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THEMA:   Weihnachtswünsche

 3 Antwort(en).

eika begann die Diskussion am 23.12.03 (09:55) mit folgendem Beitrag:

Wünsche

Ich wünsche mir ein Weihnachten des Herzens,
dass Hass nicht mehr die Völker trennt,
dass alle Menschen ohne Angst hier leben
und Fremde man noch Freunde nennt.

Ich wünsche mir ein Weihnachten des Friedens
für alle Menschen dieser Welt,
dass alle Tränen trocknen und versiegen
und ganz allein die Liebe zählt.

Ich wünsche mir ein Weihnachten der Stille,
dass ich in mir ganz tief darinnen
den Atemzug der Seele spüren kann
und wieder voll Glück empfinde,
dass Gott als Kind zu allen Menschen kam.

Katharina Waterkamp

In diesem Sinne wünsche ich allen Teilnehmern des Senioren Treffs ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und alles Gute im Neuen Jahr.


juergenschmidb antwortete am 23.12.03 (13:12):

all diese Wünsche teile ich ebenfalls, bin aber mit Innehalten schon zufrieden, und der an Weihnachten üblichen Rückbesinnung, wie es früher einmal war, was sicher idealisiernd wirkt. Aber das ist ja das schöne, man sich was schönes ausdenken, in diesem sinne auch von mir schöne Weihnachten, an alle.

Jürgen Schmidbauer


chris antwortete am 24.12.03 (14:40):

Das Lukas-Evangelium

Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war.
Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.
Und als sie dort waren, kam die Zeit, daß sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.


Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel adie Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: "Ehre sei Gott in der Höhe und cFriede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens."

Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Laßt uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.



Fröhliche Weihnacht wünscht allen


Chris


iustitia antwortete am 25.12.03 (14:39):

Wie ein politisches Gedicht der klassischen Moderne angemessen verständlich wird, kann man - gerade in der Weihnachtszeit - an Peter Huchels weltbewegendem Gedicht „Dezember 1942“ aufgezeigen. Der Text

Peter H u c h e l: Dezember 1942

Wie Wintergewitter ein rollender Hall.
Zerschossen die Lehmwand von Bethlehems Stall.

Es liegt Maria erschlagen vorm Tor,
Ihr blutig Haar an die Steine fror.

Drei Landser ziehen vermummt vorbei.
Nicht brennt ihr Ohr von des Kindes Schrei.

Im Beutel den letzten Sonnenblumenkern.
Sie suchen den Weg und sehn keinen Stern.

Aurum, thus, myrrham offerunt...
Um kaltes Gehöft streicht Krähe und Hund.

...quia natus est nobis Dominus.
Auf fahlem Gerippe glänzt Öl und Ruß.

Vor Stalingrad verweht die Chaussee.
Sie führt in die Totenkammer aus Schnee.

Aus einer vorzüglichen Interpretation des Pädagogen Friedrich Denk:

„Nach christlichem Glauben hat die Erlösung, die mit der Katastrophe der Kreuzigung begann, für alle Zeiten schon stattgefunden. Aber schon Christi Geburt war gefährdet. Schon das Kind sollte, so die Legende, getötet werden. Und auf wie vielen alten Bildern leuchtet der Stern von Betlehem über einem Stall, der zerfallen und zerstört ist. Und während im Dezember 1942 Zehntausende deutsche, aber auch russische Soldaten und Zivilisten in den ‘Totenkammern aus Schnee’ umkamen und zugleich Zehntausende Juden, oft in Gaskammern, ermordet wurden, wurden überall Kinder geboren. Und Millionen überlebten die Schrecken des Krieges, auch Peter Huchel, dessen Gedicht die Nachgeborenen zum Frieden mahnt.“ (Friedrich Denk: Interpretation zu Peter Huchels Gedicht "Dezember 1942". In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 24.12.98. S. IV; leider online nicht erreichbar.)

Obwohl in dem siebenstrophigen Gedicht uns keine besondere, Christus-Redivivus- oder Erlöser-Figur präsentiert wird, gewinnt die (sonst liturgisch gewohnheitsmäßig praktizierte) Verlebendigung durch die weihnachtliche Geburt des Christus-Kindes („quia natus est nobis Dominus“) als seelisches Erlebnis in der Schnee- und Mordlandschaft Stalingrads (vor und bei der Kapitulation 1942/43) eine solche Nähe und Realität, daß sie ein unvergängliche Geschichte darstellt, eine fortdauernde Winter-Weihnacht für unser Gedächtnis aufzeigt - bis, ja, bis Krieg und gewaltsamer Tod, Kindheitsidyllen für wenige Auserwählte und Landser- und Kriegstotengeschichten für Millionen, ja, bis irdische Hoffnung und religiös vielfältige, nationale oder kirchliche Mythen aufgehoben sein werden durch den realen, faktischen Frieden - eine unvergängliche Utopie im Diesseits, ein Leben, nicht nur ein häufig in Frage gestelltes Überleben (durch globalisierte Entrechtung, Ausbeutung, Verelendung, Siechtum und Verkommen durch Hunger und Krankheit) - ein Sprachspiel für nicht nur jenseitige Demonstrationen. Siehe Dom Helder Cameras An- und Ausspruch und Leben und Ermordung: "Wenn die Kirche nicht den Mut hat, ihre eigenen Strukturen zu reformieren, wird sie niemals die moralische Kraft haben, die Strukturen der Gesellschaft zu kritisieren." Bischof Dom Helder Camara (1909 - 1999)