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THEMA: Gedichte, Gedichte, 5. Teil
57 Antwort(en).
Wolfgang
begann die Diskussion am 23.11.00 (00:22) mit folgendem Beitrag:
Ich mache wieder einmal ein neues Kapitel auf. Natürlich mit dem schönsten Thema, der Liebe. Hier ist die erste Strophe eines Liedes von Francois Villon (1431-1463?) - "Der härteste, der glaubwürdigste, der absoluteste Dichter Frankreichs." (Ezra Pound)
Eine neue Ballade, gedichtet für Mira l´Ydolle (von F. Villon)
Die Bäume standen alle grau und krank im Wald herum, weil in dem Wiesengrund der Tag ertrank. Du aber warfst die Kleider fort vom Leib und hast ein weißes Licht mir angezündet, du, mein Abendweib, mit Wurzelhaar und Tiergesicht. Und immer werden meine Augen hell und weit, wenn in dem Wald der weiße Mond erscheint.
[...]
(Freie deutsche Nachdichtung von Paul Zech)
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Heidi
antwortete am 23.11.00 (07:41):
:-)) zum Anfang - kein Liebesgedicht aber - was ich so zu Gedichte... gefunden habe :-))
mit worten
mit worten malen wie mit farben bilder für das unbewußte nur zu fühlen nicht zu sehen und erst recht nicht zu verstehen
mit worten spielen wie mit klängen lieder für das universum nur zu fühlen nur zu ahnen phantasierend niemals planen
mit worten streicheln wie mit händen ein kuß für die unendlichkeit gut zu fühlen warm und weich teuflich heiß und engelgleich
Peter Klusen -------------------------
Selbst die Schatten tragen ihre Glut
Bienfleissig umschwirren Gedanken dein Gehirn, Stachel auf Abwehr gerichtet, Fühler zum Licht ausgestreckt und Rüssel in fremde Dinge steckend, saugen sie mal Frohsinn, mal summen sie Trübsal, aber Zellen zu füllen, ist kein Honigschlecken.
Ulrike Rix -------------------- und
traumland am abend
jeden tag zur dunkelzeit gedanken voller Müdigkeit kommen heim und werden alt greise männer kleine kinder jungfraun kobolde nicht minder knien ums seelenfeuer nieder es beginnt die nacht der lieder dehnt sich weit zu galaxie die der mensch nennt phantasie Frank Rand ---------- Ich wünsche uns allen ein harmonisches "Gedichte V"
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Sieghard
antwortete am 23.11.00 (07:50):
Celan zum Gedenken Am 23. November wäre der Dichter 80 Jahre alt geworden . .
Denk Dir
Denk dir: der Moorsoldat von Massada bringt sich Heimat bei, aufs unauslöschlichste, wider allen Dorn im Draht.
Denk dir: die Augenlosen ohne Gestalt führen dich frei durchs Gewühl, du erstarkst und erstarkst.
Denk dir: deine eigene Hand hat dies wieder ins Leben empor- gelittene Stück bewohnbarer Erde gehalten.
Denk dir: das kam auf mich zu, namenwach, handwach für immer, vom Unbestattbaren her.
[Paul Celan] .
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Heidi
antwortete am 23.11.00 (08:38):
le temps de vivre
ich lebe!
mitten im grauen November pulsiert der Frühling in mir pelzbedeckte Magnolienknospen vor dem Fenster träumen den Frühling
zarte grüne Triebe sehen tapfer dem Schnee entgegen kämpfen sich durch Frostzeiten unermüdlich erblühen im Frühling
hl
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Koloman Stumpfögger
antwortete am 23.11.00 (21:41):
Herbstgewitter
Berstend zuckt der Blitz aus schwarzen Wolken über den Hang spät im November grollt ein Gewitter
Die Blätter stieben der Regen prasselt es wirbelt der Schnee alle Fenster erzittern vom gewaltigen Donnerschlag
Es flattert ein Tuch es torkelt ein Schirm es gießt in Strömen entsetzt flieht der Kater klitschnass ins Haus
kNs
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Heidi Lachnitt
antwortete am 24.11.00 (09:30):
Schönes Gedicht,Koloman - aber gräßliches Wetter... --- von Gesa Maria Mundry
wenn ich geboren werde
wenn ich geboren werde eine tages werden mich die sterne kennen und ich kann sie beim namen nennen
auf den lichtbögen will ich tanzen sie entflammen mit meinem lebendigen atem
schneeblumen werde ich finden noch bevor sie knospen sie an ihrem duft erkennen
das alles weiß ich das alles denn es ist mir ins buch geschrieben
nun aber da ich noch nicht geboren bin hänge ich glanzbilder in meinen himmel pflücke die bunten scherenschnitte alle
und stelle sie in mein fenster daß sie mir verläßlich blühen
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Heidi
antwortete am 24.11.00 (09:40):
Herbstäpfel und Frühlingsblüten :-))
von Mohamed Abdel Aziz
Pausenapfel
Weisst Du Was Du für mich bist
Du bist die Sonne Mit deren Licht Hat mein Leben Seinen Morgen begonnen Du bist der Mond Mit dessen Schönheit Hat mein Himmel Seinen Glanz gewonnen
Du bist die Blume Mit deren Duft bebt die Liebe in meinem Herzen Du bist der Frühling Mit dessen Blüten Überquert mein Glück alle Grenzen
Ich kann mir nicht vorstellen Dich als Pausenapfel zu sehen Und wenn dies stimmen würde Würde ich das ganze Leben Nur von Äpfeln mich ernähren
- einmal arabische Poesie :-) Einen schönen Tag wünsche ich Allen!
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 24.11.00 (15:52):
ottos mops
"ottos mops trotzt otto: fort mops fort ottos mops hopst fort otto:soso
otto holt koks otto holt obst otto horcht otto: mops mpos otto hofft
ottos mops klopft otto: komm mops komm ottos mops kommt ottos mops kotzt otto: ogottogott"
ernst jandl
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Koloman Stumpfögger
antwortete am 24.11.00 (16:19):
pst
mops kot (p) st! köter am kotesten
kNs
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Sieghard
antwortete am 24.11.00 (18:01):
ein bein bockt ogger
ein bockbein neckt huther
keck steckt stumpf kolo
stein stockt frater perse
ich brech dich doch noch
lieberovidbittebiegmichlieber
®¿® ~*~ .
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Herbertkarl Huether
antwortete am 24.11.00 (20:42):
> Thema: Gedichte, Gedichte, 5. Teil > > Sieghard (sieghard@gmx.de) schrieb am 24.11.00 (18:01): > > ein > bein > bockt > ogger > > ein > bockbein > neckt > huther > > keck > steckt > stumpf > kolo > > stein > stockt > frater > perse > > ich > brech > dich > doch > noch > > lieberovidbittebiegmichlieber > > ®¿® > ~*~ > .
einheinleinfein scherzherzlerzferz isthistlistfist einheinleinfein scherzherzlerzferz
soholofo scherzherzlerzferzenhenlenfen wirhirlirfir alhallallehelefe tahalafagehelefe
frahalafaterherlerfer (~-8-~)
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Heidi
antwortete am 24.11.00 (20:48):
Sehr harmonisch! :-) Viel Spaß noch dabei!
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Heidi
antwortete am 24.11.00 (21:02):
Kleiner Einstieg in die kommende Adventszeit?
Von der Tochter einer unserer alten Damen geschrieben, sie schreibt religiöse und Naturgedichte:
Dein Ja leuchtet
Du kamst wohl zu der halben Nacht Lichtgestalt und Flüchtling Du Dein Weg ist Leben heilen
Du kommst in meinen Tag und Traum Dein Ja leuchtet in meine Nacht Lebensstifter Du
Gertrud Hanefeld (EG 30 1.Str.)
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Koloman Stumpdögger
antwortete am 24.11.00 (21:06):
Herzlichsten Dank für diese Wendung. Advent... ja! Ein notwendiges Thema.
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Heidi
antwortete am 24.11.00 (21:06):
nachstehendes von der gleichen Autorin gefällt mir etwas besser obwohl es ähnlich ist wie das vorherige
Wohl zu der halben Nacht
Es kam mal Einer wohl zu der halben Nacht ein Single ohne festen Wohnsitz war nicht vermittelbar Sein Weg Leben Leben heilen
Er ist unterwegs zu mir zu Dir Sein Ja leuchtet
Er kommt Unterdrücktes zu befrein' Lebensstifter Er Sein Licht wärmt wohl zu der halben Nacht
Gertrud Hanefeld
(EG 30 1.Str.)
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POESIE
antwortete am 25.11.00 (01:46):
Weihnachten ist das Fest der Liebe!
Abendstern
Schlaf nur ein, geliebtes Leben, Schlaf, ich will ja gern zufrieden sein, Deine lieben Augen geben dennoch deiner Dienerin hellen Schein Hast du dich verschlossen, Will ich unverdrossen Liebend doch vor deiner Türe stehn; Daß sie Liebe quäle, Jauchzet meine Seele, Darf ich liebend doch an deiner Türe stehn.
... 1.Vers (mündl.Überlf.) aus des Knaben Wunderhorn
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Sieghard
antwortete am 25.11.00 (08:09):
Der Ton macht die Musik so ist das auch bei der Kritik. Ist sie im Sound zu sacht, wird über sie nicht nachgedacht. Ist sie zu scharf gehalten, fühlt sich Betroffener gespalten, geschmäht, beleidigt, echauffiert, die Seele ist wie zugeschnürt. Unfehlbarkeit ist überhaupt für die Kritik wie zugeschraubt. Will man die Lüfte nicht verpesten, so ist der Mittelweg am besten.
Ein User hat nicht reagiert, fast ist das Lob umsonst zitiert. Ein Dichterfreund hat es gehört, Aufrichtigkeit ihn ganz verstört. Verlogen, richtig, schön und schlecht nicht ja, nicht nein, nicht selbstgerecht. Je nach Aspekt dies alles ist mal so, mal so: Idealist. Der Dichterpreis bis heute fehlt, er hätt' ihn gern, er's nicht verhehlt. Hör auf jetzt guter Reimerich, sonst wird es gar noch langweilig. .
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Heidi
antwortete am 25.11.00 (22:48):
:-) zu Lob und Kritik
Magst den Tadel noch so fein, noch so zart bereiten, weckt er Widerstreiten
Lob darf ganz geschmacklos sein, hocherfreut und munter schlucken sie's hinunter.
Marie von Ebner-Eschenbach
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Heidi
antwortete am 25.11.00 (23:01):
und noch eines zu "Gedichte"
Der Leser
Sag: ist das nicht ein wunderliches Leid? Um fremde Menschen trauern, die nicht leben und über Dinge, die sich nie begeben, voll Sehnsucht träumen in der Einsamkeit
Geheimnis, dessen Sinn ich nie verstand: Sich über Worte atemlos zu neigen und zu vernehmen in gespanntem Schweigen, was einer dachte, fühlte und erfand
Wenn Zeile so nach Zeile still verrinnt, sich wohlig weit zurück im Sessel lehnen, die Arme breiten, lächeln unter Tränen Und wieder müßig blättern wie als Kind
Und auf und ab in Abendgassen gehn und Verse summen, darin Glocken läuten und ahnen, daß sie Welt und Leben deuten und dennoch dunkel in den Wind verwehn .. Felix Braun
:-) Ich wünsche allen eine Gute Nacht und einen schönen Sonntag!
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Sieghard
antwortete am 26.11.00 (09:21):
Aus Psalm 39 übersetzt von Arnold Stadler "Die Mensch lügen. Alle", Insel-Verlag 1995
Herr! Ich will wissen, wie es mit mir ausgeht, wie viele Tage ich noch zu leben habe. Zeig mir, was für ein vergängliches Nichts ich bin. Mein Leben: nichts als ein paar Tage. Vor dir so gut wie nichts ist dies alles. Eine Andeutung nur, ein gewisses Nichts ist der Mensch. Sela. Ein Schatten an der Wand entlang: der Mensch, der geht. Viel Lärm um nichts macht er. Von einer unbeschreiblichen Gier ist er auf der Welt und weiß selbst nicht, für wen er seine Sachen zusammenrafft. Und nun? Worauf soll ich hoffen? : Auf Dich allein! .
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Heidi
antwortete am 26.11.00 (21:26):
Clemens Brentano (1778-1842)
Lureley
Singet leise, leise, leise, Singt ein flüsternd Wiegenlied, Von dem Monde lernt die Weise, Der so still am Himmel zieht.
Singt ein Lied so süß gelinde, Wie die Quellen auf den Kieseln, Wie die Bienen um die Linde Summen, murmeln, flüstern, rieseln.
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Heidi
antwortete am 27.11.00 (00:08):
Kein Wiegenlied
Schweige, mein Herz und ruhet, Augen, Gedanken schlaft, es ist Nacht.
Am Himmel ziehn Wolken, Reif auf den Bäumen, Kälte und Furcht, es ist Nacht.
Altes und Neues mischt sich im Grauen, du zitterst im Schauen, es ist Nacht.
Wache mein Herz, seid wachsam Augen, werdet Stimme, Gedanken, es ist Nacht!
hl
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Sieghard
antwortete am 27.11.00 (07:36):
Schatten Rosen Schatten
Unter einem fremden Himmel Schatten Rosen Schatten Auf einer fremden Erde Zwischen Rosen und Schatten In einem fremden Wasser Mein Schatten.
[Ingeborg Bachmann] .
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 27.11.00 (08:12):
Immer niedlich, immer heiter, immer lieblich! und so weiter, stets natürlich, aber klug: Nun das, dächt ich, wär genug.
(Johann Wolfgang von Goethe, Genug)
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Gerlinde
antwortete am 27.11.00 (09:16):
Der Kusshandel
Ein Hirtenmädchen, schön zum Malen, war etwas kaufmännisch gesinnt; mit zwanzig Schafen muß`t Amint den ersten Kuß ihr bar bezahlen.
Fünf Jahre älter war Narzisse, als der Tausch schon besser traf; da blühten um ein einzig Schaf auf ihren Lippen zwanzig Küsse.
Bald lag ihr Handel ganz darnieder, und aus freiwilligem Entschluß gab sie für einen kalten Kuß Aminten seine Schafe wieder.
Die eig`ne Herde samt dem Hunde bot sie für einen Kuß zuletzt; allein, der Schäfer dankte jetzt und flog zu einem jungen Munde.
F.E.Langbein
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Manfred
antwortete am 27.11.00 (16:31):
Mir scheint in diesen Zeiten kommt die politische Lyrik zu kurz. Deshalb von mir einige Verse,den verantwortlichen Politikern,aber auch für uns alle zum bedenken. Frieden sei
Ist nicht genug gemordet und erschlagen, ist noch nicht tief genug der Tränen Meer, sind nicht genug derKreuze, die da ragen auf den Millionen Gräbern rings umher?
Warum sind Ströme Blut geflossen, warum die Leiden,Qualen,Not-weshalb? Weil da ein Götze steht aus Gold gegossen, das große und das kleine goldene Kalb!?
Verdammt sei Krieg,der Menschheit Kainszeichen, verdammt die Zwietracht,Drachensaat der Sucht, es soll der Mensch die Hand dem Menschen reichen, erlöst vom Hasse,der selbst Gott verflucht.
Die Sense aber gilt es nun zu schmieden, die gegen Unfried Einigkeit ergreift, damit in Ruhe,Freiheit und in Frieden, die Saat des Lebens keimt und blüht und reift.
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Heidi Lachnitt
antwortete am 27.11.00 (20:38):
Kein Wiegenlied
Schweige, mein Herz und ruhet, Augen, Gedanken schlaft, es ist Nacht.
Am Himmel ziehn Wolken, Reif auf den Bäumen, Kälte und Furcht, es ist Nacht.
Altes und Neues mischt sich im Grauen, du zitterst im Schauen, es ist Nacht.
Wache mein Herz, seid wachsam Augen, werdet Stimme, Gedanken, es ist Nacht!
hl Das ist ein politisches Gedicht Manfred, bestätigt durch die heutigen Nachrichten!
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Heidi Lachnitt
antwortete am 27.11.00 (20:43):
und hier noch ein weiteres, wenn's recht ist
für die Kinder des Holocaust
bruchstücke
trocken brot macht wangen rot warum nur sehen sie so bleich und ausgemergelt aus
weil das brot feucht und schimmelig war und zu wenig
grosse kinderaugen werden noch grösser wenn das gesicht kleiner wird
so gross wie die augen so gross die erinnerung - wenn sie nicht gebrochen sind
erinnert euch, erinnert uns ganz laut, ganz tief aus euch in uns hinein
nicht vergessen, nicht wieder zulassen, nicht wegschaun nicht nichts tun
hl
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Heidi Lachnitt
antwortete am 27.11.00 (21:58):
noch ein letztes Gedicht von Erich Fried
Die Reinwaschung
Der Regen wäscht deine Kreideschrift von der Wand und dein Blut von den Steinen
Und die Tränen die um dein Blut geweint worden sind die wäscht er noch schneller ab als das Blut und die Kreide
Die Welt wäscht sich wieder rein
Zuerst die Tränen und dann das Blut und die Kreide zuletzt
Was zuerst da war währt am längsten Was zuletzt kam verschwindet zuerst
In dieser Reihenfolge liegt keine Bedeutung nur die daß die Welt sich reinwäscht nach und nach
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Koloman Stumpfögger
antwortete am 27.11.00 (22:07):
Ein Winterabend
Wenn der Schnee ans Fenster fällt, Lang die Abendglocke läutet, Vielen ist der Tisch bereitet Und das Haus ist wohlbestellt.
Mancher auf der Wanderschaft Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden. Golden blüht der Baum der Gnaden Aus der Erde kühlem Saft.
Wanderer tritt still herein: Schmerz versteinerte die Schwelle Da erglänzt in reiner Helle Auf dem Tische Brot und Wein.
Georg Trakl (1887 – 1914)
Quellenangabe: "Marchtaler Lesebuch", Band 1, Buch der Gedichte, S. 135
Freies Katholisches Schulwerk der Diözese Rottenburg-Stuttgart, 1994
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Heidi
antwortete am 28.11.00 (00:04):
Stimmungen
Angst
ich habe Angst und mir ist kalt einsam bin ich - diese Einsamkeit ist alt
genauso alt wie meine Zweifel an mir, an der Welt - meiner Verzweiflung
traurig und ängstlich bin ich und allein, manchmal will ich einfach nicht -sein
hl
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 28.11.00 (02:14):
greine nicht
wenn die schwarze dame leuchtend, haftend ihr gewand dir zeigt
den fuersprech dir zugewandt
es sind nur kleine bitten die das herz erreichen
laengst schon im erinnern starr tapst das warme neben dir vorbei
halte die hand der verbundenheit dir zugewandt
eis gehoert zum sinnen waerme deiner seele zu
hkh
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Pierre Helmer
antwortete am 28.11.00 (10:46):
Ein Gedicht von Aries
Geistloses... überwinden
Viel Zeit gibt es im Leben zu lernen, wachsen, reifen, Die Wahrheit anzustreben, Banales abzustreifen.
Ein einsamer Spaziergang als Rückzug in die Weite Lausch’ nur dem inn’ren Klang, zupf’ an der höchsten Saite!
Die Würde, Einfachheit gibt es im großen Garten der Unendlichkeit... Worauf noch lange warten?
Denn dieses hat doch Sinn..., zu dienen auch als Puzzle, und’s lenkt wohl immerhin aus manch einem Schlamassel.
Nur Mut zum Neu-sich-finden und würdigen Konzepten, Geistloses... Überwinden gibt’s hier keine Rezepte.
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Heidi
antwortete am 28.11.00 (16:14):
Rainer Maria Rilke
Wir sind nur Mund. Wer singt das ferne Herz, das heil inmitten aller Dinge weilt? Sein großer Schlag ist in uns eingeteilt in kleine Schläge. Und sein großer Schmerz ist, wie sein großer Jubel, uns zu groß. So reißen wir uns immer wieder los und sind nur Mund. Aber auf einmal bricht der große Herzschlag heimlich in uns ein, so daß wir schrein -, und sind dann Wesen, Wandlung und Gesicht.
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 29.11.00 (18:07):
Wie leere Bierdosen
Wie leere Bierdosen und die Stummel erkalteter Zigaretten gingen meine Tage vorbei. Wie Gestalten, die ueber den Fersehschirm huschen und verschwinden, so zog mein Leben vorueber. Wie die Autos, die auf den Landstrassen dahinglitten, voll Maedchenlachen und Radiomusik ... Und auch das Schoene verschwand rasch wie Automodelle und wie aus der Mode gekommene Schlager. Von all jenen Tagen blieb nichts, nichts als leere Dosen, erkaltete Kippen, Lachen auf vergilbten Fotos, abgerisse Billetts und das Saegemehl, mit dem man im Morgengrauen die Bars ausfegte.
Cardenal, Ernesto, nicaraguanischer Lyriker und Bildhauer, *Granada 20.1. 1925; seit 1965 katholischer Priester (seit 1985 suspendiert); schloss sich im Exil in Costa Rica (1977-79) den Sandinisten an, unter deren Reg. (1979-90) Kulturminister; 1965 Mitbegründer der christlichen Kommune von Solentiname; schrieb religiöse, stark politisch und sozial engagierte Lyrik (u.a. »Gebet für Marilyn Monroe«, 1965; »Für die Indianer Amerikas«, 1969; »Gesänge des Universums«, 1989); erhielt 1980 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. (c) Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, 1999
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Heidi Lachnitt
antwortete am 30.11.00 (00:22):
eingebrannt
wenn ich so zurück schaue sehe ich Bilder wie auf einem alten Bildschirm fest eingebrannt in vielen Schichten aufeinander schöne, traurige, böse und gute die traurigen und die bösen sind kaum zu erkennen nur ein leichtes graues Flimmern im Hintergrund des Schönen das dadurch immer schöner wird
hl
Ab und zu sollte man einen Bildschirmschoner aktivieren :-)
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Heidi
antwortete am 30.11.00 (13:00):
Andreas Gryphius
Betrachtung der Zeit
Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen; Mein sind die Jahre nicht, die etwa kommen möchten; Der Augenblick ist mein, und nehm ich den in acht, so ist der mein, der Jahr und Ewigkeit gemacht.
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Heidi
antwortete am 30.11.00 (13:12):
Morgen ist der 1. Dezember, die Weihnachtsmärkte sind eröffnet und alle sind schon mit Weihnachten beschäftigt?
Joseph von Eichendorff
Markt und Straßen stehn verlassen Still erleuchtet jedes Haus Sinnend geh ich durch die Gassen Alles sieht so festlich aus
An den Fenstern haben Frauen Buntes Spielzeug fromm geschmückt tausend Kindlein stehn und schauen Sind so wundervoll beglückt
Und ich wandre aus den Mauern Bis hinaus ins freie Feld Hehres Glänzen, heilges Schauern! Wie so weit und still die Welt!
Sterne hoch die Kreise schlingen Aus des Schnees Einsamkeit Steigt's wie wunderbares Singen - O du gnadenreiche Zeit!
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 30.11.00 (16:09):
versuch001
dann das darum vorweg, denn das sollte sein.
wie was, wo war, sprach susanne leise lispelnd.
ohren oeffneten sich berauscht, besucht, beleidigt.
naehe naeherte sich nun als aaron alsbald ankam.
kalte kaelte kommt wenn weitere wuerfe fallen, falls feiern feste formt.
hkh
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Friedgard
antwortete am 30.11.00 (17:55):
Der Dezember - von Erich Kästner
Das Jahr ward alt. Hat dünne Haar. Ist gar nicht sehr gesund. Kennt seinen letzten Tag, das Jahr. Kennt gar die letzte Stund.
Ist viel geschehn. Ward viel versäumt. Ruht beides unterm Schnee. Weiß liegt die Welt, wie hingeträumt. Und Wehmut tut halt weh.
Noch wächst der Mond. Noch schmilzt er hin. Nichts bleibt. Und nichts vergeht. Ist alles Wahn. Hat alles Sinn. Nützt nichts, daß man's versteht.
Und wieder stapft der Nikolaus durch jeden Kindertraum. Und wieder blüht in jedem Haus der goldengrüne Baum.
Warst auch ein Kind. Hast selbst gefühlt, wie hold Christbäume blühn. Hast nun den Weihnachtsmann gespielt und glaubst nicht mehr an ihn.
Bald trifft das Jahr der zwölfte Schlag. Dann dröhnt das Erz und spricht: "Das Jahr kennt seinen letzten Tag, und du kennst deinen nicht."
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 30.11.00 (18:23):
Abendständchen Hör’, es klagt die Flöte wieder, Und die kühlen Brunnen rauschen. Golden wehn die Töne nieder, Stille, stille, laß uns lauschen! Holdes Bitten, mild Verlangen, Wie es süß zum Herzen spricht! Durch die Nacht, die mich umfangen, Blickt zu mir der Töne Licht.
Clemens Brentano
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Heidi
antwortete am 30.11.00 (19:12):
ein Schubertlied - höre ich gerade :-)
Im Abendrot
O wie schön ist Deine Welt Vater, wenn sie golden strahlet! Wenn Dein Glanz hernieder fällt Und den Staub mit Schimmer malet, Wenn das Rot, das in der Wolke blinkt, In mein stilles Fenster sinkt!
Könnt ich klagen, könnt ich zagen? Irre sein an Dir und mir? Nein, ich will im Busen tragen Deinen Himmel schon allhier Und dies Herz, eh es zusammenbricht, Trinkt noch Glut und schlürft noch Licht
Text: Carl Gottlieb Lappe
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 30.11.00 (23:00):
Das Veilchen.
Ein Veilchen auf der Wiese stand Gebückt in sich und unbekannt; Es war ein herzigs Veilchen. Da kam eine junge Schäferin, Mit leichtem Schritt und munterm Sinn, Daher, daher, Die Wiese her, und sang.
Ach! denkt das Veilchen, wär' ich nur Die schönste Blume der Natur, Ach, nur ein kleines Weilchen, Bis mich das Liebchen abgepflückt, Und an dem Busen matt gedrückt! Ach nur, ach nur Ein Viertelstündchen lang!
Ach! aber ach! das Mädchen kam Und nicht in Acht das Veilchen nahm, Ertrat das arme Veilchen. Es sank und starb und freut' sich noch: Und sterb' ich denn, so sterb' ich doch Durch sie, durch sie, Zu ihren Füßen doch.
Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832
Gustav von Loeper (Hrsg.)
Goethes Werke: Herausgegeben im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen: 1. Band
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Friedgard
antwortete am 01.12.00 (08:57):
Flüchtige Begegnung
Ich hätte gern mit dir gesprochen - unsere Augen suchten sich - aber das Schweigen blieb ungebrochen.
Ich hätte gern in dir gelesen - unsre Gedanken kreuzten sich - aber die Zeit ist zu kurz gewesen.
Ich hätte dich gern mit mir heim genommen - unsre Wege berührten sich - doch es ist etwas dazwischengekommen.
fs.
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Gerlinde
antwortete am 01.12.00 (22:03):
Der erste Schnee
Herbstsonnenschein; des Winters Näh` verrät ein Flockenpaar, es gleicht das erste Flöckchen Schnee dem ersten weißen Haar.
Noch wird, wie wohl von lieber Hand der erste Schnee dem Haupt, so auch der erste Schnee dem Land vom Sonnenstrahl geraubt.
Doch habet acht! Mit einemmal ist Haupt und Erde weiß, und Liebeshand und Sonnenstrahl sich nicht zu helfen weiß.-
Theodor Fontane
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kNs
antwortete am 02.12.00 (11:45):
Liebes Christkind sei so lieb, bring uns keine Gaben, die es auch im Kaufhaus gibt, weil wir die schon haben.
Schenk uns mehr Gelassenheit, bring uns Ruhe, Einkehr, Rast und ein kleines bißchen Zeit statt der Eile und der Hast.
Bring uns keine Pfefferkuchen, die bei uns verderben, während andre Nahrung suchen, Hunger leiden, sogar sterben.
Schenk uns eine harte Nuß, die wir knacken müssen - weich nur macht der Überfluß, wenn wir nichts vermissen.
Bring uns Mut und Tapferkeit, Wahres laut zu sagen: und des andern Not und Leid wie unser Eigen mitzutragen.
Bring uns einen Tannenbaum aus grünem frischen Wald. O, welch schöner Weihnachtstraum, Chriskind komm doch bald.
E. Michler
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Sieghard
antwortete am 02.12.00 (21:47):
..............
Schon neigt der Tag dem Abend zu, die Schatten werden länger. Vergänglich ist, was uns umgibt, du aber bleibst bestehen.
Im Tageslicht, das steigt und sinkt, wird uns die Zeit bemessen, bis uns der Tod hinüberführt, wo alle Grenzen fallen.
..............
Mein Gott, mein Gott - Warum hast du mich verlassen? Ich bin zur Karikatur geworden, das Volk verachtet mich. Man spottet über mich in allen Zeitungen.
Ernesto Cardenal .
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 03.12.00 (11:57):
Singen will ich
Will nicht leugnen die Dunkelheit Aber auch nicht das Sonnenlicht
Singen will ich in die Dunkelheit von der Sonnne ein Lied
Anne Steinwart
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Heidi
antwortete am 03.12.00 (20:53):
Weil Liebe die Dunkelheit erhellt :-)
Frauen-Liebe und Leben (Adalbert von Chamisso)
Seit ich ihn gesehen, glaub ich blind zu sein; Wo ich hin nur blicke, Seh ich ihn allein; Wie im wachen Traume Schwebt sein Bild mir vor, Taucht aus tiefstem Dunkel Heller nur empor.
Sonst ist licht- und farblos Alles um mich her, Nach der Schwestern Spiele Nicht begehr ich mehr, Möchte liebe weinen Still im Kämmerlein; Seit ich ihn gesehen Glaub ich blind zu sein.
Ich kann's nicht fassen, nicht glauben, Es hat ein Traum mich berückt; Wie hätt' er doch unter allen Mich Arme erhöht und beglückt?
Mir war's er habe gesprochen: Ich bin auf ewig dein - Mir war's - ich träume noch immer, Es kann ja nimmer so sein.
Oh, lass im Traume mich sterben, Gewieget an seiner Brust, Den seligsten Tod mich schlürfen In Tränen unendlicher Lust.
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Heidi
antwortete am 03.12.00 (21:57):
Zurück zur Vorweihnachtszeit und "Wunschzetteln" - was sich ein kleiner Junge vor ca. hundert Jahren gewünscht hat: Der kleine Nimmersatt (von Heinrich Seidel)
Ich wünsche mir ein Schaukelpferd, 'ne Festung und Soldaten und eine Rüstung und ein Schwert, wie sie die Ritter hatten.
Drei Märchenbücher wünsch' ich mir und Farbe auch zum Malen und Bilderbogen und Papier und Gold- und Silberschalen.
Ein Domino, ein Lottospiel, ein Kasperletheater, auch einen neuen Pinselstiel vergiß nicht, lieber Vater!
Ein Zelt und sechs Kanonen dann und einen neuen Wagen und ein Geschirr mit Schellen dran, beim Pferdespiel zu tragen.
Mir fehlt - Ihr wißt es sicherlich - gar sehr ein neuer Schlitten, und auch um Schlittschuh' möchte ich noch ganz besonders bitten.
Um weiße Tiere auch von Holz und farbige von Pappe und einen Helm mit Federn stolz und eine neue Mappe.
Auch einen großen Tannenbaum, dran hundert Lichter glänzen, mit Marzipan und Zuckerschaum und Schokoladenkränzen.
Doch dünkt die alles Euch zu viel, und wollt Ihr daraus wählen, so könnte wohl der Pinselstiel und auch die Mappe fehlen. ......
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 04.12.00 (11:33):
Fahrerfluch
Ich fahre nichtsahnend durch den Wald des Lebens, und plötzlich bricht die Liebe aus dem Dickicht und läuft mir voll in die Karre, und ich denke noch: Scheiße! -und im gleichen Moment kracht,s auch schon, und ich brauche eigentlich gar nicht mehr auf die Bremse zu latschen. Ist sowieso zu spät. -Für einen Augenblick ist der Tag stehengeblieben. AIIes stilI. Nur aus weiter Ferne höre ich (es könnte Louis Armstrong sein) "Oh, what a wonderful world", mir schlottern die Knie -und ich verpisse mich durch die Hintertür und rufe ein Taxi, und wir fahren durch die Nacht von Köln, die seufzend den Kopf schüttelt, und als der Wagen hält, sagt der Fahrer: Zwölf-zwanzig. -und ich gebe ihm einen Fünfziger: Stimmt so. -und als ich in sein ungläubiges Gesicht sehe, da habe ich wenigstens Gewißheit: ich bin ein Gedichte schreibender ldiot!
Burghard Hedtmann
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jochen
antwortete am 04.12.00 (23:19):
der sturm
eine wüste der leere, keine träne am horizont der sinne, wie ein korn in spektrum der einsamkeit, erfüllt der augenblick den traum. der wind dreht sich, elemente folgen dem instinkt der urkraft. ein tropfen berührt mich als wäre ich das korn im unermeßlichen feld. wünsche erfüllen sich es regnet.
der verstand zerrt an meiner seele, warum, warum bin ich das was ich bin. es ist soviel zeit vergangen seit ich anfing zu verstehen. sie in meine augen dort wirst du sie sehen, tief, verborgen, beherrschen sie mein leben, die gezeiten der zeit. sieh in meine augen dort siehst du mein herz. wie die ebbe suchte ich die flut, doch wasser löscht die glut. auf der suche nach einem weg fand ich ihn, den anderen weg. wir beide stehen im regen, der regen entblößt dich, ich kann dich sehen, der regen öffnet dein herz, du zeigst es mir. aus dem korn wird ein gefühl, gefühle schaffen illusionen, gefühle erschaffen den sturm. die sonne scheint, eine letzte träne wandert durch dein gesicht, ich küsse dich. der sturm wird mich zerstören.
sorry for a,b,c...
jochen
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Heidi
antwortete am 05.12.00 (09:38):
Reiner Kunze
Nächte, die dich steinigen
Die sterne stürzen herab auf ihrem licht
Du stehst in ihrem hagel
Keiner trifft dich
Doch es schmerzt, als träfen sie alle
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Sieghard
antwortete am 05.12.00 (17:46):
Ovidlieb war recht aufgeräumt er hatte beim Mailen wach-geträumt so was vom Verdrehen der Welt was uns besonders gut gefällt denn Fantasie hat keine Schranken auch nicht absurdeste Gedanken manche liebt das über die Maßen denkt daran auf allen Straßen denkt daran auch noch im Bett dichtend darüber im Doppel-Duett .
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 05.12.00 (18:59):
Grenzen vergessen
Türen öffnen, Räume entdecken, Grenzen vergessen.
Wir sind weit mehr, als wir ahnen.
Innere Augen öffnen, durch Mauern spazieren, Bewegungsfreiheit genießen.
Alle Wege ins Freie führen nach innen.
Hans Kruppa
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Heidi
antwortete am 05.12.00 (22:23):
Sonne an Stern
Ich träum von dir in dunklen Nächten wenn nur ein Stern am Himmel steht
Der halbe Mond hat sich versteckt um die dunkle Wolke zu liebkosen
Warte auf den Tag wenn Mond und Wolke weinen weil Stern und Sonne sich lieben
hl
:-))
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Heidi
antwortete am 06.12.00 (10:15):
Weihnachtsmärkte überall und Glühweinduft aus allen Ecken. Zum Nikolaustag ein Glühweinrezept von Schiller! :-)
Punschlied
Vier Elemente, innig gesellt, bilden das Leben, bauen die Welt.
Preßt der Zitrone saftigen Stern! Herb ist des Lebens innerster Kern.
Jetzt mit des Zuckers linderndem Saft zähmet die herbe brennende Kraft!
Gießet des Wassers sprudelnden Schwall! Wasser umfänget ruhig das All.
Tropfen des Geistes gießet hinein! Leben dem Leben gibt er allein.
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Heidi Lachnitt
antwortete am 06.12.00 (20:56):
Hier ein ganz 'anderes' Adventsgedicht von Christel Kerting, einer Künstlerin aus dem hiesigen Raum, heute bei der Adventsfeier im Pflegeheim gehört:
Licht bricht auf aus dem Dunkel noch ungewohnt das Auge Licht des Schöpfungstages
Wasser getroffen vom Licht leuchtend lebendiges Wasser Licht Wasser Leben
Einer sagte es von sich!
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Heidi
antwortete am 06.12.00 (20:59):
auch dies ein Adventsgedicht von Christel Kerting
Nacht am Rande der Stadt Menschen Randmenschen schauen ins Dunkel sehen das Licht glauben dem Licht folgen ihm finden
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Heidi
antwortete am 07.12.00 (23:20):
...alles schläft, einsam wacht!... Dabei ist es noch garnicht soweit mit der "Stillen Nacht". - Alle im Vorweihnachtsstress?
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Heidi
antwortete am 08.12.00 (00:37):
Eine kleine Nachtballade - von Ernst Moritz Arndt
Und die Sonne machte den weiten Ritt Um die Welt, Und die Sternlein sprachen: "Wir reisen mit Um die Welt"; Und die Sonne sie schalt sie: "Ihr bleibt zu Haus, Denn ich brenn' euch die goldnen Äuglein aus Bei dem feurigen Ritt um die Welt."
Und die Sternlein gingen zum lieben Mond In der Nacht, Und sie sprachen: "Du, der auf Wolken thront In der Nacht, Laß uns wandeln mit dir, denn dein milder Schein, Er verbrennet uns nimmer die Äugelein." Und er nahm sie, Gesellen der Nacht.
Nun willkommen, Sternlein und lieber Mond, In der Nacht, Ihr verstehet, was still in den Herzen wohnt In der Nacht. Kommt und zündet die himmlischen Lichter an, Daß ich lustig mitschwärmen und spielen kann In den freundlichen Spielen der Nacht.
Gute Nacht!
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Sieghard
antwortete am 08.12.00 (05:02):
Morgen-Hymnus
Die Nacht ist vergangen, wir schauen erwartend den steigenden Tag und grüßen die Sonne.
Schon lockt uns die Taube, wir horchen, verlangend zu folgen dem Ruf des beginnenden Tages.
Die Nebel entweichen im Glanze der strahlenden Klarheit und Kraft der kommenden Stunden.
Allen guten und erfolgreichen 8. Dezember! .
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Heidi
antwortete am 08.12.00 (07:45):
Das war ein sehr schöner Tagesbeginn, Sieghard, Danke!
Wie wichtig doch in dieser dunklen Jahreszeit das Licht für uns ist ... kein Wunder, dass die Sonne in sehr alten Zeiten als Gott angesehen wurde:
Du erstrahlst so schön im Lichtberg des Himmels, Du lebendige Sonne, die zuerst zu leben anfing. Du leuchtest auf im östlichen Horizont Und erfüllst alle Lande mit deiner Schönheit. Du bist schön und gewaltig, glänzend und hoch über allen Landen. Deine Strahlen umarmen die Länder bis zum letzten Ende deiner Schöpfung. Du bist fern, und doch sind deine Strahlen auf der Erde. Du bist im Angesicht der Menschen und doch kann man deinen Weg nicht sehen. Gehst du zur Rüste am westlichen Horizont, So ist die Welt in Finsternis wie im Tode: Die Schläfer sind in der Kammer, die Häupter verhüllt, Nicht kann ein Auge das andere sehen. Jedes Raubzeug kommt hervor aus seiner Höhle, Und alles Schlangengewürme beißt. die Welt liegt in Stille, denn der sie schuf, ist zur Ruhe gegangen. Im Morgengrauen aber leuchtest du wieder auf und glänzest aufs neue als Sonne am Tage. Es weicht die Finsternis, sobald du deine Strahlen spendest, Die Länder sind in Festesstimmung, Die Menschen erwachen und stellen sich auf die Füße: Du hast sie sich erheben lassen. Sie waschen ihren Leib, sie nehmen die Kleidung, Ihre Hände erheben sich in Anbetung, weil du erschienen bist. Die ganze Welt tut ihre Arbeit. Alles Vieh labt sich an seinem Kraute, Bäume und Pflanzen grünen; Die Vögel fliegen auf aus ihrem Neste, Ihre Flügel erheben sich in Anbetung für dich, Alles Wild hüpft auf den Füßen, Was da kreucht und fleucht, Sie leben, da du ihnen aufgeleuchtet bist... Wie zahlreich sind doch deine Werke! Sie sind verborgen vor dem Angesicht der Menschen. Du einziger Gott, außer dem es keinen andern gibt, Du hast die Erde geschaffen nach deinem Sinn, Du einzig und allein, Mit Menschen, Herden und allem Getier. Die Fremdvölker, Syrien und Äthiopien und das Land Ägypten... Du hast den Himmel gemacht fern von der Erde, Um an ihm zu erstrahlen, Um alles, was du, einzig du, erschaffen hast, zu sehen, Wenn du aufleuchtest in deiner Gestalt als lebendige Sonne Strahlend und glänzend, fern und doch so nah. Du machst Millionen Gestalten aus dir, dem Einen, Städte, Dörfer, Äcker, Wege und Ströme.
Echnaton (1364-1347 v.Chr.)
Hoffen wir auf einen schönen sonnigen Dezembertag.
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Huether
antwortete am 08.12.00 (09:30):
Rundherum
am anfang aller welten kramt der huet(h)er der schwelle seine schranken heraus
ein tauchen ins stete sein in den urgrund
regentopfen fallen ins tal erwuenschter moeglichkeiten
noch liegt der schwere damast ueber allem hier
der schnitter webt seinen weg ins lebendige
am horizont das unerklaerliche das erhoffte scheinsein
hkh
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Wolfgang
antwortete am 08.12.00 (11:38):
Wenn ich meinen Dezember-Blues kriege... so viel Sonne kann's gar nicht geben - der bleibt und hat seinen Höhepunkt so um die Feiertage. Dann lese ich folgendes Gedicht - für mich tröstlich (jedenfalls bisher hat's immer geklappt):
Waun ois a bissl zvü wird (von Joseph Hader)
Waun ois a bissl zvü wird Waun ois a bissl zvü wird Dann geh i zu an Doktor Mit dem i maturiert hab Und sag eam, du, i schlaf so schlecht Waast eh, so als Künstler Die Nerven und so Wenns geht a bissl was Stärkeres Ausnahmsweis Ausnahmsweis
Dann wart i auf die erste klare Winternacht Wenn der frische Schnee liegt Wenn der frische Schnee liegt Dann dusch i mi, tua mi kampeln Ziag an Anzug an, fahr zum Franzjosefsbahnhof Und fahr mit der Donauuferbahn Zu einer klan Station im Strudengau Von dort is nur mehr circa zwaa Stund Dort wo i hin will Dort wo i hin will
A wunderschene Wiesn mitten im Wald Mit ganz hohe Bam und Wackelstana Dort werd i dann vom Fußmarsch A bisserl miad sei und mi ganz gern in Schnee setzen Und trink aus meiner Thermoskann Mein Tee mit Rum und Rohypnol Und schau ma no a bissl en schwoazzn Wald an Und en weißen Schnee an Und en weißen Schnee an
Und wenn i dann miad werd werd i mi hinlegn Und werdn eana no die Händ falten damits kane Umständ habn Und suach ma dann am Himmel aus Zeitvertreib Den Großen Wagen oder schau an Flugzeug zua Bis dann Die blede Hitzn Die depperte Hitzn Endlich aus mir ausserrinnt Ich mecht ihna ja Kan Gusta machen Aber wenn alls a bissl zviel wird Gibts schlimmre Sachen
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Sieghard
antwortete am 08.12.00 (15:39):
für Edith . Rondel Verflossen ist das Gold der Tage, Des Abends braun und blaue Farben: Des Hirten sanfte Flöten starben Des Abends braun und blaue Farben Verflossen ist das Gold der Tage.
[Georg Trakl] .
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Manfred
antwortete am 08.12.00 (18:00):
Liebe Heidi Lachnitt! Mir scheint,noch gibt das Weltgeschehen den Menschen keinen Grund optimistisch in die Zukunft zu schauen.Zu viel der Unruhe,des Unfriedens,der zweifelhaften Entscheidungen so vieler Politiker.Dieses Machtgerangel um Einfluß,Geld und Macht.Ob in Amerika,Europa ,Afrika oder Asien,überall das gleiche. Darum sollte man auch politische Lyrik nutzen,sie könnte doch helfen die Augen zu öffnen? Was sagst du dazu?
Wir wissen viel,doch nie genug um weise uns zu nennen, vielleicht sind wir schon überklug um weise sein zu können? Probleme bilden neu Probleme, Extreme führen in Extreme, die Formeln finden Formen und keine eigentliche Form, um das Vernünftige zu normen fehlt derVernunft die rechte Norm. Den Geist im Mikroskop zu finden gelingt dem Forscher nicht und um die Seele zu ergründen reicht auch kein Röntgenlicht. Ideen streiten mit Ideen, es ändert am Naturgesetze nichts, der Mensch muß seinen Lebenskampf bestehen im Schweiße seines Angesichts. Trotz Dichter,Denker;Forscher und Erfinder, trotz Technik,Kunst und Wissenschaft, verbittern sich die Menschenkinder dasDasein selbst mit aller Kraft.
(Internet-Tipp: https://in.germany.com/divestern)
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Wolfgang
antwortete am 08.12.00 (20:13):
Einschlaflied
Du schläfst noch nicht... Es ist doch spät. Sei lieb und geh jetzt schlafen. Tu einfach so, als wärest du das Boot und's Bett der Hafen.
Du liegst dann drin im sichren Schutz und hast es warm und wohlig. Vergisst den Schmerz vom ganzen Tag und bist nicht mehr nur traurig.
Du schläfst noch nicht... Du solltest doch. Komm, schau mal durch das Fenster. Die kleinen Sterne, der grosse Mond, vertreiben die Gespenster.
Die Luft ist klar und nur für dich, tun alle Sterne scheinen. Was meinst du wohl: Ob diese Nacht auch andere Kinder weinen?
Du schläfst noch nicht... Es ist halt so. Ein Boot fehlt noch im Hafen. Ein Platz ist leer. Man denkt und bangt. Man kann dann nicht gut schlafen.
wml
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Heidi
antwortete am 08.12.00 (21:02):
Eine Einschlafgeschichte
schon als Kind habe ich die Nacht geliebt das schützende Dunkel und Ruhe um meine Geschichten auszudenken
ich war dann eine kleine Elfe (schon damals, ja) und wohnte auf einem Seerosenblatt in einem kleinen Teich und wenn die Seerose blühte habe ich mich in die weichen weissen Rosenblätter gekuschelt und in den blauen Himmel gesehen und geträumt
daß ich ein kleines Menschenkind bin das sich in sein Federbett kuschelt und sich Geschichten ausdenkt von einer kleinen Elfe die im Seerosenteich wohnt
auch heute liebe ich die Dunkelheit und die Nacht und ich sitze am PC und denke mir Gedichte aus und träume wieder von einer kleinen Elfe die im Seerosenteich wohnt und doch so gerne woanders wäre weit dort oben in dem Gold und Blau und dann werde ich wieder wach und denke mir Gedichte aus für Dich und für mich
hl
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Sieghard
antwortete am 08.12.00 (23:26):
Rundherum
Während seiner Tage sucht Hüter Öffnung ins Weite
In den Urgrund hinabtauchend
Mit Gedanken Wünschen Werken
Schweres Scheinsein vor sich unerwünschte Regentropfen
Doch Manitu webt in seinen Damast Lebendiges Strahlendes Starkes Schönes
Weit vor dem Horizont nach Schwellen und Schranken lange vorm heraneilenden Schnitter erfüllt sich Lebenshoffnung unerklärliche Freude über sein Sein .
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Heidi
antwortete am 09.12.00 (02:40):
Noch ein kleines Liebesgedicht zur Nacht? :-))
Augenblicke
wenn unsere Augen sich vermählen tief ineinander versunken schweigen unsere Lippen
wenn unsere Augen sich vermählen tief ineinander versunken steht die Welt still
wenn unsere Augen sich vermählen tief ineinander versunken möchte ich Dir sagen .....
hl
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Sieghard
antwortete am 09.12.00 (08:42):
Heidi hat gestern den Sonnengesang von Echnaton (1364-1347 v.Chr.) ins Forum gestellt. Es gibt Parallelen zum:
Sonnengesang des Hl. Franz von Assisi (1182-1226)
Höchster, allmächtiger, gütiger Herr! Dein ist der Preis, der Ruhm, die Ehre und jegliche Segnung. Dir allein, Höchster, gebühren sie, und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.
Preis dir, o Herr, mit allen deinen Geschöpfen, vornehmlich unserer edlen Schwester, der Sonne; sie schafft den Tag, und du erleuchtest uns in ihr. Schön ist sie und strahlend im großen Glanze, ein Sinnbild von dir, o Allerhöchster!
Preis dir, o Gott, durch unsere Geschwister, den Mond und die Sterne, du hast sie am Himmel gebildet, so klar, so köstlich, so schön.
Preis dir, o Gott, durch unsern Bruder, den Wind, durch die Luft, durch wolkiges, heitres und jegliches Wetter, wodurch du deinen Geschöpfen Erhaltung gewährst.
Preis dir, o Herr, durch unsere Schwester, das Wasser, sehr nützlich ist es, bescheiden, köstlich und rein.
Preis dir, o Gott, durch unseren Bruder, das Feuer, durch welches du die Nacht erhellst, schön ist es und freudebringend, kraftvoll und mächtig.
Preis dir, o Gott, durch unsere Schwester, die Allmutter Erde, die uns erhält und heget und allerlei Früchte hervorbringt, nebst bunten Blumen und Kräutern...
Preis dir, o Herr, durch unseren Bruder, den zeitlichen Tod, dem kein Lebendiger entrinnen kann...
[Auszug] .
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Heidi
antwortete am 09.12.00 (09:33):
'hausgemachte' Philosophie :-)) - mal wieder animiert von Vorhergegangenem
relativ
gemessen an der Ewigkeit ist unser Leben nur ein Hauch
gemessen an der Freude ist unser Leben viel zu kurz
gemessen an dem Schmerz ist unser Leben endlos
so ist unser Leben endlos kurz und vergeht wie ein Hauch vor unserem Bruder dem Tod
die Freude genießen den Schmerz annehmen und der Zeit mit Ruhe entgegen sehen
hl
Ich wünsche allen einen schönen 2. Advent
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Herbertkarl Huether
antwortete am 09.12.00 (09:57):
trallalla
wenn graeten weinen weisst du nicht den grund
moegliche moeglichkeiten und ein bisschen senf dazu
zeit verkauft im sack
girlanden der suehne schmuecken mein haupt
klimmen hoch den fels der wahrheit
nebenwege des denkens eine zunge die eben noch sprach
kuehn schwebt der vogel des wissens den gestirnen nah
sterne beruehren sich nehmen sich war auch du bist ein universum
hkh
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Friedgard
antwortete am 09.12.00 (11:59):
Advent
Jetzt kommt die Zeit der langen, kalten Nächte, der dunklen Stunden voll Erinnerungen, da ich Dich in den Armen halten möchte -
Jetzt kommt die Zeit, da Andre Kerzen zünden und Lieder singen - oder sich besinnen, wo sie noch Liebe füreinander finden -
Jetzt kommt die Zeit, da wir mit ein paar Gesten der Armen, Kranken, Trauernden gedenken, als ob wir damit ihre Fesseln lösten -
Jetzt kommt die Zeit, da die Verlassnen beten, daß Tod sie endlich von dem Leid befreie, und manche wissen keinen Weg, als sich zu töten -
Jetzt kommt die Zeit der langen, kalten Nächte.
Doch da gebiert ein Weib ein Kind in tiefster Nacht. Hör, wie es spricht: ICH BIN DAS LICHT!
fs
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Gerlinde
antwortete am 09.12.00 (21:48):
Notturno
Kiesweg und Mond überm Baume: Alles ist leise gesagt. Alles ist innen im Traume.
Spur um den Mund, die es klagt, Stirn, die hinauf zu den Sternen leidet und lodert und fragt.
Ach, aus der Reue zu lernen: Jegliches ist nur geschenkt, uns von uns selbst zu entfernen.
Zeit, wo die Kühle sich senkt! Stund, wo der heimlich Verstörte bitter den Abschied bedenkt.
Daß doch dein Herz es noch hörte! Fühl, wie der Nachthimmel ragt, der uns vor jenem betörte.
Spur um den Mund, die es klagt, Kiesweg und Mond überm Baume. Kerze, verflackernd im Raume: Alles ist leise gesagt.....
J.Weinheber
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Heidi
antwortete am 10.12.00 (08:07):
Protest
ich sag es laut und schrei's in Deine Ohren Du lebst! nun gut, du hast sehr viel verloren doch bliebst du nicht allein und all dein leises Klagen behindert nur dein Sein
sei fröhlich, sieh die schönen Stunden Du lebst! und wenn das Dunkle heimlich kommt auf leisen Sohlen zünd' ich dir helle Lichter an und sing' ein Liebeslied
das Leben ist so kurz du sollst es nicht verschwenden Du lebst! und wenn es wieder Frühling wird das erste zarte Grün lässt dich das Grau vergessen das Leben ist so schön!
hl
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Friedgard
antwortete am 10.12.00 (10:52):
Das sind wieder sehr schöne Gedichte - danke! Heute früh hörte ich am Hessischen Rundfunk die Bach-Kantate: "Wer nur den lieben Gott läßt walten" und holte mir das Gesangbuch. Georg Neumark schrieb 1641 - im tiefsten dreißigjährigen Krieg:
Wer nur den lieben Gott läßt walten und hoffet auf ihn allezeit, den wird er wunderbar erhalten in aller Not und Traurigkeit. Wer Gott, dem Allerhöchsten traut, der hat auf keinen Sand gebaut.
Was helfen uns die schweren Sorgen, was hilft uns unser Weh und Ach? Was hilft es, wenn wir alle Morgen beseufzen unser Ungemach? Wir machen unser Kreuz und Leid nur größer durch die Traurigkeit.
Man halte nur ein wenig stille und sei doch in sich selbst vergnügt, wie unsers Gottes Gnadenwille, wie sein Allwissenheit es fügt; Gott, der uns sich hat auserwählt, der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt.
Er kennt die rechten Freudenstunden, er weiß wohl, wann es nützlich sei; wenn er uns nur hat treu erfunden und merket keine Heuchelei, so kommt Gott, eh wirs uns versehn und lässet uns viel Guts geschehn.
Denk nicht in deiner Drangsalshitze, daß du von Gott verlassen seist und daß ihm der im Schoße sitze, der sich in stetem Glücke preist. Die Folgezeit verändert viel und setzet jeglichem sein Ziel.
Es sind ja Gott sehr leichte Sachen und ist dem Höchsten alles gleich, den Reichen klein und arm zu machen, den Armen aber groß und reich. Gott ist der rechte Wundermann, der bald erhöhn, bald stürzen kann.
Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht das Deine nur getreu und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu. Denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verläßt er nicht.
Ich wünsche allen einen schönen zweiten Advent.
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 10.12.00 (18:25):
Wer wußte je das Leben recht zu fassen
Wer wußte je das Leben recht zu fassen, wer hat die Hälfte nicht davon verlorn im Traum, im Fieber, im Gespräch mit Toren, in Liebesqual, im leeren Zeit verprassen?
Ja, der sogar, der ruhig und gelassen, mit dem Bewußtsein, was er soll, geboren, frühzeitig einen Lebensgang erkoren, muß vor des Lebens Widerspruch erblassen.
Denn jeder hofft doch, daß das Glück ihm lache, allein das Glück, wenn´s wirklich kommt, ertragen, ist keines Menschen, wäre Gottes Sache.
Auch kommt es nie, wir wünschen bloß und wagen: Dem Schläfer fällt es nimmermehr vom Dache, und auch der Läufer wird es nicht erjagen.
August von Platen
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Sieghard
antwortete am 10.12.00 (21:18):
und weiter:
Es liegt an eines Menschen Schmerz, an eines Menschen Wunde nichts,
Es kehrt an das, was Kranke quält, sich ewig der Gesunde nichts,
Und wäre nicht das Leben kurz, das stets der Mensch vom Menschen erbt,
So gäb's Beklagenswerteres auf diesem weiten Runde nichts.
Einförmig stellt Natur sich her, doch tausendförmig ist ihr Tod,
Es fragt die Welt nach meinem Ziel, nach deiner letzten Stunde nichts.
Und wer sich willig nicht ergibt dem ehrnen Lose, das ihm dräut,
Der zürnt ins Grab sich rettungslos und fühlt in dessen Schlunde nichts.
Dies wissen alle, doch vergisst es jeder gerne jeden Tag.
So komme denn, in diesem Sinn, hinfort aus meinem Munde nichts!
Vergesst, dass euch die Welt betrügt, und dass ihr Wunsch nur Wünsche zeugt,
Lasst eurer Liebe nichts entgehn, entschlüpfen eurer Kunde nichts!
Es hoffe jeder, dass die Zeit ihm gebe, was sie keinem gab,
Denn jeder sucht ein All zu sein und jeder ist im Grunde nichts.
[August von Platen 1796 - 1835] .
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Heidi
antwortete am 10.12.00 (21:28):
von Platen:
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen, Ist dem Tode schon anheim gegeben Wird für keinen Dienst auf Erden taugen, Und doch wird er vor dem Tode beben, Wer die Schönheit angeschaut mit Augen!
Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe, Denn ein Tor nur kann auf Erden hoffen Zu genügen einem solchen Triebe: Wen der Pfeil des Schönen je getroffen, Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe!
Ach er möchte wie ein Quell versiechen, Jedem Hauch der Luft ein Gift entsaugen Und den Tod aus jeder Blume riechen: Wer die Schönheit angeschaut mit Augen, Ach, er möchte wie ein Quell versiechen!
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Wolfgang
antwortete am 10.12.00 (21:32):
's liegt wos in dr Luft (von Wilhelm Staudacher)
's liegt wos in dr Luft, wos Nei's. Aus alli Fenster kummts mit're süeßlie Fohne, und's steigt nauf über d' Dächer und's lejcht si noo mit'n Nebl auf d' Pflasterstaa scho in dr Früeh.
's liegt wos in dr Luft, wos Würzi's. Wie aus türkischi Länder, sou riecht's, wie nach Turban und noochtdunkli Aache. Und's hengt in die Gasse und's ziecht übersch Land auf en fliechende Teppich.
's liegt wos in dr Luft, wie alli Joehr widder, Und's raache die Schläet, mit en zuckrie Nebl vermischt, und des aalt si, wenn's windstill is drunnernei, woulgfälli vor alli Haiser, und des verdaalt si, wenn e klaans Lüftle gäeht, überoll hii.
Quelle: Petra Hochrein (Hrsg.), Komm, Christkind, flieg über mein Haus. Weihnachtliche Geschichten und Gedichte aus Franken, Echter Verlag, Würzburg 1995
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Heidi
antwortete am 10.12.00 (22:08):
von Platen:
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen, Ist dem Tode schon anheim gegeben Wird für keinen Dienst auf Erden taugen, Und doch wird er vor dem Tode beben, Wer die Schönheit angeschaut mit Augen!
Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe, Denn ein Tor nur kann auf Erden hoffen Zu genügen einem solchen Triebe: Wen der Pfeil des Schönen je getroffen, Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe!
Ach er möchte wie ein Quell versiechen, Jedem Hauch der Luft ein Gift entsaugen Und den Tod aus jeder Blume riechen: Wer die Schönheit angeschaut mit Augen, Ach, er möchte wie ein Quell versiechen!
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Heidi
antwortete am 10.12.00 (22:13):
wieso ist mein letzter Beitrag noch einmal erschienen? Ich habe ihn nicht abgeschickt. Hallo, webmaster, bitte löschen!
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 11.12.00 (07:38):
Glück
Solang du nach dem Glücke jagst, Bist du nicht reif zum glücklich sein Und währe alles Liebste dein.
Solange du nach Verlorenem klagst Und Ziele hast und rastlos bist, Weißt du noch nicht, was Friede ist.
Erst wenn du jedem Wunsch entsagst, Nicht Ziele mehr, noch Begehren kennst, Das Glück nicht mehr mit Namen nennst,
Dann reicht dir des Geschehens Flut Nicht mehr ans Herz - und deine Seele ruht.
Hermann Hesse
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Heidi
antwortete am 11.12.00 (10:54):
Glück
ist jeder Wunsch nach Glück mir fern und hab ich keine Ziele mehr mein Herz nichts hört und meine Seele ruht dann .... bin ich tot!
hl
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Friedgard
antwortete am 11.12.00 (13:19):
Wollen wir den alten von Platen nochmal bemühen?
Ich bedurfte, deine Liebe zu gewinnen, heut und morgen, Drum, o Freunde, laßt vergebens nicht verrinnen heut und morgen! Heut und morgen ist die Summe dieses allzu kargen Lebens, Und wie schnell, wir wissen's alle, gehn von hinnen heut und morgen! Gestern fragte mich ein Lüftchen: Hast du nichts an ferne Freunde? Wohl, versetzt ich, doch ich will mich erst besinnen heut und morgen; Im topasnen Kelch der Tulpe schwelgt der Tau als Silbertropfen, Doch ihn läßt das Gold der Sonne nicht darinnen heut und morgen! Ein'ge Blätter aus den Rosen hat ein Wind davongetragen, Und er wird sie ganz entführen, fürcht ich, binnen heut und morgen! Laß den Trank im Becher steigen, denn der Wein des Morgenrotes Quillt empor bis an der Berge hohe Zinnen heut und morgen.
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Beate
antwortete am 11.12.00 (16:35):
...und ich renne gegen Wände, der Turm ist zu hoch, zu massiv, zu fest, zu hart, zu stumm. Ich renne gegen Wände. ...und ich schreie und fluche, weine, beschimpfe, ...und renne gegen Wände, mit dem Kopf.
...und ich renne gegen Wände, kratze mit dem Nagel, suche Spalten, suche Löcher, versuche mich durchzugraben. ...und ich renne gegen Wände mit dem Kopf.
...und als ich es schon aufgeben wollte, dachte, diese Festung ist unerreichbar, sehe ich die große helle Tür. Wer vermochte es sie zu öffnen? ...und ich bin stumm vor staunen, mit dem Herz.
BR
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 11.12.00 (18:08):
Die gestundete Zeit
Es kommen härtere Tage. Die auf Widerruf gestundetete Zeit wird sichtbar am Horizont. Bald musst du den Schuh schnüren und die Hunde zurückjagen in die Marschhöfe. Denn die Eingeweide der Fische sind kalt geworden im Wind. Ärmlich brennt das Licht der Lupinen. Dein Blick spurt im Nebel: die auf Widerruf gestundetete Zeit wird sichtbar am Horizont.
Drüben versinkt dir die Geliebte im Sand, er steigt um ihr wehendes Haar, er fällt ihr ins Wort, er befiehlt ihr zu schweigen, er findet sie sterblich und willig dem Abschied nach jeder Umarmung.
Sieh dich nicht um. Schnür deinen Schuh. Jag die Hunde zurück. Wirf die Fische ins Meer. Lösch die Lupinen!
Ingeborg Bachmann(1953)
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Heidi
antwortete am 11.12.00 (20:58):
für Beate
kein turm ist so hoch, so fest und so hart als das nicht ein kleines wort ihn umwerfen könnte
keine wand ist so dick und undurchlässig als das nicht ein leiser ruf sie durchdringen könnte
es gab immer einen weg in die festung ich habe es versäumt, dir eine Wegbeschreibung zu geben
so musstest du den Weg alleine finden von dir zu mir verzeihst du mir?
hl
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Heidi
antwortete am 11.12.00 (22:18):
um noch mal auf Advent und Weihnachten zurück zu kommen :-))
Tannengeflüster
Wenn die ersten Fröste knistern, In dem Wald bei Bayrisch-Moos, Geht ein Wispern und ein Flüstern In den Tannenbäumen los, Ein Gekicher und Gesumm Ringsherum.
Eine Tanne lernt Gedichte, Eine Lärche hört ihr zu. Eine dicke, alte Fichte Sagt verdrießlich: "Gebt doch Ruh! Kerzenlicht und Weihnachtszeit Sind noch weit!"
Vierundzwanzig lange Tage Wird gekräuselt und gestutzt Und das Wäldchen ohne Frage Wunderhübsch herausgeputzt. Wer noch fragt: "Wieso? Warum?! Der ist dumm.
Was das Flüstern hier bedeutet, Weiß man selbst im Spatzennest: Jeder Tannenbaum bereitet Sich nun vor aufs Weihnachtsfest, Denn ein Weihnachtsbaum zu sein: Das ist fein!
James Krüss
(Internet-Tipp: https://www.kirchenweb.at)
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Sieghard
antwortete am 11.12.00 (22:50):
Ärmlich brennt das Licht der Lupinen. Dein Blick spurt im Nebel. Drüben versinkt dir Geliebte im Sand - er steigt um sein wehendes Haar, er fällt ihm ins Wort, er befiehlt ihm zu schweigen, er findet ihn sterblich und willig dem Abschied nach jeder Umarmung.
Sieh dich nicht um. Schnür deinen Schuh. Jag die Hunde zurück. Wirf die Fische ins Meer. Lösch die Lupinen!
Es kommen härtere Tage.
[frei nach Bachmann 10.2.78]
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Heidi
antwortete am 11.12.00 (23:20):
Ich träume von Kindertagen , als Weihnachten noch etwas Geheimnisvolles war:
Plätzchenduft in den seltsamsten Ecken versteckt vor gieriger Kinderhand rote Kugeln im Tannengrün hängen an Tür und Wand "werden wir das Christkind sehn?" Weihnachtslieder klingen von Kinderstimmen es wird eifrig gesucht nach Geschenkverstecken
wir haben sie nie gefunden und auch das Christkind nie gesehen aber für uns als Kinder war Weihnachten wunderschön
hl
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Sieghard
antwortete am 12.12.00 (04:53):
Er ging die Straße entlang bis zur Haustür. Er öffnete die Haustür und verschwand im Haus. Im Haus machte er Licht und lief die Treppe empor. Bei Nr. 10 hielt er und klingelte mehrmals. Seine Frau öffnete die Wohnungstür und ließ ihn eintreten. Das Nachtmahl stand auf dem Tisch und zwar gab es Eierspeis mit Salat. Um elf löschte er das Licht und begab sich mit ihr zu Bett. Im Bett puderten sie noch eine Zeit lang, dann entschliefen sie und erwachten zugleich um 7 Uhr als der Wecker schellte. .
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Heidi
antwortete am 12.12.00 (08:04):
Der Aufruf
Mein Leben: ein Guckkasten mit kleinen Landschaften gemächlichen Menschen vorüberziehenden Tieren wohlbekannten wiederkehrenden Szenerien
plötzlich aufgerufen bei meinem Namen steh ich nicht länger im windstillen Panorama mit den bunten schimmernden Bildern
sondern drehe mich wie ein schrecklich glühendes Rad einen steilen Abhang hinunter aller Tabus und Träume von gestern entledigt auf ein fremdes bewegtes Ziel gesetzt:
ohne Wahl aber mit ungeduldigem Herzen
Friederike Mayröcker
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 12.12.00 (08:06):
Gesang der Geister über den Wassern Des Menschen Seele Gleicht dem Wasser: Vom Himmel kommt es, Zum Himmel steigt es, Und wieder nieder Zur Erde muss es, Ewig wechselnd. Strömt von der hohen, Steilen Felswand Der reine Strahl, Dann stäubt er lieblich In Wolkenwellen Zum glatten Fels, Und, leicht empfangen, Wallt er verschleiernd, Leisrauschend Zur Tiefe nieder. Ragen Klippen Dem Sturz entgegen, Schäumt er unmutig Stufenweise Zum Abgrund. Im flachen Bette Schleicht er das Wiesental hin, Und in dem glatten See Weiden ihr Antlitz Alle Gestirne. Wind ist der Welle Lieblicher Buhler; Wind mischt vom Grund aus Schäumende Wogen. Seele des Menschen, Wie gleichst du dem Wasser! Schicksal des Menschen, Wie gleichst du dem Wind! Nur wer die Sehnsucht kennt, Weiß, was ich leide! Allein und abgetrennt Von aller Freude, Seh’ ich ans Firmament Nach jener Seite. Ach! der mich liebt und kennt, Ist in der Weite. Es schwindelt mir, es brennt Mein Eingeweide. Nur wer die Sehnsucht kennt, Weiß, was ich leide! So lasst mich scheinen, bis ich werde, Zieht mir das weiße Kleid nicht aus! Ich eile von der schönen Erde Hinab in jenes feste Haus. (Johann Wolfgang von Goethe)
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 12.12.00 (08:59):
Der Traum
Ich lag und schlief; da träumte mir ein wunderschöner Traum: Es stand auf unserm Tisch vor mir ein hoher Weihnachtsbaum.
Und bunte Lichter ohne Zahl, die brannten ringsumher; die Zweige waren allzumal von goldnen Äpfeln schwer.
Und Zuckerpuppen hingen dran; das war mal eine Pracht! Da gab's, was ich nur wünschen kann und was mir Freude macht.
Und als ich nach dem Baume sah und ganz verwundert stand, nach einem Apfel griff ich da, und alles, alles schwand.
Da wacht' ich auf aus meinem Traum, und dunkel war's um mich. Du lieber, schöner Weihnachtsbaum, sag an, wo find' ich dich?
Da war es just, als rief er mir: "Du darfst nur artig sein; dann steh' ich wiederum vor dir; jetzt aber schlaf nur ein!
Und wenn du folgst und artig bist, dann ist erfüllt dein Traum, dann bringet dir der heil'ge Christ den schönsten Weihnachtsbaum.
(August Heinrich Hoffmann von Fallersleben)
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Beate
antwortete am 12.12.00 (09:13):
Eine Mutter ist eine Mutter, ist eine Mutter. War immer Mutter, bleibt immer Mutter. Natürlich.
BR
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Heidi
antwortete am 12.12.00 (18:36):
Auch ein Weihnachtsgedicht...
Als einst in rauher Winternacht im Schnee ich zitternd stand, Kam plötzlich Hitze über mich, mein Herz geriet in Brand; Und furchtsam hob die Augen ich zu sehn, was das wohl war: Ein lieblich Kindlein, brennendhell, bot meinem Blick sich dar. Das ließ, von heißer Glut versengt, Ströme von Tränen fließen, Doch statt zu löschen, ließen sie mehr noch die Flammen schießen.
"O weh", sprach es, "dass, neugeborn, in solcher Glut ich leide, Und niemand naht, damit sein Herz sich an der Wärme weide. Mein reines Herz der Ofen ist, Brennstoff sind Dornenbande, Liebe das Feuer, Seufzer Rauch, und Asche Hohn und Schande. Gerechtigkeit legt Kohle drauf, Gnade die Flamme weckt, Das Erz, das in der Esse glüht, sind Seelen, schuldbefleckt. Um sie zu läutern, brenn ich hier in so entfachter Glut Und schmelze hin zu einem Bad, wasch sie mit meinem Blut." Damit verschwand's aus meinem Blick, war weg mit einem Schlag, Und plötzlich kam mir in den Sinn: es war ja Weihnachtstag.
'The Burning Babe" Robert Southwell (1561-1595)
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Monika
antwortete am 12.12.00 (19:32):
Ich bin heute zum erstenmal in diesem Netz und bin begeistert von den hübschen Gedichten, so dass ich gern wenigstens eins dazu beitragen möchte.
Ein gutes Wort ist...
wie der Tau, der den Vogel am Meer tränkt, wie der Duft, den die Blume dem Kranken schenkt, wie ein Lied, das die Lerche zum Himmel trägt, wie das Blau, das unser Auge zwischen Wolken entdeckt, wie ein Strahl, den die Sonne ins Zimmer schickt, wie das Grün, das als erstes die Hänge schmückt, wie ein Quell, der wie Silber dem Berg entspringt, wie ein Stern, der in der Nacht aus dem Dunkel blinkt.
Georg Schneider
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Wolfgang
antwortete am 12.12.00 (19:44):
Winter (von Regina Lindinger)
Da Winter ist koit heia
I brauchat als Pullover a paar Händ de mi streichln
an warma Blick als Mantel zum Einiwickln
als Schal a liabs Wort
und an Huat aus Behutsamkeit
wei da Winter is heia koit
Walter Flemmer (Hrsg.): Weil's uns freut. Das große Buch der Bayerischen Lyrik aus zwei Jahrhunderten, Ludwig Verlag, Pfaffenhofen 1986
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Heidi
antwortete am 12.12.00 (20:10):
Mein Lieblingsthema ein Liebesgedicht :-))
Die Liebende schreibt
Ein Blick von deinen Augen in die meinen, ein Kuß von deinem Mund auf meinem Munde, Wer davon hat, wie ich, gewisse Kunde, Mag dem was anders wohl erfreulich scheinen?
Entfernt von dir, entfremdet von den Meinen, Führ' ich stets die Gedanken in die Runde, Und immer treffen sie auf ene Stunde Die einzige, da fang' ich an zu weinen
Die Träne trocknet wieder unversehens, Er liebt ja, denk' ich, her in diese Stille, Und solltest du nicht in die Ferne reichen?
Vernimm das Lispeln dieses Liebeswehens! Mein einzig Glück auf Erden ist dein Wille, Dein freundlicher zu mir; gib mir ein Zeichen!
Verfasser unbekannt
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Heidi
antwortete am 12.12.00 (20:34):
Nachtrag: von Goethe war's :-))
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 12.12.00 (20:47):
Weihnachten
Markt und Straßen stehn verlassen, Still erleuchtet jedes Haus, Sinnend geh' ich durch die Gassen, Alles sieht so festlich aus.
An den Fenstern haben Frauen Buntes Spielzeug fromm geschmückt, Tausend Kindlein stehn und schauen, Sind so wunderstill beglückt.
Und ich wandre aus den Mauern Bis hinaus ins freie Feld, Hehres Glänzen, heil'ges Schauern! Wie so weit und still die Welt!
Sterne hoch die Kreise schlingen, Aus des Schnees Einsamkeit Steigt's wie wunderbares Singen - O du gnadenreiche Zeit!
(Joseph von Eichendorff)
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Sieghard
antwortete am 13.12.00 (04:48):
Advents-Hymnus
Tauet, Himmel, aus den Höhn, tauet den Gerechten; was verdorrt ist, blühe auf, unter seinem Segen.
Wolken, regnet ihn herab, regnet den Ersehnten, Öffne, Erde deinen Schoß, spross hervor den Heiland.
Komm, du Trost der ganzen Welt, rette uns vom Tode. Komm aus deiner Herrlichkeit, komm, uns zu erlösen.
Komm, du Sonne voller Glanz, komm in unser Dunkel, und erhelle unsre Nacht, Herr in deinem Lichte.
Komm, Herr Jesu, komme bald, such uns heim in Frieden. Mach die ganze Schöpfung neu. Komm, o komm, Herr Jesu. .
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 13.12.00 (08:03):
Ilse
Ich war ein Kind von fünfzehn Jahren, ein reines, unschuldsvolles Kind, als ich zum ersten Mal erfahren, wie süß der Liebe Freuden sind.
Er nahm mich um den Leib und lachte und flüsterte: O welch ein Glück! Und dabei bog er sachte, sachte mein Köpfchen auf das Pfühl zurück.
Seit jenem Tag lieb ich sie alle, des Lebens schönster Lenz ist mein; und wenn ich keinem mehr gefalle, dann will ich gern begraben sein.
(Frank Wedekind)
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 13.12.00 (09:02):
Der Wein der Liebenden
Strahlend ist heut der Raum! Ohne Sporen und Zügel und Zaum, Sprengen wir, hoch auf dem Wein, In den Zauberhimmel hinein!
Zwei Engeln gleich, die Fiebergluten Unerbittlich überfluten, Wollen wir uns der gläsern-blauen Spiegelung der Ferne anvertrauen!
Von dem sanften Flügelschlagen Weiser Wirbel fortgetragen, Gleichem Rausche hingegeben,
Meine Schwester, laß uns schweben, Fliehen, rastlos ohne Ruh, Dem Paradies der Träume zu!
(Charles Baudelaire) Übersetzung von Monika Fahrenbach-Wachendorff
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Friedgard
antwortete am 13.12.00 (11:23):
Will sein: der Liebsten Bett daß sie von harter Erd kein Spüren hätt. Will sein: der Liebsten Schuh daß sie an keinem Stein sich stoßen tu.
Will sein: der Liebsten Kleid daß sie an keinem Frost ein Wunden leid.
Will sein: der Liebsten Brot daß sie kein Grimmen und kein Sorg bedroht.
Will sein: der Liebsten Aug daß sie vermehrter säh was Welt ihr taug.
Will sein: der Liebsten Baum daß sie ein Schatten find und hell ein Traum.
Will sein: der, der ich bin daß sie von meiner Art käm zu sich hin.
Peter Maiwald: "Balladen von Samstag auf Sonntag"
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Heidi
antwortete am 13.12.00 (14:33):
:-) scheint nicht nur mein Lieblingsthema zu sein
Freundliches Begegnen
Im weiten Mantel bis ans Kinn verhüllet, Ging ich den Felsenweg, den schroffen, grauen, Hernieder dann zu winterhaften Auen, Unruh'gen Sinns, zur nahen Flucht gewillet.
Auf einmal schien der neue Tag enthüllet: Ein Mädchen kam, ein Himmel anzuschauen, So musterhaft wie jene lieben Frauen Der Dichterwelt. Mein Sehnen war gestillet.
Doch wandt' ich mich hinweg und ließ sie gehen Und wickelte mich enger in die Falten, Als wollt' ich trutzend in mir selbst erwarmen;
Und folgt' ihr doch. Sie stand. Da war's geschehen! In meiner Hülle konnt' ich mich nicht halten, Die warf ich weg, sie lag in meinen Armen.
Goethe
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Heidi
antwortete am 13.12.00 (14:44):
:-)) Goethe schreibt noch mal für mich:
Sie kann nicht enden
Wenn ich nun gleich das weiße Blatt dir schickte, Anstatt daß ich's mit Lettern erst beschreibe, ausfülltest du's vielleicht zum Zeitvertreibe Und sendetest's an mich, die Hochbeglückte.
Wenn ich den blauen Umschlag dann erblickte; Neugierig schnell, wie es geziemt dem Weibe, Riss' ich ihn auf, daß nichts verborgen bleibe; Da läs' ich, was mich mündlich sonst entzückte:
'Lieb Kind! Mein artig Herz! Mein einzig Wesen!' Wie du so freundlich meine Sehnsucht stilltest Mit süßem Wort und mich so ganz verwöhntest.
Sogar dein Lispeln glaubt' ich auch zu lesen, Womit du liebend meine Seele fülltest. Und mich auf ewig vor mir selbst verschöntest.
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Sieghard
antwortete am 13.12.00 (16:56):
Lüge und Wahrheit
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er just die Wahrheit spricht
Lügen haben kurze Beine.
Auf eine grobe Lüge gehört eine grobe Maulschelle.
das sind die weisen, die durch irrtum zur wahrheit reisen, die im irrtum verharren, das sind die narren.
Blaise Pascal (1623 - 1662) Hier auf Erden ist jegliches Ding zum Teil wahr, zum Teil falsch... Nichts ist reine Wahrheit, und deshalb ist nichts wahr, was wir für reine Wahrheit halten... Wir besitzen sowohl Wahrheit wie Gutes nur zum Teil, und mit Bösem und Fal- schem gemischt.
Auf Erden ist nicht die Heimat der Wahr- heit, unerkannt irrt sie unter den Men- schen umher. .
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Wolfgang
antwortete am 13.12.00 (18:26):
Schau' ich mir hier die Gedichte der letzten Tage an, ist schwer zu glauben, dass Adventzeit ist. Mir scheint, der Frühling ist ausgebrochen. :-) - Zum Thema "Lüge und Wahrheit" habe ich was. Ganz brauchbar, wenn der Weltschmerz unerträglich wird. Hoffentlich - Sieghard - steigts mar etza net afi afn Huat... :-)
Die Wölt is schlecht (von Karl Winter)
Dies muaß dir schon a Zöltn sa, wenn oaner tuat wiar ih; und söchane wernd söltn sa, wo kamat ma do hi! Und wal mas koaner mocha tuat a so, wiar ih gern mächt, drum steigts mar afi afn Huat! Die Wölt is schlecht!
Und wenn ih oft recht schöltn tua, aft lochend ulle Leut: Wos is denn mit den Zöltn nur, wird der denn nimmer gscheit? Aft deng ih holt: Dös redts ma guat, am End hobts eppa recht... Drum steigts mar afi afn Huat! Die Wölt is schlecht!
Ja, wenn ih net der Zöltn war, do hauat ih holt drei, do liaßatnds mih göltn, - na! do spirratnds mih ei. - Drum rennat ih am liebsten fuhrt, wal koaner mocht mas recht... Drum steigts ma afi afn Huat! Die Wölt is schlecht!
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Heidi
antwortete am 13.12.00 (19:08):
nicht ernst zu nehmender Kommentar :-))
Advent, Advent -'Gedichte' brennt von Liebe und Sehnsucht der Lüge und schlechter Welt und wie's dem einen oder andern ums Herz ist bestellt Advent, eine Weihnachtsgeschichte, Gefühle hoch drei, sind es doch 'nur 'GEDICHTE? einem jedem steht's frei zu lesen die Worte zwischen die Zeilen zu sehn doch eines steht fest "Gedichte" ist schön!
-- und niemals langweilig! :-))
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 14.12.00 (08:02):
Ode an den glückhaften Tag
Diesmal lasst mich glücklich sein, keinem ist etwas geschehen, und ich bin nirgendwo, einziges Ereignis ist, dass ich glücklich bin beim Gehen, beim Schlafen, beim Schreiben über das ganze Rund meines Herzens. Was soll weiter ich tun, ich bin glücklich, zahlloser bin ich als das Gras auf den Weiden, ich fühle die eigene Haut wie den runzligen Baum und unten das Wasser, hoch oben die Vögel, um meiner Hüfte das Meer wie einen Reif, aus Brot und Stein die Erde geschaffen, die Luft singt wie eine Gitarre.
Du mir zuseiten im Sande bist Meeressand, du singst und bist Gesang, die Welt ist heut meine Seele, Lied und Sand, die Welt ist heute dein Mund, lasst mich an deinem Munde und im Sande glücklich sein, ja, glücklich sein, weil ich atme und weil auch du atmest, glücklich sein, weil ich dein Knie berühre und es ist, als berührte ich die blaue Haut und Kühle des Himmels.
Heute lasst mich einzig nur glücklich sein mit allen oder ohne sie, glücklich sein mit dem Gras und dem Sand, glücklich sein mit der Luft und der Erde, glücklich sein mit dir, mit deinem Munde glücklich sein.
(Pablo Neruda) 1971 Nobelpreis für Literatur
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Sieghard
antwortete am 14.12.00 (09:22):
Heute ist Johannes vom Kreuz im Heiligenkalender. 1525 geb. in Alt-Kastilien 1563 Eintritt in den Karmel 1591 14.12. gestorben in Ubeda 1926 Kirchenlehrer
In größter Not [Gefangenschaft, Folter, Verleumdung] wurde in ihm der mystische Dichter geboren. Hier ein Beispiel:
An meiner sel'gen Brust, Die ihm allein zu eigen, Ruht er in süßer Lust. Und ich, ich darf in Lieb' mich zu ihm neigen Ihm Kühlung wehn gelind mit Zederzweigen.
Als schon der Morgenwind Begann sein Haar zu spreiten Um meinen Nacken lind, Ließ er die Rechte gleiten; Mir schmolz das Herz in Seligkeiten.
Ich gab, ergab mich ganz, Das Haupt am Lieb geborgen. Es schwand der Dinge Glanz, Vergessen war mein Sorgen, Da ich in Lilienduft geborgen. .
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Friedgard
antwortete am 14.12.00 (12:20):
Zurück zur Weihnachtszeit:
Rudolf Hagelstange schrieb:
ACH GUTER JOSEPH...
Nimm den Fuß da weg! ( Der Wirt schloß die Tür.) Er nahm sie beim Arm und sprach zu ihr: "Komm! Mein Lebtag habe ich Betten gezimmert für andre Leute. Du siehst, was es bringt. Ach, wär ich ein junger Kerl noch! Ich hätte...
Vielleicht ist es gut so. Wer weiß es. Du hättest sicher gelitten. Die vielen Menschen. Der Weindunst. Die Enge! - Ich hätte ja tief in den Beutel gegriffen, nur daß du endlich ...-
Hier war'n wir doch schon? Ich glaube wir laufen immer im Kreise. - Der Kerl hatte Finger wie eine Spinne! Na. Laß ihn... Was meinst du: Wollen wir's draußen versuchen? An Festen findet sich abseits leichter ein Plätzchen.
Das erste, was ich uns kaufe daheim, wäre ein Esel. Ich sag dir: Beweglich muß man heut sein! - Ach, dieser Quirinius ist sicher ein Junggeselle. Sonst hätt er doch die schwangeren Frauen beurlaubt! Väter sollten uns nur regieren. Aber was red ich...
Hier gehts hinaus aus dem Ort. Sags ehrlich: Reichts noch ein Stückchen? Wir gehen langsam... Du könntest dich setzen. Ich schaute derweil... Schon gut denn. Wir bleiben einfach zusammen. Was hast du? Du leidest. Da, setz dich. Ich glaube du fieberst...? Ach, Täubchen, mein Engel... Wie soll ich denn helfen!? - Ach wär'n wir zu Haus...
Nun lächelst du wieder. Nein, ruh noch ein Weilchen. Dahinten, sieh mal: Das scheint eine Hütte. Ob das etwas wäre?...(Es dämmert ja schon.) Nur langsam, nur langsam...
So schau doch! Ein König kröche hier unter - im Regen. Ein Ochs und ein Esel erwarten uns schon. Und sauberes Stroh! Wir werden nicht frieren. Leg dich und ruh dich... Ach, weine doch nicht. Sinds Schmerzen? Ists Glück? Es wird doch am Ende..?"
"Ach, guter Joseph... Mit ist so... Wir wollen beten beide, daß Gott bei uns sei." Und Joseph leise: "Er ist es. Ich seh ihn schon aus deinen Augen mir winken..."
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 14.12.00 (14:33):
Knabe und Veilchen
Knabe: Blühe liebes Veilchen, Das so lieblich roch, Blühe noch ein Weilchen, Werde schöner noch. Weist du was ich denke, Liebchen zum Geschenke, Pflück ich Veilchen dich, Veilchen freue dich!
Veilchen: Brich mich stilles Veilchen, Bin die Liebste dein, Und in einem Weilchen Werd ich schöner seyn! Weist du, was ich denke, Wenn ich duftend schwenke Meinen Duft um dich: Knabe liebe mich!
Arnim, Achim von /Clemens Brentano (aus: Des Knaben Wunderhorn)
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Sieghard
antwortete am 14.12.00 (15:19):
Jedes neue Weihnachtsgedicht ist sicher für alle eine Freude. Wiederholung ist die Mutter des Studiums. Das kennen wir aus der Jugendzeit. Das hat uns auch manchmal in späteren Jahren ge- nützt. Nur langweilig sollte es nicht werden. In www.kirchenweb.at sind sehr viele Weihnachtsge- dichte und -Sprüche veröffent- licht. Es lohnt sich dort einmal hinein- zusehen. . .
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Heidi
antwortete am 14.12.00 (21:08):
Erstaunlich, was sich unter Stichwort "Weihnachten" so alles findet, unter anderem auch das Kästner-Gedicht:
Der Weihnachtsabend des Kellners Aller Welt dreht er den Rücken, und sein Blick geht zu Protest. Und dann murmelt er beim Bücken: Ach, du liebes Weihnachtsfest!" Im Lokal sind nur zwei Kunden. (Fröhlich sehn die auch nicht aus.) Und der Kellner zählt die Stunden. Doch er darf noch nicht nach Haus. Denn vielleicht kommt doch noch einer, welcher keinen Christbaum hat und allein ist wie sonst keiner in der feierlichen Stadt.- Dann schon lieber Kellner bleiben und zur Nacht nach Hause gehn, als jetzt durch die Straßen treiben und vor fremden Fenstern stehn! Erich Kästner
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Heidi
antwortete am 14.12.00 (21:28):
kein Weihnachtsgedicht - aber auch beim Surfen gefunden :-)
Schlaflied für dich Komm zu mir, dann wieg' ich dich, wiege dich zur Ruh'. Komm zu mir und weine nicht, mach die Augen zu. Ich flechte dir aus meinem Haar eine Wiege, sieh! Schläfst drin aller Schmerzen bar, träumst drin ohne Müh'. Meine Augen sollen dir blinkend Spielzeug sein. Meine Lippen schenk' ich dir - trink dich in sie ein. (Selma Meerbaum-Eisinger)
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Heidi
antwortete am 14.12.00 (22:27):
Dieses ist mit Abstand das schönste Gedicht das ich heute im Internet(t) gefunden habe:
Definitionen
Wir können über Liebe sprechen. Ich würde dir sagen, mir gefällt die seltsame Art in der dein Körper und mein Körper sich kennen Pfadfinder die noch einmal den uralten Weg der Erkenntnis erforschen.
Ich würde dir sagen ich liebe deine Haut und meine Haut liebt dich deinen versteckten Turm der sich plötzlich erhebt und erzittert in mir auf der Suche nach der Frau die im tiefsten Innern meiner Weiblichkeit nistet.
Und ich würde dir sagen ich liebe deine Augen die rein sind und mich gleichfalls durchdringen zart oder mit einem Hauch von Fragen.
Ich würde dir sagen ich liebe deine Stimme vor allem wenn sie Gedichte spricht doch auch wenn du ernst klingst so bemüht diese Welt zu verstehen die weit ist und fremd.
Ich würde dir sagen ich liebe, wenn ich dich sehe, das Schmetterlingsflattern in meinem Magen die Lust zu lachen aus Freude daß ich bin und es dich gibt und daß ich weiß, dir gefallen die Wolken und die kalte Luft der Wälder von Matagalpa.
Wir könnten darüber sprechen ob dies alles ernst ist was ich dir sage. Ob die Verbrennung leicht ist zweiten dritten oder ersten Grades Ob man die Dinge beim Namen nennen muß oder nicht. Ich sage dir nur diesen einzigen Satz: Ich liebe dich.
Gioconda Belli
aus: Zauber gegen die Kälte Sortilegio contra el frio (Übersetzung: Anneliese Schwarzer)
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 14.12.00 (22:38):
Ungeduld
Ich schnitt' es gern in alle Rinden ein, Ich grüb es gern in jeden Kieselstein, Ich möcht es sä'n auf jedes frische Beet Mit Kressensamen, der es schnell verrät, Auf jeden weißen Zettel möchte ich's schreiben: Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben.
Ich möcht mir ziehen einen jungen Star, Bis daß er spräch die Worte rein und klar, Bis er sie spräch mit meines Mundes Klang, Mit meines Herzens vollem, heißem Drang; Dann säng er hell durch ihre Fensterscheiben: Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben.
Den Morgenwinden möchte ich's hauchen ein, Ich möchte es säuseln durch den regen Hain; Oh, leuchtet' es aus jedem Blumenstern! Trüg es der Duft zu ihr von nah und fern! Ihr Wogen, könnt ihr nichts als Räder treiben? Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben.
Ich meint, es müßt in meinen Augen stehn, Auf meinen Wangen müßt man's brennen sehn, Zu lesen wär's auf meinem stummen Mund, Ein jeder Atemzug gäb's laut ihr kund, Und sie merkt nichts von all dem bangen Treiben: Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben!
Wilhelm Mueller
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Heidi
antwortete am 14.12.00 (22:47):
damit wir Weihnachten nicht vergessen :-)) - mein liebstes Weihnachtslied:
Es wird scho glei dumpa, Es wird scho glei Nacht. Drum kimm i zu dir her, Mein Heiland, auf d'Wacht. Will singa a Liadl Dem Liabling, dem kloan, Du magst ja net schlafn, I hör' di no woan.
Refrain: Ei, ei, ei, ei! Schlaf süß, herzliabs Kind!
2. Vergiß jetzt, o Kindlein, Dein'n Kummer, dein Leid, Daß du da mußt leiden Im Stall auf der Heid. Es zier'n ja die Engel Dein Krippelein aus, Möcht' schöner nicht sein In dem vornehmsten Haus.
Refrain:
3. O Kindlein, du liegst dort Im Kripplein so schön; Mir scheint, ich kann niemals Von dir dort weggehn. Ich wünsch dir von Herzen Die süßeste Ruh; Die Engel vom Himmel, Die decken dich zu.
Refrain:
4. Schließ zu deine Äuglein In Ruh und in Fried Und gib mir zum Abschied Dein'n Segen nur mit. Dann wird auch mein Schlafen Ganz sorgenlos sein, Dann kann ich mich ruhig Aufs Niederlegn freun.
Refrain:
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 15.12.00 (00:22):
All mein Gedanken
All mein Gedanken, die ich hab', die sind bei dir. Du auserwählter einz'ger Trost, bleib stets bei mir. Du, du, du sollst an mich gedenken. Hätt' ich aller Wünsch Gewalt, von dir wollt ich nicht wenken.
Du auserwählter einz'ger Trost, gedenk daran! Leib und Gut, das sollst du gar zu eigen han. Dein, dein, dein will ich immer bleiben: Du gibst Freud und hohen Mut und kannst mir Leid vertreiben.
Dein allein und Niemands mehr, das wiss' fürwahr, tätst du desgleichen Treu an mir, so wär ich froh. Du, du, du sollst von mir nit setzen: Du gibst Freud und hohen Mut und kannst mich Leids ergetzen.
Die werte Rein, die ward sehr wein'n, do das geschah: Du bist mein und ich bin dein, sie traurig sprach. Wann, wann, wann ich soll von dir weichen: Ich nie erkannt, noch nimmer mehr Erkenn ich deines Gleichen!
(Minnelied)
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Heidi
antwortete am 15.12.00 (00:44):
wurde mir gerade zugesandt von einem Preisträger des Berner Lyrikwettbewerbs 2000, sehr schön:
Poseidon
am morgen die flügel öffnen und das gellende licht hereinlassen den atem des einhorns fühlen
am tage ohren und augen sprechen lassen und im wogenden gras untertauchen nach verborgenen drachen suchen
am abend das pochen des herzens spüren und zärtliche gedanken auf bauchnabel kritzeln ozeane überfliegen
in der nacht eine fischhaut anlegen und zu den delphinen hinabsteigen auf dem wagen des poseidon reiten
aufwachen in freudiger erwartung eines neuen tages
(Thomas Seilnacht)
(Internet-Tipp: https://www.seilnacht.tuttlingen.com)
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Sieghard
antwortete am 15.12.00 (09:04):
FÜRCHTE DICH NICHT vor dem kommenden Tag, dem du dich nicht gewachsen fühlst und vor den Aufgaben, die dich zu verschlingen drohen.
Fürchte dich nicht vor Menschen, die anders sind als du und die sich ein Bild von dir gemacht haben, das deiner Wirklichkeit nicht entspricht.
Fürchte dich nicht vor dir selbst und vor all dem Dunkeln und Ungewissen in dir, das dir manchmal so bedrohlich ist.
Fürchte dich nicht, sondern vertraue auf die Liebe. Die Liebe ist stärker als alle Ängste und mächtiger als alle Tode dieser Welt. Wenn du einem Menschen, vor dem du Angst hast, in Liebe begegnest, wirst du auch an ihm etwas finden,
das dir liebenswürdig erscheint, so wie die Liebe zu den Abgründen deiner eigenen Seele dich zu deiner Tiefe und damit auch zur Mitte deines Wesens und deines Lebens führen kann. Darum: fürchte dich nicht.
Fürchtet euch nicht! Denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll. Lk 2,10 Botschaft gegen die Angst wird uns da verkündet, eine Botschaft gegen Enge und Lieblosigkeit eine Botschaft für das Leben und für Zukunft! . .
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Heidi
antwortete am 15.12.00 (09:39):
Weihnachts- u. Adventslieder von morgens bis abends, auch dieses gehört zu meinen Lieblingsliedern:
Maria durch ein'n Dornwald ging, Kyrieleison! Maria durch ein'n Dornwald ging, Der hat in sieb'n Jahr kein Laub getragen. Jesus und Maria.
2. Was trug Maria unter ihrem Herzen? Kyrieleison! Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen, Das trug Maria unterm Herzen! Jesus und Maria.
3. Da hab'n die Dornen Rosen getragen, Kyrieleison! Als das Kindlein durch den Wald getragen, Da haben die Dornen Rosen getragen! Jesus und Maria
4. Wie soll dem Kind sein Name sein? Kyrieleison! Der Name, der soll Jesus sein, Das war von Anfang der Name sein! Jesus und Maria.
5. Wer soll dem Kind sein Täufer sein? Kyrieleison! Das soll der Sankt Johannes sein, Der soll dem Kind sein Täufer sein! Jesus und Maria.
6. Was kriegt das Kind zum Patengeld? Kyrieleison! Den Himmel und die ganze Welt, Das kriegt das Kind zum Patengeld! Jesus und Maria. 7. Wer hat erlöst die Welt allein? Kyrieleison! Das hat getan das Christkindlein, Das hat erlöst die Welt allein! Jesus und Maria!
aus dem 17. Jahrhundert
Einen schönen guten Morgen wünsche ich!
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Siegrun Greaune
antwortete am 15.12.00 (11:29):
Weihnachtsgedanken
Die Kerzen strahlen am Tannenbaum ich sitze im Sessel und träume tiefe Stille in diesem Raum der Wind draußen schüttelt die Bäume.
Wie war es doch vor langer Zeit als ich ein Kind noch war in einem kurzen Hängerkleid und langem schwarzen Haar.
Die Kerzen strahlten am Tannenbaum der für mich das Schönste war denn Geschenke gab es kaum so war es Jahr für Jahr.
Doch wenn ich meine Puppe sah in einem neuen hübschen Kleid da war ich den oft denTränen nah so hab` ich mich gefreut.
Wo mag jetzt meine Puppe sein ich hab` sie lang nicht mehr geseh`n vielleicht ist sie nun auch allein ich werd´ sie suchen geh`n.
S.Graune
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Siegrun Greaune
antwortete am 15.12.00 (11:35):
Weihnachtsgedanken
Die Kerzen strahlen am Tannenbaum ich sitze im Sessel und träume tiefe Stille in diesem Raum der Wind draußen schüttelt die Bäume.
Wie war es doch vor langer Zeit als ich ein Kind noch war in einem kurzen Hängerkleid und langem schwarzen Haar.
Die Kerzen strahlten am Tannenbaum der für mich das Schönste war denn Geschenke gab es kaum so war es Jahr für Jahr.
Doch wenn ich meine Puppe sah in einem neuen hübschen Kleid da war ich den oft denTränen nah so hab` ich mich gefreut.
Wo mag jetzt meine Puppe sein ich hab` sie lang nicht mehr geseh`n vielleicht ist sie nun auch allein ich werd´ sie suchen geh`n.
S.Graune
www.literatursofa.de
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 15.12.00 (12:46):
O stille dies Verlangen
O stille dies Verlangen, Stille die süße Pein! zu seligem Umfangen Laß den Geliebten ein! Schon liegt die Welt im Träume, Blühet die duft'ge Nacht; Der Mond im blauen Raume Hält für die Liebe Wacht. Wo zwei sich treu umfangen, Da gibt er den holdesten Schein. O stille dies Verlangen, Laß den Geliebten ein!
Du bist das süße Feuer, Das mir am Herzen zehrt; Lüfte, lüfte den Schleier, Der nun so lang' mir wehrt! Laß mich vom rosigen Munde Küssen die Seele dir, Aus meines Busens Grunde Nimm meine Seele dafür - . O stille dies Verlangen, Stille die süße Pein, Zu seligem Umfangen Laß den Geliebten ein!
Die goldnen Sterne grüßen So klar vom Himmelszelt, Es geht ein Wehn und Küssen Heimlich durch alle Welt, Die Blumen selber neigen Sehnsüchtig einander sich zu; Die Nachtigall singt in den Zweigen - Träume, liebe auch du! O stille dies Verlangen, Laß den Geliebten ein! Von Lieb' und Traum umfangen Wollen wir selig sein.
(Emanuel Geibel)
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Heidi
antwortete am 15.12.00 (17:37):
Bei diesen schönen Liebesgedichten leidet man ja richtig mit :-))
"dichterische" freiheiten
o unbekannte schöne erhöre doch sein flehn lass diese süßen Worte nicht ungehört vergehn
er bietet seine seele sein herz für alle zeit o unbekannte schöne siehst du denn nicht sein leid?
o unbekannte schöne du dichterische traumgestalt ich wandle deine seele wirst ihn erhör'n nun bald
:-))) hl
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Heidi
antwortete am 15.12.00 (18:50):
Advent! ...auf besonderen Wunsch ein 'Mundart'Gedicht
Niederdeutsch aus Hamburg um die Reformationszeit
Advent! Advent! du hillig Tied! wo schienst du uns in't Hart so blied! un maakst uns wunnerfröhlich! Nu seht wi klaar, nu ward wi't wohr, wo deep Gott's Leev is un wo fründlich!
Ut Bethlehem vun Krüff un Stall kümmt her de Schien un will uns all den Weg nah'n Himmel wiesen. Gott ward en Kind as wi dat sünd. Nu köönt wi em as Kinner priesen. De hillig Lüüd in't Land ümher harrn up em tööwt mit hitt Begehr. Se wulln ehrn König grööten. Dor reckt Gott's Hand sik öwer't Land. De König keem, ehr to bemööten.
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Heidi
antwortete am 15.12.00 (19:51):
gerade gefunden:
Das Lied vom verlorenen Jesuskind
"Jesuskind, wo bist du? Du bist nicht mehr zu sehn. Leer ist deine Krippe, wo Ochs und Esel stehn ... Ich seh Maria, die Mutter, und Joseph Hand in Hand, ich seh die schönen Fürsten vom fernen Morgenland. Doch dich kann ich nicht finden: Wo bist du, Jesuskind?" "Ich bin im Herzen der Armen, die ganz vergessen sind."
"Maria, voller Sorgen, die sucht dich überall, draußen bei den Wirten, in jeder Eck im Stall. Im Hof ruft Vater Joseph und schaut ins Regenfaß. Sogar der Mohrenkönig, er wird vor Schrecken blaß. Alles sucht und ruft dich: Wo bist du, Jesuskind?" "Ich bin im Herzen der Kranken, die arm und einsam sind."
"Die Könige sind gegangen, sie sind schon klein und fern; die Hirten auf dem Felde, sie sehn nicht mehr den Stern. Die Nacht wird kalt und finster - erloschen ist das Licht. Die armen Menschen seufzen: Nein, nein, das war Er nicht! Doch rufen sie noch immer: Wo bist du, Jesuskind?" "Ich bin im Herzen der Heiden, die ohne Hoffnung sind."
Jean Anouilh (1910 - 1987)
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heidi
antwortete am 16.12.00 (02:55):
Elfenlied
sie singt ganz leise ihre Elfenlieder sie tanzt auf Elfenfüßen ihren Elfentanz sie träumt zarte Elfenträume und ihre goldenen Elfenlocken wehen leise im Wind
niemand sieht die kleine Elfe niemand hört sie Elfen sind unsichtbar ... hl
(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/hp/lachnitt)
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Huether
antwortete am 16.12.00 (11:02):
so sein
so sein ist da sein
ist hier sein ist auch woanderssein
sein zu sein nicht zu sein
sein zu gewesen aber weswegen
seiendes seiendes weshalb brichst du dir deine fluegel ???
hkh
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Heidi
antwortete am 16.12.00 (11:12):
Der erste Schnee war da - heute morgen um 6.00
Schneeflöckchen, Weißröckchen deckst alles schön zu du schneeweiße Stille bringst Seelenruh
Das Tanzen der Flocken im flimmernden Grau lässt mich vergessen des Himmels Blau
Alles ist ruhig und still auch mein Herz Schneeflöckchen, Weißröckchen du kühlst allen Schmerz
Schneeflöckchen, Weißröckchen wann kommst du geschneit kommst hoch aus den Wolken dein Weg ist sehr weit
hl
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heidi
antwortete am 16.12.00 (21:12):
verstauchte flügel
zu tief geflogen bruchlandung gemacht wunden geleckt in der nacht
wieder aufgestanden: durch schneeflocken fliegen ist schön
hl
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Heidi
antwortete am 16.12.00 (21:47):
Da es inzwischen wieder regnet hier.....
Regen in der Dämmerung
Der wandernde Wind auf den Wegen War angefüllt mit süssem Laut, Der dämmernde rieselnde Regen War mit Verlangen feucht betaut
Das rinnende rauschende Wasser Berauschte verwirrend die Stimmen Der Träume, die blasser und blasser Im schwebenden Nebel verschwimmen
Der Wind in den wehenden Weiden, Am Wasser der wandernde Wind Berauschte die sehnenden Leiden, die in der Dämmerung sind...
Der Weg im dämmernden Wehen, Er führte zu keinem Ziel, Doch war er gut zu gehen Im Regen, der rieselnd fiel...
Hugo von Hofmannsthal
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Sieghard
antwortete am 16.12.00 (22:35):
Zum 3. Advent:
Gaudete in Domino semper; iterum dico, gaudete. Dominus enim prope est. Phil. 4,4 .
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Poesie
antwortete am 16.12.00 (23:56):
Ausgang
Immer enger, leise, leise Ziehen sich die Lebenskreise, Schwindet hin, was prahlt und prunkt, Schwindet Hoffen, Hassen, Lieben, Und ist nichts in Sicht geblieben Als der letzte dunkle Punkt. Theodor Fontane
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Heidi
antwortete am 17.12.00 (01:11):
Im Conrady geblättert
einfache Sätze während ich stehe fällt der Schatten hin Morgensonne entwirft die erste Zeichnung Blühn ist ein tödliches Geschäft ich habe mich einverstanden erklärt ich lebe
Helmut Heissenbüttel (1921-1996)
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Heidi
antwortete am 17.12.00 (01:35):
Bald zwei Uhr - Zeit für ein Liebesgedicht :-)) - in sieben Tagen ist Weihnachten und in vierzehn Tagen ist das Jahr zu Ende.....
Liebeskalender
Wann ist zum Lieben die beste Zeit? Wenn der Frühling sich schwingt in denLüften, Wenn der Kuckuck ruft so weit, so weit, Wenn die Bäume blühen und düften; Du aber am Arme der lieblichsten Frau Du wandelst mit Neigen und Grüßen Und windest zum Kranze die Blumen der Au- O seliges Lieben und Küssen!
Wann ist zum Lieben die beste Zeit? Wenn derSommer lächelt, der holde, Es stehen die Fluren in festlichem Kleid, Die Ähren prangen im Golde. Da sitzt die Geliebte im blühenden Feld, Du ruhest ihr kosend zu Füßen, Und über euch dämmert das wogende Zelt - O seliges Lieben und Küssen!
Wann ist zum Lieben die beste Zeit? Wenn der Herbst sich neiget zu Ende, Wenn die Buche sich färbt und das Rebhuhn schreit, Es färbt sich der Wein am Gelände. Die Kleine, die Feine, die hat sich versteckt, Sie wirft dich mit Trauben und Nüssen, Du aber, du hast sie im Fluge entdeckt - O seliges Lieben und Küssen!
Wann ist zum Lieben die beste Zeit? Wenn der Winter knirscht auf dem Eise; Die Wälder begraben, die Wege verschneit, O süße Beschwerden der Reise! Nun sitzt du im Stübchen so traulich und warm Es labt dich die Liebste mit Küssen Sie hält dich, sie wiegt dich im schwellenden Arm - O seliges Lieben und Küssen!
So ist zum Lieben jedwede Zeit Die echte, die rechte, die beste, So halte, o Herz, dich immer bereit, Zu empfangen die himmlischen Gäste! Und hast du die flüchtige Stunde verträumt, Mit Tränen wirst du es büßen, So leere den Becher, solang er dir schäumt - O seliges Lieben und Küssen!
Robert Prutz in "Deutsche Liebeslyrik"
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Sieghard
antwortete am 17.12.00 (09:04):
. WEIHNACHTSLIED ernst jandl + 1925
machet auf den tuerel machet auf den tuerel dann kann herein das herrel dann kann herein das herrel froe weihnacht froe weihnacht und ich bin nur ein hund froe weihnacht froe weihnacht und ich bin nur ein hund ... .
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Heidi
antwortete am 17.12.00 (16:23):
mir ist heute nicht nach Advent
der hügel wo wir wandeln liegt im schatten indes der drüben noch im lichte webt der mond auf seinen zarten grünen matten nur erst als kleine weisse wolke schwebt
die strassen weithin-deutend werden blasser den wandrern bietet ein gelispel halt ist es vom berg ein unsichtbares wasser ist es ein vogel der sein schlaflied lallt?
der dunkelfalter zwei die sich verfrühten verfolgen sich von halm zu halm im scherz.. der rain bereitet aus gesträuch und blüten den duft des abends für gedämpften schmerz
Stefan George 1868-1933
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Heidi
antwortete am 17.12.00 (17:32):
nach Weihnachten :-) - es sei denn, man hat einen Plastikbaum :-(
Das Weihnachtsbäumlein
Es war einmal ein Tännelein mit braunen Kuchenherzlein und Glitzergold und Äpflein fein und vielen bunten Kerzlein: Das war am Weihnachtsfest so grün als fing es eben an zu blühn.
Doch nach nicht gar zu langer Zeit, da stands im Garten unten, und seine ganze Herrlichkeit war, ach, dahingeschwunden. die grünen Nadeln warn'n verdorrt, die Herzlein und die Kerzlein fort.
Bis eines Tags der Gärtner kam, den fror zu Haus im Dunkeln, und es in seinen Ofen nahm - Hei! Tats da sprühn und funkeln! Und flammte jubelnd himmelwärts in hundert Flämmlein an Gottes Herz.
Christian Morgenstern
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 17.12.00 (20:30):
Drey Winterrosen
Es ritt ein Herr mit seinem Knecht, Des Morgens in dem Thaue, Was fand er auf der Heide stehn? Ein wunderschöne Jungfraue.
"Gott grüß euch Jungfrau hübsch und fein, Gott grüß euch Auserwählte, Wollt Gott ich sollt heut bey euch seyn, In euren Armen schlafen."
"In meinen Armen schlaft ihr nicht, Ihr bringt mir denn drey Rosen, Die in dem Winter wachsen sind, In voller Blüt erschlossen."
Er schwang sich in den Sattel frei, Dahin so thät er traben, Da wo die rothen Röslein stehn, Um Fräuleins Gunst zu haben.
Der Röslein warn nicht mehr denn drey, Er brach sie an den Stielen, Er schütt sie der Magd in Geren frei, Nach allem ihren Willen.
Da sie die rothen Röslein sah, Gar freundlich thät sie lachen: "So sagt mir edle Röslein roth, Was Freud könnt ihr mir machen?"
"Die Freud, die wir euch machen wohl, Die wird sich auch schon finden, Jetzund geht ihr ein Mägdlein jung, Aufs Jahr mit einem Kinde."
"Geh ich mit einem Kindelein, So muß es Gott erbarmen, Hab ich doch nur eine halbe Nacht, Geschlafn an deinen Armen."
"So klage nicht mein Töchterlein, Und weine nicht so sehre, Es ist geschehn; manch Jungfräulein Kam noch zu großen Ehren."
Das hat gesungen ein Reuter gut, Ein Berggesell hat ihn verdrungen, Er trinkt viel lieber den lautern Wein, Denn Wasser aus kühlem Brunnen
Arnim, Achim von / Clemens Brentano (aus: Des Knaben Wunderhorn)
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Heidi
antwortete am 17.12.00 (20:51):
Gespräch mit dem Stein Ich klopfe an die Tür des Steins. „Ich bin’s, mach auf. Lass mich ein, ich will mich umschaun in dir, dich einatmen wie die Luft.“ „Geh weg“, sagt der Stein. „Ich bin dicht verschlossen. Sogar in Teile zerschlagen, bleiben wir dicht verschlossen. Sogar zu Sand verrieben, lassen wir niemanden ein.“ Ich klopfe an die Tür des Steins. „Ich bin’s, mach auf. Ich komme aus reiner Neugier. Das Leben ist meine einzige Chance. Ich möchte deinen Palast durchschreiten und dann noch das Blatt und den Wassertropfen besuchen. Ich hab nicht viel Zeit für das alles. Meine Sterblichkeit sollte dich erweichen.“ „Ich bin aus Stein“, sagt der Stein, „und muss gezwungenermaßen ernst sein. Geh weg. Lachmuskeln hab ich keine.“ Ich klopfe an die Tür des Steins. „Ich bin’s, mach auf. Man sagt, es gibt große leere Säle in dir, unbetrachtet, vergeblich schön, taub, ohne ein Echo von irgendwessen Schritten. Gib zu, dass du selbst nicht viel davon weißt.“ „Große und leere Säle“, sagt der Stein, „aber ohne Raum. Schön, möglich, aber jenseits des Geschmacks deiner ärmlichen Sinne. Du kannst mich kennenlernen, du wirst mich aber niemals erkennen. Meine ganze Oberfläche wende ich dir zu, meine Innenseite wende ich von dir ab.“ Ich klopfe an die Tür des Steins. „Ich bin’s, mach auf. Ich suche keine Zuflucht für ewig. Ich bin nicht unglücklich. Ich bin nicht obdachlos. Meine Welt ist eine Rückkehr wert. Ich komme herein und gehe mit leeren Händen wieder hinaus. Und zum Beweis, dass ich wirklich da war, zeig ich nichts vor außer Worten, denen niemand Glauben schenken wird.“ „Du kommst nicht rein“, sagt der Stein. „Dir fehlt der Sinn der Anteilnahme. Kein Sinn ersetzt dir den Sinn der Anteilnahme. Selbst der bis zur Allsicht geschärfte Blick nützt dir gar nichts ohne den Sinn der Anteilnahme. Du kommst nicht rein, hast kaum eine Ahnung von diesem Sinn, kaum seinen Ansatz, eine Idee davon.“ Ich klopfe an die Tür des Steins. „Ich bin’s, mach auf. Ich kann nicht zweitausend Jahre warten, bis ich eintrete unter dein Dach.“ „Wenn du mir nicht glaubst“, sagt der Stein, „frag das Blatt, es wird dir dasselbe sagen. Frag den Wassertropfen, er sagt dasselbe wie das Blatt. Frag schließlich das Haar auf deinem Kopf. Ich platze vor Lachen, vor großem Lachen, vor Lachen, das ich nicht lachen kann.“ Ich klopfe an die Tür des Steins. „Ich bin’s, mach auf.“
„Ich hab keine Tür“, sagt der Stein.
(Wislawa Szymborska)
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Heidi
antwortete am 17.12.00 (20:57):
Durcheinander Sich lieben in einer Zeit in der Menschen einander töten mit immer besseren Waffen und einander verhungern lassen Und wissen dass man wenig dagegen tun kann und versuchen nicht stumpf zu werden Und doch sich lieben Sich lieben und einander verhungern lassen Sich lieben und wissen dass man wenig dagegen tun kann Sich lieben und mit der Zeit einander töten Und doch sich lieben mit immer besseren Waffen (Erich Fried)
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heidi
antwortete am 17.12.00 (21:25):
Avec tes yeux je change comme avec les lunes Et je suis tour à tour et de plomb et de plume, Une eau mystérieuse et noire qui t'enserre Ou bien dans tes cheveux ta légère victoire.
(Paul Eluard)
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Heidi
antwortete am 17.12.00 (21:27):
Das war eine kleine Auswahl aus nachstehender Adresse.
Ich wünsche allen eine gute Nacht!
(Internet-Tipp: https://www.seilnacht.tuttlingen.com/Gedichte/Gedichte.htm)
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Sieghard
antwortete am 18.12.00 (09:55):
. Nachrichten aus Bethlehem Rudolf Otto Wiemer *1905
Gestern uebernachtete ich in Bethlehem. Als ich den Wirt fragte: Wo ist der Stall? sagte er: Abgebrannt. Wo Ochs und Esel? Geschlachtet. Maria und Joseph? Vergast.
Die Weisen, bevor sie eintraten, zweifelten. Sie versteckten Gold, Weihrauch, Myrrhe unter den Maenteln und sagten: Hier nicht.
Die Krippe wurde oft von Reportern fotografiert. Man fand sie grossartig hart, bemaengelte jedoch, dass sie, vom Stroh abgesehn, leer sei.
Engel sollen damals an allen Ecken gesehen worden sein, besonders von Blinden.
Die Lokalpresse schrieb von der Friedenskonferenz, von der Ankunft dreier Minister, vom hellen Stern des Explorer, vom ueberraschenden Anstieg der Boersenkurse, vom zukuenftigen Heil durch Raketen, von den Hirten und ihrem Tariflohn, von der Geburt eines unehelichen Kindes.
Die Revolte im Gefaengnis wurde niedergeschlagen. die Aufruehrer, peinlich befragt, erklaerten, sie haetten die vom Engel verkuendete Amnestie woertlich genommen.
Man probt die Sirenen. Man rechnet mit einem neuen Ueberfall der himmlischen Heerscharen.
Die Kinderschlaechter sind endlich vor Gericht gestellt. Sie geben an, auf allerhoechsten Befehl gehandelt zu haben. Antrag: man hoere den Allerhoechsten.
Einer der Hirten kam nicht zur Krippe. Er wollte die Schafe nicht allein lassen. Als die andern heimkehrten, glaubte er nichts, er hatte den Wolf abgewehrt.
Die Zaehlung geht weiter. Laengst sind die Moerder gezaehlt, die Planer, die Ausfuehrer, die Mitlaeufer, keiner gezaehlt, der sagt: Ich bin schuld.
Als Krieg kam, wurden drei Hirten Soldat. Sie gedachten des Engels und sagten: Friede auf Erden.
Der erste verlor ein Bein. Der zweite bekam das Ritterkreuz. Der dritte wurde am Pfahl erschossen. .
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 18.12.00 (10:10):
Müde kehrt ein Wandersmann zurück Nach der Heimat seiner Liebe Glück. Doch bevor er tritt in Liebchens Haus, Kauft er für sie den schönsten Blumenstrauß.
Und die Gärtnerin so hold und bleich, Zeiget ihm ihr ganzes Blumenreich. Doch bei jeder Rose, die sie bricht, Rollt eine Träne ihr vom Angesicht.
Warum weinst du, holde Gärtnersfrau? Weinst du um die Veilchen dunkelblau? Oder um die Rose, die du brichst? Ach nein, ach nein, um diese wein' ich nicht
Um den Liebsten wein' ich nur allein, Der gezogen ist wohl übern Rhein. Dem ich ew'ge Treu geschworen hab', Die ich als Gärtnersfrau gebrochen hab'.
Liebe hast du nicht für ihn gehegt, Darum hast die Blumen du gepflegt. Ach, so gib mir, holde Gärtnersfrau, Einen Strauß von Veilchen dunkelblau. Und mit dem Blumenstrauß wohl in der Hand, Will ich wandern durch das ganze Land, Bis der Tod mein müdes Auge bricht. Leb wohl, Geliebte, und vergiß mich nicht!
Eichendorff, Joseph Freiherr von (1788-1857)
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Heidi
antwortete am 18.12.00 (11:31):
Im Zug
Landschaften wie meine Gedanken reifbestäubt, nebelversunken kaltweiße Morgensonne
Pavarotti singt leise in mein Ohr 'dormi' und 'Ave Maria' Pappbechertee
Ankunft im fremden Ort, schon vertraut, Entscheidung bereits getroffen
hl
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Sieghard
antwortete am 18.12.00 (15:11):
. Zum soundsovielten Male im Weihnachts- oratorium von JSB [früher selbst mitgesun- gen.] - Im Rahmen des sog. Parodieverfah- rens hat er frühere Werke in diesem Oratorium verarbeitet. Was die Texte anbetraf, machte Bach diese poetisch-musikalischen Umarbei- tungen mit dem versierten Dichter Picander. An- sonsten ist ja der anthologische Text-Charakter dieses Werkes bekannt. Komposition ohne Texte ist nicht denkbar.
Hier 7 von 64 Texten aus dem Weihnachts-Oratorium Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) Uraufführung zum Jahreswechsel 1734/35
1 Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage, Rühmet, was heute der Höchste getan! Lasset das Zagen, verbannet die Klage, Stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an! Dienet dem Höchsten mit herrlichen Chören, Lasst uns den Namen des Herrschers verehren.
5 Wie soll ich dich empfangen Und wie begegn' ich dir? O aller Welt Verlangen, O meiner Seelen Zier! O Jesu, Jesu setze Mir selbst die Fackel bei, Damit, was dich ergötze, Mir kund und wissend sei!
12 Brich an, o schönes Morgenlicht, Und lass den Himmel tagen! Du Hirtenvolk, erschrecke nicht, Weil dir die Engel sagen, Dass dieses schwache Knäbelein Soll unser Trost und Freude sein, Dazu den Satan zwingen Und letztlich Freude bringen!
15 Frohe Hirten, eilt, ach eilet, Eh ihr euch zu lang verweilet, Eilt, das holde Kind zu sehn! Geht, die Freude heißt zu schön, Sucht die Anmut zu gewinnen, Geht und labet Herz und Sinnen.
28 Dies hat er alles uns getan, Sein groß Lieb zu zeigen an; Des freu sich alle Christenheit Und dank ihm des in Ewigkeit. Kyrieleis!
59 Ich steh an deiner Krippen hier, O Jesulein, mein Leben; Ich komme, bring und schenke dir, Was du mir hast gegeben. Nimm hin! es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin, Und laß dirs wohlgefallen.
63 Was will der Höllen Schrecken nun, Was will uns Welt und Sünde tun, Da wir in Jesu Händen ruhn? . .
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 18.12.00 (17:40):
schreiben, lesen, nicht schreiben darueber schreiben denken, warum man schreibt oder nicht schreibt, oder nicht schreiben kann: will
reflektieren ueber den akt des schreibens/denkens/nichtdenkens hintergruende beilaeufiges zeitgeschichtliches persoenliches nicht-zu-ende-gedachtes lieber-keinem-sagen-wollendes zu-denken-vorhabendes
alles ohne ausnahme? wer will, der kann, der soll, der muss ...
zwanglos reizlos sinnlos absichtslos inhaltslos
assoziativ
;,' _o_ ;:;' ,-.'---`.__ ; ((j`=====',-' `-\ / `-=-'
herbertkarl ®¿®
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Heidi
antwortete am 18.12.00 (17:48):
weil mir der Winter zuwider ist.........
Hälfte des Lebens
Mit gelben Birnen hänget Und voll mit wilden Rosen Das Land in den See, Ihr holden Schwäne, Und trunken von Küssen Tunkt ihr das Haupt Ins heilignüchterne Wasser.
Weh mir, wo nehm ich, wenn Es Winter ist, die Blumen, und wo Den Sonnenschein, Und Schatten der Erde ? Die Mauern stehn Sprachlos und kalt, im Winde Klirren die Fahnen.
Johann Christian Friedrich Hölderlin
..........träume ich lieber vom Sommer :-)))
Im Gras Schönes, grünes, weiches Gras. Drin liege ich. Mitten zwischen Butterblumen! Über mir, warm, der Himmel: ein weites, zitterndes Weiß, das mir die Augen langsam, ganz langsam schließt. Wehende Luft ... ein zartes Summen. Nun bin ich fern von jeder Welt, ein sanftes Rot erfüllt mich ganz, und deutlich spüre ich, wie die Sonne mir durchs Blut rinnt - minutenlang. Versunken alles. Nur noch ich. Selig! (Arno Holz)
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 18.12.00 (19:02):
Winternacht
Verschneit liegt rings die ganze Welt, Ich hab' nichts, was mich freuet, Verlassen steht der Baum im Feld, Hat längst sein Laub verstreuet.
Der Wind nur geht bei stiller Nacht Und rüttelt an dem Baume, Da rührt er seinen Wipfel sacht Und redet wie im Traume.
Er träumt von künft'ger Frühlingszeit, Von Grün und Quellenrauschen, Wo er im neuen Blütenkleid Zu Gottes Lob wird rauschen.
Eichendorff, Joseph Freiherr von (1788-1857)
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Sieghard
antwortete am 18.12.00 (23:13):
Wintersee
Ihr Fische, wo seid ihr mit schimmernden Flossen? Wer hat den Nebel, das Eis beschossen?
Ein Regen aus Pfeilen, ins Eis gesplittert, so steht das Schilf und klirrt und zittert.
[Peter Huchel] .
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Heidi
antwortete am 18.12.00 (23:32):
Lieblingsthema hatten wir heute noch nicht :-) ist gesungen natürlich noch viel schöner
Ständchen
Leise flehen meine Lieder Durch die Nacht zu dir; In den stillen Hain hernieder, Liebchen, komm zu mir!
Flüsternd schlanke Wipfel rauschen In des Mondes Licht, Des Verräters feindlich Lauschen Fürchte, Holde, nicht.
Hörst die Nachtigallen schlagen? Ach! sie flehen dich, Mit der Töne süßen Klagen Flehen sie für mich.
Sie verstehn des Busens Sehnen, Kennen Liebesschmerz, Rühren mit den Silbertönen Jedes weiche Herz.
Laß auch dir die Brust bewegen, Liebchen, höre mich, Bebend harr ich dir entgegen! Komm, beglücke mich!
(Ludwig Rellstab)
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Poesie
antwortete am 18.12.00 (23:38):
Nacht ohne Schlaf
Ich weiß, daß du jetzt wachst in deiner Nacht, So wie ich schlaflos wache in der meinen. Der gleiche Mond, der mich so kühl verlacht, Wird wohl auch jetzt dir Ruhelosem scheinen.
Ich weiß, das Leid, das ich dir nicht geklagt, Wird mir im stillen Vers zur Ruhe gehen. So mag dein Weh, das du mir nicht gesagt, Dich tröstend wie ein Morgenwind umwehen.
(Mascha Kaléko)
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Heidi
antwortete am 19.12.00 (01:45):
hotelzimmer
ich liebe hotelzimmer die, ohne anspruch an mich, mir alles bieten was ich brauche
ein schreibtisch mit modemanschluß bett, schrank und ein bad das frühstück und abendessen morgens frische handtücher der drink in der bar
niemand stört mich, niemand fragt mich niemand ist da
ich liebe hotelzimmer die, ohne mich zu lesen, mich schreiben lassen
notwendigkeiten wie einsamkeit und schmerz, alles im preis inbegriffen und das telefon schweigt (wenn ich einmal sterben muss soll es in einem hotelzimmer sein)
niemand stört mich, niemand fragt mich niemand ist da
....warum bloß stört mich das? hl
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Heidi
antwortete am 19.12.00 (02:15):
Weihnachtsnacht
Weht im Schnee ein Weihnachtslied Leise über Stadt und Felder, Sternenhimmel niedersieht, Und der Winternebel zieht Um die dunklen Tannenwälder.
Weht im Schnee ein Weichnachtsduft Träumerisch durch dichte Flocken, Füllt die schwere Winterluft Und aus weichen Wolken ruft Sanft der Klang der Kirchenglocken.
Geht durch Schnee ein Weihnachtskind Liebend über kalte Erde, Geht dahin und lächelt lind, Hoffend, daß wir gütig sind Und die Menschheit besser werde.
(Hilde Fürstenberg)
da Weihnachten dieses Jahr für mich ausfällt und in zwei Wochen das neue Jahr beginnt hier das erste Neujahrsgedicht
Neujahrslied
Mit der Freude zieht der Schmerz Traulich durch die Zeiten, Schwere Stürme, milde Weste, Bange Sorgen, frohe Feste Wandeln sich zur Seiten.
Und wo eine Träne fällt, Blüht auch eine Rose. Schon gemischt, noch eh' wir's bitten, Ist für Thronen und für Hütten Schmerz und Lust im Lose.
War's nicht so im alten Jahr? Wird's im neuen enden? Sonnen wallen auf und nieder, Wolken gehen und kommen wieder, Und kein Wunsch wird's wenden.
Gebe denn, der über uns Wägt mit rechter Waage, Jedem Sinn für seine Freuden, Jedem Mut für seine Leiden In die neuen Tage,
Jedem auf des Lebens Pfad Einen Freund zur Seite, Ein zufriedenes Gemüte, Und zu stiller Herzensgüte Hoffnung ins Geleite!
(Johann Peter Hebel)
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 19.12.00 (11:44):
Blumen
Wie sind meine Finger so grün, Blumen hab ich zerrissen. Sie wollten für mich blühn und haben sterben müssen ... Ich war in Gedanken und ich achtet's nicht und bog sie zu mir nieder, zerriß die lieben Glieder in sorgenlosem Mut. Sie weinten nicht, sie klagten nicht, sie starben sonder Laut.
Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848)
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Sieghard
antwortete am 19.12.00 (13:32):
weiter mit dem Blumentod von der Droste von 1820 Sie starben sonder Laut, Nur dunkel ward ihr Angesicht, Wie wenn der Himmel graut. Sie konnten mirs nicht ersparen, Sonst hätten sie's wohl getan; Wohin bin ich gefahren In trüben Sinnes Wahn?
O töricht Kinderspiel, O schuldlos Blutvergießen! Und gleichts dem Leben viel, Lasst mich die Augen schließen, Denn was geschehn ist, ist geschehn, Und wer kann für die Zukunft stehn?
Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) .
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Heidi
antwortete am 19.12.00 (14:50):
Wenn erst die Rosen verrinnen Aus Vasen oder vom Strauch Und ihr Entblättern beginnen, Fallen die Tränen auch.
Traum von der Stunden Dauer, Wechsel und Wiederbeginn, Traum - von der Tiefe der Trauer, Blättern die Rosen hin.
Wahn von der Stunden Steigen Aller ins Auferstehn Wahn - vor dem Fallen, dem Schweigen, Wenn die Rosen vergehn.
Benn, Gottfried (1886-1956)
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Heidi
antwortete am 19.12.00 (21:47):
Gottfried Keller
Weil ich den blauen untreu ward Und mich zu braunen Augen wandte, Kamst du, zu rächen, jene, her, Du dunkelglühende Nachtgesandte!
Ich sollt auf deiner Augen Grund Die Strafe meines Leichtsinns lesen Und schamerrötend auch zugleich Der wahren Liebe Glut und Wesen!
Der Liebe, die im heiligen Ernst Zu lieben denkt und dann zu sterben Und deren dunkle Rosen sich Nur mit dem besten Herzblut färben!
Und als ich büßend dich geliebt, Bist du wie ein Phantom entschwunden; Da hab ich mich mit meiner Reu Verlassen und allein gefunden!
*****
Nelly Sachs
Dein Schweigen
Du entfernst dich so schnell Längst vorüber den Säulen des Herakles Auf dem Rücken von niemals Berechneten Sternen Treibst du Mit offenen Augen.
Dein Schweigen Meine Stimme Dein Ruhen Mein Gehen Dein Allesvorüber Mein Immernochda.
*****
Nelly Sachs
Abgewandt warte ich auf dich weit fort von den Lebenden weilst du oder nahe.
Abgewandt warte ich auf dich denn nicht dürfen Freigelassene mit Schlingen der Sehnsucht eingefangen werden noch gekrönt mit der Krone aus Planetenstaub -
die Liebe ist eine Sandpflanze die im Feuer dient und nicht verzehrt wird -
Abgewandt wartet sie auf dich
*****
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Friedgard
antwortete am 20.12.00 (08:34):
Einfach so (aus der Kirche St. Sebastian in Dornbirn)
Das ungezwungene Lächeln, mit dem mich jemand angeschaut hat, wie gut hat es mir getan.
Die freundliche Geste, mit der mir jemand begegnet ist, wie hat sie mich ermutigt.
Die gelungene Überraschung, die mir jemand bereitet hat, wie froh hat sie mich gestimmt.
Die herzliche Anteilnahme, die mir jemand entgegenbrachte, sie hat sie mich getröstet.
Das aufmerksame Ohr, das mir jemand geliehen hat, wie hat es mich erleichtert.
Die persönliche Frage, die mir jemand gestellt hat, wie hat sie mich berührt.
Das gute Wort des Lobes, das mir jemand ausgesprochen hat, wie hat es mich bestärkt.
Die wohlwollenden Blicke, die mir jemand zugeworfen hat, wie haben sie mich erheitert.
Die lieben Grüße, die mir jemand nach langem Schweigen geschickt hat, wie haben sie mich gefreut.
Solche kleinen Freuden sind große Geschenke, die mir viel bedeuten.
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Sieghard
antwortete am 20.12.00 (08:54):
DER HIRTE Christa Reinig *1926
leute, kommt zu mir ans feuer wer die nacht liebt, ist ein feind fremde seid ihr, wenn nicht euer angesicht im licht erscheint
wollte gott, dass friede werde oder uns der gnadenstoß der soldat jagt unsre herde und der hirt ist waffenlos
wer hat noch die haende offen und wer luegt nicht, wenn er spricht und wir schweigen und erhoffen einen gott, - o glaubt es nicht
dass er kommt uns zu erloesen und er hat es wohlbedacht denn wir knien vor dem boesen und beneiden seine macht . .
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 20.12.00 (11:19):
Kamelie
Gar weite Wege hast du gemacht, Kamelia, staubige Schöne, In deinem Kelche die Flöte wacht, Trompeten und Zymbegetöne; Wie zittern durch das grüne Revier Buntfarbige Lampen und Schleier! Da brach der zierliche Gärtner mir Den Strauß beim bengalischen Feuer.
Annette von Droste-Hülshoff
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 20.12.00 (16:03):
Ich will
vertrauen auf das was ist und was kommt
zweifeln an dem was ist und was wird
suchen und ankommen und weitersuchen Auf Teufel komm raus
Anne Steinwart
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 20.12.00 (17:46):
Der Mensch
Empfangen und genähret Vom Weibe wunderbar Kömmt er und sieht und höret, Und nimmt des Trugs nicht wahr; Gelüstet und begehret, Und bringt sein Tränlein dar; Verachtet und verehret; Hat Freude, und Gefahr; Glaubt, zweifelt, wähnt und lehret, Hält nichts, und alles wahr; Erbauet und zerstöret; Und quält sich immerdar; Schläft, wachet, wächst, und zehret; Trägt braun und graues Haar etc. Und alles dieses währet, Wenn's hoch kommt, achtzig Jahr. Denn legt er sich zu seinen Vätern nieder, Und er kömmt nimmer wieder.
Matthias Claudius
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Heidi
antwortete am 20.12.00 (20:32):
nun, ich werde hundert und komme als goldene Abendwolke wieder :-)) - im Zug geschrieben:
Himmelszüge
Kondensstreifen am Abendhimmel immer vorwärts strebend niemals fest zu halten leuchten hell wo sie beginnen verblassen wo sie enden als wären sie nie gewesen nur kleine Stücke der Erinnerung
Manchmal kreuzt ein anderer den Weg, einen Moment lang leuchten beide zusammen doppelt so hell dann trennen sich die Wege jeder für sich zieht weiter einsamer Weg verblasst
hl
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Sieghard
antwortete am 21.12.00 (08:16):
nächtlich geleckter wunder beinaher seinsflügelbruch seiendes woanderssein weswegen brichst du dir daseiend deine fluegel ? zu tief geflogen bruchlandung gemacht wunden geleckt in der nacht schneeflocken fliegen
vom geflügelten flockigen Wort bis zur flügellahmen Flughündin mit Fug und Lug im Flug genug .
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Heidi Lachnitt
antwortete am 21.12.00 (08:36):
Fröhliche Weinacht! Überall tönet durch die Lüfte froher Schall. Weihnachtston, Weihnachtsbaum, Weihnachtsduft in jedem Raum! Fröhliche Weinacht! Überall tönet durch die Lüfte froher Schall.
.. in diesem Sinne wünsche ich allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und alle Gute für den Jahreswechsel!
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Friedgard
antwortete am 21.12.00 (08:43):
Die Nacht Mariens - von Rudolf Hagelstange
Es kam die Zeit, daß sich enthülle das Wort der Schrift und der Propheten Schau: Es zog ein Paar nach seines Herrschers Wille, damit geschätzet würde Mann und Frau, zur Stadt. Jung war das Weib. Der Jahre Fülle trug schon der Mann. Ihr Kleid war grau vom Staub, den ihre Schritte auf vom Wege scheuchten, als sie des Tages Rast und Ziel erreichten.
Und man erzählt: In dieser Stadt der Städte, die ausgezeichnet werden sollte vor dem Herrn, da blieb dem jungen Weibe nicht ein Bette. Sie fanden einen Stall, der nahm sie gern, und Ochs und Esel grüßten rasselnd mit der Kette, und ihre Lampe war ein stiller Stern. Es fiel der Wind durch Fenster, Dach und Türen und half dem Mann ein Feuer schüren.
Und es geschah zur Nacht in diesen Wänden, da schrie das Weib und weinte in den Wind und litt in Schmerzen, die an allen Enden für alle Mütter noch dieselben sind, und hielt in ihren leichenblassen Händen das Licht, das All, das Leben - hielt ihr Kind. Und ihrer Freude Tränen fielen nieder und wuschen dieses Kindes vielgeliebte Glieder.
Es mag wohl sein, daß solchen Frauen, für die die Welt kein weiches Bette hat, ein Singen kommt von himmelsfernen Auen, daß Hirten knien vor solcher Lagerstatt und dort das Licht der Welt erschauen... Und solche Mütter hat wohl jede Stadt, auch wenn sie nicht die Welt erschüttern wie einst Marie, die ärmste, reichste unter allen Müttern.
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Sieghard
antwortete am 21.12.00 (13:57):
An meine Damenharmonie
So gern hät ich ein schönes Lied gemacht Von eurer netten hamonischen Weise, Die Gabe, die für andre ständig wacht, Hätt ich gern gesungen zu eurem Preise.
Doch wie ich auch gesonnen mehr und mehr, Und wie ich auch die Reime mochte stellen, Des Herzens Fluten wallten drüber her, Zerstörten mir des Liedes zarte Wellen.
So nehmt die leichte Spottes-Gabe hin, Von leichter Disharmonie getragen, Gegen Langeweile Kampf lieget darin, Wo man am meisten fühlt, weiß man nicht viel zu sagen. .
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Sieghard
antwortete am 21.12.00 (14:04):
übrigens frei nach Droste die Kennerin weiß das sowieso .
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Herbertkarl Huether
antwortete am 21.12.00 (14:17):
Der Wein der Liebenden
Strahlend ist heut der Raum! Ohne Sporen und Zügel und Zaum, Sprengen wir, hoch auf dem Wein, In den Zauberhimmel hinein!
Zwei Engeln gleich, die Fiebergluten Unerbittlich überfluten, Wollen wir uns der gläsern-blauen Spiegelung der Ferne anvertrauen!
Von dem sanften Flügelschlagen Weiser Wirbel fortgetragen, Gleichem Rausche hingegeben,
Meine Schwester, laß uns schweben, Fliehen, rastlos ohne Ruh, Dem Paradies der Träume zu!
Charles Baudelaire
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Annette von Droste-Hülshoff
antwortete am 21.12.00 (22:51):
Das Spiegelbild
Schaust du mich an aus dem Kristall, Mit deiner Augen Nebelball, Kometen gleich die im Verbleiche; Mit Zügen, worin wunderlich Zwei Seelen wie Spione sich Umschleichen, ja, dann flüstre ich: Phantom, du bist nicht meinesgleichen!
Bist nur entschlüpft der Träume Hut, Zu eisen mir das warme Blut, Die dunkle Locke mir zu blassen; Und dennoch, dämmerndes Gesicht, Drin seltsam spielt ein Doppellicht, Trätest du vor, ich weiß es nicht, Würd' ich dich lieben oder hassen?
Zu deiner Stirne Herrscherthron, Wo die Gedanken leisten Fron Wie Knechte, würd' ich schüchtern blicken; Doch von des Auges kaltem Glast, Voll toten Lichts, gebrochen fast, Gespenstig, würd' ein scheuer Gast, Weit, weit ich meinen Schemel rücken.
Und was den Mund umspielt so lind, So weich und hülflos wie ein Kind, Das möcht' in treue Hut ich bergen; Und wieder, wenn er höhnend spielt, Wie von gespanntem Bogen zielt, Wenn leis' es durch die Züge wühlt, Dann möcht' ich fliehen wie vor Schergen.
Es ist gewiß, du bist nicht ich, Ein fremdes Dasein, dem ich mich Wie Moses nahe, unbeschuhet, Voll Kräfte die mir nicht bewußt, Voll fremden Leides, fremder Lust; Gnade mir Gott, wenn in der Brust Mit schlummernd deine Seele ruhet!
Und dennoch fühl' ich, wie verwandt, Zu deinen Schauern mich gebannt, Und Liebe muß der Furcht sich einen. Ja, trätest aus Kristalles rund, Phantom, du lebend auf den Grund, Nur leise zittern würd' ich, und Mich dünkt - ich würde um dich weinen!
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Friedgard
antwortete am 22.12.00 (08:30):
DER STERN
Hätt einer auch fast mehr Verstand Als wie die drei Weisen aus Morgenland Und ließe sich dünken, er wär wohl nie Dem Sternlein nachgereist wie sie; Dennoch, wenn nun das Weihnachtsfest Seine Lichtlein wonniglich scheinen läßt, Fällt auch auf sein verständig Gesicht, Er mag es merken oder nicht, Ein freundlicher Strahl Das Wundersternes von dazumal.
Wilhelm Busch
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Sieghard
antwortete am 22.12.00 (08:46):
Wunschzettel einer Süchtigen.
Bald ist Weihnachten, leider glaube ich nicht mehr an Wunder, ist aber schade, weil ich sonst auf meinen Wunschzettel schriebe:
Bitte nimm mir meine Schüchternheit Bitte nimm mir meine Ängste Bitte nimm mir meinen Egoismus Bitte nimm mir meine Scheu vor Konflikten Bitte nimm mir meine Selbstzweifel Bitte nimm mir meinen Größenwahn Bitte nimm mir meinen Neid Bitte nimm mir meine Eifersucht Bitte nimm mir meine Unehrlichkeit Bitte nimm mir meine Haßgefühle Bitte nimm mir meinen Opportunismus Bitte nimm mir mein Jammern Bitte nimm mir meine Vorurteile Bitte gib mir was du mir geben willst.... Bitte gib mir dass ich clean werde. .
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Karl
antwortete am 22.12.00 (08:47):
Hallo zusammen,
ich bitte die nächste Dichterin/den nächsten Dichter um die Eröffnung von Kapitel 6. Ich stelle diesen Gedichtsband jetzt ins Archiv.
Frohe Weihnachten, Karl
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