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THEMA: Thema zum Sonntag von Hilde Domin
45 Antwort(en).
lola
begann die Diskussion am 28.02.04 (08:18) mit folgendem Beitrag:
Unaufhaltsam Das eigene Wort, wer holt es zurück, das lebendige eben noch ungesprochene Wort? Wo das Wort vorbeifliegt Verdorren die Gräser, werden die Blätter gelb, fällt Schnee. Ein Vogel käme dir wieder. Nicht dein Wort, das eben noch ungesagte, in deinen Mund. Du schickst andere Worte hinterdrein, Worte mit bunten, weichen Federn. Das Wort ist schneller, das schwarze Wort. Es kommt immer an, es hört nicht auf, an- zukommen. Besser ein Messer als ein Wort, Ein Messer kann stumpf sein. Ein Messer trifft oft Am Herzen vorbei. Nicht das Wort. Am Ende ist das Wort, immer am Ende das Wort. Hilde Domin
Dieses Gedicht - so meine ich - sollten wir uns alle durchlesen und gut durchdenken! Es trifft so die Realität und oft denken wir nicht an die mögliche harte Wirkung unserer Worte! Aber das ist doch wichtig?
Gruß von Lola.
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Irina
antwortete am 28.02.04 (09:07):
Unaufhaltsam positiv
Das eigene Wort, wer hat es gefangen, das lebendige eben noch ungesprochene Wort?
Wo das Wort vorbeifliegt heben die Blüten die Köpfchen, werden die Blätter zu Blüten, fallen Sonnenstrahlen ein. Ein Vogel käme dir wieder. Und ein Wort, das eben noch ungesagte, in deinen Mund. Du schickst andere Worte hinterdrein, Worte mit bunten, weichen Federn. Das Wort ist entschwunden, das schwarze Wort. Es kommt nimmer an, es hört auf, anzukommen.
Nicht ein Messer, lieber ein Wort, Ein Messer kann stumpf sein. Ein Messer trifft oft Am Herzen vorbei. Nicht dein Wort.
Am Ende ist das Wort, immer am Ende das Wort.
(frei nach Hilde Domin)
www.Irina.poet
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lola
antwortete am 28.02.04 (15:55):
Hallo, Irina,
Du reagierst aktiv! Nicht wahr, das ist ein herrliches Gedicht von der Hilde Domin? Am vergangenen Sonntag war die 95 Jährige deutsche Jüdin,- Lyrikerin - hier zu einer Lesung! Dadurch, daß sie alles, was sie durchlebt hat kreativ in Lyrik umgesetzt hat, erlebt man sie in ihren Gedichten sehr direkt! Es ist eine ganz großartige Frau! Am Montag drauf war sie in einem hiesigen Gymnasium, um den Schülern von Ihren zeitgeschichtlichen Erlebnissen zu berichten und auch ihre so tief nachzuempfindende Lyrik vorzutragen! Diese Frau ist fantastisch! Und das nach all dem, was sie durchzustehen hatte. Für mich ist ihre gesamte Lyrik ein tief erlebter Bericht der fürchterlichen Vergangenheit, die sie seit 1932 durch Hitler durchzustehen hatte. Ob außer mir auch andere ihre Lyrik kennen?
Ich bin einfach fasziniert.
Es lohnt sich - für Menschen, die Lyrik mögen - ihre gesammelten Gedichte durchzulesen! <b>Alle</b> sind fantastisch!
Gruß von lola.
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Irina
antwortete am 29.02.04 (07:48):
Lediglich wollte ich das Gedicht ein bißchen positiv verändern. Für mich hat es zu viele "dunkle" Wörter.
Irina
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Ruth
antwortete am 29.02.04 (10:14):
Große Worte einer großen Frau "positiv verändern"? Eine nicht gerade großartige Idee, finde ich.
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Irina
antwortete am 29.02.04 (10:30):
"Eine nicht gerade großartige Idee, finde ich." (Ruth)
*Mecker ...*
"Für mich hat es zu viele "dunkle" Wörter." (Irina)
Angeblich soll man in diesen Foren seine Meinung äußern dürfen, "große Leute" oder nicht ..... :-(
Irina
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Ruth
antwortete am 29.02.04 (10:33):
Und genau das tat ich: meine Meinung äußern.
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marie2
antwortete am 29.02.04 (11:21):
Das Gefieder der Sprache
Das Gefieder der Sprache streicheln Worte sind Vögel mit ihnen davonfliegen
Hilde Domin aus "Gesammelte Gedichte"
"Je älter ich werde, je mehr vertrau ich auf das Gesetz, wonach die Rose und die Lilie blüht. Mit diesem Goethe Zitat begann Hilde Domin ein Lesung. Damit beginnt auch die CD mit Gedichten, die die Autorin selber liest. Wenn man eine ihrer Lesungen gehört hat, fühlt man sich gleich wieder dahin versetzt. CD: Hilde Domin, Dieser weite Flügel
Marie2
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mart
antwortete am 29.02.04 (11:31):
Wenn ich vergehe (Hilde Domin)
Wenn ich vergehe Wird die Sonne weiter brennen
Die Weltkörper werden sich Bewegen nach ihren Gesetzen um einen Mittelpunkt den keiner kennt
Süß duften wird immer der Flieder weiße Blitze ausstrahlen der Schnee
Wenn ich fortgehe von unserer vergeßlichen Erde wirst du mein Wort ein Weilchen für mich sprechen?
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lola
antwortete am 29.02.04 (11:39):
@ Irina
Weißt Du, irgendwie kann ich Dich zwar verstehen, aber hier sind diese Gedichte der Hilde Domin doch nicht aus "Freude" am Pessimimus so dunkel, sondern Hilde Domin gibt einfach von sich, was sie derartig zu erdrücken drohte, daß sie es von sich geben muß! Ich denke, dieses nachzuempfinden, darum geht es hier mehr! In Ihrer Lesung bei uns sagte sie: "Wenn man durch Schweres hindurch muss, dann gibt es nur drei Möglichkeiten, damit fertig zu werden:
entweder: man verzweifelt und dreht möglicherweise durch? oder: man geht auf die Coach eines Psychiaters
oder man wird kreativ!"
diesen letzten Weg hat sie gewählt, und ich empfinde, daß man genau spührt, wie sie als "Dennoch-Mensch" wie sie sich selber nennt, den eigenen Weg gefunden hat! Ich meine, daß wir auf diese Weise auch empfinden dürfen, was in der Nazizeit hier den unterschiedlichen Menschen geboten wurde! Darum denke ich: Hier geht es darum, diese Lasten, die die Deutschen anderen Menschen aufgedrückt haben, wirklich tief im Herzen wahrzunehmen! So ist doch das Düstere auch wichtig, oder?
Gruß von lola
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Irina
antwortete am 29.02.04 (11:41):
"Und genau das tat ich: meine Meinung äußern." (Ruth)
Aber nicht über das Thema, sondern über mich. Großer Unterschied!!
Irina
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mart
antwortete am 29.02.04 (12:24):
Hilde Domin Hier
Ungewünschte Kinder meine Worte frieren.
Kommt ich will euch auf meine warmen Fingerspitzen setzen Schmetterlinge im Winter.
Die Sonne blaß wie ein Mond scheint auch hier in diesem Land wo wir das Fremdsein zu Ende kosten.
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Gudrun_D
antwortete am 29.02.04 (13:36):
*Große Worte einer großen Frau "positiv verändern"? Eine nicht gerade großartige Idee, finde ich.*
Ruth deine Worte: es ist nicht nur *keine grossartige Idee* möchte ich abändernd unterstreichen:
es ist Anmassung!
Hilde Domin
gibt in ihren Gedichten sehr einfühlsam und zum darübernachdenken ihren Erlebnissen Ausdruck. Wer das nicht nachempfinden kann,sollte lieber still sein. Diese Reime abzuändern zeigt von wenig Mitgefühl!
@lola
bitte nicht wieder von den *Lasten sprechen,die wir Deutschen anderen Menschen aufgedrückt haben*...
ich zähle mich absolut nicht "zu diesen Deutschen"-denn ich würde und könnte niemals anderen unermessliches Leiden und Schlimmeres zufügen. Ich wehre mich ganz einfach gegen eine aufgebrummte Kollektivschuld.
Höre oder lese ich von diesen Gräueltaten,erschüttert es mich zutiefst! Filmmaterial darüber ansehen kann ich nicht!
Erlebtes Leiden in dieser Ausdrucksform nachempfinden,macht mich still. Nicht zuletzt geschieht täglich vielen Menschen in aller Welt ähnlich Schreckliches. Ich möchte das ändern können und fühle mich so hilflos
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Irina
antwortete am 29.02.04 (14:02):
"Wer das nicht nachempfinden kann,sollte lieber still sein." (Gudrun_D)
Ach soooo -, "Nachempfinden" ist Vorschrift??? Lächerlich.
Aber d e r sollte "lieber still sein", der hier ständig gegen die Regeln verstößt.
Irina
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Irina
antwortete am 29.02.04 (14:10):
Ach sorry, was Du an lola geschrieben hast, zeugt von einer herausragenden Persönlichkeit - like Albert Schweitzer.
Weine nicht! Jetzt weiß es jeder. Es tut mir leid, daß ich d a s übersehen habe.
Irina
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Ruth
antwortete am 29.02.04 (15:52):
Meine Güte, eigentlich dürften derartige Beiträge wie die letzten beiden (Irina) im Zusammenhang mit Hilde Domin überhaupt nicht erscheinen. Wann wird sich wohl generell die Erkenntnis durchsetzen, dass Quantität nicht mit Qualität gleichzusetzen ist?
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Irina
antwortete am 29.02.04 (15:58):
q.e.d.
Irina
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jeanny
antwortete am 29.02.04 (16:40):
ich möchte mich bei allen bedanken die mir hilde domin nahe gebracht haben,muss gestehen, dass ich sie nicht gekannt habe. herrliche gedichte.
werde jetzt mal googeln,und versuchen mehr zu finden.
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marie2
antwortete am 29.02.04 (17:23):
Ist das wirklich so schlimm, wenn jemand ein Gedicht für sich so umschreibt, dass es seiner –augenblicklichen- Stimmung entspricht?
Wenn ich mich nicht allzu sehr täusche, trug Hilde Domin bei der Dichterlesung, die ich vor einigen Jahren besuchte, ein Gedicht vor, dass ein Schüler einem ihrer Gedichte nachempfunden hatte. Sie fand das sehr kreativ und nannte es lebendigen Umgang mit der Dichtung.
Marie2
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Ruth
antwortete am 29.02.04 (18:42):
Marie2, sicher nicht "schlimm", aber - je nach Persönlichkeit - unpassend und respektlos. Hilde Domin gehört in diesen Kreis.
jeanny, schau mal bei Amazon - da kannst Du immer auch "gelesene" Bücher günstiger kriegen.
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marie2
antwortete am 29.02.04 (19:22):
"....unpassend und respektlos. Hilde Domin gehört in diesen Kreis."
Ich bewundere Hilde Domin ungemein. In der Dichterlesung erlebte ich sie als eine sehr lebendig Frau, die viel zu sagen hat. Sie ist eine Zeitzeugin, aber ich denke kein starres Denkmal. Was etwas abändern, wenn auch in einem ganz anderen Sinn, angeht. Hilde Domin wagte das mit einer biblischen Geschichte. Sie schrieb die Geschichte von Kain und Abel in einem Gedicht um. Sie ließ Abel leben und verzeihen
Abel steh auf es muß neu gespielt werden täglich muß es neu gespielt werden täglich muß die Antwort noch vor uns sein die Antwort muß ja sein können wenn du nicht aufstehst Abel wie soll die Antwort diese einzig wichtige Antwort sich je verändern wir können alle Kirchen schließen und alle Gesetzbücher abschaffen in allen Sprachen der Erde wenn du nur aufstehst und es rückgängig machst die erste falsche Antwort auf die einzige Frage auf die es ankommt steh auf damit Kain sagt damit er es sagen kann Ich bin dein Hüter Bruder wie sollte ich nicht dein Hüter sein Täglich steh auf damit wir es vor uns haben dies Ja ich bin hier ich dein Bruder Damit die Kinder Abels sich nicht mehr fürchten weil Kain nicht Kain wird Ich schreibe dies ich ein Kind Abels und fürchte mich täglich vor der Antwort die Luft in meiner Lunge wird weniger wie ich auf die Antwort warte
Abel steh auf damit es anders anfängt zwischen uns allen
Die Feuer die brennen das Feuer das brennt auf der Erde soll das Feuer von Abel sein
Und am Schwanz der Raketen sollen die Feuer von Abel sein Hilde Domin
Abel steh auf
Abel steh auf es muß neu gespielt werden täglich muß es neu gespielt werden täglich muß die Antwort noch vor uns sein die Antwort muß ja sein können wenn du nicht aufstehst Abel wie soll die Antwort diese einzig wichtige Antwort sich je verändern wir können alle Kirchen schließen und alle Gesetzbücher abschaffen in allen Sprachen der Erde wenn du nur aufstehst und es rückgängig machst die erste falsche Antwort auf die einzige Frage auf die es ankommt steh auf damit Kain sagt damit er es sagen kann Ich bin dein Hüter Bruder wie sollte ich nicht dein Hüter sein Täglich steh auf damit wir es vor uns haben dies Ja ich bin hier ich dein Bruder Damit die Kinder Abels sich nicht mehr fürchten weil Kain nicht Kain wird Ich schreibe dies ich ein Kind Abels und fürchte mich täglich vor der Antwort die Luft in meiner Lunge wird weniger wie ich auf die Antwort warte
Abel steh auf damit es anders anfängt zwischen uns allen
Die Feuer die brennen das Feuer das brennt auf der Erde soll das Feuer von Abel sein
Und am Schwanz der Raketen sollen die Feuer von Abel sein Hilde Domin
Marie2
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Ruth
antwortete am 29.02.04 (21:49):
Es ist doch wohl ein riesiger Unterschied, ob ein Lyriker ein biblisches Thema verarbeitet oder ob in einem, weltweit zugänglichem Forum eines seiner Werke von irgend jemandem "umgeschrieben" wird. Wenigstens sehe ich das so. Und von "verzeihen" soll hier sicher keine Rede sein - dazu ist das alles nicht wichtig genug - sicher jedenfalls für Hilde Domin nicht. Sie hat Schlimmeres erlebt.
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marie2
antwortete am 29.02.04 (23:01):
Natürlich sind das andere Dimensionen, Ruth, da stimme ich Dir voll zu. Gerade deswegen fragte ich, ob das Umdichten so schlimm ist Das Gedicht "Abel steh auf" hatte ich nur wegen des Abänderns genannt. Das Verzeihen bezog sich auf das Gedicht, nicht hier auf die Diskussion. Da ich das Gedicht nannte, habe ich es gleich dazugeschrieben.
Marie2
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ricardo
antwortete am 01.03.04 (00:29):
Hallo zu früher Stunde Hier eines meiner liebsten Gedichte von Hilde Domin
Zur Ermutigung
Lange wurdest du um die türelosen Mauern der Stadt gejagt.
Du fliehst und streust die verwirrten Namen der Dinge hinter dich.
Vertrauen, dieses schwerste ABC.
Ich mache ein kleines Zeichen in die Luft, unsichtbar, wo die neue Stadt beginnt, Jerusalem, die goldene, aus Nichts.
Hilde Domin
Ich bin auch der Auffassung, ihre Gedichte so wie sie sind, stehen zu lassen. Sonst besteht die Gefahr, daß die Verse den Bezug zu ihr verlieren. Manches von ihr klingt wie von einer Prophetin gesagt.
Ich kenne einige ihres Volkes und bin überzeugt, daß der alte Glaube uns viel zu geben hätte.
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Irina
antwortete am 01.03.04 (08:19):
Et tu ricarde? ---------------------------------------- " ... trug Hilde Domin bei der Dichterlesung, die ich vor einigen Jahren besuchte, ein Gedicht vor, dass ein Schüler einem ihrer Gedichte nachempfunden hatte. Sie fand das sehr kreativ und nannte es lebendigen Umgang mit der Dichtung." (marie2)
Hilde Domin --> ecce homo, im Gegensatz zu manchen anderen hier. Danke, marie2!
Und nun? Laßt uns streiten über Blasphemie *lach*
Irina
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wanda
antwortete am 01.03.04 (08:35):
wenn man ein Gedicht verändert - nur so für sich - dann schreibt man es doch nicht um, denn das ursprüngliche Gedicht bleibt ja stehen. Man schreibt eine Variante und ehrt damit den Schriftsteller oder die Schriftstellerin. Ich finde überhaupt nichts dabei, wenn man, auch von großen Werken, eigene formuliert und den Ursprung nennt.
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Gudrun_D
antwortete am 01.03.04 (09:21):
Irgendein Gedicht verändern-nun,das haben wir alle sicher schon mal gemacht. Wenn es aber darum geht,sehr sensibel geschilderte schwere Erlebnisse umzutexten,weil sie " zu dunkel" empfunden wurden,ist das doch etwas ganz anderes! *Hilde Domin* sagt mit ihren Gedichten etwas aus,dem man sich nicht entziehen kann. Aus dunklem etwas helles machen zu wollen,nur weil es selber so gefällt,ist meiner Meinung nach,Anmassung und verfremdet Ausgesagtes!
Man könnte ja selber texten oder Reimen.........
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lola
antwortete am 01.03.04 (09:38):
Hallo, Gundrun_D
Zu Deiner Antwort: "Kollektivschuld".... Du, ich verstehe Dich so!!! Aber ich muss Dir sagen, daß ich als frühere Lehrerin mal an einem literarischen Abend dem Thema wieder ausgesetzt war! Ich dachte wie Du damals! Aber am Ende war mir doch deutlich geworden:Was da passierte, das muss ich mir immer wieder klar machen, einfach um auch zu sehen,was dadurch geschah! Diese Menschen zu verstehen! Ist das nicht die Basis heute aktiv mitzudenken, wenn es um politische Ziele geht, in die die Juden eingebunden sind? Und auch diese herrlichen Gedichte von Hilde Domin könnte man doch nie richtig verstehen, wenn man den Hintergrund, der sie prägte, nicht kennen würde! Auch ich habe damals als Kind keineswegs gewußt, was passierte, geschweige irgendwie aktiv werden können! Dennoch gehöre ich zu den Deutschen, die - und sei es aus Unfähigkeit, sich zu widersetzen, wer hätte das schon gekonnt - diese Greueltaten nicht nur geschehen ließen, sondern dadurch irgendwie daran beteiligt waren! Wenn man nur an die Behandlung der "entarteten Kunst" denkt! Was passierte den damaligen Künstlern! Nur das Wissen darum läßt uns doch richtig sehen und auch verstehen! Darum denke ich: wir müssen wissen!
Gruß von lola
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Irina
antwortete am 01.03.04 (09:42):
" ... ist meiner Meinung nach,Anmassung " (Gudrun_D)
Bleib doch einfach dabei - anstatt immer wieder Deine kräftigen Ausdrücke einzubringen. Mir ist Deine Meinung schnurz! Ich habe eben meine, die D i r leider nicht schnurz zu sein scheint, wenn Du immer wieder darauf herumhackst.
"Irgendein Gedicht verändern-nun,das haben wir alle sicher schon mal gemacht. Wenn es aber darum geht,sehr sensibel geschilderte schwere Erlebnisse umzutexten,weil sie " zu dunkel" empfunden wurden,ist das doch etwas ganz anderes!" (Gudrun_D)
Dein Zeigefinger (in hoc salus? *lach*) wird bald abbrechen wegen Überbeanspruchung.
Ego sum qui sum --- hack doch einmal darauf herum - oder fehlen Dir da die Worte?
Irina
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jeanny
antwortete am 01.03.04 (09:55):
Ruth
herzlichen dank für deinen tip.
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Gudrun_D
antwortete am 01.03.04 (13:15):
na,Irina wann haste denn die Google-Seite mit den lateinischen Sprüchen durch;-)? Benedict Wach-Homepage äch bän beäindrockt
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Irina
antwortete am 01.03.04 (13:40):
:->
Ist Dir diese Sprache geläufiger?
Irina
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ricardo
antwortete am 01.03.04 (14:27):
Irina ich habe vor vielen Jahren Hilde Domin gehört, und ich kann mir schon vorstellen, daß sie gegenüber den Gestaltern ihrer Gedichte höflich bleibt. Aber ich bleibe dabei ich dichte lieber schlecht und selber!
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Irina
antwortete am 01.03.04 (15:26):
Dann man los, ricardo :-))
Ganz abgesehen mal von den schönen Bildern, die Du erstellst.
Irina
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ricardo
antwortete am 01.03.04 (22:29):
Bekehrung
Ach herrjeh denkt euch ihr Lait Unsere Katzen, die treibens zu weit! Beide sind wild und trotz unseren Gebeten Entschlossen zum Islam übergetreten. Der Snoopy geht nur noch mit Turban aus Den Bart trägt er würdevoll, eiderdaus! Und Betzi trippelt immer hinter ihm drein Mit einem Tschador macht sie sich fein!
Früher hat sie ihn durchs Haus gejagt Zur Mahlzeit immer die erste die klagt Frech und gerissen und voller Flusen Aber jetzt ist sie milde und meidet das Schmusen Verbirgt ihr Gesicht unter schwarzer Seide Und stolziert blöde herum im dunklen Kleide.
Denkt euch der Snoop schnurrt nur noch ganz selten Er wendet den Blick in jenseitige Welten Er träumt wohl immer vom Paradeise Mit herrlichen Katzen und köstlicher Speise!
Wir sind mal gespannt , die Zeit die geht rum Nachbars Katzen verharren im Heidentum Und wir hoffen es ist bald vorbei Mit der Katzen-Frömmelei!
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Irina
antwortete am 02.03.04 (07:50):
Meine Dicke denkt ...
Jedesmal, wenn ich zum Impfen geh, ich ins Gesicht vom Tierarzt seh. Dies ändert sich nie seit Jahr und Tag, weil er mein Körpergewicht nicht mag. Er schnauzt dann mein Frauchen ganz böse an, wenn sich das nicht ändre, die Dicke kann erkranken an Zucker, Gelenkverschleiß. Und ich denke, auf deine Meinung ich sch ..., denn fressen könnte ich noch und nöcher, wenn der Magen sagt, er hätt nur noch Löcher. Und mein Frauchen neigt manchmal auch dazu. Der Tierarzt, er lasse uns endlich in Ruh, denn schließlich - die Quelle weiß ich nicht - macht Fasten nur Falten ins Gesicht!!
Irina für ihre Dicke
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Gudrun_D
antwortete am 02.03.04 (08:07):
Im Haustierforum wären obige Zeilen besser aufgehoben,als hier.
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Irina
antwortete am 02.03.04 (09:07):
Mecker! Schon am frühen Morgen :-((
Du verkennst einfach die Bezüge.
Irina
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ricardo
antwortete am 02.03.04 (09:15):
Gudrun, ich kenne und verehre Hilde Domin die hätte hier uns sicher verziehn! und auch über die Tiergedichteln gelacht ich hoffe auch dir hats bissel Freude gemacht!
Irina :-))))) Spitze!
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Irina
antwortete am 02.03.04 (10:21):
" ... ich hoffe ..." (ricardo)
Ich fürchte, der Fall ist hoffnungslos. Das Thema oben scheint für manche sakrosankt zu sein.
[Für alle Fälle: "sakrosankt = unberührbar, da heilig. In der Umgangssprache kann man ein Thema auch "sakrosankt" nennen, das jemandem sehr wichtig ist und über das nicht gespottet werden sollte." Quelle: https://www.sociologicus.de/lexikon/lex_soz/s_z/sakrosan.htm
Irina
Internet-Tipp: https://www.sociologicus.de/lexikon/lex_soz/s_z/sakrosan.htm
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Sofia204
antwortete am 02.03.04 (15:19):
ich habe sie einmal erlebt im Geographischen Institut, wie sie mit meiner Chefin zurechtkam, das war auch ein Beweis ihrer 'Haare auf den Zähnen' wie sonst hätte sie durchgehalten ?
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ricardo
antwortete am 02.03.04 (17:43):
Das himmlische Paradies gewidmet Hilde Domin aus der Ferne!
Hört ihr Leut und lasst euch sagen Was die Stunde hat jeschlagen! Unser Katz die Betzi frißt Keine Mäuse nicht mehr nicht!
Die neue Zeit is anjebroche Jetz is nix mehr mit Maloche Des Paradies is da auf Erden Eemal muss doch Friede werden!
Keener tut was böses mehr Alle freuen sich gar sehr Nur im Senioretreff schauns dumm. Die Zeit zum Streite is jetz um.
Ach wie da die Menna weine Von die Damens schändet keine Mehr wie früher, s´ist zum Staune Ob Schwatte Rote oda Braune
Eierkuche wern gebacke Fast alle habe eine Macke Und die Deifel sin arm dran Lauter Engel Mann oh Mann!
Also wenn ihr mich fragt Ich bin für Weiter mache wie bishür! Ebe kommt mei Katz nach Haus Und Gottlob sie hat ne Maus!
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Irina
antwortete am 03.03.04 (07:47):
" ... Ich bin für Weiter mache wie bishür! ..." (ricardo)
Für mich gilt das nun nicht mehr: ich habe vom Webmaster eine "rosa Karte bekommen" (s. unter Allg. Themen "Reden wir über Sex"). Das schränkt mich natürlich in meiner Meinungs-Äußerung ein - und bedeutet wohl schon den halben Rausschmiß. Lerne einer die Webmaster kennen *seufz*
Was sagste nun, Gudrun_D?
Irina
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iustitia
antwortete am 03.03.04 (10:17):
Vielleicht hilft's - zurück zu Hilde Domin; könnte auch für Ostern ein Stück sein:
Hilde Domin Ecce Homo
Weniger als die Hoffnung auf ihn
das ist der Mensch einarmig immer
Nur der Gekreuzigte beide Arme weit offen der Hier-Bin-ich * M e i n e Deutung, d.h. "Aktualisierung" (obwohl andere anderes darunter verstehen:) Der gefolterte, gekreuzigte Mensch, ob um 30 n. Chr., ob im Faschismus oder immer wieder, wenn Menschen das Lebensrecht anderer Mitmenschen mißachten, entsteht eine Situation, die wir uns als Modell vergegenwärtigen können, bevor wir in eine solche Eskalation des Inhumane geraten: Der gemordete Mensch ist der gekreuzigte Gott in Personalunion, die tiefeste und überzeugendste Auslegung des chistlichen Liebesgebotes! Wenn irgendwann einmal alle Menschen zu dieser Erkenntnis des religiösen und humanen Mitleidens befähigt sein werden - kein, so glaube ich, irreales Moment angesichts der politischen und militärischen Perversionen heute, im ehemaligen Jugoslawien, im Irak etc. Vielmehr eine menschliche Hoffnung, eine konkrete Utopie der Verständigung! Nicht nur ein Gott, an den man glauben kann oder nicht (mehr) - nein, der gekreuzigte Mitmensch ist "der Hier-Bin-Ich" aus der Intention der Dichterin Domin! So drücken es die historischen, bildlichen und literarischen Dokumente aus: Es gilt die kathartische Wirkung zu entfalten, daß mensch bereit ist, sich auf Auge, Ohr und historische und innerpsychische Stimmen der anderen einzulassen: Toleranz ist immer die Freiheit des anders Denkenden. Auch wenn er sie missbraucht. Ein weiteres literarisches Beispiel: Elie Wiesel (Häftling in Buchenwald), der jüdisch-amerikanische Dichter und Nobelpreisträger, mußte im KZ Auschwitz mit ansehen, wie ein kleiner Junge bestialisch stranguliert wurde, und er hörte einen Mithäftling stöhnen: "Wo ist Gott? Wo ist jetzt unser Gott?". Aber er hörte auch eine innere Stimme, die zu ihm sprach: 'Wo Gott ist? Dort! Dort hängt er, am Galgen! Er, der Junge, der Gemordete, er ist der Christus!'
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Enigma
antwortete am 22.03.04 (14:44):
Manchmal habe ich hier als Besucherin Gedichte gelesen, da ich schon seit langem eine Vorliebe für Lyrik habe. Aber inzwischen komme ich mir "nur" als Zaungast etwas unfair vor. Darum möchte ich ab und zu auch einen kleinen Beitrag leisten. Ab und zu darum, weil ich mich bereits in einem anderen kleinen Forum engagiert habe.
Ich mag und verehre Hilde Domin sehr. Darum soll mein erster Beitrag auch ein Gesicht von ihr sein:
Nur eine Rose als Stütze
Ich richte mir ein Zimmer ein in der Luft unter den Akrobaten und Vögeln: mein Bett auf dem Trapez des Gefühls wie ein Nest im Wind in der äußersten Spitze des Zweigs.
Ich kaufe mir eine Decke aus der zartesten Wolle der sanftgescheitelten Schaft die im Mondlicht wie schimmernde Wolken über die feste Erde ziehn.
Ich schließe die Augen und hülle mich ein in das Vlies der verläßlichen Tiere Ich will den Sand unter den kleinen Hufen spüren und das Klicken des Riegels hören, der die Stalltür am Abend schließt.
Aber ich liege in Vogelfedern, hoch ins Leere gewiegt Mir schwindelt. Ich schlafe nicht ein. Meine Hand greift nach einem Halt und findet nur eine Rose als Stütze.
(Hilde Domin)
Gruß Enigma
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Enigma
antwortete am 02.04.04 (09:26):
Ich habe noch eines von Hilde Domin gefunden, das ich auch sehr, sehr schön finde:
Ziehende Landschaft
Man muss weggehen können und doch sein wie ein Baum: als bleibe die Wurzel im Boden, als zöge die Landschaft und wir ständen fest. Man muss den Atem anhalten bis der Wind nachlässt und die fremde Luft um uns zu kreisen beginnt, bis das Spiel von Licht und Schatten, von Grün und Blau, die alten Muster zeigt und wir zuhause sind, wo es auch sei, und niedersitzen können und uns anlehnen, als sei es das Grab unserer Mutter.
(Hilde Domin)
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