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THEMA: Gedichte, Gedichte, 4. Teil
129 Antwort(en).
Friedgard
begann die Diskussion am 01.11.00 (08:54) mit folgendem Beitrag:
Guten Morgen, liebe Lyrikfreunde! Ich hoffe, Ihr seid einverstanden, daß ich mit dem Kästner-November ein neues Kapitel Gedichte aufblättere. Der Vorschlag stammt von Edith. Und hier ist er,
Der November
Ach, dieser Monat trägt den Trauerflor... Der Sturm ritt johlend durch das Land der Farben. Die Wälder weinten. Und die Farben starben. Nun sind die Tage grau wie nie zuvor. Und der November trägt den Trauerflor.
Der Friedhof öffnete sein dunkles Tor. Die letzten Kränze werden feilgeboten. Die Lebenden besuchen ihre Toten. In der Kapelle klagt ein Männerchor. Und der November trägt den Trauerflor.
Was man besaß, weiß man, wenn man's verlor. Der Winter sitzt schon auf den kahlen Zweigen. Es regnet, Freunde, und der Rest ist Schweigen. Wer noch nicht starb, dem steht es noch bevor. Und der November trägt den Trauerflor...
Und weil der Erich Kästner den November gar so trist sieht, möchte ich Euch ein Fenster öffnen:
Tauch hin und wieder in das tiefe Dunkel deiner Fragen wie in ein unbekanntes weites Meer und laß dich treiben. Versuche nicht in wilden Stößen schwimmend das Land Erfüllung zu erreichen. Es könnte sein, dass dich Erschöpfung übermannt und du ertrinkst. Vertraue dich der Strömung einfach an: vielleicht erreichst du eine Insel, vielleicht wirst du ein Fisch, vielleicht ein Vogel?
FS. (Hierzu habe ich ein wunderschönes Foto - könnte ich es Euch dazustellen!)
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Heidi Lachnitt
antwortete am 01.11.00 (10:31):
Bendedikt Werner Traut (Selbst die Schatten tragen ihre Glut)
Immer wieder warten
Immer wieder warten auf die Erscheinung des Unsichtbaren zwischen Abend und Morgen.
Immer wieder warten auf die Offenbarung des Verhüllten zwischen Ankunft und Aufbruch.
Immer wieder warten auf das Kommen des Zukünftigen in Anwesenheit der Leere
Immer wieder warten auf das Bleiben des Allgegenwärtigen im Ausbleiben der Erfüllung.
Immer wieder warten auf die Nähe des Unnahbaren im Ungenügen am Hier und Jetzt.
Immer wieder warten auf die Begegnung mit dem Lebendigen in der Welt des Untergehens und Vergehens.
Immer wieder warten auf den Einbruch der Ewigkeit an der Grenze von Raum und Zeit.
Immer wieder warten auf das Geschenk des Atems im Grab der Angst und Verzweiflung.
Immer wieder warten auf Oasen der Erquickung beim Gehen durch die Wüste.
Immer wieder warten auf den Augenblick des Ankommens im Unbehaustsein der Wanderschaft.
Immer wieder warten auf die Einstrahlung des Lichtes im Bild des Tages und der Nacht.
Immer wieder warten auf die große, entscheidende Wandlung im Dunkel von Leid und Schmerz.
Immer wieder warten auf den Durchbruch des Lebens im Angesicht des Todes.
Immer wieder warten auf Brot und Wein in Hoffnung wider Hoffnung.
Wartende sind wir und Empfangende
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Eva Wenzel
antwortete am 01.11.00 (17:51):
Auch von mir ein Beitrag von dem deutsch-russischen Lyriker Alexander Zielke, ich berichtete ueber ihn unter "Kunst"
Spaetherbst
Der boese Herbstwind brummt und muerrisch schaut der Tag Die Fluren welken stumm, veroedet liegt der Hag.
Nur noch ein Voeglein piept vereinsamt kummervoll, Die Birke guckt betruebt, die Eiche schweigt vor Groll.
Der Wind streicht durch den Hain reisst an den Baeumen hart, es friert sie Mark und Bein ihr Blut ist fast erstarrt.
Und rings wird alles grau in Taelern wie auf Hoehn. Doch weiss ich ganz genau, es wird doch wieder schoen?
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Koloman Stumpfögger
antwortete am 01.11.00 (19:36):
Möwe
Warten, erwartetet werden. Kommen, ankommen. Auf Nähe warten, ankommen am Ankerplatz: angenommen sein, geborgen.
von Koloman Stumpfögger
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Heidi Lachnitt
antwortete am 01.11.00 (21:14):
Emmy Grund (Selbst Schatten...) Diese Anthologie ist einfach traumhaft
Kleine Spinne vor meiner Tür
Wie oft hat einer dein Netz zerrissen, wie oft hast du neu beginnen müssen, kleine Spinne vor meiner Tür, hältst dich bedeckt, im Schweigen versteckt, den Himmel über dir.
Wie oft hingst du verfolgt und verraten nur noch an einem einzigen Faden, klein und allein, und dein Kunstwerk wurde mitunter im Handumdrehen nutzloser Plunder, kaum einer räumte dir Chancen ein.
Hast auf eiliger Flucht in stillen Winkeln Halt gesucht, um dann ohne Scheu mit wachen Sinnen neu zu beginnen, dir selber treu.
Hast zwischen gestern und heute zwischen Licht und Wand zarte Hoffnungsseide gespannt, beharrlich nach eig'ner Manier. Du wolltest leben. - Hast mir ein Beispiel gegeben. Kleine Spinne, ich danke dir.
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Heidi Lachnitt
antwortete am 01.11.00 (21:47):
animiert von Friedgart
Novembergedanken
Der Oktoberwind wehte mich in den November - ich lasse mich treiben
Der Novembernebel verweigert mir die Sicht - ich lasse mich treiben
noch bis in den Dezember lasse ich mich treiben dann -
will ich gehen auf neuen Wegen in ein neues Leben allein?
hl
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Koloman Stumpfögger
antwortete am 01.11.00 (21:52):
Regenschauer
An kahlen Zweigen der Kirsche vor dem Fenster glitzern reine Juwelen tausendfach im Licht
Nur die Perlen schüttle im Spätherbst nicht sogleich von meinem Baum
kNs
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Wolfgang
antwortete am 01.11.00 (23:32):
Ein Liebeslied (von Else Lasker-Schüler) Komm zu mir in der Nacht – wir schlafen engverschlungen. Müde bin ich sehr, vom Wachen einsam. Ein fremder Vogel hat in dunkler Frühe schon gesungen, Als noch mein Traum mit sich und mir gerungen. Es öffnen Blumen sich vor allen Quellen Und färben sich mit deiner Augen Immortellen … Komm zu mir in der Nacht auf Siebensternenschuhen Und die Liebe eingehüllt spät in mein Zelt. Es steigen Monde aus verstaubten Himmelstruhen. Wir wollen wie zwei seltene Tiere liebesruhen Im hohen Rohre hinter dieser Welt.
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Sieghard
antwortete am 02.11.00 (09:04):
zu Allerseelen
Wenn wir im Tode leiblich zerfallen, sind wir im Geiste schon jenseits der Schwelle ewiger Nacht.
Denn in der Quelle lebenden Wassers tauchte uns Christus bei unserer Taufe in seinen Tod.
Sind wir im Sterben mit ihm begraben, wissen wir gläubig, dass auch sein Ostern er mit uns teilt.
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Heidi Lachnitt
antwortete am 02.11.00 (15:43):
Nicht unbedingt ein November- oder Allerseelengedicht, aber heute morgen im Zimmer einer alten Dame gefunden:
Sich ausstrecken nach dem neuen Tag
fallen lassen was alt was beschwert
frei sein atmen - mit weit geöffneten Händen neues beginnen
C.Kerting
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Friedgard Seiter
antwortete am 02.11.00 (17:57):
Ein Gedicht von Marie Luise von Kaschnitz zum Allerseelentag:
Ein Leben nach dem Tode
Glauben Sie fragte man mich An ein Leben nach dem Tode Und ich antwortete: ja Aber dann wußte ich Keine Auskunft zu geben Wie das aussehen sollte Wie ich selber Aussehen sollte Dort
Ich wußte nur eines Keine Hierarchie Von Heiligen auf goldnen Stühlen sitzend Kein Niedersturz Verdammter Seelen Nur
Nur Liebe frei gewordne Niemals aufgezehrte Mich überflutend
Kein Schutzmantel starr aus Gold Mit Edelsteinen besetzt Ein spinnwebenleichtes Gewand Ein Hauch Mir um die Schultern Liebkosung schöne Bewegung Wie einst von tyrrhenischen Wellen Wie von Worten hin und her Wortfetzen Komm du komm
Schmerzweb mit Tränen besetzt Berg-und-Tal-Fahrt Und deine Hand Wieder in meiner
So lagen wir lasest du vor Schlief ich ein Wachte auf Schlief ein Wache auf Deine Stimme empfängt mich Entläßt mich und immer So fort
Mehr also, fragen die Frager Erwarten Sie nicht nach dem Tode? Und ich antwortete Weniger nicht.
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Gerlinde
antwortete am 02.11.00 (19:47):
Noch ein Gedicht von Else Lasker-Schüler
Komm zu mir in der Nacht auf Siebensternenschuhen Und Liebe eingehüllt spät in mein Zelt. Es steigen Monde aus verstaubten Himmelstruhen.
Wir wollen wie zwei seltene Tiere liebesruhen Im hohen Rohre diese Welt.
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Heidi Lachnitt
antwortete am 02.11.00 (20:41):
Rainer Maria Rilke:
Das Rosen-Innere
Wo ist zu diesem Innen ein Außen? Auf welches Weh legt man solches Linnen? Welche Himmel spiegeln sich drinnen in dem Binnensee dieser offenen Rosen, dieser sorglosen, sieh: wie sie lose im Losen liegen, als könnte nie eine zitternde Hand sie verschütten. Sie können sich selber kaum halten; viele ließen sich überfüllen und fließen über von Innenraum in die Tage, die immer voller und voller sich schließen, bis der ganze Sommer ein Zimmer wird, ein Zimmer in einem Traum.
Guten Abend! :-))
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Evelyn
antwortete am 02.11.00 (21:41):
Was dich liebte
Die Orgel verklungen die Glocke verstummt am Grab war die Trauer versammelt
der Kirschbaum vorm Haus im Hafer der Wind das Pferd deine Stiefelspuren im Sand
das letzte Bild auf der Staffelei der Habicht wieder sogar der Hund den du lange begrubst -
Da war,was dich liebte
der törichte Mut der hilflose Schmerz und der Schrei zum gescheiterten Gott.
e.v.w.
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Heidi Lachnitt
antwortete am 02.11.00 (21:50):
Rilke:
Die Rosenschale
Zornige sahst du flackern, sahst zwei Knaben zu einem Etwas sich zusammenballen, das Haß war und sich auf der Erde wälzte wie ein von Bienen überfallnes tier; Schauspieler, aufgetürmte Übertreiber, rasende Pferde, die zusammenbrache den Blick wegwerfend, bläkend das Gebiß als schälte sich der Schädel aus dem Maule
Nun aber weißt du, wie sich das vergißt: denn vor dir steht die volle Rosenschale, die unvergeßlich ist und angefüllt mit jenem Äussersten von Sein und Neigen, Hinhalten, Niemals-Gebenkönnen, Dastehn, das unser sein mag: Äußerstes auch in uns.
Lautloses Leben, Aufgehn ohne Ende, Raum-brauchen, ohne Raum von jenem Raum zu nehmen, den die Dinge rings verringern, fast nicht Umrissen-sein wie Ausgespartes und lauter Inneres, viel seltsam Zartes und Sich-bescheinendes - bis an den Rand: ist irgend etwas uns bekannt wie dies?
Und dann wie dies: dass ein Gefühl entsteht, weil Blütenblätter Blütenblätter rühren? Und dies: dass eins sich aufschlägt wie ein Lid, und drunter liegen lauter Augenlider, geschlossene, als ob sie, zehnfach schlafend, zu dämpfen hätten eines Innern Sehkraft. Und dies vor allem: daß durch diese Blätter das Licht hindurch muss. Aus den tausend Himmeln filtern sie langsam jenen Tropfen Dunkel, in dessen Feuerschein das wirre Bündel der Staubgefässe sich erregt und aufbäumt.
Und die Bewegung in den Rosen, sieh: Gebärden von so kleinem Ausschlagwinkel, dass sie unsichtbar blieben, liefen ihre Strahlen nicht auseinander in das Weltall.
Sieh jene weisse, die sich selig aufschlug und dasteht in den grossen offnen Blättern wie eine Venus aufrecht in der Muschel; und die errötende, die wie verwirrt nach einer kühlen sich hinüberwendet, und wie die kühle fühllos sich zurückzieht, und wie die kalte steht, in sich gehüllt, unter den offenen, die alles abtun. Und was sie abtun, wie das leicht und schwer, wie es ein Mantel, eine Last, ein Flügel und eine Maske sein kann, je nach dem, und wie sie's abtun: wie vor dem Geliebten.
Was können sie nicht sein: war jene gelbe, die hohl und offen daliegt, nicht die Schale von einer Frucht, darin dasselbe Gelb, gesammelter, orangeröter, Saft war?
Und wars für diese schon zu viel, das Aufgehn, weil an der Luft ihr namenloses Rosa den bittern Nachgeschmack des Lila annahm? Und die batistene, ist sie kein Kleid, in dem noch zart und atemwarm das Hemd steckt, mit dem zugleich es abgeworfen wurde im Morgenschatten an dem alten Waldbad? Und diese hier, opalnes Porzellan, zerbrechlich, eine flache Chinatasse und angefüllt mir kleinen hellen Faltern, - und jene da, die nichts enthält als sich.
Und sind nicht alle so, nur sich enthaltend, wenn Sich-enthalten heißt: die Welt da draußen und Wind und Regen und Geduld des Frühlings und Schuld und Unruh und vermummtes Schicksal und Dunkelheit der abendlichen Erde bis auf der Wolken Wandel, Flucht und Anflug, bis auf den vagen Einfluss ferner Sterne in eine Hand voll Innres zu verwandeln.
Nun liegt es sorglos in den offnen Rosen.
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Wolfgang
antwortete am 02.11.00 (22:41):
Sieben Rosen (von Bertolt Brecht)
Sieben Rosen hat der Strauch Sechs gehoer´n dem Wind Aber eine bleibt, dass auch Ich noch eine find.
Sieben Male ruf ich dich Sechsmal bleibe fort Doch beim siebten Mal, versprich Komme auf ein Wort.
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Sieghard
antwortete am 03.11.00 (08:11):
heute aus gegebenem Anlass aus meiner Verseschmiede etwas:
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Der Wahnsinn wurde kleingeritten verseuchtes Beefsteak von den Briten
Rinderwahn log die Regierung weg Bürger betrogene trotz Forscher-Beleg
Hirnveränderungen, Schüttelkrämpfe Creutzfeld-Jacob-Krankheit, viele Kämpfe
Ängste, Apathie, Zorn und Frustrationen der belogenen Leute Reaktionen
BSE-Epidemie, sie fördert den Tod bei Mensch und Tier, Geschöpfe in Not
Lug und Trug, Gewinn und Geld Machtgier des Menschen, chaotische Welt
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Friedgard
antwortete am 03.11.00 (08:37):
Und nocheinmal Rilke und die Rosen:
ROSE, oh reiner Widerspruch, Lust Niemandes Schlaf zu sein unter soviel Lidern.
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kNs
antwortete am 03.11.00 (09:27):
Nur eine Rose
Vor jedem Abgrund habe ich gezittert.
Jetzt überquere ich in leicht mit nichts als einer Rose in der Hand.
Catarina Carsten
Quellnachweis: Gedichtband "Im Labyrinth der tausend Wirkichkeiten", S. 72 Edition Doppelpunkt, Wien, 1999
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Wolfgang
antwortete am 03.11.00 (15:13):
Hier ein Gedicht der leider nicht sehr bekannten Dichterin Kathinka Zitz geb. Halein (1801-1877), einer wahrhaft emanzipierten Frau, damals, als man mit dieser Bezeichnung noch nicht um sich warf. Ein Gedicht, wie ein Programm für Liebende:
Nicht ohne dich! (von Kathinka Zitz) Auf den Wolken möcht' ich thronen, Dort im lichten Feenland; Wo die sel'gen Geister wohnen, Fern vom eiteln Erdentand. Lichte Engel würden schweben Eng in Kreisen dann um mich; - O, dort möcht' ich gerne leben, Aber doch nicht ohne dich. Wo die goldnen Sterne glänzen, Und auf ewig grüner Flur Charittinnen sich bekränzen, Such' ich sanfter Freude Spur. Eden würd' ich gern durcheilen, Sein Gefild ist wonniglich - Dort, dort möcht ich ewig weilen, Aber doch nicht ohne dich. Wo der Sphären Lieder tönen, Ihre Harmonie erklingt, Wo im Kreise der Camönen, Tibul sanfte Lieder singt. Dort, wo Amoretten spielen, Unter Blüthen neckend sich - Möcht' ich mich auch selig fühlen; Aber doch nicht ohne dich.
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Sieghard
antwortete am 03.11.00 (15:28):
In den Nachmittag geflüstert
Sonne, herbstlich dünn und zag, und das Obst fällt von den Bäumen. Stille wohnt in blauen Räumen einen langen Nachmittag.
Sterbeklänge von Metall; und ein weißes Tier bricht nieder. Brauner Mädchen rauhe Lieder sind verweht im Blätterfall.
Stirne Gottes Farben träumt, spürt des Wahnsinns sanfte Flügel. Schatten drehen sich am Hügel von Verwesung schwarz umsäumt.
Dämmerung voll Ruh und Wein; traurige Guitarren rinnen. Und zur milden Lampe drinnen kehrst du wie im Traume ein.
[Georg Trakl]
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Heidi Lachnitt
antwortete am 03.11.00 (15:54):
Bertold Brecht
Liebeslied
Als ich nachher von dir ging An dem großen Heute Sah ich, als ich sehn anfing Lauter lustige Leute
Und seit jener Abendstund Weißt schon, die ich meine Hab ich einen schönern Mund Und geschicktere Beine.
Grüner ist, seit ich so fühl Baum und Strauch und Wiese Und das Wasser schöner kühl Wenn ich's auf mich gieße.
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Gerlinde
antwortete am 03.11.00 (16:32):
Am Teetisch
Sie saßen und tranken am Teetisch und sprachen von Liebe viel. Die Herren, die waren ästhetisch, die Damen von zartem Gefühl.
"Die Liebe muss sein platonisch", der dürre Herr Hofrat sprach. Die Hofrätin lächelt ironisch, und dennoch seufzet sie:"Ach!"
Der Domherr öffnet den Mund weit: "Die Liebe sei nicht zu roh, sie schadte sonst der Gesundheit." Das Fräulein lispelt:"Wieso?"
Die Gräfin spricht wehmütig: "Die Liebe ist eine Passion!" und präsentieret gütig die Tasse dem Herrn Baron.
Am Tische war noch ein Plätzchen, mein Liebchen, da hast du gefehlt; du hättest so hübsch, mein Schätzchen, von deiner Liebe erzählt.
H.Heine
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Heidi Lachnitt
antwortete am 03.11.00 (16:39):
:-)) und noch eines aus "Selbst die Schatten tragen ihre Glut" von Gudrun Schlüter
Warten kann Qual, kann Süße sein, Irren der Phantasie Warten läßt Leben ins Herz hinein, Warten ist Melodie, Sehnen, Sich-nähern und Glücklich-sein, Zagen und Fürchten und Schmerz, traumbilddurchwirkte Wirklichkeit, warte, mein Herz.
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Heidi Lachnitt
antwortete am 03.11.00 (16:48):
und zum Schluss aus gleicher Anthologie :-))
von Dietrun Gebert-Feth
Dein Lächeln
Zufällig fange ich dein Lächeln ein und stecke es in meine Tasche als Begleiter für den Tag
Wünsche allen einen schönen Tag und Abend!
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Heidi Lachnitt
antwortete am 04.11.00 (10:37):
Guten Morgen! - Zum Wochenende ein bißchen Goethe?
Ach, dass die innere Schöpfungskraft Durch meinen Sinn erschölle! Daß eine Bildung voller Saft Aus meinen Fingern quölle!
Ich zittre nur, ich stottre nur, Und kann es doch nicht lassen; Ich fühl, ich kenne dich, Natur, Und so muß ich dich fassen.
Bedenk ich dann, wie manches Jahr Sich schon mein Sinn erschließet, Wie er, wo dürre Heide war, Nun Freudenquell genießet;
Wie sehn ich mich, Natur, nach dir, Dich treu und lieb zu fühlen! ein lustger Springbrunn wirst du mir Aus tausend Röhren spielen
Wirst alle meine Kräfte mir In meinem Sinn erheitern Und dieses enge Dasein hier Zur Ewigkeit erweitern
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Heidi Lachnitt
antwortete am 04.11.00 (11:03):
Jeder kennt es :-))
Gefunden
Ich ging im Walde so für mich hin, und nichts zu suchen, das war mein Sinn
Im Schatten sah ich ein Blümlein stehn, wie Sterne leuchtend, wie Äuglein schön.
Ich wollt es breche, da sagt es fein: "Soll ich zum Welken gebrochen sein?"
Ich grub's mit allen den Würzlein aus, zum Garten trug ich's am hübschen Haus.
Und pflanzt es wieder am stillen Ort; nun zweigt es immer und blüht so fort.
Johann Wolfgang v.Goethe
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Heidi Lachnitt
antwortete am 04.11.00 (11:50):
und noch eines bevor ich wieder zum Dienst gehe:
Die Leidenschaft bringt Leiden! - Wer beschwichtigt, Beklommnes Herz, dich, das zu viel verloren? Wo sind die Stunden, überschnell verflüchtigt? Vergebens war das Schönste dir erkoren! Trüb ist der Geist, verworren das Beginnen; Die hehre Welt, wie schwindet sie den Sinnen!
Da schwebt hervor Musik in Engelsschwingen, Verflicht zu Millionen Tön um Töne, Des Menschen Wesen durch und durch zu dringen, Zu überfüllen ihn mit ewger Schöne: Das Auge netzt sich, fühlt im höhern Sehnen Den Götterwert der Töne wie der Tränen
Und so das Herz erleichtert merkt behende, Dass es noch lebt und schlägt und möchte schlagen, Zum reinsten Dank der überreichen Spende Sich selbst erwidernd willig darzutragen. Da fühlte sich - o dass es ewig bliebe! - Das Doppelglück der Töne wie der Liebe.
Johann Wolfgang von Goethe
Ich wünsche allen einen schönen Tag!
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Sieghard
antwortete am 04.11.00 (14:38):
Chaos oder besser Teil-Chaos gab es wohl schon immer. Dazu die mittelalterliche Stimme eines prominenten, sendungsbewussten Dichters:
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Ich hôrte ein wazzer diezen und sach die vische fliezen, ich sach swaz in der welte was, velt walt loup rôr unde gras. swaz kriuchet unde fliuget und bein zer erde biuget, daz sach ich, unde sage iu daz: der keinez lebet âne haz. daz wilt und daz gewürme die strîtent starke stürme, sam tuont die vogel under in; wan daz si habent einen sin: sie dûhten sich zu nihte, si enschüefen starc gerihte. sie kiesent künege unde reht, si setzent hêrren unde kneht. sô wê dir, tiuschiu zunge, wie stêt dîn ordenunge! daz nû diu mugge ir künec hât, und daz dîn êre alsô zergât. bekêrâ dich, bekêre. die cirkel sint ze hêre, die armen künege dringent dich: Philippe setze en weisen ûf, und heiz si treten hinder sich.
[Walther v.d. Vogelweide]
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Heidi Lachnitt
antwortete am 04.11.00 (21:15):
Nicht ganz so alt - aus einem Schul-Lesebuch von 1908: (Viktor Blüthgen)
Des Zeisigs Traum
Es war ein niedlich Zeiselein, das träumte nachts im Mondenschein, es säh am Himmel Stern bei Stern, davon wär jeder ein Hirsekern. Und als es geflogen himmelauf, da pickte das Zeislein die Sterne auf. Piep - wie war das im Traume so lieb!
Und als die Sonne beschien den Baum, erwachte das Zeislein von seinem Traum. Es wetzte das Schnäblein her und hin und sprach verwundert in seinem Sinn: "Nun hab ich gepickt die ganze Nacht und bin doch so hungrig aufgewacht. Ping - das ist mir ein närrisches Ding!"
:-)
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Gerlinde
antwortete am 05.11.00 (09:58):
Sie war ein Blümlein
Sie war ein Blümlein, hübsch und fein, hell aufgeblüht im Sonnenschein. Er war ein junger Schmetterling, der selig an der Blume hing. Oft kam ein Bienlein mit Gebrumm und nascht und säuselt da herum; oft kroch ein Käfer kribbelkrab am hübschen Blümlein auf und ab. Ach Gott, wie das dem Schmetterling so schmerzlich durch die Seele ging. Doch was am meisten ihn entsetzt? das allerschlimmste kam zuletzt: Ein alter Esel fraß die ganze von ihm so heiß geliebte Pflanze.
Wilhelm Busch
Einen humorvollen, schönen Sonntag wünscht Euch, Gerlinde
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Wolfgang
antwortete am 05.11.00 (11:50):
Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne, Die liebt' ich einst alle in Liebeswonne. Ich lieb sie nicht mehr, ich liebe alleine Die Kleine, die Feine, die Reine, die Eine; Sie selber, aller Liebe Bronne, Ist Rose und Lilie und Taube und Sonne.
(Heinrich Heine, Lyrisches Intermezzo)
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Heidi Lachnitt
antwortete am 05.11.00 (19:15):
aus dem gleichen Lesebuch wie oben: :-)) Für Väter mit Buben oder Großväter mit Enkeln
Grosses Geheimnis
Es sitzt ein Knab am Bach und sieht den Wellen nach. Sie sprudeln und sie rauschen, er denkt: "Ich muss doch lauschen, was all die Wellen plaudern." Und's Knäblein ohne Zaudern, es bückt sich zu dem Quellchen; da kommt ganz flink ein Wellchen gesprudelt und gerauscht. Was hat es da gelauscht! Doch kann es nichts verstehen, und ehe sich's versehen, bückt es sich tiefer hin - und liegt im Wasser drin. Zum Glücke war der Bach ganz hell und klar und flach. Schnell sprang derKnab heraus und sah ganz lustig aus. Und als ich ihn gefragt, was ihm der Bach gesagt, sprach er nach kurzem Zaudern: "Ihr dürft es keinem plaudern; ein groß Geheimnis ist, was er mir sagte, wisst! Er sagte: - Wisst ihr was? - Das Wasser, das macht nass!" (Robert Reinick)
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Heidi Lachnitt
antwortete am 05.11.00 (19:20):
und ein letztes schööönes aus dem Schulbuch, dass übrigens für das 2. bis 5.Schuljahr gedacht war!
Vergißmeinicht
Es blüht ein schönes Blümelein auf unsrer grünen Au, sein Aug ist wie der Himmel so heiter und so blau.
Es weiß nicht viel zu reden, und alles, was es spricht, ist immer nur dasselbe, ist nur: Vergiß mein nicht!
Wenn ich zwei Äuglein sehe so heiter und so blau, so denk ich an mein Blümchen auf unsrer grünen Au.
Da kann ich auch nicht reden, und nur mein Herze spricht, so bange nur, so leise, und nur: Vergiß mein nicht! (August Heinrich Hoffmann von Fallersleben)
:-)) Schönen Wochenanfang wünsche ich! :-))
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Heidi Lachnitt
antwortete am 06.11.00 (11:56):
2x Raimund Bohe (Anspruch auf Leben)
Gegenlicht
Manchmal tritt aus Möglichkeiten schön als wäre es unmöglich das Selbstverständliche
Buschige Nachtzweige Sterne auf der Fahrt durch Herbstwolken ihr gebt mir Auskunft von der Liebe
Und sie bestätigt euch schön wird sie wie ihr
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In Sichtweite
So viele Teilwahrheiten und nun von allem die andere Hälfte nur weil wir einander sehen
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Sieghard
antwortete am 06.11.00 (15:16):
RMR:
O HERR, gib jedem seinen eignen Tod. Das Sterben, das aus jenem Leben geht, darin er Liebe hatte, Sinn und Not.
DENN wir sind nur die Schale und das Blatt. Der große Tod, den jeder in sich hat, das ist die Frucht, um die sich alles dreht.
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Heidi Lachnitt
antwortete am 06.11.00 (23:05):
Abendgebet
Der Tod ist selbstverständlich selbstverständlicher noch als die Geburt denn nicht jeder wird geboren aber jeder der geboren wurde stirbt - früher oder später Wichtig ist, was dazwischen liegt das Leben und was wir daraus machen
Darum o Herr, gib jedem sein eigenes Leben mit Liebe, Verstand und Sinn und lass die Frucht unseres Lebens zur Süße reifen damit uns der Tod nicht sauer wird
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Heidi Lachnitt
antwortete am 07.11.00 (08:49):
Raimund Bohe (Anspruch auf Leben)
Signalbäume
An hellen Kupferrinden entzünden sich langsam Signale Licht zieht in das Beieinander von Wipfeln
Höhenströme gehen durch Kiefern In deiner Abwesenheit verfangen sich die Zeichen und unerkannt versprüht alles Leuchten
Tannenkühle aus gerefften Fahnen Deine Gegenwart ist Echo allen Signalen und aus der fernsten Nähe will nichts Geheimnis bleiben
Licht zieht in das Beieinander von Wipfeln
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Sieghard
antwortete am 07.11.00 (09:10):
"Darum o Herr, gib jedem sein eigenes Leben mit Liebe, Verstand und Sinn und lass die Frucht unseres Lebens zur Süße reifen damit uns der Tod nicht sauer wird"
Wie wunderbar du den RMR verwandelt hast. Da ist auch deine Lebenserfahrung drin.
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Klein ist die Spanne der Zeit, durch die unsre Jahre gleiten. Kurz bemessen die Frist, durch die unsre Tage schreiten.
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allen einen guten 7. November
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Friedgard
antwortete am 07.11.00 (17:16):
Aus "Balladen von Samstag auf Sonntag" von Peter Maiwald
DIE LIEBENDEN
Was hast du, Anna? Du atmest so sehr. Aber nein, Liebster. Ich komme vom Kaufen. Es war viel zu laufen. Es ist die Tasche, Liebster. Es ist die Tasche schwer.
Was hast du, Anna? Die Hand ist so kalt. Aber nein, Liebster. Es ist nur das Wetter. Es fallen die Blätter. Es ist der Winter, Liebster. Es ist der Winter bald.
Was hast du, Anna? Dein Haar ist so grau. Aber nein, Liebster. Ich backe nur Kuchen. Ich backe nur Kuchen. Es ist das Mehr, Liebster. Es ist das Mehl schau.
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Heidi Lachnitt
antwortete am 07.11.00 (22:06):
Guten Abend :-)) Eigentlich ein Morgengedicht
Claus D.Bürger (Selbst die Schatten tragen ihre Glut)
Ein Sonnenstrahl zwinkert Du blinzelst Du reckst dich wirst wach und streckst dich Du zwinkerst zurück bist voller Glück voll heiterem Sinn träumst von Freude ab Tagesbeginn
Die Sonne sie brennt dich die Umwelt sie nennt dich den Guten - den Bösen Du mußt es erleben mußt vieles ertragen Du kannst es doch wagen Du selber zu sein
Ein Sonnenschein winkt dir der Wiederschein blinkt dir ins Auge hinein du blinzelst - bedeckst dich wirst müde und streckst dich bist voller Glück voll heiterem Sinn erfüllten sich Träume seit Tagesbeginn
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Heidi Lachnitt
antwortete am 07.11.00 (22:12):
aber jetzt zur Nacht: von Peter Klusen (s.o.)
dort
bald wird es nacht und hoch am himmel fährt der große wagen vor
laß uns nicht länger säumen es wird zeit einzusteigen
reserviert sind unsere plätze schon lange und herrlich wird es sein
zu reisen dort wo keine grenzen sind
Ich wünsche allen schöne Träume! :-))
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Sieghard
antwortete am 07.11.00 (22:28):
Ballade von innen nach außen
mein Atem ist schwer, meine Hand ist kalt, mein Haar ist grau,
ich nicht!
die schwere Tasche, der baldige Winter, das weiße Mehl,
die sind es!
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nichts für ungut Herr Maiwald, so geht's halt!
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Heidi Lachnitt
antwortete am 07.11.00 (22:38):
und nochmal umgedreht :-))
Mein Atem ist schwer, Liebster weil das Glück, Dich zu sehen mir die Brust einengt
Meine Hand ist kalt, Liebster der Reif liegt wie Mehl auf der Straße bald ist Dezember
Meine Tasche ist leer, Liebster weil ich, außer Deiner Liebe nichts brauche
Das Grau meiner Haare, Liebster wandelt die Sonne in leuchtendes Gold für Dich
hl
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Evelyn
antwortete am 07.11.00 (22:57):
Liebe Heidi, Du schreibst wunder-wunderschöne Liebesgedichte leicht,hell und zärtlich----noch immer.Es ist schön,sie zu lesen.Evelyn
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Evelyn
antwortete am 07.11.00 (23:22):
Liebe Heidi, Du schreibst öfter wunderschöne Liebesgedichte leicht,hell und zärtlich----noch immer.Es ist schön,sie zu lesen.Evelyn
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Heidi Lachnitt
antwortete am 07.11.00 (23:33):
:-)) Danke! :-))
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Sieghard
antwortete am 08.11.00 (08:52):
Brandmauern
Ich grüße Berlin, indem ich dreimal meine Stirn an eine der Brandmauern dreimal schlage.
Makellos ausgesägte, wirft sie den Schatten dorthin, wo früher dein Grundstück stand.
Persil und sein Blau überlebten auf einer Mauer nach Norden; nun schneit es, was gar nichts beweist.
Schwarz ohne Brandmauerinschrift kommt mir die Mauer entgegen, blickt sie mir über die Schulter.
Ein einziger Schneeball haftet. Ein Junge warf ihn, weil etwas tief in dem Jungen los war.
[Günter Grass]
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Ich kenne Berliner, die für Grass et- was übrig haben. Diesen Text hat Grass vor 1985 gemacht. Der ist nostalgisch, denkt der Nichtberliner.
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Heidi Lachnitt
antwortete am 08.11.00 (21:14):
Die Mauer aus Stein gibt es nicht mehr Die Mauer in den Herzen der Menschen ist stärker als je zuvor gebaut aus
aus Geldgiersteinen aus Egoismussteinen aus Dummheitssteinen aus Intoleranzsteinen aus Machtsteinen
sie ist groß diese Mauer und lang sie zieht sich durch die Herzen der ganzen Welt und sperrt die Liebe aus
ich wünschte mir Sprengstoff, genug um die Mauer in tausend Stücke zu sprengen gäbe es nicht die Kinder in dieser Welt sie könnten von einem Mauerstück getroffen werden
hl
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Gerlinde
antwortete am 08.11.00 (23:04):
Die eheliche Pflicht
Als einst ein alter Herr ein junges Mädchen freite, und ihm sein schwacher Leib nichts Gutes prophezeite, sprach er zu ihr:"Mein Kind wird sich ja wohl bequemen und meine Ehepflicht quartalweis`von mir nehmen." Ihr Widerfragen war, da sie sich kaum bedacht: "Wieviel Quartale, sprecht, gibt`s denn in einer Nacht?"
J.F.Riederer (1678-1734)
In diesem Sinne, allen eine gute Nacht:-))
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Heidi Lachnitt
antwortete am 09.11.00 (00:32):
Mitternacht vorbei - Zeit für Nietzsche
O Mensch! Gib acht! Was spricht die tiefe Mitternacht? "Ich schlief, ich schlief -, aus tiefen Traum bin ich erwacht:- Die Welt ist tief, Und tiefer als der Tag gedacht. Tief ist ihr Weh -, Lust- tiefer noch als Herzeleid: Weh spricht: Vergeh! Doch alle Lust will Ewigkeit-, - will tiefe, tiefe Ewigkeit!"
Ich grüße alle Schlaflosen und wünsche den anderen einen guten Schlaf! :-))
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Wolfgang
antwortete am 09.11.00 (01:04):
Zum 9. November...
Es geht ein Sehnen... (von Hugo Carl Jüngst)
Es geht ein Sehnen durch die Welt, Ein Schrei nach Licht, Das wie ein Blitz aus dunklem Zelt Die Nacht durchbricht.
Du Morgenschein nach öder Nacht Im Knechtschaftsbann - Mich faßt ein Ahnen deiner Pracht... Wann brichst du an?
Und schlägst der Liebe Lichtgewand Um unser Sein? Und führst uns in das Sehnsuchtsland Des Friedens ein?
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Heidi Lachnitt
antwortete am 09.11.00 (08:08):
Lebendige Antwort (Catarina Carsten)
Auf dem Friedhof Père Lachaise hockt der Tod mit angezogenen Beinen auf grauen Steingevierten.
Auf dem Friedhof Père Lachaise blühen versteinerte Rosen auf verlassenen Gräbern dornröschenstarr
Auf dem Friedhof Père Lachaise trägt ein Vater sein müdes Kind spazieren, im Wiegeschritt
Das Kind kann noch nicht sprechen, nur schauen. Es schaut auf die schweigenden Steine und antwortet ihnen.
mit einem lebendigen Schlaf.
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Sieghard
antwortete am 09.11.00 (08:48):
Schön, wie das Mauer-Motiv von Dir verarbeitet wurde. Mauer ist meistens was Schlechtes, aber manchmal kann eine Mauer auch gut sein, dann näm- lich, wenn sie Schutz bieten soll, gegen die vielen Enttäuschungen, Verletzun- gen und Bosheiten, die das Leben ge- bracht hat und noch bringen wird. Wer seine Mauer trotzdem offen halten kann, ist gut dran.
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Wandlung
plötzlich wird der fremde mann hell und heiter sieh er kann seine leiter an den himmel lehnen und den schönen auch bizarren wolkenfrauen dinge sagen unverständlich selbst für dich
[Peter Härtling]
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Friedgard
antwortete am 09.11.00 (09:18):
Aus: "Seid nicht so sicher" von Marie Luise von Kaschnitz
Nicht gesagt
Nicht gesagt Was von der Sonne zu sagen gewesen wäre Und vom Blitz nicht das einzig richtige Geschweige denn von der Liebe. Versuche. Gesuche. Mißlungen Ungenaue Beschreibung
Weggelassen das Morgenrot Nicht gesprochen vom Sämann Und nur am Rande vermerkt Den Hahnenfuß und das Veilchen.
Euch nicht den Rücken gestärkt Mit ewiger Seligkeit Der Verfall nicht geleugnet Und nicht die Verzweiflung
Den Teufel nicht an die Wand Weil ich nicht an ihn glaube Gott nicht gelobt Aber wer bin ich daß
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Sieghard
antwortete am 09.11.00 (18:25):
nicht gesagt, vom Jenseits konnte sie nichts sagen sie verwahrte sich gegen die üblichen einengenden Vorstellungen. Zweifel, ob überhaupt auch vom Diesseits etwas Gültiges gesagt werden kann werden jetzt laut. nicht gesagt nicht aussagbar, verbalisierbar. Unsere Sagemöglichkeit ist zu 90% nonverbal im täglichen Leben dominiert Körpersprache. Hier zumindest geht wohl doch was Gültiges. Im Forum gibt es auch manch Zwischenzeiliges. . .
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Gerlinde
antwortete am 09.11.00 (22:42):
Mein Weltenstück
Vieltausendmal derselbe Blick durchs Fenster in mein Weltenstück. Ein Apfelbaum im blassen Grün, und drüber tausendfaches Blühn, so an den Himmel angelehnt, ein Wolkenband, weit ausgedehnt..... der Kinder Nachmittagsgeschrei, als ob die Welt nur Kindheit sei; ein Wagen knarrt, ein Alter steht und wartet bis der Tag vergeht. Leicht aus dem Schornstein auf dem Dach schwebt unser Rauch den Wolken nach.... Die Hühner fressen, Hähne krähn... ja, lauter fremde Menschen gehn im Sonnenschein, jahrein, jahraus, vorbei an unserm alten Haus. Die Wäsche flattert auf dem Strick und drüber träumt ein Mensch vom Glück, im Keller weint ein armer Mann, weil er kein Lied mehr singen kann... So ist es ungefähr bei Tag, und jeder neue Glockenschlag bringt tausendmal denselben Blick durchs Fenster in mein Weltenstück.
Thomas Bernhard
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Heidi Lachnitt
antwortete am 09.11.00 (22:45):
Widerstände (Raimund Bohe in "Anspruch auf Leben"
Viele Wege fragen nicht warum du sie eingeschlagen hast sie lassen dich durch mit ungenauen Gedanken und du kommst nirgends an Nicht auf dem Feldweg im grellen Licht Nicht elektronisch gesteuert in der grünen Welle
Manche Wege verlegen dir die vorläufige Absicht mit Widerständen aus Gegenwind bei Schnee und Nebel oder weil sie schön sind Sie fangen an neben dir zu gehen sie drängen dich ab in die Richtung an die du glaubst und daß du unbegleitet warst kannst du nicht verbergen
Alle Wege die mich erkennen verkünden was ich schon weiß daß ich ankomme unvorstellbar vorstellbare Ankunft
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Heidi Lachnitt
antwortete am 09.11.00 (22:54):
Nocheinmal Raimund Bohe
Überm Waldboden
Nicht bloß erdacht sichtbar und greifbar zeigt sich was wir begonnen haben zu glauben
In nächster Nähe aufgeladen von Sonnenglanz verzweigen Farne ihr Maßwerk Säulen zeigen die Himmelshöhe wachsen hinaus in den Weltraum und Buchengrün hält den Schub der Stämme an
Die Welt verschenkt Glück und jeden Gedanken sie entwirft uns damit wir sie entwerfen damit es nicht fehlt an Freude und Andacht
Damit das Leben erkennbar bleibt neben soviel Spuren von Irrtum
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Heidi Lachnitt
antwortete am 09.11.00 (23:45):
Bevor der 9. November zu Ende geht
Mascha Kaléko
Dunkles Mädchen eines fremden Stammes Tief im Dschungel dieser fremden Stadt, Deiner Augen schwarzverhangne Trauer Sagt mir, was dein Herz gelitten hat
Immer möchte ich dich leise fragen: Weißt du, daß wir heimlich Schwestern sind? Du, des Kongo dunkelbraune Tochter, Ich, Europas blasses Judenkind.
Vor der Schmach, die Abkunft zu verstecken, Schützt dich, allen sichtbar, deine Haut. - Vor der andern Haß, da sie entdecken Daß sie dir "versehentlich" vertraut.
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Heidi Lachnitt
antwortete am 10.11.00 (00:39):
Nachtgedanken
Nachtgedanken, schwarze Gedanken tiefschwarz und bitter wie Cafè
ihr fahrt in meinem Kopf Karusell immer im Kreis tut mir weh
Schweigen hier draußen und in meinem Innern Grabesstille
hl
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Heidi Lachnitt
antwortete am 10.11.00 (02:15):
Bald ist Morgen!
Ein neuer Tag
Der Himmel hat sein schwarzes Tuch abgelegt, den blauen Morgenmantel angezogen, er blinzelt und reibt sich die Sterne aus den Augen. Die Sonne wärmt den Morgencafé, ein neuer Tag beginnt: ein neues Lied!
hl
Guten Morgen! :-))
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Heidi Lachnitt
antwortete am 10.11.00 (07:35):
Zum Tagesanfang Rilke:
Starker Stern, der nicht den Beistand braucht, den die Nacht den andern mag gewähren, die erst dunkeln muß, daß sie sich klären. Stern, der schon vollendet, untertaucht,
wenn Gestirne ihren Gang beginnen durch die langsam aufgetane Nacht. Großer Stern der Liebespriesterinnen, der, von eigenem Gefühl entfacht,
bis zuletzt verklärt und nie verkohlend, niedersinkt, wohin die Sonne sank: tausendfachen Aufgang überholend mit dem reinen Untergang.
Draußen gibt es einen "Provence"-Himmel, milchig blau mit rosanen Wolkentupfen. Ich wünsche allen einen schönen klaren Herbsttag. :-)
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Heidi Lachnitt
antwortete am 10.11.00 (20:54):
Abend
Der Abend wechselt langsam die Gewänder, die ihm ein Rand von alten Bäumen hält; du schaust: und von dir scheiden sich die Länder, ein himmelfahrendes und eins, das fällt;
und lassen dich, zu keinem ganz gehörend, nicht ganz so dunkel wie das Haus, das schweigt, nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend wie das, was Stern wird jede Nacht und steigt -
und lassen dir (unsäglich zu entwirrn) dein Leben bang und riesenhaft und reifend, so daß es, bald begrenzt und bald begreifend, abwechselnd Stein in dir wird und Gestirn.
Rainer Maria Rilke
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Heidi Lachnitt
antwortete am 10.11.00 (21:00):
Wenn die Uhren so nah wie im eigenen Herzen schlagen und die Dinge mit zagen Stimmen sich fragen: Bist du da? -;
dann bin ich nicht der, der am Morgen erwacht, einen Namen schenkt mir die Nacht, den keiner, den ich am Tage sprach, ohne tiefes Fürchten erführe -
Jede Türe in mir gibt nach...
Und da weiß ich, daß nichts vergeht, keine Geste und kein Gebet (dazu sind die Dinge zu schwer), meine ganze Kindheit steht immer um mich her. Niemals bin ich allein. Viele, die vor mir lebten und fort von mir strebten, webten, webten an meinem Sein.
Und setz ich mich zu dir her und sage dir leise: Ich litt - hörst du?
Wer weiß wer murmelt es mit.
Rainer Maria Rilke
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Heidi Lachnitt
antwortete am 10.11.00 (22:03):
Bin ich eigentlich alleine hier??? :-))
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Heidi Lachnitt
antwortete am 10.11.00 (22:49):
9. und letztes in Reihenfolge
Catarina Carsten (Meine Hoffnung hat Niederlagen)
In Ferner Zeit
Meine Ohnmacht, sprachlos.
Meine Schwäche, ratlos.
Meine Geduld, endlos.
In ferner Zeit wird man die Spur sehn:
Wasser im Stein.
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Ricardo
antwortete am 10.11.00 (23:02):
Liebe Heidi Du schreibst soviele schöne Gedichte. Ich werd mir was einfallen lassen. Gib mir Zeit bis morgen.
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Sieghard
antwortete am 11.11.00 (09:27):
Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind
Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind, sein Ross, das trug ihn fort geschwind. Sankt Martin ritt mit leichtem Mut, sein Mantel deckt ihn warm und gut.
Im Schnee da saß ein armer Mann, hatt' Kleider nicht, hatt' Lumpen an. "O helft mir doch in meiner Not, sonst ist der bittre Frost mein Tod!"
Sankt Martin zieht die Zügel an, das Ross steht still beim armen Mann. Sankt Martin mit dem Schwerte teilt den warmen Mantel unverweilt.
Sankt Martin gibt den halben still, der Bettler rasch ihm danken will. Sankt Martin aber ritt in Eil hinweg mit seinem Mantelteil.
[unbekannter Verfasser]
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Koloman Stumpfögger
antwortete am 11.11.00 (11:17):
Herbstgewitter
Berstend zuckt der Blitz aus schwarzen Wolken über den Hang spät im November grollt ein Gewitter
Die Blätter stieben der Regen prasselt es wirbelt der Schnee alle Fenster erzittern vom gewaltigen Donnerschlag
Es flattert ein Tuch es torkelt ein Schirm es gießt in Strömen entsetzt flieht der Kater klitschnass ins Haus
kNs
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Koloman Stumpfögger
antwortete am 11.11.00 (11:20):
Wildgänse
Wo sind sie nur geblieben Scharen flogen längst nicht mehr im Kiel unter dem Himmel nicht im vergessenen Lied mit schrillem Schrei nach Norden und nicht seit frühen Jahren
Jäh vernehme ich gebannt das wohlvertraute Sirren einer grauen Gänseschar Unter herbstschweren Wolken ziehen Wildgänse im Kiel in ein verzaubertes Land
kNs
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Gerlinde
antwortete am 11.11.00 (11:26):
Schön, Koloman! Vor einigen Jahren war ich am See Genezareth und plötzlich zogen am Abendhimmel, tausende Zugvögel ins Land. Der Himmel riss für Sekunden nochmals auf, und die letzten Sonnenstrahlen gaben den Vögeln eine herrliche Kulisse. Liebe Grüße, Gerlinde
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Koloman Stumpfögger
antwortete am 11.11.00 (11:27):
Wegzeiger
in schwarzen Furchen krächzt im fahlen Sonnenlicht der schwere Vogel
im Dunst verschleiert auf dem Schwengel zieht der Rabe nicht einen Tropfen
schöpft keinmal Wasser wischen keinen kahlen Strauch dunkle Schwingen blank
Blätter würzen herb die Eisluft mit Bitternuß und decken Gräber
der Brunnenschwengel zwischen Himmel und Erde weist den Weg nach Haus
kNs
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Heidi Lachnitt
antwortete am 11.11.00 (22:07):
Alltäglichkeiten?
das Radio bringt leichte Morgenmelodien beim Zeitunglesen summst du leise mit die Nachrichten - du hörst: "... eingeschlossen im brennenden Zug.." und mit Gänsehaut auf dem Rücken überlegst du schnell - ob nicht doch einer der Freunde?..... dann das Wetter und - leichte Morgenmelodien wie leicht vergisst's sich doch dabei
hl
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Gerlinde
antwortete am 11.11.00 (22:23):
November
Im Kirchhof brennt das stille Licht, die Toten ruhen, weine nicht! Geborgen in der Erd, vergeht der Keim, umdaß er aufersteht. Martini Reif, Andreä Schnee, die Magd trägt aus ihr süßes Weh. Vom Hochwald dröhnt der Büchsenhall, es stampft das Vieh im warmen Stall, der Nebel hüllt das stille Land, die Kerze ist herabgebrannt. Laß frosten, laß vergehn, laß schnein! Der Mensch muß wach und einsam sein.
J.Weinheber
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Heidi Lachnitt
antwortete am 11.11.00 (22:24):
Alltäglichkeiten? 2.Vers
Katastrophen zum satt werden Gewalttaten im Schlußverkauf wer bringt die schnellste Meldung wer das blutigste Bild? und natürlich: eine weinende Mutter, ein schreiendes Kind vom TV auf den Frühstückstisch serviert - ein bißchen Werbung zwischendurch sorgt dafür dass dir der Appetit nicht vergeht
hl
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Heidi Lachnitt
antwortete am 11.11.00 (22:39):
Alltäglichkeiten? 3.Vers
doch auch - zum Trost heute 10 Minuten Zeit gehabt einem Menschen zuzuhören ein Lächeln bekommen ein lieber Brief in der Post ein schönes Gedicht gelesen ein Kinderlachen gehört und die Sonne in meinem Herzen scheint immer noch
hl
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Sieghard
antwortete am 12.11.00 (11:57):
. Börries von Münchhausen (1874-1945) Ballade vom Brennesselbusch gekürzt
Liebe fragte Liebe: "Was ist noch nicht mein?" Sprach zur Liebe Liebe: "Alles, alles dein!" Liebe küsste Liebe: "Liebste, liebst du mich?" Küsste Liebe Liebe: "Ewig, ewiglich!" - - ... Brennettelbusch, Brennettelbusch so kleene, Wat steihst du so alleene! Brennettelbusch, Wo ist myn Tyd 'eblewen, Un wo ist myn Maleen? ... Liebe fragte Liebe: "Sag, weshalb du weinst?" Raunte Lieb zur Liebe: "Heut ist nicht mehr einst!" Liebe klagte Liebe: "Ist's nicht wie vorher?" Sprach zur Liebe Liebe: "Nimmer - nimmermehr." . .
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Friedgard
antwortete am 12.11.00 (15:03):
Aus: "Seid nicht so sicher" von Marie Luise Kaschnitz
AUFERSTEHUNG
Manchmal stehen wir auf Stehen wir zur Auferstehung auf Mitten am Tage Mit unserem lebendigen Haar Mit unserer atmenden Haut.
Nur das Gewohnte ist um uns, Keine Fata Morgana von Palmen Mit weidenden Löwen Und sanften Wölfen.
Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus.
Und dennoch leicht Und dennoch unverwundbar Geordnet in geheimnisvolle Ordnung Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.
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Evelyn
antwortete am 12.11.00 (17:13):
Grüss Euch -die Zeit rast-wie schnell, merkt man am Forum,das nach einigen Tagen Schirmabstinenz fast überquillt von neuen Gedanken und Gedichten.Hier Gedanken von mir zu Heidis und Sieghards längst überholten "Mauern" (8 u.9. 11)
Damals und Heute
Wände Mauern sich anzulehnen kühl vertraut Heimat zu nennen - der Krieg nahm sie uns der Krieg in dem wir damals uns Fremde waren.
Wände Mauern sich anzulehnen kühl vertraut Heimat zu nennen- ein Krieg nahm sie uns ein Krieg durch den wir heute uns Fremde wurden.
viele Grüsse - Evelyn
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Evelyn
antwortete am 12.11.00 (17:44):
Nachtrag: voriges Gedicht könnte missverstanden werden. Es geht darin um Haus- Mauern und um zwei Menschen. Nicht um trennende Wände.Danke. Evelyn
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Sieghard
antwortete am 12.11.00 (17:46):
. Ja, Welt geht normal weiter Sohn kommt zu Besuch Mutter wird wieder gesund Juden werden im Moment nicht verfolgt ein Schmerz hört auf erkenne meinen Fehler ab heute unabhängig von dem und dem und und und Auferstehung mitten am Tag Freude mit großer Gewissheit diesseits, jenseits das ist denn doch gesagt Ja . .
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Heidi Lachnitt
antwortete am 13.11.00 (08:54):
"Mauern - Auferstehung - Liebe fragt Liebe" ??
Lücken
meine Mauern sind alt die ersten Steine habe ich als Kind gesetzt da war sie noch niedrig die Mauer ich war ja noch klein
meine Mauern sind alt in meiner Jugend habe ich manchmal ein Guckloch freigelassen um nach der Liebe Ausschau zu halten
meine Mauern sind alt habe die Liebe auch als Erwachsene selten gefunden vielleicht waren die Mauerlücken zu klein?
meine Mauern sind alt der Mörtel ist rissig und viele Steine sind herausgefallen lassen Liebe heraus und Liebe hinein Auferstehung
hl
Guten Morgen und eine schönen Wochenanfang wünsche ich
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Sieghard
antwortete am 13.11.00 (10:10):
Meditation zu Psalm 100
Vieles kann man befehlen - Freude nicht.
Vieles kann man erzwingen - Glück nicht.
Vieles kann man lehren - Herzensjubel nicht. Auch Gefühle sind heute Marktware, dosiert in Pillenform oder in Spritzen.
Aber es bleibt ein Geheimnis, Geschenk der Verborgenheit, unwiderlegbar - unbeweisbar, unverfügbar, unverlierbar. Das Geheimnis - dass Gott Gott ist, und dass dieser Gott unser Gott ist.
Geheimnis der Freude, Jubel der Welt, Erfahrung des Herzens, Dank aller Sinne, Lobgesang alles Lebendigen ...
Singet, jetzt, weil er da ist, sich zu uns neigt und uns trägt. Kommet, jetzt, tretet ein, denn für euch ist er Gott, und erfahret, was Menschsein heißt:
Jubel vor ihm. . --------------------------------------- . Ps 100 fiel mir ein in der Freude über der Kaschnitz "Auferstehung" und manchen Grund dazu im Alltag meinem Schöpfer verdankt . . Liebe kommt Mauerstück fällt . .
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Wolfgang
antwortete am 13.11.00 (22:01):
Sie schläft (von Kurt Tucholsky)
Morgens, vom letzten Schlaf ein Stück, nimm mich ein bißchen mit - auf deinem Traumboot zu gleiten ist Glück - Die Zeituhr geht ihren harten Schritt... pick-pack...
"Sie schläft mit ihm" ist ein gutes Wort. Im Schlaf fließt das Dunkle zusammen. Zwei sind keins. Es knistern die kleinen Flammen, aber dein Atem fächelt sie fort. Ich bin aus der Welt. Ich will nie wieder in sie zurück - jetzt, wo du nicht bist, bist du ganz mein. Morgens, im letzten Schlummer ein Stück, kann ich dein Gefährte sein.
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Friedgard
antwortete am 14.11.00 (08:51):
Kleine Strophen von der Unsterblichkeit von Carl Zuckmayer
Dauer, Zeit und Raum Sind wie Brandungsschaum, Der verweht, indes die Flut sich wendet - Doch das kleinste Sein Schließt ein Wesen ein, Das von Anfang ist und niemals endet.
Der du dich besinnst, Ob du einst verrinnst Gleich dem Sand und gleich dem Regentropfen - Denk, daß Meer und Land, Wasser, Fels und Sand Steter sind als deines Herzens Klopfen.
Nur was in dir brennt, Was kein Wort benennt, Dauert über der Vernichtung Flammen. Wärst du nicht geweiht Zur Unsterblichkeit - Bräch die Schöpfung in sich selbst zusammen.
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Sieghard
antwortete am 14.11.00 (13:37):
Wenn man fragt, wie groß die Seele sei, so soll man wissen, dass Himmel und Erde nicht auszufüllen vermögen ihre Größe, sondern nur Gott selbst.
Die Seele hat nämlich etwas in sich, ein Fünklein übersinnlicher Erkenntnis, das nimmer erlischt, und in dies Fünklein als in den obersten Teil des Grundes verlegt man die Vorstel- lungskraft der Seele.
Der Mensch, ja ich, stand mit Gott vor Zeit und Welt, ja, war einbeschlossen in die ewige Gottheit, noch ehedem sie Gott war. Mit ihm, mit mir zugleich hat Gott geschaffen und schafft er immerdar. An mir erst war er Gott. Und wäre ich nicht, er wäre sowenig Gott als ich ich bin.
[Meister Eckhart] .
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Gerlinde
antwortete am 14.11.00 (14:39):
Mein Stern
Am Abend, wenn es dunkelt, tritt Stern für Stern hervor. Das glitzert und das funkelt aus dunklem Himmelstor. Die Fürsten sind`s im Reigen, die hier zuerst sich zeigen, dann naht des Volkes Chor.
Und tiefer wird das Dunkeln, bald wird es völlig Nacht. Da wird ein Stern zu funkeln beginnen, fern und sacht. Er wird ganz still beginnen, nicht lodern von den Zinnen hellauf in Sirius-Pracht.
Er wird zu leuchten wagen, ganz still, mit sondrem Schein. Die Leute werden sagen: der Stern ist fern und klein! Er aber sagt den Leuten: nie wollt ich mehr bedeuten! Laßt, wie ich bin, mich sein!
Der Stern, von dem ich singe, ist meines Lebens Stern, und daß ich ihn erringe liegt in der Hand des Herrn! Ich pflege meinen Garten und will geduldig warten, ob nah er ist, ob fern!
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Heidi Lachnitt
antwortete am 14.11.00 (15:14):
Ein Bilderbuch von Michael Snunit (aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler) mit Bildern von Na'ama Golomb, Carlsen Verlag
Der Seelenvogel
Tief, tief in uns wohnt die Seele. Noch niemand hat sie gesehen, aber jeder weiß, daß es sie gibt. Und jeder weiß auch, was in ihr ist.
In der Seele, in ihrer Mitte, steht ein Vogel auf einem Bein. Der Seelenvogel. Und er fühlt alles, was wir fühlen.
Wenn uns jemand verletzt, tobt der Seelenvogel in uns herum; hin und her, nach allen Seiten, und alles tut ihm weh.
Wenn uns jemand lieb hat, macht der Seelenvogel fröhliche Sprünge, kleine, lustige, vorwärts und rückwärts, hin und her.
Wenn jemand unseren Namen ruft, horcht der Seelenvogel auf die Stimme, weil er wissen will, ob sie lieb oder böse klingt.
Wenn jemand böse auf uns ist, macht sich der Seelenvogel ganz klein und ist still und traurig.
Und wenn uns jemand in den Arm nimmt, wird der Seelenvogel in uns größer und größer, bis er uns fast ganz ausfüllt. So gut geht es ihm dann.
Ganz tief in uns ist die Seele. Noch niemand hat sie gesehen, aber jeder weiß, daß es sie gibt. Und noch nie, noch kein einziges Mal, wurde ein Mensch ohne Seele geboren. Denn die Seele schlüpft in uns, wenn wir geboren werden, und sie verläßt uns nie, keine Sekunde, solange wir leben. So, wie wir auch nicht aufhören zu atmen, von unserer Geburt bis zu unserem Tod.
Sicher wollt ihr auch wissen, woraus der Seelenvogel besteht. Das ist ganz einfach. Er besteht aus Schubladen. Diese Schubladen können wir nicht einfach aufmachen, denn jede einzelne ist abgeschlossen und hat ihren eigenen Schlüssel. Und der Seelenvogel ist der einzige, der die Schubladen öffnen kann. Wie? Auch das ist ganz einfch: mit seinem Fuß.
Der Seelenvoge steht auf einem Bein. Das zweite hat er, wenn er ruhig ist, an den Bauch gezogen. Mit dem Fuß dreht er den Schlüssel zu der Schublade um, die er öffnen will, zieht am Griff, und alles, was darin ist, kommt zum Vorschein.
Und weil alles, was wir fühlen, eine Schublade hat, hat der Seelenvogel viele Schubladen. Es gibt eine Schublade für Freude und eine für Trauer. Es gibt eine Schublade für Eifersucht und eine für Hoffnung. Es gibt eine Schublade für Enttäuschung und eine für Verzweiflung. Es gibt eine Schublade für Geduld und eine für Ungeduld. Auch für Haß und Wut und Versöhnung. Eine Schublade für Faulheit und Leere, und eine Schublade für die geheimsten Geheimnisse. Diese Schublade wird fast nie geöffnet. Es gibt auch noch andere Schubladen. Ihr könnt selbst wählen, was drin sein soll.
Manchmal sind wir eifersüchtig, ohne daß wir es wollen. Und manchmal machen wir etwas kaputt, wenn wir eigentlich helfen wollen. Der Seelenvogel gehorcht uns nicht immer und bringt uns manchmal in Schwierigkeiten...
Man kann schon verstehen, daß die Menschen verschieden sind, weil sie verschiedene Seelenvögel haben. Es gibt Vögel, die jeden Morgen die Schublade "Freude" aufmachen. Dann sind die Menschen froh.
Wenn der Vogel die Schublade "Wut" aufmacht, ist der Mensch wütend. Und wenn der Vogel die Schublade nicht mehr zuschließt, hört der Mensch nicht auf, wütend zu sein.
Manchmal geht es dem Vogel nicht gut. Dann macht er böse Schubladen auf. Geht es dem Vogel gut, macht er Schubladen auf, die uns guttun.
Manche Leute hören den Seelenvogel oft, manche hören ihn selten. Und manche hören ihn nur einmal in ihrem Leben. Deshalb ist es gut, wenn wir auf den Seelenvogel horchen, der tief, tief in uns ist. Vielleicht spät abends, wenn alles still ist.
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Luise
antwortete am 14.11.00 (15:34):
Habe mit Freude diese Seite gelesen und möchte auch einen kleinen Beitrag für oder gegen diese dunklen Tage leisten:
Du lieber Gott und wenn man auch allen Sonnenschein wegstreicht, so gibt es noch den Mond und die hübschen Sterne und die Lampe am Winterabend - es ist so viel schönes Licht in der Welt.
Wilhelm Raabe
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Gottfried Benn
antwortete am 14.11.00 (20:17):
Kommt-
Kommt, reden wir zusammen wer redet, ist nicht tot, es züngeln doch die Flammen schon sehr um unsere Not.
Kommt, sagen wir: die Blauen, kommt, sagen wir: das Rot, wir hören, lauschen, schauen wer redet, ist nicht tot.
Allein in deiner Wüste, in deinem Gobigraun - du einsamst, keine Büste, kein Zwiespruch, keine Fraun,
und schon so nah den Klippen, du kennst dein schwaches Boot- kommt, öffnet doch die Lippen, wer redet, ist nicht tot.
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Heidi Lachnitt
antwortete am 14.11.00 (20:27):
Von der Seele wieder zurück zur Liebe :-))
Berthold Brecht:
Die Liebenden
Sieh jene Kraniche in großem Bogen! die Wolken,welche ihnen beigegeben Zogen mit ihnen schon, als sie entflogen Aus einem Leben in ein andres Leben. In gleicher Höhe und mit gleicher Eile Scheinen sie alle beide nur daneben. Daß so der Kranich mit der Wolke teile Den schönen Himmel, den sie kurz befliegen Daß also keines länger hier verweile Und keines andres sehe als das Wiegen Des andern in dem Wind, den beide spüren Die jetzt im Fluge beieinander liegen So mag der Wind sie in das Nichts entführen Wenn sie nur nicht vergehen und sich bleiben Solange kann sie beide nichts berühren Solange kann man sie von jedem Ort vertreiben Wo Regen drohen oder Schüsse schallen. So unter Sonn und Monds wenig verschiedenen Scheiben Fliegen sie hin, einander ganz verfallen. Wohin, ihr? - Nirgendhin. - Von wem davon? - Von allen. Ihr fragt, wie lange sind sie schon beisammen? Seit kurzem. - Und wann werden sie sich trennen? - Bald. So scheint die Liebe Liebenden ein Halt.
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Wolfgang
antwortete am 14.11.00 (21:57):
Seltsam... fast alle bringen etwas dem November, dem Totenmonat, Angemessenes. Ich mag 's gerne "antizyklisch". :-) - Wenn es draußen schon kalt und ungemütlich ist, und bestimmte Tage aufs Gemüt drücken, warum nicht von lauen Sommernächten träumen... Hier ist ein Text von Ferdinand Freiligrath in der Bearbeitung von Robert Schumann (für eines seiner beiden Venetianischen Lieder):
Wenn durch die Piazetta die Abendluft weht, dann weißt du, Ninetta, Wer wartend hier steht. Du weißt, wer trotz Schleier und Maske dich kennt, Wie Amor die Venus am Nachtfirmament.
Ein Schifferkleid trag' ich zur selbigen Zeit, und zitternd dir sag' ich: das Boot liegt bereit! O komm, wo den Mond noch Wolken umzieh'n, laß durch die Lagunen, Liebes, uns flieh'n!
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Heidi Lachnitt
antwortete am 15.11.00 (14:07):
Lieblingsthema :-)
Sternenglück
zärtliche Weise hell und leise - hör ich Dein Liebeslied im Traum
fern von der Welt dicht am Himmelszelt - glüht mein Herz im Sternenglück
Sonne erwacht eh ich's gedacht - zärtliche Weise hör ich ganz leise...
hl
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Friedgard
antwortete am 15.11.00 (15:49):
Bekenntnis
Ich sah nie eine Blume an, Mich dünkt, eh du mein Leben teiltest Und, wie's in Unrast schier zerrann, Mit deines Wesens Treue heiltest.
Ich blickte zu den Sternen auf, Mich dünkt, mit Andacht nie, Bevor der wild verstörte Lauf An dir zu Recht und Maß gedieh.
Ich horcht auf keines Menschen Wort, Und was in mich geklungen, Mich dünkt, die Wünsche trugen's fort Gar eigensüchtig, unbezwungen.
Bis deines Herzens stillsten Laut, Geliebte, ich vernahm; Wie sich die Eine mir vertraut, Die Welt ans Herz mir kam.
Joachim v.d.Goltz
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Sieghard
antwortete am 15.11.00 (18:05):
Zu dem einen venetianischen Lied von Ferdinand Freiligrath / Robert Schumann hier, was Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) von Amor hält:
aus Römische Elegien
... Amor bleibet ein Schalk, wer ihm vertraut, der ist betrogen. Heuchelnd kam er zu dir: diesmal nur traue ihm noch! Folgte Begierde dem Blick, folgte Genuss der Begier. Ach den Lippen entquillt Fülle des Herzens so leicht. Mehr als ich ahndete schön, das Glück, es ist mir geworden. Amor löset, der Schalk, mir den verschlossenen Mund. ...
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Heidi Lachnitt
antwortete am 15.11.00 (21:34):
bitte nicht persönlich nehmen! :-))
Amor ist männlich...! (und Goethe auch)
Isis und Aphrodite sind meine Schwestern schaumgeboren und voller Leidenschaft der Liebe geweiht.. der Zärtlichkeit
nur die Liebe such ich..nicht Begierde und Genuss meine Lippen öffnen sich nur zum zärtlichen Kuß
hl
Ich wünsche allen eine gute Nacht :-))
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Else Lasker-Schüler
antwortete am 16.11.00 (19:54):
Wir Beide
Der Abend weht Sehnen aus Blütensüße, Und auf den Bergen brennt wie Silberdiamant der Reif, Und Engelköpfchen gucken überm Himmelstreif, Und wir Beide sind im Paradiese.
Und uns gehört das ganze bunte Leben, Das blaue, große Bilderbuch mit Sternen, Mit Wolkentieren, die sich jagen in den Fernen Und hei! die Kreiselwinde, die uns drehn und heben!
Der liebe Gott träumt seinen Kindertraum Vom Paradies - von seinen zwei Gespielen, Und große Blumen sehn uns an von Dornenstielen... Die düstere Erde hing noch grün am Baum.
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Heidi Lachnitt
antwortete am 16.11.00 (20:33):
Detlev von Liliencron
Glückes genug
Wenn sanft du mir im Arme schliefst, Ich deinen Atem hören konnte, Im Traum du meinen Namen riefst, Um deinen Mund ein Lächeln sonnte - Glückes genug.
Und wenn nach heißem, ernstem Tag Du mir verscheuchtest schwere Sorgen, Wenn ich an deinem Herzen lag Und nicht mehr dachte an ein Morgen - Glückes genug.
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Herbertkarl Huether
antwortete am 16.11.00 (20:52):
'Mal was von mir: herbertkarl huether aka FraterPersevebo
nun schon
klang der sphaeren umgang im nichttun
waesserige augen schauen auf dich herab
ludert ein vogel im gebaelk anerkannten missverstehens
finger tasten dich hinab
kuerzend das wort eisiger kaelte
heere der wilden jagd
aufgehen in der hefe des lebens
drohend noch der schmauch des abzugs
hoeren ohne verstehen
baeren der naechte lassen spuren an dir zurueck
hkh
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Heidi Lachnitt
antwortete am 16.11.00 (21:37):
Musik
Was spielst du, Knabe? Durch die Gärten gings wie viele Schritte, flüsternde Befehle. Was spielst du, Knabe? Siehe deine Seele verfing sich in den Stäben der Syrinx
Was lockst du sie? Der Klang ist wie ein Kerker, darin sie sich versäumt und sich versehnt; stark ist dein Leben, doch dein Lied ist stärker, an deine Sehnsucht schluchzend angelehnt.-
Gib ihr ein Schweigen, daß die Seele leise heimkehre in das Flutende und Viele, darin sie lebte, wachsend, weit und weise, eh du sie zwangst in deine zarten Spiele.
Wie sie schon matter mit den Flügeln schlägt: so wirst du, Träumer, ihren Flug vergeuden, daß ihre Schwinge, vom Gesang zersägt, sie nicht mehr über meine Mauern trägt, wenn ich sie rufen werde zu den Freuden.
Rainer Maria Rilke
:-)
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Heidi Lachnitt
antwortete am 16.11.00 (21:44):
Zum Einschlafen zu sagen
Ich möchte jemanden einsingen, bei jemanden sitzen und sein. Ich möchte dich wiegen und kleinsingen und begleiten schlafaus und schlafein. Ich möchte der Einzige sein im Haus, der wüßte: die Nacht war kalt. Und möchte horchen herein und hinaus in dich, in die Welt, in den Wald. Die Uhren rufen sich schlagend an, und man sieht der Zeit auf den Grund. Und unten geht noch ein fremder Mann und stört einen fremden Hund. Dahinter wird Stille. Ich habe groß die Augen auf dich gelegt; und sie halten dich sanft und lassen dich los, wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.
Rainer Maria Rilke
-- und ich wünschen eine gute Nacht
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Sieghard
antwortete am 17.11.00 (09:10):
Regengesicht
Regen regnet regnet regen regen regnet regnet nicht niemals regnet regen regen regnet regen ins gesicht
regenpfeifer pfeift dem regen pfeifft dem regen ins gesicht warum pfeifer pfeift dem regen wissen pfeif und regen nicht
[Christa Reinig]
Heute regnet es schon wieder. Aber vielleicht scheint doch irgendwo die Sonne. Allen einen schönen Tag!
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kNs
antwortete am 17.11.00 (09:28):
späte Margeriten
Wenn im November nochmals Margeriten blühen, versäume nicht zu fragen, was weiße Kranzblätter wissen!
Er liebt mich, von Herzen, mit Schmerzen, über alle Maßen, ein kleinwenig, oder gar nicht.
Beginne weiße Strahlen noch einmal zu zupfen bis zur sonnigen Mitte.
Koloman Stumpfögger
Quellnachweis: "Wenn Sonnenblumen die güldenen Zeiger drehen", d.V., OVR, 1996, S. 109
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Gerlinde
antwortete am 17.11.00 (13:08):
Gewaltig endet so das Jahr mit goldnem Wein und Frucht der Gärten. Rund schweigen Wälder wunderbar und sind des Einsamen Gefährten.
Da sagt der Landmann: Es ist gut. Ihr Abendglocken lang und leise gebt noch zum Ende frohen Mut. Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.
Es ist der Liebe milde Zeit. Im Kahn den blauen Fluss hinunter wie schön sich Bild an Bildchen reiht- das geht in Ruh und Schweigen unter.
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Heidi Lachnitt
antwortete am 17.11.00 (15:34):
Gegen den Regen geschrieben
Ich würd' euch gern' die Sonnenstrahlen schicken doch leider regnet es auch hier
ein heiteres Gedicht will auch nicht richtig glücken drum geb' ich euch von mir
ein heiteres Lächeln,ein glückliches Lachen weil eure Gedichte mir Freude machen
hl :-))
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Heidi Lachnitt
antwortete am 17.11.00 (21:27):
Da auch die Liebe heiter macht, endlich nocheinmal ein "Liebesgedicht" :-))
Höre!
Ich raube in den Nächten Die Rosen deines Mundes, Daß keine Weibin Trinken findet.
Die dich umarmt, Stiehlt mir von meinen Schauern, Die ich um deine Glieder malte.
Ich bin dein Wegrand. Die dich streift, Stürzt ab.
Fühlst du mein Lebtum Überall Wie ferner Saum?
Else Lasker-Schüler
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Heidi Lachnitt
antwortete am 17.11.00 (23:45):
und Rilke schreibt so schöne Liebesgedichte (aus "Deutsche Liebeslyrik", Reihe Reclam)
Die Liebende
Ja ich sehne mich nach dir. Ich gleite mich verlierend selbst mir aus der Hand, ohne Hoffnung, daß ich Das bestreite, was zu mir kommt wie aus deiner Seite ernst und unbeirrt und unverwandt.
...jene Zeiten: o wie war ich Eines, nichts was rief und nichts was mich verriet; meine Stille war wie eines Steines, über den der Bach sein Murmeln zieht.
Aber jetzt in diesen Frühlingswochen hat mich etwas langsam abgebrochen von dem unbewußten dunkeln Jahr. Etwas hat mein armes warmes Leben irgendeinem in die Hand gegeben, der nicht weiß was ich noch gestern war.
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Heidi Lachnitt
antwortete am 18.11.00 (00:07):
Zum Schluß ein Spottliedchen, mit siebzehn angefangen- heute weiter geschrieben - Ende offen :-))
Kennst du mich? weißt du wer ich bin? Heut bin ich ein König - morgen eine Bettlerin
wenn ich liebe, liebe ich total doch Liebe stirbt - wenn ihr das Echo fehlt
manchmal möcht' ich weinen einen Tag und eine Nacht, doch Indianer weinen nicht
manchmal bin ich ganz klein und mein Herzchen ist rein soll niemand drin wohnen - als ich allein?
und manchmal groß und stark wie der Mond der über Flut und Ebbe herrscht und weit im Himmel thront
ein Mensch, eine Frau ein Kind das weint der Wind, eine Wolke wenn die Sonne scheint
ich liebe das Leben akzeptiere den Tod und meine Lieblingsfarbe ist rot
hl
:-)) Genug für heute - gute Nacht!
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Sieghard
antwortete am 18.11.00 (06:50):
Gott, Mensch, Liebe, Leben, Natur, Tod haben einen Erfahrungs-Zusammenhang +++++ Im Tod ist das Leben +++++ ----------------------------------------------------------
preiset das leben
wenn ich gestorben bin hat sie gewünscht feiert nicht mich und auch nicht den tod feiert den, der ein gott von lebendigen ist
wenn ich gestorben bin hat sie gewünscht zieht euch nicht dunkel an, das wäre unchristlich kleidet euch hell, singt heitere lobgesänge
wenn ich gestorben bin hat sie gewünscht preiset das leben, das hart ist und schön preiset den, der ein gott von lebendigen ist
[Kurt Marti] . .
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Heidi Lachnitt
antwortete am 18.11.00 (18:02):
Leben-Liebe-Tod.......
noch nicht!
wenn ich einmal tot bin, Liebster sollst Du nicht um mich weinen sieh' die kleine rotgoldne Abendwolke das bin ich... - aber noch nicht!
wenn ich einmal tot bin, Liebster sollst Du nicht um mich trauern erinnere Dich mit Zärtlichkeit an mich... - aber noch nicht!
wenn ich einmal tot bin, Liebster hörst Du noch meine Lieder zärtliche Weisen geschrieben für Dich... - aber noch nicht!
-
noch spricht das Leben zu Dir und meine Zärtlichkeit für Dich - ist grenzenlos
wir planen noch die Zukunft mit rosaroten Traumbuchstaben - im Liebesbuch
ein Ende ist nicht vorgesehen es sei denn "happy end" steht dort - wo wir leben
hl
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Heidi Lachnitt
antwortete am 18.11.00 (20:32):
ok - Volkstrauertag
Volkes Trauer
ich kann nicht um die Toten trauern für die Lebenden habe ich Trauer weil wir immer noch Waffen herstellen, Waffen verkaufen Waffen gebrauchen gegen das Leben
hl
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Wolfgang
antwortete am 19.11.00 (14:13):
Heute etwas Lustiges - wenn ich darf. Eine Strophe aus einem "Spottliedchen" von Mascha Kaléko (aus einem Brief an den Schriftsteller Johannes Urzidil zu dessen sechzigstem Geburtstag):
Ein Jüngling erfrecht sich, Zu klagen mit Sechzig: - Man sagt mir, das gibt sich So rund um die Siebzig.
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Wolfgang
antwortete am 19.11.00 (14:26):
Und dann noch ein Gedicht von eben diesem Johannes Urzidil aus dem Briefwechsel mit Mascha Kaléko:
Ein Satz für Mascha (von Johannes Urzidil)
Erreicht mich einmal von Dir ein Gedicht, Ist es ein wärmender Strahl Und freundliches Licht Wie aus Deiner Augen Schimmer, Oder als sprächest Du nahebei, Oder gingst auf der Straße lächelnd vorbei, Oder säßest schweigend im Zimmer; Und singst stets treu das gleiche Lied Wie der Vogel, der frühlings wiederkehrt Und läßt nicht ab und wird nicht müd Denn immer ist jemand, der hört.
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Sieghard
antwortete am 19.11.00 (16:51):
""Ein Jüngling erfrecht sich, Zu klagen mit Sechzig: - Man sagt mir, das gibt sich So rund um die Siebzig.""
ich kurz weiterreim ist ja "no crime"
und wenn er ist achtzig sagt sie, er macht sich und er sagt ganz witzig lieber ist mir die Vierzig denk nicht an die Neunzig das ist sehr freundlich bis 100 komm ich nicht schon stattfand das Gericht .
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Heidi Lachnitt
antwortete am 19.11.00 (20:07):
:-)) Reim dich oder ich fress dich - aus dem "Fundus" leicht abgeändert :-))
ein Mädchen mit zwanzig das sagte:"es kann sich doch alles nur fügen"
"sind alles nur Lügen" sagt die Frau mit dreissig, "ich liebt' doch so fleissig"
"und bin doch so einsam obwohl ich jetzt zweisam" die Vierz'gerin sagt
mit fünfzig sagt diesselbe dann "will ich's Leben genießen so sehr ich kann"
Ihr lieben Frauen ich sag's euch heut' mit zu vielen Vorsätzen vergeht zu viel Zeit
hl :-))
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Heidi Lachnitt
antwortete am 19.11.00 (20:12):
hier noch etwas zum Lächeln - von Erich Fried (in Gedichte von der Liebe)
Als ich mich nach dir verzehrte 1. Ich liege auf dem Rücken und mir zugleich am herzen im Magen und mit mir selbst in den Haaren
Ich muß mich also zuerst gefressen haben mit Herz und Haaren um jetzt im Magen liegen zu können
Tatsächlich fand ich unter meinen Nachrufen einen in dem es heißt: "Er verzehrte sich angesichts unserer Welt"
Daraus erhellt daß unsere Welt dabei war und als Augenzeugin die Verzehrung bestätigen kann
Nun wüßte ich gerne wessen Inhalt mein Magen jetzt ist wenn ich dessen Inhalt er war jetzt sein Inhalt bin
2. Wenn ich mich nach dir verzehre heißt das ich habe zuerst als Hauptgericht dich verzehrt und mich dann als Nachtisch oder warst du die Suppe und ich bin das Fleisch?
Ich wünsche allen, die sich "zum Fressen gern'" haben , einen guten Wochenanfang! :-)
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Heidi Lachnitt
antwortete am 19.11.00 (20:58):
Bevor ich schlafen gehe - Rilke!
Sonett
O wenn ein Herz, längst wohnend im Entwöhnen, von aller Kunft und Zuversicht getrennt, erwacht und plötzlich hört, wie man es nennt: "Du Überfluß, Du Fülle alles Schönen!"
Was soll es tun? Wie sich dem Glück versöhnen, das endlich seine Hand und Wange kennt? Schmerz zu verschweigen war sein Element, nun zwingt das Liebes-Staunen es, zu tönen.
Hier tönt ein Herz, das sich im Gram verschwieg, und zweifelt, ob ihm dies zu Recht gebühre: so reich zu sein in seiner Armut Sieg.
Wer hat denn Fülle? Wer verteilt das Meiste? - Wer so verführt, daß er ganz weit verführe: Denn auch der Leib ist leibhaft erst im Geiste.
Gute Nacht wünsche ich allen
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 19.11.00 (21:10):
hi, 'mal wieder was von mir; !zur allgemeinen erheiterung!
Der Ruf ans Getüm
Klirrend geht das Geschirr der Vernunft zu Bruch, weil Langeweile seinen Ursprung im Suchen findet.
Einzelne tragen keinen Schaden davon, wenn glitzernde Schweife eigentümliche Kreise am Firmanent ziehen. Luftig jagt der Wind seinen verlorenen Blättern hinterher, um seinem Befinden Ausdruck zu verleihen.
Kurz nur ist die Zeit, die ihm geblieben, während am roten Horizont der vergessenen Minuten die Glocken der Uhr behende ihre Zeiger bewegen.
aber habacht: hinter den Büschen abgestandenden Wassers fällt wuchtig die Tür geretteten Anstands ins Schloß.
Viel von dem, was Du zu tun vergaßest, nimmt endlos vor Dir Gestalt an und sendet traurige Gesichter dem freudlosen Spiegel entgegen.
dazu hat er Dir geraten die Sache nicht gar so ernst zu nehmen und dem dunklen Schicksal hell entgegenzulachen.
Wirst Du das auch machen?
hkh
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Sieghard
antwortete am 20.11.00 (08:07):
Alle durch sind nun die Zehner von 20 bis 100 - Lebenstrainer es fehlte nur die schöne Zehn doch intressiert es kaum hier wen. Reim dich oder dich fress dich war dennoch recht vergnüglich
Allen einen schönen Tag! .
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Heidi Lachnitt
antwortete am 20.11.00 (08:18):
:-))
unge(s)tüm
ich lache in den Wind und dunkle Wolken fliegen erschreckt davon
ich schreie in den Sturm und die gepeitschten Bäume biegen sich vor Lachen
ich weine in der Nacht und die Tränenperlen werden zu Steinen
ich läch'le am Morgen und die 'verschriebenen' Sorgen lösen sich auf.....
hl
:-)) Gleichfalls einen schönen Tag für Alle!
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Erich Fried
antwortete am 20.11.00 (19:41):
In der Fremde
Aufgewachsen unter den Ungetümen durchgeschlüpft zwischen Pranken und Klauen entronnen ihren Gebissen und ihren Flügelzangen und den Giftstachelkämmen der sich wälzenden Ungetümsleiber kam ich zu den Getümen
Ungewohnt in ihrer Kleinheit der Zierlichkeit ihrer Pfoten und Hochzeitsfedern der Anmut ihrer Blättertänze und ihres Morgengeflatters fand ich die bunten Getüme nicht geheuer
Ich zog mich zurück und nannte sie Ungeheuer
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Heidi Lachnitt
antwortete am 20.11.00 (20:56):
ERICH FRIED :-))
In Gedanken
Dich denken und an dich denken und ganz an dich denken und an das Dich-trinken denken und an das Dich-Lieben denken und an das Hoffen denken und hoffen und hoffen und immer mehr hoffen auf das Dich-immer-Wiedersehen
Dich nicht sehen und in Gedanken dich nicht nur denken sondern dich auch schon trinken und dich schon lieben
Und dann erst die Augen aufmachen und in Gedanken dann erst dich sehen und dann dich denken und dann wieder dich lieben und wieder dich trinken und dann dich immer schöner und schöner sehen und dann dich denken sehen und denken daß ich dich sehe
Und sehen daß ich dich denken kann und dich spüren auch wenn ich dich noch lange nicht sehen kann
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Heidi Lachnitt
antwortete am 20.11.00 (22:58):
Gleiches Thema, ganz anderer Stil - kraftvoll und schön:
Walt Whitman (in Grashalme)
KEINE GLUT, AUFFLAMMEND UND VERZEHREND
Keine Glut, aufflammend und verzehrend, Keine Wogen der See, aus- und einstürmend, Noch die Luft, köstlich und klar, des reifen Sommers Luft, die weiße Flocken mit Myriaden Samenkörnern leicht dahinträgt, Wehend, lieblich segelnd, bis sie irgendwo niedersinken - O keines, keines von ihnen flammender als meine Glut, verzehrend, brennend um dessentwillen, den ich liebe. O keines stürmender als ich! Stürmt die Flut einher, suchend nach etwas, und läßt nicht ab? O so auch ich! O weder Samenflocken, noch Düfte, noch die hohen,regensendenden Wolken werden durch die freie Luft getragen Irgend mehr, als meine Seele durch die frei Luft getragen wird, Wehend nach allen Richtungen, o Liebe, um der Freundschaft, um deinetwillen.
Gute Nacht!
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 20.11.00 (23:14):
____hhhmmm-???-
qualm der einfachen art
sturz aus den gelaufenen hoehen
geglaubt zu wissen doch eben irreal
kratzen am schweif der kometen bis ich oeffne die dose abgemagerter ideen
welt ist nichtverstehen weil man es nicht will
glucken den abhang hinauf
begegnungen im schein der dunkelheit
spinnennetzdurchwoben der harte raum
aufschreien im gefuehl der masse
kleine kerne von wahrheit ausgespuckt im schleim verstopfter nasen
weite verlassenheit im zug der begierden
richten um geradezuruecken
weltferne im glueck des beieinanderseins
wende die seiten dass worte dich erreichen
hkh
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Heidi Lachnitt
antwortete am 20.11.00 (23:55):
?????? :-) Deine Mailanschrift ist ungültig Frater!
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Heidi
antwortete am 21.11.00 (00:13):
nein, doch nicht - wer schummelt eigentlich immer die 20% in die Mailanschriften??
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 21.11.00 (00:28):
h@@@y heidi, meine emailanschrift ist authentisch, doch viele server moegen keine adressen mit sonderzeichen oder deutschen *.com adressen [[[o:
liebgruss herbertkarl Diese E-Mail ist geistiges Eigentum von Herbertkarl Huether. Alle Rechte vorbehalten. ®¿® ~*Quality Posting Since 1798*~ Writing from Germany; Europe; Earth; Universe XXXI -=gruesse aus absurdistan=- -=dem chaos auf der spur=-
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Sieghard
antwortete am 21.11.00 (08:51):
November-Hymnus
Tod und Vergehen waltet in allem, steht über Menschen, Pflanzen und Tieren, Sternbild und Zeit.
Du hast ins Leben alles gerufen. Herr, deine Schöpfung neigt sich zum Tode: Hole sie heim.
Schenke im Ende auch die Vollendung. Nicht in die Leere falle die Vielfalt irdischen Seins.
Herr, deine Pläne bleiben uns dunkel. - Doch wir singen dir Lob. Amen. .
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Paul Celan
antwortete am 21.11.00 (08:55):
ANABASIS
Dieses schmal zwischen Mauern geschriebne unwegsam-wahre Hinauf und Zurück in die herzhelle Zukunft.
Dort.
Silben- mole, meer- farben, weit ins Unbefahrne hinaus.
Dann: Boje-, Kummerbojen-Spalier mit den sekundenschön hüpfenden Atemreflexen-:Leucht- glockentöne (dum-, dun-, un-, unde suspirat cor), aus- gelöst, ein- gelöst, unser.
Sichtbares, Hörbares, das frei- werdende Zeltwort:
Mitsammen.
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 21.11.00 (11:58):
On 21 Nov 2000, at 8:55, hauchte sieghard@gmx.de mir auf meinen Monitor:
> Hallo, Frater... > > ist sie nun gültig oder nicht, deine Mailanschrift? > Es ist wohl dein 3. poem in "Gedichte 4" erschienen. > > nun schon > Der Ruf ans Getüm > qualm der einfachen art > > muss mich wohl erst einlesen, damit ich mich > damit zuerechtfinde. > > Vielleicht outest du dich mal per PM > über deine Art zu schreiben. > > mfg > sieghard
____h@@@y sieghard, all,
____natuerlich ist die emailaddy voll gueltig-
____ich zitiere mich mal selbst in beantwortung auf eine and're email-[[[o:
___wie beim arno schmidt; "groesster dichter deutscher sprache aller zeiten", ist alles chiffriert:
die erste "aeussere ebene" ist die ebene des normalen verstehens; die zweite ebene, die des intellektuellen; die dritte ebene die des "wahnsinns"; die vierte ebene, die des "genies"; bei mir aber mehr die ebene, "die mir gehoert"; die "aktuelle, ureigentuemliche, essentielle ebene"- [o:
____so vierfach gefiltert, liegt die "wahrheit" verborgen- [[[o:
____formlos, reimlos, sinnlos- [[[[[[[[[o:
lieber gruss
herbertkarl / True love never dies! \ \ It kills! /
-- Damit das Mögliche entsteht, muß immer wieder das Unmögliche versucht werden.
(Hermann Hesse)
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Paul Celan
antwortete am 21.11.00 (18:21):
Sprachgitter
Augenrund zwischen den Stäben.
Flimmertier Lid rudert nach oben, gibt einen Blick frei.
Iris, Schwimmerin, traumlos und trüb: der Himmel, herzgrau, muß nah sein.
Schräg, in der eisernen Tülle, der blakende Span. Am Lichtsinn errätst du die Seele.
(Wär ich wie du. Wärst du wie ich. Standen wir nicht unter einem Passat? Wir sind Fremde.)
Die Fliesen. Darauf, dicht beieinander, die beiden herzgrauen Lachen: zwei Mundvoll Schweigen.
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 21.11.00 (21:17):
kurzium
liebe waechst in ferne durch begreifen
noch wallt der sinn dahin
sagte doch der uralte ihm seien die vorkommnisse duster
als stumm die stille seine hand ergriff
wackelnd ging die neige zu tag
rot blinkt die ferne ein nahes wiedersehen
tuch legt sich ueber das kahle empfinden von leere im schein gruenenden mondes
hkh
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Sieghard
antwortete am 21.11.00 (21:29):
karolushütheherbertemsexsieben die 3. ebene des wahnsinns ist am aufregendsten heißesten zwecks einblick in psychotische episödchen überchiffriert damit das mögliche immer wieder unmöglich werde in Hessen und anderswo in genieländ true love dies never it kills formloser gehts nimma reimlos wie sinnlos essentieller vierfach gefilterter wurst wassersalat ausgespuckt im spinnen- netzdurchwobenen kometenschweifigen getümrufer des rothorizont mit liebgruß wie persevebo sphaerenklinglend den chaotischen absurdistanern zuhauchend anhauchend verhauchend aushauchend stummes modeswiedersehen duster .
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Heidi Lachnitt
antwortete am 21.11.00 (21:41):
:-))) :-))) :-)))
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Heidi Lachnitt
antwortete am 22.11.00 (01:09):
Übung?
Drachenfarbe frisst Kinderverse droht? tröstet? spiegelt
Wahrheit mit bunten Worten rote Gefühle - grau
Grauen schwarze Nacht golden der Traum
mit grünem Hoffnungsrand
hl
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Heidi Lachnitt
antwortete am 22.11.00 (01:13):
bruchstücke
trocken brot macht wangen rot warum nur sehen sie so bleich und ausgemergelt aus
weil das brot feucht und schimmelig war und zu wenig
grosse kinderaugen werden noch grösser wenn das gesicht kleiner wird
so gross wie die augen so gross die erinnerung wenn sie nicht gebrochen sind
erinnert euch, erinnert uns ganz laut, ganz tief aus euch in uns hinein
nicht vergessen, nicht wieder zulassen, nicht wegschaun nicht nichts tun
hl
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Sieghard
antwortete am 22.11.00 (08:47):
Zwischen Volkstrauertag und Totensonntag
Der Tod kommt. Sicher. Aber Gott kommt auch. Darin gleicht er dem Tod. Wenn wir also in diesem Monat besonders an die To- ten und an unseren eigenen Tod denken, sollten wir nicht vergessen, dass Gott uns im Tod entgegenkommt. Er kommt nicht, um unser Leben zu beenden, sondern um es zu wenden. Der Karfreitag und Ostern sind diese Wende. - Trotzdem, das Ster- ben bleibt uns nicht erspart. Jetzt, im No- vember, wenn die Tage kurz und dunkel werden und die letzten Blätter fallen, rückt uns unsere Vergänglichkeit und die Reali- tät des Sterbens besonders unter die Haut. Die mittelalterlichen Totentänze setzen die Wirklichkeit des kommenden Todes beson- ders makaber ins Bild. Der Tod, der "Sen- senmann", das Gerippe, greift sich alle, ob alt oder jung, ob Bettler oder König. Er macht keine Unterschiede. Vor ihm sind alle gleich. Er zieht sie mit und tanzt mit ihnen davon. "Drum sperrt euch nicht, ihr müsst davon und tanzen nach meiner Pfeife Ton", heißt es im berühmten Baseler Totentanz. Der zeitgenössische Künstler HAP Griesha- ber hat diesen Totentanz neu illustriert. Ein Bild fehlt: Gott fehlt im Totentanz. Denn Gott tanzt nicht nach der Pfeife des Todes, Gott tanzt "aus der Reihe". Gottes Tanz geht in die andere Richtung. Gottes Tanz - der geht auf Ostern zu. .
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Friedgard
antwortete am 22.11.00 (09:19):
Rudolf Hagelstange: "Der Engel"
Wenn ich wie Jakob mit dem Engel ringe der groß und schweigend an der Schwelle wacht, auf daß ich Einlaß in sein Reich erzwänge geschieht es oft, so sehr ich ihn bedränge, daß eine fremde, unsichtbare Macht mir Hände lähmt und Arm und Klinge.
Und ob ich noch so stürmisch in ihn dränge, er steht und schweigt. Und ob ich unbedacht und immer wieder fordernd an ihn ginge, - ich bin gefangen wie in einem Ringe. Er sieht mich an, als ob aus tiefster Nacht ein Flammenstoß den Blick mir senge.
Doch wenn ich, wissend, daß ich's nicht erzwinge, mich beuge seinem Zauber, seiner Macht und hingerafft an seinem Munde hänge, dann lächelt er. Als ob die Sphäre klänge, so regt er, wie im Traum unendlich sacht ein Vogel atmet, sein Schwinge.
Und rührt mich leise an mit dieser Schwinge. Und sieh: Ich singe.
(in Berlin hängt ein Gemälde von Rembrandt: "Jakob ringt mit dem Engel")
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Herbertkarl Hüther
antwortete am 22.11.00 (11:31):
heysieghardparadoxussixtusebenenhervorhebenderdiedritteebeneliebender dechiffrierenderdieformlosigkeitliebenderinhessenwohnenderlebendtierischvegetarischempfindendendergewissenfilterndervonengelngestreifterundimmanentemporgehobeneralsbeispielinspinnenfingrigererabsurdistanischerueberwindenderaushaucherquadratschindendermathemathicusdiekathetensummeueberwindenderdireineangenehmezeit
herbertkarl
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