Archivübersicht
| Impressum
THEMA: bänkelsänger+ liedermacher...selbstgerechte moralisten, zeitzeugen oder feinsinnige beobachter?
43 Antwort(en).
pilli
begann die Diskussion am 03.10.03 (01:25) mit folgendem Beitrag:
erinnert ihr euch an diese wundersamen typen, die worte und töne verbanden...ein paar griffe auf der gitarre spielten und zumindest mich :-)nächtelang begeistern konnten?
Burg Waldeck, eine Mühle im Hunsrück...erste begegnungen mit liedern, deren texte schon bald von uns mitgesungen wurden und zuhause in der warmen stube oft endlos- diskussionen hervorriefen. egal :-) irgendwie schafften wir es zum wochenende mit gepacktem rucksack der warmen stube entfliehen zu können, um bei lagerfeuer und "shy" zumindest darüber geredet zu haben, wie es wäre,diese bigotte welt aus den angeln zu heben. :-)
Medea. machte uns anlässlich unseres kennenlern-wochenendes mit den wunderschönen Balladen von C.M. Bellmann gesungen von Hannes Wader bekannt. :-)und heute, als ich das päckchen für dich zurechtlegte, Medea. dachte ich es sei vielleicht ein thema für den ST?
beginnen möchte ich mit der vorstellung von Arik Brauer und seinem lied von "Schwarz und Weiß": ------------
Schwarz und Weiß Arik Brauer
Er schaut ganz kurz nur deine Hand an und denkt, die Haut ist viel zu braun. Er will nicht wissen, was du noch kannst er schenkt nur hellen Händen Vertrau'n Es könnt sein, daß gerade diese Hand heute Abend Geige spielt. Es könnte sein, daß gerade dieser Klang sein laues Herz aufwühlt
Er sieht nur schwarz und weiß die ganze Welt die Zwischentöne sieht er nicht Weil ihm das Schwarz und Weiß viel leichter fällt, er hat zu wenig Licht
Er schaut ganz kurz nur dein Gesicht an und denkt, die Nase ist viel zu krumm. Er will nicht wissen, was du alles weißt, er schaut sich nicht einmal nach dir um. Es könnte sein, daß gerade das die Nase von dem Doktor ist der heute Nacht die erste Hilfe bringt, wenn er unterm Auto liegt.
Er sieht nur Schwarz und Weiß die ganze Welt die Zwischentöne sieht er nicht Weil ihm das Schwarz und Weiß viel leichter fällt, er hat zu wenig Licht
Er schaut ganz kurz nur deinen Kopf an und denkt, der Schopf ist viel zu lang. Er will nicht wissen, wer du bist und denkt, du hast zum Bösen einen Hang. Es könnt sein, daß gerade diesen Schopf morgen früh die Muse küßt. Es könnte sein, daß gerade das der Kopf vom Messias ist.
Er sieht nur Schwarz und Weiß die ganze Welt die Zwischentöne sieht er nicht Weil ihm das Schwarz und Weiß viel leichter fällt, er hat zu wenig Licht ------------
:-)
|
Medea.
antwortete am 03.10.03 (07:46):
Guten morgen pilli,
ich freue mich, daß Du dieses Thema hier einbringst ;-)) - Bänkelsänger und Liedermacher gab es ja zu allen Zeiten. Mir fällt da ganz spontan Francois Villon ein mit seinen "Lieder, unter dem Galgen zu singen". Er wurde geboren, als Jeanne d'Arc den Flammentod starb .... Aus dem Gedichtband des Herzogs Charles d'Orléns ist das Lied, was Villon über sich selbst schrieb:
Der Scholar vom linken Galgen
Er, der die Schande bis zur Neige trank, ihm ist es gleich, daß er so sehr verschrien. Es gilt ihm nichts der Menschen Lieb und Dank, wie Dunst läßt er den Spott an sich vorüberziehn.
Und hört er auf der Straße schmähenden Gesang, so nickt er bloß dem Liebchen zu und wird nicht fliehn. Er, der die Schande bis zur Neige tranke, ihm ist es gleich, daß er so sehr verschrien.
Er ist dabei bei jedem Streich und Schwank: wenn Menschen lachen, blüht auch sein Humor. Vor dem Erröten ist ihm nicht mehr bang, obwohl die guten Sitten niemals er verlor, er, der die Schande bis zur Neige trank.
|
tiramisusi
antwortete am 03.10.03 (09:48):
schöner thread ... Hier ein Text von Gerd Schinkel: Das Recht, ein Mensch zu sein
Was gilt das Recht, ein Mensch zu sein? Was fällt Dir bei dieser Frage ein? Denkst Du dabei nur an Putsch und Diktatur, Fundamentalistenwahn und Pressezensur? Denkst Du nur an Folter, an Kerker, Barbarei - dann blick Dich um in unsrer Freiheit und sag mir: Was heißt hier frei? Was gilt das Recht, ein Mensch zu sein? Was ganz konkret, und nicht zum Schein? Was gilt es am Fließband, im Büro und auf dem Bau? Was gilt es für den Arbeitslosen, und was für die Frau? Nur auf Papier steht was von "Recht auf Arbeit", "gleichem Lohn", in unsrem Land der Freiheit - der Freiheit grad zum Hohn...
Was gilt das Recht, ein Mensch zu sein? Obdachlose brauchen mehr als schlechten Wein. Wenn wieder mal ein Berber in der Nacht krepiert: Wen kümmert es - wenn auf der Welt so viel passiert... Für den Flüchtling im Container, den Verfolgten im Asyl ist selbst im warmen Sommer unser Land erschreckend kühl...
Was gilt das Recht, ein Mensch zu sein? Nur fressen, schuften, schlafen kann nicht alles. Wie eine Spielfigur schiebt man Dich hin und her, solange man Dich brauchen kann - und dann nicht mehr. Dann wirft man Dich auf Seite, und Du stehst nur noch am Rand, beleidigt und getreten, mit dem Rücken an der Wand.
Dieses Lied hab Gerd Schinkel in seiner Urfassung, die mittlerweile mehrfach aktualisiert wurde für eine Veranstaltung von amnesty international geschrieben. Das war Ende der siebziger Jahre, und es ging um eine Kampagne gegen Folter und Todesstrafe.
|
tiramisusi
antwortete am 03.10.03 (10:56):
huch..irgendwie ging ein Eintrag verloren:
Hexeneinmaleins von Konstantin Wecker
Du mußt verstehn! Aus Eins mach Zehn, Und Zwei laß gehn, und Drei mach gleich, so bist du reich. Verlier die Vier! Aus fünf und sechs - so sagt die Hex - Mach Sieben und Acht, so ist´s vollbracht: Und Neun ist Eins, und Zehn ist keins. Das ist das Hexeneinmaleins!
Als sie Giordano Bruno verbrannten sandte sein Gott keine Blitze gegen das Unrecht munter flackerte das Feuer der Pöbel mußte manchmal husten zwischen zwei Lachern so qualmte Giordano oder Grandier neben seinem Scheiterhaufen sonnte sich Richelieu vierzehn Nonnen mit Klistierspritzen garniert wälzten sich vor Wollust und Gier und das christliche Abendland sann befriedigt nach weiteren guten Taten. Was hat dieser Ketzer mit uns zu tun flötet unser Jahrhundert doch dreihundert Jahre später konnte ein gewisser Trotzki angeklagt der Unzucht mit der Freiheit
das Haupt vom Dogmenbeil schon gespalten dreihundert Jahre später konnte dieser Trotzki die Menschheit nur noch um Vergebung bitten für seinen Henker.
Immer noch werden Hexen verbrannt auf den Scheiten der Ideologien. Irgendwer ist immer der Böse im Land und dann kann man als Guter und die Augen voll Sand in die heiligen Kriege ziehn!
Sacco und Vanzetti keiner rothaarig nie mischten sie Zaubertränke um Mitternacht auch des Nachbarn Kühe gediehen vortrefflich trotzdem wurden sie niedergemetzelt von den Sklaven der freien Welt. Oder sechs Millionen Juden eine Heerschar von Hexen zum Aderlaß geprügelt für die Reinheit des Blutes. Schrecklich, schrecklich und die Mönche der Demokratie wedeln Verzeihung heischend mit der Rute und siehe: Der Freigeist geht um. Alle sind aufgeklärt doch wer weiß Bescheid heute haßt man modern
die Angst ist die Flamme unserer Zeit und die wird fleißig geschürt. Sie verbrennen dich mit ihren Zungen und ihrer Ignoranz dicke freundliche Herren bitten per Television zur Jagd. Tausende zum Feindbild verdammt halten sich fürs Exil bereit.
Die Schlupfwinkel werden knapp, Freunde.
Höchste Zeit aufzustehn!
Du mußt verstehn! Aus Eins mach Zehn, Und Zwei laß gehn, und Drei mach gleich, so bist du reich. Verlier die Vier! Aus fünf und sechs - so sagt die Hex - Mach Sieben und Acht, so ist´s vollbracht: Und Neun ist Eins, und Zehn ist keins. Das ist das Hexeneinmaleins!
Immer noch werden Hexen verbrannt auf den Scheiten der Ideologien. Irgendwer ist immer der Böse im Land und dann kann man als Guter und die Augen voll Sand in die heiligen Kriege ziehn!
|
pilli
antwortete am 03.10.03 (11:16):
"Sonntags in der kleinen Stadt" (F.J. Degenhardt)
wohl älter aber bestimmt nicht kälter geworden :-)
----------------------- Sonntags in der kleinen Stadt, wenn die Spinne Langeweile Fäden spinnt und ohne Eile giftig-grau die Wand hochkriecht, wenn's blank und frisch gebadet riecht, dann bringt mich keiner auf die Straße, und aus Angst und Ärger lasse ich mein rotes Barthaar stehn, lass den Tag vorübergehn, hock am Fenster, lese meine Zeitung, decke Bein mit Beine, seh, hör und rieche nebenbei das ganze Sonntagseinerlei. Tada-da-da-dam...
Da treten sie zum Kirchgang an, Familienleittiere voran, Hütchen, Schühchen, Täschchen passend, ihre Männer unterfassend, die sie heimlich vorwärts schieben, weil die gern zu Hause blieben. Und dann kommen sie zurück mit dem gleichen bösen Blick, Hütchen, Schühchen, Täschchen passend, ihre Männer unterfassend, die sie heimlich heimwärts ziehn, daß sie nicht in Kneipen fliehn. Tada-da-da-dam...
Wenn die Bratendüfte wehen, Jungfrauen den Kaplan umstehen, der so nette Witzchen macht, und wenn es dann so harmlos lacht, wenn auf allen Fensterbänken Pudding dampft, und aus den Schenken schallt das Lied vom Wiesengrund und daß am Bach ein Birklein stund, alle Glocken läuten mit, die ganze Stadt kriegt Appetit, das ist dann genau die Zeit, da frier ich vor Gemütlichkeit. Tada-da-da-dam...
Da hockt die ganze Stadt und mampft, daß Bratenschweiß aus Fenstern dampft. Durch die fette Stille dringen Gaumenschnalzen, Schüsselklingen, Messer, die auf Knochen stoßen, und das Blubbern dicker Soßen. Hat nicht irgendwas geschrien? Jetzt nicht aus dem Fenster sehn, wo auf Hausvorgärtenmauern ausgefranste Krähen lauern. Was nur da geschrien hat? Ich werd so entsetzlich satt. Tada-da-da-dam...
Wenn Zigarrenwolken schweben, aufgeblähte Nüstern beben, aus Musiktruhn Donauwellen plätschern, über Mägen quellen, hat die Luft sich angestaut, die ganze Stadt hockt und verdaut. Woher kam der laute Knall? Brach ein Flugzeug durch den Schall? Oder ob mit 'm Mal die Stadt ihr Bäuerchen gelassen hat? Die Luft riecht süß und säuerlich. Ich glaube, ich erbreche mich, Tada-da-da-dam...
Dann geht's zu den Schlachtfeldstätten, um im Geiste mitzutreten, mitzuschießen, mitzustechen, sich für wochentags zu rächen, um im Chor Worte zu röhren, die beim Gottesdienst nur stören. Schinkenspeckgesichter lachen treuherzig, weil Knochen krachen werden. Ich verstopf die Ohren meiner Kinder. Traumverloren hocken auf den Stadtparkbänken Greise, die an Sedan denken. Tada-da-da-dam...
Dann ist die Spaziergangstunde, durch die Stadt, zweimal die Runde. Hüte ziehen, spärlich nicken, wenn ein Chef kommt, tiefer bücken. Achtung, daß die Sahneballen dann nicht in den Rinnstein rollen. Kinder baumeln, ziehen Hände, man hat ihnen bunte, fremde Fliegen - Beine ausgefetzt - sorgsam an den Hals gesetzt, daß sie die Kinder beißen solln, wenn sie zum Bahndamm fliehen wolln. Tada-da-da-dam..,.
Wenn zur Ruh die Glocken läuten, Kneipen nur ihr Licht vergeuden, wird's in Couchecken beschaulich. Das ist dann die Zeit, da trau ich mich hinaus, um nachzusehen, ob die Sterne richtig stehen, Abendstille überall. Bloß manchmal Lachen wie ein Windstoß über ein Mattscheibenspäßchen. Jeder schlürft noch rasch ein Gläschen und stöhnt über seinen Bauch und unsern kranken Nachbarn auch. Sonntags in der kleinen Stadt, sonntags in der deutschen Stadt.
|
pilli
antwortete am 03.10.03 (11:26):
bei dieser gelegenheit möchte ich auf ein buch aufmerksam machen mit einer rezension der Hamburger Morgenpost:
-----------
Alle zwei Monate ein Schatz Der Hamburger Vegus-Verlag legt längst vergriffene Bücher wieder neu auf
Mißlungene Selbstmordversuche, inzestuöse Kellerspiele zwischen Großtante und 14-jährigem Neffen, eine im Kloster lebende Cousine mit Kreuzigungswundmalen - hinter der heilen Fassade der westfälischen Unternehmerfamilie zur Linden stinkt es in jeder Ecke. Selbst den 95. Geburtstag des greisen Familienoberhauptes nutzt die saubere Verwandschaft, um Intrigen, Feindschaften und "Ficki-Fackis" anzufangen, fortzusetzen oder zu beenden.
Der Roman "Für ewig und drei Tage" des im westfälischen Schwelm geborenen Autors und Liedermachers Franz Josef Degenhardt ist eine groteske und ausschweifende Familiensaga - erzählt mit einer Mischung aus an Böll erinnernder Ironie und grotesker Übertreibung, wie sie dem Ruhrpöttler nun mal zu eigen ist. Degenhardt kommt "vom hundertsten ins tausendste und entfaltet nebenbei ein unterhaltsames wie treffendes Zeitpanorame des 20. Jahrhunderts. Wenn er lustvoll durch den Sumpf scheinbarer Familienidylle watet, stellen die "Guldenburgs" dagegen nur noch einen müden Haufen dar.
Dass die 1999 beim Aufbau-Verlag erschienene, dann längere Zeit vergriffene, amüsante Großbürger-Saga jetzt wieder in den Buchläden steht, ist das Verdienst von Veit Schüttrumpf. Ausgerechnet in diesen wirtschaftlich schlechten Zeiten kam der 34-jährige Hamburger Unternehmensberater auf die Idee, seinen Vegus-Verlag zu gründen: "Ich wollte 'schöne' Bücher herausgeben, deren Lektüre Spaß macht - und Bücher, die vergriffen sind, aber die es wert sind, wieder aufgelegt zu werden." Alle zwei Monate plant der Jung-Verleger einen literarischen Schatz aus den Sparten Krimi, Belletristik und Kunst zu bergen - gewagt, aber Schüttrumpf erste Tauchversuche versprechen ein gutes Gespür.
Marko Bott
Hamburger Morgenpost, 10.5.2003 --------------------
:-)
vielleicht an den nun bald kommenden tristen november-abenden zu lesen um feststellen zu dürfen, daß einsam leben nicht immer der schlimmst anzudenkende zustand sein muß :-) und daß verwandschaft nicht immer bereichert...
:-)
|
iustitia
antwortete am 03.10.03 (15:28):
Neben Wolf Biermann ist Konstantin Wecker mein Lieblingssongtexter; die Texte von gestern (beim Scheibenwischer) habe ich noch nicht; hier ein Thema (hoffentlich nicht for ever...):
Laufen Sie doch mal Amok
Er hieß Meier und sah eigentlich genauso aus, und er wollte mal so gerne aus dem Meierdasein raus. Jeden Tag dieselbe Frau, derselbe Chef, dasselbe eigene Gesicht, ja, da kommt es eben vor, daß man als Meier mal sein Meiertum zerbricht. Und er meinte: Jeden Tag derselbe Trott, da hab ich keinen Bock drauf. Irgendwas muß jetzt passieren, heute start ich nen Amoklauf.
Laufen Sie doch mal Amok, laufen Sie doch mal Amok, suchen Sie nicht lange nach nem Grund! Laufen Sie doch mal Amok, laufen Sie doch mal Amok, Laufen macht so frei und ist gesund.
Meier spürte so ein angenehmes Kitzeln im Magen, Dann begann er seinen Dackel durch die Wohnung zu jagen. Der war äußerst befremdet, Meiers Eckzahn wurde länger. Dann lief er auf allen Vieren, und dem Tiere wurde bang und bänger. So ein wildgewordener Meier ist oft unergründlich, er lief Amok im Akkord und steigerte sich stündlich.
Laufen Sie doch mal Amok, laufen Sie doch mal Amok, suchen Sie nicht lange nach nem Grund! Laufen Sie doch mal Amok, laufen Sie doch mal Amok, Laufen macht so frei und ist gesund.
Meier spürte tags darauf der Freiheit kühle Brise. Ein Läufchen nach dem Frühstück wurde zur Devise. Versuchen Sie´s wie Meier, werden Sie profund! Wer läuft, hat mehr vom Leben. Sport ist gesund! Auch wenn Sie gar nicht Meier heißen, lassen Sie sich lockern, verliern Sie keine Zeit, beginnen Sie schon heute abend zu amokern!
Laufen Sie doch mal Amok, laufen Sie doch mal Amok, suchen Sie nicht lange nach nem Grund! Laufen Sie doch mal Amok, laufen Sie doch mal Amok, Laufen macht so frei und ist gesund.
EV: Weckerleuchten (1976) Es geht uns gut - Best (2002) URL: https://www.wecker.de/lieder.html
|
mart
antwortete am 03.10.03 (17:48):
Links rechts links rechts
Wenn ein Linker denkt daß ein Linker bloß weil er links ist besser ist als ein Rechter dann ist er so selbstgerecht daß er schon wieder rechts ist Wenn ein ein Rechter denkt daß ein Rechter bloß weil er rechts ist besser ist als ein Linker dann ist er so selbstgerecht daß er schon rechtsradikal ist
Und weil ich gegen die Rechten und die Rechtsradikalen bin bin ich gegen Linke die denken daß sie besser sind als die Rechten Und weil ich gegen sie bin denke ich manchmal ich habe ein Recht zu denken daß ich doch besser als sie bin
(Erich Fried)
|
mart
antwortete am 03.10.03 (17:56):
Mit Musik noch um vieles besser:
Der Hofer (Arik Brauer)
"Schau, da liegt a Leich im Rinnsal, 's Bluat rinnt in' Kanal!" "Heast, des is makaber: Da liegt ja a Kadaver!" "Wer is denn des, kennst du den?" "Bei dem zerschnittnen Gsicht kann i des net sehn."
"Der Hofer war's, vom Zwanzgerhaus! Des schaut mir so verdächtig aus! Der Hofer hat an Anfall kriagt und hat die Leich da massakriert!"
Da geht a Raunen durch die Leut, und a jeder hat sei Freud. Der Hofer war's, der Sündenbock! Der Hofer, den was kaner mog.
Und der Haufen bewegt si viere hin zum Hofer seiner Türe. Da schrein die Leut: "Kumm außer, Mörder! Aus is' heut!"
"Geh, mach auf die Tür! Heut is' aus mit dir! Weil für dei Verbrechen muß jetzt zahln!" "Geh, kumm außer da! Mir drahn dir d'Gurgel a! Du hast kane Freund, die da d'Stangen halten!"
"Meuchelmörder, Leichenschinder! D'Justiz war heute g'schwinder als was d'glaubst!" "Also, Hofer, kommen's raus!"
Und sie pumpern an die Tür und sie machen an Krawall alswia, und sie tretatn's aa glatt ei, tät die Hausmeisterin net sei. Die sagt: "Was is denn, meine Herrn? Tun S' mir doch den Hausfrieden nicht stör'n! Denn eines weiß ich ganz gewiß, daß die Leich der Hofer is!"
|
tiramisusi
antwortete am 03.10.03 (19:07):
...von Ulrich Roski, den ich einen Freund nennen durfte und der in diesem Jahr viel zu jung und viel zu qualvoll verstarb:
Die Ballade Vom Mutigen Eichhorn In einem gut gepflegten Stadtforst lebte einmal ein mutiges und belesenes Eichhorn direkt am Rande des Natur-Lehrpfades... Dort trug jeder Baum ein Namensschild, damit er wußte, wie er hieß, und das belesene Eichhorn Prägte sich Alles genau ein... - besonders die lateinischen Namen... Mehr tat es nicht, denn es wollte gern Ein intellektuelles Eichhorn sein...
Frau Eichhorn war das nun aber gar nicht recht... "Keine Nuß ist auf der hohen Kante", raunte sie, "und nichts hab' ich anzuzieh'n... - Seit Jahren lauf' ich nun schon herum in diesem schäbigen Braunen Filz...!" "Aber Porcia", entgegnete das Eichhorn mutig, "so hat es die Natur nun mal gewollt. So steht es auch auf jener Tafel: Gemeines Eichhorn, Scimurus vulgaris, baumbewohnendes Nagetier, buschiger Schweif, Fell: rötlich-braun." Frau Eichhorn sprach: "Von deinen Tafeln brauchst du mir gar nichts vorzuschwafeln...! Ich Wünsche mir, Denn mir gefällt's, zum Winter einen Wieselpelz." "Wiesel..?!?", jammerte das Eichhorn mutig,"Hör ich recht...?!? - mustela nivalis...?!? - Blutrünstiges Kleinraubtier und natürlicher Feind des gemeinen Eichhorns...?!?" "Auch ein Feind", meint Frau Eichhorn gut aufgelegt, "hält warm, wenn man sein Fell im Winter Trägt... - Und nun, mein geliebter sivicius praecox, scher' dich fort...! - sonst blas´ ich dir Pfeffer in Deinen Podex colossalis...!"
Da schlich das Eichhorn mutig von dannen, Bewaffnete sich mit einem knorrigen Waldglockenblümchen, und machte sich auf die Wieseljagd... Um sich Mut zu machen murmelte es dauernd geflügelte Worte, wie: "Si tacuisses, philosophos Mansisses..." "So isses...!", meinte das Wiesel und sprang auf den Busch! - "Doch sei auf der Hut! Mich gelüstet nach deinem Römerblut...! Ergo status!"
Beherzt sprang das Eichhorn auf eine nahegelegene Tanne und zitterte so heftig vor Mut, daß ein Zapfen Herunterfiel, und dem Wiesel das Bewußtsein raubte... Als es sich nach einer guten Stunde immer noch nicht gerührt hatte, sprang das Eichhorn mutig Vom Baum Herab, und hieb ihm, mit einem gewaltigen Streich, die Glockenblume ins Genick... Da starb das Wiesel mit Gestöhn' und rief:"Und dennoch war es schön...!" "Vae victis" Triumphierte das Eichhorn mutig schleifte das Wiesel durch den Wald und brüllte: "Ich hab' das Unmögliche möglich gemacht, Ich habe das Wiesel umgebracht...! In meiner Wut bin ich fürchterlich! - Ich bring' dir den Pelz, Porcia... - freust du dich...?"
Doch Porcias Freude war nicht ungetrübt, denn der Marder hatte sie grade gefressen... Und Ungeniert Verspeiste er das mutige Eichhorn zum Dessert... "Zwei Hörnchen im Bauch", meinte er danach, "sind besser, Als ein Brötchen auf dem Dach..."
Moral: Sitzt der Marder hinterm Baum nützt Latein dem Eichhorn kaum. Oder: Wer das Unmögliche möglich macht, sollte dennoch das Wahrscheinliche nicht ganz aus den Augen Verlieren...
|
Medea.
antwortete am 03.10.03 (19:09):
Ballade von der dicken Margot (Francois Villon)
Wenn ich die Kleine schon seit je beschützt, so seid mir dessenthalb nicht bös gewillt, denn mir gefällt die Art, die sie besitzt, um ihretwillen trag' ich Dolch und Schild. Wenn Leute sie besuchen kommen, flüchte ich mich zum Wein und rühre mich nicht mehr. Und biete ihnen Wasser, Brot und Früchte, und wenn sie gut bezahlen, sag' ich: "Herr, kommt recht bald wieder, wollt Ihr Liebe schmausen, in dem Bordell, in dem wir beide hausen."
Doch manches Mal, da gibt es arge Not, im Fall Margot nichts zu verdienen fand, da schelt' ich, schimpf' und mart're sie zu Tod und nehm' ihr Wäsche, Kleider, Putz und Tand und schwör', die Sachen alle zu versetzen. Da fragt sie höhnisch, was ich mir erdreiste, und schreit und kreischt und jammert vor Entsetzen und widerspricht: Drauf ball' ich meine Fäuste und lasse sie auf ihre Nase sausen in dem Bordell, in dem wir beide hausen.
Dann gibt sie Ruh' und lacht und läßt ein Fürzchen und lockert sacht ihr enges Miederlein und nennt mich "lieber Schatz" und löst ihr Schürzchen und krault mit sanfter Hand mir Bauch und Bein. Dann schlafen wir, und beim Erwachen legt sie sich mit ihrer ganzen Last auf mich, daß sie das Kind nicht tötet, das sie trägt; ich werde glatt wie ein Gedankenstrich. Dann kost sie mich, daß mir die Ohren sausen, in dem Bordell, in dem wir beide hausen.
Geleit: Wind, Hagel, Regen, Schnee, ich bin geborgen, Zuhälter bin ich, brauch' für nichts zu sorgen. Mit ihrem Louis hat sich Marie gepaart. Welch herrlich Paar! Art findet sich zu Art. Uns plagen Ehrbegriffe nicht noch Flausen in dem Bordell, in dem wir beide hausen.
|
tiramisusi
antwortete am 03.10.03 (19:10):
Des Pudels Kern von Ulrich Roski
Des Pudels Kern
Ich geh‘ im Walde bisweilen so für mich hin, Nach schmackhaften Pilzen steht mir der Sinn. Schon ihre seltsamen Namen faszinieren mich, So wie „Schlonz“ oder „mulliger Knöterich“. Dabei genieß‘ ich auch noch die Waldesruh‘, Bei alledem lief mir jüngst ein Zwergpudel zu. Ich muß gesteh’n obwohl das eher gegen mich spricht: Kinder und Kleintiere liegen mir nicht. Und dieser Pudel war wirklich lächerlich klein. „Hau ab!“ rief ich, doch er wich mir nicht vom Bein. Und weil ich ihn doch irgendwie witzig fand, Hab ich ihn feierlich „Tarzan“ genannt.
Ich dachte, heute abend gibt es Pilzragout, Vielleicht reißt mir der Pudel einen Hirsch dazu. Schon vernahm ich ein gewisses Rascheln im Gras, Mutmaßte Wildbret und rief „Tarzan, faß!“ Es war kein Hirsch, es war ein Jäger im grünen Gewand, An dem sich allerlei Blattwerk befand. Sein Hut war merkwürdigerweise aus Stahl, Bald kamen auch seine Kollegen in stattlicher Zahl. Immer mehr grüne Jungs traten durch das Geäst. Sie sahen alle gleich aus. Ich dachte „Hier ist wohl ‘n Nest“. Sie waren schwer bewaffnet und ich hab‘ mich gefragt Seit wann man Hasen mit Maschinenpistolen jagt.
Dann kroch einer aus dem Dickicht heraus, Der sah wie der Oberjäger aus. Voller Würde, wie’s einem Anführer frommt, Ich rief Tarzan, Ast weg, der Förster kommt. Ich begrüßte ihn zünftig mit „Waidmannslust“, Doch er schrie: „Tun Sie nicht so, als ham sie nicht gewußt, Daß hier Manöver ist, also nenn‘ Sie A einen Grund Für Ihr Dasein und B, begründen Sie den Hund!“ „Herr Förster, ich versteh‘ Sie, Sie tun ja auch nur ihre Pflicht. Also A: Ich suche Pilze und B: Ich kenne den Pudel nicht.“
„Aha, kenn‘ Sie nicht, ham Sie wohl vorher nie geseh’n, Wie? Die Masche kenn‘ wir, alle Mann ins Glied, wir gehn!“. „Welches Glied?“ frag‘ ich, doch er donnert nur barsch: „Ich stell hier die Fragen, also vorwärts, Marsch“. Die Grünen stelln sich wirklich auf in Reih‘ und Glied. Ich frag einen von ihnen als uns der Förster nicht sieht, Was denn das Laub an ihren Klamotten soll. Darauf antwortet er mir geheimnisvoll:
„Wenn wir so mit den Blättern im Unterholz steh’n, Kann der Feind uns im Wald überhaupt nicht sehn Und weil er uns alle für Büsche hält, Tappt er in die Falle und schon ist er umstellt.“ Ich lache herzlich. Dann seh‘ ich am Wegesrand Ein paar Pilze und hab sie schon fast in der Hand, Als mich eine Stimme laut „Vorsicht!“ warnt, „Das sind welche von uns, als Morcheln getarnt!“
Wir marschieren weiter und kommen sehr schnell Zu einem großen Gebäude, wie es scheint ein Hotel, Denn die Angestellten in diesem Haus Sehn wie frisch gebadete Liftboys aus. Man bringt uns zu einem Herrn in schmucker Livreè, Ich such nach Trinkgeld, weil ich denk, das ist der Portier. Der Förster zischt: „Sie spinnen wohl, das ist der Major!“ Und stellt uns dem geschniegelten Herren vor: „Streunender Pudel und verdächt’ge Person“. Der Major sagt scheißfreundlich: „Nimm Platz mein Sohn“. Ich nehm‘ an, er glaubt, daß ihn jetzt Papi nenn, Sag aber „Hoppla, Kumpel, seit wann duzen wir uns denn?“
|
tiramisusi
antwortete am 03.10.03 (21:11):
Andre Heller: Dann bin i ka Liliputaner mehr
Und du kummst so über mi, wia da Handschuach von an Zauberer wia da Trommelwirbel von an Hoftambour, wann zwa Prinzen auf die Jogd geh´n.
Und du kummst so über mi, wia der vierzehnte Juli über Paris. Wann das Feuerwerk di Nocht seziert. Und alle Vivat! Vivat! schrei´n.
Und dann bin i ka Liliputaner mehr, I wochs, i wochs, i wochs. Und du kummst so über mi, wia a gacher Regen an an haaßen Tog. Wia a Luftröhr´nschnitt, der an´s Leben rett, wann a Haselnuß im Hals steckt.
Und du kummst so über mi, wia der vierzehnte Juli über Paris. Wann des Feuerwerk di Nocht seziert. Und alle vivat! Vivat! schrei´n.
Und dann bin i ka Liliputaner mehr, i wochs, i wochs, i wochs,
Und in mir, da marschiert a Musikapell´n. I hear´s scho´........
1971
|
tiramisusi
antwortete am 03.10.03 (21:13):
noch ein Andre Heller - was für eine wunderbare Sprache..
Die wahren Abenteuer finden im Kopf statt ------------------------------------------ Ich wär ein schlechter Kapitän, die Meridiane sind mein Handwerk nicht. Und trommelte auch der Regen in den Tropen Neuguineas die Mangoblätter wund, es heißt, am Ende aller Reisen weiß man doch wiederum die Erde rund.
Und Abendstern und Kleiner Bär sind Feuer in der schwarzen Wiese über meinem Haus.
Die wahren Abenteuer sind im Kopf, und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo. Die wahren Abenteuer sind im Kopf, und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo.
Der Maskenhändler mit der Blutmaschine, der Detektiv der kühlen Worte, das Saltorückwärts-Kind mit Bakelitperücke, die Schmerzensdienerin des Hokusei, Sie alle sind in meinem Kopf, und sind sie nicht in meinem Kopf, dann sind sie nirgendwo. Sie alle sind in meinem Kopf, und sind sie nicht in meinem Kopf, dann sind sie nirgendwo.
Im Jahr der Insekten, dem Dreimonatsjahr, gleitet von Ferne in der Nähe, bizarre, gefräßige Architektur aus Stachel und Zange, Schere und Lärm und stielt die Schatten aus den Zweigen und dringt in den Traum des Soldaten. Und die kleinen Gebärden der Hasardeure werden wie Segel eingeholt.
Die wahren Abenteuer sind im Kopf, in meinem Kopf, und sind sie nicht in meinem Kopf, dann sind sie nirgendwo.
Die wahren Abenteuer sind im Kopf, in deinem Kopf, und sind sie nicht in deinem Kopf, dann suche sie. Die wahren Abenteuer sind im Kopf, in euren Köpfen, und sind sie nicht in euren Köpfen, dann suchet sie.
Die Wirklichkeit, die Wirklichkeit trägt wirklich ein Forellenkleid und dreht sich stumm, und dreht sich stumm nach anderen Wirklichkeiten um.
1975
|
tiramisusi
antwortete am 03.10.03 (21:20):
Was kann schöner sein auf Erden Reinhard Mey
Weil man mich zu Recht für einen Trottel hält, Weil man mir die Mannequin-Karriere verstellt, Weil das Mambotanzen sich nun auch nicht mehr lohnt, Weil auf dem Mambokönigsthron bereits ein anderer thront, Weil ich pleite, faul, gefräßig bin, entscheide ich prompt, Daß für mich nur ein erholsamer Beruf in Frage kommt. So komm' ich um die Erkenntnis nicht umhin, Daß ich wohl zum Staatsmann geboren bin, Denn wie sagte doch mein Vorbild Fred Kasulzke einmal Nach seinem elften dicken Immobilienskandal: Wer die Noten liebt, der mache Musik, Aber wer die Banknoten liebt, der mache Politik.
Was kann schöner sein auf Erden Als Politiker zu werden. Vom Überfluß der Diäten Platzen dir die Taschen aus den Nähten. Du kannst dir auf leisen Sohlen Dein Schäfchen ins Trock'ne holen. Prost! Es lebe die Partei! Frisch und fromm und steuerfrei!
Etwas Anständiges hab' ich Gott sei Dank nicht gelernt, Hielt mich stets vom rechten Pfad der Tugend entfernt, Und so steht; wenn ich mir meine Fähigkeiten überleg', Einer Laufbahn als Politker schon gar nichts mehr im Weg. Außderdem hab' ich noch ein paar Trümpfe auf der Hand. Mir sind von 'nem Minister ein paar Dinge bekannt, Durch Kasulzkes Immobilien-Firma ist er mir vertraut, Denn er hat dessen Maitresse einen Swimmingpool gebaut, Und zum Dank und dafür, daß die Frau Minister nichts erfährt, Hat er ihm den Auftrag für eine Sozialsiedlung beschert. Dabei viel für den Minister noch ein Bungalow mit an, Und Kasulzke baut noch achtzig Kilometer Autobahn.
Was kann schöner sein auf Erden...
Der Minister, der sich während jeder Sitzung schlafend stellt, Tut als ob er, wie die andern, nur sein Mittagschläfchen hält, Hat dabei die Ohren offen und verdient sich als Spion Bei der Rechten, bei der Linken, bei der Opposition. Dieses Wissen bringt mir mehr als ein Hochschulstudium ein Und beschleunigt die Beamtenlaufbahn ungemein. Wenn dem Mann an seinem Amt liegt, und es liegt ihm sehr daran, Dann versteht er, daß er auf mich nicht verzichten kann. Wenn ich dann die schwere Bürde meines hohen Amtes trag', Dan erlaub ich mir den ersten Beratervertrag, Kassier' von jedem Rüstungsauftrag Provision Und beginn' eine Kampagne gegen Korruption.
Was kann schöner sein auf Erden...
Früher hatte ich vor Wahlen noch Gewissensqualen, Heute wähl' ich die, die am meisten dafür zahlen. Und geht irgendwann die Fraktion baden dabei, Dann hör' ich auf mein Gewissen und ich wechsle die Partei. Unter meinesgleichen habe ich mich bestens bewährt, Darum wird mir nächstens das Verdienstkreuz beschert, Und ich werd' vom Papst empfangen, geadelt und geehrt, Nach der alten Devise: Wer gut schmiert, der gut fährt. Die Zukunft seh' ich rosig, die Kollegen schweigen still, Weil von denen keiner vor den Untersuchungsausschuß will. Und platzt der ganze Schwindel eines Tages, na wenn schon, Dann geh' ich krankheitshalber vorzeitig in Pension.
Was kann schöner sein auf Erden...
|
tiramisusi
antwortete am 03.10.03 (21:23):
ich weiss ja nicht, wie viele von den STlern Zugang zu der deutschen Rockband "Die Ärzte" haben - meist kennt man sie nur aus Skandalnachrichten und ordnet sie vorschnell falsch ein- ihre Musik mag ich auch nicht wirklich aber einige ihrer Texte sind erstaunlich - wie zB dieser: Bei den Neonazis haben sie sich damit nicht sehr beliebt gemacht - und das ist auch gut so.
Die Ärzte - Schrei nach Liebe
Du bist wirklich saudumm Darum gehts dir gut Hass ist deine Attitüde Ständig kocht dein Blut
Alles muss man dir erklären Weil du wirklich gar nichts weisst Höchstwahrscheinlich nicht einmal Was Attitüde heisst
Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe Deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit Du hast nie gelernt dich zu artikulieren Und deine Eltern hatten niemals für dich Zeit Oh oh oh Arschloch
Warum hast du Angst vorm Streicheln Was soll all der Terz Unterm Lorbeerkranz mit Eicheln Weiß ich, schlägt ein Herz Und Romantik ist für dich Nicht nur graue Theorie Zwischen Störkraft und den Onkelz Steht ne Kuschelrock LP
Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe Deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit Du hast nie gelernt dich zu artikulieren Und deine Eltern hatten niemals für dich Zeit Oh oh oh Arschloch
Weil du Probleme hast die keinen interessieren Weil du Angst vor schmusen hast Bist du ein Faschist Du musst deinen Selbsthass nicht auf andere projezieren Damit keiner merkt was für ein lieber Kerl du bist
Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe Deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit Du hast nie gelernt dich artizukulieren Und deine Freundin die hat niemals für dich Zeit Oh oh oh Arschloch Arschloch Arschloch
|
pilli
antwortete am 03.10.03 (22:12):
"BETTINA WEGNER hat seit einigen Jahren ihren festen Stammplatz in der Liedermacher-Szene. Einfühlsame Texte, verknüpft mit literarischem Können, halten ihr Publikum zusammen. Sie singt vom Lebensanspruch des Einzelnen, kämpft gegen Verständnislosigkeit und Unmenschlichkeit, gegen die Gefühlsarmut unserer Gesellschaft und die Unfähigkeit, miteinander umzugehen."
Kinder Sind so kleine Hände winzge Finger dran. Darf man nie drauf schlagen die zerbrechen dann.
Sind so kleine Füße mit so kleinen Zehn. Darf man nie drauf treten könn sie sonst nicht gehn.
Sind so kleine Ohren scharf, und ihr erlaubt. Darf man nie zerbrüllen werden davon taub.
Sind so kleine Münder sprechen alles aus. Darf man nie verbieten kommt sonst nichts mehr raus.
Sind so klare Augen die noch alles sehn. Darf man nie verbinden könn sie nichts verstehn.
Sind so kleine Seelen offen und ganz frei. Darf man niemals quälen gehn kaputt dabei.
Ist son kleines Rückrat sieht man fast noch nicht. Darf man niemals beugen weil es sonst zerbricht.
Grade, klare Menschen wärn ein schönes Ziel. Leute ohne Rückrat hab'n wir schon zuviel.
Internet-Tipp: https://www.BettinaWegner.de
|
pilli
antwortete am 03.10.03 (22:16):
vielleicht gerade heute aktuell?
Von Deutschland nach Deutschland (Für Benjamin und mich)
Zwei Namen für ehemals gleiches Land die Grenze geht mitten durchs Ich Verschiedene Fahnen, nur farbenverwandt im Muster verwirren sie sich
Von Deutschland nach Deutschland ein Katzensprung wie gut, daß die Sprache fast stimmt Von der Wut lügt man sich bis zur Mäßigung und hofft, daß man wieder schwimmt
Und abends beim Bier dann der Lebenslauf die Sehnsucht wird wegerzählt wenn man fällt, steht man tapfer wieder auf und man merkt nicht, daß irgendwas fehlt
Was bleibt ist die Heimat als Niemandsland in dem man verloren gehn kann von niemand geliebt, von niemand erkannt und manchmal stirbt man daran
Vielleicht ist Heimat ja nur ein Stück Haut ein Streicheln, ein Lied, ein Baum und ein Garten, in dem man Blumen klaut und die eigene Kindheit als Traum
(Bettina Wegner)
|
pilli
antwortete am 05.10.03 (03:46):
Theodor Fontane die Ballade von den "Balinesenfrauen auf Lombok"
Unerhört, Auf Lombok hat man sich empört, Auf der Insel Lombok die Balinesen Sind mit Mynheer unzufrieden gewesen.
Und die Mynheers faßt ein Zürnen und Schaudern: »Aus mit dem Brand, ohne Zögern und Zaudern!« Und allerlei Volk, verkracht, verdorben, Wird von Mynheer angeworben, Allerlei Leute mit Mausergewehren Sollen die Balinesen bekehren. Vorwärts, ohne Sinn und Plan; Aber auch planlos wird es getan: Hinterlader arbeitete gut, Und die Männer liegen in ihrem Blut.
Die Männer. Aber groß anzuschaun Sind da noch sechzig stolze Fraun, All eingeschlossen zu Wehr und Trutz In eines Buddhatempels Schutz. Reichgekleidet, goldgeschmückt, Ihr jüngstes Kind an die Brust gedrückt, Hochaufgericht't eine jede stand, Den Feind im Auge, den Dolch in der Hand.
Die Kugeln durchschlagen Trepp und Dach - »Wozu hier noch warten, feig und schwach?« Und die Türen auf und hinab ins Tal, Hoch ihr Kind und hoch der Stahl (Am Griffe funkelt der Edelstein), So stürzen sie sich in des Feindes Reihn. Die Hälfte fällt tot, die Hälfte fällt wund, Aber jede will sterben zu dieser Stund, Und die Letzten, in stolzer Todeslust, Stoßen den Dolch sich in die Brust.
Mynheer derweilen in seinem Kontor, Malt sich christlich Kulturelles vor.
|
pilli
antwortete am 05.10.03 (04:02):
BRECHT: BALLADE VON DER HANNA CASH
Mit dem Rock von Kattun und dem gelben Tuch Und den Augen der schwarzen Seen Ohne Geld und Talent und doch mit genug Vom Schwarzhaar, das sie offen trug Bis zu den schwärzeren Zeh'n: Das war die Hanna Cash, mein Kind Die die "Gentlemen" eingeseift Die kam mit dem Wind und ging mit dem Wind Der in die Savannen läuft.
2 Die hatte keine Schuhe und die hatte auch kein Hemd Und die konnte auch keine Choräle! Und sie war wie eine Katze in die große Stadt geschwemmt Eine kleine graue Katze zwischen Hölzer eingeklemmt Zwischen Leichen in die schwarzen Kanäle. Sie wusch die Gläser vom Absinth Doch nie sich selber rein Und doch muß die Hanna Cash, mein Kind Auch rein gewesen sein.
3 Und sie kam eines Nachts in die Seemannsbar Mit den Augen der schwarzen Seen Und traf J. Kent mit dem Maulwurfshaar Den Messerjack aus der Seemannsbar Und der ließ sie mit sich gehn! Und wenn der wüste Kent den Grind Sich kratzte und blinzelte Dann spürt die Hanna Cash, mein Kind Den Blick bis in die Zeh.
4 Sie "kamen sich näher" zwischen Wild und Fisch Und "gingen vereint durchs Leben" Sie hatten kein Bett und sie hatten keinen Tisch Und sie hatten selber nicht Wild noch Fisch Und keinen Namen für die Kinder. Doch ob Schneewind pfeift, ob Regen rinnt Ersöff auch die Savann Es bleibt die Hanna Cash, mein Kind Bei ihrem lieben Mann.
5 Der Sheriff sagt, daß er ein Schurke sei Und die Milchfrau sagt: er geht krumm. Sie aber sagt: Was ist dabei? Es ist mein Mann. Und sie war so frei Und blieb bei ihm. Darum. Und wenn er hinkt und wenn er spinnt Und wenn er ihr Schläge gibt: Es fragt die Hanna Cash, mein Kind Doch nur: ob sie ihn liebt.
6 Kein Dach war da, wo die Wiege war Und die Schläge schlugen die Eltern. Die gingen zusammen Jahr für Jahr Aus der Asphaltstadt in die Wälder gar Und in die Savann aus den Wäldern. Solang man geht in Schnee und Wind Bis daß man nicht mehr kann So lang ging die Hanna Cash, mein Kind Nun mal mit ihrem Mann.
7 Kein Kleid war arm, wie das ihre war Und es gab keinen Sonntag für sie Keinen Ausflug zu dritt in die Kirschtortenbar Und keinen Weizenfladen im Kar Und keine Mundharmonie. Und war jeder Tag, wie alle sind Und gab's kein Sonnenlicht: Es hatte die Hanna Cash, mein Kind Die Sonn stets im Gesicht.
8 Er stahl wohl die Fische, und Salz stahl sie. So war's. Das Leben ist schwer. Und wenn sie die Fische kochte, sieh: So sagten die Kinder auf seinem Knie Den Katechismus her. Durch fünfzig Jahr in Nacht und Wind Sie schliefen in einem Bett. Das war die Hanna Cash, mein Kind Gott mach's ihr einmal wett.
(Die Hauspostille, 1927)
|
Medea.
antwortete am 05.10.03 (09:01):
In Bulemanns Haus
Es klippt auf den Gassen im Mondenschein; das ist die zierliche Kleine, die geht auf ihren Pantöffelchen bebend und mutterseelen alleine durch die Gassen im Mondenscheine.
Sie geht in ein alt verfallenes Haus; im Flur ist die Tafel gedecket, da tanzt vor den Monde, die Maus mit der Maus, da setzt sich das Kind mit den Mäusen zum Schmaus; die Tellerlein werden gelecket.
Und leer sind die Schüsseln; die Mäuslein im Nu verrascheln in Mauer und Holze; nun läßt es dem Mädchen auch länger nicht Ruh, sie schüttelt ihr Kleidchen, sie schnürt sich die Schuh, dann tritt sie einher mit Stolze.
Es leuchtet ein Spiegel aus goldnem Gestell, da schaut sie hinein mit Lachen; gleich schaut auch heraus ein Mägdelein hell, das ist ihr einziger Spielgesell, nun wolln sie sich lustig machen.
Sie nickt voll Huld, ihr gehört ja das Reich; da neigt sich das Spiegelkindlein, da neigt sich das Kind vor dem Spiegel zugleich, da neigen sich beide gar anmutreich, da lächeln die rosigen Mündlein.
Und wie sie lächeln, so hebt sich der Fuß, es rauschen die seidenen Röcklein, die Händchen werfen sich Kuß um Kuß, das Kind mit dem Kinde nun tanzen muß.... Es tanzen im Nacken die Löcklein.
Der Mond scheint voller und runter herein, auf dem Estrich gaukeln die Flimmer. Im Takte schweben die Mägdelein, bald tauchen sie tief in den Schatten hinein, bald stehn sie in bläulichem Schimmer.
Nun sinken die Glieder, nun halten sie an und atmen aus Herzensgrunde; sie nahen sich schüchtern und beugen sich dann und knien voreinander und rühren sich an mit dem zarten, unschuldigen Munde.
Doch müde werden die beiden allein von all der heimlichen Wonne; sehnsüchtig flüstert das Mägdelein: "Ich mag nicht mehr tanzen im Mondenschein, ach käme doch endlich die Sonne."
Sie klettert hinunter ein Trepplein schief und schleicht hinab in den Garten. Die Sonne schlief und die Grille schlief: "Hier will ich sitzen im Grase tief und der Sonne will ich warten.
Und als nun morgens um Busch und Gestein verhuscht das Dämmergemunkel, da werden dem Kinde die Äuglein klein; sie tanzte zu lange beim Mondenschein, nun schläft sie bei Sonnengefunkel-.
Nun liegt sie zwischen den Blumen dicht auf grünem, blitzendem Rasen; und es schauen ihr in das süße Gesicht die Nachtigall und das Sonnenlicht und die kleinen, neugierigen Hasen.
(Theodor Storm)
|
Medea.
antwortete am 05.10.03 (09:01):
In Bulemanns Haus
Es klippt auf den Gassen im Mondenschein; das ist die zierliche Kleine, die geht auf ihren Pantöffelchen bebend und mutterseelen alleine durch die Gassen im Mondenscheine.
Sie geht in ein alt verfallenes Haus; im Flur ist die Tafel gedecket, da tanzt vor den Monde, die Maus mit der Maus, da setzt sich das Kind mit den Mäusen zum Schmaus; die Tellerlein werden gelecket.
Und leer sind die Schüsseln; die Mäuslein im Nu verrascheln in Mauer und Holze; nun läßt es dem Mädchen auch länger nicht Ruh, sie schüttelt ihr Kleidchen, sie schnürt sich die Schuh, dann tritt sie einher mit Stolze.
Es leuchtet ein Spiegel aus goldnem Gestell, da schaut sie hinein mit Lachen; gleich schaut auch heraus ein Mägdelein hell, das ist ihr einziger Spielgesell, nun wolln sie sich lustig machen.
Sie nickt voll Huld, ihr gehört ja das Reich; da neigt sich das Spiegelkindlein, da neigt sich das Kind vor dem Spiegel zugleich, da neigen sich beide gar anmutreich, da lächeln die rosigen Mündlein.
Und wie sie lächeln, so hebt sich der Fuß, es rauschen die seidenen Röcklein, die Händchen werfen sich Kuß um Kuß, das Kind mit dem Kinde nun tanzen muß.... Es tanzen im Nacken die Löcklein.
Der Mond scheint voller und runter herein, auf dem Estrich gaukeln die Flimmer. Im Takte schweben die Mägdelein, bald tauchen sie tief in den Schatten hinein, bald stehn sie in bläulichem Schimmer.
Nun sinken die Glieder, nun halten sie an und atmen aus Herzensgrunde; sie nahen sich schüchtern und beugen sich dann und knien voreinander und rühren sich an mit dem zarten, unschuldigen Munde.
Doch müde werden die beiden allein von all der heimlichen Wonne; sehnsüchtig flüstert das Mägdelein: "Ich mag nicht mehr tanzen im Mondenschein, ach käme doch endlich die Sonne."
Sie klettert hinunter ein Trepplein schief und schleicht hinab in den Garten. Die Sonne schlief und die Grille schlief: "Hier will ich sitzen im Grase tief und der Sonne will ich warten.
Und als nun morgens um Busch und Gestein verhuscht das Dämmergemunkel, da werden dem Kinde die Äuglein klein; sie tanzte zu lange beim Mondenschein, nun schläft sie bei Sonnengefunkel-.
Nun liegt sie zwischen den Blumen dicht auf grünem, blitzendem Rasen; und es schauen ihr in das süße Gesicht die Nachtigall und das Sonnenlicht und die kleinen, neugierigen Hasen.
(Theodor Storm)
|
iustitia
antwortete am 05.10.03 (10:49):
Der starke Song der "Ärzte" erinnerte mich daran, dass ich einige Mal im Unterricht die Themen Saufen, Marschieren, An-Treten und Neonazis mit Texten von den "Toten Hosen", Wecker, Grönemeyer illustriert habe; hier der flotte Herbert: * Herbert Grönemeyer: Alkohol
Wir haben wieder die Nacht zum Tag gemacht. Ich nehm´ mein Frühstück abends um acht. Gedanken fließen zäh wie Kaugummi. Mein Kopf ist schwer wie Blei, mir zittern die Knie.
Gelallte Schwüre in rot-blauem Licht. Vierzigprozentiges Gleichgewicht. Graue Zellen in weicher Explosion, Sonnenaufgangs- und Untergangsvision. Was ist los, was ist passiert. Ich hab´ bloß meine Nerven massiert. Alkohol ist dein Sanitäter in der Not, Alkohol ist dein Fallschirm und dein Rettungsboot. Alkohol ist das Drahtseil auf dem du stehst. Alkohol, Alkohol.
Die Nobelszene träumt vom Kokain und auf dem Schulklo riecht´s nach Gras. Der Apotheker nimmt Valium und Speed, und wenn es dunkel wird, greifen sie zum Glas. Was ist los, was ist passiert. Ich hab´ bloß meine Nerven massiert. Alkohol ist dein Sanitäter in der Not. Alkohol ist dein Fallschirm und dein Rettungsboot. Alkohol ist das Drahtseil, auf dem du stehst, Alkohol ist das Schiff mit dem du untergehst. Alkohol ist dein Sanitäter in der Not. Alkohol ist dein Fallschirm und dein Rettungsboot. Alkohol ist das Dressing für deinen Kopfsalat, Alkohol, Alkohol.
Alkohol ist dein Sanitäter in der Not. Alkohol ist dein Fallschirm und dein Rettungsboot. Alkohol ist das Drahtseil, auf dem du stehst, Alkohol ist das Schiff mit dem du untergehst. Alkohol ist dein Sanitäter in der Not. Alkohol ist dein Fallschirm und dein Rettungsboot. Alkohol ist das Dressing für deinen Kopfsalat, Alkohol, Alkohol, Alkohol. Alkohol ist dein Sanitäter in der Not. Alkohol ist dein Fallschirm und dein Rettungsboot. Alkohol ist das Drahtseil, auf dem du stehst, Alkohol ist das Schiff, mit dem du untergehst. Alkohol ist dein Sanitäter in der Not. Alkohol ist dein Fallschirm und dein Rettungsboot. Alkohol ist das Dressing für deinen Kopfsalat, Alkohol, Alkohol, Alkohol.
|
pilli
antwortete am 05.10.03 (11:33):
hab mal Funny van Dannen dazugesellt :-)... der wenn ich mich richtig erinnere, auch textvorlagen für wecker machte.
by the way,bei amazon sind viele der hier genannten texte und lieder als cd zu finden.
-------------
Funny van Dannen - saufen
Es gibt Sicherheitsgurte für Hunde Es gibt Uhren, die halten gesund Es gibt intelligente Raketen Es gibt Duschen für den Mund Es gibt Schokolade für Vögel Es gibt Schönheitskuren für Katzen Es gibt gefährliche Kugelschreiber Es gibt sogar was gegen Glatzen Es gibt schon soviel Und es wird immer mehr Und wir können Alles kaufen
Aber am Besten ist immer noch Saufen, Saufen, Saufen Saufen, Saufen, Saufen, Saufen Saufen, Fressen und Ficken Saufen, Saufen, Saufen und die Kinder Bier holen schicken
Es gibt Dragees gegen Schüchternheit Es gibt Witze, die sind spitze Es gibt Filme und Videos Die gegen die Sonne schützen Es gibt den großen Lauschangriff Es gibt Oliven so groß wie Melonen Es gibt Pillen gegen Doofheit Es gibt extreme Situationen Es gibt schon soviel Und es wir immer mehr Und wir können Alles kaufen
Aber am Besten ist immer noch Saufen, Saufen, Saufen Saufen, Saufen, Saufen, Saufen Saufen, Fressen und Ficken Saufen, Saufen, Saufen und die Kinder Bier holen schicken
Sie sagen für das Glück ist es nie zu spät Es wartet zwischen Wirklichkeit und Realität Das Geld liegt auf der Straße So große Haufen
Aber am Besten ist immer noch Saufen, Saufen, Saufen Saufen, Saufen, Saufen, Saufen Saufen, Fressen und Ficken Saufen, Saufen, Saufen Und die Kinder Bier holen schicken
|
tiramisusi
antwortete am 05.10.03 (12:46):
und weil es grad so schön zu einigen themen im forum passt - hier noch einer meiner lieblingstexte von urlich roski:
Es konn der Frömmste nicht in Frieden leben ... Die Bibel ist ja heut' noch ein gern gelesenes Buch, steht ja sicher auch viel Schönes drin, aber manches halte ich doch für ausgemachten Unfug. Zum Beispiel die Sache mit dem Nächsten. Liebe deinen Nächsten! Wer soll das denn sein? Mein Nachbar etwa? Na, schönen Dank! Oder auch - Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus? Will ich doch gar nicht haben, die Bruchbude. Der räumt ja auch nie auf. Ich finde ja sowieso: Nachbarn sind ungesund. Entweder sie machen einen Heidenlärm oder sie beschweren sich, daß man selbst welchen macht. Jedenfalls haben sie immer was zu meckern. Ich halte überhaupt nichts von Nachbarn. Ich will ja wirklich mit jedermann gut auskommen, aber von Nachbarn halte ich überhaupt nichts. Sie sind neugierig, aufdringlich, wissen alles besser und fahren ein größeres Auto. Also, ich sag das jetzt mal völlig ohne Vorurteil: Nachbarn sind einfach ekelhaft! Streit und Ärger wird es immer geben in dieser schönen, friedlichen Welt. Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Dabei bin ich gar nicht fromm. Also, alles kann man mir nachsagen, aber das nun wirklich nicht. Aber jetzt mal ein Beispiel: Neulich abend komme ich nach Hause, und was sehe ich? Kein Bier im Eisschrank! Na ja, denk' ich, klingelst du mal beim Nachbarn und fragst, ob der dir ein paar Flaschen borgt. Wär' ja das einfachste. Aber der kann mich sicher nicht leiden. Neulich hat er mich nicht mal gegrüßt. Das heißt: Er hat schon gegrüßt, aber ich nicht! Ich kenn'den ja kaum. Kann ja nicht jeden kennen. Vielleicht war er's auch gar nicht. Ich weiß eigentlich gar nicht richtig, wie der aussieht. Wahrscheinlich unheimlich gemein. Vielleicht ist er sogar ein Ausländer. Nee, also der borgt mir bestimmt kein Bier. Widerlicher Kerl! Vielleicht schläft er auch schon, und wenn ich ihn dann wecke, zeigt er mich an. Wegen Ruhestörung oder so. Man kennt ja solche Leute. Oder er hat gerade seine Freundin da und wird furchtbar wütend, daß ich ihn störe. Oder er ist sowieso schon wütend, weil ihn sein Chef heute zusammengestaucht hat. Und ich soll das dann ausbaden. Der ist imstande und wird tätlich. Der greift mich an, der schlägt mich, dieser Lumpl. Streit und Ärger wird es immer geben in dieser schönen, friedlichen Weh. Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Aber das kann er mit mir nicht machen, mit mir nicht! Ich ging rüber zu ihm und klingelte Sturm. Er machte auch gleich auf. Er war kein Ausländer. Seine Freundin war auch nicht da. Typisch! .Guten Abend, Herr Nachbar, was verschafft mir die Ehre, fragte er voller Haß. .Wissen Sie', keuchte ich, wohin Sie sich Ihr dämliches Bier gießen können?« .Welches Bier?' fragte er gespreizt. .Na das Bier, das ich mir von Ihnen borgen wollte!» rief ich. .Aber davon weiß ich ja gar nichts!» log er. ,Ach, davon wissen Sie nichts! Davon wissen Sie gar nichts! Na, das wird ja immer schöner Er geiferte: Jch trinke nämlich überhaupt kein Bier. Ich bin Abstinenzler!' .Aha!' entlarvte ich ihn. Abstinenzler! Das heißt, Sie trinken nur harte Sachen, was? Das hätten Sie ja auch wirklich gleich sagen können!« Aber das ist wieder mal typisch Nachbar: Anstatt mit der Wahrheit herauszurücken, bricht er lieber einen Streit vom Zaun. Aber das habe ich ja von vornherein gewußt. Streit und Ärger wird es immer geben in dieser schönen, friedlichen Weh. Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.
|
tiramisusi
antwortete am 05.10.03 (12:49):
noch ein Roski (dieses, von ihm selbst gesungene, wurde neben anderen alten Aufnahmen auf seiner Beerdigung gespielt, auf der viel geschmunzelt wurde...das hätte ihm gefallen :-)
Den Seinen unvergessen Wir steh'n hier erschüttert am Grabe eines Mannes, den wir alle gekannt, den wir Gatten, Vater, Bruder, Onkel, Neffe oder Herrchen genannt. Geliebt, beweint und unvergessen ist er, und so soll es auch sein. "Nun ruhen seine nimmermüden Hände", steht geprägt auf dem Stein. Man sagt von Toten nichts als Gutes, ja, man tut's aus Pietät, das ist klar. Wir woll'n trotzdem bei alledem nicht überseh'n, was für ein Dussel er war.
Er war der erste, der beim ältesten Ostfriesenwitz in Lachen ausbrach, er las auch selber welche vor, obwohl er sich beim Lesen dauernd versprach. Es stand nicht an, sich ab und zu auf seine Art für Politik zu engagier'n, in dem Bestreben, allseits wieder nach und nach die Monarchie einzuführ'n. Und gröhlte er im Suff aus voller Brust das "Lied vom Treuen Husar" dann war auch für dn Dümmsten zu seh'n, was für ein Dussel er war.
Er war verblüfft, als durch Vermittlung seiner Frau ein Sohn in sein Leben trat, weil er im Grunde auch den Glauben an den Storch nie ganz aufgegeben hat. Doch war der Bengel erst mal da, nahm er entschlossen die Erziehung in die Hand, worunter er im Wesentlichen das Prinzip des Struwelpeters verstand, das heißt: Suppe essen, Finger aus dem Mund und gescheiteltes Haar. Es war nicht schwer bei alledem zu überseh'n, was für ein Dussel er war.
Er war ein Mensch, der im Lokal stets schön und laut die Speisekarte verliest, der Bekannte auf der Straße mit "Das darf doch wohl nicht wahr sein!" begrüßt. Das häusliche Gespräch mit seiner Frau trieb er nie sonderlich weit, denn sagte er maehr als "Mahlzeit!", dann gab es schon Streit. Doch kam Besuch, dann inszenierte er die Posse vom harmonischen Paar. Es wär' nicht schön, bei alledem zu überseh'n was für ein Dussel er war.
Wir steh'n erschüttert hier im Kreise der Familie und sind alle gerührt, denn das ist das erste große Treffen, wo nicht er allein das große Wort führt. Sonst trank er hastig seinen eisgekühlten Cognac und war davon bald voll, und dann erzählte er, wie's früher war und wie es wieder werden soll. Doch damit hat's ab heute wohl ein Ende, denn bald deckt ihn das Moos. Es gibt zwar noch genug von seiner Sorte, aber den sind wir los...
|
tiramisusi
antwortete am 05.10.03 (12:51):
...Ähnlichkeiten rein zufällig! :-): noch ein Roski
Guten Flug
Es ist Ferienzeit, der Süden lockt, da haben wir uns wieder mal was Schönes eingebrockt: Einen Charterflug in den Senegal, die Bahamas hatten wir ja schon beim letzten Mal. Man schickt uns nach Schalter sechs, wir sind spät dran, davor stehen knapp vierhundert Leute an. Doch ich sag'mir cool, wie ich einmal bin: Diese Menschen wollen sicherlich woanders hin. Ich geh'ganz nach vorn und ruf' Wir sind da! Wann geht's denn endlich los, wir woll'n nach Afrika!' Der Mann am Schalter meint darauf: .Glauben Sie, die andern stell'n sich hier zur Polonaise auf?' Na, das fängt gut an, und mancher denkt: Wie werden wir da bloß alle hineingezwängt. Doch man tröstet uns: Es ist Platz genug. Wir wünschen Ihnen einen guten Flug!»
Ein Herr mit'ner Figur wie Supermann grunzt: Hau ab, Du Eierkopp, und stell Dich hinten an!" Doch ich sag' verschmitzt: ' Das geht nicht, Kleiner. schau doch hinten nach, da steht schon einer!'-
Stolz blick' ich mich um, doch keiner lacht. Noch zehn Minuten bin ich wieder aufgewacht. Na, Spaß muß sein, wird's auch manchmal hart, jeder vertreibt sich halt die Wartezeit auf seine Art. Eine Jugendgruppe, offenbar'n Gesangverein, singt zum Beispiel jetzt die Wacht am Rhein'. Und ein strammer alter Herr freut sich tief bewegt, daß die Jugend heute wieder deutsches Liedgut pflegt. Aber dann geht's los, uns wird nichts geschenkt, wir werden wie die Ölsardinen reingezwängt. Doch man weiß ja schon: Es ist Platz genug. Wir wünschen Ihnen einen guten Flug!
Jeder sucht noch einem Platz, alle sind im Streß, die einz'ge, die sich langweilt ist die Stewardess. Sie denkt sich, daß sie sowieso nichts helfen kann und zündet sich in aller Ruhe n' Pfeifchen an. Ich bin halb erstickt, und mir wird klar, daß es ähnlich früher mal auf den Galeeren war. Da war's auch knallheiß, und es roch sehr scharf, doch hier kommt hinzu, daß man noch nicht mal rudern darf. Aber kurz bevor der Letzte nicht mehr atmen kann, kommt die Rettung: Jemand schaltet die Belüftung an. Die schafft was weg, man spürt's genau: Es riecht nicht mehr nach Schweiß, sondern nach Kabeljau. Es drückt und klemmt, man sitzt beengt, doch es geht, wenn man die Beine hinterm Kopf verschränkt. Mit einem bißchen guten Willen ist doch Platz genug. Wir wünschen Ihnen einen guten Flug.
Während jeder um sein Schicksal bangt, komm'n ein paar gutgelaunte Herren durch die Tür gewankt. Ohne Zögern stürzen sieins Cockpit rein. Einer muß von denen offenbar der Käpt'n sein. Jemand ruft entnervt: Die sind ja blau!» Doch der Pilot kennt die Vonchriften ganz genau: Kein Alkohol im Dienst! Das gilt unbedingt, weshalb die pflichtbewußte Mannschaft immer vorher trinkt Mancher betet stumm, wenn es keiner sieht und die Jugendlichen singen jetzt das Deutschlandlied. Das ist neuerdings ja wieder in den Schulen Pflicht. Allerdings können sie die dritte Strophe nicht. Wir heben ab. Der Mensch denkt, Gott lenkt weil der Pilot wie ein Schluck Wasser in der Kanzel hängt. Doch als er heil mit seiner Mühle auf die Piste schlug, rief alles: Ach, war das ein guter Flug
|
tiramisusi
antwortete am 05.10.03 (12:53):
sehr fein beobachtet hat Ulrich Roski in diesem Lied:
Immer in der Mitte
Wir Deutschen sind ein Volk, das die Extreme haßt, wir leben lieber unauffällig angepaßt. Die Spinner und die Träumer und die Radikalen, die haben nie ne Chance bei unsern freien Wahlen.
Wir lieben keine unbedachten Schritte: Der feine Mann steht immer in der Mitte. Wenn einer einen Posten hat in hohem Amt, drängt man ihm manchmal Geld auf, er fragt nicht, woher es stammt. Die gegnerische Lobby ist total verstimmt und fordert dann, daß man von ihrer Seite auch was nimmt. Man halt die Hand auf und sagt: Wenn's sein muß, na bitte ! Der feine Mann steht immer in der Mitte.
Manchmal braucht man auch Erholung, das ist sonnenklar, da geht man dann am besten in die Lolo-Bar. Hier schickt es sich nun gar nicht, daß man kleinlich ist, weil das in diesen Kreisen eher peinlich ist. Man sitzt beim Schampus zwischen Lolo und Brigitte, der feine Mann wie immer in der Mitte.
Doch wenn man dann die Dinge auf die Spitze treibt und plötzlich keine Zeit für dumme Witze bleibt, wird man, wie sich's bei drohender Gefahr gebührt, von ein paar starken Männern aus der Bar geführt. Rechts und links gehen dann zwei Herren von der Sitte, der feine Mann wie immer in der Mitte.
Und so passiert's dem feinen Manne manches Mal, daß er sich arg bedroht sieht von'nem Mordsskandal. Zum Glück kennt man Kollegen aus der Pressewelt, so daß diese außnahmsweise mal die Fresse hält. Und folglich gibt's auch keine weiteren Schritte: Der feine Mann bleibt weiter in der Mifte. Der feine Mann hat nie sein eig'nes Nest beschmutzt, sondern immer nur Gelegenheiten ausjenutzt. Er hetzt die Leute niemals gegeneinander auf die Dinge nehmen einfach nur so ihren Lauf. Wenn zwei sich streiten, freut sich stets der Dritte, und der feine Mann steht immer in der Mitte.
|
pilli
antwortete am 05.10.03 (13:53):
tja...
die vor einiger zeit stattgefundene verhandlung in einem kölner gericht gegen den presse-sprecher des
"Festkommittees Kölner Karneval"
einer vereinigung durchaus erlauchter und stets auf moral und sitte achtender herren, wegen sex mit minderjährigen und der verabreichung von koks auch an dieses kind ... ermöglicht von der mutter des kindes, die ein bordell betrieb...
schrecklich wahrgewordene vision von Ulrich Roski?
ich such den link zu den presse-berichten zu diesem "wahren" leben des horror-kabintt-widerlings gleich mal raus...und wünsche mir mal, datt über google dann nochmal erinnert wird, an diese verlogenen köppe, die sich gegenseitig auch noch würdevoll mit der hand an der narrenkappe die gegenseitige ehre bezeugen....bääähhhh!!!
|
pilli
antwortete am 05.10.03 (20:15):
der link zum verhandlungsbericht
Internet-Tipp: https://makeashorterlink.com/?P23122C16
|
tiramisusi
antwortete am 09.10.03 (01:01):
wahrscheinlich kennen die wenigsten von euch die deutsche heavy metall gruppe RAMMSTEIN - übrigens eine band, die besonders in den USA grossen erfolg hat. in letzter zeit ist ein titel in den charts, bei dem man eine gänsehaut bekommt - aber sie haben neben fürchterlichen texten, die einen sprachlos machen auch erstaunlich lyrische texte - hier ist einer davon. das lied heisst
DER ALTE MANN Er wartet auf den Mittagswind die Welle kommt und legt sich matt mit einem Fächer jeden Tag der Alte macht das Wasser glatt
Ich werf den Stein zu meinem Spass das Wasser sich im Kreis bewegt der Alte sieht mich traurig an und hat es wieder glatt gefegt
Im weissen Sand der alte Mann zitternd sein Pfeife raucht nur das Wasser und ich wissen wozu er diesen Fächer braucht
Die Ahnung schläft wie ein Vulkan zögernd hab ich dann gefragt den Kopf geneigt es schien er schläft hat er bevor er starb gesagt
Das Wasser soll dein Spiegel sein erst wenn es glatt ist, wirst du sehen wieviel Märchen dir noch bleibt und um Erlösung wirst du flehen
Den Fächer an den Leib gepresst im Todeskrampf erstarrt die Hand die Finger mussten sie ihm brechen der Fächer bleibt zurueck im Sand
Den Alten ruf ich jeden Tag er möchte mich doch hier erlösen ich bleib zurück im Mittagswind und in dem Fächer kann ich lesen
Das Wasser soll dein Spiegel sein erst wenn es glatt ist wirst du sehen wieviel Märchen dir noch bleibt und um Erlösung wirst du flehen
|
pilli
antwortete am 09.10.03 (11:57):
von F.J. Degenhardt:
--------- He, Fremder mit dem Hinkefuß, ich bin der Wirt. Kommt, tretet ein. Ich sah, wie Ihr die Kurve nahmt. Ihr rutschtet in den Graben `rein. Ein hübscher Wagen, schnell und rot. Wir ziehn ihn morgen früh heraus. Trinkt einen Schnaps vielleicht uach zwei. Ich rat Euch, bleibt in meinem Haus. Die sind voll Misstraun hier die Leut, und haben Hunde scharf gemacht, die spühren jeden Fremden auf. Und dies ist eine helle Nacht. Ihr sagt: Wir leben doch heute! Ja, gewiss - aber so sind hier die Leute.
Die Leute sind verbittert, weil die Ernte fault und auch das Geld. Sie suchen den, der schuldig ist an all dem Unglück in der Welt. August, der Schäfer, hat den Mann im Traum gesehn. Und in der Tat, derselbe ist´s, der Papst Johann und Kennedy ermordet hat. Und der hat einen Hinkefuß wie Ihr und rotes Haar wie Ihr, fährt einen Wagen, schnell und rot, trägt einen Kinnbart so wie Ihr. Ihr sagt: Wir leben doch heute! Ja, gewiss - aber so sind hier die Leute.
Hört! Ihre Hunde haben die Spur. Sie kommen. Werft den Mantel um. Warum ist Euer Wagen auch so rot? Das spricht sich schnell herum. Sie haben ihre Forken mit. Der Schulze führt den Haufen an. Der Mond ist voll. Das ist die Zeit, wo keiner nachts hier schlafen kann. Geht `raus! Die Flucht hat keinen Zweck, denkt nur an Euren Hinkefuß. Und ihre Hunde sind sehr schnell Nein, Ihr erreicht nicht mehr den Fluß. Ihr sagt: Wir leben doch heute! Ja, gewiss - aber so sind hier die Leute.
Sie haben ihn noch eingeholt, die Uferböschung war zu hoch, zu hoch für seinen Hinkefuß. Zu weit - zu hoch. Ich sagt´ es doch. An einem Telegrafenmast, da hängt schon morgen früh ein Mann. Er hängt an einem Hinkefuß, am andern hängt ein Zettel dran. Und wenn die Leute morgen früh zum Hochamt gehen, dann lesen sie: Hier hängt der, der der Mörder war von Papst Johann und Kennedy. Ihr sagt: Wir leben doch heute! Ja, gewiss - aber so sind hier die Leute.
|
Medea.
antwortete am 09.10.03 (12:01):
Lied für Philine
Singet nicht in Trauertönen von der Einsamkeit der Nacht; nein, sie ist, o holde Schönen, zur Geselligkeit gemacht.
Wie das Weib dem Mann gegeben als die schönste Hälfte war, ist die Nacht das halbe Leben, und die schönste Hälfte zwar.
Könnt Ihr Euch des Tages freuen, der nur Freuden unterbricht? Er ist gut, sich zu zerstreuen, zu was anderm taugt er nicht.
Aber wenn in nächt'ger Stunde süßer Lampe Dämmrung fließt, und vom Mund zum nahen Munde Scherz und Liebe sich ergießt;
Wenn der rasche lose Knabe, der sonst wild und feurig eilt, oft bei einer kleinen Gabe unter leichten Spielchen weilt;
wenn die Nachtigall Verliebten liebevoll ein Liedchen singt, das Gefangnen und Betrübten nur wie Ach und Wege klingt:
Mit wie leichtem Herzensregen horchet ihr der Glocke nicht, die mit zwölf bedächt'gen Schlägen Ruh und Sicherheit verspricht!
Darum an dem langen Tage merke dir es, liebe Brust: Jeder Tag hat seine Plage, und die Nacht hat ihre Lust.
Johann Wolfgang von Goethe)
|
tiramisusi
antwortete am 14.10.03 (18:42):
noch ein starkes lied ( von ina deter)
Frauen kommen langsam - aber gewaltig
Schlaue Frauen sind verdächtig nehmen alles in die Hand schlaue Frauen beweisen täglich ihr`n Verstand schlaue Frauen schlag`n auf`n Magen müssen immer besser sein schlaue Frauen jagen Männern Ängste ein
Frauen machen ständig klar Frauen lieb`n sich sonderbar Frauen setzen alles dran Frauen nehm`n es wie`n Mann
Starker Mann was nun keine Zeit mehr was zu tun Frauen kommen langsam - aber gewaltig
Starke Frauen hab`n schwache Nerven wollen wie ein Wunder sein starke Frauen trinken heimlich ganz allein starke Frauen sind wie Kinder wollen Komplimente hör`n starke Frauen lassen sich schnell irreführ`n
Frauen sind wie im Roman rufen immer zuerst an Frauen suchen Zärtlichkeit wollen was auf Ewigkeit
Starker Mann was nun keine Zeit mehr was zu tun Frauen kommen langsam - aber gewaltig
Frauen gibt man immer Küsse hassen ihre Kompromisse Frauen hab`n Schlankheitstick finden sich immer zu dick Frauen macht die Liebe blind wünschen sie heimlich `n Kind Frauen frag`n sich immer was kriegen ohne Männer Spaß
Starker Mann was nun keine Zeit mehr was zu tun Frauen kommen langsam - aber gewaltig
Schöne Frauen haben`s leichter hab`n die alten Tricks so drauf schöne Frauen fängt man vor dem Fallen auf schöne Frauen werd`n blöd angequatscht und billig angemacht schöne Frauen muß man `rumkrieg`n für `ne Nacht Starker Mann was nun keine Zeit mehr was zu tun Frauen kommen langsam - aber gewaltig
|
pilli
antwortete am 15.10.03 (01:30):
den reigen der starken frauen erweitert "Milva" :-)
----- Milva - Freiheit in meiner Sprache
Freiheit in meiner Sprache... heißt Liberta! Gibt es ein schön'res Wort als... Liberta! Doch nicht nur in Italien... überall wo Menschen leben stehst DU an erster Stelle... Liberta!
DU bist in aller Munde... Liberta! Alle woll'n doch im Grunde... Liberta! Aber die Dich besitzen... sind auf Dich sehr eifersüchtig, woll'n Dich mit keinem teilen... Liberta!
Einige Menschen denken... Liberta! Dich würde man verschenken... Liberta! Und die es besser wissen - lassen sie in diesem Glauben, denn sie sind gegen zuviel... Liberta!
Freiheit in meiner Sprache... heißt Liberta! Gibt es ein schön'res Wort als... Liberta! Doch nicht nur in Italien... Überall wo Menschen leben stehst Du an erster Stelle... Liberta! (©1999 - Milva/ Vangelis)
|
tiramisusi
antwortete am 15.10.03 (22:05):
das hier hat mir auch immer gut gefallen, wenn man denn deutsche gospel mag, gehört dieses alte leid von brude low ganz sicher an die vordersten plätze:
Das Kartenspiel Ich fand zur Vesperzeit in einem Dom mich wieder Und setzte mich im Seitenschiff auf eine Holzbank nieder. Schräg vor mir saß ein Mann, der spielte dort mit Karten. „Sie müssen damit „, sprach ich, „bis nach der Messe warten."
Der Fremde hob den Kopf und sah mir ins Gesicht: „Verzeihen Sie, mein Herr, aber ich spiele nicht." „Kommt mit hinaus", sagte er, indem er sich entfernt, „ich zeig Ihnen, was man von meinen Karten lernt."
„Mit jedem As", sprach er, „soll ich erinnert werden, es gibt nur einen Schöpfer des Himmels und der Erden. Die Zwei, sagt mir, zwei Menschen gab es im Paradies, Adam und seine Frau, welche Eva hieß.
Zieh ich die Karte Drei, so heißt das für den Frommen, drei Heilige Könige sind nach Bethlehem gekommen. Vier Evangelisten zu unseres Herren Ruhm Haben uns gebracht das Evangelium.
Fünf Kieselsteine suchte sich David aus im Bach, dann legte mit der Schleuder den Goliath er flach. In sechs Tagen schwerer Arbeit erschuf sich unser Herr Die Menschen, Tiere, Pflanzen, die Erde und das Meer.
Am 7. Tage ruhte der liebe Gott sich aus Auf einer kleinen Bank vor seinem goldenen Haus. Acht Menschen, wohlgezählt acht nur, und zwar die Frommen, sind bei der großen Sinnflut damals nicht umgekommen.
Noah und die drei Söhne, das sind zusammen vier, und jede ihrer Frauen. Danach schloss sich die Tür. Neun Aussätzige in Israel bis auf den Tod erkrankt Haben für ihre Heilung dem Herrn nicht mal gedankt.
Zehn Gebote Moses den Auserwählten gab, als er vom Berge Sinai zum Volke stieg hinab. Ich habe hier vier Buben, ich habe hier vier Damen, ich habe hier vier Könige, das sind zwölf zusammen.
Zwölf Stunden hat der Tag, zwölf Stunden jede Nacht, zwölf Monate das Jahr, so wird die Zeit gemacht. Herz, Karo, Pik und Treff, vier Farben in der Hand, vier Jahreszeiten färben Wald, Wiese, Feld und Land.
52 Karten hab´ ich in meinem Spiel, nun zähl im Jahr die Wochen, es sind genauso viel. Und zählen wir die Punkte, so sind es ohne Frage 365, soviel ein Jahr hat Tage."
„Moment", sagte ich, nachdem ich Papier und Blei genommen, „ich kann nur auf dreihundertvierundsechzig kommen". „Ja", meint da der Bettler mit einem stillen Lachen, „Sie dürfen nie die Rechnung ohne den Joker machen."
|
pina13
antwortete am 15.10.03 (23:30):
Madame Tiramisu, aber dümmer geht's nümmer!
|
tiramisusi
antwortete am 16.10.03 (00:51):
pina, schreibst du als zeitzeugin oder selbstgerechte moralistin ? oder ist es nur eine selbsterkenntnis...
|
schorsch
antwortete am 16.10.03 (09:26):
Eines der feinsinnigsten Gedichte, die ich je gelesen habe......
|
tiramisusi
antwortete am 17.10.03 (21:16):
kein lied - aber der schöne spruch eines liedermachers (reinhard mey) Kinder werden als Riesen geboren, doch mit jedem Tag der dann erwacht geht ein Stueck von ihrer Kraft verloren tun wir etwas, was sie kleiner macht. Kinder versetzen so lange Berge bis der Teufelskreis beginnt. Bis sie wie wir, erwachs'ne Zwerge endlich so klein wie wir Grossen sind! ...
aus anlass der geburt zweier neuer kleiner erdenbürgerinnen, die gestern, leider etwas zu früh aber mit viel lebenswillen, im fernen porto alegre auf die welt gekommen sind und deren mutter mir wie eine tochter ist. mögen sie sehr, sehr lange kleine riesen bleiben.
|
tiramisusi
antwortete am 20.10.03 (23:09):
Ein Text aus den 60ern - Dieter Sülverkrüp: Erschröckliche Moritat vom Kryptokommunisten --------------------------------------------- Wenn die Sonne bezeichnenderweise im Osten und rot, hinter Wolken aufgeht, das ist seine Zeit, da er flach wie ein Tiger aus härenem Bette aufsteht. Er wäscht sich nur ungern und blickt in den Spiegel mit seinem Mongolengesicht. Er putzt sich die Zähne mit Branntwein und trinkt einen Wodka - mehr frühstückt er nicht. Dann zieht der Kommunist die Unterwanderstiefel an, und dann geht er an sein illegales Untertagwerk 'ran. Huhuhuhu...
Und dann fletscht er die Zähne, die Hand hält er vor, denn das darf ja kein Mensch niemals sehn. Um neun Uhr zehn frißt er das erste Kind, blauäugig, blond, aus dem Kindergarten. Um elf brennt die Kirche, es drängen sich hilfsbereit Feuerwehr, Bürger und Christ. Derweil diskutiert er mit Schwester Theres' bis die auch für den Weltfrieden ist. Der Kommunist ist so geschickt, dagegen kann man nicht. Und zu Mittag schreibt er gar noch ein politisches Gedicht. Huhuhuhu...
Er verstellt sich, spricht rheinisch statt sächsisch und infiltriert meuchlings und nur hinterrücks. Und wenn du bis heute verschont bliebst, ist das eine Frage persönlichen Glücks. Am Nachmittag platzt eine Bombe in Bonn, aber da hat er sich geirrt! Weil, wenn einer nur an KZs mitentworfen hat, daraus kein Staatseklat wird. Und wer ein Kommunist ist, kriegt man niemals richtig 'raus, so ein Kryptokommunist sieht immer agitproper aus. Huhuhuhu...
Zumeist kommunistet er dort in der Hütte, die gleich hinterm Bahndamm versteckt liegt. Da übt er sich heimlich in Philosophie, Analyse sowie Dialektik. Müd' kommt er nach Hause, er küßt seine Frau und er spielt mit den Kindern Verstecken. Die Kinder sind auch durch und durch infiziert, denn sie kennen im Haus alle Ecken. Dann zieht der Kommunist die Unterwanderstiefel aus, und dann ruht er sich von seinem schweren Untertagwerk aus. Dann hört er sich die Platte mit der h-moll-Messe an, weil er nicht einmal privat mehr völlig unverstellt sein kann. Huuh is huuh?
|
tiramisusi
antwortete am 11.11.03 (20:47):
Mayn friling Text und Musik: Mordekhay Gebirtig (1877-1942)
Ich habe gehofft, wenn der Frühling nur kommen wird, wird die Erde sich wieder zieren mit Blumen. Wenn die Sonne die alten Bäume erwärmen wird,, und mit heißer Strahlen Liebe sie umarmen. Wenn die Nachtigall süß trillern wird, werde ich erhören, werde ich dann vielleicht früher jünger auch werden, und die Trauer, die im Herzen liegt verborgen, wird verschwinden und mit ihr auch die Sorgen. Ich habe immer gehofft, und der Frühling ist gekommen. Ausgeputzt hat sich die kalte Erde mit Blumen. Verstreut stehen Bäume zu empfangen, Frühlingsgäste die schon zurückkommen mit Gesängen. Und die Nachtigall tönt und pfeift sich schöne Stückchen. Bäume tanzen, alles ist fröhlich, überglücklich. Ich nur stehe betrübt, verbittert und verlassen, zwischen jungen, frischen Pflanzen, zwischen den Gräsern. Arm, schäbig zwischen Bäumen, zwischen Nelken. Alles blüht, nur ich werde weiter verwelken. Verkürzt um einen Frühling ist mein Leben, ich sehe schon den kalten Winter vor mir schweben. Originaltext: kh hob gehoft alts ven der friling vet nor kumen, ven di erd vet vider tsirn zikh mit blumen. ven di sun di kalte beymelekh vet dervarmen, un mit heyser shtraln libe zey derwermen. ven dem sloviks zisn triler kh vel derhern, vel ikh efsher frir yinger den oykh vern. un der umet vos in hatsn ligt farborgn, vet farshvindn un mit im oykh ale zorgn. kh hob gehoft alts un der friling iz gekumen. oysgeputst hot zikh di kalte erd mit blumen. oysgeshtryet shteyen beymelekh tsu emfangen, frilings gest vos kumen tsurik shoyn mit gezang. un der slovik knakt un fayft zikh zayne shtikelekh, beymelekh tantsn alts iz freylekh, ibergliklekh. ikh nor shtey batribt, fabitert un falozn, tsvishn yunge, frishe flantsn, tsvishn grozn. orem shofl tsvishn beymer, tsvishn nelkn. alts blit zikh, ikh nor eyner halt in velkn. opgekirtst mitnokh eyn friling iz mayn lebn, ikh ze shoyn em kaltn vinter far mir shvebn.
|
pilli
antwortete am 20.11.03 (07:28):
Was verboten ist, das macht uns grade scharf
:-)
Keiner tut gern tun, was er tun darf - was verboten ist, das macht uns grade scharf!
Männer, wenn ihr eifersüchtig Eure schönen Frauen liebt Die euch doch zwei Hörner setzen Statt das eine aufzurichten Rat ich: Lass die Eifersucht Lös des Eh'rings harte Fessel Lass die Schöne frei, und dann Wenn Vertrag sie nicht mehr zwingt Will sie nur noch dich als Mann weil: Keiner tut gern tun, was er tun darf - was verboten ist, das macht uns grade scharf!
Witze riss das Volk schon immer Ohne Demut und Respekt Witze sind wie selbstgebrannter Starker süßer Apfelschnaps Aber in des Zwanges sauren Apfel Mag das Volk nicht beißen O Gericht, vergälle nicht Uns mit schweren Strafen unsre große Lust am Witzereißen weil: Keiner tut gern tun, was er tun darf - was verboten ist, das macht uns grade scharf!
Die ihr oben sitzt mit meiner Billigung ich rat eich jetzt Wenn zum Wohl des Sozialismus Ihr nur schuftet, strebt und hetzt Plant und sitzt und redet viel Stellt man unter strengste Strafe: Jedes Loblied auf den Staat Jede kühne Aufbautat Wetten, dass das Vorteil hat? weil: Keiner tut gern tun, was er tun darf - was verboten ist, das macht uns grade scharf!
Wolf Biermann
|
pilli
antwortete am 30.11.03 (16:34):
"Ich ben ne Räuber" (gesungen von den "Höhner") 1. Ich trof e Leckerche, ich jläuv, dat stund op mich, Et sproch mich an: drinks do met mer e Bier? Ich saach: Leev Mädche, ich muß dich warne, Loss de Finger weg vun mir!
Refrain:
Ich ben ne Räuber, leev Mariellche, Ben ne Räuber durch un durch. Ich kann nit treu sin, läv en dr Daach rin, Ich ben ne Räuber, maach mir kein Sorch.
2. Ich dun jän kaate bes fröh am Morje, Verspelle off, wat ich nit han. Bloß eins behalt ich, dat es ming Freiheit, Die nimp mr keiner, sulang ich mich wehre kann.
Refrain: Ich ben ne Räuber ...
3. Ich mein et hück ehrlich, wenn ich saach, Ich maach Dich, doch bald kann dat janz anders sin. Se dät bloß laache un sat: dat määt nix, Morje weede mir wigger sin.
Refrain: Ich ben ne Räuber ...
4. Am nächste Morje, ich hat kaum de Aure op, Sat mieh Hätz: Jung, dich hät et erwisch! He Mariellche, ich han dich wirklich jän! Do soh ich ne Zeddel om Köschedesch.
Refrain: Ich ben och ene Räuber, leeve Pitter, Ben ne Räuber durch un durch. Ich kann nit treu sin, läv en dr Daach rin, Ich ben ne Räuber, maach mir kein Sorch.
Musik: Trad./Horn-Peters Text: Horn-Peters Verlag: Melodia/Gerig
|
|