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THEMA: Gedichte Kapitel VIII
134 Antwort(en).
Webmaster
begann die Diskussion am 02.02.01 (08:09) mit folgendem Beitrag:
Kapitel VIII ist wegen Überlänge von Kapitel VII an der Zeit. Kapitel 1-7 sind im Archiv zu finden, siehe URL unten.
(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv4/archiv.html)
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Koloman Stumpfögger
antwortete am 02.02.01 (08:27):
Roter Faden
Im Labyrinth der tausend Wirklichkeiten nützt keine Scharfsinn;
Nur Weissheit das Traums, Leichtigkeit und Fledermausklugheit
von Catarina Carsten
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Heidi
antwortete am 02.02.01 (08:28):
Gedichte sieben war schnell vorbei Gedicht VIII hier nun ganz neu zu Beginn ein altes, schon mal geschrieben einen schönen Tag wünsch' ich, Ihr Lieben
:-))
Ein "schönes" Gedicht
ein schönes Gedicht, sagst Du? Ich weiss nicht mir fällt grad keins ein oder warte - doch Es ist schön
dass es Menschen gibt, die zuhören Menschen, die verstehen Menschen, die trösten und nicht von dir gehen
dass nicht alles schlecht ist in dieser Welt dass die Sonne scheint und uns am Leben hält
dass die Blumen blühn und der Regen fällt dass sie doch sehr schön ist unsere Welt
hl
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Sieghard
antwortete am 02.02.01 (08:53):
aha, der Anfang ist gemacht für Gedichte acht . .
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Sieghard
antwortete am 02.02.01 (08:57):
Das virtuelle Du Das virtuelle Du ist eine Möglichkeit wo Menschen Angst abbauen, Ent- fremdung aufheben und keine über- zogenen Rollen spielen. Die Du-Anre- de hilft dem Menschen das zu sein, was er wirklich ist.
Wer sich nicht schön findet, möchte es mit besonderer Kleidung wettmachen. Wer meint, nicht klug genug zu sein, versucht, sich durch die Art seines Auftretens in Szene zu setzen. Man versucht, seine Minderwertigkeitsge- fühle auf die eine oder andere Art zu kompensieren.
Das macht das Leben kompliziert. Das macht die Wege, auf denen Men- schen gehen, unübersichtlich. Man verwandelt den Umgang miteinander in einen ständigen Konkurrenzkampf.
Seid so einfach wie ihr könnt. Versucht nicht, aus euch etwas zu machen, was ihr nicht seid. Es fängt mit den Worten an: Sag doch einfach Du zu mir. . .
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 02.02.01 (11:22):
Als Er Sie schlafend funde.
Hier liegt das schöne Kind / in ihrer süssen Ruh / Sie bläst die schöne Lufft / von welcher ich mich quähle biß an die Seele selbst / durch ihre süße Kehle; Hier liegt das schöne Kind / und hat die Augen zu. Streu Rosen ümm Sie her / du sanffter Zefyr du / mit Nelcken untermengt / daß ihr Geruch vermähle mit ihrem Ahtem sich / dieweil ich leise stehle so manchen Kuß von Ihr. Silenus sprich kein Muh! St! Satyr / weg / Sylvan! geht weit von diesem Bache daß meine Seele nicht von eurer Stimm' erwache. Klitzscht in die Hände nicht / ihr schlipfrigen Napeen. Schlaf / Schatz ich hüte dein. Schlaf / biß du selbst erwachest / So wirst du wachend thun / was du im Schlafe machest. Mir auch träumt itzt mit dir / als solt ich vor dir stehn.
Paul Fleming
Fleming, Paul (1609-1640), Dichter. Er ist einer der originellsten Dichter des Barock innerhalb der deutschen Literatur. Fleming wurde am 5. Oktober 1609 in Hartenstein (Erzgebirge) geboren. Seine große Begabung stieß bereits frühzeitig auf Förderung: Nach einer Ausbildung an der Leipziger Thomasschule konnte er an der dortigen Universität Medizin studieren. 1631 wurde Fleming zum Dichter gekrönt (siehe Dichterkrönung). Einer seiner Lehrer, Adam Olearius, ermöglichte ihm die Teilnahme an einer Reise zur Erschließung eines neuen Handelsweges über Riga, Nowgorod und Moskau in den Nahen Osten (1633-1639). Diese jedoch war nicht erfolgreich. Danach promovierte Fleming 1640 in Leiden zum Doktor der Medizin. Seine Sammlung von Liebesgedichten Rubella seu Suaviorum liber I (1631; Rubella oder das erste Buch der Küsse) steht noch ganz in der Tradition Francesco Petrarcas. Fleming selbst sah sich als Schüler von Martin Opitz, dessen Person und Verskunst er in seiner Leipziger Zeit kennen gelernt hatte. Daneben schrieb er diverse Beerdigungs-, Hochzeits-, Trink- und Gelegenheitsgedichte, aber auch geistliche und patriotische Lieder. Er starb am 2. April 1640 in Hamburg auf der Reise zu seiner Verlobten nach Reval. Erst nach seinem Tod zeigte sich die ganze Fülle seines Werkes: Die Teutschen Poemata (1646) versammeln neben zahlreichen deutschsprachigen Texten auch neulateinische Gedichte bzw. Epigramme.
"Fleming, Paul," Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2000. © 1993-1999 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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Helga
antwortete am 02.02.01 (15:59):
Seht meine lieben Bäume an, Wie sie so herrlich stehn, Auf allen Zweigen angetan Mit Reifen wunderschön!
Von unten an bis oben'naus Auf allen Zweigelein Hängt's weiß und zierlich, zart und kraus, Und kann nicht schöner sein;
Und alle Bäume rund umher, All alle weit und breit, Stehn da, geschmückt mit gleicher Ehr, in gleicher Herrlichkeit.
Matthias Claudius
Als jüngst die Nacht dem sonnenmüden Land Der Dämmerung leise Boten hat gesandt, Da lag ich einsam noch in Waldes Moose. Die dunklen Zweige nickten so vertraut, An meiner Wange flüsterte das Kraut, Unsichtbar duftete die Heiderose.
Ringsum so still, daß ich vernahm im Laub Der Raupe Nagen, und wie grüner Staub Mich leise wirbelnd Blätterflöckchen trafen. Ich lag und dachte, ach, so manchem nach, Ich hörte meines eignen Herzens Schlag, Fast war es mir, als sei ich schon entschlafen.
Annette von Droste-Hülshoff
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Helga
antwortete am 02.02.01 (16:27):
Warten können sich bereit halten für das, was kommen soll was werden wird
Erwartung offen aushalten frei sein
Vor der Einsamkeit nicht fliehen in die Einsamkeit sich nicht flüchten
sich von Zeit zu Zeit suchen und aushalten und der Heilung eine Chance geben
Verwundbar widerstandsfähig faszinierend geheimnisvoll
die Schöpfung und alles was zum Werden bestimmt ist.
Wir erklären uns zu oft gegenseitig vieles wäre einfacher mancher Wunden bedürfe es nicht
das Schweigen unserer Betroffenheit verrät uns.
Ich weiß um ein Geschenk mich fallenlassen zu dürfen und nicht zu stürzen
nur so vermag ich immer wieder aufzustehen.
Margot Bickel
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Eva
antwortete am 02.02.01 (19:58):
"Gedankensplitter" -
Soles occidere et redire possunt; nobis cum semel occidit brevis lux - nox est perpetua una dormienda.
Catullus
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Heidi
antwortete am 02.02.01 (20:31):
:-) ist einer von den "Lateinern" so nett?
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Brita
antwortete am 02.02.01 (21:07):
Freude
Heut' bin ich froh, heut' find' ich's gut Ich habe wieder neuen Mut
Was ist gescheh'n, wo kommt das her? Es war doch gestern noch so schwer
Ich hab' getrunken ein Glas Wein Und dann geschlafen wie ein Stein
Bis ich dann fröhlich aufgewacht Nach einer traumerfüllten Nacht.
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Heidi
antwortete am 02.02.01 (22:09):
Mythos der Cherokee: Zur Zeit der Schöpfung erhielt der Weiße Mann einen Stein und der Indianer ein Stück Silber. Da der Weiße Mann den Stein für nichts achtete, warf er ihn fort. Der Indianer, dem das Silber ähnlich wertlos erschien, warf es ebenfalls fort. Später nahm der Weiße Mann das Silber und benutzte es als eine Quelle materieller Macht. Der Indianer nahm den Stein und verehrte ihn als eine Quelle heiliger Macht. Denn für ihn ist die kosmische Kraft eingeschlossen in einem gewöhnlichen Stein.
Ich halte diesen Türkis-Stein in meinen Händen. Meine Hände halten den Himmel, gestaltet in diesem kleinen Stein. Da steht eine Wolke am äußersten Rand. Und die Welt liegt irgendwo darunter. Ich wende den Stein, und der Himmel weitet sich. Dies ist die heitere Klarheit, die nur in Steinen möglich ist, der Ort eines Gefühls, zu dem man gehört. Ich bin glücklich, wie ich diesen Himmel halte in meinen Händen, in meinen Augen und in mir selbst.
(Simon J.Ortiz, Pueblo, geb.1941) aus "Indianischer Sonnengesang" /Rudolf Kaiser
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E.M.König-Roeder
antwortete am 02.02.01 (23:04):
Liebe Heidi, ich finde Ihre Gedichte und andere Beiträge einfach umwerfend, wo und wie können Sie dies nur alles hier hereinbringen? Das muss doch Stunden dauern. Ich hätte gerne, dass Sie einmal wieder ins diskussionsforum, abtlg, Gesundheit hereinschauen. Sie haben damals so gut über das Thema Sterbehilfe geschrieben, nun ist Schmerztherapie dran, niemand hat mir dazu etwas zu sagen, Sie vielleicht?Vielleicht darf man in diese Rubrik so etwas garnicht schreiben? Gruss, Eva
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Wolfgang
antwortete am 03.02.01 (10:35):
Februar
In dem Gitternest der Zweige, in der rauhen Rinde, unter harten Wächterhüllen, tief in Knospenträumen, schlafen zarte Blütensonnen bis zum jüngsten aller Frühlingstage, wenn alles frisch empor ans Licht hervorbricht: Sehet, sehet, alles wird neu - sehet, sehet, alles wird dann wieder neu!
Der Wind weht wo er will und du hörst sein Brausen wohl. - Zwölf atmosphärische Lieder, ein Jahreszyklus für Kinder. Text und Melodien von Hans Zimmermann https://home.t-online.de/home/03581413454-0001/wind.htm
(Internet-Tipp: https://home.t-online.de/home/03581413454-0001/wind.htm)
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 03.02.01 (13:35):
Für eine Jungfrau.
Der Mäy der kömmt gegangen und hat die schönen Wangen mit Blumen außgemahlt. Das Leid der langen Fröste wird durch die warmen Weste mit Wollust reich bezahlt.
Auch euer Tag der liebe / will gantz nicht sehen trübe / stellt sich erfreuter ein. Und / alles / was wir fragen / das sagt in einem sagen / Ihr sollt gebunden seyn.
Drüm wils auch mir gebühren / daß ich euch helffe ziehren. Nehmt dieses schlechte Band. Ihr Wünsche / die ich schicke / habt mehr / als ich Gelücke / und schlingts ihm ümm die Hand.
Ich bitte seinetwegen von Gott ihm so viel Seegen / als Stern am Himmel stehn; als Zweige sind in Wäldern; als Kräuter auff den Feldern; als Fisch im Meere gehn.
Paul Fleming
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Evelyn
antwortete am 03.02.01 (17:45):
Von einer Jungfrau
sooft ich vor dem spiegel steh seh ich darin gequält ein weib das sich von kopf bis zeh für unansehnlich hält zum beispiel mit frisur und rock beim five o`clock.
fühlt es sich wie ne graue maus wird es darauf bestehn wer ihm begegnet weicht ihm aus weil er ne maus gesehn- ein mann kämmt sich nur glatt- nicht mehr- schon ist er wer.
so viel verlorne lebenszeit aufs spiegelbild gegafft. da wirds allmählich höllisch zeit dass sichs ein image schafft und leistet sich statt eitelkeit mal etwas schneid:
lebt endlich seinen eignen stil und wer da applaudiert bedeutet ihm genau so viel wie einern,dens geniert nur neidisch weil das weib nen draht zur freiheit hat.
Vergebung für den Atemzug ins Profane.Das nächste Mal übersetz ich ,wenns kein andrer tut (Eva) den Catull.Evelyn
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Heidi Lachnitt
antwortete am 03.02.01 (18:35):
noch ein Ausbruch aus unserer schönen (heilen) Gedichtewelt:
niemand, der wacht...
So erbärmlich kann ein Leben enden unter Qual und Schmerzen im Nebel von Medikamenten allein in der Nacht und keiner, der wacht
niemand hat dich begleitet aus diesem Leben niemand spendete dir den letzten Segen die Tochter starb an deiner Pflege ihr Mann ging seine eigenen Wege
du warst allein, allein in der Nacht und keiner hat gewacht
hl
Für Frau ..., die am 3. Februar 2001 um 2.00h nachts tot in ihrem Bett gefunden wurde.
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Heidi
antwortete am 03.02.01 (18:50):
Zurück zu meinem Lieblingsthema :-))
Weil
Weil du die Tage zu Schiffen machst, die ihre Richtung kennen.
Weil dein Körper lachen kann.
Weil dein Schweigen Stufen hat.
Weil ein Jahr die Form deines Gesichts annimmt.
Weil ich durch dich verstehe, daß es Anwesenheit gibt,
liebe ich dich.
Walter Helmut Fritz
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Ilse Wedelstaedt
antwortete am 03.02.01 (18:55):
"Gedankensplitter": Jetzt reicht's mir! Ich ärgere mich, daß ich die Übersetzung nur unvollständig hin bekomme und werde mir nächste Woche ein Latein-Lexikon kaufen, wie ich es schon lange vor hatte. Danke für den Schubs, Eva!
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Brita Kessler
antwortete am 03.02.01 (19:06):
Ich muss ganz herzlich lachen, wenn ich diese Zeilen lese.
Der Heimweg
Ein Mensch, aus purer Höflichkeit, Begleitet einen andern weit. Nur manchmal, mitten unterm Plaudern Bleibt er kurz stehn und scheint zu zaudern. Dann waten die zwei Heimbegleiter In ihrem Tiefsinn wieder weiter. Nur manchmal zögert jetzt der andre, Als wüßt er nicht, wohin man wandre. Dann aber folgt er, mild entschlossen, Dem wegbewußteren Genossen. Nun stehn sie draußen vor der Stadt, Wo keiner was verloren hat. Moral: (Zur Zeit- und Stiefelschonung) Man frage vorher nach der Wohnung!
Eugen Roth
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 03.02.01 (19:26):
nach langem suchen im internet gefunden: (((((((((-:
man nehme gedichtzeile 4 - 6 ueberschrift im deutschen gedicht dann weglassen
Leben, Lieben, Küssen!
Laß uns, Lesbia, leben, laß uns lieben
und für alles Gezeter strenger Greise
laß uns nicht einen einz´gen Heller geben!
Sonnen sinken und können wiederkehren:
doch wenn unseres Lebens kurzes Licht losch,
deckt die ewige, eine Nacht uns Schläfer.
Gib mir tausend und aber hundert Küsse,
dann noch tausend und nochmals hundert Küsse,
noch ein Tausend und wieder hundert Küsse!
Wenn vieltausend von Küssen dann beisammen,
flugs vergessen, getilgt die Summe, daß ja
keiner scheel sie besähe und uns schade,
wenn er sämtlicher Küsse Zahl gefunden!
Otto Weinreich (1960)
1 Vivamus, mea Lesbia, atque amemus
2 rumoresque senum severiorum
3 omnes unius aestimemus assis!
4 Soles occidere et redire possunt:
5 Nobis cum semel occidit brevis lux,
6 nox est perpetua una dormienda.
7 Da mi basia mille, deinde centum,
8 dein mille altera, dein secunda centum,
9 deinde usque altera mille, deinde centum.
10 Dein, cum milia multa fecerimus,
11 conturbabimus illa, ne sciamus
12 aut ne quis malus invidere possit,
13 cum tantum sciat esse basiorum.
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Beate
antwortete am 03.02.01 (19:54):
Ich hoffe Herbertkarl hat das nicht selbst übersetzt und ich blamiere mich jetzt mit meinem Übersetzungs-Vesuch von "Gedankensplitter"! (Habe jetzt 4mal versucht es mit Word optisch schöner zu gestallten und bin abgestürzt. Jetzt bleibt es so unordentlich!)
Soles Sonne occidere niederfallen et und redire possunt; hinlagern, hinstrecken, wir nobis gib, geben cum mit semel einmal occidit fallen brevis klein, kleines lux - Licht nox Nacht est ist perpetua auf Ewig, beständig una zusammen, zugleich oder eine dormienda schlafen
(reditus solis Kreislauf der Gestirne)
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Gerlinde
antwortete am 03.02.01 (21:53):
Weit über den Ozean Dorthin, wo die Meeressaat wächst Schaue ich Du bist so nah Aber um dich zu sehen, geht das Auge Zum Horizont Tiefer Um dich zu erreichen, bedarf es einer gewaltigen Geste Geformt vom Wechsel der Jahre Die einfache Musik Ist leiser, doch weniger matt Als die Stille Dort, wo du bist.
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Sieghard
antwortete am 03.02.01 (22:06):
sah den Catull-Spruch erst jetzt, hier mein Vorschlag:
soles occidere et redire possunt; nobis cum semel occidit brevis lux - nox est perpetua una dormienda
Sonnen können untergehen und zurückkommen während uns [nur] einmal kurzes Licht untergeht die Nacht ist ewig eine schlafend
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soles Sonnen occidere untergehen et und redire zurückkommen possunt sie können nobis uns cum während (cum adversativum) semel einmal occidit untergehen brevis kurz lux Licht nox Nacht est ist perpetua ewig una eine dormienda schlafend .
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Heidi
antwortete am 03.02.01 (23:44):
Welcher Lebendige, Sinnbegabte, Liebt nicht vor allen Wundererscheinungen Des verbreiteten Raums um ihn Das allerfreuliche Licht - Mit seinen Strahlen und Wogen Seinen Farben, Seiner milden Allgegenwart Im Tage. Wie des Lebens Innerste Seele Atmet es die Riesenwelt Der rastlosen Gestirne Die in seinem blauen Meere schwimmen, Atmet es der funkelnde Stein, Die ruhige Pflanze Und der Tiere Vielgestaltete, Immerbewegte Kraft -
Novalis (1772-1801)
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Eva
antwortete am 04.02.01 (10:03):
Ich warf einen Stein in den Teich - und welche Wellen er schlug ... hier meine Übersetzung (aber ich bin ebenfalls eine miserable Lateinerin) für alle, besonders für Herbert, Sieghard und Heidi, die ich rückhaltlos bewundere :
Sonnen gehen unter und erstehen aufs Neue, aber wenn unser kurzes Licht verlöscht, ist die Nacht ein ewiger Schlaf. -
Ich bitte die Verspätung zu entschuldigen, aber ich war kurz abwesend. -
Ich habe neulich wieder den alten Homer hervorgeholt und bin begeistert wie eh und je. Seine Sentenzen sind für das Forum zu lang, aber hier einen herrlichen Heine :
Poseidon
Die Sonnenlichter spielten / über das weithinrollende Meer; Fern auf der Reede glänzte das Schiff, Das mich zur Heimat tragen sollte; Aber es fehlte an gutem Fahrtwind, Und ich saß noch ruhig auf weißer Düne / am einsamen Strand. / Und ich las das Lied vom Odysseus, Das alte, ewig junge Lied, / Aus dessen meerdurchrauschten Blättern / Mir freudig entgegenstieg / Der Atem der Götter, / Und der leuchtende Menschenfrühling , Und der blühende Himmel von Hellas.
Mein edles Herz begleitete treulich / den Sohn des Laertes, In Irrfahrt und Drangsal, / Setzt sich mit ihm, seelenbekümmert, / an gastliche Herde, / Wo Königinnen Purpur spinnen, / Und half ihm lügen und glücklich entrinnen / Aus Riesenhöhlen und Nymphenarmen, Folgte ihm nach in kimmerische Nacht, / Und in Sturm und Schiffbruch, / Und duldete mit ihm unsägliches Elend.
Seufzend sprach es :Du böser Poseidon, / Dein Zorn ist furchtbar, / Und mir selber bangt / Ob der eigenen Heimkehr. "
Kaum sprach ich die Worte, / Da schäumte das Meer, Und aus den weissen Wellen stieg / Das schilfbekränzte Haupt des Meergotts, und höhnisch rief er :
"Fürchte dich nicht,Poetlein ! / Ich will nicht im geringsten gefährden / Dein armes Schiffchen, Und nicht dein liebes Leben beängstigen / Mit allzu bedenklichem Schaukeln. / Denn du, Poetlein, hast nie mich erzürnt, / Du hast mir kein einziges Türmchen verletzt / An Priamos heiliger Feste, / Kein einziges Härchen hast du versengt / Am Aug´ meines Sohnes Polyphemos, / Und dich hat niemals rasend beschützt Die Göttin der Klugheit, Pallas Athene."
Also rief Poseidon / Und tauchte zurück ins Meer; Und über den groben Seemannswitz / Lachten unter dem Wasser / Amphitrite, das plumpe Fischweib, Und die dummen Töchter des Nereus.
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 04.02.01 (12:01):
novalis, auch gut (((:
Hymnen an die Nacht
[6.]
Hinunter in der Erde Schoos Weg aus des Lichtes Reichen Der Schmerzen Wuth und wilder Stoß Ist froher Abfahrt Zeichen. Wir kommen in dem engen Kahn Geschwind am Himmelsufer an.
Gelobt sey uns die ewge Nacht, Gelobt der ewge Schlummer, Wohl hat der Tag uns warm gemacht Und welk der lange Kummer. Die Lust der Fremde gieng uns aus Zum Vater wollen wir nach Haus.
Was sollen wir auf dieser Welt Mit unsrer Lieb' u[nd] Treue – Das Alte wird hintangestellt, Was kümmert uns das Neue. O! einsam steht und tiefbetrübt Wer heiß und fromm die Vorzeit liebt.
Die Vorzeit wo die Sinne licht In hohen Flammen brannten, Des Vaters Hand und Angesicht Die Menschen noch erkannten, Und hohen Sinns, einfältiglich Noch mancher seinem Urbild glich.
Die Vorzeit wo an Blüthen reich Uralte Stämme prangten, Und Kinder für das Himmelreich Nach Tod u[nd] Qual verlangten Und wenn auch Lust u[nd] Leben sprach Doch manches Herz für Liebe brach.
Die Vorzeit, wo in Jugendglut Gott selbst sich kundgegeben Und frühem Tod in Liebesmuth Geweiht sein süßes Leben Und Angst und Schmerz nicht von sich trieb Damit er uns nur theuer blieb.
Mit banger Sehnsucht sehn wir sie In dunkle Nacht gehüllet Und hier auf dieser Welt wird nie Der heiße Durst gestillet. Wir müssen nach der Heymath gehn Um diese heilge Zeit zu sehn.
Was hält noch unsre Rückkehr auf – Die Liebsten ruhn schon lange Ihr Grab schließt unsern Lebenslauf Nun wird uns weh und bange. Zu suchen haben wir nichts mehr – Das Herz ist satt, die Welt ist leer.
Unendlich und geheimnisvoll Durchströmt uns süßer Schauer Mir däucht aus tiefen Fernen scholl Ein Echo unsrer Trauer Die Lieben sehnen sich wol auch Und sandten uns der Sehnsucht Hauch.
Hinunter zu der süßen Braut, Zu Jesus dem Geliebten, Getrost die Abenddämmrung graut Den Liebenden Betrübten. Ein Traum bricht unsre Banden los Und senkt uns in des Vaters Schoos.
Novalis
Novalis, eigentlich Georg Philipp Friedrich Freiherr von Hardenberg, *Oberwiederstedt (heute zu Wiederstedt, Kreis Mansfelder Land) 2.5. 1772, Weißenfels 25.3. 1801; bedeutendster Lyriker und Prosadichter der deutschen Frühromantik; 1790-94 Studium in Jena, Leipzig und Wittenberg; befreundet mit F.Schiller, den Brüdern Schlegel und L.Tieck. Er wurde entscheidend durch den deutschen Idealismus beeinflusst. 1795 verlobte er sich mit der 13-jährigen Sophie von Kühn, deren früher Tod (1797) seine mystischen Neigungen verstärkte und deren Verlust fortan eine zentrale Rolle in seinem Schaffen spielte. 1797 besuchte er die Bergakademie in Freiberg; 1798 verlobte er sich mit Julie von Charpentier (*1776, †1811); Begegnungen mit Goethe, Jean Paul und Herder.1799 wurde er zum Salinenassessor, wenig später zum Amtshauptmann ernannt.
Der »magische Idealismus« des Novalis, das Streben nach Wiedergewinnung der Ureinheit des Seins, nach der Einheit von Natur, Seele, Poesie, Religion, spricht sich in dem Romanfragment »Die Lehrlinge zu Sais« (1802) sowie in Aphorismen und Notizen aus, die er u.a. in Tagebüchern niederschrieb und von denen zu seinen Lebzeiten nur eine Auslese als »Blütenstaub« in F.Schlegels »Athenäum« (1798) erschien, sowie dichterisch in dem Romanfragment »Heinrich von Ofterdingen« (1802), in dem das Symbol der blauen Blume eine bedeutende Rolle spielt.
Der Zyklus »Hymnen an die Nacht« (1800) besteht aus sechs sich steigernden Gedichten, in denen der Eros ins Mystisch-Religiöse erhöht, die Nacht als Reich der Poesie verherrlicht und subjektive Todesüberwindung mit der Auferstehung Christi in Parallele gesetzt wird. Innig und schlicht sind seine »Geistlichen Lieder«. In dem Aufsatz »Die Christenheit oder Europa« (geschrieben 1799, herausgegeben 1826) erhoffte er vom Universalismus der mittelalterlichen Kirche die Wiedergeburt eines geeinten christlichen Europa.
(c) Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, 1999
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Wolfgang
antwortete am 04.02.01 (14:11):
Da versink' ich ja in Ehrfurcht - Catull, Novalis... :-) Vielleicht mal etwas "Gebrauchslyrik" (wer eine Übersetzung braucht, wende sich vertrauensvoll an mich):
Februar (von Irmes Eberth)
Mir is de Monad Februar de hoffnungsvollst' vom ganze Jahr. Von Doch zu Doch, wenn aa ni schnell, werd's um e Stückche mehr noch hell.
Guck ich emol zum Fenster naus, merk' ich, es siehd nach Frühling aus; denn üwwer Baum und üwwer Strauch liechd zärdlich-rosa-grau'n Hauch.
's gehd nauszus, soche jetz die Alde. Wie gern will ich mich do dro halde!
aus: Günter Goepfert (Hrsg.), Bayerische Glückwünsche in Vers, Reim, Prosa und Liedern, München 1994
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Heidi
antwortete am 04.02.01 (21:14):
Drei Gedichte von Paul Boldt (1885 - 1921) - gefunden unter untenstehender Adresse
Vorfrühlingshimmel
Blätter wollen im Winde fliegen, Winde die Chaussee begleiten, Wolken sich auf Winden wiegen, Taumelnde Beschwerlichkeiten. -
Und ich komme, seltsam kühn, Und als ob ich nicht Ich wäre, Aus den Winden, Avenuen, Mehr in das Imaginäre.
********* Lyrik
Wie Wellen fallen, wollen wir es halten, Die ewig springen mit Elan ans Land. Zwecklos. So sollen immer überrannt Die dumpfen Dinge sich nach uns gestalten.
Hasse die Unkunst aller Atemalten! Gebäre Verse - Schreie, nervgespannt! Laß Worte anglühn in der Reime Brand Und dunkeln von Gefühl, wenn sie erkalten.
Schreib kräftig, grade; gib dem Worte viel, Dem Vers die Worte wie der Brücke Joche. Die runde Zahl der Tage ist die Woche!
Arbeite und forciere deinen Stil! Bete zu Nietzsche! Spanne dich mit Verven Des Croisset-Christus, Jesus unsrer Nerven.
Erstveröffentlichung: Die Aktion Bd. 3, Jg. 1913, Nr. 36 (6. Sept.) Erläuterungen: Croisset. Gustave Flaubert (1821 - 1880) hat lange Jahre seines Lebens in Croisset (bei Rouen) gelebt und ist dort gestorben. Er strebte in seiner Ästhetik und seinem literarischen Werk nach dem Ideal einer reinen Kunst.
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Wir Dichter
Wie Einsamkeit das Ich im Auge dämmt. Du ist nicht feil, und Du beginnt zu fehlen. Geh durch die Menge, um Lächeln zu stehlen, Verbrauche deine Küsse ungehemmt -:
Ein Schrei wärmt dir den Leib! Zu sehr allein. Es gibt nur dies, unser Blut-Hoch und Ja, Unsere Kunst, das Labsal anima! Das Herz bewegt sich in das Wort herein.
Von den Stummheiten sollen wir aufbrechen! Nicht nur anjahren in der Existenz. Von Antlitzfrauen aufreizend umschwiegen
Werden wir jetzt, einmal und wenigstens, Die Herzensröte an den Lippen kriegen. Unseren Dialekt des Menschen sprechen.
Erstveröffentlichung: Die Aktion Bd. 4, Jg. 1914, Nr. 50/52 (24. Dez.) ****** Über Paul Boldt (1885 - 1921), einen fast in Vergessenheit geratenen Dichter des deutschen Expressionismus, ist heute nur noch wenig in Erfahrung zu bringen - nicht einmal ein Foto existiert von ihm. Der Sohn eines westpreußischen Gutsbesitzers studierte in München, Marburg und Berlin Philologie. Von der Grossstadt Berlin fasziniert und geblendet, brach er das Studium ab und veröffentlichte mit zunächst rasch wachsendem Erfolg ab 1912 Gedichte in der literarisch-politischen Zeitschrift „Die Aktion" (Hg. Fritz Pfemfert). Fortan führte er ein unstetes, von Dirnen und Drogen geprägtes Leben (vgl. Rühmkorf). Ohne an der Front gewesen zu sein, wurde der Kanonier Boldt ca. 1916 wegen „Verwirrungszustand" aus der preußischen Armee entlassen. 1918 veröffentlichte Boldt sein letztes Gedicht und begann ein Medizinstudium.
Paul Boldt starb 1921 im Alter von 35 Jahren nach einer erfolgreichen Leistenbruchoperation in Freiburg im Breisgau an einer Embolie
(Internet-Tipp: https://www.marc-pendzich.de)
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Heidi
antwortete am 04.02.01 (21:18):
und damit mein Lieblingsthema nicht zu kurz kommt, noch ein Gedicht - für mlB - :-))
Morgenglück (von Eugen Roth)
Aneinander erwachen Aus ahnendem Traum, Die Augen aufmachen In klingendem Raum.
Die Hände fühlen Und schlafeswarm Hinüberspülen In deinen Arm.
So süß gebettet, So Blut an Blut, So sanft gerettet Aus Nacht und Flut.
Im Grenzenlosen So still zu zweit... Der Tag weht Rosen So leicht, so weit...
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Siegmar
antwortete am 05.02.01 (01:38):
nach drei tagen messe melde ich mich zurück. ich habe wieder etwas gelernt, von einem dichter dem ich vor kurzem erst bewußt wurde; Erste Geige: Ich, in Schönheit dieser Welt verliebt, beschenke sie mit meiner eignen Schöne, Die Welt ist ohne Abgrund. Strömend gibt mein Herz sich aus. Ich bin nur Lied : ich töne. zweite Geige: Mir, neben lichterm Wesen, ist verwehrt, ein Ich zu haben. Nicht die Welt - doch fester und wirklicher die Erd hat mich belehrt. Dort dunkelt es. Laß dich begleiten. Bratsche: Mein grauer Scheitel macht es mir zur Pflicht, den Abgrund euch zu nennen. Wen ihr beide verschwistert hingeht, kindliche, besticht selbst noch im Streit um nichts. Ich aber leide. Cello: Ich weiß zutiefst, daß alles Schicksal ist, das schön Getane und das Unerlöste. Genießt und büßt ! Ich warne nicht. Ich weine mit. Ich tröste.
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Siegmar
antwortete am 05.02.01 (01:52):
sorry, ich hatte kein platz mehr für den autor. Josef Weinhuber ( 1892 - 1945 ) ein Österreicher, der vergessen wurde!
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Sieghard
antwortete am 05.02.01 (08:07):
Blumengärtner bin ich trotz Steinen und Dornen auf dem Weg des Lebens mit Sternaugen für den Blick auf Ewiges mit Feueratem für die alten Heilsworte in meine Tagängste . . .
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Wochenbeginn, allen einen guten! .
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Sieghard
antwortete am 05.02.01 (13:53):
Hyperions Schicksalslied
Ihr wandelt droben im Licht Auf weichem Boden, selige Genien! Glänzende Götterlüfte Rühren euch leicht, Wie die Finger der Künstlerin Heilige Saiten.
Schicksallos, wie der schlafende Säugling, atmen die Himmlischen; Keusch bewahrt In bescheidener Knospe, Blühet ewig Ihnen der Geist, Und die seligen Augen Blicken in stiller Ewiger Klarheit.
Doch uns ist gegeben, Auf keiner Stätte zu ruhn, Es schwinden, es fallen Die leidenden Menschen Blindlings von einer Stunde zur andern, Wie Wasser von Klippe Zu Klippe geworfen, Jahrlang ins Ungewisse hinab...
[Friedrich Hölderlin 1770 - 1843]
1796, auf Empfehlung seines Freundes Baron Isaac von Sinclair wird der junge Dichter Fried- rich Hölderlin Hauslehrer in der Bankiersfamilie Gontard in Frankfurt. Bald verlieben er und die Hausherrin Susette sich ineinander. Der eifer- süchtige Sinclair, der Hölderlin seit der Jenaer Studienzeit liebt, erfährt von dem Verhältnis und erzählt Gontard davon. Hölderlin wird entlassen. Deutsche Literaten-Biografie von Nina Grosse 1998.
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 05.02.01 (14:08):
Abschied von der Zeit
Konnt' ich doch sonst mich auferbauen, Den lustigen Lauf der Welt beschauen, Nun hör ich die politischen Schellen Mir ewig vor den Ohren gellen, Das Kleinste seh ich zuhöchst sich schwingen, Als wolle der Staat die Welt verschlingen!
Wie fühl ich frei mich und beglückt, Daß man noch Blumen auf Wiesen pflückt, (In Gärten will sich's nicht mehr schicken, Auch nur ein Blättchen zu zerknicken), Daß jedem, welcher geht spazieren, Man nicht den Paß erst läßt visieren, Und nicht ihm, daß man ihn erkennt, Die Hausnummer auf die Nase brennt.
Zwar dachte man an all das nie Zur Zeit der alten Despotie, Doch sind wir, sonstige Sklavenhorden, Auf einmal liberal geworden Und wissen in unserm Volksverein Vor Freiheit weder wo aus noch ein!
O würde, was da lebt und handelt In eine Papierfabrik verwandelt, Und der Vogel, der in den Lüften segelt, Nach Theorieen des Staats geregelt!
Doch, was die Zeit uns auch verspricht, Natur! versiege du nur nicht! Du Mächtige, Mannigfaltige, Reiche, Versinke nicht ins flache Gleiche! Doch du hast niemals mitbeschworen Den Aberwitz beschränkter Toren, Du strebtest nie, daß eins wie's andre, Und gönnst, daß jeder in Frieden wandre; Den Weisen hüllst du in dein Licht Und gibst dem Schaf ein Schafsgesicht; Der Mittelmäßigkeit Gewühle Reibst du zu Staub in deiner Mühle Und rufst, zu schalten weit und breit, Das Große hervor von Zeit zu Zeit.
Erzieht nur, bildet unverdrossen, Es spielt Natur euch allen den Possen! Doch wird ein Esel euch geboren, So kultiviert ihm ja die Ohren! -
Germania, Weib voll edler Zier, Dein letzter Dichter steht vor dir; Er spricht: »O laß dich nicht verführen, Dich nicht in politische Ketten schnüren! O laß dich länger nicht betreffen, Ausländischem Dünkel nachzuäffen, Um anzustaunen, um einzuholen, Was abgeschliffen du an den Sohlen!
Du wußtest das Große sonst zu nähren Und ließest einzelnes gern gewähren; Es war dir Kraft und Fülle verliehen Und wußtest nichts von Theorieen Und zogst auf mannigfaltiger Spur, Ein Bild der ewigen Natur! Nun schlagen sie dich über einen Leisten, Daß du seist, wie da sind die meisten.
Gescheh's denn, was du willig erkoren! Und lebe wohl! du bist verloren; Auf ewig schwörst du nun Vernichtung Der alten Liebe, der alten Dichtung; Und ach! dein Sänger kann allein Auf Trümmern ein Jeremia sein.«
August von Platen
Platen, August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde), Dichter, *Ansbach 24.10. 1796, Syrakus 5.12. 1835; anfangs Offizier, studierte 181826 Jura, Philosophie und Naturwissenschaften; ab 1826 in Italien; bedeutender Lyriker, der das ästhetische Moment und die virtuose Handhabung anspruchsvoller lyrischer Formen (Sonett, Ode, Ghasel) in den Vordergrund stellt; daneben verfasste er politische Gedichte, die seine freiheitliche Gesinnung dokumentieren (»Polenlieder«, 1831/32 entstanden, herausgegeben 1844). Breitere Wirkung hatte er nur mit den von seinem Italienerlebnis geprägten Gedichten (»Das Grab im Busento«, Ballade, 1820; »Sonette aus Venedig«, 1825).
(c) Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, 1999
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Gerlinde
antwortete am 05.02.01 (14:16):
Noch ein "Vergessener"
Ich bin ein Kind der Stadt
Ich bin ein Kind der Stadt. Die Leute meinen, und spotten leichthin über unsereinen, daß solch ein Stadtkind keine Heimat hat. In meine Spiele rauschten freilich keine Wälder. Da schütterten die Pflastersteine. Und bist mir doch ein Lied, du liebe Stadt!
Und immer noch, sooft ich dich für lange verlassen habe, ward mir seltsam bange, als könnt`es ein besondrer Abschied sein; und jedesmal, heimkehrend von der Reise, im Zug mich nähernd, überläuft`s mich leise, seh`ich im Dämmer deine Lichterreihn.
Und oft im Frühling, wenn ich einsam gehe, lockt es mich heimlich raunend in die Nähe der Vorstadt, wo noch meine Schule steht. Da kann es sein, daß eine Straßenkrümmung, die noch wie damals ist, geweihte Stimmung in mir erblühen macht wie ein Gebet.
Da ist der Laden, wo ich Heft und Feder, den ersten Zirkel und das erste Leder und all die neuen Bücher eingekauft, die Kirche da, wo ich zum ersten Male zur Beichte ging, zum heiligen Abendmahle, und dort der Park, in dem ich viel gerauft.
Dann lenk`ich aus den trauten Dunkelheiten der alten Vorstadt wieder in die breiten Gassen, wo all die lauten Lichter glühn, und bin in dem Gedröhne und Geschrille nur eine kleine, ausgesparte Stille, in welcher alle deine Gärten blühn.
Und bin der flutend-namenlosen Menge, die deine Straßen anfüllt mit Gedränge, ein Pünktchen nur, um welches du nicht weißt; und hab`in deinem heimatlichen Kreise, gleich einem fremden Gaste auf der Reise, kein Stückchen Erde, das mein Eigen heißt.
Anton Wildgans
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Evelyn
antwortete am 05.02.01 (17:55):
Gerlinde,war das Gedicht vom 3.2. nicht von Dir?Warum sagst Du,Du könntest nicht dichten?Tu es weiter.Evelyn
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Eva
antwortete am 05.02.01 (20:16):
Siegmar - "Weinheber, ein Autor, der vergessen wurde ..." dies ist ein Satz, der trifft. Weinheber ist nicht vergessen, es ist nur zur Zeit nicht opportun, von ihm zu sprechen. Er hat sich 1938 nicht gegen den Anschluss von Österreich an Deutschland gewehrt und hatte Sympathien für den Nationalsozialismus, ohne sich in irgendeiner Art engagiert zu haben. 1945 verübte er bei Einmarsch der Russen Selbstmord. Ein mir Bekannter schreibt z.Zt eine Dissertation über sein Werk - ein politischer Eiertanz !!! - Seine volkstümlichen, im Wiener Dialekt geschriebenen heiteren Gedichte sind noch immer Allgemeingut, aber die ernste Lyrik wartet auf neue Entdeckung. Hier eine Probe :
Ich werde dichten, wenn ich nicht mehr dichte, ich werde hier sein, wenn ich nicht mehr bin. Das Um und Auf, der Ablauf der "Geschichte" vollzieht sich ohne mich, das geht so hin,
ob ich auch nicht dabei bin. Hier zerlebe ich bloß die Welt in meiner Zeit. Ich kann die Laute schlagen. Singen. Ich enthebe, was eifernd da ist, seinem blöden Plan .
Ich war voüber, eh ich dies verhaßte Geborenwordensein genossen hab, im Durchgang freilich weder taub noch blind -
Ich werde nicht mehr sein. Das Angemaßte geht rasch hinab. Doch Grab ist lang´ nicht Grab. Ich werde wieder sein, wenn Menschen sind.
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Brita
antwortete am 05.02.01 (20:44):
Eigentlich sage ich es zu mir:
Schließe Frieden mit deinen Feinden, heute noch - und warte nicht bis morgen.
Schließe Frieden mit dir selbst, bevor du einschläfst.
Schließe Frieden mit Gott, bevor du drüben aufwachst.
Schließe Frieden noch heute - und warte nicht, bis es zu spät ist.
(Theologe Petrus Ceelen)
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Brita
antwortete am 05.02.01 (20:57):
Und noch ein paar Zeilen (Nachholbedarf)
Selbstsicher treten wir auf. Gut gekleidet, verkleidet.
Das Leben ist ein Theater. Es gefällt uns, wenn keiner aus der Rolle fällt.
Und wenn wir es dann über die Bühne gebracht haben, treten wir ab, nackt.
(Petrus Celeen)
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Heidi
antwortete am 05.02.01 (21:01):
:-)
Liebesreime von Ricarda Huch
Mit meinem Liebchen Hand in Hand Durchwandr' ich Tal und Berg und Land. Voll Ruhe, nicht zu sagen. O wäre in der ganzen Welt Nur für ein Stündlein eingestellt Das Morden und das Jagen, Daß wir nicht müßten ganz allein So friedenvoll und wunschlos sein.
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Heidi
antwortete am 05.02.01 (21:07):
auch von R.Huch
Begegnung II
Unsre Herzen waren wie Geschwister, Die zusammen lachten und sich härmten, Wie verlaßne Kinder bang sich wärmten An des Herdes heimlichem Geknister.
Vor des Lebens Macht und Grausamkeiten Band sie gleicher Trotz und gleiches Weinen, Nicht Geschick noch eignes Widerstreiten Trennte je ihr magisches Sicheinen. Steigt verschlungner Chor der Herzen alle Wogenhoch auch über Süd und Norden - Unverhofft begegnen sich im Schwalle Deins und meins in zärtlichen Akkorden.
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Heidi
antwortete am 05.02.01 (21:13):
und zum Schluss:
MIT DIR, GOLDLÄCHELNDEM
In meinem Herzen wächst ein Rosenzweig Sein Duft berauscht so weich den Sinn. Vernimm das Bächlein rauschendes In meiner Grube tief im Kinn. Und immer kommt die Nacht - Nach ihr der Tag im kühlen Wolkenlinn'. Springt eine Welle an den Strand Ergreif ich sie ganz schnell mit meiner Hand. Zu spiegeln mich - daß ich noch bin Und du in meiner dunklen Pupill. Dann schweben wir unmerklich still Ins blaue Land empor beseligend traumhin - (Else Lasker-Schüler)
alles aus untenstehender Adresse kopiert :-))
Für heute - gute Nacht!
(Internet-Tipp: https://members.aol.com/irenastasch)
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Sieghard
antwortete am 06.02.01 (09:04):
An einem Wintermorgen, vor Sonnenaufgang
.... Ich höre bald der Hirtenflöten Klänge, Wie um die Krippe jener Wundernacht, Bald weinbekränzter Jugend Lustgesänge; Wer hat das friedenselige Gedränge In meine traurigen Wände hergebracht?
Und welch Gefühl entzückter Stärke, Indem mein Sinn sich frisch zur Ferne lenkt! Vom ersten Mark des heutgen Tags getränkt, Fühl ich mir Mut zu jedem frommen Werke. Die Seele fliegt, so weit der Himmel reicht, Der Genius jauchzt in mir! Doch sage, Warum wird jetzt der Blick von Wehmut feucht? Ists ein verloren Glück, was mich erweicht? Ist es ein werdendes, was ich im Herzen trage? - Hinweg, mein Geist! hier gilt kein Stillestehn: Es ist ein Augenblick, und Alles wird verwehn!
Dort, sieh, am Horizont lüpft sich der Vorhang schon! Es träumt der Tag, nun sei die Nacht entflohn; Die Purpurlippe, die geschlossen lag, Haucht, halbgeöffnet, süße Atemzüge: Auf einmal blitzt das Aug, und, wie ein Gott, der Tag Beginnt im Sprung die königlichen Flüge!
[Eduard Mörike 1804 - 1875] .
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 06.02.01 (10:57):
Das weiße Fräulein.
Es schlummert das Gregoriental in tiefem Blumenschnee; wie Silberkrönlein blitzen zumal Maiblumen, Veiel und Klee.
Der Mond scheint bergesüber herein - nun tropfen die Wälder von Licht; es fließt wie ein fremder Heil'genschein über den Landen dicht...
Ein Burggemäuer hängt an der Firn, dort senkt der Pfad sich sacht; und wie in heimatlosem Irr'n tastet wer in die Nacht -
Zu Tale schwebt die feine Gestalt mit ungehörtem Schritt, und durch den mondesbeleuchteten Wald wandelt ein Singen mit...
Es steht wie ein lachendes Warten auf Glück um die Lippen der süßen Frau; sie sucht in die Ferne, sie schaut nicht zurück, sie tritt auf die Maienau.
Da rauscht ein Brünnlein mit zartem Getön, sie setzt sich auf seinen Rand. Die Tropfen gleiten ihr perlenschön über die zitternde Hand -
Es löst das seltsame, hohe Weib all ihrer Gewänder Pracht, und neigt sich, und badet den blendenden Leib im Brunnen verstohlen sacht...
Dann tut sie ihr jaspishelles Kleid und Spangen und Kettlein an, als rüste sie sich zu bräutlicher Zeit und fühlte die Wonne nah'n...
Wie glasgesponnene Fäden fließt ihr Ringelhaar, das sie strählt; und von der sternhellen Aue liest sie Maiblumen ungezählt...
Sie heftet die duftenden an ihr Kleid, und flicht sich ein Krönlein und lacht - spähend und harrend schaut sie weit in die Mondesmitternacht.
Und leuchtend das Land, und silbern der Wald, Maiblumengleich die Au', und weiß umrinnt das Licht die Gestalt der weißen harrenden Frau.
Sie singt nicht mehr - sie starrt weithin, als ob sie durch Himmel und Land ein Liebstes suchte mit fieberndem Sinn, das sie doch nimmer fand...
Dann wendet sie sich - die Luft wird fahl, die Sterne schwinden im Grau; es fallen des Morgens Tränen zu Tal, in die silbernen Knospen der Au'.
Und sie sucht den blassen Pfad im Wald, muß heim zu Burg und Bann; die arme, rührende Lichtgestalt hebt leise zu schluchzen an.
Das funkelnde Kleid verfärbt sich in Grau - es löst sich der Maienkranz; und blumenlos entwandelt die Frau - zu Tränen ward der Glanz.
So sucht alle Nacht die Sehnsucht den Steg zum fernen, leuchtenden Glück - mit Singen und Lachen hebt an ihr Weg, und schluchzend kehrt sie zurück.
Alberta von Puttkamer
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Brita
antwortete am 06.02.01 (12:31):
Migräne
Ich wache auf und merke gleich da ist ein Schmerz im Kopfbereich.
Schnell steh' ich auf und koch' Kaffee - bald tut es sicher nicht mehr weg!
Vielleicht lässt dieser Tag sich retten, durch ein bis zwei Tabletten?
Es wird entschieden gegen mich, der Schmerz bleibt heute fürchterlich.
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Heidi
antwortete am 06.02.01 (18:33):
Bei Kopfweh:statt Café lieber drei Gläser Wasser und der Kopf ist frei! Ein bißchen Sauerstoff dazu und du hast vor Kopfweh Ruh'!
:-) Guter Rat von "Schwester Heidi"
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Heidi
antwortete am 06.02.01 (18:52):
:-)) E.Lasker-Schüler
VIVA!
Mein Wünschen sprudelt in der Sehnsucht meines Blutes Wie wilder Wein, der zwischen Feuerblättern glüht. Ich wollte, Du und ich, wir wären eine Kraft, Wir wären eines Blutes Und ein Erfüllen, eine Leidenschaft, Ein heisses Weltenliebeslied!
Ich wollte, Du und ich, wir würden uns verzweigen, Wenn sonnentoll der Sommertag nach Regen schreit Und Wetterwolken bersten in der Luft! Und alles Leben wäre unser Eigen; Den Tod selbst rissen wir aus seiner Gruft Und jubelten durch seine Schweigsamkeit!
Ich wollte, dass aus unserer Kluft sich Massen Wie Felsen aufeinandertürmen und vermünden In einen Gipfel, unerreichbar weit! Dass wir das Herz des Himmels ganz erfassen Und uns in jedem Hauche finden Und überstrahlen alle Ewigkeit!
Ein Feiertag, an dem wir ineinanderrauschen, Wir beide ineinanderstürzen werden, Wie Quellen, die aus steiler Felshöh' sich ergiessen In Wellen, die dem eignen Singen lauschen Und plötzlich niederbrausen und zusammenfliessen In unzertrennbar, wilden Wasserheerden!
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Gerlinde
antwortete am 06.02.01 (22:05):
Liebe Evelyn, lieber Koloman!
Das Gedicht ist nicht von mir. Es ist von Edward Bond zum Theaterstück "Die See" geschrieben. Ein Liebesgedicht und eines meiner liebsten Theaterstücke. Ich grüße Euch herzlichst, Gerlinde
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Gerlinde
antwortete am 06.02.01 (22:12):
Ankunft
Lass mich ausruhen bei dir, sitzen am Ufer deiner Seele.
Von ferne streicht ein milder Rosenduft um mein Gesicht und bringt die Botschaft, auf die ich schon lange gewartet habe.
Ein Hauch von Ewigkeit atmet in meinem Herzen und lässt mich still werden bei dir.
Ich schaue auf, und am goldenen Faden kehrt die Kraft zurück, dir im Alltag von den Rosen zu erzählen, die im Himmel wachsen.
aus:"Kennst du die Sprache der Rosen" von Johanna Schreiner
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Sylvia
antwortete am 06.02.01 (23:11):
Es ist nicht das Rot der Rosen oder der Nelken das mich rührt
Es ist das Rot des Mohns der mitten im Gold der reifen Ähren glühendes Leben sprüht
Es ist sein Zittern vor der Hand die ihn pflückt vor dem Windhauch der ihn streift und mitten im Blühn entblättert
svr
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Sylvia
antwortete am 07.02.01 (00:03):
Kornblumen Esparsetten Margritten Mohn und Zittergras
Als ich den letzten Feldblumenstrauss pflückte kitzelten die Halme noch in den Achselhöhlen
svr
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Sieghard
antwortete am 07.02.01 (08:11):
Fink und Frosch
Im Apfelbaume pfeift der Fink Sein Pinkepink! Ein Laubfrosch klettert mühsam nach Bis auf des Baumes Blätterdach Und bläht sich auf und quakt: Jaja! Herr Nachbar, ick bin och noch da! Und wie der Vogel frisch und süß Sein Frühlingslied erklingen ließ, Gleich muss der Frosch in rauhen Tönen Den Schusterbass dazwischen dröhnen. Juchheija heija! spricht der Fink. Fort flieg' ich flink! Und schwingt sich in die Lüfte hoch.
Wat! ruft der Frosch. Dat kann ick och! Macht einen ungeschickten Satz, Fällt auf den harten Gartenplatz, Ist platt, wie man die Kuchen backt, Und hat für ewig ausgequakt. Wenn einer, der mit Mühe kaum Geklettert ist auf einen Baum, Schon meint, dass er ein Vogel wär', So irrt sich der.
[Wilhelm Busch 1832 - 1908] .
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 07.02.01 (11:47):
purgrund
suche anschluss an's obere waehrend noch im hiersein
dasein ist anders leichtes klopfen in der schlaefe
scharf gellt der schrei des erfassens ins niemand hinein
dasein ist anders kleine erregende pein im linken fuss
fruechte fallen den bach hinab auf die stille des ufers
dasein ist anders kaltes blut im kleinen finger
hkh
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Friedgard
antwortete am 07.02.01 (19:43):
Abend - von Rainer Maria Rilke
Der Abend wechselt langsam die Gewänder, die ihm ein Rand von alten Bäumen hält; du schaust: und von dir scheiden sich die Länder, ein himmelfahrendes und eins, das fällt;
und lassen dich, zu keinem ganz gehörend, nicht ganz so dunkel wie das Haus, das schweigt, nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend wie das, was Stern wird jede Nacht und steigt;
und lassen dir (unsäglich zu entwirrn) dein Leben, bang und riesenhaft und reifend, so daß es, bald begrenzt und bald begreifend, abwechselnd Stein in dir wird und Gestirn.
(aber schön: die Abende werden langsam wieder länger...)
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Sylvia
antwortete am 07.02.01 (21:53):
Abendunterhaltung
Kein Raubüberfall keine Bullen keine Schiesserei keine Schlägerei keine Messerstecherei keine Bettszenen
Kein Blut kein Geschrei kein Gestöhn
Keine Toten keine Schwerverletzten keine wirklich Guten keine wirklich Bösen
Ein Programm zum Gähnen
Oder
Ein Raubüberfall eine Armee Bullen fünf Schiessereien unzählige Schlägereien eine Messerstecherei sechs Tote acht Schwerverletzte fünf Bettszenen
Viel Blut viel Geschrei viel Gestöhn
Alle Bösen tot fast alle Guten davongekommen
Na dann Gute Nacht
svr
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Gerlinde
antwortete am 07.02.01 (22:05):
Willst du dein Herz mir schenken
Willst du dein Herz mir schenken, So fang es heimlich an, Dass unser beider Denken Niemand erraten kann, Die Lieb muss bei beiden Allzeit verschwiegen sein, Drum schliess die grössten Freuden in deinem Herzen ein.
Behutsam sei und schweige Und traue keiner Wand, Lieb innerlich und zeige Dich aussen unbekannt. Kein Argwohn musst du geben, Verstellung nötig ist, Genug, dass du, mein Leben, Der Treu versichert bist.
Begehre keine Blicke Von meiner Liebe nicht. Der Neid hat viele Tücke Auf unsern Bund gericht! Du musst die Brust verschließen, Halt deine Neigung ein, Die Lust, die wir geniessen, Muss ein Geheimnis sein.
Zu frei sein, sich ergehen, Hat oft Gefahr gebracht. Man muss sich wohl verstehen, Weil ein falsch Auge wacht. Du musst den Spruch bedenken, Den ich vorher getan: Willst du dein Herz mir schenken, So fang es heimlich an.
Anonym
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Sieghard
antwortete am 07.02.01 (22:30):
. . Er schuf am vierten Schöpfungstag der Sonne goldnes Flammenrad, er gab dem Monde sein Gesetz, den Sternen wies er seine Bahn.
Und wie die Sonne steigt und sinkt, so wird es Tag, so wird es Nacht; und Mond und Sterne machen kund den Wechsel und das Maß der Zeit.
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 08.02.01 (13:50):
Die vier Jahreszeiten
Frühling
Franziska
Franziska, mein reizender Falter, Hätt'st du nicht zu eng für dein Alter Den keimenden Busen geschnürt, Dann klafften wohl nicht die Gewänder, Sobald ich nur eben die Bänder Mit harmlosem Finger berührt.
Nun wehr auch nicht meinem Entzücken, Als erster die Küsse zu pflücken Der zarten, jungfräulichen Haut. Mich blendet die schneeige Weiße, Solang' ich das Fleisch nicht, das heiße, Mit bebenden Lippen betaut.
Denn gleich wie die Knospe der Blume Nichts ahnt von der Pracht und dem Ruhme Der Rose am üppigen Strauch, So seh' ich bescheiden erst schwellen Die keuschen, die kindlichen Wellen, Umweht von berauschendem Hauch.
O! glaub mir, die Monde entfliehen, Die Rosen verwelken, verblühen Und fallen dem Winter zum Raub. Es kommen und gehen die Jahre, Man legt deinen Leib auf die Bahre Und alles wird Moder und Staub.
Frank Wedekind
Wedekind, Frank(lin), Schriftsteller, *Hannover 24.7. 1864, †München 9.3. 1918; verbrachte seine Jugend auf Schloss Lenzburg in der Schweiz; Werbetexter für die Firma Maggi; Mitarbeiter des »Simplicissimus«, Dramaturg in München; 1899-1900 Festungshaft wegen Majestätsbeleidigung; 1901-02 Lautensänger und Rezitator im Kabarett »Die Elf Scharfrichter«, ab 1902 in Wolzogens »Überbrettl«, 1905-08 Mitglied des Deutschen Theaters in Berlin. Seine gegen alle Erstarrung des Bürgertums, besonders gegen dessen konventionelle Moral, gegen alle Behinderung eines freien, auch sexuell betonten Lebens gerichteten Dramen, deren Aufführungen durch Zensurverbote behindert wurden, hatten große Wirkung auf die Weiterentwicklung des Dramas in der deutschen Literatur: u.a. »Frühlings Erwachen« (1891), »Der Erdgeist« (1895, 1903 unter dem Titel »Lulu«; Fortsetzung 1903: »Die Büchse der Pandora«), »Totentanz« (1906), »Herakles« (1917); schrieb auch satirische Balladen und Chansons (»Die vier Jahreszeiten«, 1905).
(c) Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, 1999
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Sieghard
antwortete am 08.02.01 (14:15):
Wohin o wohin du Weltall der Sehnsucht mit der Träume verlorenen Erdenreichen und der besprengten Blutbahn des Leibes; während die Seele zusammengefaltet wartet auf ihre Neugeburt unter dem Eis der Todesmaske.
[Nelly Sachs 1891-1970]
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Gerlinde
antwortete am 08.02.01 (21:00):
Vom Altern
Der Liebe wird alles wichtig und lieb: eine Schattenmulde in der Wange, Das Runzelgeflecht ums Auge, eine Kindheitsnarbe unter den Zehen, ein verborgener Makel der Haut, eine sichtbarer werdende Ader und die kahle Stelle im Haar.
Jeder Verlust wird auch Gewinn und mehrt die Erinnerung. Treuer als Lust macht Zärtlichkeit, der Schmerz um Vergängliches erneuert. Aus den Filtern behutsamer Trauer, bergen wir die Schönheit, die bleibt.
Christine Busta
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Sylvia
antwortete am 08.02.01 (23:04):
Männer sind korpulent Frauen dick
Männer haben silberne Schläfen Frauen graue Haare
Männer haben markante Gesichtszüge Frauen Falten
Frauen sind alt
Männer in den besten Jahren
svr
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Heidi
antwortete am 08.02.01 (23:17):
:-)
Menschen sind dick oder dünn Menschen haben glatte Haut oder Falten Menschen sind alt oder jung Menschen sind männlich oder weiblich Menschen sind weiblich oder männlich Menschen sind Menschen mit vielen äußeren Erscheinungsbildern was zählt, ist das was in dem Menschen steckt ein glücklicher Mensch hat Lachfalten ein griesgrämiger hat scharfe Kerben ein junger Mensch kann alt sein ein alter noch sehr jung ob silberne oder graue Haare wenn die Augen darunter leuchten und lebendig sind ist dieser Mensch schön ob Mann oder Frau ob Frau oder Mann
hl
nichts für ungut, Sylvia :-))
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Sylvia
antwortete am 08.02.01 (23:33):
Im Gegenteil, Heidi. Ich bin ganz und gar Deiner Meinung! Es ist doch einfach so, dass viele, und besonders Männer (nicht alle, Wolfgang!) so platt urteilen. Was ich geschrieben habe, gibt nicht meine Meinung wieder. Es ist sozusagen ein Erfahrungsgedicht.
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Brita
antwortete am 09.02.01 (08:04):
Alter
Die Uhr tickt weiter - immerfort Im Hier und Jetzt - an jedem Ort.
Die Zeit vergeht, sie weiss es längst, Ihr Leben ist ja nur begrenzt.
Die Kindheit hat sie im Dorf verbracht Das Spielen hat viel Spaß gemacht.
Drei Brüdern war'n ihr ganzer Halt Heut' ist sie 59 Jahre alt!
Nun steht sie endlich auf zwei Beinen Ist sicherlich mit sich im Reinen.
Zwei schöne Kinder hat sie geboren Den Ehemann jedoch - verloren
Jetzt hat sie nur noch wenig Zeit Zu finden echte Zweisamkeit.
bk
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Sylvia
antwortete am 09.02.01 (09:23):
Eines Tages habe ich angefangen eigene Wege zu gehen ohne zu stolpern ins Licht zu sehen ohne zu zwinkern vor anderen zu stehen ohne mich zu bücken I C H zu sagen ohne zu stottern
Ich bin mir nicht mehr fremd
svr
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 09.02.01 (09:57):
Die vier Jahreszeiten
Sommer
Morgenstimmung
Leise schleich' ich wie auf Eiern Mich aus Liebchens Paradies, Wo ich hinter dichten Schleiern Meine besten Kräfte ließ.
Traurig spiegelt sich der bleiche Mond in meinem alten Frack; Ach die Wirkung bleibt die gleiche, Wie das Kind auch heißen mag.
Wilhelmine, Karoline, 's ist gesprungen wie gehupft, Nur daß hier die Unschuldsmiene, Dort dich die Routine rupft.
Frank Wedekind
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Sieghard
antwortete am 09.02.01 (11:51):
Der Limerick, der Limerick ein ganz ganz schöner Trick harmonisch, unharmonisch, lieblich, nett und ganz lakonisch des einen Uhl des andern Glück.
Leute aus Kamen, Lippstadt und Siegen, die machten Gedichte harmonisch gediegen auch andre schrieben fast jeden Tag was so mancher hier mag oder auch nicht, bisweilen verstiegen.
Ein Riese groß aus Paderborn gab seinem Gaul nicht schlecht die Sporn, es drängte ihn zu seiner Jule sein Glieder sprangen aus der Spule nicht lang, da war er schon ganz vorn.
Sie denkt in ihrem Friedensgarten etwas Französisches zu starten. Nicht immer Busch, vielmehr Verlaine ist heute mal ganz schön. Ganz schön, in Liebe mit dem Paule aufzuwarten.
Der Limerick, der Limerick ein ganz ganz schöner Trick harmonisch, unharmonisch, lieblich, nett und ganz lakonisch des einen Uhl des andern Glück. . .
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Wolfgang
antwortete am 09.02.01 (12:31):
Hier der Text des Liedes "Männer" von Herbert GRÖNEMEYER:
Männer nehmen in den Arm, Männer geben Geborgenheit. Männer weinen heimlich, Männer brauchen viel Zärtlichkeit, und Männer sind so verletzlich. Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich! Männer kaufen Frauen, Männer stehen ständig unter Strom. Männer baggern wie blöde, Männer lügen gern am Telefon, und Männer sind allzeit bereit. Männer bestechen durch ihr Geld und ihre Lässigkeit.
Refr.: Männer haben 's schwer, nehmen 's leicht, außen hart und innen ganz weich, werden als Kind schon auf Mann geeicht. Doch wann ist ein Mann ein Mann?
Männer haben Muskeln, Männer sind furchtbar stark. Männer könen alles, Männer kriegen 'nen Herzinfarkt, und Männer sind einsame Streiter, müssen durch jede Wand, müssen immer weiter.
Männer führen Kriege, Männer sind schon als Baby blau, Männer rauchen Pfeife, Männer sind furchtbar schlau, Männer bauen Raketen, Männer machen alles ga-ganz genau!
Aber wann ist ein Mann ein Mann?
Männer kriegen keine Kinder, Männer kriegen dünnes Haar. Männer sind auch Menschen, Männer sind etwas sonderbar. und Männer sind so verletzlich. Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich!
Noch ein Webtipp für die männlichen Mitglieder *fg* des Forums: Herbert's Männerseiten - Wo ein Mann noch ein Mann sein darf!
https://maennerseiten.de/index.html
(Internet-Tipp: https://maennerseiten.de/index.html)
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Heidi
antwortete am 09.02.01 (14:46):
Aus Nürnberg mitgebracht, nicht nur für Männer *g*
Nürnberger Redensarten
Bah uns kohst Riednsortn härn, Döi moußt an Fremdn erscht erklärn. Is aner geizi, daß net schöi, Haßts, der buhrt sie a Luuch ins Knöi, Spreizt si a Geck, a Trauerkloß, Steigt wöi der Gieker er im Gros. A eitls Ding haßt Mudipuppn. A Pöiterla af alli Suppn Tout überoll gern ahf si pumpn. Es gibt ah Kerl wöi a Pfund Lumpn. Oft, wenn a Schlauer zu dir gsprochn, Nou waßt net recht, bis ghaut, bist gstochn. Mer koh an Därrn, an Knochign, Groußne 's Vaterunser durch die Back'n blousn. Legt hend wou oh a feines Herrla, Fellt as der Krona ihm ka Perla. Lachst schrill, nou haßts:"Wos kost dei Lacher?" Afpaßn wöi a Häftlasmacher Mouß, wer an'ra Maschina stöiht Und wenns ah gigerti-gogerti göiht. Du mahnst, su Riedn wärn a Graus? O nah, dou drückt mer vill mit aus!
:-))
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Heidi
antwortete am 09.02.01 (15:06):
Männer schreiben doch soooo schöne Gedichte :-))
IHR HERZ UND KUSS
Mir wirds so weit im Busen drin, So offen, hehr und frei, Nie wars so hell in meinem Sinn Und meiner Phantasei;
Mir glüht die Wange und die Stirn, Mir schmückt der Himmel sich, Und süßer dünkt der Weste Girrn In jenen Eichen mich;
Um mich tanzt Blumentrift und Flur, Und jedes Hälmchen lacht, Und seliger blüht die Natur Mir in der Frühlingstracht.
Der Mond, der dort voll Freundlichkeit Sich sonnt, so hell und klar, Ist mir noch eins so lieber heut, Als er mir sonst wohl war.
Ha! wie sich schnell mein Rosenblut Durch alle Adern rafft; Wie jede Fiber schwellt von Mut Und niegefühlter Kraft.
Doch weißt du, Freund, woher, woher? Der Wonne Überfluß? Sie gab mir heut von ohngefähr Ihr Herz und einen Kuß.
Novalis
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Evelyn
antwortete am 09.02.01 (17:01):
Rentnerliebe
Kopflos gesprungen Das Herz strapaziert Landung misslungen Zu Tode blamiert.
Ging glatt daneben Der letzte Versuch Schrieb ihm das Leben Ins Ausgangsbuch.
Hat`s nicht verwunden Allein statt duett- Zählte bloss Stunden Im freudlosen Bett.
p.m. Als er geworben Lehnte sie ab- Seit er gestorben Pflegt sie sein Grab.
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Heidi
antwortete am 09.02.01 (22:45):
zum Abend :-)
(aus: NEILA- ABENDGESANG. 1954)
Ich liebe
Aus beiden Augen strahlt meine goldene Liebe In beiden Händen zittert die furchtsame Liebe In meinen Schläfen klopft die gefangene Liebe Mein Lied ist Liebe Mein Schweigen ist Liebe Mein Tanz ist Liebe Meine Krankheit ist Liebe Der Frühling ist Liebe November ist Liebe Ich lebe aus Liebe Ich sterbe vor Liebe
Ivan Goll
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Heidi
antwortete am 10.02.01 (20:11):
geblättert in "ein tag auf dieser erde" Rainer Kunze:
Nachtmahl auf dem Acker
Wenn großvater am abend das kräutichfeuer schürte, machte er die sterne, die später über unseren köpfen standen
Wir erkannten sie wieder
Und der mond war ein armer bruder, der zur sonne betteln ging (manchmal bekam er etwas, manchmal nicht)
Ich wußte noch nicht, daß der mond das vorweggenommene antlitz ist der erde
Ich war noch nicht Adam, und großvater ähnelte gott
Damals, als ich noch vom himmel aß
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Heidi
antwortete am 10.02.01 (20:16):
Schnelle Nachtfahrt
Niemals wird es uns gelingen, die welt zu enthassen
Nur daß am ende uns nicht reue heimsucht über nicht geliebte liebe
Rainer Kunze
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Brita
antwortete am 10.02.01 (21:25):
Freundlichkeit "Was soll ich tun, um meinen Nächsten zu lieben?" "Hör auf, dich zu hassen". Der Schüler grübelte lange und ernsthaft über diese Worte nach, kam dann zurück und sagte: "Aber ich liebe mich zu sehr, denn ich bin selbstsüchtig und egozentrisch. Wie kann ich mich davon befreien?" "Sei freundlich zu dir und dein Selbst wird zufrieden sein und dich freisetzen, deinen Nächsten zu lieben". (Aus "Eine Minute Weisheit" von Anthony de Mello)
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Heidi
antwortete am 10.02.01 (23:07):
ein letztes von Rainer Kunze
Poetik (für Jakub Ekier)
So viele antworten gibt's doch wir wissen nicht zu fragen
das gedicht ist der blindenstock des dichters
Mit ihm berührt er die dinge, um sie zu erkennen
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Sieghard
antwortete am 11.02.01 (08:46):
Ganz innen in der Stille, ahne ich: Ich bin mehr als ich selbst. Ich bin eine Brücke zu einem anderen Ufer. Ich bin eine ausgestreckte Hand. Ich bin ein Ich auf ein Du hin. Sei du mir Ufer, sei du mir Hand, sei du mir Du. . .
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 11.02.01 (09:26):
Anrufung des Großen Bären
Großer Bär, komm herab, zottige Nacht, Wolkenpelztier mit den alten Augen, Sternenaugen, durch das Dickicht brechen schimmernd deine Pfoten mit den Krallen, Sternenkrallen, wachsam halten wir die Herden, doch gebannt von dir, und mißtrauen deinen müden Flanken und den scharfen halbentblößten Zähnen, alter Bär. Ein Zapfen: eure Welt Ihr: die Schuppen dran. Ich treib sie, roll sie von den Tannen im Anfang zu den Tannen am Ende, schnaub sie an, prüf sie im Maul und pack zu mit den Tatzen.
Fürchtet euch oder fürchtet euch nicht! Zahlt in den Klingelbeutel und gebt dem blinden Mann ein gutes Wort, daß er den Bären an der Leine hält. Und würzt die Lämmer gut.
‘s könnt sein, daß dieser Bär sich losreißt, nicht mehr droht und alle Zapfen jagt, die von den Tannen gefallen sind, den großen, geflügelten, die aus dem Paradiese stürzten.
Ingeborg Bachmann
Bachmann, 2)Ingeborg, österreichische Schriftstellerin, *Klagenfurt 25.6. 1926, †Rom 17.10. 1973; gehörte zur Gruppe 47, lebte u.a. in Rom; schrieb bildhafte und prägnante Lyrik (»Die gestundete Zeit«, 1953; »Anrufung des großen Bären«, 1956), Prosawerke (»Malina«, Roman, 1971; »Der Fall Franza«, »Requiem für Fanny Goldmann«, Romanfragmente, beide herausgegeben 1979; »Gier«, Erzählung, 1974), Hörspiele (»Zikaden«, 1955), Libretti; Hauptmotive sind Existenzbedrohung, Liebe, Ichproblematik; Georg-Büchner-Preis 1964.
https://www.cs.uchicago.edu/schaefer/pi/bachmann.html (c) Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, 1999
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Heidi
antwortete am 11.02.01 (09:38):
Jeden Morgen
Bei uns geht die Sonne noch hinter dem Wald auf, jeden Morgen,
und springt in den Nussbaum und reißt den Flieder, die Rosen, den Mohn, die Levkojen
oder die kahlen Bäume und Sträucher ins Licht, jeden Morgen,
und wir stehen unter dem Himmel, jeden Morgen, und können's nicht fassen.
Catarina Carsten
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Heidi
antwortete am 11.02.01 (10:10):
Anmerkung: Zuvor dreimal den Namen falsch geschrieben :-) natürlich muss es REINER Kunze heißen ----- Zitat von Reiner Kunze
"Das Gedicht ist zur Ruhe gekommene Unruhe"
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Sieghard
antwortete am 11.02.01 (13:24):
hl, svr, hkh, KnS, bk, . . Slâfest du, friedel ziere? man weckt uns leider schiere: ein vogellîn sô wol getân daz ist der linden an daz zwî gegân. dû rîtst und lâst mich eine liep âne leit mac niht gesîn.
[gekürzt] Dietmar von Eist 1143-1170 . .
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Eva
antwortete am 11.02.01 (16:49):
Friedhof im Februar. Auf einem Grabe, neben vertrockneten Weihnachtskränzen, drängt sich durch dürres Tannenreisig und welkes Laub, frierend im kalten Wind, ein weisses Schneeglöckchen.
Welche Schönheit aus dem Moder des Grabes ! rührend in seiner zarten Zerbrechlichkeit; auferstanden gemäss seiner Bestimmung, Künder und Bote zu sein nahender Vollkommenheit - ein Zeichen des Glaubens.
Als ich im Nebelherbst unter Tränen den Keim in die dunkle Erde grub, tropfte Trauer von dem dunklen Geäst und ich wünschte so sehr unwiderbringliche Zeiten zurück - nun blühst du mir, Antwort der Liebe.
Kleines zitterndes Blümchen, so allein im verkrusteten Schnee, bald bist du verblüht und vergangen, wie der Schläfer im Grab. Zeig mir den Weg in den Frühling, der schon als Ahnung wartet in schwellenden Knospen - Sinnbild ewiger Hoffnung.
eKr
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Heidi
antwortete am 11.02.01 (17:18):
ein Schäferlied aus "100 englische Gedichte" :-)
Komm, leb mit mir und sei mein Schatz, Dann finden wir an jedem Platz, Was Berg und Tal und Wald und Feld Und selbst der Fels bereit uns hält.
Dort sitzen wir in aller Ruh Und sehn der Herdenfüttrung zu Und werden bei des Baches Rauschen Dem Madrigal der Vögel lauschen.
Dann mach ich dir ein Rosenbettchen Aus tausend duftenden Bukettchen, Ein Röckchen und ein Blumenhütchen, Der Rock bestickt mit Myrtenblütchen.
Ein Kleid, für das die Wolle schnell Ich zupf aus unserer Lämmer Fell; Hausschuh, gefüttert, falls es friert, Mit goldnen Schnallen drauf verziert.
Ein Stroh- und Efeuband alsdann Mit Bernstein und Korallen dran. Lockt alles dies dich hier vom Platz, Dann komm mit mir und sei mein Schatz.
Ein Schäfertanz vertreibt die Sorgen Dir jeden neuen Maienmorgen. Und machst du jetzt schon einen Satz, Dann komm mit mir und sei mein Schatz.
Christopher Marlowe
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Heidi
antwortete am 11.02.01 (17:41):
zurück zu CC
Feiertag
Feiertag, Stille, keine Post.
Wer aber bringt uns geheime Botschaft,
die aus der Wüste, die übers Meer -?
*****
Katzen
Als Kind: ein Hund. Menschentreue in seinen Augen. Zwanzig Jahre später begann ich zu begreifen, dass ich von Hunden einiges wusste, von Katzen aber nichts.
Da fing ich an, bei ihnen in die Schule zu gehn. Ich lernte ihren gliederlösenden Schlaf, die schnelle Bereitschaft zur Flucht, den haarsträubenden Eigen-Sinn,
den fauchenden Zorn, die Zärtlichkeit und die Maske. Den Grenzgang zwischen Sonne und Mond, die Witterung für das Geheimnis, ihr Wissen um das Rätsel
und seine verschwiegene Lösung.
Catarina Carsten
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Sylvia
antwortete am 11.02.01 (19:31):
Was legst du deine Ohren an und fauchst du wildgewordne Katze was kratzst du mich und fliehst
Bin ich so schlecht gelaunt
svr
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Sylvia
antwortete am 11.02.01 (19:39):
hl, hkh, KnS, bk vor deinem letzten Beitrag, Sieghard, was ist damit gemeint?
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Sieghard
antwortete am 12.02.01 (00:20):
. gruß an die genannten und an alle im forum
--------------------------- wdh:
Sonnen sinken und können wiederkehren: doch wenn unseres Lebens kurzes Licht losch, deckt die ewige, eine Nacht uns Schläfer.
-------------------------- gute nacht . .
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Heidi
antwortete am 12.02.01 (00:44):
Heb dir ein paar Worte auf
Die Sanduhr vor dir auf dem Rednerpult ist beinah abgelaufen
Lauschen sollst du wieder lernen auf leisen Vogelruf und fernen Harfenklang
Heb dir ein paar Worte auf für ein ungeboren Abendlied
Catarina Carsten
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Brita
antwortete am 12.02.01 (10:46):
Alte Liebe
Es kehrt die dunkle Schwalbe
Aus fernem Land zurück,
Die frommen Störche kehren
Und bringen neues Glück.
An diesem Frühlingsmorgen
So trüb verhängt und warm,
ist mir als fänd ich wieder
den alten Liebesharm.
Es ist als ob mich leise
Wer auf die Schulter schlug,
als ob ich säuseln hörte
Wie einer Taube Flug.
Es klopft an meine Türe,
Und ist doch niemand drauß;
Ich atme Jasmindüfte,
Und habe keinen Strauss.
Es ruft mir aus der Ferne,
Ein Auge sieht mich an,
ein alter Traum erfasst mich
und führt mich seine Bahn.
(Carl Candidus)
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 12.02.01 (11:52):
krimskrams (-;
Zwar hätt' ich für ein Laster Zeit, doch täte mir der Zaster leid.
Erbse
Zur Minne an der Rosenhecke komm bitte ohne Hosen, Recke!
Erbse
Zum Wein gern singt Herr Weber Lieder - und hat's dann an der Leber wieder!
Erbse
Stimmt mich ein Gläschen Brandy heiter, grins' ich sogar ins Handy breiter.
Johannes Widi
Stell mir das Bier, das helle, kalt, solang ich noch die Kelle halt.
Johannes Widi
Selbst wenn Kannibalen Waden meiden würden sich daran die Maden weiden.
Johannes Widi
Willst du nicht eine aus dem Süden frei'n? Mit ihrer Kunst wirst du zufrieden sein.
Erich Mühsam
Will man bei der Königin von Saba liegen, muß man über sie im Laben siegen, muß beglücken sie in sieben Lagen, doch ihr nichts dabei vom Lieben sagen.
Erich Mühsam
Wer dichten will, der thäte gut, Er macht' es so, wie's Goethe thut.
Erich Mühsam
Wenn mein Hund zu bellen droht geb ich ihm Sardellenbrot.
Erich Mühsam
Prosecco heißt der Schmusesekt, der auch meiner Suse schmeckt.
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:-)) Heidi
antwortete am 12.02.01 (12:18):
Hans Sachs lehrt dichten
Göih, Bou, klab g'schwink die Stift'n zamm Und heb' die Leist'n af, Und stell döi drei Paar g'flickt'n Schouh Dort aff's Regal ob'n naf. Die Raschpl kummt ins Schübla nei, In Kast'n toust die Fleck, Und nouchert hockst die her zu mir Und ruckst in Dreifouß weg!
Denn endli is öitz Feierob'nd, Die Ärbert stell'n mer ein; Öitz woll'n mehr kanni Schouster mehr, Öitz woll'n mer Dichter sei. Vo schweri Silb'n und leichti Reim Dou waßt du nu ka Spur, Drum fang mer öitz es Lerna oh Nouch der Tabulatur.
Schau her, dou af den Blötla stöiht Draf, wöi mer's richti macht, Hout mancher nouch döi Reg'ln scho A weng an Versch zammbracht. Doch tout's die Vurschrift net allahns, Es kummt nu wos derzou, Des koh mehr net mit Wort'n sog'n, Des mouß mer g'spürn blouß, Bou!
Drum tou i mi, wenn i wos dicht Net um die Reg'ln sorng; Mit deni macht mer ka Gedicht, Heit net und a net morng. Mit Reg'ln blöiht ka Blümla af, Des treibt vo inna raus, Nouch Reg'ln singt des Stärla net Dou drauß vur unsern Haus.
Und doch klingt's schöi, klingt wunderschöi Und macht uns still und frouh! Su moaß a ba an Dichter sei, - Verstöißt'n du mich, Bou? I mahn net, daß d'nix lerna sollst, Nana, des sog i net; Mit deni, döi nix g'lern hom, hout Mer ja es maste G'frett!
Doch mäihr, wöi mer in Kupf drin hout Mouß mer in Herz*n hob'n Und därf si net in Böicher und in Reg'lkrom vergrob'n. Frouh mouß mer bleib'n in Sturm und Reg'n Und um die Stirn rum frei Und mouß für'n klennst'n Sunnastrahl In Hergott dankbar sei.
Denn ahns, des merk der, des gilt mehr Wöi Reg'ln und Getou: A Dichter werd allahns blouß, wer A gouter Mensch ist, Bou!
Der Lehrborsch härt's und härt's doch net, Tout in der Nos'n buhrn. Er is vielleicht a Schousterg'sell, Doch g'wieß ka Dichter wurn.
Franz Bauer (Auf gut Nürnbergisch, Carl Verlag)
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Karl
antwortete am 12.02.01 (12:48):
Hallo, kennt Ihr dieses Gedicht? /seniorentreff/de/esel.html Es wurde von Richard Dammann ganz zu Beginn des Seniorentreffs frei nach Christian Morgenstern kreiert und ist jetzt leider sehr versteckt und nur durch Zufallsklicken erreichbar.
(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/esel.html)
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Ilse W.
antwortete am 12.02.01 (13:44):
"Willst du dein Herz mir schenken"..... (von Gerlinde am 07.02. ins Forum gesetzt):
Das ist ein Lied von Bach. Die Melodie habe ich noch im Kopf, weiß nur nicht mehr, von welchem Komponisten aus der Bach-Familie es stammt (Philipp-Emanuel?).
Gruß Ilse
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Sieghard
antwortete am 12.02.01 (16:27):
Almosen
Ich gehe von Haus zu Haus Bettelmönch Brotworte sammeln
Goldmünzen mit stolzen Köpfen ich grüße sie bitte um Spende
Sie sehen an mir vorbei und lächeln
In meine Almosenschale fällt Schnee
[Rose Ausländer 1901-1988] . .
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Heidi
antwortete am 13.02.01 (07:34):
ich habe Ricardos Gedicht aus dem Versteck geholt :-))
Ein alter Esel sprach einmal zu seinem ehlichen Gemahl:
"Ich bin so dumm, du bist so dumm, wir wollen sterben gehen, kumm!"
Doch wie es kommt so öfter eben: Die beiden blieben fröhlich leben.
Nur fragst du dich wie mag das sein, was fiel den beiden denn noch ein?
Was kann es Neues denn noch geben, das ihnen half beim weiterleben!
Wenn ich euch sage was geschehen, wie sich ihr Schicksal konnte drehen:
Mit Hilfe des "Seniorentreffs" surfen sie jetzt munter im I-net rauf und runter! Richard Dammann frei nach Christian Morgenstern
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 13.02.01 (11:44):
Abriß eines verliebten.
ER ist ein krancker / den ein stündlich fieber plaget / Ein jäger / so allzeit nach einem hirsche jaget / Ein wetterhan der stets nach einem winde steht / Ein schif / so ungehemmt nach Cypris hafen geht. Ein märterer der brunst / den freund und feind belachet / Ein Morpheus / der ihm selbst bey tage träume machet / Ein arm gefangener / der seine fessel liebt / Und seinen hencker ehrt wenn er ihm streiche giebt. Ein Aetna / der voll glut läst flut und ströme fliessen / Ein hungriger / der bloß will rohes fleisch geniessen / Ein welt-Sebastian / den Venus schütze trifft / Ein rechter Adams-sohn / den frauen-hand vergift. Er wird ein ander kind / läst ernste sachen fahren / Ein haar / ein altes band / sind seine besten wahren / Itzt baut er etwas auf / itzt reist ers wieder ein. Itzt muß Democritus der sitten meister seyn / Itzt ist es Heraclyt. Das hertze / so er führet / Vergleicht sich dem metall / das ein magnet gerühret. Sein himmel ist ihr haupt / die erd ist ihre schoos. Hier anckert seine lust / es wird der erden kloß / Der überweißte koth / dem himmel vorgesetzet / Und ist ihr auge mehr als Venus selbst geschätzet, So wundre ich mich nicht / daß man das weib veracht / Weil sie die erste pein zu erst hat aufgebracht. Sein essen ist ein kuß / sein tranck sind heisse thränen / Die zeit verjaget er mit seuffzen und mit stehnen. Und wann ihm etwan träumt / wie er die liebste find / So hat er nichts als luft / und küsset nichts als wind. Denn träume / buler / wind sind gleiches thuns gesellen; Sein schlafen darf er nicht nach einem wecker stellen; Indem die weckerin / so in dem hertzen steckt / Ihn besser als er wünscht aus seinem schlaff erweckt / Und seinen schmertzen rührt. Zu dornen wird das bette / Mit denen wachet er im lager in die wette / Und führt der thränen strom um seine wangen her / Bald will er aus der welt / bald will er über meer / Und muß doch wie zuvor in seinem hause bleiben / Muß lernen / wie sein rath nicht stetig wil bekleiben / Wie erstlich bulerey und die gewölckte nacht Auf Anschlag / aber nicht auf Ausschlag ist bedacht: So läst er ohne ruh sich fremde sachen lencken / Läst in gesunder haut sich seine schwachheit kräncken / Liebt nacht und finsterniß bey sonne und bey licht; Ist wie ein schweres schiff / dem der compas gebricht. Und daß ich nicht zu viel von einer sache sage / Die allen ist bekandt als allgemeine plage / So muß der vorhang weg: das mahlwerck ist vollbracht / Hier hat der mahler selbst sein ebenbild gemacht.
Christian Hofmann von Hofmannswaldau
Hofmann von Hofmannswaldau, Christian, Dichter, *Breslau 25.12. 1617, †ebenda 18.4. 1679; bereiste England, Frankreich und Italien; Ratsherr in Breslau, 1677 Präsident des Ratskollegiums; schrieb v.a. weltliche und geistliche Lieder, Oden, Heldenbriefe (nach dem Vorbild Ovids) und galante Lieder; Wegbereiter des spätbarocken Marinismus in Deutschland.
(c) Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, 1999
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Heidi
antwortete am 13.02.01 (12:01):
*g* das ist besser
Die Wollust. 1. Die Wollust bleibet doch der Zucker dieser Zeit / Was kan uns mehr / denn sie / den Lebenslauf versüssen? Sie lässet trinckbar Gold in unsre Kehle fliessen / Und öffnet uns den Schatz beperlter Liebligkeit; In Tuberosen kan sie Schnee und Eiß verkehren / Und durch das gantze Jahr / die FrühlingsZeit gewehren. 2. Es schaut uns die Natur als rechte Kinder an / Sie schenckt uns ungespart den Reichthum ihrer Brüste / Sie öffnet einen Saal voll zimmetreicher Lüste / Wo aus des Menschen Wunsch Erfüllung quellen kan. Sie legt als Mutter uns / die Wollust in die Armen / Und läst durch Lieb und Wein den kalten Geist erwarmen. 3. Nur das Gesetze wil allzu Tyrannisch seyn / Es zeiget iederzeit ein widriges Gesichte / Es macht des Menschen Lust und Freyheit gantz zunichte / Und flöst vor süssen Most uns Wermuthtropffen ein; Es untersteht sich uns die Augen zuverbinden / Und alle Liebligkeit aus unser Hand zuwinden. 4. Die Ros' entblösset nicht vergebens ihre Pracht / Jeßmin wil nicht umsonst uns in die Augen lachen / Sie wollen unser Lust sich dienst- und zinsbar machen / Der ist sein eigen Feind / der sich zu Plagen tracht; Wer vor die Schwanenbrust ihm Dornen wil erwehlen / Dem muß es an Verstand und reinen Sinnen fehlen. 5. Was nutzet endlich uns doch Jugend / Krafft und Muth / Wenn man den Kern der Welt nicht reichlich wil genüssen / Und dessen Zuckerstrom läst unbeschifft verschüssen / Die Wollust bleibet doch der Menschen höchstes Guth / Wer hier zu Seegel geht / dem wehet das Gelücke / Und ist verschwenderisch mit seinem Liebesblicke. 6. Wer Epicuren nicht vor seinen Lehrer hält / Der hat den Weltgeschmack / und allen Witz verlohren / Es hat ihr die Natur als Stiefsohn ihn erkohren / Er mus ein Unmensch seyn / und Scheusaal dieser Welt; Der meisten Lehrer Wahn erregte Zwang und Schmertzen / Was Epicur gelehrt / das kitzelt noch die Hertzen.
Christian Hofmann von Hofmannswaldau
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Wolfgang
antwortete am 13.02.01 (21:54):
Nach so viel G'fühligem etwas Handfestes und Politisches - aus der Walter-Mehring-Revue "Hier steht ein Mann...":
Hier steht ein Mann... (von Walter Mehring, 1896-1981)
Hier steht ein Mann und singt ein Lied am Rand der Zeit, die außer Rand und Band geriet Macht Rast, Ihr habt's noch weit. Legt nieder Eure schwere Last am Rand der Zeit, singt mit, was Ihr gemeinsam haßt und singt vom Einzelleid.
Tut aus dem Buche einen Trunk am Rand der Zeit, stärkt auch das Herz zur Wanderung in die Ihr eingereiht. Mag mancher Sang die Ruhe stör'n am Rand der Zeit, sie sollen es dort drüben hör'n, daß Ihr vorhanden seid.
Doch trat ich außer Reih und Glied ja dann verzeiht. Hier steht ein Mann und singt ein Lied zum Trotz am Rand der Zeit.
Eine Kurzbiographie über Walter Mehring - der ein Linker und einer der grossen deutschen (politischen) Lyriker war: https://www.olsson.de/mehring/mehr1ste.htm
(Internet-Tipp: https://www.olsson.de/mehring/mehr1ste.htm)
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Heidi
antwortete am 13.02.01 (22:17):
Joseph von Eichendorff
Ich wandre durch die stille Nacht, Da schleicht der Mond so heimlich sacht Oft aus der dunklen Wolkenhülle, Und hin und her im Tal Erwacht die Nachtigall, Dann wieder alles grau und stille.
O wunderbarer Nachtgesang: Von fern im Land der Ströme Gang, Leis Schauern in den dunklen Bäumen - Wirrst die Gedanken mir, Mein irres Singen hier Ist wie ein Rufen nur aus Träumen.
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Heidi
antwortete am 13.02.01 (22:23):
Die Einsame
Joseph von Eichendorff
Wär's dunkel, ich läg' im Walde, Im Walde rauscht's so sacht, Mit ihrem Sternenmantel Bedeckt mich da die Nacht.
Da kommen die Bächlein gegangen, ob ich schon schlafen tu? Ich schlaf nicht, ich hör noch lang Den Nachtigallen zu.
Wenn die Wipfel über mir schwanken, Das klingt die ganze Nacht. Das sind im Herzen die Gedanken, Die singen, wenn niemand mehr wacht.
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Sammy07
antwortete am 13.02.01 (22:47):
"LEBENSWEISHEITEN"
>Von allen Teilen des menschlichen Körpers hat am meisten Unheil die Zunge angerichtet<
>Die Freiheit besteht darin,dass man alles tun kann was anderen nicht schadet<
>Eine Freude vertreibt hundert Sorgen<
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heidi
antwortete am 13.02.01 (23:06):
und Eichendorff zum letzten Mal:
DIE NACHTBLUME
Nacht ist wie ein stilles Meer, Lust und Leid und Liebesklagen Kommen so verworren her In dem linden Wellenschlagen.
Wünsche wie die Wolken sind, Schiffen durch die stillen Räume, Wer erkennt im lauen Wind, Obs Gedanken oder Träume? -
Schließ ich nun auch Herz und Mund, Die so gern den Sternen klagen: Leise doch im Herzensgrund Bleibt das linde Wellenschlagen.
(Joseph von Eichendorff)
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heidi
antwortete am 14.02.01 (00:00):
Worte?
am rand der zeit
am rand der zeit sing ich mein lied das vom allegro in dur und moll geriet
am rand der zeit sing ich allein die alte verzweiflung zieht in mir ein
am rand der zeit will ich jetzt schweigen hör aus der ferne leis' des herbstes geigen
der rand der zeit hört mein gelächter zum spott mir selbst: es ging dir doch schon schlechter
schreib deine verslein aus dem leid was nutzen tränen dir am rand der zeit....
hl
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Sylvia
antwortete am 14.02.01 (00:31):
Ein Hochhaus im Grünen fast
Östlich die Autobahn
Tagsüber und nachts immerwährender nervenzermürbender Geräuschteppich
Der Atem geht flach
Westlich der Flugplatz
Ununterbrochen Starten und Landen Gedröhn Im Geschirrschrank klirren die Gläser
Auf dem Balkon steht einer achselzuckend
Was kann man schon dagegen machen Nichts Immerhin die Aussicht ist schön
Unten tummeln sich Kinder Geschrei und LACHEN
Irgendwo bei offenem Fenster übt einer Klavier SCHON WIEDER
Irgendwo mit Ausdauer spielt einer Saxophon NOCH IMMER
Irgendwo vergügt trällert eine ein Lied IMMER DAS GLEICHE
Dem auf dem Balkon platzt der Krage
Verdammter Krach Rücksichtslose Bande
DIE GOFEN mit ihrem ewigen GESCHREI DER SPINNER mit seinem blöden GEKLIMMPER DER IDIOT mit seinem langweiligen GEDUDEL DIE ZIEGE mit ihrem einfältigen GEPLÄRR
ich will meine RUHE haben
BESCHWEREN WERDE ICH MICH beim Hausverwalter und das GLEICH
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Heidi
antwortete am 14.02.01 (02:59):
Nocheinmal Kaschnitz (für mlB)
Der Mond
Wie wundersam erwacht Die kaum entschlafne Welt, Wenn in das Haus der Nacht Der Schein des Mondes fällt.
O Auge, das nicht sieht, Erloschener Trabant, O weißer Kelch, entblüht Der dunkeln Himmelswand.
Dein Licht beglänzt die Saat, Der schwarzen Wälder Hut, Und zittert wie ein Pfad Auf der bewegten Flut.
Und wie in rascher Flucht Die Wolken dich umwehn, Erschimmern Land und Bucht Und schatten und vergehn.
Wie oft schon, reines Licht, Der Liebe zugesellt, Hast du das Angesicht Des Freundes mir erhellt.
Es fällt der Liebe Wort Süß in die dunkle Zeit, Wie Mondschein auf den Ort Der Traurigkeit.
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 14.02.01 (11:48):
(((((((((o:
Girls Beat-song Der männliche Samen wird ähnlich wie Spucke erzeugt. (Dr. Pfannschmitt) Na, eben. (Girl)
Sie sagen, ich wäre ein Flittchen. Das ist mir doch schnurz und egal! O.K., ja, ich bin kein Schneewittchen! O.K., ja, es ist ein Skandal -: Der Beat, nur der Beat hält mich senkrecht die Liebe horizontal!
Ich geh als gelernte Frisöse und trimme der Kundschaft den Krepp. Was sind diese Klammern oft böse, ist eine mal nicht so auf Pepp. Der Dita brach neulich der Kamm durch. Sie sagte sich: Baby, halt, stop! Die mimt im Center jetzt, die sitzt in Hamburg, die hat von uns den minifreisten Job!
Nach Dienstschluss genießt sie das Leben mit Süsis wie aus 'em Journal. Der Job, dieser Job, hält sie senkrecht Ä die Liebe horizontal!
Mein Alter geht fremd, meine Olle, die simst auf 'em Nepp nebenan, Sie liegt bis um drei in der Molle, dann tüncht sie sich an, wenn sie kann. Die Chefin ist zickig, ihr Gatte begriffelt mir flott das Paket. Sie feiern abends längelang auf Matte, und alle pimpern dann zum Schluss querbeet. Sie saften gestreift und Kariertes und meinen es trotzdem oval! Die Pulle, nur die, hält sie senkrecht - die Pille horizontal!
Da heißt es, ich wär eine Schneppe! Wo bin ich denn anders als die? Die tragen doch unter der Schleppe die gleiche Maschinerie! Ich sage es meinem Gelumpe, ich sage es ihm ins Gesicht: Der ganze miese Zirkus ist mir wumpe! Ich nehme nicht mehr teil am Unterricht!
Come on, boy, probier deine Ische und prüfe das Material! Der Beat, nur der Beat hält mich senkrecht - die Liebe horizontal!
Fritz Graßhoff: Bilderreiches Haupt- & (G)liederbuch. Kiepenheuer & Witsch 1970.
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Heidi
antwortete am 14.02.01 (12:03):
Das Lied des Bettlers
Ich gehe immer von Tor zu Tor, verregnet und verbrannt; auf einmal leg ich mein rechtes Ohr in meine rechte Hand. Dann kommt mir meine Stimme vor als hätt ich sie nie gekannt.
Dann weiß ich nicht sicher, wer da schreit ich oder irgendwer. Ich schreie um eine Kleinigkeit. Die Dichter schreien um mehr.
Und endlich mach ich noch mein Gesicht mit beiden Augen zu; wie's dann in der Hand liegt mit seinem Gewicht sieht es fast aus wie Ruh. Damit sie nicht meinen ich hätte nicht, wohin ich mein Haupt tu.
Rainer Maria Rilke
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Eva
antwortete am 14.02.01 (12:08):
Francois VILLON (Paris, ca. 1431 - nach 1463):
Ballade von den schönen Frauen vergangener Zeiten
Sagt mir: wo, in welchem Land Flora weilt, die schöne Römerin, Thais auch, die lüstereiche Buhlerin, Archipidia, die ihr nahestand ? Echo, die in Berg und Wald unser Rufen widerhallt ? Ihre Schönheit ohnegleichen war so hold, berückend, klar !
Doch wo ist der Schnee vom vergangenen Jahr ?
Und wo ist die zauberschöne Helois, die einst alle Welt die kluge Jungfrau nannte ? Zu der Abelard in Liebesglut entbrannte, bis ihr Oheim Fulbert ihn entmannte und er dann im Kloster Sankt Denis Mönch und Prior ward sogar ? Liebe hat ihm solches Leid gebracht. Ach, wo ist die Königin, die mannstoll war und Herrn Buridan mit ihrer Huld bedacht´, ihm erst ihre süße Minne schenkte und ihn dann, in einen Sack genäht, bei Nacht heimlich in der Seine feig ertränkte ?
Doch wo ist der Schnee vom vergangenen Jahr ? Blanca mit der silbersüßen Stimme, lilienweiße, lieblich anzuschaun, Bertha mit den großen Füßen , Alix, Beatrix, das edle Frauenpaar, Eremburg, die Mainelands Herrin war, und Johanna aus Lothringes Gaun, die zu Rouen starb den Tod im lohen Feuer, Hexe, einst verbrannt, Heilige, uns allen teuer. Wo sind sie Gottesmutter, gnadenreiche immerdar ?
Doch wo ist der Schnee vom vergangenen Jahr ?
Geleit :
Fürst, frage nicht, wo sie geblieben, weder jetzt noch übers Jahr ! Hört den Kehrreim, den ich hingeschrieben : Wo ist der Schnee vom vergangenen Jahr ?
-.-.-.-.-.-.-
Ich dagegen mache mich auf die Suche nach dem spärlichen Schnee des heurigen Jahres und verabschiede mich auf einige Tage, in denen ich in der Steiermark langlaufen (Lang laufen, lang Laufen, Langlaufen ???) gehe. - Eine schöne Woche wünscht Eva
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webmaster
antwortete am 14.02.01 (12:15):
Wegen eines technischen Fehlers ist der Verlust einiger Einträge seit Gestern möglich. Wir bitten um Verzeihung.
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Heidi
antwortete am 14.02.01 (12:19):
Das Lied des Zwerges
Meine Seele ist vielleicht grad und gut; aber mein Herz, mein verbogenes Blut, alles das, was mir wehe tut, kann sie nicht aufrecht tragen. Sie hat keinen Garten, sie hat kein Bett, sie hängt an meinem scharfen Skelett mit entsetztem Flügelschlagen.
Aus meinen Händen wird auch nichts mehr. Wie verkümmert sie sind: sie her: zähe hüpfen sie, feucht und schwer, wie kleine Kröten nach Regen. Und das Andre an mir ist abgetragen und alt und trist; warum zögert Gott, auf den Mist alles das hinzulegen.
Ob er mir zürnt für mein Gesicht mit dem mürrischen Munde? Es war ja so oft bereit, ganz licht und klar zu werden im Grunde; aber nichts kam ihm je so dicht wie die großen Hunde. Und die Hunde haben das nicht.
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Das Lied des Aussätzigen
Sieh ich bin einer, den alles verlassen hat. Keiner weiß in der Stadt von mir, Aussatz hat mich befallen. Und ich schlage mein Klapperwerk, klopfe mein trauriges Augenmerk in die Ohren allen die nahe vorübergehn. Und die es hölzern hören, sehn erst gar nicht her, und was hier geschehn wollen sie nicht erfahren.
Soweit der Klang meiner Klapper reicht bin ich zuhause; aber vielleicht machst Du meine Klapper so laut, daß sich keiner in meine Ferne traut der mir jetzt aus der Nähe weicht. So daß ich sehr lange gehen kann ohne Mädchen, Frau oder Mann oder Kind zu entdecken.
Tiere will ich nicht schrecken.
Rainer Maria Rilke
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Waltraud Fuchs
antwortete am 14.02.01 (20:15):
Weißt du wie das ist? Du sehnst dich nach einem Gespräch und hast nur dich.
Weißt du wie das ist? Du fühlst die Liebe für die Deinen, aber du mußt sie behalten.
Weißt du wie das ist? Deine Gefühle finden kein Ziel. Sie begleiten nur dich.
Weißt du wie das ist? Traurig suchst du den Grund bei dir. Und deine Zweifel richten sich gegen dich.
Weißt du wie das ist? Du erkennst: In deinem Leben gibt es kein Netz, in das du fälltst!
DU, der du das alles weißt, vielleicht finde ich ja DICH.
Waltraud Fuchs
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Brita
antwortete am 14.02.01 (22:08):
Dieses Gedicht passt zwar nicht zum vorhergehenden mir sehr vertrauten Thema von Waltraud, also neuer Gedanke....
Die alte Glut
Die alte Glut, was kann sie frommen, Die wieder durch mein Herz sich gießt? Warum noch immer so beklommen, Wenn du die teuren Züge siehst?
Hat eine deiner heissen Klagen Den harten Stolz auch je gebeugt? Du bist geboren, zu entsagen, Zum Glücke bist du nicht gezeugt.
Erstickte Sehnsucht regt sich wieder, So sei ein Mann denn und enflieh! Was soll der Nachklang schöner Lieder Dem Herzen ohne Harmonie?
August Graf von Platen
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 15.02.01 (11:43):
Die andre Welt
Ein Phantastenpsalm
Laß die Erde! Laß die Erde! Laß sie ruhen bis sie fault! Über schwarzen Wiesentriften Schweben große Purpurengel; Ihre Purpurlieder brennen In dem grünen Himmel Meiner Welt.
Laß die Erde! Laß die Erde! Laß sie ruhen bis sie fault! Über weißen Schneepalästen Kreisen blaue Turteltauben; Ihre Saphirflügel leuchten In dem grünen Himmel Meiner Welt.
Laß die Erde! Laß die Erde! Laß sie liegen bis sie fault! Über goldnen Meereswogen Fliegen silberblanke Fische; Deren Strahlenglanzflossen blitzen In dem grünen Himmel Meiner Welt.
Haß die Erde! Haß die Erde!
Paul Scheerbart 1893
Scheerbart, Paul, Schriftsteller, *Danzig 8.1. 1863, †Berlin 15.10. 1915; schrieb Gedichte, fantastische Erzählungen; seine skurril- utopischen Visionen weisen auf Dadaismus und Surrealismus hin (»Ich liebe dich! Ein Eisenbahnroman mit 66 Intermezzos«, Roman; 1897).
(c) Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, 1999
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Sieghard
antwortete am 15.02.01 (12:18):
Psalm für ehemals Abhängige nach Psalm 124
Hätte sich nicht der Herr für uns eingesetzt, als sich gegen uns das Suchtmittel erhob.
Es hätte uns lebendig verschlungen, als gegen uns sein Zorn entbrannt war.
Dann hätten die Wasser uns weggespült, hätte sich über uns ein Wildbach ergossen.
Die Wasser hätten sich über uns ergossen, die wilden und wogenden Wasser.
Gelobt sei der Herr, der uns nicht ihren Zähnen als Beute überließ.
Unsre Seele ist wie ein Vogel dem Netz des Suchtmittels entkommen; das Netz ist zerrissen, und wir sind frei.
Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 15.02.01 (14:23):
Psalme (((o:
Ps 1,1 Wohl dem, der nicht wandelt nach dem Rate der Gottlosen, noch tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt, da die Spötter sitzen; Ps 1,2 sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und in seinem Gesetze forscht Tag und Nacht. Ps 1,3 Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit und dessen Blätter nicht verwelken, und alles, was er macht, gerät wohl. Ps 1,4 Nicht so die Gottlosen; sondern sie sind wie Spreu, die der Wind zerstreut. Ps 1,5 Darum werden die Gottlosen nicht bestehen im Gericht, noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten; Ps 1,6 denn der HERR kennt den Weg der Gerechten; aber der Gottlosen Weg führt ins Verderben. Ps 2,1 Warum toben die Heiden und reden die Völker vergeblich? Ps 2,2 Die Könige der Erde stehen zusammen, und die Fürsten verabreden sich wider den HERRN und wider seinen Gesalbten: Ps 2,3 «Wir wollen ihre Bande zerreißen und ihre Fesseln von uns werfen!» Ps 2,4 Der im Himmel thront, lacht, der HERR spottet ihrer. Ps 2,5 Dann wird er zu ihnen reden in seinem Zorn und sie schrecken mit seinem Grimm: Ps 2,6 «Ich habe meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berge!» Ps 2,7 Ich will erzählen vom Ratschluß des HERRN; er hat zu mir gesagt: «Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt - Ps 2,8 Heische von mir, so will ich dir die Nationen zum Erbe geben und die Enden der Erde zu deinem Eigentum. Ps 2,9 Du sollst sie mit eisernem Zepter zerschmettern, wie Töpfergeschirr sie zerschmeißen!» Ps 2,10 So nehmet nun Verstand an, ihr Könige, und lasset euch warnen, ihr Richter der Erde! Ps 2,11 Dienet dem HERRN mit Furcht und frohlocket mit Zittern. Ps 2,12 Küsset den Sohn, daß er nicht zürne und ihr nicht umkommet auf dem Wege; denn wie leicht kann sein Zorn entbrennen! Wohl allen, die sich bergen bei ihm! Ps 3,1 Ein Psalm Davids, als er vor seinem Sohne Absalom floh. Ps 3,2 Ach, HERR, wie zahlreich sind meine Feinde! Viele stehen wider mich auf; Ps 3,3 viele sagen von meiner Seele: «Sie hat keine Hilfe bei Gott.» - (Pause.) Ps 3,4 Aber du, HERR, bist ein Schild um mich, meine Ehre und der mein Haupt emporhebt. Ps 3,5 Ich rufe mit meiner Stimme zum HERRN, und er erhört mich von seinem heiligen Berge. - (Pause.) Ps 3,6 Ich habe mich niedergelegt, bin eingeschlafen und wieder erwacht; denn der HERR stützte mich. Ps 3,7 Ich fürchte mich nicht vor Zehntausenden von Kriegsvolk, welche sich ringsum wider mich gelagert haben. Ps 3,8 Stehe auf, o HERR, hilf mir, mein Gott! Denn du hast alle meine Feinde auf den Kinnbacken geschlagen, zerbrochen die Zähne der Gottlosen. Ps 3,9 Der Sieg ist des HERRN. Dein Segen sei über deinem Volk! - (Pause.)
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Evelyn
antwortete am 15.02.01 (16:59):
Sahel
Schlag mir Posaunen um die Ohren,bis sie taub -
Ersticke mein Gesicht im Wüstenstaub -
Brich mir die Stimme aus der Kehle,eh sie lügt -
Eh ihr die billige Entschuldung glückt -
Stoss durch des Schädels eingefahrne Spreu - -
Dann zeige,dass Du Gott bist und erschaff mich neu !
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Heidi
antwortete am 15.02.01 (17:35):
zwei Gedichte von Pfarrer Lothar Zenetti
Einen Augenblick lang
Manchmal in seltenen Stunden spürst du auf einmal nahe dem Herzen, am Schulterblatt schmerzlich die Stelle, an der uns, wie man erzählt, vor Zeiten ein Flügel bestimmt war, den wir verloren.
Manchmal regt sich dann etwas in dir, ein Verlangen, wie soll ich's erklären, ein unwiderstehliches Streben, leichter und freier zu leben und dich zu erheben und hoch über allem zu schweben.
Manchmal nur einen Augenblick lang - dann ist es vorbei - erkennst du dein wahres Gesicht, du ahnst, wer du sein könntest und solltest. Dann ist es vorbei. Und du bist, wie du bist. Du tust, was zu tun ist. Und du vergißt.
* * *
Den Liebenden
Behütet sind, die sich lieben, und nichts darf ihnen geschehen.
Sie halten sich an den Händen und können ihr Glück nicht verstehn.
Der eine erkennt sich im anderen wenn sie in die Augen sich sehn.
So tauschen sie Leben um Leben, und nichts soll ihnen geschehn.
Verläßlich trägt sie die Erde, auf der sie wie Träumende gehn.
Und über ihnen am Himmel läßt Gott seine Sterne stehn.
Behüte, Herr, die sich lieben, so leicht kann die Liebe vergehn.
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 16.02.01 (11:20):
uebrigens
fern der wahrheit nah dem leben kriechen die gedanken hoch wer weiss wohin
eine weile zerrt zerberus noch hungrig an der leine
unirdische waerme froent den koerper
gleissend rinnt die energie zu schlag sprengt die schaedeldecke dass das gehirn platz hat
weit offen das alles
hkh
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Sieghard
antwortete am 16.02.01 (14:50):
Möhne, sing! Schwing deine Wasser über Powerland. Trunken bist du vom Glanz darin.
Menschheit, auf! Lauf ihr entgegen, deine Geburt ist nah! Geliebte, die Hochzeit ist da.
Trink seinen Wein, den neuen, glühenden, guten!
Herrliches All! Fall vor ihm nieder, bring dich als Gabe dar! Ewiges Leben wird dich im Tode durchbluten! .
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Heidi
antwortete am 16.02.01 (23:46):
:-) Elfenlied von Mörike
Elfenlied. Bei Nacht im Dorf der Wächter rief: Elfe! Ein ganz kleines Elfchen im Walde schlief - wohl um die Elfe! - und meint, es rief ihm aus dem Tal bei seinem Namen die Nachtigall, oder Silpelit hätt' ihm gerufen. Reibt sich der Elf' die Augen aus, begibt sich vor sein Schneckenhaus und ist als wie ein trunken Mann, sein Schläflein war nicht voll getan, und humpelt also tippe tapp durchs Haselholz ins Tal hinab, schlupft an der Mauer hin so dicht, da sitzt der Glühwurm, Licht an Licht. »Was sind das helle Fensterlein? Da drin wird eine Hochzeit sein: die Kleinen sitzen beim Mahle und treiben's in dem Saale. Da guck' ich wohl ein wenig 'nein!« - Pfui, stößt den Kopf an harten Stein! Elfe, gelt, du hast genug? Gukuk! Gukuk!
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Heidi
antwortete am 17.02.01 (09:49):
Was es zu lernen gibt
Klarheit durch Abstand ist von den Sternen zu lernen, die Offenheit von den Bäumen. Einheit innen und außen leben die Kinder. Die Träume wissen die Wahrheit.
Die Sonne lehrt den Umgang mit Gold, der Mond die silberne Heilung durch Gift, das Wasser die Wandlung, ohne sich aufzugeben, der Wind, wie man den Schmerz gelassen veratmet.
Catarina Carsten
Ich wünsche Allen ein schönes Wochenende
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Waltraud Krause
antwortete am 17.02.01 (12:46):
Wenn mein Gedicht auch nicht zu dem vorher geschriebenen paßt, so möchte ich es doch hier vorstellen.
Das Alter !
Es ist seltsam mit dem Alter, wenn man 13 und noch Kind, weiß man glasklar, daß das Alter so um 20 rum beginnt.
Ist man aber selber 20, denkt man nicht mehr ganz so steif, glaubt jedoch, genau mit 30, ist man für den Sperrmüll reif.
30iger, schon etwas weiser, und vom Lebenskampf geprägt, haben den Beginn des Alters, auf die 40 festgelegt.
40iger,mit dem Hang zum Grübeln, sagen dumpf wie ein Fagott, 50 sei die Altersgrenze, und von da an sei man Schrott.
Doch die 50iger, die Reifen, denken überhaupt nicht dran, sagen fit, das Altsein fängt....frühesten mit 60 an.
Mit 60 fühlt man schon in Kürze, man hat erreicht des Lebens Würze. Man zeigt jetzt was man alles kann, das Alter fängt mit 70 an.
Doch die 70iger die Klugen, schau`n den Kalender gar nicht an, jung sind alle die noch lachen, lieben, leben, weitermachen
ALTER....fängt mit 100 an !!!
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Heidi
antwortete am 17.02.01 (21:04):
Clemens v. Brentano
Einsam will ich untergehn Einsam will ich untergehn, Keiner soll mein Leiden wissen! Wird der Stern, den ich gesehn, Von dem Himmel mir gerissen, Will ich einsam untergehn Wie ein Pilger in der Wüste.
Einsam will ich untergehn Wie ein Pilger in der Wüste! Wenn der Stern, den ich gesehn, Mich zum letzten Male grüßte, Will ich einsam untergehn Wie ein Bettler auf der Heide.
Einsam will ich untergehn Wie ein Bettler auf der Heide! Gibt der Stern, den ich gesehn, Mir nicht weiter das Geleite, Will ich einsam untergehn Wie der Tag im Abendgrauen.
Einsam will ich untergehn Wie der Tag im Abendgrauen! Will der Stern, den ich gesehn, Nicht mehr auf mich niederschauen, Will ich einsam untergehn Wie ein Sklave an der Kette.
Einsam will ich untergehn Wie der Sklave an der Kette! Scheint der Stern, den ich gesehn, Nicht mehr auf mein Dornenbette, Will ich einsam untergehn Wie ein Schwanenlied im Tode.
Einsam will ich untergehn Wie ein Schwanenlied im Tode! Ist der Stern, den ich gesehn, Mir nicht mehr ein Friedensbote, Will ich einsam untergehn Wie ein Schiff in wüsten Meeren.
Einsam will ich untergehn Wie ein Schiff in wüsten Meeren! Wird der Stern, den ich gesehn, Jemals weg von mir sich kehren, Will ich einsam untergehn Wie der Trost in stummen Schmerzen.
Einsam will ich untergehn Wie der Trost in stummen Schmerzen! Soll den Stern, den ich gesehn, Jemals meine Schuld verscherzen, Will ich einsam untergehn Wie mein Herz in deinem Herzen.
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Heidi
antwortete am 17.02.01 (22:27):
*g* auch von Brentano:
Die Rose blüht, ich bin die fromme Biene, Die in der Blätter keuschen Busen sinkt, Und milden Tau und süßen Honig trinkt, Doch lebt ihr Glanz und bleibet ewig grüne. So singt mein tiefstes Freudenlied, Ach meine Rose blüht! Die Rose blüht, o Sonnenschein verziehe, Daß lange noch der liebe Sommer währt, Und mir kein Sturm die süße Lust versehrt, Daß all mein Heil aus dieser Rose blühe So freut sich innig mein Gemüt, Weil meine Rose blüht!
Die Rose blüht, und lacht vor andern Rosen, Mit solcher Huld, und Liebesmildigkeit, Daß gern mein Sinn sich zu der Pflicht erbeut, Mit andern Blumen nie mehr liebzukosen, Weil alle Liebe, die erglüht, Aus dir du Rose blüht!
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Heidi :-))
antwortete am 17.02.01 (22:58):
zum Schluß :-)) (siehe auch hkh oben *g*)
uebrigens
gefuehle an die leine genommen koerper in eiswasser getaucht schaedeldecke geschlossen wahrheit ins auge gesehen gedanken unterdrueckt herz verschlossen nah dem tod blutrot tot hl
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Sieghard
antwortete am 18.02.01 (11:12):
Paul Wühr (*1927)
Ich habe den Fehler nicht machen müssen weil
der sagt ich bin der Fehler der ich bin
lasset uns den Fehler machen ein Bild das uns gleich sei
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 18.02.01 (11:49):
sehr schoenes "dreieckiges" gedicht, heidi
Zur Auflockerung: (((o:
Krimskrams II
"Du willst 'ne Harley leasen, Rocker? Dann mach' schon mal 'nen Riesen locker."
Erbse
"O tempora, o mores!" rief er, kaum roch des Abflußrohres Mief er.
Johannes Widi
"Oh, Schatz, erhöre meine Bitte! Laß mich in deiner Beine Mitte!"
Erbse
'ne Flasche Schnaps trank Liebetraut - dann wurden ihre Triebe laut.
Erbse
Als ich um Geld trotz Manko bat, verhöhnte mich der Bankomat.
Johannes Widi
Als wir noch in der Wiege lagen, fuhr'n wir gern im Liegewagen, da konnten wir im Wagen liegen und uns in allen Lagen wiegen.
Oliver Weigel
Der Kropf hervor beim Jodeln ragt, wenn man zu Tal auf Rodeln jagt.
Johannes Widi
Der Nutzen von Bieren liegt im Putzen von Nieren.
Johannes Widi
Dem Mädchen in der Bäckerei schläft häufig nachts ein Recke bei.
Erich Mühsam
Der ist ein großer Schweinehund, dem je der Sinn für Heine schwund.
Erich Mühsam
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Ingrid Schmidt
antwortete am 18.02.01 (15:00):
Hallo an alle: Kennt jemand den Text des englischen Gedichtes mit folgender Beginnzeile:
Wake up said the sun to the snowdrop ...............
Ich freue mich schon auf Rückmeldungen. Herzliche Grüße Ingrid
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Heidi
antwortete am 18.02.01 (22:16):
Morgenstern :-))
Es pfeift der Wind . . .
Es pfeift der Wind. Was pfeift er wohl? Eine tolle, närrische Weise. Er pfeift auf einem Schlüssel hohl, bald gellend und bald leise.
Die Nacht weint ihm den Takt dazu mit schweren Regentropfen, die an der Fenster schwarze Ruh ohn End eintönig klopfen.
Es pfeift der Wind. Es stöhnt und gellt. Die Hunde heulen im Hofe. - Er pfeift auf diese ganze Welt, der große Philosophe.
* * *
Der Seufzer
Ein Seufzer lief Schlittschuh auf nächtlichem Eis und trämte von Liebe und Freude. Es war an dem Stadtwall, und schneeweiß glänzten die Stadtwallgebäude.
Der Seufzer dacht' an ein Maidelein und blieb erglühend stehen. Da schmolz die Eisbahn unter ihm -- und er sank -- und ward nimmer gesehen.
* * *
Das Gebet
Die Rehlein beten zur Nacht, hab acht!
Halb neun!
Halb zehn!
Halb elf!
Halb zwölf!
Zwölf!
Dle Rehlein beten zur Nacht, hab acht! Sie falten die kleinen Zehlein, die Rehlein.
* * * Gute Nacht und einen guten Wochenanfang wünsche ich allen
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Heidi
antwortete am 19.02.01 (15:38):
Der Bettler
Ein Bettler steht am Himmelstor. Petrus grinst: "Du warst Autor? So will ich mit dir gnädig sein; du warst gewiss ein armes Schwein !"
Juni 1997 "bettler" Georg Segessenmann
Dies zum Einstieg, ich möchte Euch einen Dichter vorstellen, den ich im Gästebuch entdeckt und um eine Kostprobe seiner Gedichte gebeten habe. Gleich noch mehr :-))
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Heidi
antwortete am 19.02.01 (15:43):
Als Gott der Herr....
Als Gott der Herr die Welt erschaffen mit all den Tieren bis zum Affen, da dünkte ihn, es fehl` noch was, na so was wie im Spiel das As.
Drum nahm er einen Klumpen Lehm, setzte sich auf den Thron bequem, dann knetete er mit voller Kraft und hatte bald es schon geschafft den Adam aus dem Lehm zu formen, ganz ohne Plan und ohne Normen. Dann trank er noch ein Schlücklein Wein und blies Adam seinen Odem ein.
Obwohl das Werk den HERRN erfreute und ihn der Lehm kein bisschen reute, hörte er nach ein paar Tagen sich selber bitterlich beklagen: "Der Prototyp ist zwar gelungen;
er hat ein Herz und Leber, Lungen, doch irgendwie scheint mir beim Bein ein kleines Stück zuviel zu sein. Darum erschaff`` ich jetzt im Nu nen weiteren Mensch, ohne, dazu". Gesagt, getan, gewagt, wohlan; was er erschuf, war wohlgetan. Mal kurzes Haar, mal langes Haar; es war ein schönes Menschenpaar, das sich da in der Sonne sonnte und Gott den HERRN erfreuen konnte.
"Nun zieht ins Paradies sogleich und wachset und vermehret euch; benehmet euch wie Frau und Mann und macht die Erd` euch untertan"! Die beiden taten wie befohlen, vermehrten sich ganz unverhohlen, und schon nach ein paar kurzen Jahren sie eine grosse Sippe waren, die sich, wie Gott sie einst belehrte, sich wie Karnickel stets vermehrte. Doch bald hat Gott es Leid getan; sie machten nicht nur untertan, sie rotteten auch fleissig aus; die Erde wurde, Graus oh Graus in eine Wüstenei verwandelt, das Paradies wurde verschandelt.
Der HERR schaut zu; erbost? Vergrämt? Ob er sich seiner "Tat" wohl schämt?
Dezember 2000 "Als Gott der Herr..." Georg Segessenmann
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Heidi
antwortete am 19.02.01 (15:53):
Georg Segessenmann (Pseudonym)ist Schweizer, Jahrgang 1932 und schreibt seit seiner Jugend (ca.200 Gedichte bisher). Es gibt auch zwei Bücher von ihm: "Herbstlaub" (Amazon) und "Der Armeleutebub" (nur direkt vom Autor). Hier seine E-Mail-Adresse: gseges@yetnet.ch
Jetzt noch ein weiteres, sehr schönes Gedicht von ihm:
Bergwelt
Berge unter lichten Wolken, Sturzbach, der zu Tale rauscht, Herdenkühe, frisch gemolken, Gemse, die Gefahr erlauscht; Bergblumen ducken ihre Köpfe, zwei Murmeltiere halten Wacht, an Krüppellärchen flattern Zöpfe, die Wind und Wetter grau gemacht. Ich wandere dem Licht entgegen, bestaun` die hehre Alpenwelt, trotze kaltem Wind und Regen und bin wie selten aufgestellt. Rund um mich tanzen Nebelfetzen, feuchten mir das Haar, die Haut; Perlenpracht auf Spinnennetzen, so schön, wie ich noch nie geschaut. Märchenzauber? Zauberwelten? ich verlier` mich hoffnungslos darin, geniess` die Luft, die rein und sauber und fühle, dass ich glücklich bin.
Die Wolkendecke, nun gerissen, weicht dem zarten Himmelsblau, verziert von weissen Wolkenkissen; Gletscherwind wird lind und lau. Seufzend pack` ich meine Sachen, greif` zögernd nach dem Wanderstab, durch meine Seele zieht ein Lachen, das ich schon fast vergessen hab`.
Abwärts lenk` ich meine Schritte, verlass` die hehre Zauberwelt; hoch zum Himmel geht die Bitte, dass der Herr sie lange noch erhält.
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August 1999 "Bergwelt" Georg Segessenmann
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 19.02.01 (17:03):
Das Große Lalula
Kroklokwafzi? Se¯eme¯i! Seiokrontro -- prafriplo: Bifzi, bafzi; hulale¯i: quasti basti bo... Lalu lalu lalu lalu la!
Hontraruru miromente zasku zes rü rü? Entepente, leiolente klekwapufzi lü? Lalu lalu lalu lala la!
Simarat kos malzlpempu silzuzankunkrei (;)! Marjomar dos: Quempu Lempu Siri Suri Sei []! Lalu lalu lalu lalu la!
Christian Morgenstern
Morgenstern, 1)Christian, Maler, *Hamburg 29.9. 1805, †München 27.2. 1867, Großvater von 2); malte unter dem Einfluss von C.Rottmann zunächst realistische Landschaften, später romantisch-pathetische Bilder von Naturereignissen.
(c) Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, 1999
2) Christian, Dichter, *München 6.5. 1871, †Meran 31.3. 1914, Enkel von 1); schrieb Lyrik und Kabaretttexte u.a. für M.Reinhardts »Überbrettl«; auch Aphorismen, Kinderlieder; Übersetzungen. Morgenstern wurde bekannt durch seine witzigen Sprachgrotesken (v.a. »Galgenlieder«, 1905; »Palmström«, 1910; »Der Gingganz«, 1919). Sein Denken war beeinflusst von Nietzsche, dem Buddhismus und der Anthroposophie R.Steiners.
(c) Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, 1999
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