Archivübersicht
| Impressum
THEMA: Reiner Kunze - Gedichtinterpretation
4 Antwort(en).
Julia
begann die Diskussion am 22.02.03 (22:20) mit folgendem Beitrag:
Ich suche ganz dringend eine Interpretation zu dem Gedicht "Möglichkeit, einen Sinn zu finden" von Reiner Kunze. Es wäre schön, wenn mir jemand weiterhelfen könnte, der sich schon mal damit beschäftigt hat.
|
Marianne
antwortete am 23.02.03 (11:44):
Liebe Wilde Rose !
Wer sich mit Texten beschäftigt, die dabei helfen sollen, Sinn zu finden, muss sich selbst bemühen, den Sinn zu finden.
Das hätte Dir Rainer Kunze so -- wahrscheinlich vornehmer ausgedrückt - möglicher Weise zur Antwort gegeben.
So verweise ich zum Nachstudium auf das " Kinderbuch " von ihm: "Der Löwe Leopold" Verlag Fischer Fischer 153
|
Julia
antwortete am 24.02.03 (18:31):
Liebe Marianne,
du hast schon recht, es ist auch nicht so, dass ich mich nicht damit auseinandergesetzt hätte. Die Texte von Reiner Kunze sind sehr, sehr schwer zu verstehen, weil sie zum einen äußerst knapp gehalten sind, zum anderen voll von Metaphern sind. Deswegen würde ich mich freuen, zu erfahren, wie andere über dieses Gedicht denken, um dies mit meinen eigenen Deutungsversuchen vergleichen zu können. Für alle, denen das Gedicht nicht geläufig ist, habe ich es im folgenden aufgeschrieben:
Möglichkeit, einen Sinn zu finden
Durch die risse des glaubens schimmert das nichts
Doch schon der kiesel nimmt die wärme an der hand
(Reiner Kunze)
|
sofia204
antwortete am 24.02.03 (18:57):
beim lesen ging es etwa so vor in mir:
Die Entfernung vom Glauben zum Nichts entspricht der Entfernung der jetzt warmen Hand zum Kieselalter und verbindet vier Fernen
|
Marianne
antwortete am 24.02.03 (20:32):
Die einzige Metapher dieses Gedichtes ist: die Risse des Glaubens
das ist doch leicht zu verstehen:
reiner Glaube , von Zweifel nicht geplagt, gibt dem Gläubigen das Sein und die Geborgenheit
fängt der Zweifel an - beginnt das Nichts der Mensch wird in die nackte Existenz geworfen doch der dieser Behauptung ( These) entgegengestellte ( antithetische) zweite Teil hebt dann die Aussage des ersten Teiles wieder auf ganz im realen Bild wird festgestellt, dass Kiesel - assoziiert mit Stein, Kälte, Herzlosigkeit: kurz mit Eigenschaften, unter denen wir uns das Nichts vorstellen, auch warm werden kann-
eben, wenn die Wärme der Hand - wieder ein einfaches Bild - ihn berührt.
ergo:
Auflösungspunkt ist dieses einfache Bild
was verstehst Du, Julia, darunter.
Ganz möchte ich Dir die Arbeit nicht abnehmen, denn nur meine Liebe zu Kunzetexten und meine Eitelkeit, zeigen zu wollen, , dass ich lesen kann, haben mich provoziert, Dir zu antworten.
Ich könnte noch viel mehr schreiben, fände es aber fairer und meinen Verdacht, dass Du eine Schülerin bist, die sich einen guten Tag mithilfe von uns alten" Affen" machen will ausräumender, wenn Du uns jetzt mal Deine Überlegungen mitteilen würdest.
Dann können wir ja weiter diskutieren.
|
|