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THEMA: Ein Herz für Tiere
10 Antwort(en).
Katahrina
begann die Diskussion am 20.02.03 (09:27) mit folgendem Beitrag:
Eure Meinungen würden mich interessieren!
lg Katharina
Schade, dass ich kein Herz für Tiere habe, sonst wäre ich kilometerweit offen für den kleinen Tierschützer, der mir da gegenübersitzt, und das Layout für diese idiotische Zeitschrift wäre mir auch sicher. Ein Mal pro Monat und das fix! Der kleine Tierschützer hängt verloren in seiner Hose, der viel zu große Pullover scheint aus Zufall gerade auf ihn gefallen zu sein. Es ist Entdeckerlust, die sich da regt in mir, auspacken möchte ihn und betten und zur Ansicht freigeben und so weiter, aber da ist diese Alte neben ihm, die ihn bewacht. Bewacht bis in seine Gedanken hinein, er kriegt noch nicht einmal seine Augen richtig in die Höhe. Ein Trauerspiel und ein Unweib. Schwarze Haare. Klar. Und Feuerwaffenaugen. Baghira, aber ohne Eleganz. Das Weib blättert ein Photo nach dem anderen auf den Tisch, mir reichte schon ein einziges. Ein Photo nur von einem bis auf die Rippen abgemagerten Ross in den Händen von einer, die eine monatlich erscheinende Tierschützerzeitschrift herausgibt, und schon sprudelte es aus mir heraus: Furchtbar! Entsetzlich! Da muss man ja wirklich etwas unternehmen! Unglaublich, unfassbar! Schließlich bin ich nicht erst seit heute im Geschäft. Ich kann aber auch den professionellen Blick und auch die professionellen Finger: ein Photo nach dem anderen geht durch meine Hände, ohne die geringste Abweichung. Ich bin durch und durch professionell, sonst können sie sich ihre depperte Zeitung ja gleich selber machen und das wollen wir ja nicht. Ein Fall für den Pferdefleischhauer? Pferdeleberkäs? Pferdegulasch, ziemlich flaxig? Reiß dich zusammen, Madame. Nach dem Ross-Skandal verspielte Kätzchen, unbeholfene Welpen, zittrige Fohlen, das hab' ich alles schon gemacht. Klein die Bildunterschriften, kein Problem. Aber besser nur eine Schriftart, glauben Sie mir, man kann ja verschieden Typen verwenden. Schauen Sie, da gibt es immer noch genug Möglichkeiten. Die Bilder groß, natürlich. Klar. Da bin ich hundertprozentig Ihrer Meinung, da haben Sie vollkommen Recht. Das Weib steckt sein Flammenschwert ein. Ich atme auf. Das dürfte gut gegangen sein. Noch ein bisschen Betroffenheit geheuchelt - Ist schon ein Wahnsinn, was den Tieren heutzutage alles angetan wird - und wenigstens schlägt der kleine Tierschützer seine Augen wieder einmal auf. Welch jungfräulicher Blick! Bevor ich wieder unprofessionell werde, verabschiede ich mich aufs Verbundenste von der schwarzen Furie. Morgen haben Sie mein Angebot auf dem Tisch, ich mach' das sofort. Natürlich, beim Preis komme ich Ihnen entgegen. Es geht ja um eine gute Sache und ich weiß ja schließlich, wovon Sie reden, ich hab' ja auch eine Katze. Schon seit Jahren. Das ist natürlich gelogen, weil ich keine Katze, sondern eine Katzenhaarallergie habe. Ich muss nur zehn Minuten in einem Zimmer mit so einem Vieh sein, da rinnen mir schon die Augen. Und das ist nur der Anfang. Am Ende krieg ich dann keine Luft mehr, weswegen ich nie ohne Asthmaspray bin. Ein Vergnügen ist das wirklich nicht, nein, das ist wirklich kein Vergnügen. Dass ich Minka aus dem Tierheim geholt habe, dass sie damals nur ein jämmerliches Bündel mit Durchfall war, das mir eine Woche lang die ganze Wohnung verschissen hat. Dass sie, zweijährig, plötzlich Krämpfe bekommen hat und mein Bettlaken voller Blut war, als ich sie hochhob, dass es dann aber doch nicht DCM gewesen ist, sondern dass sie Epileptikerin ist und sich während ihrer Anfälle regelmäßig blutig beißt, wenn ich ihr die Entkrampfungszäpfchen nicht gebe, das sage ich nicht. Man darf nicht übertreiben, wenn man glaubhaft sein will. Ich begnüge mich also mit einem kleinen warmen Lächeln, wie es den Tierliebhaber auszeichnet, der kleine Tierschützer lächelt zurück, erleichtert, oder bilde ich mir das nur ein, die Furie lächelt Dispens.
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sofia204
antwortete am 20.02.03 (11:25):
Diese Art "existentielle" Lebenshaltung läßt den Körper doch immerhin noch träumen, - und in animalischer Weisheit bedankt er sich mit Allergie.
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Marianne
antwortete am 20.02.03 (11:44):
Ich lese diesen Text als (satirische) Anklage einer Art von Tierliebe, die ich nicht teile. Man/frau kann eben aus allem ein Geschäft machen - auch aus Tierliebe. Und das sogar völlig legitim. Wobei ich dem Icherzähler/ der Icherzählerin dieses Textes eine zweibödige Tierliebe durchaus als rechtmäßig zubillige: die eine, herzlich private, die hervorgeht aus der Aufzählung der Mühen, die er/ sie sich mit dem kranken Kätzchen gemacht hat, die andere, berufsmäßig ( geheuchelte), die ihm/ ihr schließlich das Brot zum Leben bringt. Und gelernt hat ja er/ sie das Journalistenhandwerk.
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Nuxel
antwortete am 20.02.03 (16:02):
...und mir gefällt die ganze Geschichte nicht!
zunächst zum Praktischen:
wenn ich ein krankes Tier aus dem Heim hole und weiss,dass es Durchfall hat,muss es nicht die ganze Wohnung verschmutzen! wenn ich ausserdem weiss,dass es an Epilepsie leidet und vergesse die erforderlichen Medikamente zu geben---bin ich ganz einfach gewissenlos! Wenn ich von einem Kätzchen als :* von so einem Vieh* schreibe,kennzeichne ich mich selber! Da kann ich nur noch sagen: die Allergie kann gar nicht schlimm genug sein.....
eine Frage: warum holt man sich eine Katze,wenn die Allergie bekannt ist?
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Marianne
antwortete am 20.02.03 (16:46):
Liebe Nuxel, Du vergisst, scheinbar, dass dieser Text ein fiktiver Text ist, also beim Lesen die Textwirklichkeit nicht in unsere Realwelt geholt werden darf.Diese ist nur Stofflieferantin für anders geartete Überlegungen. Diesen versuchten ich- und ich glaube - auch Sophia auf die Spur zu kommen. Im Praktischen magst Du Recht haben, allerdings ließe sich - jetzt begebe ich mich auch auf die Realebene - ja auch denken, dass die Katzenhaarallergie erst aufgetreten ist, nachdem der/ die Besitzer/In das Tier schon besaß.So ist das jedenfalls bei meinen Medikamentenallergien. Die Unverträglichkeit stellt sich erst nach der Einnahme ein.
Aber so ist ein fiktiver Text eben nicht zu lesen. Er ist interpretierbedürftig - eben, weil er vielschichtig ist.
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katharina
antwortete am 20.02.03 (17:24):
vielen dank für eure rückmeldungen, sophia 204 für deine sensiblen überlegungen, marianne für dein genaues (und beherztes) aufnehmen der ich-erzählerin, nuxel für deine entrüstung.
klar, dass diese ich-erzählerin nicht "katharina" ist, sie hat anteile von mir und auch von anderen menschen, die ich kenne. ich suche mir zusammen, was ich für meine figuren brauche. die katzenkrankheitsgeschichte ist aber zum beispiel wahr, in wirklichkeit wurde sie jedoch von einer freundin von mir erlebt. in meiner erzählung stellt sich jedoch heraus, dass minka der mutter der erzählerin gehört:
In Wirklichkeit gehört Minka meiner Mutter. Kaum dass sie meinen Vater mit ihrer Lieblosigkeit unter die Erde gebracht hat, legte sie sich diese Katze zu und vergöttert sie jetzt mit der Inbrunst einer wahrhaft Liebenden. Wenn sie mich umarmt - zum Beispiel weil ich ihr einen Blumenstrauß zum Muttertag bringe -, betätschelt sie meinen Rücken, dass sich mir direkt die Haare aufstellen. Manchmal, wenn ich einen schlechten Tag habe, fauche ich sie an, kaum dass sie ihre Finger krümmt, um mich zu kraulen, und dann ist sie beleidigt. Sie setzt sich die vollgefressene Katze auf den Schoß, schabt ihr fast das Fell vom Leib und würdigt mich keines Blickes. Den ich zu diesem Zeitpunkt aber eh nicht mehr erkennen könnte, weil meine Augen von den tausenden Katzenhaaren schon angeätzt sind. Weil ich meine Augen da schon längst geschlossen habe und an meinem Inhalator hänge wie ein Baby an der Milchflasche. Trotzdem habe ich mich nicht entblödet, ihr zum letzten Geburtstag ein Medaillon zu schenken, in das ich ein Minka-Miniphoto hineinpraktiziert hatte. Man hat ja nur eine Mutter und das umso mehr, wenn sie den Vater ums Eck gebracht hat. Außerdem liebe ich sie, wie man eine Mutter nur lieben kann.
zur sicherheit: mein vater lebt froh und munter und freut sich, dass ihm meine mutter eine so gute frau ist. :-)
liebe grüße katharina
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sofia204
antwortete am 20.02.03 (18:17):
diese wie auch die Geschichte von den Drei Kindern, hat meinem Gefühl nach den Verrat auf der Verständigungsebene, so als Auftragsarbeit der höheren Lebens/Liebes-energie, die wir überhaupt noch nicht schaffen.
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Nuxel
antwortete am 20.02.03 (19:12):
Katharina
Du tust mir einfach leid! Meinem bisher und hoffentlich auch weiterhin ganz einfachem Normalempfinden ist derartiges Denken und Empfinden fremd,ja fast......ich spreche es lieber nicht aus!
@ Marianne
cum grano salis
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katharina
antwortete am 20.02.03 (19:17):
"und hoffentlich auch weiterhin ganz einfachem Normalempfinden" liebe nuxel, ich glaube, dass du keinerlei ängste haben musst, dass sich daran in zukunft auch nur das geringste ändern wird. :-)
sophia, herzlichen dank. deine kommentare heb ich mir auf! liebe grüße katharina
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Nuxel
antwortete am 20.02.03 (19:18):
KATHARINA
ich bin so einfach NATÜRLICH in meinen Empfindungen und Verhalten,dass ich mich ganz sicher auf meinem Weg bewege und andere begleiten kann!
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EveMarie
antwortete am 08.03.03 (10:11):
Bravo Nuxel, Deine Einstellung gefällt mir EveMarie
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