so der Titel eines der wenigen, nicht mehr im Handel erhältlichen Bücher über Julie Schrader, bekannt auch als "Welfischer Schwan" - die prominete Männer ihrer Zeit und Personen der Geschichte mit Gedichten beehrte und ihre Leser und Fans bis heute damit beglückt. So wurde sie Anfang des 20. Jh. zum größten komisch-naiven Talent deutscher Zunge. Sie schrieb Kitsch und Haarsträubendes mit ironisch geknickter Feder und es ist nicht immer ganz sicher, ob sie nun wirklich so naiv und dumm war oder sich nur dumm stellte und alles mit einem klugen Augenzwinkern schrieb. Eines ist sicher: in Ihren Versen parodiert sie bewusst oder unbewusst eine ganze Epoche, seine Bildungsbeflissenheit, seine Korsettmentalität, seine Gartenlaubenromantik und seinen großmäuligen Patriotismus.

Hier als Beispiel zwei Gedichte von Julie Schrader als Textprobe: „Kirschenlied II“ auf Victor Hollaender, mit dem sie ein Techtelmechtel hatte:

Ich halte sie in meinen Händen!
Gott, Victor, sind die Kirschen groß!
Mit einer hätte es bewenden.
Du lieber Gott, wie kam das bloß??

Ein Mann, nicht groß, und solche Kirschen!
Sie gleichen fast dem Straußenei.
Wie hinderlich beim schnellen Pirschen!
Mich bringen sie zur Raserei…!!
......
oder das hier:
Lied an Otto-Held

Kommt der Ostwind mit den derben
Kälteschauern über mich,
Will ich Deiner Treu ersterben,
Otto-Held, so lieb´ ich Dich!

Kommt der Abend so um neune
Dämmertrunken, sommerlich,
Bin ich pünktlich an der Scheune.
Otto-Held, dort lieb´ ich Dich!

Sollte Dich der Hafer stechen,
Ehe uns die Nacht beschlich,
Will ich mit der Herrschaft sprechen.
Otto-Held, dann komme ich!

Fürchtest Du die Roggen-Muhme,
Die schon manches Paar verblich?
Ich bin Deine Pusteblume …!
Otto-Held, ach, puste mich!

Ein interessanter Tipp Angelika :-) ich hab ein bisschen gegoogelt und jetzt weiss ich danke Juliens auch ein bisschen mehr über die Freimaurer *g*

:-) oja es gäbe noch viel über Julchen zu berichten ...
Die lebensfrohe Julie heiratete dann leider einen sehr schwermütigen Mann, der sie ziemlich herunterriss und sie selbst fand ein trauriges Ende durch Freitod in einem niedersächsischen See ...sich ihrer zu erinnern und nach Spuren zu suchen ist es allemal wert. Sie hatte die seltene Gabe, in schlichten kurzen Versen grosse Wahrheiten zu sagen - fast wie "Poo der Bär" :-) Was haben kluge Leute alles über Luther geschrieben - Julchen dichtete einfach: ":

„95 Thesen schlugst Du an, neulich hab ich sie gelesen. Und ich denke dann und wann: 40 wären auch genug gewesen!“

Recht hatte sie! :-)))

Ihr "schlesisches Gegenstück" Friederike Kempner ist wahrscheinslich etwas bekannter - auch sie war ein Genie der unfreiwilligen Komik, veröffentlichte ihre Gedichte zwischen 1880 und 1903 selbst und wird auch der "Schlesische Schwan" genannt.

Hier ein Beispiel:
Frohe Stunden

Jedesmal, wenn frohe Stunden
Mir im Herzen stattgefunden,
Haben sich mir vorgestellt
Auch die Leiden dieser Welt.

Schon, daß gar so sehr verschieden
Unsre Lose sind hienieden –
Goethe fand zwar nichts dabei,
Doch mir scheints nicht einwandfrei.

Pilz des Glücks ist dieser eine,
Jener Stiefpilz des Geschicks;
Einem sind als O die Beine,
Andern wuchsen sie als X.

Sorglos aalen sich die Reichen,
Andern sind die Gelder knapp,
Und noch ungestorb’ne Leichen
Senkt zum Orkus man hinab.

Wißt ihr nicht, wie weh das tut,
Wenn man wach im Grabe ruht?

;-)
Hier noch mehr von ihren Gedichten ...