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THEMA: Gedichte - Kapitel IX
95 Antwort(en).
webmaster
begann die Diskussion am 19.02.01 (18:13) mit folgendem Beitrag:
Um Abstürze seltener zu machen, hier ist ein neues Kapitel Gedichte eröffnet. Das alte ist im Archiv (s.u.).
(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv4/archiv.html)
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Heidi
antwortete am 19.02.01 (18:22):
Habe ich mir doch fast gedacht :-) -- Damit unser "neuer" Dichter nicht im Archiv untergeht -- nocheinmal
Georg Segessenmann (Pseudonym)ist Schweizer, Jahrgang 1932 und schreibt seit seiner Jugend (ca.200 Gedichte bisher). Es gibt auch zwei Bücher von ihm: "Herbstlaub" (Amazon) und "Der Armeleutebub" (nur direkt vom Autor). Hier seine E-Mail-Adresse: gseges@yetnet.ch
Jetzt noch ein weiteres, sehr schönes Gedicht von ihm:
Bergwelt
Berge unter lichten Wolken, Sturzbach, der zu Tale rauscht, Herdenkühe, frisch gemolken, Gemse, die Gefahr erlauscht; Bergblumen ducken ihre Köpfe, zwei Murmeltiere halten Wacht, an Krüppellärchen flattern Zöpfe, die Wind und Wetter grau gemacht. Ich wandere dem Licht entgegen, bestaun` die hehre Alpenwelt, trotze kaltem Wind und Regen und bin wie selten aufgestellt. Rund um mich tanzen Nebelfetzen, feuchten mir das Haar, die Haut; Perlenpracht auf Spinnennetzen, so schön, wie ich noch nie geschaut. Märchenzauber? Zauberwelten? ich verlier` mich hoffnungslos darin, geniess` die Luft, die rein und sauber und fühle, dass ich glücklich bin.
Die Wolkendecke, nun gerissen, weicht dem zarten Himmelsblau, verziert von weissen Wolkenkissen; Gletscherwind wird lind und lau. Seufzend pack` ich meine Sachen, greif` zögernd nach dem Wanderstab, durch meine Seele zieht ein Lachen, das ich schon fast vergessen hab`.
Abwärts lenk` ich meine Schritte, verlass` die hehre Zauberwelt; hoch zum Himmel geht die Bitte, dass der Herr sie lange noch erhält.
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August 1999 "Bergwelt" Georg Segessenmann
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Kristinanne
antwortete am 19.02.01 (19:34):
Willst Du lustig leben, geh mit zwei Säcken, einen zum Verteilen, und einen um einzustecken. Goethe
(Ich finde, das ist ein gutes Lebensmotto)
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Heidi
antwortete am 19.02.01 (22:15):
Schöner sind die Gedichte des Glücks.
Wie die Blüte schöner ist als der Stengel der sie doch treibt sind schöner die Gedichte des Glücks.
Wie der Vogel schöner ist als das Ei wie es schön ist wenn Licht wird ist schöner das Glück.
Und sind schöner die Gedichte die ich nicht schreiben werde.
H.Domin
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Heidi
antwortete am 19.02.01 (23:24):
gerade per mail erhalten, passt! :-))
Nutze die Zeit
Eine von den schönsten Gaben ist, im Leben Zeit zu haben. Und dass man sie - weis` und gut dann auch richtig nutzen tut ! Drum bedenkt, ihr alten Knaben und auch Mädchen: Zeit zu haben ist vom Schöpfer wohl gedacht, dass man Gutes damit macht, und dieses Gute dann auch nutzt, bevor man einst wird weggeputzt. Denn, ist man einmal dort oben, wird der Schöpfer uns nicht loben, dass wir seine Zeitguthaben auf Erden nur verplempert haben!
November 1997 "zeitnutz" Georg Segessenmann
("Nutze die Zeit" wurde im "Werk I" der "Nationalbibliothek des deutschsprachigen Gedichtes" aufgenommen, Seite 159)
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Herbertkarl Huether
antwortete am 20.02.01 (11:09):
(((o;
Beschränkung
Kannst du das Schönste nicht erringen, so mag das Gute dir gelingen. Ist nicht der große Garten dein, wird doch ein Blümchen für dich sein.
Nach Großem drängt's dich in die Seele? Daß sie im Kleinen nur nicht fehle! Tu heute recht - so ziemt es dir; der Tag kommt, der dich lohnt dafür!
So geht es Tag für Tag; doch eben aus Tagen, Freund, besteht das Leben. Gar viele sind, die das vergessen: Man muß es nicht nach Jahren messen.
Eduard Bauernfeld
Bauernfeld, Eduard von, österreichischer Schriftsteller, *Wien 13.1. 1802, †ebenda 9.8. 1890; schrieb witzig-elegante Konversationsstücke. (c) Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, 1999
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Sieghard
antwortete am 20.02.01 (14:42):
Gebet
Herr! schicke, was du willt, Ein Liebes oder Leides; Ich bin vergnügt, daß beides Aus Deinen Händen quillt. Wollest mit Freuden Und wollest mit Leiden Mich nicht überschütten! Doch in der Mitten Liegt holdes Bescheiden.
[Eduard Mörike 1804-1875]
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Heidi
antwortete am 20.02.01 (14:50):
Ingeborg Kaiser (aus "heimliches laster lyrik", eFeF-Verlag Zürich-Dortmund)
ich bin kein schweizer nur ein mensch der seine sehnsucht im koffer zum bahnhof bringt und ins schließfach sperrt
ich bin kein mensch nur eine frau die nachts durch den regen läuft und in einer telefonzelle zwei gramm seele verliert
ich bin keine frau nur ein kind das eben geboren in arme genommen erzogen zum mann geworden getötet wird
ich bin kein kind nur ein baum der im säureregen noch fruchtzapfen treibt ein mahnmal gerippe am rand unserer zeit
ich bin kein baum nur ein haus das verwaist vom einsturz bedroht zerfällt ein zeuge der zeit die allein überlebt
ich bin kein haus nur ein tier verborgen in den ritzen der zeit warte ich auf das zeichen der taube daß die tote erde grünt
ich bin kein tier nur eine sage mit dem namen noah die arche ist verrottet weggefegt seine erben verseucht und verbrannt
ich bin keine sage nur ein gerücht das von der liebe weiß von frau und mann und kind von baum und haus und tier von einer friedfertigen zeit
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Brita
antwortete am 21.02.01 (08:34):
Hier etwas zum Lächeln:
Einsicht
Ein Mensch beweist uns klipp und klar, Dass er es eigentlich nicht war. Ein andrer Mensch mit Nachdruck spricht: Wer es auch sei - ich war es nicht! Ein dritter lässt uns etwas lesen, Wo drinsteht, dass ers nicht gewesen. Ein vierter weist es weit von sich: Wie? sagt er, was? Am Ende ich? Ein fünfter überzeugt uns scharf, Dass man an ihn nicht denken darf. Ein sechster spielt den Ehrenmann, Der es gewesen nicht sein kann. Ein siebter - kurz, wir sehens ein: Kein Mensch will es gewesen sein. Die Wahrheit ist in diesem Falle: Mehr oder minder warn wirs alle!
Eugen Roth
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Sieghard
antwortete am 21.02.01 (08:44):
Schön, Brita, dass du das Forum mit dem E. Roth bereicherst. Dadurch angeregt, dieses hier:
Ein Mensch
Ein Mensch, an sich mit Doktorgrad, Geht einsam durchs Familienbad. Dortselbst beäugt ihn mancher hämisch, Der zweifellos nicht akademisch. Der Mensch erkennt, hier gelte nur Der nackte Vorzug der Natur, wogegen sich der schärfste Geist Als stumpf und wirkungslos erweist, Weil, mangels aller Angriffsflächen, Es ihm nicht möglich, zu bestechen. Der Mensch, der ohne Anschluß bleibt An alles, was hier leibt und weibt, Kann leider nur mit einem sauern Hohnlächeln diese Welt bedauern, Wirft sich samt Sehnsuchtsweh ins Wasser, Verläßt es kalt, als Weiberhasser, Stelzt quer durchs Fleisch mit strenger Miene Auf spitzem Kies in die Kabine, Zieht wieder, was er abgetan, Die Kleider und den Doktor an Und macht sich, weil er fehl am Ort, Zwar nicht sehr geltend, aber fort.
[Eugen Roth 1895-1976] . .
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Brita
antwortete am 21.02.01 (09:31):
Auf Umwegen
Ein Mensch, der, was auch kommen möge, Niemals die andern glatt belöge, Lügt drum, denn dies scheint ihm erlaubt Zuerst sich selbst an, bis ers glaubt. Was er nun fast für Wahrheit hält, Versetzt er dreist der ganzen Welt.
Eugen Roth
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 21.02.01 (16:06):
Die Feder der Liebe
In völliger Vertraulichkeit Allein mit ihrem Herzensfreunde Ließ eine Dame ganz der Lüsternheit Den Zügel. – Nach dem Spiel, das innig sie vereinte, Hielt sie noch mit zufriedner Hand Den schönsten Szepter, der ein Weib noch je entzückte, Geheimer Freuden Unterpfand, Durch welches die Natur die Sterblichen beglückte. – Nicht beider Welten Gold, kein Blut Reicht hin, so einen Szepter zu erringen, Ich würde selbst mit Löwenmut Um ein so seltnes Kleinod ringen, Und gäbe obendrein noch all mein Hab und Gut – Doch wieder zu der Aventüre: Ein andrer Herr kam ohngefähr dazu Und sah durchs Schlüsselloch der festverschlossnen Türe Der ganzen Szene ruhig zu. Der Szepter wurde nun samt dem Galan entlassen, Der Riegel leise aufgemacht, Der fremde Herr hereingelassen, Zu dem sogleich die Dame sagt: »Verzeihen Sie, wenn ich Sie warten lassen, Ich schrieb.« – »Gewiß, Sie sind sehr glücklich, Madame«, rief jener augenblicklich, »Daß Amor selbst zum Schreiben sie geführt, Da Ihre Hand so schön der Liebe Feder führt.«
Johann Georg Scheffner
08.08.1736 Königsberg - 16.08.1820 Königsberg
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Sieghard
antwortete am 21.02.01 (17:06):
Es ist der Fasching. Es ist bald Frühling.
Rote Rosen Rote Lippen Roter Wein Laden dich ein Laden dich ein
Rote Rosen Rote Lippen Roter Wein Laden dich ein Laden dich ein
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Heidi
antwortete am 21.02.01 (17:42):
zum Karneval, Fasching, Altweiber... aus dem Fundus wort- und sinnverändert *g*
Tanzlied
tanz' Mädchen, tanz auf den Straßen sing deine Lieder wirf den Kopf in den Nacken bis die Locken fliegen und tanz, tanz, tanz
lieb' Mädchen, lieb' auf den Straßen sing deine Lieder verkauf dein Liebe zum Selbstkostenpreis und tanz, tanz, tanz
lach' Mädchen, lach' auf den Straßen sing deine Lieder verschenk deine Küsse sie sind so heiss und tanz, tanz, tanz
hl
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Georg Segessenmann
antwortete am 21.02.01 (20:28):
Nachdem ich nun die vorliegenden Gedichte von bekannten - und zumeist schon verstorbenen - Dichtern gelesen habe, der folgende Vierzeiler, der den Vorteil hat, von einem - noch! - lebenden Dichter verfasst worden zu sein:
Ich bin kein Goethe und kein Schiller, vielleicht sogar ein Zeilenkiller?! Doch weil Goethe/Schiller nicht geblieben, hab` ich nun diesen Vers geschrieben!
Georg von Signau, alias Georg Segessenmann, CH-Obergösgen
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Evelyn
antwortete am 21.02.01 (21:38):
tauwetter
vom eise befreit ein krokus schiesst auf die blutbuche streut müde blätter drauf
am scheunendach gab`s paar schindeln den rest dort fand eine taube gefallen am nest
was kaum aus der wiege stapft munter im matsch die grossmutter sonnt sich im nachbarsklatsch.
ewe
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Heidi
antwortete am 21.02.01 (22:32):
Antwort :-)))) bin keine ? und keine Domin schreib' meine Worte einfach hin lebendig auch, noch lang' nicht tot meine Lieblingsfarbe ist immer noch rot
hl
:-)) Hallo Georg, schön, dass Du Deine Gedichte jetzt selbst hier einbringst.
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Brita
antwortete am 22.02.01 (08:18):
Frühjahr
Der Regen fällt ganz dicht herab Wasser steht in den Wiesen Die Bäume sind noch kahl und nackt Und lassen sich begießen.
Die Nacht ist kühl, die Erde riecht Die Wurzeln saugen sich ganz voll Das Leben in die Pflanzen kriecht Sie sind berauscht und werden toll.
Am frühen Morgen strahlt die Sonne Die Wolken sind wie weggefegt Durch Wärme wird erzeugt die Wonne Und alle Wesen sind erregt.
Die Knospen wollen sich entfalten Sie platzen auf im lauen Wind Das Grün ist nicht mehr aufzuhalten Jetzt kommt der Frühling ganz geschwind.
bk
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Heidi
antwortete am 22.02.01 (21:55):
Storm - hatten wir lange nicht mehr :-))
Februar
Im Winde wehn die Lindenzweige, Von roten Knospen übersäumt; Die Wiegen sinds, worin der Frühling Die schlimme Winterzeit verträumt.
* * *
Februar
O wär im Februar doch auch, Wie's andrer Orten ist der Brauch, Bei uns die Narrheit zünftig! Denn wer, so lang das Jahr sich mißt, Nicht einmal herzlich närrisch ist, Wie wäre der zu andrer Frist Wohl jemals ganz vernünftig.
* * *
Größer werden die Menschen nicht; Doch unter den Menschen Größer und größer wächst Die Welt des Gedankens. Strengeres fodert jeglicher Tag Von den Lebenden. Und so sehen es alle, Die zu sehen verstehn, Aus dem seligen Glauben des Kreuzes Bricht ein andrer hervor, Selbstloser und größer. Dessen Gebot wird sein: Edel lebe und schön, Ohne Hoffnung künftigen Seins Und ohne Vergeltung, Nur um der Schönheit des Lebens willen.
Theodor Storm
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Evelyn
antwortete am 23.02.01 (15:22):
Den Frühling rufen
Morgens pfeife ich deinen Namen in die frische Luft -
und schon klappert es Antwort vom Scheunengiebel zurück -
Kinderlachen springt übern Weidenzaun purzelt ins Licht.
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Heidi
antwortete am 24.02.01 (11:26):
Was Storm über den Frühling schreibt:
Frühlingslied
Und als das Kind geboren ward, Von dem ich heute singe, Der Winter schüttelte den Bart: »Was sind mir das für Dinge! Wie kommt dies Frühlingsblümelein In mein bereiftes Haus hinein? Potz Wunder über Wunder!«
Doch klingeling! Ringsum im Kreis Bewegt' sich's im geheimen; Schneeglöckchen hob das Köpfchen weiß, Maiblümchen stand im Keimen; Und durch die Lüfte Tag für Tag, Da ging ein süßer Lerchenschlag Weit über Feld und Auen.
Herr Winter! greif Er nur zum Stab! Das sind gar schlimme Dinge: Sein weißes Kleid wird gar zu knapp, Sein Ansehn zu geringe! - Wie übern Berg die Lüfte wehn, Da merk ich, was das Blümlein schön Uns Liebliches bedeute.
Th.Storm
:-)) und hl auf die Schnelle:
Bitte
Lieber Frühling komm doch bald der Winter ist so bitterkalt hier ist alles weiss verschneit komm doch, liebe Frühlingszeit! Bring Wärme, Blumen, Vogelsang der Winter ist schon viel zu lang hl
Gruß aus dem tief verschneiten Siegen :-)
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 24.02.01 (12:23):
Phrasendrescherei (((-:
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Georg Segessenmann
antwortete am 24.02.01 (17:48):
Liebe Närrinnen und Narren. Es ist Faschingszeit (in der Schweiz heisst sie Fasnacht). Drum erlaube ich mir, ein nicht ganz so ernst zu nehmendes (dafür aber eigenes!) Gedicht beizusteuern. Wer da meint, es sei seinen zarten Nerven nicht zuzumuten, der überspringe es. Herzlich, Schorsch
Sommersprossen **************
Bill Kramer ging zum Hallenfest; dort traf sich Prominenz und Rest, mit wenig und auch viel Vernunft in des Dorfes Truppenunterkunft, welche man unterirdisch angelegt und für das Fest hat sehr gepflegt. Der Bill hat nicht nur zugeschaut; Er ass auch Wurst und Sauerkraut; welch letzeres dann nachts und spät sehr die Därme ihm hat aufgebläht. Bill ist dann zur Toilette gehetzt; doch diese war halt schon besetzt, von jemand der schon lang gesessen, weil auch er hat Sauerkraut gegessen. Bill wand und krümmte sich gar kläglich, sein Drücken wurde unerträglich; er weinte fast, er klagte, fluchte, dann alsbald er das Weite suchte. Doch draussen an der Halle Wand, er dann ein finsteres Plätzchen fand. Dort in einen tiefen Gitterschacht hat er nun sein Geschäft gemacht. Erleichtert dann und voller Glück ging Bill nun zu dem Fest zurück. Hier wurde er mit Fäusten, Stangen und mit Mordsgeschrei empfangen. Man schimpfte Sau ihn und man schlug; am Ende man ihn aus der Halle trug. Und die Moral von der Geschicht? Euch zu warnen ist es meine Pflicht: Wann immer ihr ein Drücken spürt; entlässt es nur, wo sich`s gebührt, nicht an dem Platz, den Bill erkoren, nicht in den Schacht von Ventilatoren. Denn was man immer hat genossen: es verändert sich zu Sommersprossen!
****************
August 1999 „Sommersprossen“ Georg Segessenmann
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Brita
antwortete am 24.02.01 (21:05):
Gott schreibt mit jedem Menschen eine Geschichte. Keine Story.
Gott schreibt mit jedem Menschen eine Geschichte, seine Geschichte.
Kein Märchen. Kein Roman.
Ein Buch Mit sieben Siegen.
(Petrus Ceelen)
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eva
antwortete am 25.02.01 (13:12):
Der Kürenberger - Mitte 12 Jhdt.,ältester namentlich bekannter Dichter dt.Sprache. Wohl aus ritterlichem Geschlecht aus der Gegend um Linz. Eigenständige Charakteristik, so tritt auch die Frau als Werbende auf. Auch das "Falkenlied" ist die Klage einer verlassenen Frau. (ohne mhd. Betonungszeichen, da zu mühsam !!)
Ich zoch mir einen valken mere danne ein jar. do ich in gezamete als ich in wolte han und ich im sin gevidere mit golde wol bewant, er huop sich uf vil hohe und floug in anderiu lant.
Sit sach ich den valken schone fliegen. er fuorte an sinem fuoze sidine riemen, und was im sin gevidere alrot guldin. got sende si zesamene die gerne geliep wellen sin !
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Heidi
antwortete am 25.02.01 (14:09):
Da es mir schwer fällt, dieses Gedicht zu"lesen", hier die Übersetzung von Max Wehrli:
Ich zog mir einen Falken länger als ein Jahr Als ich ihn gezähmt, wie ich ihn haben wollte, und sein Gefieder mit Gold geschmückt hatte, hob er sich hoch auf und flog davon.
Seither sah ich den Falken schön fliegen: er führte an seinem Fuß seidene Fesseln und sein Gefieder war ganz rotgolden. Gott sende sie zusammen, die einander gerne liebhaben wollen.
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Georg Segessenmann
antwortete am 25.02.01 (17:18):
Für eva.krill@chello.at
Das Gedicht von "Der Kürenberger" konnte ich leider nicht ganz entziffern. Als "Revanche" hier ein Schwizerdütsches:
Amslenäscht
**********
Hinderem Huus im Buächlihaag hockt en Amslemuätter si brüätet scho der liebläng Taag; s Männdli bringt äre s Fuätter ********** Das het ou s Nochbers Büsi gseh, äs luuret scho am Bode; Amslewiibli, oh herrjeh, wotsch du di net verrode? ********** I schtöik diä Chatz, so guet i chaa, us em Haag ond Rase. Zom Dank loht mir der Amslemaa es Gaggeli uf d`Nase !
**********
April 1995 "amslenäs" G.Segessenmann
Mit herzlichen Grüssen, Georg von Signau, alias G. Segessenmann
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 25.02.01 (17:35):
Starkdeutsch II (((o;
Bleut
Speite Stond.zr Appnstond kimmt dr Foks dahör, stoppt süch Heunar in demm Mont, s Bleut fleiszt hinthör. Maidul, wann de Jonckfru büst döncke steitz darannen: vi dr Foks di Heunar früszt, fraszen düch die Mannen.
Matthias Koeppel
Bür
Van demm Büre, van dem Büre kimmt di Tumbenhait herrvüre. Schaugist tu ze tiff inz Glarz, kimmt taksdroff de Koppeschmarz. Trumb min Pursch, ück sach dirr offtn: drünck nich Bür, drünck Epplsofften!
Matthias Koeppel
Schafft den Duden ab! "Verstärktes Deutsch" als Waffe gegen die Sprachlosigkeit
Die Sprache ist schwach geworden. Stumpf wird geistlos. Zurückgeblieben hinter der allgemeinen Entwicklung droht sie, zu verstummen. Die Sprachlosigkeit steht vor der Tür. Gegen diesen Trend wendet sich der "Verein zur Verstärkung der Deutschen Sprache". Initiator ist Matthias Koeppel, Jahrgang 1937, Berliner Maler, Allround- Maler-Kollegen Grützke organisierte er bisher u. a. die "Trans-Berlinerische- Sonnenauf-und-untergangs-Beobachtungsgesellschaft", die "Transhelvetische Kanalgesellschaft", deren Hauptaufgabe die Schiffbarmachung der Schweiz ist, und schließlich den "Verein zur Erneuerung der Fotografie durch Abschaffung des Verwackelns". Während Koeppels Malstil der "Kritische Realismus" ist, steht bei seinen literarischen Experimenten die Empfindung im Mittelpunkt. Seine Schallplatte "Miederlieder" (bei Liberty) trug den ersten Ansatz zur Sprachverstärkung. Jetzt ist das Ziel erreicht. Koeppel schreibt nur noch starkdeutsch.
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Heidi
antwortete am 25.02.01 (20:35):
"hhh hm" würde der Siegerländer dazu sagen (man spricht das nach dem h als kurze stimmlose Mischung zwischen ä und e aus) gibt leider keinen Buchstaben dafür*g*) Aber diese zwei Laute sind für den Siegerländer schon ein komplettes Gedicht (wenn er welche schreiben würde)und ersetzen auch sonst alle nur möglichen Kommentare :-))
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Heidi
antwortete am 26.02.01 (08:52):
Carne val?
Masken
wie einfach das ist: Schminke, Papier und Stoff in bunten Farben an den Körper gehängt ein anderer Mensch
wie einfach das ist: hinter Masken versteckt Konventionen abgelegt Erziehung vergessen hinein ins bunte Leben
wie einfach das ist: das Leben geniessen mit Alkohol und Sex die Welt auf Du und Du Frohsinn vorgeschrieben
wie einfach das ist: Lachen um jeden Preis Vergessen der Realität ohne Rücksicht auf Verlust Aschermittwoch ist weit
hl
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Wolfgang
antwortete am 26.02.01 (11:07):
Eines Morgens wachst Du auf und bist nicht mehr am Leben. Über Nacht, wie Schnee und Frost, hat es sich begeben. Aller Sorgen dieser Welt bist du nun enthoben, Krankheit, Alter, Ruhm und Geld sind wie Wind zerstoben. Friedlich sonnst du dich im Licht einer neuen Küste, ohne Ehrgeiz, ohne Pflicht, - wenn man das nur wüßte!
Mascha Kaléko
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Iris Berghaus
antwortete am 26.02.01 (14:38):
Mit den Schuhen
Was man will, kann man nicht geben, Und man gibt nur, was man muß, Also gibt man einen Kuß Und man gäbe gern das Leben.
Also gibt man einen Strauß Statt des Gartens um ein Haus, Gibt das Buch als den Entgeld, Für die Weisheit aller Welt,
Drängt den Ring an einen Finger, Schlingt die Kette um den Hals,- Alles nur wie ein geringer Abschlag auf die Schuld des Alls!
Jenes Alls, in dem man ist, Wenn man eine liebt,- Wer der Gabe Sinn vergißt, Was hat er, was er gibt?
Alle Gabe ist nur Sinn Und Bild in einer Hülle, Seit ich fühle alle Fülle, Weiß ich erst, wie arm ich bin!
Mach mich du, geliebtes Kind, Zum reichsten von den Leuten! Sieh nicht an, was Gaben sind, Nur an, was sie bedeuten.
Für das ganze Feld der Ähre, Für den Himmel nimm den Stern, Und mich selbst für was ich gern Um Deinetwillen wäre!
Diese Hände mit den Schuhn- Fühle, was sie nur vertreten, Sieh nicht, was sie eben tun, Nur was sie lieber täten!
Nimm sie so, wie ich sie sende Denn sie meinen, Süße- Lieber legt ich beide Hände Unter deine Füße!
Zwar sie stehn für keine Gabe -Dennoch sei das Spiel verziehn! Alles ist ja nur geliehn, Solang ich DICH nicht habe.
Rudolf Borchardt
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Heidi
antwortete am 26.02.01 (23:20):
Borchardt? :-)) --- hl's reimlose Liebeserklärung :-)
so lange..
solang' ich Dich habe singt mein Herz zärtliche Lieder von Freude und Liebesglück
solang' ich Dich habe gibt es Boden unter meinen Füssen obwohl ich im Himmel schwebe
solang' ich Dich habe bin ich reich an Gefühlen ich schenke sie Dir
solang' ich Dich habe hast Du auch mich niemand soll uns trennen
hl
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waltraud
antwortete am 27.02.01 (02:42):
waltraud antwortet auf Verse von hl:
FÜR DICH
Jeder Tag zählt für mich, seh ich nur dein Gesicht, hör das Wort, das du sprichst.
Jeder Tag zählt für mich, mit gemeinsamem Tun, mit großen und kleinen Erfolgen.
Jeder Tag zählt für mich wo ich ganz genau weiß: ich verstehe dich.
Jeder Tag zählt für mich, der Vertrauen beweist und Offenheit preist.
Jeder Tag zählt für mich, fühl' ich dich und du mich!
Jeder Tag, jede Nacht, mit dir verbracht, zählen für mich.
W.Fuchs
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Sieghard
antwortete am 27.02.01 (22:10):
Faschings-Ende
Es pfeift der Wind. Konfettiregen. Seeräuber kommen dir entgegen. Schneewittchen sitzt die Krone schief, wer wohl die vielen Narren rief? Ein algengrüner Wassermann glotzt dich mit grünen Augen an. Die Königin der Ballsaison winkt hoheitsvoll vom Marktbalkon. Die Cowboykinder sind dabei, sie schießen sich die Straße frei. Musik erdröhnt: tanzt rascher, rascher ! Ab Mitternacht ist Mittwoch, Ascher-.
[Verfasser unbekannt]
aufgelesen irgendwo im Internet .
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:-) Heidi
antwortete am 28.02.01 (07:57):
Denker und Dichter
Wohlan, ihr neunmal Weisen! Ich fordre euch heraus! Baut ihr von Stein und Eisen Ein sturmgesichert Haus: Bau' ich aus Blütendüften Und Mondschein mir ein Schloss, Drin biete ich euch allen Trutz Und eurem Schülertross!
Die güldnen Sonnenstrahlen Sind meine Lanzen scharf, Die Blumen in den Talen Sind all mein Schiessbedarf; Die Tannen auf den Bergen Sind meine Wächtersleut', Des Himmels Sterne allzumal Mein glänzend Heer zum Streit.
Auf, meine Siegstandarte, Die ist das Abendrot! Auf, meine Feldherrnwarte, Die ist das Morgenrot! Mein Tambour ist der Donner, Der durch die Lüfte rollt, Trompeter ist der wilde Sturm, Der auf den Meeren grollt.
Der Oberfeldzeugmeister Ist meine Phantasie, Und ihre tapfern Geister Verliessen mich noch nie! Die unerschöpfte Kasse Der Quellen Silberschaum, Mein lustig kühles Lagerzelt Des Waldes grüner Raum.
Die Wolken sind Trabanten, Die meine Stimme ruft, Und meine Adjutanten Die Adler in der Luft, Die fliegen und die spähen Hinaus in alle Welt, Mein leicht' Gemüt ist Feldmarschall, Das ist ein guter Held!
Ich sende dir entgegen, O Feind! die Nachtigall, Die bringt mit ihren Schlägen Dich alsogleich zu Fall. Ich lasse auf euch spielen Mein duftiges Geschütz, Und euer Eis zerschmelzen muss An meinem Lanzenblitz!
Gott hat zu seinem Zeugen Geordnet den Gesang; Der wird nun nimmer schweigen Die Ewigkeit entlang. In seinen Zauberwellen Versinkt der letzte Spott; Solange noch ein Dichter lebt, Lebt auch der alte Gott!
Gottfried Keller
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 28.02.01 (11:59):
einzig
gruene kartoffeln auf dem acker
schwappende suppe nur zu heiss
naesse in den gliedern
spreu vom weizen getrennt
haare umschlingen kuehle nacht
meistern die tat zutage
ein same gesetzt in realitaet
hkh
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Sieghard
antwortete am 01.03.01 (07:47):
Die Frage bleibt
Halte dich still, halte dich stumm, Nur nicht fragen, warum? warum?
Nur nicht bittere Fragen tauschen, Antwort ist doch nur wie Meeresrauschen.
Wies dich auch aufzuhorchen treibt, Das Dunkel, das Rätsel, die Frage bleibt.
[Theodor Fontane]
. .
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Anni möchte ab und zu mitmachen
antwortete am 01.03.01 (19:22):
Darf ich mit Fontane weitermachen?
Erscheint dir etwas unerhört, bist du tiefsten Herzens empört, bäume nicht auf, versuch's nicht im Streit, berühr es nicht, überlaß es der Zeit. Am ersten Tag wirst du dich feige schelten, am zweiten Tag läßt du dein Schweigen schon gelten, am dritten hast du`s überwunden, alles ist wichtig nur auf Stunden, Ärger ist Zehrer und Lebensvergifter, Zeit ist Balsam und Friedensstifter
(Theodor Fontane)
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Eva
antwortete am 01.03.01 (21:32):
Heiter und besinnlich für den späten Abend :
Heimatlose
Ich bin fast Gestorben vor Schreck: In dem Haus, wo ich zu Gast War, im Versteck, Bewegte sich, regte sich Plötzlich hinter einem Brett In einem Kasten neben dem Klosett, Ohne Beinchen, Stumm, fremd und nett, Ein Meerschweinchen. Sah mich bange an, Sah mich lange an, Sann wohl hin und sann her, Wagte sich Dann heran Und fragte mich : "Wo ist das Meer ?"
Joachim Ringelnatz
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Sieghard
antwortete am 01.03.01 (21:34):
Herzlich willkommen Anni hier in "Gedichte IX"; schön, dass du mit- machst: Jetzt noch ein kleines Gedicht von demselben:
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Alles still! es tanzt den Reigen Mondenstrahl in Wald und Flur, Und darüber thront das Schweigen Und der Winterhimmel nur.
Alles still! vergeblich lauschet Man der Krähe heisrem Schrei. Keiner Fichte Wipfel rauschet, Und kein Bächlein summt vorbei.
[Theodor Fontane]
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Georg Segessenmann
antwortete am 02.03.01 (09:21):
Seniorentanz
Tanzt, Senioren, tanzt im Reigen; tanzt nach Keyboarddrums und –geigen; tanzt wie wild im Kreis herum; lasst kein einzig Tänzchen aus; bald schon muss man ja nach Haus; ach wie schnell die Zeit geht um!
Tanzt, Senioren, tanzt im Reigen; unser Leben war stets Schweigen; doch nun bricht alles aus uns raus; wetzt die Zähne, wetzt die Säbel, wetzt die Klingen und die Schnäbel; singt und tanzt; es gibt Applaus!
Tanzt, Senioren, tanzt im Reigen; denen wollen wirs jetzt zeigen; zeigen, wer wir wirklich sind; singt die schönen alten Lieder; schwingt die müden alten Glieder; fühlt euch wieder wie das Kind!
März 01, Georg von Signau, alias G. Segessenmann
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 02.03.01 (09:24):
angetan
schaler lachs in der blechdose
leichtes ruetteln des koerpers
flammende niederkunft im hohlen asyl
verrauchte kaffebohnen im braunen filter
niedergeschlagene regentropfen im windeshauchen
klirren der schluessel zur uhr der nacht
begebe dich hinweg und folge dem weg
hkh
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Anni
antwortete am 02.03.01 (19:25):
Danke Sieghard für Dein Willkommen. Wäre ich nicht so un- sicher, hätte ich mich eher eingeklinkt. Lese "Euch" schon länger.
Märztag
Wolkenschatten fliehen über Felder, blau umdunstet stehen ferne Wälder.
Kraniche, die hoch die Luft durchpflügen, kommen schreiend an in Wanderzügen.
Lerchen steigen schon in lauten Schwärmen, überall ein erstes Frühlingslärmen.
Lustig flattern, Mädchen, deine Bänder, kurzes Glück träumt durch die weiten Länder.
Kurzes Glück schwamm mit den Wolkenmassen, wollt' es halten, mußt' es schwimmen lassen.
(Detlev von Liliencron)
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:-)) Heidi
antwortete am 02.03.01 (23:05):
Regenbogen
Ich tanze auf dem Regenbogen ich fliege auf den Mond zünd auf den Sternen die Lichter an schau nach wer im Himmel wohnt
im Reich der bunten Phantasie da kann ich glücklich sein in meinen Träumen ist alles wahr und niemand ist dort allein
Ich zünd auf den Sternen die Lichter an ich tanze auf dem Regenbogen und wenn du willst dann tanz mit mir bis in den Himmel droben
hl
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Brita
antwortete am 03.03.01 (07:44):
...ganz schlicht - ein Reim
Poesie-Album
Leise weht der Abendwind vergiss es nicht, du warst mal Kind ...
Die Sonn' geht auf im Morgentau Du bist jetzt eine tolle Frau ...
Die Rosen duften, blühen rot Die Liebe lebt, sie ist nie tot ...
Im Himmel oben flimmert Licht Das schenkt dir ganz viel Zuversicht.
bk
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Wolfgang
antwortete am 03.03.01 (21:23):
Fünf Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit (von Bertolt Brecht)
Wer heute die Lüge und Unwissenheit bekämpfen und die Wahrheit schreiben will, hat zumindest fünf Schwierigkeiten zu überwinden.
Er muss den MUT haben die Wahrheit zu schreiben, obwohl sie allenthalben unterdrückt wird; die KLUGHEIT, sie zu erkennen, obwohl sie allenthalben verhüllt wird; die KUNST, sie handhabbar zu machen als eine Waffe; das URTEIL, jene auszuwählen, in deren Händen sie wirksam wird, die LIST, sie unter diesen zu verbreiten.
[...]
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Heidi
antwortete am 03.03.01 (22:42):
da wir gerade beim Thema Diskussionsforen sind :-)), hier ein Gedicht zum Thema anonyme Schreiber oder Chatter im www, aus dem Fundus ausgegraben:-)
masken, fassaden anonymität wer sich hier einlässt für den ist's schon zu spät:
du liest und verstehst verstehst nicht und schreibst du fragst bekommst antwort deren frage du nicht weißt
du spielst mit den worten der ball kommt zurück dein herz spielt nicht mit der sieg ist missglückt
doch das spiel geht weiter nicht immer nur heiter mit maske, fassade und anonymität
hl
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Anni
antwortete am 04.03.01 (08:16):
Es ist wohl angenehm, sich mit sich selbst beschäft'gen, wenn es nur so nützlich wäre. Inwendig lernt kein Mensch sein Innerstes erkennen; denn er mißt nach eignem Maß sich bald zu klein und leider oft zu groß. Der Mensch erkennt sich nur im Menschen, nur das Leben lehret jedem, was er sei.
(Goethe)
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 04.03.01 (09:55):
grosstaten
viele koerner erzeugen gries
kleine haende formen worte
geruch des befriedetseins haengt ueber dem nebel
talwaerts schmeckt dass essen besser
willkommen haengt in der luft
fuesselt eine junge dame um den garten herum waehrend langsam die natur ihre schweife zurueckzieht raedert der fuchs noch durch's feld
hkh
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eva
antwortete am 04.03.01 (09:55):
Gedanken vor Ostern ...
Denn es gehet dem Menschen wie dem Vieh, Wie dies stirbt, so stirbt er auch; Und haben alle einerlei Odem; Und der Mensch hat´s nichts mehr denn das Vieh : Denn es ist alles eitel. Es fährt alles an einen Ort; Es ist alles von Staub gemacht, Und wird wieder Staub. Wer weiss, ob der Geist des Menschen aufwärts fahre, Und der Odem des Viehes unterwärts unter die Erde fahre ? Darum sahe ich, dass nichts Besseres ist, Denn dass der Mensch fröhlich sei in seiner Arbeit; Denn das ist sein Teil. Denn wer will ihn dahin bringen, dass er sehe, Was nach ihm geschehen wird ?
Salomo 3, 19 - 22 (von Johannes Brahms in den "vier ernsten Gesängen" vertont.)
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Sieghard
antwortete am 04.03.01 (12:15):
LETZTER FRÜHLING
Nimm die Forsythien tief in dich hinein und wenn der Flieder kommt, vermisch auch diesen mit deinem Blut und Glück und Elendsein, dem dunklen Grund, auf den du angewiesen.
Langsame Tage. Alles überwunden. Und fragst du nicht, ob Ende, ob Beginn, dann tragen dich vielleicht die Stunden noch bis zum Juni mit den Rosen hin.
[Gottfried Benn 1886 - 1956] . .
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:-) Heidi
antwortete am 04.03.01 (14:51):
wortbrei
gries und milch ergibt griesbrei
grosse geister formen kleinliche weisheit
nebel verdeckt wahrheit zucker süßt nur den brei
über den bergen ist die luft klarer
abschied vom dunstigen tal
die füchsin wechselt das revier während der frühling die fanfare putzt um mit hochglanz die natur zu preisen
hl
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Heidi
antwortete am 04.03.01 (15:01):
:-))
Frühlingstraum
es dauert nicht mehr lang, mein Herz dann wird es wieder grün der Vögel süßes Lied, mein Herz hörst du es? es klingt so schön und Schmetterlinge fliegen der Himmel ist so blau im grünen Gras und in der Sonne liegen vergessen ist das Grau
Es dauert nicht mehr lang, mein Herz dann bin ich dir so nah' die Wärme meiner Hand, mein Herz fühlst du sie? ja, ich bin da und deine Lippen streicheln die meinen zärtlich, süß mit leis' gesummten Liebesweisen, erwacht das Paradies
....
hl
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 05.03.01 (11:32):
Schuettelreime III
Fidel hofft, daß es dem Staat nützt, wenn ihn der Pole im Ornat stützt. Kaum Brot gibt's in Havanna mehr. Wie praktisch da doch Manna wär!
Johannes Widi
Ein Doktor, der sonst Pflaster legt, im Urlaub gern das Laster pflegt.
Erbse
Ein Grund ist schuld daran, wenn Mädchen in die Kissen weinen: Sie brauchen dringend einen Mann, doch ach, sie wissen keinen!
Erbse
Ein jeder hat von Natur Talent, doch bleibt es oftmals nur latent.
Erbse
Ein Läufer rennt durch Sachsenhausen. Hei, wie seine Haxen sausen! Doch bald befällt ihn Beckenreißen, als würd' ein Hund den Recken beißen, worauf er stöhnt beim Laufen: "Sag, ob das wohl am Saufen lag?"
Jürgen Rehm
Ein Moschushauch um Gerda weht da merkt gleich jeder, wer da geht.
Erbse
Ein nicht geölter Schiebeladen beim Fensterln kann der Liebe schaden. Auch lassen kurze Schiebeleitern beim gleichen Zweck die Liebe scheitern.
Erbse
Ein stürmisches Augusterlebnis zeigt erst im Mai das Lustergebnis.
Erbse
Ein Teeglas will ich für Susanne kaufen, dann muß sie nicht mehr aus der Kanne saufen.
Johannes Widi
Einer trank beim Baden Wein, glitt aus und brach sich's Wadenbein.
Boris Hasselblatt
Ich darf doch wohl verschreckt sein und "Niemals wieder Sekt!" schrei'n. Komm, große weiße Pille mein, und lindere der Promille Pein.
Johannes Widi
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Sieghard
antwortete am 05.03.01 (14:48):
Zur Wiederholung und Erinnerung:
"Du willst 'ne Harley leasen, Rocker? Dann mach' schon mal 'nen Riesen locker."
Erbse
"O tempora, o mores!" rief er, kaum roch des Abflußrohres Mief er.
Johannes Widi
"Oh, Schatz, erhöre meine Bitte! Laß mich in deiner Beine Mitte!"
Erbse
'ne Flasche Schnaps trank Liebetraut - dann wurden ihre Triebe laut.
Erbse
Als ich um Geld trotz Manko bat, verhöhnte mich der Bankomat.
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Sieghard
antwortete am 05.03.01 (14:59):
VORFRÜHLING
Es läuft der Frühlingswind durch kahle Alleen, seltsame Dinge sind in seinem Wehn.
Er hat sich gewiegt, wo Weinen war, und hat sich geschmiegt in zerrüttetes Haar.
Er schüttelte nieder Akazienblüten und kühlte die Glieder, die atmend glühten.
Lippen im Lachen hat er berührt, die weichen und wachen Fluren durchspürt.
Er glitt durch die Flöte als schluchzender Schrei, an dämmernder Röte flog er vorbei.
Er flog mit Schweigen durch flüsternde Zimmer und löschte im Neigen der Ampel Schimmer.
Es läuft der Frühlingswind durch kahle Alleen, seltsame Dinge sind in seinem Wehn.
Durch die glatten kahlen Alleen treibt sein Wehn blasse Schatten
und den Duft, den der gebracht, von wo er gekommen seit gestern Nacht.
[Hugo von Hofmannsthal 1874 - 1929]
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Georg Segessenmann,alias Georg von Signau
antwortete am 05.03.01 (16:34):
Limeriks
Ein Schweizer namens Ueli Randern, der ging im Sommer gerne wandern Doch auch die Beizen die taten ihn reizen. Und er soff auf die Kosten der Andern.
Ein Bauer namens Bitzi Walter, der war ein übler Sklavenhalter. Seine sieben Knechte hatten keine Rechte. Doch in der Kirche sang er Psalter.
Ein Händler namens Gaston Meier, der verkaufte Radieschen und Eier. Doch begann im Dunkeln man über ihn zu munkeln, ein übler, alter Gauner, das sei er.
Ein Schwinger namens Chrüsi Max der erhielt anonym einen bösen Fax: Er habe zum Entzücken stets Sägemehl am Rücken. Seither hat der Max einen Knax.
Ein Bäcker namens Benno Lingen, der übte beim Backen das Singen. Er sang hoch und tief, doch klang das so mief, dass die Leute lernten zu springen.
Der Pfarrer vom Dorf Unterseehafen, der predigte sonntags zu seinen Schafen. Er sprach zwar sehr weise, doch leider auch so leise, dass die Frommen begannen zu schlafen.
Ein Maler im schönen Berner Oberland, bei dem nahm der Wahnsinn Oberhand. Er warf Pinsel und Farben wütend in Nachbars Garben. Dann zerriss er noch sein Obergwand.
Man hört es auf allen Plätzen: wir Schweizer seien sture Fätzen. Doch solls einer wagen, mir solches zu sagen; er käme bei mir an den Lätzen!
Ein armer Mensch aus poetischen Kreisen, der wollte sich selber als Dichter beweisen. Das Publikum staunte; das Publikum raunte: „Wir habens geahnt, der ist am Vergreisen!“
Ein armer Mensch aus poetischen Kreisen, der wollte sich gar dem Publikum beweisen: Doch das tat nicht staunen; es tat auch nicht raunen; es tat ganz einfach klammheimlich verreisen!
Juli 1995 "limeriks" Georg Segessenmann
Schüttelreim
Sie tanzte für Schulz einen Sommer lang. Im Winter sie Schnulzen für Lommer sang.
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Franz-Xaver
antwortete am 05.03.01 (17:09):
Hallo, ich entdecke gerade dieses Forum (bin im Internet-Treffpunkt, komme des öfteren hier her!) und finde es ganz toll. Kenne mich natürlich noch nicht so aus, habe aber eine Frage: Kennt jemand aus den "Monatsgedichten" von Kästner vielleicht "Der April". Ich würde mir das dann hier ausdrucken lassen, weil ich es dringend suche. Dankeschön im voraus und grüßli bis später. Franzl
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Scheira
antwortete am 05.03.01 (18:24):
DieTage werden merklich länger, dieSonne gibt jetzt keine Ruh´, schon gestern rief ein kleiner Sänger mir seine frühe Botschaft zu.
Der helle Klang aus kahlen Zweigen war wie ein schüchterner Versuch, den fernen Frühling anzuzeigen; ich blickte auf vom Haushaltsbuch.
Vor dem ich, Geld und Heizanlage einander auszugleichen, saß, was ich dann, wie mit einem Schlage beim ersten Vogelruf vergaß.
Mir wurde plötzlich froh und heiter, und von mir fiel des Alltags Joch, und sang der Vogel auch nicht weiter, mir ist`s als hörte ich ihn noch.
Nun schäme ich mich manchmal leise, statt laut zu knurren , bin ich still und denke an die kleine Meise, wenn mich der Winter ärgern will.
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Heidi
antwortete am 05.03.01 (19:14):
Aber öffne ... Aber öffne nur die Türe, Aber tritt nur auf die Schwelle, Hebe kaum den Blick und spüre Schon die ungeheure Helle, Schon den Glanz der leeren Räume, Die wie Wiese rasch erblühten, Schon den Tanz der schweren Träume, Die sich hoben, die erglühten ... Zärtliche beschwingte Welle, Sieh, kein Lufthauch, der nicht rühre - - Aber tritt nur auf die Schwelle, Aber öffne nur die Türe!
****
Ich bin sehr müde Mein Fenster lehnt sich weit in den Abend hinaus, Die Wolken stehen über den Dächern, ein Blumenstrauß, Die Luft streichelt mich und ist sanft und voll großer Güte. Ich aber halte die Hände gefaltet, denn ich bin müde, Und höre verwundert auf das beschwingte Schreiten Der Menschen, die auf der Straße vorübergleiten, So sehr sind ihnen heute die Glieder leicht. Nur ich liege, schwergebettet in meine Müde. Manchmal höre ich einen Schritt, der Deinem gleicht, Dann bin ich, Geliebter, wie die Musik der Schritte leicht Und wie die Wolken über den Dächern silberne Blüte.
Maria Luise Weissmann Geboren am 20. 8. 1899 in Schweinfurt, gestorben am 7. 11. 1929 in München. Tochter der Klara geb. Ernst und des Gymnasialprofessors Dr. Karl Weissmann. Während des ersten Weltkrieges lebte sie in Nürnberg. Ihre ersten literarischen Veröffentlichungen erschienen 1918 im »Fränkischen Kurier« (auch unter dem Pseudonym M. Wels). Sie war Sekretärin des Nürnberger »Literarischen Bundes«. Seit 1919/20 Mitarbeiterin des Verlages Oskar Schloss in München. Im Juni 1922 heiratete sie den Münchner Verleger Heinrich F. S. Bachmair, mit dem sie abwechselnd in Pasing, Dresden und München lebte. Sie starb 1929 an den Folgen einer schweren Angina. Maria Luise Weissmann schrieb Lyrik, Prosa/Skizzen und Aufsätze. Literatur: »Kleine Biographie« in: Maria Luise Weissmann: Gesammelte Dichtungen. Pasing: Bachmair 1932.
(Internet-Tipp: https://www.planet-interkom.de/wolf.busch/weissm_b.htm)
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Sieghard
antwortete am 06.03.01 (10:04):
DER MÄRZ
Sonne lag krank im Bett. Sitzt nun am Ofen. Liest, was gewesen ist. Liest Katastrophen.
Springflut und Havarie, Sturm und Lawinen, - gibt es denn niemals Ruh drunten bei ihnen?
Schaut den Kalender an. Steht drauf: "Es werde!" Greift nach dem Opernglas. Blickt auf die Erde.
Schnee vom vergangenen Jahr blieb nicht der gleiche. Liegt wie ein Bettbezug klein auf der Bleiche.
Winter macht Inventur. Will sich verändern. Schrieb auf ein Angebot aus andern Ländern.
Mustert im Fortgehn noch Weiden und Erlen. Kätzchen blühn silbergrau. Schimmern wie Perlen.
In Baum und Krume regt sich's allenthalben. Radio meldet schon Störche und Schwalben.
Schneeglöckchen ahnen nun, was sie bedeuten. Wenn du die Augen schließt, hörst du sie läuten.
[Erich Kästner 1899 - 1974]
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 06.03.01 (11:52):
maximalst
zahnhalsweh
treppenschleicher
wundererwarter
himmelsschleusenwaerter
musenknutscher
luftverschlucker
zeitausnuetzer
spatzenverpfeifer
paradies-ad-absurdum-fuehrer
© hkh
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Sieghard
antwortete am 06.03.01 (14:54):
minimalstminimalstmi sumsumsumimmerum derblumenbrummersu weristblumeweristbrun tirilariumbummbumms tattattatumtattattatumt sumsumtutoduldeldeii eideideideideirumsfall heidschibummbeidsc| rummsbummsfallerun tuerummdarummduei teididdlteididdlplumml tirritarriduddelduddelll lanntummtattadulirilal antummquantummsal . .
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Iris Berghaus
antwortete am 06.03.01 (16:29):
seniorenverdummung hierwillichnichthaben zurückzurvernunftkommen mußpassierenbalde steheoffenenmundesimwalde werwilldennwenverdommen männerbleibenkleineknaben niewiedervermummung
Mir reichts, erwarte nun wieder den Schritt zur Vernunft. Danke ansonsten den fleißigen Poeten, den Dichtern und Denkern...
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Heidi
antwortete am 06.03.01 (17:02):
:-)))
keine Verdummung nur Spielereien und winzigkleine Wortplänkeleien ein bißchen Spaß dazwischen kann sein doch woll'n wir nun wieder artig sein *sfg*
hl
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Heidi
antwortete am 06.03.01 (17:16):
:-)) gerade im web gefunden - schööööön!
EIN MODERNES WEIB
Ein Mann beleidigte ein Weib. Es war Von jenen schnöden Thaten eine, die Kein Weib vergessen und vergeben kann.
Geraume Zeit verstrich. Da eines Abends Ward an die Thür des Frevlers laut gepocht. Er rief: "Herein", und sah voll tiefen Staunens, In Trauerkleidern eine Frau vor sich.
Sie schlug den Schleier bald zurück. Er blickte In ihre großen stolzerstarrten Augen, In diese großen schmerzversengten Augen ... Er lächelte verlegen, denn ein Schauer Erfaßte ihn ... Er bot ihr höflich Platz, Sie aber dankte, und mit ruhiger Stimme Sprach sie zu ihm: "Du hast mich schwer beleidigt, Es war nur Gott dabei ... vor diesem Gott, Vor dir, und mir allein, will ich den Flecken Den Makel meiner Ehre, zugefügt Von deiner Hand, verlöschen. Höre nun! Um dies zu thun, bleibt mir ein Mittel nur: Ich kann nicht gehn, um einem fremden Menschen Das was ich selbst mir kaum zu sagen wage, Zu offenbaren. Für mich herrscht kein Richter, Er wär' denn blind und taub und stumm, deshalb (Ein Schildern des Vergangenen glich' aufs Haar Der neuen That, hieß' selber mich entehren), Deshalb gibt's eins nur: hier sind Waffen, wähle!" Sie stellte auf den Tisch ein Kästchen hin Und öffnete den Deckel. – – Lange standen Die beiden Menschen stumm. Er sah sie an, Sie hielt das glänzend große Aug' gerichtet Fest auf die Waffen. Plötzlich brach er aus In lautes Lachen. Da durchglühte feurig Ein tiefes Rot die farbenlosen Wangen Der jungen Frau. Wie, wenn die ganze Antwort Dies Lachen wär'? Sie hätte schreien mögen
Vor Wut und Elend. Aber sie bezwang sich, Und sagte mild: "Wenn dir ein Unvorsichtiger Zufällig auf den Fuß getreten wäre, Du würdest ohne lange Ueberlegung Ihm deine Karte in das Antlitz schleudern, Nichts Lächerliches fändest du dabei. Nun denk': nicht auf den Fuß trat mir ein Mensch, Mein Herz trat er in Stücke, meine Ehre! Verlang' ich mehr, als du verlangen würdest Für einen unvorsichtigen Schritt, sag' selbst, Ist das nicht billig?" Lächelnd sah er ihr Ins zornerglühte Antlitz. "Liebes Kind, Du scheinst es zu vergessen, daß ein Weib Sich nimmer schlagen kann mit einem Manne. Entweder geh zum Richter, liebes Kind, Gesteh ihm alles, gerne unterwerfe Ich seinem Urteil mich. Nicht? Nun dann bleibt Dir nur das eine noch: vergesse, was du Beleidigung und Schmach nennst. Siehst du, Liebe, Das Weib ist da zum Dulden und Vergeben ..." Jetzt lachte sie. "Entweder Selbstentehrung Wenn nicht, ein ruhiges Tragen seiner Schmach, Und das, das ist die Antwort, die ein Mann In unserer hellen Zeit zu geben wagt Der Frau, die er beleidigt." "Eine andere Wär' gegen den Brauch." "So wisse, daß das Weib Gewachsen ist im neunzehnten Jahrhundert," Sprach sie mit großem Aug', und schoß ihn nieder.
MARIA JANITSCHEK (1859-1927) Maria Janitschek war das uneheliche Kind einer Offizierswitwe und wuchs in dürftigen Verhältnissen in Ungarn auf. Seit ihrem neunzehnten Lebensjahr lebte sie in Graz und veröffentlichte unter dem Pseudonym Marius Stein journalistische Arbeiten. Nach ihrer Heirat mit dem Straßburger Kunsthistorker Hubert Janitschek widmete sie sich literarischen Arbeiten. Leitmotive ihres Werks sind die Stellung der Frau zum Mann und in der Gesellschaft. Ihren ersten Gedichtband "Irdische und unirdische Träume" veröffentlichte sie 1889; er enthielt das Gedicht "Ein modernes Weib", das heftige Ablehnung hervorrief. Ihre häufig der Prosa angenäherten Gedichte behandeln oft religiöse Themen, vor allem Stoffe aus dem Alten Testament.
Nach dem Tod ihres Mannes (1893) lebte sie in Berlin und später München. Nach der Jahrhundertwende veröffentlichte sie fast ausschließlich Erzählungen, Novellen und Romane.
(Internet-Tipp: https://https://humanities.byu.edu/sophie/brinker/home.htm)
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Sieghard
antwortete am 06.03.01 (17:22):
Mutters Brille
Hände von der Butter schimpft die Mutter. Sprich deutlich sagt sie ich versteh dich sonst nie!
Töchterlein denkt Blicke verschenkt zum Brüderlein hin, der versteht's mit Gewinn.
Sie lachen nun heimlich der Mutter wird's peinlich, sieht nur durch eigene Brille so ist ihr enger Wille. . .
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Heidi
antwortete am 06.03.01 (17:26):
ein andere Dichterin aus o.g. Seite:
GRÜNE ZEIT
Oben am Berge sangen alle Buchen heut. Grüne Zeit! sang die eine: grüne, grüne Zeit! Schwestern! rauschte die zweite und wiegt den Wipfel hoch: Wißt ihr die weißen Nächte, die Nächte des Todes noch? Wir streckten die nackten Äste in Frost und bebten sehr, Die Sonne war längst gestorben, und lebte kein Quellchen mehr! Wir wissen, sangen die andern, doch die weißen Nächte sind weit – Grüne Zeit, Schwester Buche, grüne, grüne Zeit!
Und wißt ihr die schwarzen Vögel, die knarrten böse und rauh Über den bleichen Feldern ins frühe Abendgrau? Ihre schreienden Schwärme machten dunkler den dunkelsten Tag, Es krachte in unsern Ästen ihr streitender Flügelschlag! – Wir kennen die schwarzen Vögel, aber sie flogen weit. Grüne Zeit, Schwester Buche, grüne, grüne Zeit!
Sonne, hohe Sonne! eine Schlanke sang in den Wind, Deiner grünen rauschenden Kinder, siehe, wie viele es sind! Wipfel wiegt sich an Wipfel hinauf die wogende Wand, Unser sind alle Berge, die blauen über dem Land! hell über unsern Kronen jauchzt der wilde Weih, Hoch schwimmen die weißen Wolken zu Häupten uns vorbei, Höher als Weih und Wolke, Flammende, schreitest du Aus roten Toren der Frühe rotem Abend zu! Wir brennen in grünen Feuern entgegen deinem Brand, Wir winken mit tausend Blättern dir nach ins Abendland, Wir neigen singende Kronen deinem Angesicht: Gelobt sei die hohe Sonne! Gelobt das heilige Licht!
Tausend Buchen am Berge hielten den Atem an – Auf silbernem Stamm die höchste wie träumend halb begann – Auf einmal sangen sie alle, und rauschten wälderweit: Gelobt sei die hohe Sonne! Grüne, grüne Zeit!
LULU VON STRAUSS UND TORNEY(1873-1956)
Lulu von Strauß und Torney stammte aus einer alten friesischniedersächsischen Familie. Im traditionsreichen Elternhaus in Bückeburg wuchs sie als wohlbehütete Tochter auf, besuchte die höhere Schule und unternahm früh Reisen durch Europa. Als Fünfundzwanzigjährige veröffentlichte sie ihren ersten Gedichtband, fand aber dann vor allem in der Ballade die ihr gemäße Ausdrucksform. Seit der Jahrhundertwende hatte sie Verbindung zum Göttinger Schriftstellerkreis, der sich um die Erneuerung der Ballade bemühte und zu dem neben Münchhausen auch die Dichterin Agnes Miegel gehörte, mit der sie eine lebenslange Freundschaft verband. In ihren Balladen griff Lulu von Strauß und Torney auf historische Stoffe zurück, die sie zuweilen sozialkritisch schilderte (Französische Revolution, Bauernkriege), beschrieb aber hauptsächlich die ihr vertraute heimatlich-bäuerliche Welt; das führte später im Dritten Reich zu mehreren Neuauflagen ihrer beiden frühen Balladensammlungen von 1902 und 1907.
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Heidi
antwortete am 06.03.01 (17:34):
:-))) MEINE Brille ist ein Kaleidoskop kunterbunt - blau gelb grün rot mal ernst mal heiter mal dumm, mal gescheiter die Poesie sich -wie die Welt- niemals an Gesetze hält ich lese und schreibe was mir gefällt
hl
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Eva
antwortete am 06.03.01 (20:19):
Am späten Abend ein schaurig-grausliches, makaber- unheimliches Gedicht aus der Wiener Vorstadt - und zwar von dem voriges Jahr verstorbenen bekannten und sehr, sehr guten Dichter H.C. Artmann, der durch sein Buch "Mit aner schwoazzn Dintn " bekannt wurde, der aber viele ernst zunehmende Dichtungen und Übersetzungen geschaffen hat.
blauboad I
i bin a ringlschbüübsizza und hob scho sim weiwa daschlong und eanare gebeina untan schlofzimabon fagrom ...
heit lod i ma r ei di ochte zu ein einem libesdraum - daun schdöl i owa s oaschestrion ei und bek s me n hakal zaum !
so fafoa r e med ole maln wäu ma d easchte en gschdis hod gem - das s mii amoe darwischn wean doss wiad kar mendsch darlem !
i bin a ringlschbüülbsizza (und schlof en da nocht noa bein licht wäu i mi waun s finzta is fua de dodn weiwa fiacht ...)
Übersetzung
Blaubart I
Ich bin ein Ringlspiel (Karussel) besitzer und habe schon sieben Weiber erschlagen und ihre Gebeine unter dem Schlafzimmerboden vergraben.
Heute lade ich mir ein die achte zu einem Liebestraum - dann stelle ich aber das Orchestrion ein und schlage sie mit einer Hacke zusammen.
So verfahre ich mit allen Mädchen weil mich die erste verstossen hat - dass man mich einmal erwischen wir, das wird kein Mensch erleben.
Ich bin ein Ringelspielbesitzer (und schlage in der Nacht nur bei Licht, weil ich mich, wenn es finster wird, vor den toten Weibern fürchte ...)
Nächstens mehr ... ;-))
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Heidi
antwortete am 07.03.01 (00:10):
TRAUM
Ich bin so vielfach in den Nächten. Ich steige aus den dunklen Schächten. Wie bunt entfaltet sich mein Anderssein.
So selbstverloren in dem Grunde, Nachtwache ich, bin Traumesrunde Und Wunder aus dem Heiligenschrein.
Und öffnen sich mir alle Pforten, Bin ich nicht da, bin ich nicht dorten? Bin ich entstiegen einem Märchenbuch?
Vielleicht geht ein Gedicht in ferne Weiten. Vielleicht verwehen meine Vielfachheiten, Ein einsam flatternd, blasses Fahnentuch . . .
EMMY HENNINGS (1885-1948)
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Anni
antwortete am 07.03.01 (19:38):
Sternstunden
In jedem Leben gibt es Sternstunden. Seltene Momente strahlender Freude, strahlenden Glücks, strahlender Zuversicht. Sternstunden werden uns geschenkt. Sie lassen uns strahlen, sichtbar nach außen, unsichtbar nach innen. Wir können sie sammeln. Die Strahlen solcher Stunden.
In unseren Herzen. Für dunkle Stunden unseres Lebens. Für Stunden ohne Mut, ohne Hoffnung, ohne Glück. Für Stunden der Trauer und der Einsamkeit. Die Strahlen in unseren Herzen lassen uns wieder hoffen. Sie lassen uns hoffen auf neue Stunden des Glücks, auf Sternstunden des Lebens.
(Heidi Rose)
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Jutta
antwortete am 07.03.01 (20:03):
Frühling
Nun ist er endlich kommen doch In grünem Knospenschuh; "Er kam, er kam ja immer noch", Die Bäumke nicken sich's zu.
Sie konnten ihn alle erwarten kaum, Nun treiben die Schuss auf Schuss; Im Garten der alte Apfelbaum, Er sträubt sich, aber muss.
Wohl zögert auch das alte Herz Und atmet noch nicht frei, Es bangt und sorgt:"Es ist der März, Und der März ist noch nicht Mai."
O schüttle ab den schweren Traum Und die lange Winterruh: Es wagt der alte Apfelbaum, Herze wag's auch du.
Theodor Fontane
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Heidi
antwortete am 07.03.01 (20:21):
ICH
Ich kann, was ich muß! o seltnes Geschick! Ich will, was ich muß – – o doppeltes Glück.
Mein Herz ist an Stärke dem Felsen gleich, Mein Herz ist, wie Blumen, sanft und weich.
Mein Wesen gleicht Glocken von strengem Metall: Schlag kräftig d'ran, gibt es auch kräftigen Schall.
Mein Geist stürmt auf eiligem Wolkenroß hin; Mein Geist spielt mit Kindern mit kindlichem Sinn.
Ich weiß, was ich will! und weil ich es weiß, Drum bann' ich's zu mir in den magischen Kreis.
Ich weiß, was ich will! das ist ja die Kraft, Die sich aus dem Chaos ein Weltall entrafft.
Ich weiß, was ich will! und wenn ich's erreich', Dann gelten der Tod und das Leben mir gleich.
BETTY PAOLI (1815-1894)
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 08.03.01 (08:10):
Von der Biene und der Wespe
Biene und Wespe schwirren umher,
Ihre Fluegel sind regenschwer.
Die tückische Wespe, die sticht ohn' Erbarmen.
Die Biene haelt schlau sich zurück.
Das ist so ihr Gesellenstueck.
Sagt die Wespe: Es trifft ja doch keinen Armen.
So haut der Knab' die Wespe
Mit einer Zitterespe.
Und die Moral von der Geschicht:
Andere Leute sticht man nicht.
© hkh
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Sieghard
antwortete am 08.03.01 (09:23):
er siehet wohl, drüben gibt es frischen kohl den er jetzt hol made in germany darin eine made aß sie grade ohne gnade fade arme made schade .
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:-))) Heidi
antwortete am 08.03.01 (14:05):
Ein "böses" Gedicht zum INTERNATIONALEN FRAUENTAG ?)
DIE PUPPE
Liebe Puppe, Wohlfrisierte kleine Puppe, Wie hast du es leicht! Du wendest das Köpfchen Nach rechts und nach links, Du lächelst, du schmollst, Du weinst, du lächelst, Und wenn man dich aufzieht Am Knopf des Gefühlchens, Des einzigen kleinen Dir eignen Gefühlchens: Der Liebe zu dir, Zu dir, kleine Puppe, So tänzelst du zierlich Und neigst dich dankend Dem Schwarm deiner Freunde, Und äugst unter seidnen Gebogenen Wimpern, Ob du ihn nicht siehst, Den schmerzlich ersehnten, Ergebenen Diener, Der an dem Knöpfchen Des einen Gefühlchens Dich liebevoll aufzieht Bis an dein Ende, Dein Puppenende.... Wir aber, entartet Und vielfach geschmäht, Wir andern, wir Ernsten, Wir Dunklen, wir Schweren, Wir Trägerinnen Geheimen Wissen Wir Deuterinnen Uralter Runen, Wir keuchen und brechen Fast unter der Last Des gnädigen Schicksals, Das sie uns gab, Unsre sehende Seele, Von der du nichts weißt. – O liebe Puppe, Wohlfrisierte kleine Puppe, Wie hast du es leicht!
MARGARETE BEUTLER (1876-1949)
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C.B.
antwortete am 08.03.01 (14:26):
Von Carl Michael Bellmann (1740-95), einem berühmten Rokokodichter aus Schweden,sind die folgenden Sprüche und Gedichte:
So troll'n wir uns ganz fromm und sacht, vom Weingelag und Freudenschmaus, wenn uns der Tod ruft " Gute Nacht" dein Stundenglas rinnt aus.
Und noch:
Endlich sinkt mein matter Schattten wie die Blume in den Grund. Meine Hülle unterm Spaten findet Ruh in dieser Stund. Lebwohl, Schönheit und Gepränge, Hoffnung, Glücke, Glanz und Licht! Himmel ,wenn auch Blomberg dränge, öffne ihm meine Grabtür nicht! C.M.Bellmann
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sylvia
antwortete am 08.03.01 (16:48):
Auch zum int. Tag der Frau:
Mutig wie Tamar standfest wie Schifra und Pua mitreissend wie Mirjam besonnen wie Rahab nachdenklich wie Debora solidarisch wie Rut beharrlich wie Hanna
wollen wir reden, Gott
Selbständig wie Maria freigebig wie Susanna dialogfähig wie Marta unerschrocken wie Maria von Magdala einflussreich wie Phöbe einsatzfähig wie Junia gastfreundlich wie Lydia
wollen wir leben, Gott -
und über den zeitlosen Namen wollen wir nicht vergessen die Namenlosen aller Zeiten uns an sie erinnern Schwestern im Glauben ihre verschwiegenen Stärken erneut ins Leben zu rufen
in Gottes Namen.
Christel Voss-Goldstein aus "Balance zwischen Mundaufmachen und Händefalten"
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Gisela
antwortete am 08.03.01 (21:51):
Das Alter Das große Glück noch klein, sieht oft der Mensch als Kind nicht ein. Und möchte daß er ungefähr so sechzehn oder siebzehn wär. Doch schon mit 18 denkt er :Halt! Wer über 20 wird, ist alt.Kaum ist die 20 dann geschafft, erscheint die 30 greisenhaft. Und gar die 40, welche Wende, die 50 gilt beinah als Ende. Doch nach der 50 peu a peu schraubt man das Ende in die Höh`. Die 60 erscheint noch sehr passabel und erst die 70 miserabel. Mit 70 aber hofft man still, ich werde 80 - so Gott will. Und wer die 80 überlebt zielsicher nach der 90 strebt. Dort angelangt zählt er geschwind die
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Gisela
antwortete am 08.03.01 (21:57):
Entschuldigung die letzten Worte fehlen. Gedicht Gisela Und wer die 80 überlebt zielsicher nach der 90 strebt. Dort angelangt zählt er geschwind die Leute die noch übrig sind
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Heidi
antwortete am 08.03.01 (22:16):
...und hat die 100 er erreicht dann wird das Zählen für ihn leicht so war's einmal, doch kurz über lang macht uns die 100 nicht mehr bang Seniorentreff hält munter und fit wir nehmen auch die 110 noch mit
:-))
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Anni
antwortete am 08.03.01 (23:23):
Ich spüre die Sonne und den Regen auf der Haut. Das Alter ist für mich kein Kerker, sondern ein Balkon, von dem man weiter und genauer sieht - von dem man unter Umständen hinabstürzt, nicht weil es dunkel und einsam ist, sondern weil die Sonne übermächtig scheint.
(Marie-Luise Kaschnitz 1901 - 1974)
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sylvia
antwortete am 09.03.01 (01:19):
Nuindig heds miär träimd ich sig hindermer här gsi -
Ich vornedra und ich hindermer.
Und eso zringledum fascht wiä nä Hund zringledum.
Nahdisnah isch miär gsi ich wissi nimmä sig ich jetz dä vorädra oder dä hindädra.
Miär zwee - ich vorädra ich hinnädri - hend änand agluägd und beed hend gfremdet und hend änand nid ämal der Gruäss abgnu.
Ich ha mich dernah uberhold bi witers vornä bi der Dägerscheidä stah blibä und ha uf mich beited.
Wiä nä fremdä Hidel bin ich a miär verbii. Äs hed mi tunkt ich heig jetz ai nu galted.
Julian Dillier 1922 - Februar 2001 in Obwaldnerdialekt
Übersetzung:
Letzthin hat mir geträumt ich wäre hinter mir her gewesen.
Ich vor mir und ich hinter mir.
Und so ringsherum fast wie ein Hund ringsherum.
Nach und nach war mir ich wisse nicht mehr wäre ich der vor mir oder der hinter mir.
Wir beide ich vorne ich hinten haben einander angesehen und beide haben "gefremdet" (?). und haben einander nicht einmal gegrüsst.
Ich habe mich danach überholt bin weiter vorne bei der "Degerscheide" stehen geblieben und habe auf mich gewartet.
Wie ein fremder Landstreicher bin ich an mir vorbei gegangen. Mir schien ich hätte schon sehr gealtert.
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Karl
antwortete am 09.03.01 (11:31):
Hallo zusammen,
ich verschiebe diese Gedichte jetzt ins Archiv.
MfG Karl
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