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THEMA:   Aus Spaß an der Freud (1)

 7 Antwort(en).

Karin E. begann die Diskussion am 16.02.03 (16:05) mit folgendem Beitrag:


Neue Gedanken und Erfahrungen einer Aufschreiberin
(von K.E.)

Gestern nahm ich mir mal wieder einen der Ordner zur Hand, in die alle Gedichte und Geschichten abgeheftet werden, die seit Beginn meiner Schreiberinnen-Karriere entstanden. Ich wunderte mich, wie viele es bereits sind. Nahm diese Geschichte, jenes Gedicht zur Hand und dachte: Ach ja. Erinnerte mich, wie alles begann. Wie ich zum Schreiben kam.

Was ist inzwischen passiert? Bin ich vorangekommen?

Ich selbst kann nicht behaupten, daß ich Fortschritte gemacht habe. Das können nur andere Menschen, die meinen, Ahnung vom Metier zu haben. Oberlehrerhafte Kommentatoren gibt es vielerorts. Sie treten gerne dann in Erscheinung, wenn es etwas zu kritisieren gibt. Ich kann damit umgehen, wenn ich konstruktive Kritik bekomme. Mehrfach hörte ich, ich hätte einen eigenen Schreibstil entwickelt. Bisher klang das nicht negativ.

Im Internet haben sich viele Möglichkeiten ergeben, mein Geschriebenes zu veröffentlichen. Ich ergriff die Chance und reichte Gedichte und Geschichten bei Online-Lesebüchern ein.

Auf mehreren Homepages bekam ich eine Gastautorenseite spendiert. Die Homepagebetreiberinnen mochten meine Geschichten oder Gedichte und fragten, ob sie etwas davon übernehmen dürften. Sie durften. Eine hübsche Seite wurde erstellt, meine Gedichte oder Geschichten hinein gesetzt. Stolz kann ich mir diese Seiten ansehen und hoffen, daß sich Besucher dorthin verirren, denn es gibt sogar ein Gästebuch, in dem Besucher einen Gruß hinterlassen können. Viel Resonanz ergibt sich allerdings auf diesen Gastseiten nicht.

Im Laufe der Zeit bekam ich Mut und schickte jeweils eine Kinder-Geschichte an mehrere Kinderbuch-Verlage. Es dauerte lange, bis ich Antwort bekam, das wußte ich jedoch von Mitschreibern. Zwar hatte ich keine hohe Erwartung, daß meine Geschichten genommen werden könnten, aber doch Hoffnung. Inzwischen sind alle Antworten eingetroffen, jedes Mal Absagen.

Wenn die Nachricht eines Verlages im Briefkasten oder in der Mailbox war, klopfte mein Herz. Hoffnung stirbt zuletzt, sagt man. Auch bei mir. Denn die Argumente, die zur Ablehnung meiner Kinder-Geschichten führten, machten mich traurig.

Insgesamt hatte ich fünf Manuskripte verschickt. Dreimal hieß es lapidar: Meine Geschichte passe nicht ins Verlagskonzept. Dreimal stand in der Nachricht haargenau der gleiche Satz. Zum Trost gab's den Nachsatz, ich solle mich nicht entmutigen lassen. Die Absage hätte (angeblich) nichts mit der Qualität meiner Geschichten zu tun.

Der nächste Verlag ließ ausrichten, meine eingereichte Kinder-Geschichte sei nicht schlecht, aber ein wenig altbacken. Über das Wort denke ich heute noch nach.

Bei einem großen Verlag hatte ich mich mit einer Kinder-Geschichte an einem Wettbewerb zum Thema: "Geschichten zum Vorlesen" beteiligt. In der Jury saßen bekannte Schriftsteller. Obwohl ich mir keine Chance ausrechnete, reichte ich mein Manuskript ein. Die Antwort ließ sehr lange auf sich warten. Bei dieser Absage hieß der Grund "zu viel heile Welt", wir bedauern, blablabla. Schade!

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Karin E. antwortete am 16.02.03 (16:06):

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Nun gut. Weitere Sachen werde ich (vorerst) nicht versenden. Ich wußte, es würde nicht leicht sein, meine Manuskripte bei Verlagen unterzubringen, gebe aber zu, die Begründungen enttäuschten mich doch. Jedes Mal zweifelte ich erneut an meiner "schriftstellerischen" Fähigkeit, da ich mich nicht unbedingt zu den selbstbewußten Menschen zähle.

Aus dem Tief dieser Ablehnungen kam ich allerdings wieder heraus. Mein Mann tröstete mich mit den netten Worten: "Dann haben sie's auch gar nicht verdient, Deine Sachen zu veröffentlichen". Genau so sehe ich es. Im Moment.

Trotzdem bleibt mein Traum von einem eigenen Buch. Ein gebundenes Buch, in dem meine Kinder-Geschichten zu lesen sind. Dieses Ziel verfolge ich inzwischen konkret. Ich werde nicht warten, bis ein Verlag auf meine Geschichten aufmerksam wird und mir ein Angebot zur Veröffentlichung macht. Meine Wunschvorstellung ist, zu einer Buchdruckerei zu gehen, meine Ideen dort zu besprechen, so daß ich mein Buch auf eigene Kosten drucken und binden lassen werde.

Ebenfalls gibt es die Möglichkeit der "books on demand". Viel ist darüber im Internet zu lesen. Man schließt mit den Verlagen lange Verträge ab, es entstehen nicht unerhebliche Kosten, und die Qualität der gedruckten Bücher läßt meiner Meinung nach zu wünschen übrig. Für Werbung und Vertrieb ist man selbst verantwortlich. Das ist nicht meine Vorstellung eines eigenen Buches. Andere mögen es anders sehen.

Wenn ich auf eigene Kosten bei dem Buchdrucker meiner Wahl das Buch herstellen lasse, wird es letztendlich so, wie ich es mir vorstelle. Meine Familie und Bekannten bekämen dieses Buch von mir geschenkt, bzw. wären evtl. bereit, mir eines abzukaufen.

Ich träume weiter, bis ich eines Tages einen Buchdrucker aufsuchen werde.

Gedichte schreibe ich beinah täglich, wie gehabt. Es ist mein größtes Hobby. Daß je welche veröffentlicht werden, habe ich mir abgeschminkt, da es an einschlägigen Stellen heißt, an Lyrik und anderen Gedichten sei wenig Interesse in Verlagen vorhanden. Es sei denn, der Name der Schreiberin/des Schreibers ist bereits bekannt.

In die Reihe kann ich mich nicht einreihen, werde es auch sicherlich nie. Niemals habe ich geglaubt, mich mit bekannten Namen auf eine Stufe stellen zu können. Nie wollte ich - wie ich es nenne - eine "Frau Goethe" werden.

Im Internet bekomme ich zu veröffentlichten Gedichten unterschiedliche Resonanz. Von "sehr gut", "nachvollziehbar" bis zu der Frage, ob meine Gedichte überhaupt Gedichte oder Lyrik genannt werden können.

Die Gemüter an der Front der Lyriker/innen und sonstiger Gedichtschreiber/innen sind teilweise arg erhitzt. Ich nannte mich von Anfang an "Aufschreiberin". Mein Geschriebenes reflektiert häufig mein Leben, ich gebe ihm nur Form. Fantasie läßt den Stift allerdings auch führen, besonders bei Kinder-Reimen.

Vor kurzem zweifelte ein weiterer Wichtigtuer an, ob man die Art meiner (wie auch anderer) Gedichte überhaupt unter "Literatur und Kunst" einreihen könne. Kunst kommt von Können, liest man immer wieder. Ich möchte bei einem M.R-R nicht vorstellig werden, bemühe mich aber, richtiges Deutsch und nach meinem Wissen gute Satzstellung zu verwenden.
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Karin E. antwortete am 16.02.03 (16:07):

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Der Ausspruch eines "Oberlehrers", den ich auch zu hören bekam, hatte mich allerdings doch arg geschockt: Handwerk müsse man erlernen. Es war wie eine Ohrfeige, die mich überlegen ließ, das Schreiben aufzugeben. Ich tat's nicht, denn es ist die Meinung eines Einzelnen.

Seine Aussage brachte mich allerdings zum Nachdenken, was mein "Fachwissen" angeht. In der Schule war ich im Deutschunterricht durchweg gut. Als ich noch berufstätig war, hatte ich als Sekretärin täglich zu schreiben. Beides bietet meiner Meinung nach eine gute Grundvoraussetzung für das Hobby Schreiben.

Dennoch meldete ich mich bei einem Online-Schreibkursus an. Dieser jedoch war überbelegt, so daß ich eine Absage erhielt. Zu einem späteren Zeitpunkt kann ich mich erneut bewerben. Wenn ich überhaupt möchte.

Auch habe ich mir einige Bücher zum Thema "Kreatives Schreiben" gekauft. Habe mich zu den Vorschriften der Bücher belesen, versuche sie umzusetzen.

Es gibt andere Leser/innen, die sich an meinen Gedichten oder Geschichten erfreuen, mir immer wieder Mut zum Dabeibleiben machen. Teilweise werden einzelne meiner Gedichte von mir fremden Mailkontaktpersonen ins Internet gesetzt, weil sie ihnen gefallen. Manchmal erhalte ich daraufhin positive Resonanz. Die wiederum gibt mir erneuten Mut, weiter zu schreiben.

Das Schreiben macht mir sehr viel Spaß. Weiterhin. Ich könnte mir mein Leben heute nicht mehr ohne dieses Hobby vorstellen.

Gedichte schreibe ich weiterhin nach meinem Gefühl, das den Stift lenkt. Die Gedanken fließen aufs Papier, werden dadurch verarbeitet. Ich notiere negative wie positive Erlebnisse, mal gereimt, mal ungereimt.

Bei Kinder-Geschichten habe ich Pause. Ich bin aber fest davon überzeugt, daß es eines Tages eine weitere geben wird.

Dieses sind meine Gedanken und Erfahrungen, die ich durch Veröffentlichungen gemacht habe. Ich schraube meine Ansprüche ein wenig zurück, werde aber weiter schreiben. Wie ich vor längerer Zeit in einem Gedicht schrieb:

Es muß niemandem gefallen, was ich schreibe.

Eines aber weiß ich: Ich schreibe aus Spaß an der Freud.

Diese Freude aber lasse ich mir nicht nehmen. Von niemandem .......



***** E N D E *****


Medea. antwortete am 16.02.03 (18:03):

Liebe Karin,

Du sagst, daß Du aus Spaß an der Freude schreibst und Dir diese Freude auch von niemandem nehmen läßt und daß das Schreiben ein Hobby von Dir geworden ist - dann ist das so auch in Ordnung. Vielen Menschen gefallen Deine Geschichten und Gedichte, auch das ist eine schöne Bestätigung für Dein Selbst.
Ein wenig schwieriger wird es, wenn Du Verlage dafür begeistern möchtest, das eine oder andere Kinderbuch zu verlegen, da stößt Du an Grenzen welcher Art auch immer.
Du scheinst aber jetzt einen für Dich passablen Weg gefunden zu haben. Dann gehe ihn ohne Einschränkung.

Nun zum "Oberlehrer" - dessen Ausspruch ich so ohne weiteres gar nicht als oberlehrerhaft empfinde, sagt er doch lediglich die altbekannte Weisheit, daß man sein Handwerk erlernen müsse... In der Aussage in sich zweifelsfrei stimmig - aber deshalb mußt Du sie ja Dir nicht zu eigen machen. Das "Handwerk Schreiben" ist die eine Sache, Dein "Spaß an der Freud" die andere. Und den wirst Du Dir doch wohl nicht nehmen lassen.

Medea.


schorsch antwortete am 17.02.03 (11:01):

Den lapidaren Spruch "...passt leider nicht in unser Verlagkonzept..." kenne auch ich. Mit der Zeit merkte ich, dass das offenbar ein Satzbaustein ist im Verlagswesen, den man - ohne das Manuskript gelesen zu haben! - mittels der F3-Taste hinschreiben kann. Glücklich wer wenigstens noch seine Manus zurück bekommt!
Verlage - so habe ich inzwischen auch merken müssen - haben ihre "Haus-eigenen" Autoren, mit denen sie schon lange zusammenarbeiten und die dem Verlag einen einigermassen funktionierenden Absatz garantieren. Stirbt dann mal einer dieser Koriphäen, dann greift man auf eine immens lange Liste von jungen AutorInnen (am liebsten weibliche) zurück. Das ist aus der Sicht der Verleger sinnvoll. Denn welcher Verleger will schon riskieren, dass ein Autor, kaum bekannt, schon wieder infolge Todesfalle abgeschrieben werden muss.....?


sofia204 antwortete am 17.02.03 (13:25):

liebe Karin,
obwohl das Schreiben gut für die Gesundheit ist,
muß nicht jeder Schreibweg gleich auf die Autobahn münden,
um das schöpferische Original in Massenware zu verwandeln. Das Ansehen einer Blume im Hochgebirge ist manchmal nur wenigen Menschen vergönnt :-)


Marianne antwortete am 17.02.03 (23:34):

Karin, Spaß an der Freud ist die Grundvoraussetzung für jedes Schreiben - denke ich mal. Und die solltest Du Dir selbst nicht nehmen.
Was ich Dir jetzt sage, wirst Du ja wissen, aber es gibt auch so Literaturforen - ich glaube, boardy.de Blaues Literaturforum ist so eines, in dem Schreibende ihre Texte veröffentlichen und diese dann gegenseitig besprechen. Ich habe einmal reingeschaut. Da geht es auch oft sehr hart zu, aber da sich alle in der gleichen Lage befinden - Schreiber und Leser sind- empfinden sich die Leute dort nicht so als oberlehrerhaft. Stichwort: Kritisieren und kritisiert werden -- und das am Text.

Vielleicht habe ich Dir ein wenig geholfen, weiter Spaß an der Freud zu haben und gleichzeitig etwas zu lernen. Von Schreibseminaren halte ich nicht so viel. Stell Dir mal vor, alle schreiben dann im gleichen Stil.Schreckliche Vorstellung!


schorsch antwortete am 18.02.03 (09:05):

Schreiben befreit - aber man sollte nicht in Versuchung kommen, ES dann auch noch in Buchform zu sehen! Denn dann kann aus der scheinbaren Befreiung ganz schnell ein Frust entstehen, der zu Magengeschwüren führt!
Deshalb mein Tipp: Veröffentlichen soll nur anstreben, wer eine dicke Haut und ein strapazierfähiges Nervenkostüm hat!