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THEMA: Kulturunterricht für Anfänger?
33 Antwort(en).
Siegi
begann die Diskussion am 04.05.03 (17:43) mit folgendem Beitrag:
Lieber @Antonius,
ich weiss gar nicht wie ich beginnen soll!? Erst aber sollten alle hier wissen, dass ich keinerlei Verbindung mit @Antonius habe, weder zu seiner Familie gehöre -gewisse Andeutungen hier liessen derartigen Unfug anklingen-, noch Dich von irgendwoher kenne. Es besteht keine Verbindung, absolut nicht! Darauf schwöre ich jeden hl. Eid, auf alles und auf wem ihr auch wollt!
Um es ehrlich zu sagen, mir fehlt zu Deinem Fachgebiet jedes Basiswissen, auf das ich nun aufbauen könnte. Interessiert wäre ich jedoch ungemein, mich nun auch damit intensiver zu beschäftigen. Mir fehlen leider 10 volle Jahre, die ich während der Schulzeit, mit oder ohne eigene Schuld, versäumt habe. Mein Hunger auf jedes weitere Wissen ist gross. Ich denke auch, dass es hier einige weitere Personen gäbe, die Kunst, Literatur & Kultur von der Wurzel an verstehen möchten.
Deine vielen Beiträge hier zeugen von grossem Wissen und es ist sichtbar, wieviel Freude und Spass es Dir macht, hier ständig Neues auszubreiten. Wo liegt der Anfang, welche Literatur ist zu empfehlen, mit welchen Personen der Geschichte beginnt man usw. Ein Lehrgang für Anfänger, so meine Anfrage. Kein Problem, wenn Du es aus irgendwelchen Gründen nicht tun kannst. Das versteht sich von selbst.
Ich selbst will meine Aktivitäten hier zurückschrauben, "habe fertig" wie man so schön sagt :-)
Beste Grüsse
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Lisa1
antwortete am 04.05.03 (18:51):
Hallo Antonius,
ich möchte mich der Bitte von Siegi anschließen. Mir haben besonders die parodistischen Werke gefallen :-)
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pilli
antwortete am 04.05.03 (21:59):
hi Siegi,
warum bist du betrübt? was hat dich denn veranlasst, anzunehmen, daß du gemeint bist?
Antonius selbst hat uns im thema "Friedens-Geschichte" seine verwandschaft vorgestellt; ich kopiere das mal für dich und setze es ein: ------------
Antonius teilt folgendes mit:
PIA und DAVIDA sind Nichten von mir, die unter eigenen Namen schreiben.
-----------
sicher fand Antonius bisher nicht die zeit dir zu antworten, ich las soeben deinen eintrag und möchte dir helfen.
ich hoffe, ich konnte dir helfen :-) alles klar? und wenn nicht, einfach nachfragen. so kann vieles erklärt werden, wenn bedarf besteht :-)
:-)
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Siegi
antwortete am 04.05.03 (23:45):
Aber @pilli *g*,
betrübt bin ich doch gar nicht, ich wollte das nur klar stellen. Weniger in meinem Interesse. Aber Dank @pilli für die Aufklärung :-)))
Beste Grüsse
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pilli
antwortete am 05.05.03 (00:23):
@ Siegi,
dann is ja juuuttt :-)
:-)
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schorsch
antwortete am 05.05.03 (10:10):
Lieber Siegi.
Auch beim Lesen kommt der Appetit mit dem Essen!
Wenn aber jemand Jahrzehnte lang keine Bücher gelesen hat und nun meint, er könne dieses "Manko" von einem Tag auf den anderen auffüllen, indem er die Bücher der Weltliteratur anfängt zu lesen, dann wird ihm dies schon nach einigen Seiten verleiden.
Versuchs mal mit der so genannten "Trivialliteratur". Das können gut geschriebene autobiographische Geschichten oder auch Krimis sein.
Und zum Schluss noch dies: Lass dich nicht verwirren von Leuten (auch hier im ST), die vorgeben, "belesen" zu sein. Mancheiner schnappt irgendwo irgendetwas auf und brüstet sich damit......
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pilli
antwortete am 05.05.03 (11:11):
@ Siegi,
na, nachdem ich lese was du so alles gelesen hast, da frage ich einfach mal nach .-))))
was möchtest du denn noch lesen?
:-)
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DorisW
antwortete am 05.05.03 (12:01):
@Schorsch "Wenn aber jemand Jahrzehnte lang keine Bücher gelesen hat und nun meint, er könne dieses "Manko" von einem Tag auf den anderen auffüllen, indem er die Bücher der Weltliteratur anfängt zu lesen, dann wird ihm dies schon nach einigen Seiten verleiden. Versuchs mal mit der so genannten "Trivialliteratur". Das können gut geschriebene autobiographische Geschichten oder auch Krimis sein."
"Weltliteratur" ist ja nicht unbedingt deswegen Weltliteratur, weil sie schwerer verdaulich ist als das Triviale, sondern weil sie besser ist :-) Wenn's spannend sein soll - Krimis sind auch bei den Großen der Literaturgeschichte zu finden...
Ich habe mir vor längerer Zeit mal eine Liste der Pulitzerpreisträger im Internet gesucht und dann gezielt deren Werke gelesen. So stieß ich z.B. auf Alison Lurie, Edith Wharton, John Steinbeck, E. Annie Proulx... Es war bisher keine Enttäuschung für mich dabei!
Warum bieten Buchhändler eigentlich keine derartigen Abonnements für Literaturliebhaber an? Jedes Jahr automatisch das berühmteste Werk des aktuellen Literaturnobelpreisträgers, des Büchnerpreisträgers o.ä. ins Haus liefern - wär das nix? Gibts wahrscheinlich schon, aber wenn nicht, hallo, hier winkt eine Marktlücke :-)
Internet-Tipp: https://www.die-leselust.de/literaturpreis/pulitzer.htm
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marktlückensuchendedienstleisterin
antwortete am 05.05.03 (12:14):
nicht nur "neue frauen" auch "neue marktlücken" von perspektive suchenden glt es zu entdecken :-)
"wohl wahr! winkt widderliches wesen mal rasch der weisen DorisW zu!
:-)
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DorisW
antwortete am 05.05.03 (12:29):
Ich habe Literatur übrigens nicht kennen- und liebengelernt, indem ich mir ein Pflichtprogramm vorgenommen habe, sondern indem ich den Fäden gefolgt bin... Literatur ist für mich wie ein Netz, egal an welcher Stelle man einen Faden aufnimmt und ihm folgt, man kann sich - wenn man möchte - quer hindurchhangeln, an manchen Stellen länger verweilen, andere ganz auslassen... Es gibt in der Literatur, der Musik, der Malerei ja viele "Links", die Stationen und Knotenpunkte einer unendlichen Reise sein können, für den Reisenden, der sich darauf einlassen will.
Beispiel: In Milan Kunderas "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" spielt Tolstois "Anna Karenina" eine Rolle. Neugierig wie ich bin, wäre das für mich natürlich ein Grund, "Anna Karenina" zu lesen - spätestens dann, wenn ich es nicht schon vorher gekannt hätte... Oder Lars Gustafsson. In einer Erzählung oder Roman von ihm (weiß leider nicht mehr wo) kommt Berlioz' "Symphonie fantastique" vor, insbesondere geht es um den Satz "Marche au supplice". Daraufhin musste ich natürlich unbedingt diese Sinfonie hören. Und so weiter und so weiter...
Thomas Mann habe ich übrigens im zarten Teenie-Alter in einer Bücherkiste auf dem Dachboden entdeckt. Ich rieche jetzt noch den Speichergeruch - Staub, Sonnenhitze, vergilbtes Papier - ich begann gleich zwischen den Bücherkisten zu lesen - "München leuchtete" - und konnte nicht mehr aufhören. Der Beginn einer Liebesgeschichte, die bis heute andauert :-) Literatur als sinnliches Erlebnis, nur so macht es richtig Spaß, denn, Siegi, ohne Begeisterung ist das Lesen nur verlorene Zeit.
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Lisa1
antwortete am 05.05.03 (13:09):
@Doris W, so habe ich es auch erlebt und liebe Bücher über alles,wenn ich lese ist es wie Abtauchen in eine andere Welt,wahrhaftig ein sinnliches Erlebnis. Ich habe die Anfrage von Siege auch etwas anders verstanden, er ist ja auch ,nehme ich an,ein Vielleser ,es gibt aber auch eine ganz andere Art der Literatur (siehe Antonius) die neugierig machen kann,ich fand seine Beiträge köstlich:-)und möchte mehr darüber erfahren.
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Siegi
antwortete am 05.05.03 (14:00):
So, da bin ich wieder *g*. Arztbesuch und Einwahlprobs...
Nette Antworten habe ich auch schon bekommen, wie charakterentlarvend :-). Dem roten Faden soll ich also folgen...? Komme ich dann dorthin, wo ihr gelandet seid?
Triviale Werke müssen erst einmal verstanden werden, jawohl! Manchmal, Fakten bezeugen das ja tagtäglich, geschieht dies leider nicht.
Ach, wieviel haben manche Leute schon in sich hineingelesen und wussten am Ende gar nichts. Das sind die zumeist, die Buchstaben für Buchstaben peinlichst genau voreinanderreihen und so gut weiterkommen. Es gibt auch sogenannte Auswendiglerner, die aber manchmal schnell ins Schwimmen geraten. Eine falsche Frage und... tja. Vorbei ists mit der Herrlichkeit *g*. Um beim roten Faden zu bleiben, möchte ich noch anmerken, dass es wohl Menschen gibt, die nur ein einziges Buch zu lesen brauchen und dennoch mehr daraus lernen können, als andere, die tausende wie am Fliessband durchackern und blöd bleiben. So was kommt vor, besonders in unserer heutige Zeit. Qualität ist zu teuer, Pfusch ist gefragt, Pfusch und Wegwerfprodukte, tja.
Ich möchte wirklich was lernen, d.h. auch dabei letztendlich auf einen grünen Zweig kommen und mich nicht irgendwo schon in einem dürren, absterbenden Seitengeflecht zu verirren. Ohne Fundament kein stabiler Bau! Möchte am Ende nicht in einer wackligen Baracke leben, durch dessen Ritzen der Wind pfeift.
Man sieht ja so deutlich was passiert, wenn der erste Stein schon nicht in Lot und Winkel gebracht wurde, seufz *g*. Wieviele Leute planten Revolutionen ohne das kleine Einmaleins zu beherrschen. Naja, man sieht ja dann, wie sowas endet...pruuuuuuuuuuuuuust.
Man denke an Einstein, konnte kaum Rechnen und dann... Ein Buch muss also gelesen sein, richtig gelesen, sonst bleibt die Birne hohl. Da ich das unter allen Umständen verhindern möchte, erbat ich mir ein paar kleine Tips zur Legung des ersten Aufbausteins um dann, irgendwann vielleicht, selbst weiterzuwursteln *gg*. Dichtung und Philosphie, sie richtig zu entschlüsseln, das zu erkennen, was der Schreiber meinte, dachte...., seine Gedanken zu erforschen und weiter.....
Naja, waren der Worte wohl schon zuviel, beste Grüsse
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Siegi
antwortete am 05.05.03 (14:07):
@pilli *gg*,
ich weiss über Bestimmtes sicher ein wenig, aber das hier, was Antonius hier aufzieht, ist eben eine andere Welt, über die ich wirklich wenig weiss. :-)) U.a. auch Bollwerk und Bastion vor Verfolgung :-))).
@Lisa *g*
Auch ich habe meine Anfrage anders verstanden, richtig! Aber nicht jeder kann lesen, was ich ja obig schon ansprach. *g* Beste Grüsse
Beste Grüsste
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DorisW
antwortete am 05.05.03 (15:04):
"Ich möchte wirklich was lernen, d.h. auch dabei letztendlich auf einen grünen Zweig kommen und mich nicht irgendwo schon in einem dürren, absterbenden Seitengeflecht zu verirren. Ohne Fundament kein stabiler Bau!"
Na, du bist gut, Siegi :-)
Welcher Zweig ist denn der grüne? Ich ziehe es vor, das für mich selber zu definieren... Dafür muss ich aber erst mal viele Zweige kennenlernen, vielleicht auch den dürren Zweigen folgen, um festzustellen, dass dort für mich nichts zu holen ist...
Glaubst du, du bekommst hier ein Kulturpaket zusammengeschnürt, nach dessen Lektüre du ein zweiter Antonius bist? Nee, dazu gehört schon ein bisschen mehr ;-)
Du entschuldigst bitte, dass ich mich bemüht habe, deine Frage nach besten Kräften zu verstehen und sie ernsthaft zu beantworten, ja?
Du schreibst "Mir fehlen leider 10 volle Jahre, die ich während der Schulzeit, mit oder ohne eigene Schuld, versäumt habe. Mein Hunger auf jedes weitere Wissen ist gross." Naja, ist doch eine tolle Chance für dich, dass du dir das gewünschte Wissen nicht aus Zwang und nicht nach einem bestimmten Kanon aneignen musst, sondern deinen Interessen folgen kannst. Viel Spaß dabei :-)
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Siegi
antwortete am 05.05.03 (15:18):
Gott zum Gruss @DorisW,
wie ich sehe, zeigtest Du Einsicht und bestätigst nun brav, dass Antonius überlegenes Wissen besitzt.
Viel Spass noch bei Deiner Dürrastprüfung. Gaaaanz weit draussen, da wo sie immer dünner werden, da könntest Du fündig werden *fg*.
Beste Grüsse
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DorisW
antwortete am 05.05.03 (15:22):
Aber selbstverständlich besitzt Antonius "überlegenes Wissen". Hab ich das bestritten? Zumindest was Mörike betrifft, ist er mir haushoch überlegen :-) Auf wieviel Ästen hat er wohl geturnt und sich getummelt, bis er soweit war? Hoffentlich klinkt er sich bald mal wieder hier ein... Antonius, ich lese dich so gern!
Gruß vom dritten Ast hinten links :-)
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DorisW
antwortete am 05.05.03 (15:56):
Noch was: Wenn du so scharf auf Aufbauhilfen bist, Siegi, schau doch mal in MRRs Kanon rein...
Thomas Mann ist übrigens gut vertreten *ggg*
https://homepages.compuserve.de/WunderlichDieter/Reich_Ranicki_kanon.htm
Internet-Tipp: https://homepages.compuserve.de/WunderlichDieter/Reich_Ranicki_kanon.htm
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pilli
antwortete am 05.05.03 (16:14):
darf ich nachfragen?
wenn DorisW um 15.04 uhr vom "zweiten Antonius" spricht, woran kann Siegi um 15.18 erkennen, daß Doris überhaupt von "überlegenheit" spricht?
:-)
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DorisW
antwortete am 05.05.03 (16:39):
Siegi gibt den Wagner, der an Antonius' (Fausts) Lippen hängt: "Verzeiht! ich hör Euch deklamieren; Ihr last gewiß ein griechisch Trauerspiel? In dieser Kunst möcht ich was profitieren, Denn heutzutage wirkt das viel."
;-)
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Siegi
antwortete am 05.05.03 (16:46):
@pilli 007 entgeht sichtbar nix :-(((,
es dankt und grüsst Dr. Watson, Euer gnädiger, alter Diener. :-)))
Beste Grüsse
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Siegi
antwortete am 05.05.03 (16:56):
Tja @Doris W,
sich selbst grossartig zu sehen ist bezeichnend für diese Zeit und ihr Menschenmaterial und so einfach.
Beste Grüsse
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Siegi
antwortete am 05.05.03 (17:03):
Oh @Pilli,
der Smile obig sollte lächeln, nicht missmutig dreinschau`n, verzeih, ein Lapsus :-)))
Berichtigung: @pilli 007 :-)))
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DorisW
antwortete am 05.05.03 (17:04):
Siegi-Schätzchen, meinst du mich damit? Ich glaube, wir schreiben irgendwie aneinander vorbei. Ich find mich überhaupt nicht großartig, stelle dir aber anheim, das zu tun :-)))
Und den bösen Ausdruck "Menschenmaterial", den wollen wir doch wieder in die Kiste zu den anderen politisch unkorrekten Formulierungen stecken, gell?
"Habe Mut, dich deines eigenen Geschmacks zu bedienen", möchte ich dir noch aufmunternd zurufen :-)
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pilli
antwortete am 05.05.03 (17:05):
...den bezug so treffend zu erklären...:-)
ich danke artig!
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DorisW
antwortete am 05.05.03 (17:29):
Hoppla :-)
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pilli
antwortete am 05.05.03 (18:04):
"Habe Mut, dich deines eigenen Geschmacks zu bedienen"
offensichtlich zeigt Siegi mut, einige seiner geschmacksvarianten zu outen :-(
nun, diese art und weise mitdiskutierende persönlich zu bedrohen, verletzt mein gefühl.
pilli
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Siegi
antwortete am 05.05.03 (18:23):
Hatte das etwas mit Diskussion zu tun? Ich denke nicht? Es war meiner Ansicht nach eine Kanonade, hinter der Berechnung steckte. Das eigentliche Thema war eine Anfrage an Antonius, keine allgemeine Diskussionseröffnung! Antonius war angesprochen.
Man muss zu dem Eindruck kommen, dass es manchen Leuten hier um ganz etwas anderes geht, als um reines Diskutieren! Könnte es da vielleicht noch einen anderen Grund geben?
@Doris, es ist herrlich nachzuverfolgen, war nicht auf eine Debatte aus, sie verfolgte einen ganz anderen Zweck!!!
Beste Grüsse :-)))
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Gudrun
antwortete am 05.05.03 (18:47):
Siegi
es ist unbegreiflich,so kurze Zeit erst im ST und schon wird so ein rüder Ton angeschlagen?
Scheint,als ob da nicht nur 10 Schuljahre fehlen;-)
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forum-admin@seniorentreff
antwortete am 05.05.03 (19:03):
Die Antwort vom 05.05.03(17:28)(Siegi) wurde gelöscht.
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WANDA
antwortete am 05.05.03 (22:35):
Für mich besitzt Antonius nicht überlegenes Wissen, sondern partielles Wissen, was in dem Fall keine Wertminderung ist. Ich lese, um mich für Stunden in einer anderen Welt zu befinden, und nicht unbedingt deshalb, weil ich mich bilden will. Natürlich erweitere ich dadurch meinen Horizont, also Bildung indirekt. Nur der Bildung wegen mache ich überhaupt nichts mehr, diese Zeiten sind endgültig vorbei.
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Antonius
antwortete am 05.05.03 (23:10):
Ja, das kommt mir überraschend zu Gehör, weil PIA mich anrief - und meinte: Los! Deine St.Martins-Geschichte..! (Wo sie als Kind mitspielt...) Tatsächlich habe ich sie noch nichta uf meiner website angeboten. Aber andere, leicht und ernste Schulgeschichten findet jeder da. Und Kritik - bitte! Kann ja so anregend werden, wie damals mehrere Story und auch meine Geschichte von der ausgebrannten Kirche hier im forum stand. Ja, na, das freut mich, was SIEGI liest.
Suche auch noch einmal die tolle Geschichte der Schweizer Autor Rainer Brambach raus: Bitte, selber auch an alle: Geschichten anbieten. * Also hier, eine Adventsgeschichte: Anton Stephan Reyntjes
Novembertags
Ilse Aichinger: Nachruf
Gib mir den Mantel, Martin, aber geh erst vom Sattel und lass dein Schwert, wo es ist, gib mir den ganzen.
Wie sah der doch aus - naja - wie ein Ausländer. - Eben. - Ein Asylant? - Weiß nicht. - Komm erzähl: Ein Italiener? Oder so mehr wie ein Albaner? Lederhäutig, mediterran? Äh? - Hör zu! Also: Eine langovale, fast runde Gesichtsfläche, mit kleiner Nase und starken Backenknochen; trotzdem groß, ja stattlich, aber kein bisschen unangenehm; herrisch? nein - eher HERRschaftlich, eindrucksvoll. Er benahm sich - ja, selbstsicher, unauffällig in diesem unseren Gastland und hätte auch kaum mein Interesse gefunden, wenn er nicht für einen kurzen Moment in mir, als er mir sein fast klassisches Profil und die haarlose, hohe Stirn zeigte, die Erinnerung an einen Onkel, den Lieblingsbruder meiner Mutter, ausgelöst hätte, fern aus meiner Kindheit flog's mich an, einen Onkel Klaus oder Martin - der Name wollte mir nicht so schnell auf die Zungenspitze. Wenn der mich abholte zu einer Tour auf dem Motorrad, seiner knatternden 80er Zündapp, dem stinkenden, herrlichen Maschinchen, mit dem zweiten Sitz, Sonderausstattung, genarbte Ledersitze. Fußschaltung, Windschutzschirm, mit grüner Sonnenblende. Rollend ins frische Land, auf, zum Rhein, in die Büsche, zu den Wiesen... Der Mann stand unentschlossen im silbrig-weiss glänzenden, lichthell aufgeputzten Kaufhaus an einem Verkaufsstand mit Unterwäsche, Trikotagen, als ich von der zweiten Etage runter zur Kinderboutique fuhr. Ich verließ, wie magisch oder automatisch, in dieser Ebene die Rolltreppe und bemerkte, schräg von oben herabblickend, dass ihm seine lichtgoldschönen Haare, leicht ergraut, in einem deutlichen Wulst, wie eingekerbt, rund um seinen Kopf lagen, als ob sich ein Helm, ein Motorradhelm, noch nachträglich abzeichnete. Aber der Mann war schon zu alt - die Idee, dieser Mustermann auf einer Kawasacki, heute etwa - wirkte belustigend. Iich kuck hin - und weiß nicht, was mich da packt: Eher ein weises Altersgesicht, geglüht durch die Jahre, gegerbt, fünfzig? Oder fast sechzig? Auch die aufrechte Haltung, heldenhaft denke ich heute, fiel mir auf. Ritterlich? Blöde Attribute. Das war's: Ein Mann wie mein Onkel, der mich, bevor ich dann in der Pubertät Reisaus nahm vom gottheilig-katholischen Niederrhein, sonntags zu Spritztouren einlud, hinaus zu den Silberseen. Oder in dei HOlländische Heid ezu einem rieseigen Kunstmuseum. Und Mutter packte besonders lecker geschmierte Brote ein! (Na, bis ich weg war!) Kaum auszumachen - ein verhuschtes Lächeln auf seinem Antlitz; und wohin blickte er? Ach - auf eine unschlüssig suchende Schülerin vor der Krawattenauslage, noch etwas schlacksig, die, still versonnen, frühe achtzehn, auch mich freute; so alt wie die; da findest du Männer, die dir nachlaufen, in alle Kaufhäuser! Jetzt fährt er, etwas verlegen, mit der Linken über seinen schwitzenden Nacken, unter den blinkenden Spot-Stechern des Verkaufstisches, addiert wohl im Kopf seine Kaufwünsche, nachdenklich. Ich beobachte unbemerkt; meine Drogeriesachen habe ich alle im Beutel; sehe, wie er warme Unterwäsche kauft, weiter einen Parka, wir sind schon am nächsten Stand, als ob's gemeinsam wäre, in einer anderen Abteilung, zwei blau-weiße Wollmützen, geringelte, dicke, gewirkte Strümpfe, einen blau-weissen, anderthalbmeterlangen Schal. Die Artikel bezahlt er an der Sammelkasse 15 der Textilabteilung, geduldig im Gedränge mit ungeduldigen Frauen. Mit dem herübergereichten Geldschein - einem quelligen Lappen, fiel mir auf - geht die Kassiererin, nachdem sie die Kollegin am Packtisch informiert hat, in einen Nebenraum, die zwei Spiegeltüren klappen hinter ihr nach. Langsameren Schritts, geradezu behutsam, kehrt sie zurück, entschuldigt sich süßsauer beim Kunden, verabschiedet ihn mit einem lang betrachtenden Blick, fast schon wieder freundlich, oder wie gemeint? Ich ging dem Fremden durch die kleine, novemberlich aufgestimmte City nach; verrückt, denke ich heute, aber ich ging. Ich fühlte mich geschützt durch die Passanten. Wenn er jetzt nordwärts weitergeht, beim Lohtor gerade aus, zur Beisinger Höhe, wo die städtischen Arbeiter vor zwei Wochen die Container und die Wohnwagen aufgestellt haben. Dort würde er nochmals die Gas- und Wasseranschlüsse zu den Behausungen prüfen, die aus den vergitterten Absperrungen herausführen. Ob diese Kisten wackeln im Sturm? Ob - Ich muss zurück. Was mache ich nur? Die Temperaturen waren tagszuvor, wie vom Essener Wetterdienst gemeldet, erheblich gefallen. Feuchte Novemberluft, erfrischend kühl, winkende Atemfähnchen aus den Mündern der Hastenden, quirlig ziehende Gerüche der Brutzelstuben und lastender Gestank der Autos von dem Parkplatz her durchzogen die Straßen, vermischten sich zu einem trübsinnigen Kondensat, legten sich auf Autolack, Asphalt, Fensterscheiben, Mantelstoff und Haut der Hände und Gesichter. Auch auf meine Knochenhaut - ich streichle mein rechtes Handgelenk, das mein Onkel damals - Auf den breiten, gedrängt vollen Fußwegen waren überraschend viele Kinder mit ihren Eltern unterwegs, vereinzelt auch an der Hand von Großvätern und -müttern. Die Kleinsten, im Kinderwagen, und die Fünf- oder Sechsjährigen schon mal auf den Schultern ihrer Väter. Überall Laternen, fast nur Batterielichter, die keinen Ärger bei dem zugigen Wind in der Altstadt machten und keine Fackel in Brand gehen ließen. Die Breitestraße entlang, das schummrige Lampengässchen, an Sankt Peter vorbei und die Münsterstraße rechts ab, über den von einer Lichtgiraffe der Freiwilligen Feuerwehr unwirklich angestrahlten Holzmarkt, der an diesem Freitag für den Parkverkehr gesperrt war. Ich war ihm nachgegangen. Er schien es nicht eilig zu haben, im Gedränge mitlaufend konnte ich ihm ohne Schwierigkeiten folgen. Vorbei an den im Kontrast zum frühen Abend grell ausgeleuchteten Schauflächen der schreiend lockenden Läden - nur vor einem mehrfenstrigen Spielwarengeschäft mit verführerischen Dekorationen und einer glitzernden Erwachsenenwelt in Miniaturen und Nachbauten verharrte er kurz: -Eisenbahnen, wie viele, fuhren nebeneinander, übereinander, unter- Kopfschüttelnd? Ich bin heute unsicher, ob mich meine Erinnerung nicht trügt; nein, ob kopfschüttelnd oder tief versunken, sich freuend ob alter, verschütteter Kinderträume?
Fortsetzung folgt
Internet-Tipp: https://www.reyntjes.de
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Lisa1
antwortete am 05.05.03 (23:19):
@Gudrun,
schade,ich schätze Ehrlichkeit!
Otto von Leixner Richte nie den Wert des Menschen schnell nach einer kurzen Stunde. Oben sind bewegte Wellen, doch die Perle liegt am Grunde. :-)
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Antonius
antwortete am 05.05.03 (23:34):
Reyntjes: Nobembertags - Fortsetzung -
Im fahlen Neon-Gefunzel des ersten Unteregeschosses im Parkhaus unter der MERKUR-KAUFWELT spricht er mich an: " Was folgen Sie mir, junge Frau? Seit zwanzig Minuten schon!?" (Oh Gott, so viel Zeit schon rum? Da wartet mein Mann seit einer Viertelstunde bei den Kinderstrumpfhosen im Erdgeschoss, mit meinem Einkaufszettel - und dann wollten wir zum Rathausvorplatz ziehen. Verdammt!) Ich habe keine Antwort auf seine unvermittelte Frage und hampele von einem Fuß auf den anderen, wie ein Backfisch - (was sagte Onkel Klaus, nachdem er mich auf dem ersten Foto seiner Agfa-Box festgehalten hatte? Hippeldern? Vergiß es, Mädchen.) Gottseidank fällt mir ein Handschuh hin. Der Mann steht vor einer Parkbox im düsteren-schmierigen Betongrau der Unterwelt. Wendet sich dort einem Pferd zu, das den Kopf, ohne zu wiehern, ihm zudreht; nickt es freundlich? Das hellbraune Halfter ist in einem Ring verknotet, der in die Betonwand eingelassen ist. Er tätschelt dem Apfelschimmel den langglänzenden Hals: "Ruh-, ruhig, mein - ruhig breitsilbig gesprochen: Co-adj-utor! Fein, brav! Ja, ich bin’s, mein Kerl! Mein Guter!" Und dann zu mir: "Warum sind Sie mir gefolgt?" Wieder seine Frage! Auch jetzt kann ich ihm seine berechtigte Frage nicht sinnvoll beantworten. "Ich hab' dich" - stottere ich, "ich glaube, Sie zu kennen. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch! Nix Unanständiges!" Pah, doof und rot - mit meiner Bombe, sag ich dir! Mein erster vollständiger Satz ihm gegenüber, obwohl ich mir mehrere Anreden und Erklärungen schon während des Fußwegs hierher überlegt habe. Nur diesen Unsinnssatz nicht. So geht es mir, wenn ich intuitiv mich auf was einlasse und dann - Scheiß-Onkel! "Sind Sie - etwa - eine Kaufhausdetektivin? - Auf der Jagd nach einem Dieb?" Gleichzeitig. Mit seiner Frage kramt er schon, nach Quittungen wohl, in seiner hellhäutigen Ledertasche. Ich atme ein bisschen auf: "Neinnein, lassen Sie bitte. Bitte nicht. Nur - ganz einfach ist es. Sie erinnern mich an meinen Onkel, aus Kindertagen. oder war's schon der Opa? Von weit her, aus dem alten Lievland her. Wenn kann ich da noch fragen, seit Omas Ersatzfrau (Urte, Burte, Schnurrte! - hatten die älteren Geschwister immer am Telefon ihr ins Ohr kichern dürfen, und wir hatten schallend gelacht - und uns auf das nächste Päckchen mit einer neuen Reim-Aufgabe gefreut) auch noch, nachdem er mit dem für ihn typischen Totenbrief sich abgemeldet hatte... "Die Texte von den Bennschen / Reimen sich am besten/ für die Menschen. Und..." Gott, wie weit her! Die Stimmen, die Bilder! Bevor Mutter mit uns Kindern wegzog vom Vater, hierhin in den Ruhrpott. Einen Onkel Martin? "Kennen Sie ihn?" Welch Gestammel! Ich breche ab - ich bin doch wohl bescheuert. Wieder so beschämt und hilflos, als Klaus damals den feuchten Fleck auf dem Ledersitz seines ganzen Stolzes sah und mich fragte - was konnt ich da schon sagen - ich zeigte auf meinen Hintern... "Haben Sie schon selber Kinder?" fragt er mich nach einer Pause, in der ich mich weder in meiner Erinnerung an Verwandte noch in meiner Gegenwart wohl fühle, die Hand wieder am Gesäß, als Klaus sagte: "Hast du etwas die -?" obwohl der hier als Mann nicht gefährlich wirkt, nur väterlich, so einfach lieb. "Jaja, deshalb sind wir in der Stadt. Wintersachen einkaufen und dann - mein Mann - der wartet ja!" Der Mann greift zum braunen Pappkarton, der an der dunklen, von runden Stellen verrußten Wand steht, schlägt den ineinander gesteckten Klappdeckel auf, entnimmt ihm vorsichtig einen Helm, der glänzt metallisch, ein - wirklich - ein blitzendes Schwert und einen roten Mantelfetzen in zwei Teilen, mit Druckknöpfchen, Brokat oder Samt, ein Gewebe wie aus einem Theaterfundus. "Würden Sie mich dann bitte allein lassen? Es wird jetzt Zeit für mich. Ich will mich umziehen. Und für Sie - Sie doch auch! Zeit, meine ich." "Sind Sie - was ?" Statt verständlich zu fragen, ich geb mir ja Mühe, reagiere ich doch lieber auf seine Bitte, wiederholt sie, als er sich hinter seinem Pferd beginnt umzukleiden. - Fortsetzung folgt -
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Anton Reyntjes
antwortete am 05.05.03 (23:35):
Reyntjes: Novembertags - 2. Fortsetzung -
Meinen Mann, genervt, treffe ich in dem von schwülwarmer Heizungsluft durchzogenen Kaufhauseingang. Da steht er nicht gerne. "Was blieb ihm übrig, als dumm runzustehen... Mensch, wo warst du nur, Wiltrud?? Läßt mich stehen zwischen den kaufwütigen Weibern. Ich renn hier rum wie gejagt und - und such dich wie bescheuert. Die Kinder sind mit Peter und Traudl und ihrem Sulky losgezogen über den Markt, und du fehlst ihnen. Wo warst du!" "Dann haben wir ja noch zehn Minuten Zeit, bis sie am Rathaus sind! Komm mit!" Ich bin mir meiner Sache sicher. Es gelingt mir, ihn mitzuziehen. Eine kurze Erklärung, mehr nicht; ich stottere nicht mehr. Ich führe ihn auf dem kürzesten Weg zum Parkhaus am Ring, von hinten passieren wir das taumelhelle Kaufhaus. In der Parkbox, 1. Tiefebene Nr. 25, steht ein schwarzer Mercedes, ein Dienstwagen, kenntlich am Nummernschild aus der Kreisstadt. Nichts, kein Ring im Beton, kein abgestellter Karton. Kein Schauspieler. Bin ich denn -? Nur die Erinnerung an diesen Sommertag, der Dreck auf dem Soziussitz, mein Scham, ich lief weg, zum Rhein runter. Am Deich versteckt ich mich in einer wandernden Schafsherde und riß Büschel des weißen Grases aus und fütterte das kleinste Lämmchen, ganz weiß, verstehste? Der Onkel wartete, kraulte mich irgendwie. Ich musste zurückkehren. Kein Wort mehr. "Suchst du Pferdeäpfel?" höhnt mein Mann, mich von oben herab anblickend, als ich mich bücke, um unter die Nobelkarosse zu schauen. "Hier, eingeklemmt unter der Kofferraumhaube - ein Stoffetzen! Oder was anderes von dem feinen Herrn mit den grauen Schläfen? Eine - Visitenkarte, mit Hotelangabe und Preiskalkulation für eine Stunde?" Ich schaue erst gar nicht hin, worauf mein Mann mit spitzen Fingern und heißer Nase zeigt, und winke zum Treppenhaus hoch, zwar enttäuscht, aber zielgewiss nach oben. "Ich weiß doch, wen ich gesehen habe! Und den kann ich Dir auch zeigen! Ich bin doch nicht -" "Du, werd nicht mucksig! Klaro? Ach, komm, Kleines, du Rabenmutter, du Träumerin!" Doch zieht er mich lachend, mir in den Handballen kneifend, hoch in die dämmrige Abendluft. Mein Arm wir länger. Ich stehe - Zum Rathaus am Königswall schaffen wir es hastend, ohne Diskussion, fast verödet sind hier Markt und Straßen. Von oben, von der Freitreppe des Rohbaus für das von einigen VEBA-Knilchen gesponserte „Neue Technikum“ (IT-Undsoweiter) herab entdecken wir auf dem Vorplatz unsere Kinder in Rufweite. Sie sind die letzten, die eine pralle Tüte mit einem großen Stutenkerl aus der Hand des Vorsitzenden der Städtischen Werbegemeinschaft erhalten. Der Martin segnet sein Umfeld. Hinter ihnen bleiben mehrere Kinder in der Schlange stehen, mit offenen Armen, sie gehen leer aus, betroffen zum heiligen Mann hinaufblickend. Ich habe keine Lust, mich anzustrengen, mich durchzudrängen, zu ihnen rüberzugehen und die Gerechte zu spielen, die Helferin. Die schwarz angemalten Ruprechte, zwei stumm grölende Knechte, und die uniformierten Feuerwehrmänner gehen Achseln zuckend zurück zum Reiter und dem Bürgermeister, der jetzt ins Mikrophon pustet: "Wie schon seit Jahrhunderten besucht uns heute in unserer schönen Stadt, hier auf dem einladenden Markt -" Ich empfinde nur noch eine Schallwand, eine verzerrte Kulisse aus Gelichter und Geräuschen. In meinem Kopf geht der letzte Satz des Fremden im Parkhaus spazieren, die Augen versuche ich vor der Lichtfassade des Rathauses zu schließen. Ich bin am Rhein, ich sitze auf meinem eigenen Dreck, ich wage nicht, den Onkel anzufassen, wie kann ich mich halten - Der Mann bückte sich hinter dem Pferd, schaute freundlich zu mir auf; der Lärm des Platzes, mit Kommandos und schönen Worten, dringt in mein Ohr. Das Gesicht meines Onkels und seine Antwort, unterlegt mit Farbspiegelungen, Lichtkegeln, geschnitten ins Novembertrübe, mit hellem Lächeln und unter dem Schmirgeln der Reifen aus der Parkhausebene, erscheinen wie im Schwindel machenden Endlosband eines dröhnenden Halleffekts: Der Lärm und die Lichtfetzen trennen sich, vermengen sich aufs neue. Ich sehe laut und höre scharf seinen letzten Satz, dem ich davongelaufen bin: "Würden Sie mich denn erkennen, wenn ich unkostümiert beim Umzug mitmachen würde, in Zivil und zu Fuß? - Sozusagen privat?" Ein Mann fasst mich an. Wer? Meiner. "Was ist mit dir, Wiltrud?" Wo bin ich noch? „Weißt du, wo die Kinder sind.“ „Bei Omi?“ frag ich zurück, „vielleicht?“ „Quatsch! Kuck hin!“ „Wie, wo? „Da zu dem heiligen Rotmantel!“ „Seh nix!“ „Kuck höher!“ „Da? Da! Da - auf dem Schimmel? - wovon du immer geträumt hast! - Mädchen, wie ist dir?“ - Gut, daß er mich in den Arm nahm und ich schnuffeln konnte, bis die Kleinen kamen.
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