
In Science Fiction spielt die Idee von der Zeitmaschine eine Rolle, auch da wehrt sich der Mensch gegen die Vorstellung unendlicher Zeiträume. Raum und Zeit sind Begriffe, die außerhalb des Menschen und seines Gehirns garnicht existieren.
Und ob die Maße dann ohne dieses Instrument des Gehirns noch verbindlich sind, hängt vielleicht ab vom Betrachter so es einen gibt. Ich denke, die Welt der Physik ist noch voll von Überraschungen lassen wir uns dazu verführen! Wir beziehen jede Objektivität nur auf uns selber zurück.
Ein Beobachter des Ganzen der kein Mensch ist? Und uns sagen kann, wie es ohne uns aussieht? Fehlanzeige :-)))))))
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Karl
antwortete am 11.08.04 (16:13):
@ Ricardo,
diese anthropozentrische Sicht der Dinge muss nicht geteilt werden - oder? Sie erinnert mich an die Extremposition des Solipsismus. Ich bin hingegen überzeugt, dass unseren Wahrnehmungen auch eine reale Welt entspricht, die weiter existiert, wenn wir zu existieren aufhören. Demnach gab es auch ein Vorher und es wird ein Nachher geben, sowohl was meine eigene bescheidene Existenz angeht, wie auch die der Menschheit insgesamt.
Die spannende Frage ist doch, ob das was wir heute tun, Eingang findet in die Welt danach. Ist die Menschheit (ihr Denken) ein toter Ast der (kulturellen) Evolution oder Teil des Stamms, aus dem das Neue hervorgeht?
Internet-Tipp: https://www.phillex.de/solipsis.htm
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jo
antwortete am 11.08.04 (16:56):
Mir scheint die Beantwortung dann doch ziemlich einfach:
Wieviele Menschen haben zusammen mit den Wahrnehmungen zu ihren Lebzeiten aufgehört zu existieren, und es gibt für sie ein Nachher, das wir erleben - ein Vorher sowieso?
Und was soll Eingang finden in die Welt danach? Shakespeare oder der Kölner Dom? Was bleibt wie lange?
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ricardo
antwortete am 11.08.04 (21:40):
Meine Sicht anthropozentrisch? Ich würde sie als gläubig bezeichnen und nicht als gnostisch. Die wissenschaftliche Sicht alleine ist für die meisten Menschen einfach zu langweilig und arm,so hat der Glaube sich Platz geschaffen, heute auch in der Welt von Science Fiction Oder in den heimlichen Träumen auch der Wissenschaftler selbst, von denen ich mit Staunen vernommen habe, wieviele von ihnen sich als gottgläubig bezeichnen.
ich habe nicht behauptet, daß ohne den Menschen NICHTS sei, aber dass dann der wichtigste Anteil von allem fehlt, für den alles eigentlich existiert und auf den alles ausgerichtet ist. Das Gehirn des Menschen ist das einzige Organ, das im Vergleich zum gesamten All in seiner Komplexität Schritt halten kann. Sage da noch einer, es sei nicht alles auf dieses Ziel ausgerichtet gewesen. Meine Überzeugung ist es, daß wir zu einem Ebenbild geschaffen wurden. Sooooo winzig sind wir nicht, ganz im Gegenteil. Das bedeutet allerdings eine Verantwortung, nicht nur vor uns selbst und vor den Menschen.
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Karl
antwortete am 12.08.04 (08:03):
Über privaten Glauben kann ich und will ich nicht diskutieren und möchte ihn dir auch nicht nehmen. Nach meinem Verständnis ging es in der Eingangsfrage von greisi um Prognosen für die von uns so genannte "reale" Welt. Jo hat die zur Diskussion gestellte Zeitspanne von 25 Jahren um ein paar Nullen erweitert, was ich spannend fand, aber es ging noch immer um die reale Welt da draußen. Wir beide, Jo und ich, sind davon ausgegangen, dass eine solche reale Welt vor uns und nach uns existieren wird. Alles andere anzunehmen würgt jegliche ernstzunehmende Diskussion über den möglichen Zustand einer solchen Welt in x Jahren ab. Wem die wissenschaftliche Sicht der Welt "einfach zu langweilig" ist, sollte ich Esoterik-Foren empfehlen:
Internet-Tipp: https://www.shikara.de/deutsch/foren.shtml
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ricardo
antwortete am 12.08.04 (08:46):
Karl Es tut mir leid wenn du Glaube und Esoterik nicht auseinanderhalten kannst und spare dir einen solchen Link als Hinweis. Ich habe die reale Welt doch nicht geleugnet,du mußt schon genau lesen. Ich habe nur auf die entscheidende Bedeutung des Menschen hingewiesen und auf das menschliche Gehirn als das eigentliche Ziel aller Entwicklung. Du mußt es nicht gleich tragisch nehmen wenn ich die rein wissenschaftliche Sicht als bissel langweilig betrachte, Farbe bringt in die Diskussion doch die andere Meinung, auch hier wäre es alles andere als interessant ohne verschiedene Aspekte. Die Zukunft auch für die nächsten 25 Jahre hängt mit davon ab, ob wir angesichts der anstehenden Probleme resignieren oder nicht. Wenn man den Menschen, wie hier geschehen als unbedeutendes Anhängsel der Schöpfung bezeichnet, wenn man meint es gäbe zuviel davon und dann auch noch gewaltige Zeitlawinen losläßt, trägt das nicht gerade zur Zuversicht bei. Ich sprach wohlgemerkt von Verantwortung und nicht von Esoterik. Derartige Übertreibungen wie in der Esoterik findet man übrigens auch da, wo alles wissenschaftlich gedeutet werden soll.
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schorsch
antwortete am 12.08.04 (09:24):
@ "... Farbe bringt in die Diskussion doch die andere Meinung..."
Ratet mal, wer das geschrieben hat.....
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ricardo
antwortete am 12.08.04 (09:45):
Schorsch was du grade geschrieben hast, ist eher ohne Farbe! Schon mal was von Farbe bekennen gehört?
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greisi
antwortete am 12.08.04 (09:49):
Das Menschen geneigt sind den Mensch oder wenigstens die Kultur als - vorläufigen - Gipfel der Evolution, Schöpfung, Geschichte oder was auch immer zu betrachten ist vielleicht auch ein Ergebnis der Evolution. Hätten Menschen -zumindest jene die noch richtig ticken- nicht gehörig Respekt vor dem Menschen, wäre die Menschheit wohl schon längst untergegangen. Oder andersherum gesprochen, nur jene Gesellschaften haben bis heute überlebt und konnten sich weiterentwickeln, in denen Respekt vor Mensch und Kultur eine weitverbreitete Tugend war und ist. Dies wiederspricht nicht der Tatsache, dass -sagen wir mal aus der Sicht des grossen, kalten Kosmos- Mensch und Kultur nichts bedeuten.
Daher glaube ich als generelle Prognose für die nächsten 25 oder 100 Jahre stellen zu können, dass es sicherlich eine Weiterentwicklung von Technik und Kultur geben wird. Wobei ich denke, dass die Technik weiterhin ein Trendsetter sein wird. Die Wissenschaft und Technik eröffnet den Menschen Möglichkeiten, die sie dann kulturell, gesellschaftlich mit Leben erfüllen. Die von Karl zitierten Prognosen von Kurzweil erzeugen zwar auch erst mal ein Ahh- und Ohh- aber viel faszinierender wird doch sein: Was macht man mit diesen zu erwartenden Kapazitäten. Gibt es Anwendungen, die die Menschen so faszinieren, ihre Lebensqualität so steigern, dass man von einem echten Fortschritt reden kann.
Virtuelle Welten sind sicher eine Komponente. So wie von Karl angesprochen als Suchtmittel. Aber sicher werden virtuelle Welten dazu dienen können die Konsquenzen von menschlichen Handelns zu simulieren. Virtuelle Welten sind eigentlich eine konsquente Weiterentwicklung von dem was die Menschen von Anbeginn tun, und was man geradezu als ein Artenmerkmal des Menschen bezeichnen kann, seine Lebenswelt zu gestalten.
Menschen haben durch den Bau von Häusern, Städten, Strassen, Parks und Gärten sich ein auf sie zugeschnittene physikalische Welt geschaffen. Durch virtuelle Welten wäre es möglich dieses Erschaffen von Welten in beliebige theoretische und abstrakte Bereiche zu erweitern.
Anfänge davon sieht man längst. Die Anwendung von Computersimulationen in der Medizin, wo z.B. Chirurgen eine Operation an einem 3D-Modell erst mal durchspielen können. Oder auch im Film in dem es wirklich schon ganz faszinierende Werke gibt die rein virtuell erzeugt wurden.
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ricardo
antwortete am 12.08.04 (11:00):
Mich freut es greisi daß du den Menschen so wichtig nimmst und die Zukunft auch nicht düster siehst.
In der Hirnforschung ist man fasziniert von neuen Ergebnissen, nach denen die Möglichkeiten dieses Organes noch längst nicht erschöpft sind. Und ich sehe die wichtigste Resource auf dieser Erde in der menschlichen Intelligenz und der Bereitschaft, neue Herausforderungen anzunehmen. Wenn wir diesen Mut aufbringen, dann werden wir alle Engpässe überwinden und auch politische Krisen überstehen. Mit Gottes Hilfe, so sage ich ohne Scheu
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juergenschmidb
antwortete am 12.08.04 (12:38):
wir hatten hier im ST schon mal das Thema 25 Jahre andersrum gepackt, und uns vorgestellt, wie man z.B. im Jahr 2050 rückblickend unsere Gegenwart einordnet. Es machte Spass, weil man frei fantasieren konnte. Vor allem fanden wir unsere Gegenwart viel unbedeutender, weil viele uns quälende Probleme überwunden waren, der Optimismus herrschte vor;-))
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greisi
antwortete am 12.08.04 (13:20):
Ein anderes Gedankenexperiment in diese Richtung ist natürlich eine Zeitreise in die Zukunft. Man stelle sich vor eine gute Fee bietet einem eine Reise in die Zukunft an allerdings ohne Wiederkehr. Welchen Schritt würde man wagen? Das wäre auch ein Plot für einen Science - Fiction Film: Eine Gruppe von Menschen wird in verschiedene Zeiträume der Zukunft gebracht. Was werden sie erleben?
10 Jahre: uninteressant, nichts wirklich Neues man versäumt nur die Dinge auf die man sich jetzt schon freut.
25 Jahre: Eine Art lebensverlängernde Massnahme, kann interessant sein.
100 Jahre: Jetzt wird es spannend. Alle Probleme die wir haben sind marginal, neue Probleme da, aber immerhin nach Überwindung eines ersten Kulturschocks findet man wieder Anschluss an das Leben und die Menschen. Viele grundlegende Dinge sind gleich geblieben
1000 Jahre: Jetzt wird es schon zu einem unabsehbaren Abenteuer. Man wird die Gesellschaft ja selbst die Menschen kaum wiedererkennen. Ein Überleben nur möglich, wenn man Hilfe bekommt etwa in Form einer Gruppe von Menschen, die aus welchen Gründen auch immer noch so ähnlich lebt wie wir heute.
10000 Jahre: Das ist möglicherweise nur mit viel Glück mehr als wenige Tage zu überleben. Die Menschheit, die Natur sind so verändert, dass man kaum eine Chance hat überhaupt Zugang zu finden. Man selber wird wie ein Tier oder zumindest wie ein gemeingefährlicher Irrer betrachtet und behandelt. Aber immerhin man befindet sich noch unter Menschen. Man kann sehen staunen und auch was lernen, aber man wird nur weniges verstehen. Ein aktives Mitglied der Gesellschaft zu werden wird nicht möglich sein.
100000 Jahre: Die Menschheit existiert nicht mehr als Menschen. Nicht nur die Gesellschaft und die Umwelt haben sich verändert. Auch die Menschheit besteht aus Wesen mit einer andere Anatomie, einem völlig anderes Lebensumfeld und beschäftige sich mit Dingen die für uns unvorstellbar, unbeschreibbar, ja geradezu unerkennbar sind. Eine Kommunikation eines heutigen Menschen mit jenen Wesen die bis dahin sich aus Menschen entwickelt haben, könnte unmöglich sein. Zumindest ist es unmöglich die wesentlichen Dinge zu vermitteln. Nicht nur die Artengrenze dürfte übersprungen sein sondern auch jede Form kultureller, gesellschaftlicher Ähnlichkeit existiert nicht mehr. Es ist als wollte man heute einem Orang-Utan einen Film von Woody-Allen erklären.
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Karl
antwortete am 12.08.04 (13:31):
Lieber Greisi,
die Aussage "Virtuelle Welten sind eigentlich eine konsequente Weiterentwicklung von dem was die Menschen von Anbeginn tun, und was man geradezu als ein Artenmerkmal des Menschen bezeichnen kann, seine Lebenswelt zu gestalten" gefällt mir sehr gut. Es ist tatsächlich so, dass das Bild der realen Außenwelt, das wir uns in unserem Kopf schaffen, sehr viel Verwandtschaft mit virtuellen Welten hat. Die Anfänge hiervon sind bereits im Tierreich zu finden (das wäre ein anderes und eigenes Thema ;-)).
Immer wenn wir träumen, können wir die Naturgesetze außer Kraft setzen, wie wir das auch in virtuellen Simulationen tun können. Wie Simulationen realer Prozesse dient auch die "Welt in unserem Kopf" aber hauptsächlich (oder sollte ich besser sagen: primär) der gefahrlosen Erwägung von Handlungsmöglichkeiten vor deren Durchführung in der realen Welt und erspart uns viele blaue Flecken ;-)). Sinnvollerweise haben diese virtuellen Prozesse also einen Realitätsbezug.
Auf die Menschheit und deren Schicksal übertragen bedeutet dies, dass in der Weiterentwicklung der Weltmodelle (wie sie z. B. in Anfängen von Meadows et al. bereits in den 70er Jahren erstellt wurden) eine große Chance liegt, die es ermöglichen könnte, gefährliche Klippen (wie z. B. Rohstoffverknappung) zu erkennen und durch die Einleitung rechtzeitiger Korrekturen zu umschiffen.
Die Prognosen von Kurzweil waren aber mehr auf die individuelle Situation bezogen und die von ihm aufgezeigten Möglichkeiten bedeuten, dass Individuen ihre Leistungsfähigkeit durch Hinzuziehung von Rechenkapazitäten virtueller Assistenten enorm steigern werden, vielleicht sogar, dass diese virtuellen Assistenten das eigentliche Kommando übernehmen werden (auf lange Sicht). Wer will heute schon sagen, ob das eine pessimistische oder optimistische Sicht der Entwicklung der Menschheit ist. Letztlich hängt es davon ab, wie der Übergang beschaffen und was gewollt sein wird. Die Prognose, dass auch die Zukunft ohne größere Verwerfungen und Wehen nicht ablaufen wird, halte ich für meine Person weder für pessimistisch, noch für optimistisch, sondern für realistisch.
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ricardo
antwortete am 12.08.04 (14:35):
greisi du sprichst von einem Gedankenexperiment. Aber ein solches Experiment basiert auf deinem Denken und wird geprägt von deinen Erlebnissen, die in deinem Gehirn strukturiert sind. Mich hat der Gedanke fasziniert, daß unser Gehirn morgens ein anderes ist als abends, weil die Ideen und Erlebnisse des Tages sich abbilden. Bisher war man der Überzeugung, daß die Entwicklung des Organes in der Jugend abgeschlossen sei, nun aber zeigt sich, daß Vernetzungen komplizierter Art bis ins hohe Alter stattfinden und neue Erkenntnisse sich materialisieren in Strukturen des Gehirns. Was ich damit sagen will: Jeder Mensch besitzt eine andere Erfahrung von Wirklichkeit und seine Vorstellung der Zukunft wird eindeutig dadurch geprägt. Während in der Jugend Emotion und Intellekt noch wenig miteinander verbunden sind (jugendlicher Leichtsinn) haben sich diese Zentren im Alter auf sehr individuelle Weise vernetzt, so dass Gedanken und Gefühle inniger verbunden sind..
Ich wollte durch meine Einwendungen nur darauf verweisen, daß wir unser Bild von Realität nie ganz trennen können von unserer persönlichen Lebenswelt. Dein Zukunfttstraum in Ehren aber es wird vielleicht ganz anders verlaufen. Unsere Existenz wird vielleicht garnicht auf eine Unendlichkeit weisen, sondern auf eine Vollendung, deren Zeitdimension uns ein Rätsel ist. Wenn etwas einen Anfang hat, dann auch ein Ende.
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greisi
antwortete am 12.08.04 (15:27):
@ricardo Nun ja, alles was wir diskutieren sind Gedanken die verwurzelt sind in unserer Persönlichkeit. Deswegen diskutieren wir ja um Impulse von anderen Persönlichkeiten zu bekommen und uns damit zu erweitern. Aber ich bezweifle, das das Alter etwas an der Qualität der Vernetzung von Emotion und Intellekt notwendigerweise verbessert. Ich kenne kleine Kinder die -hin und wieder- zu sehr reifen Gedanken und Taten fähig sind und ich kenne hier aus dem ST Auseinandersetzungen für die man evtl. eine eigene Rubrik einführen sollte: "Sandkasten: hier kann man sich gegenseitig den Matchkuchen zertreten".
Aber zurück zu den 25 Jahren. Das ist immerhin eine Zeitspanne die wir alle irgendwie überblicken können, in der vieles, aber durchaus nicht alles möglich ist, man also Wunsch und Realismus, Gefühl und Intellekt trefflich einsetzten kann.
Was haltet Ihr also von meinen Prognosen: 1) Der Krieg als politisches Mittel ist überwunden. Kriege werden heute noch als politisches Mittel akzeptiert. Wie die Bekenntnis z.B. des amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Kerry, er hätte auch heute noch einem Irak-Krieg zugestimmt, zeigt. Ich glaube das wird in 25 Jahren nicht mehr möglich sein. Kriege werden dann nur noch von Gangstern und Mafiaorganisationen sozusagen auf privater Ebene betrieben. Die regulären Armeen sind stark geschrumpft und werden als Kriseneinsatzkräfte und zur Objektbewachung verwendet.
2) Ein erheblicher Teil der Menschen werden -ganz wie Karl vermutet- direkt oder indirekt mit Simulationsaufgaben im weitesten Sinne beschäftige sein. Ihnen steht ein Instrumentarium zu Verfügung, das nicht nur weit besser ist als jedes menschliche Gehirn, sondern auch so hoch spezialisiert ist, dass seine Funktion und sein Einsatzzweck gar nicht durch ein biologiesches Gehirn erfüllt werden kann.
3) Der grösste Teil der weltweiten Armut kann mit Massnahmen wie Handwerksausbildung und Kleinkrediten angegangen werden. Armut alleine ist nicht unbedingt ein Problem solange die Menschen was sinnvolles zu tun haben und damit Elementarbedürfnisse eigenständig befriedigen können. Dazu ist eigentlich nichts weiter wie eine weltweite politische Umorientierung nötig. Diese ist möglich sobald die heutigen sog. Eliten in den armen Ländern mit ihrem korrupten Systemen weggestorben sind.
Internet-Tipp: https://www.grameen-info.org/
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Karl
antwortete am 12.08.04 (16:49):
@ greisi,
ich würde deinen Optimismus gern teilen. Was sind die Gründe, dass du annimmst, Kriege seien in 25 Jahren nicht mehr möglich. "Ich glaube das wird in 25 Jahren nicht mehr möglich sein. Kriege werden dann nur noch von Gangstern und Mafiaorganisationen sozusagen auf privater Ebene betrieben."
Ich fürchte leider, dass genau das Gegenteil eintreten wird (zwar werden es weiterhin Gauner und Gangster sein, die uns in Kriege treiben, aber an diesen Gaunern und Gangstern wird es auch in Zukunft nicht mangeln). Eine technologische Verunmöglichung von Krieg sehe ich nicht - siehst du so etwas kommen? Was ist es?
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greisi
antwortete am 12.08.04 (17:11):
@karl ich denke, es wird nicht mehr möglich sein, dass sich ein Kandidat für die US-Präsidentschaft oder ein anderer Politiker der Wert darauf legt als seriös wahrgenommen zu werden, hinstellt und einem Krieg oder einer andere nicht trivialen Aktion zustimmt, deren Begründung nicht auf transparenten, allgemein anerkannten Fakten beruht und durch internationales Recht eindeutig abgesichert ist.
Nun, zugegeben ich hoffe das. Ich gehe jetzt mal von Fortschritt aus. Das ist sozusagen eine politische Entwicklung die bis in 25 Jahre locker möglich wäre und die nicht nur wünschenswert sondern auch absolut notwendig ist. Im politischen Bereich sehe ich keine dringendere Entwicklung. Findet sie nicht statt, haben wir in 25 Jahren immer noch die heutigen willkürlichen Zustände auf internationaler Ebene, wäre dies ein Hemmnis auch für viele andere Bereiche wie Kultur und Wissenschaft.
Ich meine es hat nicht viel Sinn über negative Entwicklungen zu reden. Wir sollten über wünschenswertes und mögliches nachdenken um herauszufinden was man beitragen kann.
Optimismus schafft einen evolutiven Selektionsvorteil :-)
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Karl
antwortete am 12.08.04 (21:01):
Vorsicht und Umsicht auch ;-)) Die richtige Mischung macht es! Nicht umsonst gibt es eine Balance zwischen Kasandras und Himmelhochjauchzenden.
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ricardo
antwortete am 12.08.04 (22:20):
Hallo greisi Deine Zweifel bezüglich des alternden Gehirnes sind nicht berechtigt. Man kann inzwischen nachweisen, daß wir keine so guten Entschuldigungen haben für nachlassende Zuverlässigkeit im Alter. Und daß sich Dendriten und Synapsen auch bei 80jährigen neu bilden können das ist bewiesen.Gesundheit ist natürlich vorausgesetzt.
Daß der Krieg in Zukunft kein Problem mehr sei, das glaube ich nicht, Wachsamkeit und Verteidigungsbereitschaft ist weiter dringend erforderlich. Der Krieg wird sein Gesicht ändern und der Terror wird in Zukunft der Gegner sein, nicht mehr Nationen. Amerika wird seine Sonderposition als Weltmacht noch ausbauen das wird in Europa mit gemischten Gefühlen gesehen aber für die nächsten 25 Jahre wird die EU nicht mithalten können und weiterhin schmollend moralisieren, so wie das jemand tut der keine Macht hat. Die UNO muß um den geringen Einfluß bangen, den sie noch hat. Aber vieles ist völlig offen, auch der Streit im Nahen Osten. Der Zaun wird noch weiter nötig sein zwischen den feindlichen Fronten. Aber du hast recht, hoffen darf man, daß Fortschritte gemacht werden im Sinne eines guten Kompromisses.
Und daß den Radikalen paroli geboten wird.
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Karl
antwortete am 13.08.04 (08:24):
Den Radikalen am rechten und am linken Rand und vor allem den Theoretikern der Macht der Unmoral in Regierungssesseln!
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greisi
antwortete am 13.08.04 (15:02):
Ich möchte nochmal meinen Optimismus verteidigen. Was ich aus den Berichten über den 1. und 2. Weltkrieg sehe, war es damals noch möglich, dass wahllos Zivilisten niedergemetzelt und niedergebombt wurden, ohne dass es in der Weltöffentlichkeit zu einem Aufschrei der Empörung, zu einer Verurteilung der kriegführenden Macht vor einer internationalen Institution oder gar einem Prozess vor einem internationalen Gericht kam (klar diese Institutionen existierten noch nicht). Die Bombenangriffe gegen Ende des 2. Weltkrieges haben 100000-den von Zivilisten das Leben gekostet, geschert hat das niemanden, es war sicher beabsichtigt. Nach heutiger Auffassung ein Kriegsverbrechen.
Heute ist das anders. Wenn bei einem Bombenangriff nur einige Zivilisten ums Leben kommen steht das weltweit in der Zeitung, Generäle und Verteidigungsminister müssen sich peinliche Fragen anhören (wenn auch ohne konkrete Folgen) und in manchen Fällen kommt es zu Untesuchungen und auch zu Gerichtsverfahren in irgendeiner Form. Dies ist nur ein Beispiel. Ich extrapoliere das nur und sage. In Zukunft wird die Weltöffentlichkeit Mittel und Wege finden jedwede Macht oder Supermacht zu zwingen sich an internationale Regeln und Verfahren zu halten und jeden Schritt, der Menschen in Gefahr bringt, zu rechtfertigen. Militärs werden nicht mehr wie früher im Kriegsfall freie Hand haben zu tun und zu lassen was sie wollen, sondern sie werden sich peinlich genau an international anerkannte Verfahren halten müssen und sich für deren Einhaltung auch mit allen Konsequenzen verantworten müssen.
Natürlich wird es auch bis in alle absehbare Zukunft Kriminelle und Wahnsinnige geben die dann auch noch Staatspräsidenten sind oder wenigstens sowas wie War-Lords. Aber genau um diesen Kreaturen Einhalt zu gebieten wird es Militärs geben und nicht mehr um politische oder wirtschafliche Ziele zu erreichen. Da macht niemand mehr mit.
Übrigens zur Bekämpfung des Terrorismus braucht es kein Militär, sondern internationales Strafrecht und internationale Strafverfolgungebehörden. Das was heute als Terrorisimus gilt sind in Wirklichkeit schlicht und einfach Straftaten. Manchmal von monströsem Ausmas aber es gehört in die Bereiche Mord und Vandalismus und es sind nicht etwa wie der Depp im Weissen Haus lallt Kriegserklärungen gegen "die Freiheit".
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ricardo
antwortete am 13.08.04 (16:12):
Das Greisi, ist wieder einmal das europäische Traumland. Nächstens werden die Terroristen mit Haftbefehl gesucht und der Polziste klopft höflich an die Haustür ob der Delinquent zu Hause sitzt. Er hält ihm den Haftbefehl vor die Nase und übersetzt wenn erforderlich in die Landessprache. Dann legt er, falls überhaupt nötig, dem Mann die Handschellen an und ab gehts in den Knast, ein Gefängnis mit allem Komfort. Warum ist man nicht schon früher auf eine so geniale Idee gekommen?
Europa träumt, während sich andere mit der Realität herumschlagen müssen. Ich hoffe doch, daß es keine 25 Jahre dauert bis es ein Erwachen gibt :-)))))))))
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hugo1
antwortete am 13.08.04 (16:19):
was der Erde gut tun würde, kann, muß den Menschen aber nicht schaden *g* die Welt in X mal 25 Jahren ?? Ich wiederhole noch mal eine Bildaussage einer alten Illustrierten DDR Zeitung. ,sitzt auf einem frisch gefälltem Mammutbaum (die Steinaxt liegt daneben) ein Mann im Lendenschurz mit seinem Sohn und erzählt: Genau hier soll vor vielen, vielen tausend Jahren eine große Stadt gestanden haben, sie soll Berlin geheißen haben,,,
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greisi
antwortete am 13.08.04 (17:48):
@ricardo, ja genau so wird das in einer zivilisierten Gesellschaft gemacht. Die Polizei ermittelt, findet, verhaftet und dann kommt ein Prozess. Und genau so wurden bisher alle Terroristen seit Beginn des sog. War on Terrorism gefunden und festgesetzt. Während die ansonsten losgetretenen Kriege keinen einzigen Terroristen zu Tage gefördert haben.
Das zumindest ein Prozess gegen einen in obiger Methode aufgebrachten Terroristen kläglich scheiterte liegt allein an den Leuten die Willkür, Gewahlt und Krieg über Unparteilichkeit, Recht und rechststaatliche Verfahren stellen.
Wer da bös erwachen wird werden wir ja noch sehen. Ich bin jedenfalls für den zivilisierten Weg, auch wenn der weniger markig aussieht.
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ricardo
antwortete am 13.08.04 (18:05):
Dann schlaf schön weiter und lass dich nicht stören, ich beneide dich um deine Träumereien!
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greisi
antwortete am 13.08.04 (18:42):
Fakten! Ricardo! fakten! Nicht irgendwelches störrisches Gemurmel in Richtung "ich weiss halt mehr wie ihr und ihr bleibt dumm und naiv".
Für mich ist es ein Rätsel wie man nur seit zumindestens einigen Jahrzehnten leben kann und nicht bemerkt, dass die Welt sich bewegt. Mit Deine Haltung Ricardo würden wir alle noch auf den Bäumen sitzen. Oder andersrum gesprochen, glücklicherweise gibt es immer welche die zu neuen Ufern, sprich neuer Denk- und Lebensweise aufbrechen und die andern alten Grummler bleiben halt in ihrem Muff sitzen und gehen mit diesem unter - gut so.
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juergenschmidb
antwortete am 13.08.04 (19:01):
Obwohl mich die inzwischen entstandene Tonlage ein wenig stört: Blauäugige Visionen darf man sich doch wünschen, auch Pessimismus oder Realismus sind angebracht. Ich denke, wir überlassen es den Geschichtsschreibern der Zukunft, wie es wirklich laufen wird. Und: Ich persönlich glaube nicht, dass ich in 25 Jahren noch überprüfen kann, wohin die Entwicklungen gelaufen sind, von daher tangieren sie mich nur bedingt. Allerdings hab ich immer einen Heidenspass, mir vorzustellen, wie man in einigen Jahrzehnten immer unsere Gegenwart beurteilen wird.
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greisi
antwortete am 13.08.04 (19:53):
Genau juergenschmidb, denn gibt es etwas blauäugigeres als der Gang der Geschichte? Was hätte man von einem blauäugigen Träumer gehalten, der 1985 von sich gegeben hätte, es wäre denkbar, dass die Soviejetunion in 10 Jahren sich einfach in Luft aufgelöst hat, ohne Krieg und Knall, einfach so? Was hätte man von Einem gehalten, der 1990 am Stammtisch prophezeit hätte, dass in wenigen Jahren Stammtischdiskussionen zwischen hunderten von Teilnehmern die über die halben Globus verteilt sind ablaufen und zwar in Echtzeit? Hätte 1975 es jemand glauben können, dass 25 Jahre später ein amerikanischer Präsident, dessen markanteste Tat darin bestand im Oval Office an einer Praktikantin herumzufummeln im Amt abgelöst wird von einem Alkoholiker mit einem IQ unter 80?
Es ist verrückt welche Sprünge und Wendungen die Geschichte nimmt, aber ich glaube es sind trotzdem immer Tendenzen zu erkennen und glücklicherweise gibt es immer eine Tendenz zu mehr Zivilisation, Recht und Kultur. Mag z.B. das Amt eines Präsidenten immer mehr beschädigt sein, mag Politik immer mehr diskreditiert sein, dann werden andere soziale Organisationsformen deren Platz zunehmend einnehmen. Auch hier kann man heute eine Entwicklung sehen. Auf internationaler Ebene übernehmen immer mehr NGOs, Nicht Regierungs Organisationen, Aufgaben, die bisher bzw. auf nationaler Ebene staatliche Stellen übernahmen. Diese jedoch immer mehr versagen oder aus Geldmangel oder Überbürokratie handlungsunfähig werden.
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ricardo
antwortete am 14.08.04 (00:05):
Aber greisi warum so ärgerlich! Ich habe nichts gegen schöne Träume. Und anfangs habe ich dir btr Optimismus ja zugestimmt. Ich denke auch wie du, daß die Zukunft eine positive Entwicklung hin zu mehr Demokratie bringen wird.
Nur habe ich es noch erlebt, daß die Demokratie nicht für ein Butterbrot zu haben ist und dass man für sie kämpfen muß. Das tun wir in Europa zur Zeit nicht. Wenn man schwach auf der Brust ist, dann hofft man auf gute Zeiten ohne was dafür zu tun. Das ist heute in Deutschland so.
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greisi
antwortete am 14.08.04 (01:14):
Gut, ich bin ja schon wieder von der Decke herunter, aber ich kann es nicht vertragen wenn jemand so tut als wüsste er es besser ohne zu sagen was er besser weiss und warum.
Also, stimmt, jeder gesellschaftliche Fortschritt muss erarbeitet, wenn nicht erkämpft werden. Aber dazu muss man doch erst mal eine Vorstellung haben worin ein Fortschritt aus der jeweiligen aktuellen Lage bestehen würde, was zu einer Entwicklung dort hin notwendig ist und was man selber dazu beitragen kann.
Somit erst mal träumen, dann mit anderen diskutieren. Da hilft es nicht wenn die einem nur sagen man träumt, sondern nur wenn die sagen wie sie sich das vorstellen könnten und warum.
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navallo
antwortete am 15.08.04 (02:14):
Es ist halt verdammt schwierig, die Vergangenheit vorherzusehen.
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juergen1
antwortete am 15.08.04 (19:36):
In 25 Jahren gehen die Ölreserven zur Neige und in 30 Jahren wird Europa vollständig "islamisiert" sein. Mehr ist kaum vorher zu sehn :-(
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ricardo
antwortete am 16.08.04 (09:42):
Beides ist falsch, gottseidank :-))))
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greisi
antwortete am 17.08.04 (15:46):
Was meine Vermutung betrifft hatte ich gestern ein sehr interessantes Gespräch mit einem echten General A.D. Dieser meinte, dass für ein europäisches es sinnlos ist mehr als 30-50 tausend Soldaten zu haben. Mehr können sowieso nicht an konkreten Einsätzen teilnehmen weil ansonsten der von der Bevökerung tolerierbare Resourcenaufwand zu hoch wird. Hat heutzutage ein Land mehr als die oben genannte Zahl an Soldaten, ist der Rest einfach mit sekundäraufgaben wie Verwaltung, Instandhaltung oder einfach nur Standortpräsenz beschäftigt. Was vielleicht in Zukunft extern gemacht werden wird. Womit ich mit meiner Vermutung, die Militärausgaben und Truppenstärken könnten bis in 25 Jahren drastisch verringert sein wohl nicht so ganz falsch liege.
Letztendlich führt sowieso nichts daran vorbei, dass Konflikte letztendlich nicht militärisch entschieden werden, sondern psychlogisch durch Konfliktprävention.
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ricardo
antwortete am 17.08.04 (17:20):
Träumt der Herr General etwa auch? Nur in Europa gibt man sich der Illusion hin, daß es zukünftig Kriege nicht mehr geben wird. Na, aber außerhalb unseres überaus kleinen Kontinentes gibt es ja auch noch einige Länder, die zum Teil hochgerüstet sind und die Europäer nicht allzu ernst nehmen.Es hat sich ja schon beim Balkankonflikt gezeigt, daß die Europäer nicht mal im eigenen Hause Ordnung halten können.
Der Irak hatte im Nahen Osten zahlenmäßig die größte Armee, jetzt sind die Iraner die Stärksten und sie planen Atomwaffen, wenn sie nicht schon welche haben.. Von den anderen friedliebenden Nationen wie etwa Rußland, China, Nordkorea und Kuba ganz zu schweigen. Ein Land ohne Armee ist stets eine Einladung für Mächte mit einer Armee. Und die Terroristen sehen es mit Vergnügen, wie bei uns die Lust am Verteidigen mehr und mehr schwindet.
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