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THEMA:   In Eile - bevor es meinem Gedächtnis entwischt...

 11 Antwort(en).

iustitia begann die Diskussion am 01.12.03 (00:19) mit folgendem Beitrag:

Ein Weihnachtsgedicht für Alzheimer-Prätendenten, für Bastler, für Trickser...?
Wirrrr hilft dem Bierbaum in die Form der Verse? Dem/der Mutigen soll es doch gelingen, der Verse Chaos zu bezwingen:

Der Armen Otto Weihnachtslied Hört, schöne Herrn und Frauen, Die ihr im Lichte seid: Wir kommen aus dem Grauen, Julius Dem Lande Not und Leid; Weh tun uns unsre Füße Und unsre Herzen weh. Doch kam uns eine süße Botschaft aus Eis und Schnee: Es ist ein Licht erglommen, Bierbaum Und uns gilt auch sein Schein. Wir haben's wohl vernommen: Das Christkind ist gekommen Und soll auch uns gekommen sein.


pilli antwortete am 01.12.03 (01:02):

:-)

Der Armen Weihnachtslied

Hört, schöne Herrn und Frauen,
Die ihr im Lichte seid:
Wir kommen aus dem Grauen,
Dem Lande Not und Leid;
Weh tun uns unsre Füße
Und unsre Herzen weh.
Doch kam uns eine Botschaft aus Eis und Schnee:
Es ist ein Licht erglommen,
Und uns gilt auch sein Schein.
Wir haben`s wohl vernommen:
Das Christkind ist gekommen
Und soll auch uns gekommen sein.

? :-)
------

Otto Julius Bierbaum,

wie oft dachte ich lächelnd an seinen folgenden text, wenn wieder mal jagd gemacht wurde auf "böse worte" schreibende:


Werbung
I
Sie sprach:
Hernach!
Er flog –
Sie trog.
II
Er sprach:
Ich möchte!
(O Schmach –
Der Schlechte!)
Sie lachte.
Ich auch!
(Der Achte
Im Bauch!)
Es passen
Die beiden
Sehr gut
Zusammen!
Was hassen
Und neiden?
Jung Blut
Muß rammen!
Denn los!
Famos!
Sie nicken
Und neigen,
Und ficken
Und schweigen.
Und krachen dir auch die Weichen:
Geh hin und tue desgleichen!

:-)


pilli antwortete am 01.12.03 (01:06):

nachtrag

die "Werbung" fand ich auf den seiten des gutenberg projektes, den zu entwirrenden text leider dort nicht

:-)


wanda antwortete am 01.12.03 (07:58):

Und noch'n Gedicht:


When the last Kalender-sheets
flattern through the winterstreets
and Dezemberwind is blowing,
then is everybody knowing
that it is not allzuweit:
here she comes - the Weihnachtszeit.

All the Menschen, Leute, people
flippen out of ihr warm Stueble,
run to Kaufhof, Aldi, Mess,
make Konsum and business.
Kaufen this und jene things
and the Churchturmglocke rings.

Manche holen sich a Taennchen,
when this brennt, they cry "Attention".
Rufen for the Feuerwehr:
"Please come quick to loeschen her!"
Goes the Taennchen of in Rauch,
they are standing on the Schlauch.

In the kitchen of the house
mother makes the Christmasschmaus.
She is working, schufts and bakes
the hit is now her Yoghurtkeks.
And the Opa says als Tester:
"We are killed bis to Silvester".
Then he fills the last Glas wine -
yes, this is the christmastime!

Day by day does so vergang,
and the Holy night does come.
You can think, you can remember,
this is immer in Dezember.

Then the childrenlein are coming
candle-Wachs is abwaerts running.
Bing of Crosby Christmas sings
while the Towerglocke rings
and the angels look so fine -
well this is the Weihnachtstime.

Baby-eyes are big and rund,
the familiy feels kerngesund
when unterm Weihnachtsbaum they're hocking
then nothing can them ever shocking.
They are so happy, are so fine -
this happens in the Christmastime!

The animals all in the house,
the Hund, the Katz, the bird, the mouse,
are turning round the Weihnachtsstress,
enjoy this day as never nie,
well they find Kitekat and Chappi
in the Geschenkkarton von Pappi.

The familiy begins to sing
and wieder does a Gloeckchen ring.
Zum song vom gruenen Tannenbaum
the Traenen rennen down and down.
Bis our mother ploetzlich flennt:
"The christmas-Gans im Ofen brennt!"
Her nose indeed is very fine.
End of the Weihnachtstime.


pilli antwortete am 01.12.03 (10:33):

@ Wanda :-)

das ist auch Otto Julius Bierbaum?

neee...aber bitte von wem? oder möchtest du, daß auch hier der verfasser geraten wird :-)

bin ziemlich verwirrt...

:-)


dirgni antwortete am 01.12.03 (12:52):

Hallo Wanda,

von wem immer das auch sein mag - es ist "ganz schön cool, oma!" :-)


pilli antwortete am 01.12.03 (15:01):

bevor es meiner mail-box entflieht...:-)

von "lyrik.de" ein weiterer Bierbaum text:

-----------
lyrikmail Nr. 635 22.10.2003


(Paris, 22. Oktober 1900.)

Ich fuhr ins fremde, weite Land; es war
Ein Fliehn vor mir, vor dir, vor allem, was
Mich täglich quält und treibt und freudlos macht.
Ich wollte frei sein und Zuschauer sein,
Die Hände auf dem Rücken fremd das Fremde sehn.
Und sieh, ich sehe nur zurück und, ach!
In mich hinein und quäle mich noch mehr
Und bin unruhiger, als je ich war.
Die bunte Welt umrauscht den Sinnenden,
Der immer nur den Nebelzügen folgt,
Die innen unaufhörlich hin und her,
Trübselge Schatten, ziehn, wie im Gebirg
Die grauen Wolken wandern. Wehe mir!
In meinem Auge ist nicht mehr das Bild
Der reichen Welt. Dem Maulwurf ward ich gleich,
Der nur die engen Gänge sieht, die er durchwühlt.


Otto Julius Bierbaum
(1865-1910)

aus: Irrgarten der Liebe

der Autor:
auch: Martin Möbius, geb. am 28.06.1865 in Grünberg/ Schlesien als Sohn eines Gastwirts und Konditor, 1889 Abbruch seines Jura- u. Philosophie-studiums (u.a. in Zürich, Leipzig, Dresden u. Berlin), er lebt in München,
Oberbayern, Berlin, Italien, Wien u. Dresden, Bierbaum verfasste vor allem Chansons, Erzählungen und satirische Romane, er stirbt am 1.2.1910 in Kötzschenbroda/Dresden

ein "flaneur" seiner zeit?

:-)


wanda antwortete am 02.12.03 (09:35):

@pilli ich bekam das von einem meiner Söhne, der aber eher mathemathisch begabt war - es wird nicht von ihm sein.
Zur Zeit kann ich nicht nachfragen, aber ich ahne seine Antwort: "Das schwirrte bei uns in der Firma rum".
Sollte ein Verfasser bekannt sein, melde ich mich wieder.


iustitia antwortete am 02.12.03 (10:39):

Danke, Wanda, für den Text!
Derweil, bis ich den Verf. des genialen "X-mas-Dramas lyricher Art" erfahre - vertröste ich mich und andere, wenn ähnlich gesonnen - (oder: gesinnt seiend??) mit einem Er-Wecker des Morgens oder der Luft und de Lust auf den Weihnachtsmorgen oder Heiligabend:

Es weihnachtet sehr
von Konstantin Wecker

Es ist wieder so weit, es weihnachtet sehr.
Die Dekorateure arbeiten schwer,
und grosse Kinderaugen gaffen
verzückt auf die neuesten Spielzeugwaffen.

Die Stadt ist belagert von Weihnachtsmännern,
vorsorglich gereinigt von Punkern und Pennern,
im letzten Waschgang weichgespült,
dass jeder die Reinheit der Liebe erfühlt.

Und weiche Flocken aus künstlichem Schnee
umsäuseln verträumt dein Portemonnaie.

Und draussen, wo wirklich die Kälte wohnt,
wo sich das Christkindgesäusel nicht lohnt,
drunten in den Asylen und Heimen
beginnt wieder das alljährliche Schleimen.

Ja, da warten die Alten und Armen
auf das behördliche Weihnachtserbarmen.
Und obwohl sie eigentlich an nichts mehr glauben,
haben sie immer noch leuchtende Augen.

Und weisse, gepflegte Politikerhände
beschwören betörend das baldige Ende
einer Not, die schon lang nicht mehr nötig ist,
doch die beim Fortgehen schon jeder vergisst.

So nebenbei wird noch angetragen
am Wahltag das richtige Kreuzchen zu schlagen,
damit die wirklich grossen Weihnachtsgaben
bei denen bleiben, die sie immer schon haben.

Und eisige Flocken aus russigem Schnee
brennen weiter Löcher ins Portemonnaie.

Sie warten und warten, die Alten und Armen
auf wirkliche Hilfe, auf echtes Erbarmen,
und obwohl sie eigentlich gar nichts mehr glauben,
haben sie immer noch leuchtende Augen.

Es ist wieder so weit, es weihnachtet sehr,
wir tragen an unsere Geschenken so schwer,
wir sind ja so jung und so irre gut drauf
und helfen schon mal jemandem vom Boden auf.

Das muss doch genügen, wir zahlen ja Steuern
und wählen doch Männer, die stets was beteuern,
und während wir denen alles glauben,
schleicht sich der Glanz aus unseren Augen.

Und es bläht sich und füllt sich das Portemonnaie
In die Taschen der Ärmsten rieselt der Schnee.

Internet-Tipp: https://marhorn.bei.t-online.de/seasons/xmas/gedichte5.html


pilli antwortete am 02.12.03 (13:39):

Stille Nacht, heilige Nacht!

Weihnachtsgeld wird gebracht
durch Herrn Ruprecht vom Lo-honbuero.
Schweigend geht die Belegschaft aufs Klo,
zaehlend, wie viele Kruemel
gnaedig vom Herrntisch gefalln.

Stille Nacht, heilige Nacht!

Falscher Trost. Oh, wie lacht
der Direktor mit randvollem Mund,
singt uns gnaedig zur goettlichen Stund':
"Arbeitsfriede auf Erden!"
Wir fall'n mal wieder drauf rein.

Billige Nacht, eilige Nacht!
Ratenkauf, leichtgemacht
durch der Engel Alleluja.
Die gehoeren zum Werbe-Etat.
Denn der Vater im Himmel
ist Praesident vom Konzern.

Stille Nacht, heilige Nacht!

Lichterbaum angemacht.
Und ein liebliches Liedlein gesingt!
Und ein Eierlikoerchen getrinkt!
Und die Kinder gepruegelt,
bis sie huebsch andaechtig sind.

Gute Nacht, peinliche Nacht!
Fernsehspiel ausgemacht.
Und im Magen ein flaues Gefuehl,
weil die Liebe nicht hochkommen will.
Noch zwei Naechte zum Schlafen.
Dann wieder rinn in' Betrieb!

Stille Nacht, heilige Nacht!

Weihnachtsfest rumgebracht.
Grosses Gaehnen im Portemonnaie.
Ueberstunden tun immer noch weh.
Falschen Frieden auf Erden
feierten wir mit den Herrn.
Wilde Nacht, streikende Nacht!
Eines Tages, nicht ganz sacht,
pfeifen wir auf die Gnade der Herrn,
uebernimmt mal das Volk den Konzern
und die Fuehrung im Staate.

Das wird ein Weihnachtsfest wer'n!!!

(Dieter Sueverkruep),

geb. 1934 grafiker nach studium an der Werkkunstschule Düsseldorf; 1957 gekürt zum besten jazzgitarristen in Deutschland; texte und komponiert politische lieder; tourneen mit F.J. Degenhardt, Dieter Hüsch und Wolfgang Neuss, tourneen mit "Floh de Cologne"; texter und zeichner für die "Sendung mit der Maus" (1987); träger des "Deutschen Kleinkunstpreis"; seit 1997 wieder rückbesinnung auf erlerntes - grafische arbeiten für diverse projekte -

mehr von ihm auf der seite "cd-aktuell.de"


schorsch antwortete am 03.12.03 (10:34):


Weihnachten
****************
Oh du fröhliche Weihnachtszeit!
Die Reichen halten ihre Geschenke bereit:
"Gebt uns noch mehr, nehmt`s von den Kleinen;
man lege die Schmarotzer an die kurzen Leinen;
es darf doch nicht sein, dass bald jeder Banause
am Palmenstrand liege; er bleibe zu Hause!
Nehmt ihm was er hat, auch den letzten Batzen;
der ist`s ja gewohnt, im Blechnapf zu kratzen;
wir leben dann fürstlich in Saus und Braus;
für die Kleinen bleibt ja das Armenhaus!"
So spricht man leicht "oben", denn man ist satt,
und die Armut findet weiter "unten" statt!

Dezember 1995 Schorsch alias Georg von Signau