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THEMA: Sommer-Gedicht...: Juni!
13 Antwort(en).
iustitia
begann die Diskussion am 06.06.04 (10:30) :
Erich K ä s t n e r: Der Juni
Die Zeit geht mit der Zeit: Sie fliegt. Kaum schrieb man sechs Gedichte, ist schon ein halbes Jahr herum und fühlt sich als Geschichte.
Die Kirschen werden reif und rot, die süßen wie die sauern. Auf zartes Laub fällt Staub, fällt Staub, so sehr wir es bedauern.
Aus Gras wird Heu. Aus Obst Kompott. Aus Herrlichkeit wird Nahrung. Aus manchem, was das Herz erfuhr, wird, bestenfalls, Erfahrung.
Es wird und war. Es war und wird. Aus Kälbern werden Rinder Und weil's zur Jahreszeit gehört, aus Küssen kleine Kinder.
Die Vögel füttern ihre Brut und singen nur noch selten. So ist's bestellt in unsrer Welt, der besten aller Welten.
Spät tritt der Abend in den Park, mit Sternen auf der Weste. Glühwürmchen ziehn mit Lampions zu einem Gartenfeste.
Dort wird getrunken und gelacht. In vorgerückter Stunde tanzt dann der Abend mit der Nacht die kurze Ehrenrunde.
Am letzten Tische streiten sich ein Heide und ein Frommer, ob's Wunder oder keine gibt. Und nächstens wird es Sommer. * (E.K.: Werke. Bd. I. Gedichte. S.306f.) Dazu eine URL mit hübschem Bild: https://www.erich-kaestner-kinderdorf.de/Gedichte/Juni.htm
Internet-Tipp: https://www.erich-kaestner-kinderdorf.de/Gedichte/Juni.htm
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wanda
antwortete am 07.06.04 (08:30):
einer unserer Professoren sagte mal, allein für diese Monats-Gedichte hätte Erich Kaestner den Nobelpreis verdient gehabt.
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iustitia
antwortete am 07.06.04 (09:36):
Liliencron, Detlev von (1844-1909) Sommer
Zwischen Roggenfeld und Hecken Führt ein schmaler Gang; Süßes, seliges Verstecken Einen Sommer lang.
Wenn wir uns von ferne sehen, Zögert sie den Schritt, Rupft ein Hälmchen sich im Gehen, Nimmt ein Blättchen mit.
Hat mit Ähren sich das Mieder Unschuldig geschmückt, Sich den Hut verlegen nieder In die Stirn gedrückt.
Finster kommt sie langsam näher, Färbt sich rot wie Mohn; Doch ich bin ein feiner Späher, Kenn die Schelmin schon.
Noch ein Blick in Weg und Weite, Ruhig liegt die Welt, Und es hat an ihre Seite Mich der Sturm gestellt.
Zwischen Roggenfeld und Hecken Führt ein schmaler Gang; Süßes, seliges Verstecken Einen Sommer lang.
* Ich hatte das Liliencron-Gedicht im Internet gesucht; kam mit google auf diese Seite; nach zweimal Kucken merke ich: die wollen aber Geld haben...! Also nix mit dieser URL als Suchadresse für Gedichte: https://www.gedichte-domain.de/einen-sommer-lang-detlev-von-liliencron.htm
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iustitia
antwortete am 07.06.04 (09:40):
Theodor Storm: Sommermittag
Nun ist es still um Hof und Scheuer, Und in der Mühle ruht der Stein; Der Birnenbaum mit blanken Blättern Steht regungslos im Sonnenschein.
Die Bienen summen so verschlafen; Und in der offnen Bodenluk', Benebelt von dem Duft des Heues, Im grauen Röcklein nickt der Puk.
Der Müller schnarcht und das Gesinde, Und nur die Tochter wacht im Haus; Die lachet still und zieht sich heimlich Fürsichtig die Pantoffeln aus.
Sie geht und weckt den Müllerburschen, Der kaum den schweren Augen traut: "Nun küsse mich, verliebter Junge; Doch sauber, sauber! nicht zu laut."
Alles Storm-Gedichte hier:
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iustitia
antwortete am 07.06.04 (09:46):
Ich vergass die Adressen:
Alle Gedicht bei "Gutenberg": https://gutenberg.spiegel.de/storm/gedichte/0htmldir.htm * Das Stormhaus:
https://www.storm-gesellschaft.de/img/haus.jpg
Das Storm-Archiv: https://www.storm-gesellschaft.de/Stichw.html
Internet-Tipp: https://www.storm-gesellschaft.de/img/haus.jpg
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pilli
antwortete am 07.06.04 (10:43):
Das Rosen-Innere
Wo ist zu diesem Innen ein Außen ? Auf welches Weh legt man solches Linnen ? Welche Himmel spiegeln sich drinnen in dem Binnensee dieser offenen Rosen, dieser sorglosen, sieh : wie sie lose im Losen liegen, als könnte nie eine zitternde Hand sie verschütten. Sie können sich selber kaum halten; viele ließen sich überfüllen und fließen über von Innenraum in die Tage, die immer voller und voller sich schließen, bis der ganze Sommer ein Zimmer wird, ein Zimmer in einem Traum.
Rainer Maria Rilke
Internet-Tipp: https://www.onlinekunst.de
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marie2
antwortete am 07.06.04 (13:05):
Guter Rat An einem Sommermorgen da nimm den Wanderstab, es fallen deine Sorgen wie Nebel von dir ab.
Des Himmels heitere Bläue lacht dir ins Herz hinein, und schließt, wie Gottes Treue, mit seinem Dach dich ein.
Rings Blüten nur und Triebe und Halme von Segen schwer, Dir ist, als zöge Liebe des Weges nebenher.
So heimisch alles klinget, als wir im Vaterhaus, und über die Lerchen schwinget die Seele sich hinaus.
-Theodor Fontane-
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marie2
antwortete am 07.06.04 (13:06):
Weltanschauung
Der Sommer färbt die Äpfel rot, die Trauben und die Beeren. Der Mohn in Farbenflammen loht, sein Leuchten zu entzünden droht die strahlend gelben Ähren.
Nur Farbenpracht, wohin man schaut, wohin man hört ein Klingen. Der weite Sommerhimmel blaut, in lichten Höhen jubelnd laut die kleinen Lerchen singen.
Der Maulwurf in der Erde gräbt, weiß nichts von diesen Dingen. Er hat das Schöne nie erlebt. Der Finsterling nach unten strebt und wühlt nach Engerlingen.
Es findet jeder, wie er kann, auf seine Art Erbauung. Schaut man die Welt von oben an – von unten – so hat jedermann die beste Weltanschauung.
Fred Endrikat
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Sofia204
antwortete am 07.06.04 (19:00):
Schöne Junitage
Mitternacht, die Gärten lauschen, Flüsterwort und Liebeskuss, Bis der letzte Klang verklungen, Weil nun alles schlafen muß - Flußüberwärts singt eine Nachtigall.
Sonnengrüner Rosengarten, Sonnenweiße Stromesflut, Sonnenstiller Morgenfriede, Der auf Baum und Beeten ruht - Fluß-überwärts singt eine Nachtigall.
Straßentreiben, fern, verworren, Reicher Mann und Bettelkind, Myrtenkränze, Leichenzüge, Tausendfältig Leben rinnt - Flußüberwärts singt eine Nachtigall.
Langsam graut der Abend nieder, Milde wird die harte Welt, Und das Herz macht seinen Frieden, Und zum Kinde wird die Welt - Flußüberwärts singt eine Nachtigall.
Detlev von Liliencron
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iustitia
antwortete am 08.06.04 (08:50):
Miriam Frances Ich bin im Mai idiotisch erotisch
Ich bin im Mai idiotisch erotisch, da leg ich mich immer gleich hin. Da wirkt alles Männliche auf mich hypnotisch, wenn ich so erotisch bin.
Da sind meine Sinne total von Sinnen, da bin ich am ganzen Leibe Weib. Da bringt mich der Anblick von Linnen zum Spinnen, o Trieb, du mein Zeitvertreib.
Um alle Hüften da schwingt sich ein Bändchen, mein Herz übt den Überschlag. Auf jede Rundung da legt sich ein Händchen bei Nacht und am helllichten Tag.
Die alte Erde trägt junges Gemüse, ein Früchtchen wird frühreif gepflückt. Es wiederbelebt sich die Hirnanhangdrüse, vom Zucken des Frühlings entzückt. * (Ich kenne die Autorin nicht; weiß wer mehr...?)
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iustitia
antwortete am 09.06.04 (07:54):
Auch das hier ein Sommergedicht - obwohl solche Liebe auch im gewärmten Kämmerchen oder im Auto sich vollziehen kann; wenn's denn Liebe und Kunst ist...):
Max Dauthendey (1867-1918)
Deine Küsse, deine Brüste, deine Arme Pressen noch lüstewarm meinen Leib. Dein Blut, dein Fleisch Ruht noch lüstewarm an mir. Meine Schritte schallen, Meine Schritte fallen härter von Stein zu Stein, Die Erde nimmt mich in ihre Mitte, Verwundert fällt es mir ein: Wir lagen draußen im Weltenraum, Wir beide allein. * Ein erotisches Bildchen dazu....?
Internet-Tipp: https://www.deutsche-liebeslyrik.de/die12/sept2.JPG
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iustitia
antwortete am 09.06.04 (08:00):
Hier unter "www.deutsche-liebeslyrik" gibt es viele Gedichte mit aparten Liebesmotiven, des Sommers wegen, der Liebe wegen...?
Alena S t a r c e v a : I d y l l e
Schenk mir die leuchtende Sonne! Schenk mir den blauen Himmel! Schenk mir die strahlenden Sterne! Das ist mein einziger Wille!
Und ich schenke Dir alle Wälder, Die Berge, die Meere, die Seen, Die Wiesen, die Weiden, die Felder; Du mochtest sie immer besehen.
Ich will ja von Dir alle Vögel, Die mir tagsüber singen können; Die sanftesten Spitzenwolken, Worauf wir uns Ruhe gönnen.
Und Dir gebe ich alle Tiere, Die immer Dich schützen werden; Und damit Du ewig gesund bleibst, Schenke Dir saftigste Gärten.
Die Welle, die zärtlichste Brandung Liebkosen uns an der Küste; Und unser Zusammenleben ist Wie heißester Sand in der Wüste. * URL: s.u.
Internet-Tipp: https://www.deutsche-liebeslyrik.de/gegenwart/gegenwart151.htm
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iustitia
antwortete am 09.06.04 (08:05):
Kuss-Gedichte - jawohl...? Hier eins, auf der Seite (s.u.) viele, gut bebilderte Schönheiten:
Franz Grillparzer (1791-1872) Kuß
Auf die Hände küßt die Achtung, Freundschaft auf die offne Stirne, Auf die Wange Wohlgefallen, Sel'ge Liebe auf den Mund; Aufs geschloßne Aug die Sehnsucht, In die hohle Hand Verlangen, Arm und Nacken die Begierde, Überall sonst hin Raserei.
* https://www.deutsche-liebeslyrik.de/kuss/kuss.htm
Internet-Tipp: https://www.deutsche-liebeslyrik.de/kuss/kuss.htm
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pilli
antwortete am 09.06.04 (09:13):
Schöne Junitage
Mitternacht, die Gärten lauschen, Flüsterwort und Liebeskuß, Bis der letzte Klang verklungen, Weil nun alles schlafen muß - Flußüberwärts singt eine Nachtigall.
Sonnengrüner Rosengarten, Sonnenweiße Stromesflut, Sonnenstiller Morgenfriede, Der auf Baum und Beeten ruht - Flußüberwärts singt eine Nachtigall.
Straßentreiben, fern, verworren, Reicher Mann und Bettelkind, Myrtenkränze, Leichenzüge, Tausendfältig Leben rinnt - Flußüberwärts singt eine Nachtigall.
Langsam graut der Abend nieder, Milde wird die harte Welt, Und das Herz macht seinen Frieden, Und zum Kinde wird der Held - Flußüberwärts singt eine Nachtigall.
Internet-Tipp: https://www.lyrikmail.de/
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