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THEMA:   Suche das Gedicht: Vier von der Garde und einer Husar

 2 Antwort(en).

moniqueeik begann die Diskussion am 19.02.04 (23:59) mit folgendem Beitrag:

Ich bin auf der Suche nach dem kompletten Text des Gedichtes "Vier von der Garde und einer Husar". Die ersten Zeilen lauten:
Sie hatten sich alles anders gedacht,
Die Arbeit hatte sie alt gemacht.
Der Vater gebeugt von eiserner Pflicht,...

Wer kann weiterhelfen? Vielen Dank!


Konrad antwortete am 20.02.04 (12:00):

Hier ist es:

Vier von der Garde und einer Husar

Sie hatten sich alles anders gedacht.
Die Arbeit hatte sie alt gemacht,
den Vater gebeugt in eiserner Pflicht,
der Mutter gewelkt ihr blasses Gesicht.
Nun waren sie müde. Sie hatten der Welt
fünf Söhne auf ihren Acker gestellt,
fünf Söhne von Kraft und stählernem Mut,
und alle so lieb und alle so gut.
Fünf Söhne! Nun durften sie müde sein.

Da brach das Ungewitter herein.
Man wusste noch kaum, von wannen es kam,
man spürte nur, dass es den Atem nahm.
Man hoffte und bangte und lauschte und litt,
und er musste doch kommen, der eiserne Schritt,
es hockte heimlich mit blutigem Hohn
das Kriegsgespenst an der Schwelle schon.
Es reckte sich auf. Da fiel der Schlag:
Morgen ist erster Mobilmachungstag!
Da hat das Dorf sich erschrocken geduckt.
Da haben sie alle im Leid gezuckt.
Die beiden standen schweigend und groß,
die Mutter wischte die Augen bloß
und sah ihre Jungen noch einmal an
und schnürte fünf kleine Bündel dann.

Vier bei der Garde und einer Husar.
Der Vater stand inmitten der Schar.
Er war nicht gebeugt. Er reckte sich auf:
Vorwärts, ihr Jungen! Nun dran und drauf!
Das Vaterland wartet. Es braucht eure Hand.
Ich zwinge die Scholle. Ich baue das Land.
Und kämt ihr nicht wieder? Und sollte es sein?
Er ging ganz still in die Kammer hinein.

Sie führten den ersten und zweiten hinaus,
der dritte und vierte zog aus dem Haus,
und auch der fünfte - es war doch schwer -
und auch der fünfte ging hinterher.

Vier bei der Garde und einer Husar.
Wie rot doch immer der Himmel war?
Im stillen Hause am Dorfesrand
Am Fenster oft eine Mutter stand
und spähte weit in die Ferne hinaus.
Die Grüße kamen - dann blieben sie aus.

Vier bei der Garde und einer Husar.
Wie bange das Warten und Beten war,
das Hoffen und Harren bei Tag und Nacht!
Da endlich wurde die Botschaft gebracht:
Ein fremdes Schreiben mit fremdem Zug.
Sie lasen es beide. Sie wussten genug.
Einer gefallen - und noch einer mehr.
Der dritte und vierte - auch hinterher.
Vier von der Garde - - o Gott, halt ein!
Das Opfer, es kann nicht größer sein.
Vier von der Garde - und auch der Husar
in Flandern drüben begraben war.

Da hat das Dorf sich erschrocken geduckt.
Da haben sie alle im Leid gezuckt.
Sie gingen leise am Hause entlang,
und keiner wagte den schweren Gang,
und keiner wusste ein Trosteswort;
sie schlichen sich heimlich wieder fort.

Nur einer blieb. Es musste doch sein.
Er trat in die stille Kammer hinein.
Da saßen sie beide am Hausaltar,
ein wenig weißer geworden ihr Haar,
ein wenig blasser ihr blasses Gesicht.
Nur weinen - nur weinen - das taten sie nicht;
Sie hielten den Rosenkranz in der Hand
und sprachen zum Kruzifix gewandt:
Der für uns - das Kreuz - getragen du,
gib unsern fünf Söhnen die ewige Ruh',
laß leuchten dein Licht ihnen immerdar:
Vier von der Garde - und einer Husar.

(Maria Weinand)


moniqueeik antwortete am 20.02.04 (14:24):

Hallo, Konrad!
Vielen Dank für die Antwort. Ich habe schon lange an vielen Orten gesucht und freue mich sehr, dass es im Seniorentreff so schnell geklappt hat.
Alles Gute, moniqueeik