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THEMA: Von Biermann - Altes und Neues
10 Antwort(en).
Antonius
begann die Diskussion am 08.05.03 (18:59) mit folgendem Beitrag:
Alt-Wölfchen hat die Kriegsgegner im Spiegel angeschwärzt. Also: Mein (Herz-)Blut nicht mehr für den Alt-Wolf. Jetzt, geht das Gerücht in der taz, wohl er auswandern. Da ist mir ein alte Parodie auf Biermann eingefallen:
Kurt Bartsch: Letzte Variation über das alte Thema (Nach Wolf Biermann)
Solange ich mein Maul aufreiß, Genossen, ist es gut. Ich bin der Wolf, Rotkäppchen beiß Ich bis aufs rote Blut
Und fresse sie mit Haut und Haar. Sie war mal meine Braut. Wir sind schon lang geschieden zwar, Doch hab ichs nie verdaut.
Sie liegt mir wie ein Stein im Bauch. Sie liegt mal kreuz, mal quer. Sie lacht manchmal und flüstert auch: »Ich bin die DDR«.
Die DDR, das ist die Welt, Und wenn sie unterginge, So war ich doch ihr größter Held. Weshalb ich lauthals singe:
Solange ich mein Maul aufreiß, Genossen, geht es weiter. Ich bin der Wolf, Rotkäppchen beiß Ich bis aufs undsoweiter. (Kurt Bartsch: Die Hölderlinie.1983. S. 33)
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Siegi
antwortete am 09.05.03 (12:25):
@Antonius,
ich kenne den Biermann aus dem TV, zwei oder dreimal gesehen, auch gehört, ihm "zugehört" und für unsympatisch befunden. Ein Typ "Bäumchenschütteldich", wie ne Motte, immer kurz vorm Erhitzen abdrehend. Andere mögen den Mann ja anders sehen.
Tja, mehr kann ich dazu leider nicht sagen. Gebe nur gern meinen Senf zu allem.
Beste Grüsse
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RN
antwortete am 10.05.03 (08:31):
@ Siegi, ... und was hast Du in Deinen Senf hineingetan? Antonius antwortet ja schon gar nicht mehr.
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Siegi
antwortete am 10.05.03 (10:14):
@RN,
in meinem Senf ist immer nur das, was ich denke.
So, fahre jetzt auf die Landshuter Dult :-), Prooost.
Beste Grüsse :-)
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Hanne
antwortete am 10.05.03 (10:42):
Prost Senf.
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Siegi
antwortete am 10.05.03 (11:52):
Hier geht höchst Seltsames vor -ich bin noch da, fahre aber gleich :-) -
Wo bin ich hier gelandet? Ne Sekte, Gläubige? Eine muntere Jagdgesellschaft wohl!? Treiber, Jäger, Bauernfänger. Stichler und Helfer, Helfer und Stichler...
Wie kam ich hierher? Warens die Nornen, das Schicksal, wessen Schicksal? Mir läuft ein Schauer über den Rücken, denn das ist alles andere als eine technisierte Normalwelt. Angst könnte man fast kriegen, wäre da nicht das Gen des Tigers, der mit instinkthaften Bedacht dem Licht zuschleicht
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Siegi
antwortete am 10.05.03 (13:01):
Ach,
um auf Biermann nochmal kurz einzugeh`n. Es ist wohl mehr als 15 Jahre her, da ich ihn sah. Vielleicht 20. Er selbst weiss es sicher besser. Damals kam er aus der DDR, wurde abgeschoben, oder so!? Tja, Menschen sollen sich ändern können, gell? Wer will schon den ersten Stein werfen, ich ganz bestimmt nicht.
Abreise hat sich verschoben, aber gleich gehts los..., eine Zigi noch, ein Frühschoppen-Bierle dazu, eventl.
Beste Grüsse und schönen Samstag. Am heiligen Sonntag arbeitet hier doch Keiner, oder? *fg*
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Antonius
antwortete am 11.05.03 (10:10):
Doch - beide noch unter den L(i)ebenden - obwohl so große Unterschiede. Daher was wom streitsüchtigen Wolf; er hat mal den guten Erich Fried angebellt, wollte ihn auch fressen, aber hat ihn nur gebissen und sich den Kiefer was ausgerenkt. * Wolf Biermann Dichtkunst - für Erich Fried -
Schmähe! schmeichel! schmolle! schmachte! Schmücke dich mit fremden Federn Bade dich in Nonsensbädern Aber dichte nie Gedachte
- nicht Gedachte sollste dichten! Kluge Kinder sind wir lange Vom Kaninchen vor der Schlange Sollst du uns genau berichten
Schreib Balladen wie du zwischen Affenfels und Barrikade Hinundher hetzt, und wie grade Typen so wie du entwischen
Mach nicht groß in Weltgeschichte! Tüftel nicht in Kommentaren Laß das: uns die Welt verklaren ... Dichter, dichte uns Gedichte!
Im Sonett ist Gott uns schnuppe Weißt du, was wir wirklich wollen? Eine Kelle aus dem vollen Kessel: heiße Lebenssuppe!
Sing von dir, von deinesgleichen Furcht und Elend, Massel, Unglück Wie ihr fröhlich seid beim Frühstück Neben angefaulten Leichen
Wie du mit den andern Affen Politik spielst auf den Bäumen Wie wir uns nach vorne träumen Und die Gegenwart nicht schaffen
Sing uns Wasserwerfer-Lieder Schreib, wie dir die Augen brannten Als die Bulln uns überrannten Und tu's trotzdem immer wieder
Ungereimtes darfste reimen Unsre platten Lebenslügen Doch du sollst uns nicht mit glatten Allerweltswahrheiten leimen
Grau in grau, die niedern Dinge: Wie du deine Stirne faltest Wenn du hoch in' Dritten schaltest Und vom Zündverteiler singe
Wie dein Herz lacht, wenn die Karre Wieder anspringt in der Kälte Wie der fette Köter bellte Wie das Mastschwein mit Zigarre
Deiner Schönen auf den Hintern Haute und wie dich das kränkte Daß sie dem ein Lächeln schenkte Laß die Schwalben überwintern!
Dichter, sei ein Menschentlerchen Und wenn dir die Reime fehlen Darfst, nicht die Sprache quälen - Worte können nichts dafürchen
Stammel! stotter! spucke! keife! Wahrer Witz ist nicht so witzig Sei ruhig cool, sei heilig hitzig Pflück uns Pflaumen! grüne, reife
Sing uns blaue Apfelsinen, Sei ein Schöngeist! parfümiere Seelenpopel, aber schmiere Uns nicht an mit so Pralinen!
Mach uns nicht aus Hundescheiße Frikadelln! Die Oberschlauen Sind's die sich ja selber hauen Übers Ohr. Nein, küß und beiße
Belle Ratten! heul Hyänen! Grunz uns Adler, sing uns Schweine Aber heul nicht allgemeine Kalte Weiterlösertränen
Düstres Kuddelmuddel lichtet Dort sich, wo dein Lächeln flackert Lach! - dann haste gut geackert Gut geweint und gut gedichtet
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RN
antwortete am 11.05.03 (11:34):
... und gut gegackert. Nun zurück zum Huhn.
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Siegi
antwortete am 11.05.03 (13:41):
Ich dachte dabei an den jungen alten Fritzen und an seinen Vater, wisst Ihr.
Manchmal muss man mogeln, sich winden und grausige Verdrehungen begehn, die schmerzhaft sind.
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Antonius
antwortete am 12.05.03 (23:06):
Wie (or why) nix vom Biermännchen - lieber was von, ja, mhm, auch vom Brathähnchen? Gut - was von einem Küken... (Wem das komisch vorkommt, darf unter Thema "Sprache" nachsuchen, ob, mhm, ihm oder ihr da was auffällt.) (Ant... - du bös-satirischer fast 160er (na, gut: 60er)! Ja, den Text schrieb Nietzsche auch so ähnlich, wie gesagt, an einem anderen Orte nachzuspüren! Und sich trösten: Auch E. Nietzsche, der Allerwe(l/r)ts-Philosoph: "Wer mit sich unzufrieden ist, ist fortwährend bereit, sich dafür zu rächen.):
N.N.: Das Hühnchen
Lebendgem Hühnchen bin ich gut: Das springt heran so wohlgemut, Das grüßt mit artigem Genick, Ist lieblich selbst im Ungeschick, Hat Blut in sich, kann herzhaft schnauben, Kriecht dann zum Ohre selbst dem Tauben, Und ringelt sich und flattert jetzt, Und was es tut - das Huhn ergetzt.
Doch bleibt das Huhn ein zartes Wesen, Bald krank und aber bald genesen. Willst ihm sein kleines Leben lassen, Mußt du es leicht und zierlich fassen, Nicht plump betasten und bedrücken, Es stirbt oft schon an bösen Blicken - Und liegt dann da, so ungestalt, So seelenlos, so arm und kalt, Sein kleiner Leichnam arg verwandelt, Von Tod und Sterben mißgehandelt.
Ein totes Hühnchen - ein häßlich Ding, Ein klapperdürres Kikeriklinkling. Pfui allen häßlichen Gewerben, An denen Hähn- und Hühnchen sterben!
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