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THEMA:   Arbeit? Was ist das?

 10 Antwort(en).

pamina begann die Diskussion am 18.09.03 (01:40) mit folgendem Beitrag:

Ich bin zwar nicht sicher, ob dies unter "Kunst und Literatur" passt, wage es aber trotzdem, vielleicht macht es Euch ja Spaß- :-))))))) ACHTUNG: MAXIMALE TEXTLAENGE VON ETWA 500 WOERTERN UEBERSCHRITTEN! GEHEN SIE ZUM KUERZEN ZURUECK


pamina antwortete am 18.09.03 (01:41):

Kürzen???? Neee, geht nicht - ich werde es zweiteilen


pamina antwortete am 18.09.03 (01:45):

1. Teil

Ursula Armbruster

Arbeit? Was ist das?

Kürzlich wurde ich in einer Gesprächsrunde mit der Frage konfrontiert: "Was ist eigentlich Arbeit?" Ich öffnete den Mund um zu antworten, klappte ihn aber sogleich wieder zu und erbat mir Bedenkzeit. Das Problem erschien mir zu umfangreich und komplex für eine schnelle Erwiderung. Schließlich kam ich zu folgender Definition:

Die Trägheit ist ein physikalisches Naturgesetz, dem jede Materie auf unserer Erde unterliegt, d.h. nichts bewegt sich ohne die Einwirkung von Kraft, z.B. Wasser, Wind, Erdanziehung, Magnetismus, Elektrizität, Dampf, Muskeln etc.

Auch der Mensch ist diesem Gesetz unterworfen, doch im Gegensatz zu toter Materie verfügt er, dank göttlicher Vorsehung, über einen freien Willen, Geist und Phantasie. Er weiß, dass er für jede Bewegung gegen die Trägheit ankämpfen und Kraft aufwenden muss, und schon früh in der Menschheitsgeschichte nutzte er seinen Geist, diese Mühe so gering wie möglich zu halten, und hier mutiert die physikalische Trägheit zur menschlichen Faulheit.

Und so träumt er vom Schlaraffenland, wo Milch und Honig fließen und ihm, ohne jede Arbeit, die gebratenen Tauben ins Maul fliegen, oder vom Paradies, wo ähnliche Zustände herrschen sollen. Aber diese Tour haben uns, wie bekannt, Adam und Eva vermasselt. "Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot verdienen" (für Adam) und "mit Schmerzen sollst du deine Kinder gebären" (für Eva) lautete der Fluch des erzürnten Gottes. (Ersteres gilt inzwischen auch für "Eva", wobei ihr aber zweites nicht erspart bleibt!).

Von da an war Schluss mit lustig. Der Schweiß rann, der Ernst des Lebens und damit die Arbeit, hielten Einzug ins Menschenleben. Und seither gilt sie, wie von Gott gewollt, als Fluch, weil sie uns daran hindert, nur auf der faulen Haut zu liegen.

Aber man sollte Faulheit nicht nur negativ bewerten, denn im Grunde ist doch gerade dieses Laster die Triebfedern für Entwicklung und Fortschritt. Seit der Erfindung des Faustkeils ist der menschliche Geist unablässig damit beschäftigt, immer neue Erleichterungen unseres Erdendaseins zu ersinnen, bis - ja, bis endlich die paradiesischen Zustände wieder hergestellt sind, und uns die gebratenen Tauben tatsächlich auf Knopfdruck ins Maul fliegen!

Schöne neue Welt?


pamina antwortete am 18.09.03 (01:47):

2. Teil

Bis es aber so weit ist, müssen wir uns Tag für Tag abrackern, wenn uns auch heute, dank dem menschlichen Erfindungsgeist, viele technische Sklaven dabei helfen. Wenn man alle Seufzer, Stöhner, Flüche und Verwünschungen, die wir allmorgendlich beim Weckerklingeln in den Äther blasen, auf einem Tonband sammeln und festhalten könnte - welch höllische Kakophonie des Grauens!

Dabei ist Arbeit doch eigentlich etwas sehr Schönes und Gutes - jeder unfreiwillig Arbeitslose wird das bestätigen. Sie verschafft uns, außer dem Lebensunterhalt für uns und unsere Kinder, auch die Mittel, uns das Leben schön und angenehm zu machen und dazu das stolze Bewusstsein, ein brauchbares Mitglied der menschlichen Gesellschaft, ein nützliches Rädchen im großen Weltgetriebe zu sein.

Die heutige Freizeitgesellschaft hat neben der Berufsarbeit noch viel Zeit für Hobbies, Vergnügungen, Tätigkeiten, die oft sehr viel anstrengender und schweißtreibender sind als die Berufsarbeit, aber sie werden nicht als Arbeit empfunden, weil man sie freiwillig und gerne verrichtet.

Und darin liegt wohl auch der Kern und die Lösung des Problems:

Arbeit ist Muss, Soll, Pflicht, die uns die Notwendigkeit des Lebensunterhalts, aber auch unser zivilisatorisches Bedürfnis nach Ordnung und Sauberkeit (Rasenmähen, Heckenschneiden, Putzen, Waschen etc. pp.) auferlegt.

Hobby ist Will, Kann, Darf, Beschäftigung, die Spaß macht, die wir nach eigenem Gutdünken tun oder lassen können.

Wir könnten den Paradiesvertreibungsfluch konterkarieren (und dem lieben Gott ein Schnippchen schlagen), wenn wir dazu bereit wären, unsere Arbeit zu lieben. Das schmerzvolle Gebären, schon heute stark gemildert, wird uns angesichts der rastlosen Forschungen unserer Mediziner, Biologen, Chemiker und Genetiker in absehbarer Zukunft wohl gänzlich erspart bleiben.


wanda antwortete am 18.09.03 (18:18):

Arbeit ist das halbe Leben und nicht nur ein muss, sondern auch ein kann, ein möchten.
Wenn ich im Liegestuhl liege, die Augen geschlossen, aber gedanklich an einem Gedicht rumfeilend, dann ist das für mich auch Arbeit.


hugo1 antwortete am 18.09.03 (22:08):

@ Wanda,,,,, ja so hat mans gerne: Augenpflege Rum und feilend.
du kennst bestimmt den ollen Heidenreich
Der Profiboxer Heidenreich, mag selber lieber keine Veilchen
Der Strafgefangne Heidenreich wünscht sich ein süßes kleines Feilchen
,,,stell ich mir aufregend vor mit Schruppraspel zum groben Formgeben, dann die Halbrund oder Vierkantfeile zum Detailieren und als krönender Abschluß mittels feinkörnigem Sandpapier nachglätten und die Dritte Strophe ins richtige Lot bringen,,*g*


pamina antwortete am 19.09.03 (21:30):

Hast Recht, Wanda, Denken ist selbst in der Ruhelage so anstrengend, dass manche Menschen die Mühe scheuen und es lieber ganz unterlassen.
(A propos: Solltest Du nicht lieber mit Hammer und Amboss arbeiten? Werden Verse nicht geschmiedet?)


wanda antwortete am 20.09.03 (09:39):

@pamina, da hat sicher jeder seine eigenen Methoden, Hammer und Amboss verwende ich im Laufen, die Feinarbeit wird im Liegen vorgenommen :-))
@hugol - ich verfasse nur kurze Sachen, also bis zur dritten Strophe reicht es gar nicht :-))


Geli antwortete am 24.09.03 (09:40):

Ergibt sich die kurz gefaßte Frage: leben wir, um zu arbeiten, oder arbeiten wir, um zu leben?


uul antwortete am 09.10.03 (01:34):

...dazu gäbe es noch viel zu sagen, z.B.:

Arbeit soll auch Lust machen!

Aber dürfen, können, sollen, wollen wir immer nur ein lustbetontes Leben führen? ;-))

Wir wollen Spaß an unserer Arbeit haben!

Dann könnten wir uns ja ohne Bedenken in die "Spaßgesellschaft" integrieren ... ;-))

Arbeit ist das halbe Leben ...

.....und die andere Hälfte? ;-))

Ganz zu schweigen von der Definition "Arbeit" im Physikunterricht - da wurde uns erzählt, daß es KEINE Arbeit ist, wenn man x-mal am Tag einen schweren Kohleneimer 4 Treppen hochschleppen muß ;-))) aber "Arbeit" ist, wenn man 100 g nur 1 Meter weit bewegt ;-))

So ist das eben mit der Arbeit ......

(alles nicht ganz ernst gemeint ...)


uul antwortete am 10.10.03 (01:53):

........au weia - da hat mir doch meine Erinnerung einen bösen Streich gespielt (vielleicht verzeihlich, wenn das Abi schon 53 Jahre hinter mir liegt ...) - Arbeit ist doch das "Hochheben" - aber nicht das "Weitertragen" ......
also: 10 cm hoch ist Arbeit, 100 m weit nicht ......
;-)))))