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THEMA:   Michel Friedmans lyrischer Erstling

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iustitia begann die Diskussion am 13.10.03 (13:02) mit folgendem Beitrag:


Unprätentiös die sprachliche Textur souverän herausgemeißelt
Literarische Sensation auf der Frankfurter Buchmesse: Michel Friedmans Erstlingswerk "Fürsorgliche Belaberung" - beinahe unverletzliche Achillesferse der Moderne

Auf den ersten Blick mag es verwunderlich erscheinen, dass der Erstling des literarischen Newcomers Michel Friedman ausgerechnet in einer der avantgardistischen Lyrik verpflichteten Schriftenreihe erscheint: als Band 14 der "Achilles-Verse der Moderne". Noch erstaunlicher aber ist, wie der bislang als Autor noch nicht hervorgetretene Extalker mit "Fürsorgliche Belaberung" - so der Titel seines Werks - quasi über Nacht zum Shootingstar der Saison avancierte. Wo ist nun aber dieser Michel Friedman literarisch zu verorten? - werden die meisten Leser mit Recht fragen.
Gerade dazu schweigen die einschlägigen Nachschlagewerke - wie bei vielen der in dieser Reihe erschienenen Autoren. Aber wer sich die Mühe macht, in den Blättern der deutschen Gesellschaft für Mädchenhandel nachzuschauen, der wird seinen Namen über sehr langen, assoziativ gefügten, rhythmisch gegliederten Sitzungsprotokollen finden, die damals schon als sehr eigenständige Gebilde auf- und buchstäblich zwischen alle damals herrschenden Stilstühle fielen.
In seinem staunenswerten, bewunderungswürdigen, freilich manchmal nur fabulierseligen Buch präsentiert sich Michel Friedman nun einer breiteren literarischen Öffentlichkeit als Homo Laber, dessen sehr komplex strukturiertes Werk von einer zutiefst irritierenden Doppelbödigkeit durchweht ist. Worum geht es?
Im Mittelpunkt des Romans steht die Familie des nach dem Krieg vom einfachen Schnürsenkelverkäufer zum millionenschweren Immobilientycoon aufgestiegenen Hugo Dolm, der seinen beruflichen Erfolg mit familiärer Zerrüttung bezahlen muss. Um seinen zahlreichen Neidern keine Angriffsfläche zu bieten, trägt er seine mehrstündigen Marktanalysen als Generalprobe erst im kleinen Familienkreise vor.
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Vorsicht! Der Text steht auf der Seite "Wahrheit" der taz.
Die kühne Rezension ist eine Satire von RÜDIGER KIND

URL: https://www.taz.de/pt/2003/10/13/a0175.nf/text