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THEMA:   zum Thema

 6 Antwort(en).

Nuxel begann die Diskussion am 10.03.03 (22:18) mit folgendem Beitrag:

Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn?
Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen!
Dort stehn die Prokuristen stolz und kühn
in den Bureaus, als wären es Kasernen.

Dort wachsen unterm Schlips Gefreitenknöpfe.
Und unsichtbare Helme trägt man dort.
Gesichter hat man dort, doch keine Köpfe.
Und wer zu Bett geht, pflanzt sich auch schon fort!

Wenn dort ein Vorgesetzter etwas will
- und es ist sein Beruf etwas zu wollen -
steht der Verstand erst stramm und zweitens still.
Die Augen rechts! Und mit dem Rückgrat rollen!

Die Kinder kommen dort mit kleinen Sporen
und mit gezognem Scheitel auf die Welt.
Dort wird man nicht als Zivilist geboren.
Dort wird befördert, wer die Schnauze hält.

Kennst du das Land? Es könnte glücklich sein.
Es könnte glücklich sein und glücklich machen!
Dort gibt es Äcker, Kohle, Stahl und Stein
und Fleiß und Kraft und andre schöne Sachen.

Selbst Geist und Güte gibt’s dort dann und wann!
Und wahres Heldentum. Doch nicht bei vielen.
Dort steckt ein Kind in jedem zweiten Mann.
Das will mit Bleisoldaten spielen.

Dort reift die Freiheit nicht. Dort bleibt sie grün.
Was man auch baut - es werden stets Kasernen.
Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn?
Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen!

Erich Kästner


schorsch antwortete am 11.03.03 (09:00):

Er hat es erfasst - und es hat heute noch seine Gültigkeit - aber nicht nur dort, wo er geboren wurde - denn dieses Land ist überall!


Antonius antwortete am 11.03.03 (10:41):

Kästner schrieb das satirische Lied - auch gerade mit den Anklängen an die Klassik Goethes - schon 1927; ab 1933 war das natürlich nicht mehr öffentlich zu verbreiten.

Aber heute ist es ein geistiger Baustein für die Friedensideen in ganz Europa, dass es nicht mehr möglich ist, Länder - und auch gerade noch unterentwickelte und nicht mit Atom-Waffen drohende - zu überfallen - aus kolonial-plutokratischen Ansprüchen, die als "demokratisch" verbreitet werden...
Saddam muss natürlich verschwinden; aber fast alle arabischen Staaten können darin mitwirken.


schorsch antwortete am 11.03.03 (15:33):

Leider herrscht in den arabischen Ländern der Fatalismus. Jeder denkt: "So lange Saddam mir persönlich nix tut, so lange mache ich mir keine Gedanken darüber, ob er seine Raketen auf meinen Nachbarn schiesst!"


angelika antwortete am 11.03.03 (16:22):

schorsch, woher weisst du das? ...
ich lese anderes in englisch sprachigen foren, in denen araber ihre meinung kundtun ...


Medea. antwortete am 11.03.03 (17:07):

@ Angelika:

W a s schreiben denn Araber über Saddam? Wünschen sie ihn auch zum Teufel, sehnen sie einen Machtwechsel an der Spitze des Iraks herbei, wie sieht denn die praktische Unterstützung dieser Araber für oder gegen Saddam aus?
Das würde mich schon interessieren. Kannst du mir/uns da eine Auskunft geben?

Grüße von Medea.


schorsch antwortete am 12.03.03 (08:54):

Ich kann leider nicht Englisch, liebe Angelika. Aber vielleicht könntest Du den einen oder anderen von Arabern geschriebenen Artikel hier übersetzen?