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THEMA:   Wörter, Wörter über alles...

 15 Antwort(en).

iustitia begann die Diskussion am 20.07.04 (11:28) :

Wörter, Wörter über alles - garantiert: deutsche Wörter:
Wer kennt solche Wörter - aus seiner Landschaft, aus seiner Fachsprache...?

Anquerdern, Anspinn, Empter, Gurbe, Hirsetute, Karschbein, Kleuder, Leibfall, Momber, Musterherr, Pinge, Sanduhrstein, Tschinke, Wurstgraben, Zerte.
Oder:
Abnolken, befetschen, Dolk, entnafzen, Gusel, hangdrüslicht, Hupfelrei, Immi, Kannenwvroge, kille, Klipse, kommlich, Leuchse, Ludellerche, Mannsen, Melkter, Muttich, Quappel, reuen, Ritscher, Zeute und Zust.

Oder: afern, Angster, Bletz, Clauditchen, daffet, dalest, eiten, erbidmen, Felbe, Fugge, Grieszwart, Gutter, Handhebende, hixen, ichtes (mit ichtesicht, ichteswann, ichtwan, ichtwas, ichtwasig, ichtwer, ichtwvo), ignote, jehen, Klägde, Kone, Lauft, luck, mastig, Medem, Nagenranft, Obse, Orifamme, Panster, Qualster, räsz, Rosszink, Runkunkel, sämlich, scherb, töbern, Trallje, Trechtin, Übersatz, Verbunst, Vorschmack, Watschar, wüllen, Ziese oder Zolch.
*
Alles unbekanntae, verlorene Wörter im Deutschen... Da gibt es Beispiele für Wortbildungen, von denen man weiß, von wem sie stammen und die von anderen Dichtern nicht aufgenommen wurden, also vergessen wurden:
Absonderling (Grimmelshausen), beichtväterisch (Fischart), Betschwesterei (Lichtenberg), Dienstbereitzvilligkeit (Rabener), entdonnern (W von Humboldt); Floszfittich (Voss); Fraubasnbedencklichkeit (Friedrich Müller), Halbgeschmack (Goethe), herwölken (Klopstock), hundschlagerisch (Paracelsus), Icher (so Klopstock über Fichte), lanzengewaltig (Pyrker), Maulwurfswahn (J. P. Uz), Mistdampf (Abraham a Santa Clara), Schicksalssohn (Herder), Uhuin (Voss), vergottscheden (A. G. Kästner), Warmländer (Jean Paul), zwecktätig (Vischer) und zwiesprachig (Mommsen).
*
Ehrenwort! Ich kannte diese Vielfalt von verlorenen Wörteren vorher auch nicht; nämlich erst seit ich in dieses neue, aber alte Wörterbuch der deutschen Sprache schauen kann, bequem, am PC. Ohne dass ich wie früher, zu einer großen Bibliothek fahren musste; um dort NACHZUSCHLAGEN in 24 Bänden.
Um welches Wörterbuch handelt es sich wohl…?


mart antwortete am 20.07.04 (12:53):

Z.B. "Fehler" für Mädchen, allerdings mit einer ganz anderen Aussprache als der Fehler.


schorsch antwortete am 20.07.04 (17:50):

Mastufel, Korrniffel, Roinder, Spazonder, Gwattremper, Klosander.......

Kennt einer diese Wörter?




Ich auch nicht (;--))))


jus antwortete am 21.07.04 (11:28):

hallo schorsch
warum kennen Sie diese Wörter nicht - da Sie sie doch erfunden haben ? Hoffentlich können Sie sie auch speichern!


DorisW antwortete am 21.07.04 (14:39):

Eines davon kenne ich tatsächlich (eines von Antonius natürlich, nicht von Schorsch): nämlich den Qualster.

Hab ich mal irgendwo gelesen, gleich bedeutend mit Spucke, einem Klumpen Rotz.
Jemand setzte in einem Roman oder einer Erzählung einem anderen einen Qualster aufs Auge. Ich komm aber nicht mehr drauf, wo. Ungefähr deutsche Nachkriegsliteratur.


ricardo antwortete am 21.07.04 (16:52):

Die Sprache bleibt aber immer lebendig und bringt auch Neues hervor!
Babyklappe ist ein neues Wort und ein garnicht so schlecht!

Homoehe gibts auch neu,
wer weiß noch mehr?


iustitia antwortete am 21.07.04 (18:11):

Die Ausdrücke sind dem Grimmschen Wörterbuch der deutschen Sprache entnommen.Es ist jetzt als "Der Digitale Grimm" bei 2001 erschienen, auf 2 CD-ROM. (Für ungefähr 50 €.)
Ich werde die nicht mehr bekannten Wörter vorstellen.
"Fehler" für Mädchen..? Ist mir und den Grimmschen [tolle Reihenfolge; kommt bestimmt kurz vor dem endgültig-definiten Wörter-Wahn...] nicht bekannt. War "Feger" gemeint...? In Küppers Wörterbuch der Alltagssprache gibt es diesen "Fehler" auch nicht.

Schorsch: Kennst Du noch mehr Eigengemachtes...?
Z.B. "Katoffelmuffel"? "Schrappsack"? "Schnabbeljack"? "Melkerlaus"?


mart antwortete am 21.07.04 (21:20):

Na ja, auch du und der Grimm wissen nicht alles

Im Tannheimertal (sprechen wohl eine Mischung von schwäbisch und vorarlbergerisch - wenn es so etwas offiziell gibtt - bei den alten Leuten noch gebräuchlich. Hat absolut keinen negativen Beigeschmack.


DorisW antwortete am 22.07.04 (09:09):

Ja, und wie wird denn dieser Fehler nun ausgesprochen?


ricardo antwortete am 22.07.04 (09:48):

Seid ihr denn nur an Vergangenem interessiert?
Es gibt soviel an schönen neuen Dingen :-))))


Miriam antwortete am 22.07.04 (10:34):

Was Ihr da alles aufzählt, kann ich nur mit einen gebräuchlichen Satz aus meiner Gegend (Banat) quitieren :

"Das tut sich nicht existieren!..."


simba antwortete am 26.07.04 (08:42):

An das Wort "Fehler" kann ich mich erinnern - hab nämlich in meiner Jugendzeit drei jahre im Tannheimertal gearbeitet - brauchte ein halbes Jahr bis ich so ziemlich alles verstand....:-)


mart antwortete am 26.07.04 (10:56):

An Doris,

Bißchen schwierig, die Aussprache zu beschreiben.

Der Fehler wird mit der Endung -er deutlich gesprochen.

Das Mädchen, der Fehler, wird am Ende ohne deutliches r gesprochen, ähnlich wie in Ostösterreich Endungen verwischt werden.

Das heißt, für mich als Ostösterreicherin, klingt der Fehler - das Mädchen - genau so wie ich den Fehler ausspreche, für den Tannheimer aber nicht.


iustitia antwortete am 28.07.04 (10:39):

Ja, der G r i m m (als Wöterbuch) ist sogar für moderne Sprache seit den 30 Jahren unergiebig; auch sonst sind hier nur Beispiele genannt worden, die ein bißchen zum Nachschürfen - wenn das Schädeluntere das noch hergibt - anregen könnten. Hier ist ist keine Allwissenhaeit vorgegeben; grade, wer weiß, wo eer nachschlaglen kann, hat mehr Chancen, sich auszudrücken oder Weisheiten nachzufragen...

Hier die ersten Erklärungen:

anquerdern: anködern

Anspinn: kugelförmiges Teil am Spinnrad

Empter: ein Impfer, ein Inoculator, der an einem Baum aufpropft

Gurbe: eine Schiffsrippe; aleman. ein Krummholz auch für den Bau von Holzpferden

Hirsetute: eine Schneckenart, conus miliaris.

Karschbein: Korpe, Knorpelbein (weil es so gerne „karscht“, d.h. knirscht.

Kleuder: ein Gewicht beim Wollhandel

Leibfall: Hinfall des persönlichen Besitzrechts; auch Verstümmelung

Momber: Vormund (15., 16. Jh.)

Musterherr: Leiter der soldat. Musterung

Pinge (selten für Pinie2); Erdloch, das nach Ausschachtuung im Bergbau durch Zusamenbruch der Erddecke entstand.

Sanduhrstein: Bezeichnung von Versteinerungen,

Schraubenstein, lapides trochleati. wohl wegen ihrer Ähnlichkeit mit der Form einer Sanduhr.

Tschinke: kleinkalibrige Schußwaffe

Wurstgrapen:(besondere Form der Wurstherstellung)
Zerte; der Fisch „abramis vimpa; oder Zärte: Substantivbildung zu „zart“; Zärtlichkeit

***

Zusatzfrage: Was ist ein D a n z k e r?


iustitia antwortete am 02.08.04 (10:43):

Einige Ausdrücke aus dem Grimmschen Wörterbuch, in unterschiedlicher Historie und Länge erläutert, teilweise mit Zitatangabe:

BLETZ , m. pannus, lappe, flicklappe, goth. plats, gen. Platis. nnl. plets. zum goth. plats stimmt schon das altsl. „plat''; pannus detritus, russ. plat'' handtuch, poln. plat lappe, wischtuch, plotno
1) lappe: die witwen hat mir oft im winter mine füsz in ein warmen belzbletz gewigglen, den si hinder den ofen gelegt hatt, wenn ich kem, das si mir mine füsz wermete. (PLATER 27); man pletzt nicht neue pletz auf alte juppen; ein bös lîlachen von hundert bletzern (KEISERSB. bilg. 23c); was sint aber dieselbigen bletzen und lümmel, domit man sie (die alten schuhe) bletzen musz? 95b; den lehrbletz theuer bezahlen. (der arme mann im Tockenb. 172).
2) endchen, stückchen: das weisz ich wol, das ich selten [2,110] ganz zehen gehebt han, sunder bletz drab gestoszen, grosz schrunden. (PLATER 13).
3) daher auch leichte wunde an der hand:
„oder etzt in (der bettler seinen kindern) vil blätzer, bülen,
domit sie künden schrigen, hülen! (BRANT narrensch. 183)
er hed e blätz a der hand, er hed e blätz abgmacht, ein stück haut abgestoszen. (STALDER 1, 183). doch auch: aus seiner haut grosz bletzen reiszt. (SPRENG Il. 161b. )
4) obscön für vulva: (ring 11b, 27. 35.)
5) pars agri, prati, vineae, ein beet, streif landes: ein bletz reben. weisth. 1, 665; alles das recht, so wir hattent in drin (tribus) stugken und bletzen reben. MOHR regesten 2 no 112 (a. 1315); und machte aufs neue die rechnung hinterm wirt, was ich aus dem bletz mit der zeit für nutzen ziehen wollte. der a. m. im Tockenb. 43; ein kochbletz, gartenbeet für gemüse. (STALD. 1, 183)
6) pars viae: es ist noch ein groszer bletz zu gehn. (Wegstück)
7) den bergleuten ist bletz ein eisenkeil, der ins klüftige gestein getrieben wird, um es los zu gewinnen, gleichsam ein darauf gesetzter lappe.

DAFFET, adj. stark, kräftig, o des edeln weisen weins, und auf mein brinnend sel, es ist nichts als daffete wein, drumb führt ein taffeten mut FISCHART Garg. 102a. dann das hirn ist dem gelehrten ohne das immer voll lustiger sachen: wann nun der lustige wein darzu kompt, so werden sie doppeldaffet lustig.

EITZEN, verb. Brennen, im Feuer brennen, kochen

(ER)BIDMEN, verb. zittern, beben

FELBE, nom. f. m. salix, weide, für felwe (wie falb, gelb aus falwe, gelwe), ahd. fëlawa, fëlewa (GRAFF 3, 518), also goth. filva, welches i sich noch heute im ortsnamen Vilbel an der Nidda bewahrt hat, mhd. vëlwe m.

IGNOTE, adv.; über ie genote >“immerfort“

JEHEN: verb. sprechen, sagen, aussagen; ahd. jëhan, mhd. jehen; alts. gehan, fries. ia. dieses einst über das hochdeutsche und den grösten theil des niederdeutschen sprachgebietes verbreitete wort (es fehlt im gothischen, ags. und altnord.), das noch im mhd. so häufig und in manigfacher construction auftritt, beginnt seit dem 14. jahrh. abzusterben und geht gegen anfang des 17. jahrh. in der schriftsprach ...

KLÄGDE, nom. Nebenform zu „klage“.

KON, nom.: Gattin, Frau; bayr. chan.

Lauft, nom. Gerichtslauf oder –lauft; der ordnungsgemäße Gerichtsvorgang
*

D a n z k e r...?
Besondere Anlage in Schlössern und Burgen, die über Wassergräben oder (möglichst) fließendes Gewässer angelegt waren; wer nach Masuren oder sonstwohin in Ostpreußen fährt, wird sie kennenlernen.


DorisW antwortete am 02.08.04 (16:51):

Danke mart,
habe deine Antwort jetzt erst gesehen.