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THEMA:   Cultura nova DUO

 8 Antwort(en).

Antonio begann die Diskussion am 10.04.03 (09:51) mit folgendem Beitrag:

Es war einmal

eine kreativtemperamentvollgenialzitatgebärende Frau, eine poeta nugarum. Die wollte die existenziell-finale Verlegerin für Sacher-Masoch sein. Toller Prospekt: 69 Bände, Halbleder, Schmuck von Balthus, Beardsley, Böcklin. Sagen Sie, was Sie wünschen. Schutzumschläge von Rops? Das ist toll und dreist und irgendwie von Balkack - oder heißt der Balzac? Ich will generös sein, sagte sie jedem, den sie traf, ich sammle alles, was zur Schmerzlust beiträgt.
Moment mal, sagte eine reimende Buchverfasserin, der sie das ebenfalls anbot, dürfte ich mal an eines Ihrer Ohren fassen, an das linke, bitte, ich knicke es nur eine Winzigkeit um. So, ganz sensibel. Nicht wahr? Ich tu dir doch gut?
Und sie tat es auralkundig. Was sehen Sie da?, fragte die Lateinerin und Kulturmitschaffende.
Ich sehe, daß Sie bereits Johann-Georg-Schiller-Preisträgerin sind, sagte die Reimschreibende und ließ das Öhrchen wieder los. Respekt! Was Sie alles wsissen - und welche Schablonen und Regale und Bretter Sie im Köpfchen und vor der Stirn versteckt halten wollen.
Wenn das hinter meinem Ohr steht, werde ich es nie sehen, sagte die femina cogitans de claris viris, und nicht wissen, ob Sie gelogen haben, Frau Reimerin. Aber ich glaube Ihnen devotest. Und sie ging nach Hause, aß und entkleidete sich und legte sich ins bod.de-Bettchen und schlief für immer ein.
Aber:
"Ach!" - da muss ich doch noch mal mich aufmachen! Und den Leutchen erzählen, was mir Goethe gestern schrieb!" Sich anziehen - den vorbereiteten Stapel von Manuskripten und Kopien unter den Arm steckend, sich von der Tür nach draußen schubsen lassen - und - traumhaft flink und fröhlich - den Nachbarn und den Freunden in die E-Briefkasten klemmen, was Goethe ihr geschrieben hatte zur Eröffnung ihres weltbekannten Geschäftes "Coaching! Pardon: Kollegialberatung von Autor/innen":
"Nächst dem Sophokles kenn ich keine Geistschaffende, die mir so lieb wäre. Sie ist durchaus rein, edel, groß und heiter, ihre Anmut ist unerreichbar. Dass wir so wenig von ihr besitzen ist allerdings zu bedauern, allein auch das Wenige ist unschätzbar und für begabte Menschen viel daraus zu lernen."
(Eckermann. 12.05.1825; also eine würdevolle dezidierte Altersweisheit für pubertierende Sechziger und senile Achtzehnjährige. (Ode so ähnlich nach einem NeuWort des Zeitforschers Horx.)


Medea. antwortete am 10.04.03 (13:51):

Hallo Antonio -"War das wirklich einmal?" oder ist das immer noch? Dein Text hat mir ziemliches Vergnügen bereitet und ich frage mich, ob hier Ähnlichkeiten mit noch lebenden und hier im Forum schreibenden Personen zufällig oder gewollt von Dir dargestellt werden? Aber wahrscheinlich geht einfach meine Fantasie mit mir durch, die mich manchmal Dinge sehen läßt, wo gar keine sind :-)
Will mich daher nicht weiter auf's Glatteis begeben :-)


Angelika antwortete am 10.04.03 (14:02):

@Medea: Wohl die ehrlichste Art, seine Bewunderung zu zeigen, was er da schreibt. Wer immer der oder die Glückliche ist - offenbar regt sie/er Antonius auf - in jeder Weise.


WANDA antwortete am 10.04.03 (18:06):

selbst, wenn ich es mit Antonius verderben sollte, ich traue ihm den Antonio nicht zu. Antonio macht mich neugierig, Antonius weniger - oder vielleicht doch zwei Seelen in einer Brust? Auf jeden Fall habe ich diesmal nachgedacht.
Nun, angelika, wenn überhaupt, bist du die Glückliche ;:-) -kann natürlich anstrengend werden :-)
Und vor allem musst. Du dann die Probleme wieder abwägen :-))) Versteh bitte Spass.


Medea. antwortete am 10.04.03 (22:37):

@ Wanda

Mit Deinem Beitrag hast Du mich wiederum auf einen Gedanken gebracht ...
Einfach aufregend :-)
So lyrisch, so romantisch, so minnegleich ...
"Des Dichters Aug', im holden Wahnsinn rollend,
blitzt auf zum Himmel, blitzt zur Erd' hinab".
(Sommernachtstraum)


WANDA antwortete am 11.04.03 (08:52):

Komisch, das hier die meisten STler schweigen.


Angelika antwortete am 11.04.03 (09:33):

@Wanda: Was soll man da auch viel zu sagen? :-)


schorsch antwortete am 11.04.03 (09:35):

Wenn man sich vor Ehrfurcht so stark verbeugt, dass die Nase den Boden berührt, liebe WANDA, wie soll man da noch antworten können! (;--)))))

Spass beiseite. Aber muss man denn auf alles eine Antwort haben? Ich denke, es genügt schon, wenn im ST mal Zwei oder Drei unter sich sind......


DorisW antwortete am 11.04.03 (10:54):

Ich traue dem Antonius nicht nur einen Antonio zu, sondern auch einen Antonium, eine Antonia oder noch ganz Anderes...